Grimassen von Sunrisepainter (Kankuro/Tenten) ================================================================================ Kapitel 1: One -------------- One Es war ein Unfall gewesen. Unachtsamkeit? Sicher. Schicksal? Bestimmt. Peinlich? Definitiv. Aber Kankuro konnte es jetzt nicht mehr rückgängig machen, selbst wenn er es sich in diesem Moment noch so sehr wünschte. Er fühlte sich schuldig und beschämt, weil er so die Kontrolle über sich selbst verloren hatte. Und zu allem Überfluss konnte er sich nicht mal bei ihr entschuldigen. „Aber Haruno, du kennst mich doch. Kannst du nicht mal eine Ausnahme machen...?“, er setzte sein charmantes Grinsen auf, dass er nur Mädchen schenkte, die er beeindrucken wollte. Die Kunoichi mit den pinken Haaren jedoch verschränkte nur die Arme und schüttelte mit verhärteter Miene den Kopf. „Es tut mir leid, aber sie ist noch zu schwach, um Besuch zu empfangen.“ „Nicht mal vom Bruder des Kazekagen?“ „Nicht mal, wenn er der Kazekage höchstpersönlich wäre“, erklärte Sakura Haruno lachend und sortierte einige Formulare zurück in einen Ordner. Kankuro verzog enttäuscht das Gesicht und ließ sich seufzend auf einen der Wartestühle fallen: „Also gut, dann warte ich bis ich zu ihr kann.“ Sakura zuckte bloß mit den Achseln und wandte sich wieder ihrer Papierarbeit zu. Sie hatte keine Zeit mit dem aufdringlichen und dickköpfigen Puppenninja zu diskutieren. Tsunade erwartete einen Bericht ihrerseits. *** „Was ist passiert?“, flüsterte sie leise und ihre Stimme klang überhaupt nicht nach ihr selbst. Sie spürte einen stechenden Schmerz in der Schulter und ihren rechten Arm konnte sie gar nicht mehr fühlen. Es war seltsam und machte ihr Angst. Panisch versuchte sie sich aufzusetzen, aber sie konnte nicht. Ihr Körper war einfach zu schwach. Voller Frust gab sie ihren Versuch auf und konzentrierte sich auf die Geräusche in ihrer Umgebung. Das einzige was sie hörte war das leise Flüstern zwei männlicher Stimme und ein leises Piepen. Dann tauchte das Gesicht eines Medizin- Ninjas in ihrem Blickfeld auf. „Du bist aufgewacht?“, stellte er überflüssigerweise fest, „das ist gut.“ „Was ist passiert?“, wiederholte sie. Anscheinend war sie in Konohas Krankenhaus gelandet. Das Gesicht des Mannes kam ihr bekannt vor. Sie hatte ihn das ein oder andere Mal schon gesehen. „Du bist in einem Kampf verletzt worden. Soweit wir wissen hast du ein paar gebrochene Rippen. Nur mit Mühe und Not konnten wir den Bruch heilen...“, er verzog das Gesicht, „...beinahe wäre es zu spät gewesen.“ Tentens Herz begann schneller zu schlagen und sie spürte wie sich ein Schweißfilm auf ihrer Stirn bildete. „Was ist mit meiner Schulter?“, flüsterte sie leise. „Dort hat dich ein Kunai getroffen. Die Wunde hat sich entzündet, deshalb wird es einige Zeit dauern bis sie verheilt ist und es wird eine Narbe zurückbleiben. Hast du Schmerzen?“ „Ein wenig“, gab sie zu und biss die Zähne zusammen. Ein bisschen war wirklich untertrieben. „Das dachte ich mir“, nickte er und wischte ihr vorsichtig mit einem Tuch den Schweiß von der Stirn. „Wir sollten sie diese Nacht noch beobachten“, meinte er dann zu seinen Kameraden, „und lass nach Hinata Hyuuga rufen. Sie soll sich die Verletzungen nochmal ansehen.“ „Jawohl“, erklärte der andere Ninja und sie konnte hören wie eine Tür geöffnet wurde. Tenten schloss ihre Augen und versuchte sich daran zu erinnern gegen wen sie gekämpft hatte. Doch da war nichts außer Leere. Sie wusste wer sie war, sie wusste die Namen ihrer Eltern und sie konnte sich auch an den diesigen Morgen erinnern, doch dann war da nichts mehr. Sie konnte nicht sagen, wer sie so zugerichtet hatte. Sie atmete tief ein und aus, um sich wieder zu beruhigen, doch fast hatte sie aufgeschrien, als die Wunde an ihrer Schulter wie Feuer zu brennen begann. *** Kankuro verharrte jetzt schon mindestens seit zwei Stunden in der gleichen Position und hatte nicht einmal daran gedacht sich von der Stelle zu rühren. Es gab immer noch keine Neuigkeiten von der verletzten Kunoichi und er wurde von Minute zu Minute nervöser. Was, wenn sie jemanden erzählte, was geschehen war bevor er überhaupt die Chance bekam mit ihr zu reden? Er stellte sich schon Gaaras Gesicht vor, wenn er erfuhr, was sein älterer Bruder schon wieder angerichtet hatte. Nicht nur, dass ein unschuldiges Mädchen unter seiner Tollpatshcigkeit hatte leiden müssen, sondern er hatte auch das Bündnis zwischen Konoha und Suna in Gefahr gebracht. Was wenn der Hokage davon erfuhr? Kankuro wurde bleich im Gesicht und suchte nach jemanden, den er für würdig hielt ihm Auskunft über das brünette Mädchen zu geben, dessen Namen er nicht mal kannte. *** Tenten hatte gar nicht gemerkt, dass sie eingeschlafen war. Doch als sie das Geräusch einer zufallenden Tür hörte, schreckte sie auf. Sie lag immer noch in dem weißen Krankenhausbett. Der Schmerz in ihrer Schulter war schwächer geworden, doch ihre Arm konnte sie immer noch nicht spüren. Als sie jedoch sah, wer gerade den Raum betreten hatte, schaffte sie es sogar kurz zu Lächeln. „Hallo Hinata“, begrüßte sie ihre jüngere Freundin mit leiser Stimme. Die Erbin des Hyuuga - Clans lächelte schüchtern zu und trat dann an ihre Seite, um vorsichtig Tentens Hand in ihre eigene zierliche zu nehmen. „Hallo Tenten, wie geht es ihr?“ Jedem anderen hätte sie sicher mit einer Lüge abgespeist, aber vor Hinata hatte Tenten großen Respekt. Nicht nur, weil sie die Cousine ihres Teamkameraden Neji Hyuuga war, sondern auch, weil es Hinata nicht verdient hatte belogen zu werden. Sie war immer so höflich und lieb, dass man sie einfach gernhaben musste. Sie war für ihre Freunde da und kämpfte trotz kleiner Schwächen immer für alle anderen anstatt an sich selbst zu denken. „Nicht sehr berauschend“, murmelte die Brünette, „so schlecht habe ich mich lange nicht mehr gefühlt. Außerdem weiß ich nicht mal, wie das alles passieren konnte.“ „Du weiß nicht, wer dich angegriffen hat?“, fragte Hinata überrascht. Tenten schüttelte traurig den Kopf: „Das einzige woran ich mich erinnern kann, ist das Training mit meinem Team heute Morgen. Danach wollte ich nach Hause gehen, aber dazu scheint es nie gekommen zu sein.“ Tenten konnte an Hinatas Blick sehen, dass etwas nicht stimmen musste. Allerdings schien sie auch nicht mehr zu wissen als Tenten, was diese noch mehr beunruhigte. „Niemand weiß, wer mich angegriffen hat, oder?“, fragte sie. Hinata schüttelte bedauernd den Kopf und drückte ihre Hand noch etwas fester: „Ein Ninja aus Sunagakure hat dich in diesem Zustand auf den Trainingsplätzen gefunden und sofort hierher gebrachte. Auch er wusste nicht, warum du verletzt warst. Wir haben überall nach feindlichen Ninja gesucht, doch bisher noch keinen Erfolg gehabt.“ Die Meisterin der Waffen biss sich auf die Unterlippe. Die ganze Geschichte schien so verrückt zu sein, dass sie fast schon surreal klang. „Wie ist der Name desjenigen, der mich gefunden hat?“, wollte sie wissen. Hinata zuckte entschuldigend mit den Achseln: „Ich bin ihm noch nicht begegnet. Alles was ich weiß ist, dass er ein Jonin aus dem Dorf des Sandes ist. Also einer unserer Verbündeten.“ „Kann ich mit ihm sprechen?“, Tenten richtete sich soweit auf wie es ihr Schmerz zuließ. Das Mädchen mit den hellen Augen nickte und lächelte sie freundlich an: „Ich glaube zwar nicht, dass er dir mehr sagen kann als ich, aber werde darum bitten ihn später zu dir zu schicken.“ „Vielen Dank“, meinte Tenten und lehnte ihren Kopf zurück. „Jetzt muss ich aber erstmal schauen, ob du sonst noch innere Verletzungen hast, die wir bisher noch nicht entdeckt haben“, mit diesen Worten aktivierte Hinata ihr Byakugan. *** „Warum verdammt nochmal nicht?!