missing, lost and forgotten von Sonica_Harinezumi (vermisst, verloren und vergessen) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- „Willst du den Kuchen aufschneiden oder ich?“ fragte Bill mich. „Kein Plan, vielleicht ich?“ war meine Antwort. „Oder ich!“ meinte Bill und grinste. Ich musste lachen. „Also, wenn wir so weiter machen, ist unser Kuchen nicht mehr das, was er mal war.“ meinte ich trocken. Bill schaute mich lächelnd an. „Dann tun wir es gemeinsam.“ lachte er. Gute Idee, Bruderherz, dachte ich. Wir schnitten den Kuchen gemeinsam, packten gemeinsam unsere Geschenkte aus und feierten (was ja klar war) gemeinsam. Doch es immer so ein Theater, wenn irgendwann mal die Blase drückt. Genauso war es mit Bill, der dann vor mir ganz nervös stand. „Ich muss mal für kleine Jungs!“ sagte er verzweifelt zu mir. „Ja, und was ist dein Problem? Geh doch in die Dixie-Klos, so dreckig werden die doch nicht sein.“ sagte ich. „Darum geht es nicht.“ Bills Stimme wurde immer verzweifelter. „Die Klos sind alle besetzt und ICH KANN NICHT WARTEN!“ Ich schaute nach draußen. „Dann gibt es nur noch eins. Geh in den Wald.“ Ich wünschte, ich hätte es nicht gesagt. Tatsächlich ging Bill in den Wald mit einer Packung Taschentücher. Danach ist er nicht mehr zurück gekommen. Kapitel 1: Die Weihnachtsplätzchen und die Halskette ---------------------------------------------------- Es war kalt. Sehr kalt. Für Tom war es einfach viel zu kalt. Er zitterte am ganzen Körper. Obwohl er eine fette Winterjacke anhatte. Und ein Fliespullover unten drunter. Doch Tom wusste ganz genau, das dies nicht die bittere Kälte war, die ihn zittern ließ. Es war die Angst. Angst, jemand ganz besonderes und einzigartiges zu verlieren. Jemand, der mit ihm die ganzen Jahre durch dick und dünn gegangen ist. Jemand wie Toms Zwillingsbruder Bill. Der Wind blies leise durch das Land, als er in sein Auto stieg und losfuhr. Es war Mitte Dezember, als die Polizei bei Tom zuhause anrief und ihn zum Hauptquartier einlud. Er war unsicher. Er wusste zwar, das es um Bill ging, aber er wusste nicht, was die Polizei für ein Ergebnis hatten. Am liebsten wäre es für ihn, wenn sie Bill gefunden hätten und im Polizeiquartier auf seinem Zwillingsbruder warten würde. Er könnte aber auch momentan im Krankenhaus liegen. Könnte ja möglich sein, das er nach drei Monaten viele Wunden haben könnte. Es könnte alles sein. Nur nicht das, was Tom gerne hören würde. Daran wollte er nicht denken. Es lief ihm eiskalt den Rücken runter, als er vor der Türe des Polizeiquartiers stand. Als Tom das Gebäude betrat, wurde er von vielen Menschen angeschaut. Da trat Kommissar Schmidt vor. „Sind Sie Tom Kaulitz?“ fragte er. Toms Herz pochte wie wild. Ganz ruhig, Kumpel!, dachte er. Herr Schmidt lächelte. „Ja, der bin ich.“ sagte Tom. Daraufhin sagte Schmidt: „Folgen Sie mir bitte.“ Als Tom näher trat, hatte er so urplötzlich eine Ahnung, was jetzt passieren könnte: Herr Schmidt würde ihn bestimmt in einen Raum bringen, wo sich Bills Leiche befinden könnte. Tom merkte, wie eine Träne auf seine Wange kullerte. Denn eigentlich wollte er nicht daran denken. „Ihr Bruder liegt Ihnen bestimmt sehr im Herzen.