Lost Souls von Selma ================================================================================ Kapitel 31: Notruf ------------------ Kaum, das sie den Hyperraum verlassen hatten, schritten auch schon unzählige Alarmsirenen im Cockpit los und Selena keuchte auf. „Schei…“ Sie kam gar nicht dazu, das Wort zu vollenden, denn ihre Finger sausten schon über das Tastenfeld und umklammerten dann zwei Steuersticks, die aus den Lehnen ihres Sessels gefahren waren. „Nicht gut, gar nicht gut. Wir sind zu nah…“ fluchte sie und riss beide Hebel nach links. Zetas Hände fuhren an die Schubhebel und schoben sie allesamt nach vorne. „Volle Energie auf die Triebwerke, Auslastung des Antimaterie-Reaktors auf 100%! Schilde runterfahren, Schildenergie verwenden um Extra-Boost zu aktivieren!“ befahl Zeta dem Schiff, welches die Befehle auch sogleich ausführte. Auch wenn das wieder einiges an Mana kostete. Ein Rucken ging durch das Schiff, trotz des starken Ausgleich-Moduls, da selbst von diesem Energie abgezweigt wurde. Sie schafften es grade so, aus dem Anziehungsbereich des schwarzen Loches zu entkommen. „Lost Soul, Gravitations-Radar auf den Schirm.“ schnaufte Zeta und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Das Radar lieferte keine sehr schönen Angaben. Sie waren grade knapp zwei schwarzen Löchern entkommen, die sich fusioniert hatten. Und auch sonst waren unheimlich viele Löcher in näherer Umgebung zu sehen. „Ich hab das dumme Gefühl, wir sind mitten in einer toten Galaxie gelandet. So viele schwarze Löcher, das ist doch nicht normal.“ – „Jup,“ Selena biß sich auf die Lippen und suchte mit den Augen einen halbwegs sicheren Korridor. „Verdammt, hier kann es doch keinen Planeten geben, der würde doch sofort von den Gravitationsfeldern der Löcher auseinander gerissen werden. Kira klammerte sich an Alpha fest, als die Erschütterungen begannen. Das Schiff zog auch seine Energie aus den Trägheitsdämpfern, wodurch Alpha etwas über das Deck schlidderte, bevor er seine Krallen in den metallenen Boden trieb. Hier hörten sie das schwere Wummern des Anti-Materie-Wandlers umso deutlicher. Das ganze Deck schien zu vibrieren. *Geh nach vorne, die brauchen dich dort sicher.* Kira schüttelte den Kopf doch Alpha schubste sie mit sanftem Nachdruck von sich. *Hier kannst du ihnen und mir auch nicht helfen. Geh jetzt. Bitte.* „Solange wir uns nicht bewegen und die schwarzen Löcher sich nicht dazu entschließen sich aufeinander zu zu bewegen, sind wir für den Moment zumindest sicher. Trotzdem sollten wir genug Energie für einen Hyperraumsprung zurück in ein Randsystem der Milchstraße haben.“ Zeta schaltete die Schiffsschilde wieder ein. Zwischen den Gravitationsfeldern konnten Gesteinsbrocken mit sehr hoher Geschwindigkeit unterwegs sein, und die würden das Schiff ohne Schilde zerfetzen. Zeta wusste, das hier wohl wirklich kein Planet existieren konnte. Trotzdem schaltete er die Scanner ein. Zuerst geschah überhaupt nichts, doch dann blinkte einer der Scanner auf. Ausgerechnet der für Funksignale. Doch ziemlich verzerrt. „Selena, kannst du die Nachricht von den Störungen befreien?“ – „Die Signale sind zerstückelt.“ Sie beugte sich wieder über ihre Konsole. „Merkwürdig. Es wird eine Weile dauern, aber das Signal scheint ein schwarzes Loch in der Nähe zu haben oder wird einfach durch die ganze Ansammlung gebremst. Der Text ist ziemlich langsam. Ich muss erst etwas zwischenspeichern, damit ich etwas habe, was ich wieder in unsere Geschwindigkeit versetzen kann und wir etwas Verständliches zu hören bekommen.“ In diesem Moment ging die Tür auf, und Kira betrat das Cockpit wieder. Sie wirkte blass und angespannt. Ohne ein Wort zu verlieren ging sie zu ihrem Platz und ließ sich hineinfallen. Mit erfahrenem Blick verschaffte sie sich einen schnellen Überblick und kniff die Augen zusammen. Ihr gefiel nicht, was sie sah. Ein paar endlos scheinende Minuten verstrichen, bis das Signal endlich klar genug war. „S…O…S…“ knisterte es aus dem Com. Und dahinter war eine Abfolge von leisen Piepsern zu vernehmen. Der Code der Weltraumpiraten. „Event Horizon 4… S…O…S…“ wiederholte sich die Nachricht. „Sieht ganz nach einer Dauerschleife aus. Wir sollten vorbeischauen.