“, wütend knallte Neji Hyuuga seine flachen Hände auf den Tresen des Empfangs und funkelte sein Gegenüber an. Sakura ließ sich wie immer nicht beeindrucken. Sie war in ihrem Job viel zu geübt, um sich aus der Ruhe bringen zu lassen. „Weil Tenten jetzt absolute Ruhe braucht, Neji.“ „Wir sind aber ihre Teamkollegen, verdammt nochmal! Und deshalb haben wir das Recht mit ihr zu sprechen! Niemand kann mich davon abhalten!“, damit wollte er Richtung der Aufnahmestation stürmen, wurde aber aufgehalten als sich ihm eine weitere Person in den Weg stellte. „Wenn Sakura meint, dass Tenten Ruhe braucht, dann können wir das ruhig glauben. Sie sagt das doch nicht, um uns zu ärgern, Neji“, erklärte Rock Lee und sah seinem Freund ruhig an. Es war seltsam, dass ausgerechnet er in diesem Fall der Vernünftige der beiden war. „Hmph“, schnaubte Neji und verschränkte die Arme vor der Brust. Doch glücklicherweise schien er ausnahmsweise Mal auf Lee zu hören, denn er machte keine Anstalten mehr einfach in Tentens Zimmer platzen zu wollen. Kankuro hatte die ganze Szene mit milden Interesse und leichter Belustigung beobachtet. Es kam nicht oft vor, dass etwas den beherrschten und emotionslosen Neji Hyuuga so aus der Fassung brachte. „Wenn ihr auf sie warten wollt, dann könnt ihr euch ruhig neben Kankuro setzten. Er ist aus dem gleichen Grund hier wie ihr“, meinte Sakura, die nicht mal mit der Wimper gezuckt hatte als Neji in Rage geraten war. Erst jetzt fiel die Aufmerksamkeit der beiden auf den Suna- Ninja, der mit verschränkten Armen auf einem der Wartestühle hockte. Seine Puppe Karasu lehnte neben ihm. Lee grinste ihn breit an. „Guten Tag, Kankuro. Dich hat man auch lange nicht mehr gesehen. Was führt dich ausgerechnet nach Konoha?“ „Ich bin auf der Durchreise, weil ich eine Mission in Yukigakure zu erledigen habe“, meinte Kankuro knapp, denn sein Interesse galt nicht dem verrückten Ninja im geschmacklosen grünen Overall, sondern dem Hyuuga. Dieser blickte ihn genauso misstrauisch an und einen Moment starrten sie sich wortlos und herausfordernd gegenseitig in die Augen. Lee trippelte nervös von einem Fuß auf den anderen als er die angespannte Stimmung bemerkte. Sakura kam es fast schon vor, als würden Funken zwischen den beiden jungen Männern fliegen und sie fragte sich, ob sie eingreifen sollte, wenn es zu einem Kampf kam. Schließlich machte Neji den Mund auf. Seine Stimme war dunkel und mit einem bedrohlichen Unterton: „Was willst du von Tenten?“ Das verschmitzte Grinsen unter Kankuros Gesichtsbemalung ließ sich verschieden deuten und die Antwort, die er gab war auch nicht viel besser: „Was glaubst du denn, Hyuuga?“ Nejis gesamter Oberkörper spannte sich an. In seinen Augen war nichts als Wut zu erkennen: „Wenn das du warst, der sie so zugerichtet hat, dann schreib schon mal dein Testament!“, knurrte er und griff nach dem Kunai in seiner Tasche. „Neji, was ist hier los?“, piepste eine Stimme erschrocken. Mit geweiteten Augen stand Hinata im Türrahmen und sah alarmiert zwischen dem Suna-Ninja und ihrem Cousin hin und her. Nejis Augen wurden weicher. „Entschuldige Hinata, ich wollte nicht die Fassung verlieren“, er verbeugte sich, aber ließ dabei Kankuro nicht aus den Augen, „es kommt nie wieder vor.“ Der Puppenninja atmete erleichtert aus. Es war nicht so, dass er den Hyuga im Kampf nicht hätte schlagen können. Doch er wollte es nicht riskieren noch mehr Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen als er es sowieso schon tat. Gaara hätte es ihm nie verziehen, wenn er einen Konoha -Ninja tötete, zudem auch noch jemanden aus einem bedeutenden Clan. Hinzu kam, dass Neji mit seinen Vorwürfen irgendwie Recht hatte und das verursachte bei Kankuro noch mehr Schuldgefühle. Ihn selbst überraschte diese Tatsache wohl am meisten. Normalerweise interessierte er sich nicht großartig für andere Menschen. Doch wenn die kleine Kunoichi starb, dann hätte er nicht nur ihren abscheulichen Beschützer auf dem Hals, sondern so fast ihre gesamten Freunde, eingeschlossen des Hokagen. Außerdem hatte es ja nie einen triftigen Grund gegeben sie anzugreifen… „Hinata, wie geht es Tenten?“, fragte Lee aufgeregt. Das schüchterne Mädchen machte ein ernstes und besorgtes Gesicht: „Ihr Zustand ist stabil. Sie hat eine schwere Verletzung an der Schulter und gebrochene Rippen. Eben habe ich noch eine Prellung in ihrem rechten Bein entdeckt, aber ansonsten scheint sie in Ordnung zu sein.“ Alle außer Neji atmeten erleichtert aus. „Und nun erzähle uns die Wahrheit, Hinata. Ich kenne dich gut genug, um zu wissen, dass etwas nicht stimmt“, meinte Neji leise ohne seine Cousine aus den Augen zu lassen. „Na ja“, druckste sie herum und begann Kuppen ihrer Zeigefinger aneinander zu tippen. Ihre fliederfarbenen Augen huschten über die Gesichter ihrer Freunde und Verbündeten, dann seufzte sie traurig: „Leider kann sie sich nicht mehr daran erinnern, wer sie so zugerichtet hat und warum.“ Es hätte nicht mehr viel gefehlt und Kankuro hätte seine Erleichterung und Freude darüber mit einem lauten Seufzen kenntlich gemacht. Doch er konnte sich gerade noch beherrschen. Stattdessen frohlockte er innerlich. Jetzt musste er nur noch dafür sorgen, dass Tenten – wie sie anscheinend hieß – ihr Gedächtnis so schnell nicht wiederbekam, dann würde vielleicht niemand dahinterkommen, was wirklich passiert war. *** Tenten wurde durch ein quietschendes Geräusch geweckt. Helles Licht drang durch ihre Augenlider und das erste, was sie wahrnahm, war der leichte Geruch nach Holz und Farbe. Er passte nicht zu dem sterilen Geruch des Krankenhauses und verwirrte sie zunehmend. Ihre Augenlieder flatterten und sie konnte gerade noch eine Bewegung ausmachen. Jemand war in ihr Zimmer gekommen und hatte auf dem Besucherstuhl Platz genommen. Sie wollte ihren Kopf zur Seite drehen, doch es kam ihr vor, als wöge er zehnmal so viel. Sie versuchte etwas zu sagen, doch ihr Mund war so trocken, dass ihrer Kehle nur ein paar seltsame Laute entwichen. Gerade noch das Wort „Wasser“ schaffte sie zu krächzen. Sie sah wie sich ein Schatten über sie beugte und kurz drauf etwas Kaltes ihre Lippen berührte. Gierig trank sie jeden Tropfen Wasser, den sie kriegen konnte. Danach fühlte sie sich gleich etwas besser. Sie atmete tief ein und aus und schlug dann ihre Augen ganz auf. Die Person, die ihr etwas zu trinken gegeben hatte, war schon wieder aus ihrem Sichtfeld verschwunden. „Neji?“, flüsterte sie den ersten Namen, der ihr einfiel. „Nein“, gab die Person mit dunkler Stimme zurück, die sie nicht genau einordnen konnte. Es war ein Mann. Jedoch konnte sie seine Stimme nicht einordnen. „Deine Teamkameraden sind vor einiger Zeit nach Hause gegangen. Es ist bereits nach Mitternacht“, erklärte die fremde Person mit gedämpfter Stimme. Tentens Herz schlug schneller. Neji war sie wirklich besuchen gekommen! Ein kleines Lächeln formte sich auf ihren Lippen. Das war mehr, als sie erwartet hatte. „Sag mal“, fuhr der Unbekannte fort und es klang als wäre er auf der Hut, „kannst du dich wirklich nicht mehr daran erinnern, warum du so verletzt bist?“ Sie bewegte den Kopf minimal hin und her, um zu verneinen. Daraufhin sagte die Person nichts mehr. „Wer bist du?“, fragte sie schließlich leise und versuchte ihren Kopf weiter nach rechts zu drehen, doch es ging nicht. Ein leises Lachen ertönte. „Wir sind uns schon mal begegnet, aber ich bezweifle, dass du dich daran erinnern kannst“, erklärte er. Tenten runzelte nachdenklich die Stirn. „Die Chunin- Examen“, half er ihr auf die Sprünge, „du bist gegen meine Schwester angetreten und hast haushoch verloren.