“ sagte Herr Schmidt. Tom sagte nichts. Herr Schmidt brachte ihn in einem Raum. Es lag aber nirgends eine Leiche, wie Tom es sich vorgestellt hatte. Dafür aber ein großer Tisch mit Stühlen. Ein Verhör? Nicht schon wieder. Aber dieser Raum war viel gemütlicher als der Verhörsraum. Es war nicht dunkel wie sonst und auf den Tisch stand ein Teller mit leckeren Weihnachtsplätzchen. Und eine Halskette. Tom kannte es von irgendwoher. Herr Schmidt trat vor und deutete auf einen Stuhl. „Bitte setzen Sie sich.“ Tom zögerte und bekam es mit der Angst zu tun. „Wir wollen doch keine Steh-Party veranstalten, oder?“ fragte Herr Schmidt freundlich und lächelte. Tom schaute ihn an und lächelte zurück. „Natürlich nicht.“ sagte er und setze sich auf den Stuhl. „Wollen Sie ein Plätzchen? Meine Tochter Kiara hat sie gebacken.“ Tom zögerte kaum, griff nach einem Plätzchen und kostete es. „Gar nicht schlecht.“ sagte er. „Das freut mich, das es Ihnen schmeckt. Das werde ich meiner Tochter weitergeben.“ Tom lachte und sagte: „Ja genau, einen schönen Gruß an die Küche.“ Plötzlich sah er Herr Schmidts ernstes Gesicht. „Nun möchte ich gerne auf dem Punkt kommen.“ Okay, dachte Tom überrascht. „Es geht um Ihren Bruder. Er ist einfach unauffindbar. So leid es mir auch tut, aber wir werden die Suche nach Bill Kaulitz einstellen muss.“ Tom erschrak „Wie bitte? Was? Sie geben einfach meinen Bruder auf?“ schrie er. „Es tut mir wirklich leid.“ setze Herr Schmidt fort. „Das einzige, was wir gefunden haben, ist seine Halskette, den er angeblich am Tatort getragen hatte.“ Als Herr Schmidt das Halsband auf den Tisch andeutete, starrte Tom es nur noch an. Das einzige, was von seinem geliebten Bruder übrig geblieben ist. „Er ist bestimmt irgendwo da draußen, davon bin ich überzeugt.“ murmelte Tom. „Entschuldigung, wenn ich dies sage Herr Kaulitz, aber das glaube ich kaum.“ sagte Herr Schmidt. Tom schaute erschrocken hoch. „Wenn Ihr Bruder noch leben würde, wüssten wir es. Die Wahrscheinlichkeit, dass Bill diese drei Monate allein überleben könnte steht eins zu eine Million.“ meinte der Polizist. Tom blieb still. „Sie können nun wieder gehen.“ sagte Herr Schmidt. „Ihnen habe ich alles sagt, was ich sagen musste.“ Ohne zu zögern, stand Tom auf und ging zur Tür. „Nein, er ist nicht tot...“ sagte er immer wieder. Dann kam es einfach aus ihn heraus. „WOLLEN SIE MEINEN BRUDER NICHT FINDEN, NUR WEIL ER BILL KAULITZ IST???“ Er wollte einfach nur noch weg. Die Tür, die sich hinter ihm schloss, war laut. Kapitel 2: Kiara Schmidt ------------------------ Doch anstatt nach Hause zu fahren und vor sich hinzuheulen, wollte Tom wo anders hin. Er wollte einfach nicht glauben, was er im Polizeiquartier gehört hatte. Bill ist tot??? So ein Quatsch. Tom wusste, das die Polizei nicht an allen Ecken geschaut hatte. Deswegen musste er es tun. Er musste das Verschwinden seines Bruders wie ein Meisterdetektiv ermitteln. Er musste Bill finden. Mit allem Mitteln, die er hatte. Koste es, was es wolle. Und er wusste ganz genau, wo er anfangen musste. Auf dem Feld in der Waldlichtung, wo sie ihren Geburtstag gefeiert hatten. Dort angekommen, lief es Tom wieder kalt den Rücken runter. Der Gedanke, der gerade durch seinen Kopf schwirrte, lies ihm das Blut gefrieren. Dieser Ort trug zu viele Erinnerungen mit sich. Denn genau dort ist Bill verschwunden. In den Gebüsch. Tom schaute sich um. Er wusste, das hier irgendwo ein Hinweis oder eine Spur war. Dort müsste doch was zu finden sein. Aber wo soll er anfangen? Tom überlegte. Seine Kopf brannte wie verrückt. Bill, was ist in dieser Zeit geschehen, in dem ich dich nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte? Bitte sag mir, wo du bist! Da raschelte es irgendwo im Wald und riss Tom aus seinen Gedanken heraus. Er schrak auf. „Bill?