Office Mein von elfogadunk (Im Büro) ================================================================================ Kapitel 20: Sonntag ------------------- „Hai Rabba! Wie sehen Sie denn aus?!“, rief Anjali aus, als Rahul triefend nass vor ihrer Tür stand. „Ich bin in den Regen gekommen. Sieht man das nicht?“, gab er etwas gereizt zurück und ließ sich von ihr am Oberarm in die Wohnung ziehen. „Aber es regnet doch schon seit heute Nacht. Haben Sie denn keinen Schirm mitgenommen?“, wollte sie wissen, während sie die Tür hinter ihm schloss. „Ich habe bis jetzt jeden Tag einen Parkplatz direkt vor deinem Haus bekommen. Ich konnte ja nicht ahnen, dass ich ausgerechnet heute nicht so ein Glück haben würde...“, meinte er und versuchte, sich aus seinem tropfend nassem Mantel zu befreien. „Aber wir sind hier in London. Hier sollte man doch wirklich immer einen Schirm dabei haben.“, belehrte sie ihn, fügte aber, noch bevor er etwas erwidern konnte, hinzu: „Sie müssen aus diesen nassen Sachen raus und eine heiße Dusche nehmen, sonst haben Sie im Nu eine Grippe am Hals.“ „Liebend gern. Aber nur wenn du mich unter die Dusche begleitest.“, gab er grinsend zurück und versuchte, sie an der Hüfte zu greifen und sie näher an sich heran zu ziehen. Sie war jedoch schneller und wich seiner Hand aus. „Lassen Sie die blöden Scherze und gehen Sie lieber ins Bad. Ich hole Ihnen ein Handtuch und ein paar trockene Sachen.“ Mit diesen Worten schob sie ihn humpelnd Richtung Badezimmer. „Das war aber kein Scherz!“, war das Letzte, was sie von ihm hörte, bevor sie die Tür hinter ihm schloss und in ihr Schlafzimmer ging, um ein Handtuch und ein altes T-Shirt und eine Jogginghose, die ihr ihr Vater bei ihrem Umzug zum Malern überlassen hatte, zu holen. Während sie anschließend Tee kochte und den Frühstückstisch deckte, hörte sie das durch die Wand gedämpfte Rauschen der Dusche und ihr wurde bewusst, dass Rahul sich gerade nackt in ihrer Wohnung aufhielt. Sie wusste nicht, warum, doch allein die Vorstellung davon reichte, um ihren Puls zu beschleunigen. Sie war gerade damit beschäftigt, ihre ihr unanständig erscheinenden Gedanken wieder aus ihrem Kopf herauszubekommen, als plötzlich die Badtür geöffnet wurde und ein tropfend nasser Rahul herausschaute. „Anjali, wolltest du mir nicht ein Handtuch und ein paar trockene Sachen geben?“, erkundigte er sich. „Ich meine, ich kann auch gern nackt hier herum laufen, wenn du unbedingt willst...“ Anjalis Augen weiteten sich, als er Anstalten machte, hinter der Tür hervor zu treten. Eilig griff sie nach den Sachen und warf sie ihm entgegen. Grinsend fing er sie auf und meinte: „Hätte mich auch gewundert...“ Damit verschwand er wieder im Bad und ließ Anjali mit pochendem Herzen und roten Wangen zurück. Sie hatte nicht viel gesehen, doch das, was sie gesehen hatte, reichte, um sich den Rest denken zu können. Sein muskulöser Oberkörper und seine schmale Taille... Diesen durchtrainierten Körper hätte sie unter seinen Designeranzügen gar nicht vermutet – nicht, dass sie jemals darüber nachgedacht hätte... Sie hatte sich gerade wieder halbwegs beruhigt, als Rahul erneut aus dem Badezimmer kam. Die Sachen, die Anjali ihm gegeben hatte, waren ihm ein paar Nummern zu groß, sodass das T-Shirt den oberen Teil seiner Brust offenbarte und die Hose nur umgekrempelt seiner Beinlänge entsprach. Sein Haar war noch etwas feucht und sah so ganz ohne das Gel, das er normalerweise benutzte, beinahe flauschig aus. „Wem auch immer diese Sachen gehören, muss ein bäriger Mann sein…“, stellte er fest und zupfte an seinen Sachen herum. „Die gehören meinem Vater. Sie sehen also, mit was für einem Mann Sie es zu tun bekommen, wenn Sie mir gegen meinen Willen zu nahe kommen...!“, entgegnete Anjali und wendete sich von ihm ab, um ihn nicht weiter ansehen zu müssen und so zu tun, als ob sie das Frühstück weiter vorbereitete. „Nicht mehr lange und du wirst es wollen...“, hauchte er in ihr Ohr, nachdem er unerwartet schnell hinter sie getreten war. Sein Atem streifte ihre Haut und ließ sie unwillkürlich erschaudern. „Träumen Sie ruhig weiter.“, gab sie nicht einmal ansatzweise so bissig zurück, wie sie eigentlich gewollt hatte. Um ihre Unsicherheit zu überspielen, drückte sie ihm eine Tasse Tee in die Hand. „Und jetzt trinken Sie das. Sonst erkälten Sie sich wirklich noch.