“ Er kicherte amüsiert. Tenten zuckte zusammen. Natürlich erinnerte sie sich an Temari aus der Wüste. Wie könnte sie ihre stärkste Gegnerin je vergessen? Ganz zu schweigen von ihren Brüdern. Doch welcher der beiden saß jetzt neben ihr? „Gaara“, zischte sie und erinnerte sich dann den unheimlichen Jungen, der gegen Lee angetreten war und jetzt zu Narutos Freunden zählte. Unruhig bewegte sie sich hin und her. Schließlich konnte sie genug Kraft aufwenden, um ihren Kopf doch noch zu drehen. Nein, es war nicht der Rothaarige mit dem Tattoo auf der Stirn, der da auf dem Stuhl saß und sie jetzt beleidigt ansah. „Warum denken immer alle gleich an Gaara?“, schnaubte er und verschränkte die Arme vor seiner muskulösen Brust. Sie hatte ihn nur einmal gesehen und konnte sich daher nur schwach an ihn erinnern. Doch genau wie damals trug er immer noch den schwarzen Anzug und die Gesichtsbemalung. Das einzige, was fehlte war die katzenartige Kapuze. Er grinste als er ihren Blick bemerkte: „Findest du nicht, dass ich ziemlich erwachsen geworden bin? Und noch besser aussehe als früher?“, er warf sich in die Brust. „Wie ist dein Name?“, fragte sie mit leiser Stimme. Er knirschte mit den Zähnen und setzte sogleich wieder einen düsteren Gesichtsausdruck auf. „Na super, an Temari und Gaara erinnerst du dich, aber an mich nicht. Ich bin enttäuscht“, meckerte er. Tenten seufzte bloß. Sie fühlte sich viel zu schwach, um dem etwas entgegenhalten zu können. „Kankuro“, schnaubte er schließlich und streckte ihr die Hand hin. Sie hatte Schwierigkeiten sie zu schütteln, schaffte es nach einiger Zeit doch, wenn auch nur sachte. „Tenten“, murmelte sie. „Ich weiß das noch“, es klang fast schon wie ein Vorwurf, doch wieder ging sie nicht darauf ein. „War Neji wirklich da?“, fragte sie schließlich leise. „Ja. Mensch, warum ist dir das denn so wichtig?“, er zog misstrauisch eine Augenbraue und grinste dann süffisant, „habt ihr zwei etwa was am Laufen?“ Tenten wurde etwas rot im Gesicht und presste fest die Lippen zusammen. Was ging denn diesen fremden Kerl das an? „Verstehe.“ Er kicherte. Wenn sie gekonnt hätte, dann hätte sie ihm sofort einen Schlag auf den Kopf verpasst. Aber dazu ging es ihr immer noch zu schlecht. Überhaupt wusste sie gar nicht, was ausgerechnet er hier wollte, wo doch ihre Freunde schon alle gegangen waren. „Jetzt aber mal etwas anderes“, sein Gesicht wurde wieder ernst und er rutschte nervös auf seinem Stuhl hin und her, „die kleine Hyuuga meinte, dass du dich nicht mehr daran erinnern kannst, warum du hier bist. Stimmt das?“ „Zu deiner Information: Ihr Name ist Hinata. Nein, ich weiß wirklich nicht, warum ich hier bin“, erklärte sie und ihre Stimme wurde von Sekunde zu Sekunde genervter. Sie verengte misstrauisch ihre Augen: „Hinata hat mir wiederum erzählt, dass ein Jonin aus Sungakure mich gefunden hat. Warst das zufällig du?“ „Äh...ja. D-du warst weggetreten und verletzt und d-da dachte ich, dass ich einen Verbündeten aus Konoha doch nicht einfach so liegen lassen kann.“ Er grinste verschmitzt, um seine Lüge noch zu retten. Tenten richtete sich auf und schob die Augenbrauen zusammen: „Weißt du vielleicht, was passiert ist?“ Ihr entging nicht, dass er vor Nervosität zu schwitzen begann und sich nachdenklich am Kopf kratzte: „Ähm...n-nein...muss aber ein übler Kampf gewesen sein.“ Einen Moment noch starrte sie ihn so durchdringend an, dass sein schlechtes Gewissen sichtbar auf seinem Gesicht zu sehen war. Doch dann stieß sie nur einen tiefen Seufzer aus und ließ sich zurück in die Kissen sein. „Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn du das gewusst hätte.“ Dass Kankuro erleichtert ausatmete, entging ihr völlig. Danach schwiegen sie wieder bis sich der junge Mann erhob. „Es ist schon spät. Besser gehe ich jetzt.“ „Wie lange bis du denn schon hier?“, wollte sie wissen und stütze sich auf ihren Ellenbogen ab, um ihn besser ansehen zu können. Er zuckte mit den Schultern: „Seit ich dich hierhergebracht habe. Vielleicht sieben Stunden...“ Entgeistert starrte sie ihn an: „Hast du wenigstens mal etwas getrunken oder gegessen?“ Er schüttelte den Kopf. Sofort fühlte sie sich unheimlich schuldig. „Dann hättest du wirklich nicht so lange bleiben brauchen“, meinte sie. „Ich brauche nicht viel zu trinken und zu essen. Da, wo ich herkomme, muss man gezwungenermaßen lange ohne auskommen. Außerdem wollte ich sichergehen, dass du auch am Leben bleibst. Immerhin hätte sich meine Mühe doch nicht gelohnt, wenn du am Ende gestorben wärst, oder?“ „Bist du immer so charmant?“, schnaubte sie. „Wer weiß“, er zwinkerte ihr zu und senkte etwas seine Stimme, „willst du es herausfinden?“ „Nein danke“, lachte sie, „von deiner Sorte kenne ich genug.“ Er war schon fast in seinem Stolz verletzt aufgrund ihrer Abweisung. „Das war mein Ernst. Meine Mission erlaubt es mir noch länger in Konohagakure zu bleiben. Wenn du hier raus bist, könnten wir doch mal zusammen essen gehen“, schlug er vor und grinste wieder anzüglich, Tenten runzelte die Stirn. Es war noch nie vorgekommen, dass ein Junge sich freiwillig mit ihr verabreden wollte. Mal abgesehen von ihren Teamkameraden, aber die zählten nicht wirklich. Dementsprechend stand sie seinem Vorschlag äußerst misstrauisch gegenüber. „Ich überlege es mir“, sagte sie schließlich, um einer deutlichen Antwort auszuweichen. „Dann aber nicht zu lange. Sonst fragt mich noch eine andere. Ich bin ein echter Frauenmagnet“, lachte er, während sie nur die Augen verdrehte, und griff nach seiner Puppe, die er immer bei sich trug. Im Türrahmen blieb er nochmal stehen ohne sie anzublicken. Plötzlich umgab ihn eine ernste Aura. „Schlaf gut, Tenten. Ich wünsche dir, dass du nie herausfindest, wer dich so zugerichtet hat.“ Bevor sie etwas erwidern konnte, war er schon zur Tür hinaus. Etwas verwirrt und gleichzeitig nachdenklich bettete sie ihren Kopf zurück auf das Kissen und schloss die Augen. In ihren Gedanken wiederholte sich das eben geführte Gespräch im Schnelldurchgang. Wenn man mal davon absah, dass er nicht nur sarkastisch und egoistisch war, sondern auch furchtbar von sich eingenommen, hatte auch ein Kankuro aus Sunagakure ein Herz. Jedenfalls konnte er es nicht mehr leugnen, denn das hatte er trotz seiner Sprüche gerade bewiesen. Mit diesem Gedanken und einem Grinsen auf dem Gesicht fiel Tenten in einen traumlosen Schlaf. © ぁキ Kapitel 2: Two -------------- Two „Was habe ich mir nur dabei gedacht?