Office Mein von elfogadunk (Im Büro) ================================================================================ Kapitel 17: In die Ecke gedrängt -------------------------------- Anjali erschrak, als sie aus dem Badezimmer kam und Rahul plötzlich vor ihr stand. Er nahm sie ohne ein Wort bei der Hand und zog sie in eine ruhige Ecke, wo er sie mit dem Rücken gegen die Wand drückte. Er war kaum mehr als zehn Zentimeter von ihr entfernt, als er mit belegter Stimme fragte: „Was soll das werden, Anjali?“ Ihr Herz schlug ihr vor Aufregung und wegen seiner Nähe beinahe bis zum Hals, doch sie zwang sich ruhig zu bleiben und ahnungslos zu tun. „Ich weiß nicht, was Sie meinen...“, erwiderte sie und schaute ihn mit großen Augen an. „Anjali...“, flüsterte er daraufhin mit drohend anmutendem Unterton und beugte sich weiter zu ihr vor, so dass seine Lippen direkt neben ihrem Ohr waren. „Ich schwöre dir, dass ich dich auf der Stelle nehmen und in meine Wohnung bringen werde, wenn du nicht damit aufhörst. Und wenn wir dort sind, wird es mich nicht im Geringsten interessieren, ob du einen Freund oder sonst irgendetwas hast...“ Seine Stimme klang rau und schickte Anjali Schauer über den ganzen Körper, während sein flach gehender Atem heiß über die Haut ihres Halses streifte. Sie versuchte verzweifelt, Ruhe zu bewahren und ihn und seine Worte nicht an sich herankommen zu lassen, doch es war zwecklos. Ihr Puls beschleunigte sich, Hitze stieg in ihre Wangen und ihr Bauch begann zu kribbeln. Sie hasste es, doch sie war machtlos dagegen. Sein Aftershave benebelte ihre Sinne, während er langsam eine Hand um ihre Hüfte schob und seinen Körper näher an ihren drückte. Als er allerdings begann, sanft an ihrem Ohrläppchen zu knabbern, schaffte sie es, ihr letztes bisschen Verstand zusammenzukratzen und sich seinen Lippen zu entziehen. „... Indem Sie jetzt von mir ab lassen, könnten Sie mir zeigen, dass Sie doch noch ein klitzekleines bisschen Anstand besitzen. Das ist eine einmalige Chance, Mister Khanna...“, brachte sie mit gedämpfter Stimme hervor und legte ihre Hände auf seine Schultern, um ihn ein Stück von sich wegzudrücken. Sie suchte seinen Blick und schaute ihm fest in die Augen. In ihr tobte es, doch nach außen hin schaffte sie es, einen vollkommen ruhigen Eindruck zu machen. Rahul überlegte und musterte sie dabei aufmerksam, bevor er den Griff um ihre Hüfte noch einmal verstärkte und sich zu ihr herunter beugte. Noch ehe Anjali reagieren konnte, spürte sie seine Lippen auf ihren und bekam den zärtlichsten und gleichzeitig leidenschaftlichsten Kuss ihres Lebens. Sie war sprachlos, als Rahul sich wieder von ihr löste und mit einem Augenzwinkern meinte: „Aber wenigstens den warst du mir schuldig...“ Damit drehte er sich um und ging zurück in den Essbereich des Restaurants. Anjali ließ er dabei völlig fassungslos und durcheinander zurück. Für die restliche Dauer des Essens würdigte Anjali Rahul keines Blickes mehr. Sie war verwirrt und wütend – auf Rahul und auch auf sich selbst. Sie wäre am liebsten auf der Stelle nach Hause gefahren, um in Ruhe ihre Gedanken ordnen zu können, doch sie wusste, dass sie noch ein wenig durchhalten musste. Dies war schließlich keine Spaßveranstaltung, von der man einfach so verschwinden konnte. Als das Dessert schließlich überstanden war und die Rechnungen angefordert wurden, schickte sie innerlich ein Dankesgebet gen Himmel. Als schließlich der Kellner kam, wollte sie gerade ihre Geldbörse herausholen, als Rahul schon für sie bezahlte. Sie wartete allerdings noch bis die beiden Geschäftspartner sich verabschiedet hatten und gegangen waren bis sie Rahul deswegen anfuhr. „Was soll denn das?!“, wollte sie wissen, während sie auf dem Weg nach draußen waren. „Was genau meinst du?“, entgegnete Rahul und schien seine Frage ernst zu meinen. „Dass Sie für mich bezahlen, ist wirklich unangebracht. Ich bin ein eigenständiger Mensch und...