“ Zeta rief die Ortung auf den Schirm. Die Koordinaten waren recht gut erreichbar, sie lagen in einem der Bereiche, die sicher waren. „Kommen wir dort hin, ohne eingesaugt zu werden?“ fragte Zeta an Selena gewand. Selena betrachtete die Daten und kleine Sorgenfalten bildeten sich auf ihrer Stirn. „Wir kommen ein paar mal recht dicht an schwarzen Löchern vorbei, aber solange wir deren Ereignishorizonten nicht zu nahe kommen, sollte es möglich sein, uns da durch zu bringen. Wird aber ein ganz schönes Stück Arbeit.“ Sie blickte zu Kira. „Wie geht es Alpha?“ Ihre Stimme klang dünner, als sie diese Worte aussprach und es steckte auch ein Hauch Nervosität darin. Unwillkürlich versteifte sich die Angesprochene in ihrem Sitz und bereute die Entscheidung doch wieder ins Cockpit gekommen zu sein. Sie hätte hinten bei Alpha bleiben sollen, dann wären ihr solche lästigen Fragen erspart geblieben. „Ihm geht es … den Umständen entsprechend … gut,“ presste sie stattdessen hervor und aktivierte die Zielvorrichtungen der Lost Soul um ein paar herumfliegende Asteroiden in kosmischen Staub zu verwandeln. Es war vielleicht besser, dass sie sich so abreagierte, als anders. Auch wenn sie sich äußerlich kühl gab, hatte sie in ihrem Inneren Angst. Angst vor dem, was kommen würde, wenn es an der Zeit war, Abschied von Alpha zu nehmen und damit wohl auch von dem Rest der Welt. Zeta startete die Antriebe und flog die Route, die Selena einprogrammiert hatte, nach. Nach einer halben Stunde, in der drückende Stille im Cockpit herrschte, war das Schiff in Sichtreichweite. Das Raumschiff war in einem erbärmlichen Zustand. Die Außenhülle war nach den Scans zwar intakt, aber die Schilde nur sehr schwach. Die konnten kleinere Gesteinsbrocken abhalten, jeder größere Asteroid würde dieses Raumschiff ein für alle mal zu Schrott machen. Es war von der Größe her zwar nur 1/3 des Akram-Raumers, den sie angegriffen hatten, aber dieses Schiff wirkte auf eine groteske Art um ein vielfaches größer und bedrohlicher. Kein einziges Licht war zu sehen, in keinem der Bullaugen regte sich etwas. Nur dank den guten Scannern und den Suchscheinwerfern der Lost Soul konnten sie das Schiff überhaupt erkennen. Auch wenn es ein Schlachtschiff war, man erkannte sofort, dass es ein Piratenschiff war. Die Außenhülle zierte ein Piratenlogo, ein Totenkopf mit einem Blitz dahinter. In roter Schrift stand ‚Event Horizon 4’ auf den beiden Seitenwänden. „Ok… das Schiff ist ziemlich groß. Die Generatoren laufen nur noch auf Sparflamme, sie sind im hinteren Teil des Schiffes. Das Cockpit ist vorne. Wenn wir andocken wollen, müssen wir das im hinteren Bereich des Schiffes. Die Atmosphäre an Bord ist laut den Scans stabil. Bleibt nur die Frage, ob wir an Bord gehen.“ – „Das Ob, erledigt sich ja wohl fast,“ schaltete sich Selena ein. „Ich kann immer Ersatzteile brauchen. Mag zwar sein, dass dieses Schiff relativ viel produzieren kann, aber ich habe lieber etwas auf Lager, wenn es mal zu solch einer Situation kommen sollte, dass genau diese Reproduktionseinheit ihren Dienst einstellt.“ Wieder huschten Selenas Finger über die Konsole. „Wäre doch schade um das gute Duranium und zudem finden wir dort sicherlich noch einige ‚nützliche’ Sachen, die man entweder verkaufen, oder selbst brauchen kann. Hey, immerhin ist es auch ein Piratenraumer, und vom Aussehen her auch schon etwas in die Jahre gekommen, das ist doch eigentlich schon ein Garant für gute Beute.“ Kira blickte nur dumpf auf die Anzeigen. Ihr war es eigentlich relativ herzlich egal, was sie machen würden. Es interessierte Kira nicht wirklich was sie dort auf dem anderen Schiff fanden. Einfach nur alleine mit Alpha zusammen sein, das war derzeit ihr größter Wunsch. Sie war einfach nicht der Typ, der seine letzten Tage in einer wilden Party durchlebte, was beim heutigen Stand der Medizintechnik möglich war. Es gab sogar Firmen, die hatten sich genau auf so etwas spezialisiert. Unter dem Slogan. ‚Feiern bis der Arzt kommt’ boten sie Eventpartys an, die keinen Geldbeutel voll ließen. Als Toter brauchte man doch eh keine Währungseinheiten mehr. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)