“, murmelte er nun schon zum zweiten Mal und fuhr sich durch sein braunes Haar. Seit mindestens vier Minuten lief er in dem Zimmer, das er sich gemietet hatte, auf und ab. Obwohl es mitten in der Nacht war, fühlte er sich viel zu aufgewühlt, um ruhig schlafen zu können. Er hatte ihr versprochen länger zu bleiben, obwohl das schier unmöglich war. Gaara würde ihn umbringen. Ganz sicher. „Verdammt“, wütend schlug er seine Hand auf den Tisch, sodass etwas Wasser aus der Blumenvase schwappte, die eins der Zimmermädchen liebevoll dort platziert hatte. Seine Geschwister hatten ihm schon oft gesagt, dass er sich mit seinem losen Mundwerk immer in Schwierigkeiten brachte. Allerdings war dieses Mal niemand da, um ihm da wieder heraus zu helfen. Nicht Gaara und auch nicht Temari, die meistens immer die besten Einfälle hatte. Jedenfalls wenn das besagte Problem mit einem Mädchen zu tun hatte. Und diesmal hatte es das. Eindeutig. Als er Tenten blass und schmal in dem weißen Krankenzimmer gesehen hatte, war ihm das erste Mal ein seltsames Gefühl gekommen: Fürsorge. Zudem fühlte er sich das erste Mal in seinem Leben schuldig für einen Fehler, den er zu verantworten hatte. Und das hatte ihn so weit gebracht ihr zu versprechen noch länger in Konoha zu bleiben, auch wenn er sich das nicht leisten konnte. Er hatte gedacht, wenn er solange bei ihr blieb bis sie aufwachte und sich danach erkundigte, an was sie sich noch erinnern könnte, würde er sich besser fühlen. Doch da hatte er sich anscheinend verkalkuliert und jetzt hatte er das Schlamassel. Nun, es gab zwei Dinge, die er tun konnte: Entweder hielt er sein Versprechen, verschob seine Mission und wartete bis sie wieder gesund war oder er machte sich klammheimlich aus dem Staub und ließ sich nie wieder in Konoha blicken. Doch da letztes sein schlechtes Gewissen nie zugelassen hätte, entschied er sich sie am nächsten Tag wieder zu besuchen und sich von ihr zu verabschieden; allerdings mit dem Versprechen sie bei seinem nächsten Aufenthalt in Konoha zu einer Nudelsuppe einzuladen. Nachdem er sich diesen Plan ausgedacht hatte, wurde er gleich etwas ruhiger und schaffte es sogar seine Augen zu schließen. Sie war sowieso nicht die Art von Mädchen, mit denen er sich normalerweise verabredete... *** Tenten war mehr als überrascht als am Morgen des darauffolgenden Tages plötzlich wieder der Suna- Ninja vor ihrem Bett stand, im Gesicht das übliche Grinsen und in den Händen einen Strauß gelber Margeriten. „Und wie geht es unserer Patientin heute?“, flötete er, während er sich auf dem Besucherstuhl niederließ und ihr den Blumenstrauß zuwarf. „Ähm...besser....denke ich“, sie zwinkerte ein paar Mal und stellte fest, dass sie wirklich nicht träumte. „Gut, und wann darfst du das Gefängnis hier verlassen?“, fragte er und lehnte sich lässig zurück. Tenten seufzte und zupfte an den gelben Blüten herum. Es war wirklich ein sehr schöner Strauß; auch wenn sie sich sonst aus solch mädchenhaften Dingen nichts machte. „Noch weiß es niemand. Ich schätze das ich wohl noch etwas länger hierbleiben muss. Bist du sicher, dass du so lange warten kannst? Ich meine, ...weil du doch...du hast mich doch gefragt, ob ich mit dir mal etwas Essen gehe...“, ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen und sie vermied es ihn anzusehen. „Äh...ja...weißt du, was das betrifft...“, murmelte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Tentens Kopf schoss in die Höhe und sie schaute ihn mit funkelnden Augen an. Sie hatte gewusst, dass er das nicht ernst gemeint hatte. Gerade wollte sie den Mund aufmachen, um ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen als mit einem lauten Krachen die Tür gegen die Wand prallte. „Guten Morgen, meine allerliebste und wundervolle Freundin“, mit einem breiten Lächeln stürmte Lee in den Raum und hüpfte wie ein wild gewordener, grüner Flummi auf und ab. „Der hat mir gerade noch gefehlt“, murmelte Tenten und rutschte soweit unter ihre Decke, dass man nur noch ihre Nasenspitze erkennen konnte. Als jedoch noch ein mürrisch dreinblickender Neji folgte, hellte sich ihre Miene wieder auf. Gerade wollte sie ihn fröhlich begrüßen als ihre beiden Kameraden ihren anderen Besucher erblickten. Nun, gab es hier wieder zwei unterschiedliche Reaktionen zu beobachten. Genau wie am Vortag, war Lee absolut begeistert den Suna- Ninja zu sehen. „Guten Morgen, Kankuro. Du bist ja immer noch da“, lachte er und verbeugte sich höflich und gleich einige Male hintereinander. Neji war freiwillich mal wieder weniger begeistert: „Was willst du schon wieder hier?“ Kankuros Lippen verzogen sich zu einem perfiden Grinsen. Er wusste genau, wie er den Hyuuga reizen konnte: „Nun, ich wollte nur schauen wie es dem Mädchen geht, dem ich das Leben gerettet habe. Und außerdem sie fragen, ob sie nach ihrer Genesung mit mir Essen gehen würde.“ Tenten blickte ihn mit großen Augen an. War er nicht eben drauf und dran gewesen ihr abzusagen? Neji wurde knallrot und ballte die Hände vor Wut. „Wieso sollte Tenten mit dir essen gehen wollen? Sie geht nie mit irgendwelchen Jungen aus. Dafür ist sie gar nicht der Typ“, meinte er mit leichter Arroganz in der Stimme. Diese Bemerkung verletzte Tenten zutiefst und ihre Wangen färbten sich leicht rosa. Was sollte das denn heißen? „Bitte, Neji reg dich nicht auf. Es geht uns wirklich nichts an mit wem Tenten sich trifft und mit wem nicht“, versuchte Lee ihn zu beruhigen und das Mädchen warf ihm einen dankbaren Blick zu. „Hmpf“, Neji verschränkte die Arme und blickte seine verletzte Teamkameradin an, die unter seinem intensiven Blick ganz rot wurde und sich wieder halb unter ihrer Bettdecke verkroch. Kankuro sah das, und warf dem Hyuuga einen hasserfüllten Blick zu. Aus irgendeinem Grund verspürte er das Verlangen ihn zu einem Kampf herauszufordern, aber er wusste, dass dies Tenten zu sehr aufgeregt hätte. Auch wenn alle immer sagten, sie würde stärker sein als mancher Junge, war sie für ihn immer noch ein Mädchen und die waren nun mal sensibel. „Vielleicht sollte ich wieder gehen“, meinte er schließlich und griff nach seiner Marionette. „Das musst du doch nicht, nur weil Neji und Lee...“, Tenten brach mitten im Satz ab und doch konnte man die Enttäuschung in ihrer Stimme hören. Neji bedachte sie mit einem seltsamen Blick. „Ich muss sowieso noch einen wichtigen Brief an meinen Bruder schreiben“, erklärte Kankuro und verabschiedete sich höflich. Als er verschwunden war, warf Tenten Neji einen bösen Blick zu. „Er wollte doch nur nett sein, also hattest du gar keinen Grund ihn zu vergraulen.“ „Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Tenten“ er verbeugte sich kurz, „ich habe mir nur Sorgen gemacht. Er wirkte nicht sehr vertrauenerweckend auf mich. Ich hatte das Gefühl er verheimlicht etwas. Doch wenn du ihm vertraust, dann war es nicht meine Absicht so unfreundlich zu sein.“ Sie versah seine guten Manieren, die ihm sein Onkel eingetrichtert hatte, nur mit einem verächtlichen Schnauben. Sie wusste, dass er die Entschuldigung ernst meinte, aber es sollte nichts an der Tatsache ädern, dass er gegen den Sand- Ninja, der ihr doch offensichtlich das Leben gerettet hatte, eine Abneigung zu hegen schien. Manchmal konnte er hinter mit diesem pathetischen Gehabe seine wahren Emotionen wirklich gut verstecken. „Wisst ihr was? Vergesst die ganze Sache einfach. Lee hatte Recht: Es geht euch nichts an mit wem ich mich abgebe. Und jetzt erzählt mir endlich mal etwas Neues und Aufregendes, ich sterbe hier nämlich vor Langeweile“, jammerte sie. *** Kankuro hielt sein Versprechen und kam die Patientin wirklich jeden Tag besuchen. Ab und zu brachte er ihr eine Kleinigkeit mit; Blumen natürlich, frisches Obst oder Süßigkeiten. Anfangs beschränkte sich ihre Interaktion auf das Nötigste, doch dann wurden seine Besuche länger und ihre Gespräche intensiver. Sie erzählten sich gegenseitig von ihren dramatischsten Kämpfen, ihren Erfolgen und Niederlagen; und was sie von ihrem Leben als Shinobi erwarteten. Eine Art Routine stellte sich ein. Kankuro verschwieg ihr die Tatsache, dass er durch seinen verlängerten Aufenthalt in Konohagakure mächtige Problemen mit seinem Bruder bekommen hatte. In seinen Briefen behauptete er, dass es einen Zwischenfall gegebene hätte und er deshalb aufgehalten worden war. Zwar wäre seine Mission in Yukigakure rein diplomatisch gewesen, jedoch war Gaara alles andere als leicht zu belügen. Besonders nicht, wenn es sich dabei um seine eigenen Bruder handelte. Tenten hingegen ließ kein Wort darüber verlauten, dass ab und zu Neji bei ihr vorbei schaute und dann nu,r um ihr seltsame Fragen bezüglich ihres Retters zu stellen. Doch trotz dieser kleinen Geheimnisse wurde ihr Verhältnis von Tag zu Tag besser. Kankuro schaffte es dabei immer wieder mit seinen komischen Gestiken zum Lachen zu bringen. Eines Tages fühlte Tenten sich überhaupt nicht wohl. Ihr Körper war zwar auf den Weg sich wieder zu erholen, jedoch hatte sie die halbe Nacht nicht schlafen können und die Medikamente, die sie nehmen musste, wollten auch nicht richtig wirken. Das Lächeln, das sie dem Ninja aus Sunagakure schenkte, war zwar glücklich, aber dennoch matt. Er spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Schweigend setzte er sich auf seinen üblichen Stuhl und legte seine Marionette vor ihm auf den Boden nieder. „Möchtest du, dass ich ein anderes Mal wiederkomme?