“ „Das will ich auch gar nicht bestreiten, aber ich habe dich zu diesem Essen eingeladen. Also ist es doch auch eine Selbstverständlichkeit, dass ich deine Rechnung übernehme.“, unterbrach er sie und machte damit klar, dass er darüber keine weitere Diskussion führen wollte. Anjali drehte sich daraufhin beleidigt weg und entlockte Rahul damit ein amüsiertes Schmunzeln. „Ich hoffe jedenfalls...“, setzte er nach wenigen Augenblicken an, merkte in diesem Moment jedoch, dass Anjali plötzlich nicht mehr neben ihm lief. Suchend schaute er sich um und sah sie an einem Taxistand vor dem Restaurant stehen und sich mit einem Fahrer unterhalten. Schnellen Schrittes ging er zu ihr, nahm sie am Arm und zog sie von dem Mann weg. „Was soll denn das werden?“, fragte Rahul und musterte sie verständnislos. „Ich nehme mir ein Taxi. Wonach sieht es denn aus?!“, entgegnete sie trotzig und befreite sich mit einem Ruck aus seinem Griff. „Und wieso bitteschön? Es ist doch selbstverständlich, dass ich dich nach Hause fahre.“ „Nach Ihrer Aktion vorhin bin ich dem gegenüber aber gänzlich abgeneigt, Mister Khanna.“, meinte sie überförmlich und verschränkte die Arme vor der Brust. „Sei nicht albern. Ich werde dich ganz sicher nicht mitten in der Nacht alleine in einem Taxi nach Hause fahren lassen...“ „Dann kommen Sie doch mit.“, schnitt Anjali ihm bissig das Wort ab. Daraufhin ging Rahul ohne einen Moment zu zögern an ihr vorbei zu dem Taxifahrer, unterhielt sich kurz mit ihm und stieg dann in den Wagen. Anjali starrte ihm völlig überrumpelt hinterher und rührte sich erst wieder, als Rahul ihr aus dem Auto heraus zurief, dass sie endlich kommen sollte. „Das ist wirklich absolut unnötig...“, grummelte Anjali vor sich hin und starrte mit verschränkten Armen aus dem Taxifenster. „Da gebe ich dir vollkommen Recht, aber wenn das der einzige Weg ist, dich sicher nach Hause zu bekommen, dann kann ich damit leben.“, entgegnete Rahul und beobachtete, wie sich die unzähligen Lichter des nächtlichen Londons ins Anjalis Haaren spiegelten. Als sie sich allerdings zu ihm herumdrehte, wendete er seinen Blick schnell ab. „Sie sind wirklich ein ganz schrecklicher Mensch. Sie müssen immer das bekommen, was Sie wollen, nicht wahr?“, wollte sie wissen und schaute ihm grimmig in die Augen. „Und wieso macht mich das zu einem schrecklichen Menschen? Ich nenne das einfach nur `zielstrebig´“, antwortete er. „Es ist doch ein wunderbares Gefühl, wenn man nach vielen Hürden und Mühen endlich das erreicht, was man sich vorgenommen hat.“ Anjali wollte ihm widersprechen, doch sie stellte fest, dass er im Grunde genommen Recht hatte. „... Aber Ihre Methoden sind mehr als zweifelhaft...“, gab sie also nur zurück und wendete ihren Blick wieder von ihm ab und auf die Straße. „Auch das habe ich nie abgestritten.“, meinte er. „Ich mag in deinen Augen vielleicht ein schrecklicher Mensch sein, aber ich bin wenigstens ehrlich. Diese Qualität haben heutzutage nicht mehr besonders viele Menschen – vor allem nicht in meiner Position.“ Und wieder hatte er Recht. Anjali seufzte und fühlte sich mit einem Mal hundemüde. Sie war heilfroh, als das Taxi wenige Minuten später anhielt und sie endlich an ihrer Wohnung angekommen waren. Kaum war das Taxi zum Stehen gekommen, hatte Anjali auch schon ein paar Geldscheine gezückt und dem Fahrer in die Hand gedrückt. „Ich zahle selbst.“, meinte sie fest entschlossen an Rahul gewandt und schaute ihn grimmig an. „Selbstverständlich.“, entgegnete er daraufhin ungerührt. „Wegen deiner Sturheit mussten wir schließlich erst ein Taxi nehmen. Da ist es nur gerecht, wenn du die Kosten übernimmst.