“ fragte er. Keine Antwort. „Bill, bist du das?“ Immer noch nichts. Es raschelte wieder. Die Vögel flogen vor Schreck davon. „Wer bist du?“ schrie Tom. „Komm heraus!“ Plötzlich fiel jemand von einem Baum herunter. Tom erschrak. Die Person stand auf. Der sonst so Coole bekam es mit der Angst zu tun. Bill war es bestimmt nicht. Die Person drehte sich um und schaute ihn an. Es war ein junges Mädchen. „Wer bist du?“ fragte Tom sie. „Mein Name ist Kiara. Ich bin die Tochter von Herrn Schmidt.“ antwortete sie. „Und warum bist du hier?“ fragte Tom verwundert. Kiara lächelte. „Ich bin hier, um dir zu helfen, Tom.“ antwortete sie. „Ich bin hier, um dir zu helfen, deinen Bruder Bill zu finden.“ Tom erschrak. „Ich glaube es genauso wenig wie du, dass Bill tot ist.“ – „Bist so etwas wie ein Privatermittler?“ fragte er. „Ja, aber erzähl das nicht meinen Dad. Das würde mein alter Herr nicht verkrapften.“ Sie lachten. In diesem Moment holte Kiara Bills Halskette aus ihrer Tasche. „Ich dachte, du könnest es eher gebrauchen als mein Vater.“ sagte sie. Tom streckte wie auf Knopfdruck seine Hand raus. Als Kiara es auf seiner Hand legte, find er wieder zu weinen an. Er drückte es fest an sich, genau auf seine Brust, an der Stelle, wo sein herz ist. „Wir werden ihn schon wieder finden.“ sagte Kiara und legte ihre Hand auf seine Schulter. Plötzlich umarmte sie Tom. „Und jetzt hör auf weinen.“ Leichter gesagt als gedacht, war sein erster Gedanke. Wenig später tauschten sie ihre Handynummern aus. „Falls du irgendwie Hilfe brauchst, du hast jetzt meine Handynummer.“ sagte Kiara. Tom sah Kiara hinterher, wie sie in den Wald verschwand, so wie sie gekommen ist. Sie meinte, sie habe ihr Mofa auf der anderen Seite geparkt. Er schaute auf dem Boden und fand Bills Taschentücher. Die könnte ich gut gebrauchen, wenn sie nicht so dreckig wären, dachte er und ging. Kapitel 3: Der Albtraum ----------------------- Diese Nacht war wohl oder übel die schlimmste Nacht, die Tom in seinen ganzen Leben hatte. Mal ganz zu schweigen von der Nacht nach Bills Verschwinden. Schweißgebadet wachte er aus seinem Albtraum auf. „Bill...“ schnaufte er. Tom schaute auf die Uhr. 5:55 Uhr. Eigentlich wollte er nicht so früh aufstehen. Denn eigentlich wollte er auch nicht schlechte Träume haben. Tom schnappte nach einem Bild, das auf seinem Nachttisch stand. Auf dem Bild waren Bill und Tom zu sehen, als sie noch kleine Kinder waren und Ball gespielt hatten. Hatte Bill ihm zum Geburtstag geschenkt, bevor er... Was Tom geträumt hatte? Er war in einem dunklen Raum und saß auf dem Boden. Langsam öffnete er seine Augen und betrachtete seine neue Umgebung. Sein Körper schmerzte. Er hörte sein Herzschlag, der wie durch ein Wunder immer noch schlug. Er schaute sich um. Seine Arme waren angekettet, das andere Ende befand sich oben an der Wand. Tom zerrte daran, obwohl er wusste, dass sich die Ketten nicht so leicht von sich selbst lösen würden. „Wo bin ich hier?