“, fragend blickte er sie an. Tenten schüttelte den Kopf und hustete. Sofort war er an ihrer Seite und hielt ihr ein Glas Wasser hin. „Danke“, keuchte sie und trank es in einem Zug leer. Seine Miene war nicht zu deuten, als er sich wieder setzte. Tenten schloss kurz die Augen und bewunderte dann den Chrysanthemenstrauß, den er ihr heute mitgebracht hatte. Sie selbst wurde währenddessen keinen Augenblick von dem jungen Mann aus den Augen gelassen. Sie war in seinen Augen heute eindeutig blasser als sonst. Ihr Blick wirkte leer, als wären ihre Gedanken weit entfernt. Sie war nicht gerade eines der hübschesten Mädchen des Dorfes. Ihre Lippen waren nicht schmal, ihre Augen standen unsymmetrisch zu einander und ihre Nase war leicht nach oben gebogen. Und doch hatte sie etwas an sich, das ihn faszinierte. Ihre offene und lustige Art. Ihr machte es nicht aus, so zu sein, wie sie war. Und wann immer sie lächelte, hatte er das Gefühl eine ganz neue Seite an ihr entdeckt zu haben. Eine Seite, die ganz besonders an ihr war und die seine Schuldgefühle ins unermessliche steigerten. Er zuckte kurz zusammen, als sie seinen auffälligen Blick bemerkte. Doch sie sagte nichts dazu. „Die Blumen sind schön. Sie erinnern mich an Sommer“, murmelte sie und versuchte zu Lächeln. Er war schon fast enttäuscht, als ihr der Versuch misslang. Sie in so einem schlechten Zustand zu sehen machte ihn aus einem unerfindlichen Grund einfach wahnsinnig. Angestrengt dachte er darüber nach wie er ihr helfen konnte. Er war kein Medizin- Ninja, deshalb konnte er an ihrem Gesundheitszustand nichts ändern, aber vielleicht schaffte er es ja sie ein wenig aufzuheitern. „Hey Tenten, schau mal!“ Er hätte sich am liebsten selbst auf den Fuß getreten über seine Dummheit, aber es war das erste gewesen, was ihm eingefallen war. Er verzog sein Gesicht zu einer komischen Grimasse wie es sonst nur Kleinkinder taten: Ein Mundwinkel nach oben, genauso wie eine Augenbraue, die Stirn in Falten und dann wild mit den Augen rollend. Die Verletzte schaute ihm im ersten Moment an als hätte er nun vollkommen den Verstand verloren. Kankuro wollte schon rot werden und sich tausendmal für seine fixe Idee entschuldigen, da fing sie an zu kichern. Erst war es nur ein leises Lachen, hell und kaum für menschliche Ohren hörbar, doch dann lachte sie immer lauter. Ihre Wangen wurden wieder durchblutet und ihr gesamter Körper vibrierte. Auch seine Mundwinkel zogen sich nach oben und er war sichtlich zufrieden mit sich selbst. „Na, wenn du das schon witzig findest, pass mal auf!“, meinte er und zog dann alle möglichen Grimassen, die ihm einfielen. Durch seine Gesichtsbemalung wirkte das Ganze noch viel komischer. Es erinnerte sie an einen Clown. Tenten hielt sich erst noch die Hand vor den Mund, doch schließlich hielt sie es nicht mehr aus und prustete los. „Bitte“, keuchte sie irgendwann, „ich kann nicht mehr. Das sieht bei dir absolut dämlich aus.“ Sie wurde von einem erneuten Lachanfall gepackt und hielt sich schon den Bauch. Ihre Wangen glühten geradezu und Kankuro platzte fast vor Stolz. Doch plötzlich verstummte sie und ihre Augen wurden trübe und nachdenklich. „Was ist?“, sofort wurde er wieder nervös, aus Angst etwas falsch gemacht zu haben und setzte sich zu ihr aufs Bett. „Ach nichts“, murmelte sie ohne ihn anzusehen und stützte sich auf ihre Ellenbogen. Kankuro warf der Kunoichi einen prüfenden Seitenblick zu. Mittlerweile kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass sie log. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte er leise. Sie schüttelte bloß den Kopf und presste ihre blassen Lippen aufeinander, so als müsse sie sich zusammenreißen ihm nicht ihr Herz auszuschütten. Nun, er hätte es besser gefunden, wenn sie genau das getan hätte. Und wenn ihn anfangs auch nur die Schuldgefühle zu diesen täglichen Besuchen getrieben hatten, so war ihm doch eines bereits klargeworden und er konnte es auch nicht leugnen: Er mochte das brünette, stille und gleichzeitig aufgeweckte Mädchen. Sie berührte ihn, tief in seinem Herzen, so wie es noch niemand getan hatte. Selbst seinen Geschwistern schien er in diesem Augenblick nicht so nahe zu sein wie dieser relativ durchschnittlichen Kunoichi aus Konohagakure. „Es ist bloß...diese Grimassen, die du geschnitten hast...“ „Ja?“, fragend zog er eine Augenbraue hoch, was sie natürlich aufgrund seiner Kopfbedeckung nicht sehen konnte. Sie wandte ihren Kopf in seine Richtung und ihre Augen trafen sich. Das Braun ihrer Augen war heller als sein eigenes. Er wusste nicht wie er es hätte beschreiben sollen. Sie waren sogar noch heller, wenn sie glücklich war, fast golden; hingegen eher dunkel, wenn sie traurig oder verärgert war. In diesem Moment war es eine Mischung aus beidem, wie er feststellte. Sie seufzte frustriert und schlang ihre Bettdecke fest um ihren Oberkörper, so als wäre dies ihr Rettungsring. Sie blickte ihn wieder nicht an, während sie ihm erklärte, was sie so bedrückte. „Diese Grimassen haben mich sehr an Neji erinnert, weißt du.“ Überrascht und gleichzeitig mit einer Spur von Verärgerung starrte er sie an: „Hyuuga?“ Sie nickte und strich mit ihren Fingerspitzen über den weißen Stoff der Decke. Wie hypnotisiert folgte er den Bewegungen ihrer Hand. Was konnte denn nun der Hyuuga schon wieder damit zu tun haben? Dachte sie eigentlich nur an ihn? In Kankuros Innerem zuckte es. Er konnte Neji Hyuuga eben nicht leiden. Er hielt ihn für arrogant und unterkühlt. Also warum sollte ein ehrliches und fröhliches Mädchen wie Tenten so jemanden mögen und ständig an ihn denken? Klar, er war ihr Teamkollege, aber das war doch kein Grund... „Mich regt es einfach nur tierisch auf, dass er seine wahren Emotionen immer hinter einer gleichgültigen Grimasse versteckt. Ich meine, du hast nur das Gesicht so verzogen, weil du mich aufheitern wolltest und nicht, weil du damit irgendwelche besonderen Gefühle zum Ausdruck bringst. Ich konnte in diesem Moment nicht genau sagen, was du wirklich denkst. Du hättest auch traurig oder wütend sein können.“ Sie hielt einen Moment inne und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Der Puppenspieler unterbrach sie nicht, stattdessen konzentrierte er sich darauf, dass zu verarbeiten, was sie ihm gerade eröffnet hatte. „Ich kenne ihn schon lange“, fuhr sie mit gedämpfter Stimme fort, „genauso wie Lee und Gai, aber im Gegensatz zu ihnen, kann ich Neji immer noch nicht einschätzen. Auch wenn eigentlich niemand das so wirklich kann. Ich mag ihn. Ich mag ihn sehr. Vielleicht zu sehr, wenn man es so sehen will. Aber es verletzt mich, dass er es nicht einmal schafft offen und ehrlich zu seinen Gefühlen zu stehen. Ist das denn so schwer? Ich meine, du versteckst deine wahren Gefühle ja auch hinter dieser Gesichtsfarbe. Zum Beispiel deine Angst bei einem Kampf. Jedoch versuchst du doch deine Gefühle auszusprechen, wenn es nötig ist. Ich kann meistens erkennen, wie es dir geht, weil du mit mir darüber sprichst und dabei auch deine Emotionen in deiner Stimme erkennbar sind. Neji hingegen hat immer diese monotone Stimme. Kannst du mir mal erklären was das soll?