“ Sie wusste, dass er Recht hatte, doch da sie alles andere als gewillt war, das zuzugeben, schnaufte sie nur verächtlich und stieg aus dem Wagen. Als Rahul ihr folgte und das Taxi daraufhin davon fuhr, schaute Anjali ihn nur irritiert an und fragte: „Müssen Sie nicht zurück zum Restaurant und Ihren Wagen holen?“ „Natürlich. Aber dafür kann ich mir später ein neues Taxi rufen.“, antwortete er und schob seine Hände in die Hosentaschen. „Und worauf wollen Sie noch warten? Ich werde mich jetzt jedenfalls verabschieden und in meine Wohnung gehen.“ „Und ich werde noch mit raufkommen, um...“ „Nein!“, fiel Anjali ihm schnell ins Wort. „Wofür? Außerdem sitzt oben eine Freundin von mir und wartet auf mich.“ „Das ist wirklich eine billige Ausrede, Anjali...“ stellte Rahul fest. „Meinst du nicht, dass wir mal miteinander reden sollten...?“ Seine Worte irritierten Anjali, doch sie wollte sich nicht beirren lassen. „Das ist keine Ausrede. Gute Nacht.“, meinte sie knapp und wollte sich umdrehen, um zu gehen, doch Rahul stoppte sie, indem er sie an der Hand festhielt und mit einem leichten Ruck zu sich herum in seine Arme drehte. „Anjali, ich will dich...“, raunte er mit gesenkter Stimme, während er seine Hände um ihre Taille schob und ihren Körper näher an sich heran drückte. Anjalis Puls beschleunigte sich und sie fragte sich, womit sie das nur verdient hatte. Sie konnte verstehen, dass so viele Frauen bei Rahul schwach wurden, denn sein Charme und seine Ausstrahlung waren beinahe unwiderstehlich, doch sie selbst wollte auf diese Fassade nicht hereinfallen – am Ende spielte er schließlich doch bloß mit den Herzen, die ihm zuflogen und so etwas konnte sie auf den Tod nicht ausstehen. Sie hob ihre Arme und legte ihre Hände auf seine Brust, um sich ein Stück von ihm wegzudrücken. „Mister Khanna, bitte... Hören Sie auf damit... Ich bin es leid, Sie ständig abweisen zu müssen...“, bat sie, schaffte es allerdings nicht, ihm dabei in die Augen zu sehen. „Dann tu es doch nicht...“, entgegnete er leise und beugte sich weiter zu ihr vor, sodass sich ihre Nasenspitzen berührten. „Und dann?“, wollte Anjali wissen und drehte ihren Kopf zur Seite. „Damit Sie mich wie all die anderen wieder abschieben, wenn ich Ihnen langweilig geworden bin?“ Sie befreite sich langsam aus seiner Umarmung und meinte dann mit festem Blick in seine Augen: „Dafür bin ich mir zu schade.“ Mit diesen Worten drehte sie sich um und ließ ihn alleine auf der Straße stehen. „Oh mein Gott, Anju, das war perfekt!“, rief Mili aus, nachdem Anjali ihr den Verlauf des gesamten Abends geschildert hatte. „Jetzt hast du ihn doch genau dort, wo du ihn haben wolltest!“ „Ach ja? Wo wollte ich ihn denn haben?“ erkundigte Anjali sich, während sie sich mit einem Wattepad das Make up vom Gesicht entfernte. „Er ist jetzt nicht mehr nur eifersüchtig, sondern auch in seiner Ehre gekränkt. Ich meine, so wie bei dir heute ist er ganz sicher bei noch keiner abgeblitzt.“, erklärte Mili freudig. Anjali musterte ihre Freundin daraufhin skeptisch und stellte fest: „ich denke nicht, dass es noch normal ist, wie viel Spaß es dir macht, Männer zu quälen.“ Mili ignorierte diesen Einwurf und fuhr fort: „Dass du ihn dich hast küssen lassen, war zwar nicht unbedingt das Klügste, aber so weiß er wenigstens, was er verpasst. Wenn du...“ „Mili, ich habe keine Lust mehr auf diesen ganzen Zirkus.“, unterbrach Anjali sie. „Das ist mir alles zu anstrengend.“ Mili überlegte einen Augenblick und gestand dann ein: „Na gut, lassen wir das. Es gibt schließlich auch noch Harish. Mit dem wirst du wenigstens glücklich.“ Mit diesem Worten und einem kurzen Kuss auf Anjalis Wange verabschiedete Mili sich schließlich und machte sich auf den Heimweg. Anjali saß indes da und fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. Sie lehnte sich auf ihrer Couch zurück und starrte an die Decke. Harish. An ihn hatte sie keine einzige Sekunde an diesem Abend gedacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)