“ fragte er sich. „Ich sollte doch nicht hier sein!“ – „Doch, ob du es glaubst oder nicht.“ Tom schaute nach vorne und sah eine Person vor ihm. Er konnte nur den Schatten erkennen, so dunkel war es. „Wer bist du?“ fragte Tom. „Was denn, erkennst du mich nicht mehr?“ fragte die Person mit einer weiblicher Stimme. „Ah, ich verstehe, du weißt ja gar nicht, wer ich wirklich bin. Noch nicht.“ – „Lass mich hier raus!“ schrie er und zerrte schon wieder an den Ketten. „Das geht nicht, wir haben doch eine Abmachung, erinnerst du dich?“ fragte sie. Tom schaute sie fragend an. „Blöder Altsheimer. Dann werde ich es dir nochmals erklären.“ Sie kam näher. „Wir haben doch abgemacht, das wir deinen Bruder freilassen, dafür werden wir dich töten. Du hast doch mal erwähnt, dass du sogar für ihn sterben willst.“ Ihm stockte der Atem. „Wo ist Bill?“ fragte Tom. In diesem Moment stand ein zweiter Schatten vor ihm. „Tom?“ fragte er, bevor er auf Tom stürzte und ihn umarmte. „Ich kann nicht glauben, dass du das für mich tust!“ Diese Stimme...diese bekannte Stimme. Auf Toms Wange kullerten Tränen, obwohl er nicht wusste, was hier genau gespielt wird. „Es tut mir leid, Bruderherz. Es tut mir leid, dass ich dich vor drei Monaten in Stich gelassen habe.“ sagte Tom. „Du hättest nicht hierher kommen sollen, dann wäre es nicht soweit gekommen!“ sagte die Person schluchzend, dann hob er den Kopf hoch und schaute seinen Bruder mit seinen traurigen Augen an. Es war Bill. „Du hättest nicht hierher kommen sollen, um meinen Platz anzunehmen.“ Am liebsten hätte Tom Bill umarmt, aber die Ketten lösten sich einfach nicht. „Bill, ich...habe dich lieb. Aber ich habe wirklich keine Ahnung, was genau hier abgeht.“ Bill flüsterte: „Weil du träumst. Wenn du aufwachst, bin ich in Gefangenschaft und du auf die Suche nach mir. Ich bitte dich, wenn du einen anonymen Anruf bekommst, dann...“ Weiter kam Bill nicht, denn zwei Personen hatten ihn geschnappt und zogen ihn weg von Tom. Er schrie nach seinem Namen. Plötzlich stand der Schatten mit der weiblichen Stimme wieder vor Tom und hielt eine Pistole auf der Stirn. „Hasta da vista, Baby!“ sagte sie. „Tom, du musst aufwachen! Hörst du, wach auf, bitte!“ schrie Bill. PENG! Genau in diesem Moment wachte Tom auf. Wie gesagt Schweißgebadet. Er musste weinen, weil er seinen Bruder vermisste. Das, was er gesehen hatte, fühlte sich echt an. Bill, musst du wirklich so etwas durchziehen, dachte er. Dann versuchte er sich zu überlegen, was Bill am Ende sagen wollte. Ein anonymer Anruf? Tom zerbrach sich den Kopf, da klingelte sein Handy. Er dachte, es war Kiara. Aber auf dem Display stand...Unbekannter Anrufer. Kapitel 4: Anonym ----------------- „Hallo?“ Tom war sehr unsicher. Das erkannte man an seiner Stimme. Dann erinnerte er sich an das, was Bill gesagt hatte. „Sind Sie Tom Kaulitz?“ fragte eine weibliche Stimme. „J-Ja.“ antwortete er, immer noch unsicher. „Es tut uns leid, dass wir Sie wecken musste, aber wir haben eine Nachricht an Sie.“ Im Hintergrund hörte man Stimmen und Gelächter. „Was denn für eine Nachricht?“ fragte er. „Ich gebe ihn mal das Telefon.