“ Sie hatte Tränen in den Augen und flehte regelrecht nach einer Antwort. Wie ein kleines Mädchen, das wissen wollte, warum ihre beste Freundin nicht mehr mit ihr spielen möchte. Kankuro schluckte schwer. Natürlich bewegte ihn ihr verzweifelter Blick. Er wollte ihr unbedingt helfen und sie wieder zum Lachen bringen.Doch im hintersten Winkel seines Herzens spürte er auch das leichte Aufflattern von Wut. Er fragte er sich, warum sie ausgerechnet ihm das alles erzählte. Lieber hätte er sich weiter vor ihr zum Affen gemacht als ihre Klage über Hyuuga und ihren Liebesproblemen zu lauschen. Es nervte ihn, dass sie einem Typen hinterherjammerte, der ihre Zuneigung nicht im Mindesten verdiente. „Er wird seine Gründe haben“, war das erste, was über seine Lippen kam und als sie stirnrunzelnd anblickte, hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Doch auch seinen nächsten Gedanken, hatte er ausgesprochen bevor er es verhindern konnte: „Ich bin mir sicher, dass er nur Angst hat verletzt zu werden, wenn er dir seine wahren Gefühle zeigt. So, wie er sich um dich bemüht, muss er dich wirklich gerne haben. Eventuell glaubt er, dass mehr als Freundschaft bei euch nicht drin ist.“ „Na super“, dachte der Ninja aus Suna zerknirscht, „jetzt rede ich nicht nur wie ein Psychologe, sondern verteidige diesen arroganten Mistkerl auch noch!“ „Meinst du echt?“, nachdenklich tippte sich Tenten ans Kinn. Ein leichter Rotschimmer lag auf ihren Wangen und Kankuro hätte das sicher niedlich gefunden, wäre es nicht wegen des „arroganten Mistkerls“ gewesen. Der junge Mann räusperte sich leise und strich sich dann seine Kapuze vom Kopf. Das tat er selten und auch nur dann, wenn er sich absolut sicher fühlte. „Im Übrigen soll meine Kriegsbemalung keine Maske sein, sondern einfach nur Feinde abschrecken.“ Diese Bemerkung passte so wenig in die Unterhaltung wie die schüchterne Hinata Hyuuga in die Akatsuki- Organisation und doch viel ihm nichts anderes ein, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken und nicht auf einen gewissen eingebildeten Möchtegern mit Mädchenfrisur. Etwas abwesend blickte sie ihn an und nur langsam schienen seine Worte zu ihr vorzudringen. „Aber indem man deine Angst und deine Nervosität nicht sofort sehen kann, zeigst du doch den Feinden nicht dein wahres Gesicht, oder?“ Sie legte den Kopf schief und wartete geduldig auf seine Antwort. Kankuro befeuchtete sich die Lippen und kramte dann in seinen Gedanken nach einer passenden Erwiderung. Schließlich seufzte er. Langsam entwickelte sich ihr Gespräch in eine Richtung, die noch viel tiefer ging als je zuvor: „Aber tragen wir nicht alle Masken, Tenten? Hyuuga, Lee, mein Bruder Gaara, meine Schwester, ich, du und wahrscheinlich sogar dieser Vollidiot Naruto Uzumaki! Den ich im Übrigen lange nicht mehr gesehen habe. Wir alle haben tausend Gesichter und jedem Menschen, dem wir begegnen zeigen wir ein anderes. Menschen sind nun mal falsch. Dabei machen manche mehr und andere weniger Unterschiede zwischen Freunden und Feinden. Das hat immer auch damit zu tun, wer man ist und woher man kommt. Mein Bruder, zum Beispiel, hat in seinem Leben lang immer nur Hass und Ablehnung gefühlt, deshalb verschloss er sich vor allen anderen. Und Hyuuga hat es in seiner Kindheit nicht anders gelernt. Ich bin sicher, dass sein Clan von ihm verlangt keine Gefühle zu zeigen, besonders im Kampf nicht. Diese beiden sind Extremfälle, aber ich bin mir sicher, dass nicht jeder immer sein wahres Gesicht zeigt. Selbst du nicht, deshalb können wir das niemanden zum Vorwurf machen.“ Darüber dachte sie einen Moment nach und schließlich nickte sie. „Ich verstehe, was du meinst und vielleicht hast du Recht. Ich habe Neji nie dafür verurteilt, dass er sich manchmal so verhält, aber in Zukunft werde ich versuchen es zu akzeptieren. Wer weiß: Wenn ich Glück habe dann taut der Eisklotz eines Tages doch noch auf.“ „Und wenn nicht, dann weiß er gar nicht, was er alles verpasst und das eine klasse Kunoichi all die Jahre direkt vor seiner Nase war und er die Chance hat verstreichen lassen“, diesmal hatte er den Satz mit Absicht gesagt und sein charmantestes Grinsen aufgesetzt. Tenten jedoch lachte nur und ließ ihren Kopf zurück in die Kissen fallen. Im selben Moment wurde die Tür geöffnet und ein pinker Haarschopf kam zum Vorschein. „Oh Pardon, wenn ich störe komme ich später nochmal wieder“, verlegen lächelte Sakura die beiden an. „Schon gut, ich wollte sowieso gerade gehen“, meinte Kankuro und erhob sich. „Gut, denn du musst jetzt zur Untersuchung. Wenn alles in Ordnung ist, dann kannst du vielleicht in den nächsten Tagen wieder gehen.“ „Echt?“, Tentens Augen begannen zu leuchten und Kankuro freute sich mit ihr. „Na, das sind doch klasse Neuigkeiten, dann kann ich mein Versprechen ja bald einlösen“, er zwinkerte der verlegenden Tenten zu. „Also schlafe gut und bis morgen, Tentenchen.“ Schließlich verließ dann mit einem letzten Abschiedsgruß an Sakura das Krankenhaus. Diese warf ihrer erröteten Freundin einen amüsierten Blick zu: „Habe ich da etwa was verpasst, Tentenchen?“ © ぁキ Kapitel 3: Three ---------------- Three Die Ergebnisse der Untersuchung fielen befriedigend aus, sodass Tenten nach einer Woche Aufenthalt das Krankenhaus endlich verlassen durfte. Kankuro hatte ihr versprochen sie erst abzuholen und danach zum Essen auszuführen. Sie hatte niemanden davon erzählt, aus Angst, dass es zu peinlichen Gerüchten kommen könnte. Seit sie mit Kankuro über Neji geredet hatte, sah sie den Ninja aus Suna mit ganz anderen Augen. Sie hatte immer gedacht, dass er ein Draufgänger und Frauenheld war, eventuell auch ein Spanner (zugetraut hätte sie es ihm tatsächlich). Doch hinter dieser lässigen Fassade schien doch ein nachdenklicher und kluger Mann zu stecken. Natürlich kam er an Shikamarus und Nejis Genialität nicht heran, doch er schien sich doch die ein oder anderen Gedanken zu machen. Das bewies er auch wieder als er plötzlich mit einer einzelnen roten Blume in ihrem Zimmer stand. Tenten war gerade dabei ihre Sachen zusammen zu sammeln (vor allem ihre geliebten Waffen), als er sich hinter ihr räusperte. Vor Schreck ließ sie ein Kunai fallen und drehte sich fragend zu ihm um. „Himmel, Kankuro! Du hast mich fast zu Tode erschreckt!“, meinte sie aufgebracht. „Ach was, du lebst doch noch!“, lachte er, „außerdem bist du doch eine Kunoichi, also dürftest du nicht so schreckhaft sein.“ Tenten rollte nur mit den Augen und stopfte das letzte Kunai in ihre Tasche. Als sie in einer fließenden Bewegung aufstand und sich umwandte, wäre sie fast mit dem Ninja aus Sunagakure kollidiert. „Entschuldigung“, sagten beide gleichzeitig und sahen sich an. Ihre Nasenspitzen waren nur Zentimeter weit voneinander entfernt und Tenten konnte nun intensiver seinen Geruch nach Holz und Sand wahrnehmen. Keiner der beiden wollte als erstes den Blickkontakt unterbrechen und Tenten war ziemlich unsicher, was sie von der plötzlichen Nähe halten sollte. Kankuro hingegen gefiel es, das konnte er keinesfalls leugnen. Die brünette Kunoichi hatte es ihm aus irgendeinem Grund angetan. Er wusste, dass er schon lange nicht nur wegen seinem schlechten Gewissen kam. Er sah ihr an, dass sie nicht so recht wusste, was sie in dieser Situation tun sollte. Um den peinlichen Moment zu überdeckten, setzte er ein unschuldiges Grinsen auf und hielt ihr die Blume vor die Nase. „Danke“, murmelte sie schüchtern und etwas benebelt zugleich. Wie von selbst hob sich ihre Hand und sie nahm mit Fingerspitzen sein Präsent. Ihren Blick haftete sie jetzt auf das rote Objekt. „Was ist das für eine Blume? Ich glaube, ich habe so eine schon einmal gesehen, aber ich weiß nicht wie sie heißt...