“ Nach dem Frühstück – bei dem Anjali es tunlichst vermieden hatte, Rahul anzusehen – machte sich Rahul denn auch gleich an die Arbeit, während Anjali sich dem Trocknen seiner nassen Sachen widmete. Nachdem sie sie in ihrer Dusche ausgewrungen hatte, verteilte sie sie über die Leinen des kleinen Wäscheständers, den sie in ihrem Schlafzimmer aufstellte. Dabei stieg ihr der Geruch von Aftershave und Zigaretten, der an der Kleidung haftete, in die Nase. Und obwohl sie Zigaretten normalerweise verabscheute, empfand sie den Geruch seltsamerweise doch als angenehm – und sie rechnete es Rahul zugegebenermaßen auch hoch an, dass er es bisher immer vermieden hatte, in Anjalis Gegenwart zu rauchen. Möglicherweise besaß er also doch so etwas wie ein kleines bisschen Anstand. Als sie schließlich fertig war, gesellte sie sich zu Rahul auf die Couch und wollte gerade anfangen, ihm bei ein paar Rechnungen behilflich zu sein, als ihr Handy klingelte. Nach einem kurzen Blick aufs Display entschuldigte sie sich ins Schlafzimmer. „Hey, Mili, was gibt’s?“, begrüßte sie ihre Freundin, nachdem sie die Tür hinter sich geschlossen und sich aufs Bett gesetzt hatte. „Ich wollte nur fragen, ob ich nachher kurz vorbeikommen kann. Ich habe Schokokuchen gebacken und wollte dir welchen vorbeibringen.“ „Ich weiß nicht. Ich hab dir doch erzählt, dass sich Khanna über die Dauer meiner Krankschreibung bei mir zum Arbeiten eingenistet hat. Und ich weiß nicht, wann er vorhat zu gehen. Rausschmeißen lässt er sich nicht...“ „Khanna ist sogar heute bei dir?!“, hakte Mili ungläubig nach. „Anju, aber heute ist doch Sonntag!“ Anjali klappte daraufhin die Kinnlade herunter. Sie hatte durch ihr Zuhausebleiben vollkommen den Überblick über die Wochentage verloren und nun fiel es ihr wie Schuppen von den Augen. Sie wollte Mili gerade antworten, als sie hörte, wie es an der Tür klingelte. „Anju, verheimlichst du mir etwa etwas? Du wirst doch wohl nichts mit Khanna angefangen haben oder?“, wollte Mili wissen. „Sei nicht albern!“, versicherte Anjali ihr daraufhin schnell. „Ich erkläre dir morgen auf Arbeit alles. Ich muss jetzt erst mal Schluss machen. Es hat an der Tür geklingelt. Bis dann!“ Damit beendete sie das Gespräch und kam gerade noch rechtzeitig ins Wohnzimmer zurück, um zu sehen, wie Rahul den Hörer der Gegensprechanlage auflegte. „Wer war das?“, wollte sie wissen. „Dieser Harry Wieauchimmer...“, antwortete er teilnahmslos, während er zur Couch zurückging. „Was?! Und was wollte er?“ „Dich besuchen, denke ich. Aber ich habe ihm gesagt, dass es im Moment schlecht ist, da du gerade beschäftigt bist...“, meinte er und setzte sich wieder an seinen Laptop. „Was?!“, rief Anjali aufgebracht aus. „Wenn Sie das wirklich so gesagt haben, wird er noch auf dumme Gedanken kommen!“ Eilig humpelte sie zur Couch und lehnte sich darüber, um das Fenster zu öffnen und Harish zurückzurufen, doch es war auf der Straße bereits keine Spur mehr von ihm zu entdecken. „Was haben Sie sich dabei nur wieder gedacht?! Sie...“, brauste Anjali auf und drehte sich wütend zu Rahul um. Sie stoppte allerdings augenblicklich, als sich sein Gesicht plötzlich unmittelbar vor ihrem befand. Er lehnte sich über sie und stützte seine Arme links und rechts neben sie auf die Lehne der Couch. Sein Blick fixierte ihren. „Du weißt ganz genau, was ich mir dabei gedacht habe...“, meinte er mit leiser aber ernster Stimme. „Er wird nicht in deine Nähe kommen, solange ich es verhindern kann...“ „Was reden Sie da...?“, protestierte Anjali zögerlich, während sie ihren Blick von seinem löste und versuchte, Rahul an den Schultern von sich wegzuschieben. Dass sie dafür nicht genügend Kraft hatte, wusste sie selbst, doch bisher hatte diese Geste immer gereicht, damit Rahul von ihr abließ. Dieses Mal war es allerdings anders. Er hatte bemerkt, dass Anjali sich heute anders verhielt als sonst. Ihre normalerweise so bissige Art fehlte und er wollte wissen, was der Grund dafür war. Anjali spürte, wie sein bohrender Blick auf ihr ruhte und sie wusste, dass sie keine andere Wahl hatte, als ihm zu begegnen. Ihr Herz klopfte, als ihre Augen sich trafen und sie hatte das Gefühl, ihr Willen würde sich in der tief braunen Farbe seiner Iris ganz langsam auflösen. Außerdem ließ ihn sein so wild durcheinander stehendes, ungestyltes Haar ganz anders wirken als sonst – nicht überlegen und berechnend, sondern warm und vertrauensvoll. Sein Duft und seine Wärme taten ihr Übriges, um Anjalis Sinne zu benebeln. Sollte sie es einfach zulassen...? Nur einmal...? Vorsichtig und ganz langsam lockerte sie ihren Griff am Kragen seines T-Shirts und schob ihre Hände um seinen Nacken. Ihr Blick wurde weicher und kaum merklich näherte sie sich seinem Gesicht mit ihrem. Rahul nahm all das äußerst aufmerksam wahr und er konnte es kaum fassen. Hatte er es jetzt tatsächlich endlich geschafft? Ließ Anjali ihn wirklich gewähren? Er zögerte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)