“ „Ihn? Wer zur Hölle ist IHN? Und wer zum Henken sind WIR? Was genau wird hier eigentlich gespielt?“ dachte Tom. „Tom?“ hörte er dann. Eine ängstliche, aber bekannte Stimme. Ist das nicht...? „Tom, bist du das?“ – „Ja?!“ Komm schon, erinnerte dich an diese Stimme, befahl Tom sein Herz. „Tom, ich bin’s. Bill.“ Bill? Sein Bruder? “Bill! Wo bist du?“ schrie er ins Handy. Im Hintergrund hörte er jemand sagen: „Los, lass mich mal.“ Dann wurde das Telefon wieder zur der gleichen Person rübergereicht. „Hast du es richtig gehört? Wir haben deinen Bruder. Aber um ihn zu retten, muss du uns finden und dann dich für ihn opfern.“ Opfern? Die wollen doch nicht...? „Wenn du dich weigerst, in innerhalb von 6 Stunden zu uns zu kommen, werden wir anstatt dich deinen geliebten Bruder töten.“ Was? Tom stockte der Atem. „Wer seid ihr?“ rief er wütend. Gelächter im Hintergrund. „Wir sind eine Mädchen-Gang, die keine Gnade kennt.“ Tom wurde immer und immer wütender. Immerhin hatte diese Mädchen-Gang seinen Bill. „Wie auch immer, wenn du dich um Punkt 12 Uhr auslieferst, kommt Bill lebend hier heraus. Abgemacht?“ sagte das Mädchen. Was hätte er sagen sollen? „Ach übrigens, wir haben das Telefon auf Lautsprecher umgestellt, so dass Bill deine Entscheidung hören kann.“ – „Na gut, ich werde kommen.“ sagte Tom. „TOM, NEIN!!!“ hörte er Bill schreien. „ICH FLEHE DICH AN, LASS MICH STERBEN! BITTE!“ In diesem Moment wurde die Verbindung einfach unterbrochen. Warum sagte Tom das? Er wusste nicht einmal, wo man Bill vor ihm versteckt hält. Tom wusste sofort, was er tun musste. Schnell war Kiaras Nummer gewählt. Als sie abnahm, gähnte sie ins Telefon: „Weißt du eigentlich, wie viel Uhr es ist?“ - „Ich muss dir was erzählen, können wir uns in einer Stunde treffen?“ fragte Tom. „In einer Stunde? Aber warum denn so früh? Können wir uns nicht später treffen?“ – „Nein, uns läuft die Zeit davon.“ war Toms Antwort. „Ach so, wenn das so ist, dann komme ich, so schnell ich kann.“ Eine Stunde später trafen sich Tom und Kiara. Er erzählte ihr alles haarklein. „Das bedeutet also, das wir nur noch fünf Stunden Zeit haben, stimmst?“ fragte Kiara. „Ja...“ antwortete Tom. Kiara schaute ihn an. „Ich habe mal eine Frage an dich, Tom. Würdest du wirklich dein Leben hergeben, nur um Bill zu retten.“ Tom zögerte, dann sagte er: „Wenn ich keine andere Wahl habe, dann muss es wohl mein Schicksal sein.“ – „Dann müssen wir uns überlegen, wie wir dich und Bill lebend auf der Geschichte herausmogeln können.“ meinte Kiara. Kapitel 5: Die Wahrheit ----------------------- „Und wie oder wo sollen wir anfangen?“ fragte Tom. Kiara überlegte. „Vielleicht in der Waldlichtung.“ sagte sie dann. „Meinst du, dort wo…“ Weiter kam Tom nicht, er konnte es einfach nicht. Hat sie das wirklich gemeint, dachte er. „Genau, wo Bill entführt worden ist.“ Tom schluckte hart, als Kiara es sagte. „Wir haben keine andere Wahl. Um Bill zu finden, müssen wir dort anfangen, wo alles begonnen hatte. Wir dürfen keine Zeit verlieren, das Leben von Bill und dir steht auf dem Spiel.“ Sie hatte Recht. In der Waldlichtung angekommen, standen die beiden wie versteinert vor dem Gebüsch. „Da finden wir bestimmt Spuren.“ sagte Kiara und ging in den Gebüsch. Tom blieb immer noch stehen. Kiara schaute zurück und sah sein ängstliches Gesicht. „Aber...wenn du jetzt genau so verschwindest wie...Bill?