“ Kankuro räusperte sich: „Die aufdringliche Tussi im Geschäft meinte, dass es Feuerlilien seien“, er zuckte bloß mit den Schultern als wäre ihm das vollkommen gleichgültig. „Feuerlilien“, wiederholte sie und roch daran. Ein Lächeln erschien wieder auf ihrem Gesicht und sie meinte fröhlich: „Vielen Dank, eigentlich sind Blumen ja nicht so mein Fall, aber diese sind wirklich schön.“ Aus irgendeinem unerfindlichen Grund erleichterte ihn diese Bemerkung ein wenig. *** Da Kankuro nicht oft mit Frauen ausging, wusste er nicht genau, wohin er mit Tenten gehen sollte. Hinzu kam, dass er sich in Konohagakure noch nicht ganz so gut auskannte wie seine Schwester. Es sollte allerdings ein Restaurant sein, in dem die Speisekarte mehr Wert war als eine kleine Wohnung im Stadtzentrum. Natürlich nagten er und seine Geschwister nicht gerade am Hungertuch, aber er wollte aus irgendeinem Grund nicht den Anschein erwecken, dass er zur „höheren Gesellschaftsklasse“ gehörte. „Also, wohin gehen wir?“, fragte Tenten, die bis eben noch schweigend neben ihm hergelaufen war. Kankuro verzog das Gesicht. Insgeheime hatte er gehofft, dass sie diese Frage nicht stellen würde bevor ihm etwas eingefallen war. Doch es war klar gewesen, dass er sich bloß falsche Hoffnungen gemacht hatte. „Ähm...“, nachdenklich kratzte er sich am Kopf und sah sich in alle Richtungen herum. Sie waren allerdings genau in einer Straße gelandet, in der es nur Wohnungen zu geben schien. Und plötzlich hatte er eine brillante Idee. Er wäre sein Problem los ohne in seinem Stolz verletzt worden zu sein und Tenten würde ihn nicht für einen Volltrottel halten. Ein Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht und er blieb stehen, um sie anzuschauen. Das Mädchen mit der Pandafrisur zog misstrauisch die Augenbrauen zusammen: „Was ist los?“ Er räusperte sich: „Also, da ich dir immerhin dieses Essen schulde, dachte ich, dass es nur fair wäre, wenn du dir ein Restaurant aussuchst.“ Er musste ein stolzes Grinsen über seinen guten Einfall regelrecht unterdrücken. Sie schaute ihn einen Moment nur mit prüfender Miene an. Kankuro spürte wie ihm die Röte ins Gesicht schoss und er zu schwitzen begann. Er betete, dass ihr das nicht auffallen würde wie sehr er versuchte seinen Stolz zu bewahren. „Das ist echt lieb von dir. Dann schlage ich vor, dass wir zu dem Nudelstand gehen, an ich mich mit meinen Freunden manchmal treffe“, sie lächelte ihn an. Ihm fiel ein schwerer Stein von Herzen und er atmete erleichtert aus. Tenten wirbelte herum und wollte vorauslaufen, doch dann drehte sie sich noch einmal mit einem verschmitzten Grinsen zu ihm um: „Du hättest mir übrigens ruhig sagen können, dass du keinen Schimmer hattest wohin wir gehen könnten. Ich gehöre nicht zu den Mädchen, die das stört.“ Mit einem Kichern drehte sie sich wieder um und ließ einen völlig perplexen Kankuro zurück. Der Shinobi aus Suna konnte sich nur am Kopf kratzen und einen leisen Fluch vor sich hinmurmeln. „Ich darf doch sehr bitten, mein Herr“, eine Frau mit einem Kleinkind an der Hand, die gerade in diesem Moment vorbeigegangen war, schaute ihn böse an. *** Zum Glück (jedenfalls empfand es Tenten so) trafen sie auf niemanden, den sie kannten und am besagten Nudelstand namens Ichiraku war auch kaum etwas los. Also suchten sie sich zwei Plätze und gaben ihre Bestellung auf. Ayame, die Tochter des Besitzers, musterte sie neugierig, doch als Kankuro ihr einen finsteren Blick zuwarf, wandte sie sich schnell wieder um und tat so als sei sie beschäftigt. „Also, danke noch mal“, nervös, weil sie nicht wusste wie sie ein Gespräch anfangen sollte, rutschte Tenten auf ihrem Sitz hin und her. Kankuro erging es nicht besser. „Ähm ja, war doch Ehrensache“, er räusperte sich. Sie kratzte sich verlegen am Hinterkopf und war wirklich sehr dankbar als das Essen kam; so waren sie nicht gezwungen Konversation zu betreiben. Dabei hatten sie während ihres Krankenhausaufenthaltes so intensive Gespräche geführt. Mit einem Seufzen legte sie ihre Essstäbchen beiseite. „Was ist?“, Kankuro hielt mitten in der Bewegung inne und schaute sie überrascht von der Seite an. Beinahe hätte sie gelacht, weil ihm immer noch Nudeln aus dem Mund hingen. „Weißt du“, murmelte sie ihren Blick fest auf ihre Hände gerichtet, „mir ist es peinlich, dass du mich zum Essen einlädst.“ „Also, das ist kein Date, wenn du das meinst“, beeilte er sich zu sagen, doch in seinem Inneren begann sich etwas zu regen. Sollte das etwa bedeuten, dass er sich wünschte es wäre ein richtiges Date? Schnell schüttelte er den Kopf. Das konnte nicht sein. „Nein“, sie kicherte leise und sah ihn amüsiert an, „das meine ich doch gar nicht. Mir ist es bloß unangenehm, dass du mich einlädst, weil es hätte andersherum sein müssen.“ „Wieso das denn?“ Nun verstand er gar nichts mehr und seine geröteten Wangen entfärbten sich wieder. „Na, weil du mich doch sozusagen „gerettet“ hast, deshalb dachte ich es wäre doch sinnvoller gewesen, wenn ich Gelegenheit gehabt hätte mich dafür zu revanchieren.“ Sie blickte ihn ernst an. Kankuro wurde auf einmal furchtbar warm und sein Herz klopfte bis zum Hals. „Also, weißt du...eigentlich -“ „Tenten? Was machst du denn hier?“ Die beiden zuckten zusammen und drehten sie sich gleichzeitig zu dem grinsenden, blonden Mädchen um. „Ähm, hallo Ino“, lächelte Tenten.Die blonde Kunoichi blickte zwischen den beiden fragend hin und her und legte anschließend den Kopf schief. Auf ihrem Gesicht wurde das Grinsen wurde noch breiter: „Sagt mal, Kankuro und Tenten, was macht ihr hier denn zusammen? Habt ihr etwa ein heißes Date?“ Die Angesprochenen wurden beide knallrot. Natürlich musste man bei Ino immer damit rechnen, dass sie unangenehme Fragen stellte. Das war nun mal seine Art. Trotzdem begann Tentens Hand zu zittern. „Ja klar, deshalb hast du auch die Blumen gekauft. Sie waren für Tenten!“, Ino klatschte belustigt die Hände zusammen. Tenten wurde noch roter, wenn eine Steigerung überhaupt möglich war: „Nein, wir haben kein heißes Date. Ich bin nur gerade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Die Blumen waren also nur ein Genesungsgruß und Kankuro war außerdem so freundlich mich zum Essen einzuladen, weil ich seit Tagen nichts mehr Vernünftiges in den Magen hatte.“ „Also doch ein Date“, ließ sich Ino nicht beirren. Kankuro und Tenten seufzten simultan. Es hatte keinen Zweck sie von ihrer festen Überzeugung abbringen zulassen. Wenn es um die Beziehung zwischen Mann und Frau ging, interpretierte sie immer mehr hinein als andere. „Na ja, dann lass ich euch lieber alleine. Wenn allerdings schon Tenten mit einem Typen ausgeht, dann kann ein Mann bei einer Schönheit wie mir kaum ablehnen. Vielleicht sollte ich mal nach einem suchen“, und sie stürmte mit zuversichtlichem Gesichtsausdruck davon, nicht aber ohne nochmal den beiden vielsagend zuzuzwinkern. „Diese ätzende Tussi!