“ fragte Tom. Kiara lächelte. „Keine Sorge, wenn ich je angegriffen werde, schreie ich. Außerdem habe ich Pfefferspray dabei.“ antwortete sie. Sie ging weiter. „Du kannst ja nachkommen, wenn du willst.“ Weg war sie. Tom stand lange vor dem Wald. Ob ihr wirklich was zugestoßen ist, fragte er sich gedanklich. Immerhin ist schon eine Stunde vergangen. Tom schaute auf die Uhr seines Handys. 9 Uhr. Noch drei Stunden. „Kiara, bist du noch da?“ rief Tom ins Gebüsch. Keine Antwort. „Kiara!“ Immer noch nichts. Langsam war seine Geduld am Ende. Ohne zu überlegen, machte Tom den Schritt und ging in den Wald. Die Stimmung dort war irgendwie gruselig. Tom bekam Gänsehaut. Und Angst. „Kiara! Wo bist du?“ schrie er immer wieder, aber er bekam keine Antwort. Und dabei hatte er keine Zeit. Es vergingen eine Stunde und 30 Minuten. 10:30 Uhr. „Verdammt Kiara, wo bist du?“ rief Tom. Da hörte er eine Stimme. „Kiara, bist du das?“ rief er. Da war aber auch noch eine andere Stimme. Sie kam Tom bekannt vor. Schnell und leise folgte er den Stimmen, in der Hoffnung, Kiara zu finden. Doch was er dann hörte, konnte er einfach nicht glauben. Kiara stand vor einem anderen Mädchen. Sehr ungepflegt, Klamotten total zerrissen und schmutzig und auch ihr Geruch ließ viel zu wünschen übrig. Eine Punkerin. „Es ist alles vorbereitet.“ sagte die Punkerin und gab Kiara eine Pistole in ihre Hand. „Am liebsten würde ich ihn jetzt gleich töten.“ meinte Kiara. „Aber wir haben einen Plan, der zu 100 Prozent aufgehen soll. Er wird dafür büßen, was er unsere französischen Freundinnen angetan hatte und das man ihn nicht eingesperrt hat.“ Tom bekam einen Schock. Sie sprach von ihm. „Ich frage mich, wie du es schaffst, die Rolle des hilfsbereiten, unschuldigen Mädchens zu spielen. Ich könnte das nicht.“ fragte die Punkerin. „Tja, eine meiner Begabung.“ antwortete Kiara, während sie mit ihren blonden Haaren spielte. „Wie auch immer, du sorgst dafür, dass man eine gut sehbare Spur findet und ich komme dann eine halbe Stunde später ins alte Jugendhaus und bringe diesen Volltrottel mit.“ – „Alles klar, Chef.“ sagte die Punkerin und verschwand. Tom rannte sofort weg. Im alten Jugendhaus, hatte Kiara gesagt. Wenn sie dort mit ihm ankommen sollte, musste dort auch Bill sein. In der Waldlichtung angekommen, wollte Tom weiter, da kam Kiara wieder zurück. „Tom, was ist los? Warum wolltest du schon weg?“ Tom drehte sich zur Kiara um. Sie hatte ihn also die ganze Zeit angelogen. „Was hast du mit diese französischen Mädchen, die uns vor ein paar Jahren die ganze Zeit verfolgt hatten, zu tun?“ schrie er. „Ach so, du hast uns also belauscht. Ich wusste doch, dass wir beobachtet wurden.“ sagte Kiara. „Ich dachte, du wärst hier, um mir zu helfen, Kiara! Ich dachte, du wärst...“ – „Hilfsbereit, freundlich, gutmütig, bla bla bla. Glaubst du wirklich, das ich dich gestern nur angesprochen hatte, nur um an deiner Seite zu sein?“ Tom schaute Kiara mit traurigen Augen an. „Ich weiß zwar immer noch nicht, was du und diese Punkerin mit diese Stalker zu tun haben. Aber eins sage ich dir, wenn du Bill jemals ein Haar gekrümmt hast, dann bringe ich dich um.“ Toms Stimme wurde immer lauter, man sah die Traurigkeit und die Wut in seinen Augen. „Ha, wenn das so ist, dann wäre ich schon längst tot.“ Ein Grinsen macht sich auf Kiaras Gesicht breit. „Du hast verloren, Kiara. Ich werde deinen Vater alles berichten und ihm zum alten Jugendhaus führen.“ Tom wollte zur seinem Auto rennen, da hörte er Kiaras Stimme sagen: „Wenn du das tust, dann werde ich die Punkerinnen im Jugendhaus anrufen und ihnen sagen, dass sie Bill auf der Stelle umbringen sollen.“ Tom erstarrte. „Wenn du Bills Leben retten willst, dann musst du mit mir kommen.“ Kapitel 6: Leben und Tod ------------------------ Tom war total nervös, aber er musste sich auf das Autofahren konzentrieren. Kiara saß neben ihn. Sie hatte die Pistole dabei, weshalb Tom so nervös war. Was ihn noch nervöser machte, war Kiaras Drohung, als die beiden in der Waldrichtung ins Auto stiegen. „Wehe, du sagst während der Fahrt nur ein Wort, dann rufe ich meine Freundinnen an und werde ihnen mitteilen, was zu tun ist.“ Tom wusste, was das zu bedeuten hatte. Wenn er je etwas sagen würde, dann wäre es um Bill geschehen. „Jetzt müssen wir nach rechts.“ sagte Kiara selbstsicher. Als ein Navi-Gerät würdest du nichts taugen, dachte Tom. Trotz allen dem tat er das, was Kiara gesagt hatte. Da stand es, das alte Jugendhaus. Tom kannte es von damals. Als er und Bill jünger waren, durften sie nicht rein, weil die anderen sie für bescheuert hielten. Als Tom aus dem Auto stieg, hörte er Kiara sagen: „So, deine Schweigepflicht ist um. Ich vermisse so langsam deine Stimme.“ Toms Blick wanderte zur Tür. Besser, ich sage dazu lieber nichts, dachte er. Als Kiara den ersten Schritt tat, folgte Tom ihr. Ab jetzt musste er ganz vorsichtig sein, was er sagte und was er tat. Mit jedem Schritt wurde es vorne immer lauter und heller. Dann kamen die beiden auf einem Sportplatz. Vier Punker-Girls standen im Viereck und in der Mitte auf dem Boden saß…Bill. Tom erschrak bei dem Anblick seines jüngeren Zwillingsbruders, der eher einem Geist glich. Halbnackt und am ganzen Körper zitternd war sein Blick nach unten gerichtet. „Bill?“ Tom wollte einen Schritt nach vorne, aber Kiara hielt ihn auf. Bill sah nach oben und sah seinen verzweifelten Bruder, der versuchte, näher an ihn heranzukommen. „Tom!“ Bill versuchte aufzustehen, doch die Punkerin vom Wald drückte ihn wieder nach unten. Bill schrie auf, weil er auf seinem verletzten Fuß landete. Tom sah die Wunde und schrie: „Verdammt, was habt ihr mit ihm gemacht?“ Kiara schaute zu Tom rüber. „Unsere Ketten waren wohl ein wenig zu grob zu ihm.“ Großes Gelächter. Tom wurde wütend. „Eins muss man dir lassen, Kiara.“ Toms Blick wanderte zur Kiara rüber. „In einer Schauspielschule wärst du die Klassenbeste.“ – „Danke, das höre ich gerne.“ Kiara lächelte, genau wie an diesen Tag, als die beiden sich kennengelernt hatten. „Hey Kiara, können wir jetzt loslegen mit unserem großen Finale? Wir haben Hunger!“ schrie die zweite Punkerin. „Ist ja schon gut.“ sagte Kiara, schnappte Toms Arm und holte ihre Pistole heraus, den sie auf Toms Kopf zielte. „Kiara, warte!“ Bill schaute sie mit glänzendem Augen an. „Du bleibst ruhig, Idiot!“ schrie die dritte Punkerin und wollte ihm eins mit ihren Springerstiefel geben, da sagte Kiara: „Was ist, Bill?“ Bill schaute erst nach unten, dann richtete er sein Blick auf Kiara. „Ich weiß, warum ihr so etwas tut. Und zwar aus Rache. Ich kann eure Gefühle gut verstehen, aber das hier ist keine Lösung. Ganz gleich was Tom getan hatte, jeder macht mal Fehler. Klar, es war falsch, sich so zu benehmen, aber deswegen müsst ihr ihn doch nicht gleich töten.“ Bills Stimme wurde beim jeden Wort, den er aussprach immer ernster. Das verriet auch sein Blick. „Doch, das müssen wir.“ sagte Kiara. „Bitte, tu das nicht! Tom hat es nicht verdient!“ schrie Bill. Kiara zuckte an der Pistole. Da hörten sie Sirenen in der Ferne. „Verdammt, ich glaube, wir wurden entdeckt.“ schrie die vierte Punkerin. Die Sirenen wurden lauter. Tom schaute Bill an und nickte. Bill versuchte, aufzustehen und zur seinem Bruder zu rennen. Kiara bemerkte es und zielte auf Bill, der immer noch versuchte, vorwärts zu kommen. Kiara schoss eine Kugel ab, doch sie hatte die Rechnung ohne Tom gemacht, der sich von ihr gelöst hatte und sich dazwischenstellte. Die Kugel traf ihn in die Brust. Tom sank zu Boden und landete in Bills Arme. „Tom, was...was hast du getan?“ Bills Hände zitterten. „Es tut mir leid, Kleiner. Besser ich als du.“ Bill drückte seinen verbluteten Bruder immer näher an seine Brust. „Hör zu Bill. Es mag sein, dass ich dieses Leben nicht mehr weiter leben kann, aber versprich mir, dass du weiterleben wirst. Dieses Schicksal habe ich selber gewählt, nur um dein Leben zu retten. Ich will nicht, dass du Selbstmord begehst.“ Auf Bills Wange lief eine Träne herunter. „Aber sich das Leben zu opfern, ist doch auch Selbstmord, oder?“ war seine Frage. Tom lächelte. „Keine Ahnung.“ Er hob seine Hand hoch und streichelte Bills Wange. „Vergiss nicht, das ich immer bei dir in deinem Herzen sein werde. Ich werde dich beschützen, koste es, was es wolle.“ Die Tür knallte laut. „Kiara, wir müssen uns beeilen!“ rief die erste Punkerin. Kiara zuckte mit ihrer Pistole. „Bill...ich...ich liebe dich.“ Das waren Toms letzte Worte an seinem Bruder, bevor er die Augen für immer schloss. „Tom?“ rief Bill. „Tom! Bitte wach auf. Bitte!“ Bill schrie auf und hielt sein Bruder, so fest, wie er noch konnte. „Das ist nicht wahr!“ hörte man ihn murmeln. „Das kann nicht wahr sein.“ Kiara ging nach vorne und zielte ihre Pistole auf Bills Kopf. Der blickte nach oben. „Darf ich dich umbringen?“ fragte sie. Epilog: missing, lost and forgotten ----------------------------------- Bill stand vor dem Grab seines Bruders. Es ist schon zwei Jahre her, dass Tom von Kiara erschossen wurde. Dann kam die Polizei und wollte die Mädchen verhaften, doch alle fünf konnten flüchten. Nur Bill und Tom blieben zurück. Damals dachte Bill, dass Tom wieder aufwacht. Aber schon am Tatort wurde ein Tuch auf seinem ganzen Körper gelegt. Erst dann erkannte Bill, dass er von nun an ohne Tom leben musste. Es hieß, ein kleines Straßenkind hätte beim Spielen das Geschehene beobachtet und die Polizei alarmiert. Doch auch von ihr blieb jede Spur. Bill hatte eine rote Rose dabei, die er vor einem Bild von Tom auf seinem Grab legte. Da hörte er, wie hinter ihm jemand räusperte. Ein kleines Mädchen stand am Baum und hatte Bill beobachtet. Sie lächelte, als Bill sie anschaute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)