“, knurrte Kankuro mit geballter Faust, doch Tenten hielt ihn zurück. „Lass doch“, murmelte sie leise. Ihr verletzter Gesichtsausdruck versetzte ihm einen Stich. Er wollte ihr dagegen erklären, dass Ino Schwachsinn redete und Tenten nur den besten Mann an ihrer Seite verdiente. Doch er konnte es nicht sagen. Stattdessen ließ er sich nur mutlos auf seinen Stuhl fallen. Ja, Tenten hatte nur die beste Gesellschaft verdient. Warum also musste ausgerechnet er, der sie nach Strich und Faden belogen hatte, so viel Zeit mit ihr verbringen? Doch Kankuro konnte nicht anders. Er konnte sich einfach nicht ohne weiteres von ihr abwenden und so tun als hätte es die letzte Woche nie gegeben. Aus diesem Grund bestand er auch darauf sie nach ihrem „Date“, was eigentlich keines war, nach Hause zu begleiten. Schweigend und Seite an Seite schlenderten sie durch die Gassen des Dorfes, die in der Abenddämmerung lagen. Die ersten Laternen leuchteten schon und flankierten ihren Weg. Der Suna-Ninja zog tief die laue Abendluft ein. Es war etwas Besonderes auch am Abend und in der Nacht noch Wärme zu spüren, obwohl die Sonne bereits untergegangen war. In der Wüste waren die Nächte immer eiskalt und man verbrachte sie lieber in einer Wohnung als auf der Straße. Das Zirpen der Grillen spielte eine leise Melodie, die ihm das Gefühl von Ruhe und Einklang gab. Er warf einen Seitenblick auf seine Begleiterin und stellte erfreut fest, dass sie lächelte. Es war nur ein kleines, renommiertes Lächeln – aber es war da! Schließlich erreichten sie ihre Wohnung, in einem der ärmeren Viertel des Dorfes. Auch wenn sie als erfolgreiche Kunoichi das Geld hatte, um sich eine geräumigere und schönere Wohnung hätte leisten können, wollte sie keine andere. Sie verstand sich gut mit ihren Nachbarn. Die Kinder freuten sich immer, wenn sie ihnen Geschichten von gefährlichen Missionen erzählten und vor ihrem Fenster stand ein wunderschöner Kirschbaum, der im Frühjahr in voller Pracht blühte. Außerdem war sie sowieso meistens auf Missionen, weswegen es ihr völlig egal war, wo sie schlief, solange sie ein Dach über den Kopf hatte. Neugierig betrachtete Kankuro das Gebäude und prägte sich in seiner Manier als Ninja jedes kleine Detail ein. Er runzelte sie Stirn: „Warum hängt dort ein Schlafsack am Dachfürst?“, fragte er und deutete auf das Stück Stoff. Tenten lachte: „Manchmal schleicht sich eines der Kinder dort hinauf, um heimlich dort zu schlafen. Jemand scheint ihn dort oben vergessen zu haben, nachdem er sich wieder eilig in sein Bett geschlichen hatte, um nicht von der Mutter erwischt zu werden.“ Die Augen des Puppenspielers begannen zu leuchten: „Was für Helden! Hast du das auch als Kind gemacht?“ Sie nickte: „Manchmal sogar heute noch, wenn mir mal wieder die Decke auf den Kopf fällt. Vor schwierigen Missionen schaue ich mir die Sterne an und versuche nochmal mein inneres Gleichgewicht zu finden.“ Sie schloss für einen Moment die Augen und schien sich mit einem Lächeln daran zu erinnern. Kankuro räusperte sich leise und sie schreckte auf, als wäre sie ganz weit weg gewesen. „Ähm...Entschuldigung“, sie schüttelte ihren Kopf, „ähm...nochmal vielen Dank für das leckere Essen. Vielen Dank!“ Sie verbeugte sich kurz und schnell, sodass sich einer ihrer Zöpfe löste. Braune Locken fielen ihr übers Gesicht. Noch ehe er begriff, was er tat, schnellte Kankuros Hand aus Reflex nach vorne und strich ihr die Strähne hinters Ohr. Beide wurden rot, als seine Fingerspitzen einen Moment länger auf ihrer Wange liegen blieben als nötig. Eine peinliche Stille legte sich über sie. Beide waren geschulte Kämpfer, die eigentlich nicht viel mit Romantik und Gefühlen am Hut hatten, deswegen war es etwas Neues für sie. Kankuro hatte zwar im Gegensatz zu Tenten schon sehr viele Verabredungen gehabt, aber hier war eine andere Stimmung als sonst. Er konnte es selbst nicht einordnen. Vielleicht lag es daran, dass sie anders war als die Mädchen, mit denen er vorher viel Zeit verbrachte. Am Ende wusste keiner der beiden mehr, wer der Auslöser war. Wahrscheinlich hatten sie im selben Moment alle Hemmungen und Zweifel über Bord geworfen und sich nur von ihren Gefühlen leiten lassen. Natürlich hatte Tenten schon vielen auf die Wange geküsst, doch diese Erfahrung war völlig anders. Ihre Lippen lagen einfach nur sekundenlang aufeinander. Tenten schloss die Augen und wartete darauf, dass er etwas tun würde, doch im Gegensatz zu seinem großen Mundwerk, schien er diesmal unsicher zu sein. Schließlich ergriff Tenten die Initiative und legte ihr Hand schüchtern auf seine Wange. Dort, wo sich ihre Hauten berührten, schien es geradezu zu brennen. Schließlich wurde auch er mutiger und zog sie an sich, sodass ihre Lippen noch fester aufeinandergepresst wurden. Nach einigen Sekunden lösten sie sich wieder voneinander. Ihre Reaktion war ungefähr simultan: Sie starrten sich mit geröteten Wangen and, ehe sie sich mit den Fingerkuppen über die Lippen fuhren. „Ich...“, durchbrach er letztendlich das Schweigen und wich ihrem Blick aus. „Ja...?“, es war nur ein Hauchen ihrerseits. „Ähm...“, er wusste wirklich nicht, was er jetzt tun sollte. Sich verabschieden? Sie nochmal küssen? Sie umarmen? Warum war es plötzlich so kompliziert mit einem Mädchen? Sonst wusste er immer, was er als nächstes zu tun hatte… Tenten nahm ihm die Entscheidung ab. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und flüsterte: „Ich habe eine ganz andere Seite von dir kennen gelernt. Es bedeutet mir viel, dass du deine Maske heute Abend abgenommen hast und einfach nur du selbst gewesen bist. Dankeschön.“ Sie küsste ihm sanft auf die Wange und war dann schneller in ihrer Wohnung verschwunden, als dass er ihr hätte antworten können. Etwas benebelt und erstaunt zugleich stand Kankuro auf der verlassenen Straße und konnte sehen wie ein Stockwerk über ihm das Licht angeschaltete wurde. Für einen Moment überlegte er ihr hinterher zu gehen. Sie zu fragen, ob sie den Kuss genauso ernst meinte wie er. Ob sie so fühlte wie er. Doch dann beschloss er sich sie für heute in Ruhe zu lassen. Er musste sich mit dem zufrieden geben, was er bekommen hatte. Doch ein bitterer Beigeschmack blieb von diesem unvergesslichen Abend zurück. Jetzt war er sich absolut sicher: Er hatte sich in die brünette Kunoichi unwiderruflich verliebt. Und ihm war noch etwas klar. Nämlich, dass es noch gewaltige Probleme geben würde. Zum einen, weil er schon am nächsten Tag weiterziehen wollte und ihnen deshalb nicht mehr viel Zeit blieb und zum anderen, weil er sie belogen und betrogen hatte. „Wieso immer ich? Da sind meine Gefühle einmal echt und schon mache ich es mir selbst wieder zunichte, verdammt!“, zerknirscht ließ er sich auf sein Bett fallen. In dieser Nacht war er nicht der einzige, der unruhig schlief. *** Auch Tenten wälzte sich in ihrem Bett hin und her. Ein Zuschauer hätte sicher gedacht, dass sie nicht einschlafen konnte, aber in Wirklichkeit hatte sie nur einen seltsamen Traum nach dem anderen. Es waren immer nur kurze Szenen, die keinen wirklichen Zusammenhang hatten, aber bald wurde ihr klar, warum ihr das alles so bekannt vorkam. Sie hatte sie alle erst kürzlich erlebt. Um genau zu sein, an dem Tag, an dem sie im Krankenhaus aufgewacht war. Sie erinnerte sich wieder an ihr Training mit ihrem Team am Morgen und wie aufgebracht sie gewesen war, als Neji Lees Kampfansage wieder einmal ignoriert hatte. Dabei trainierte ihr aufgeweckter Freund tagein tagaus nur um seinen größten Konkurrenten schlagen zu können. In der Beziehung war der Hyuuga einfach nur arrogant. Aber das spielte in ihrer verschwommenen Erinnerung die kleinste Rolle. Viel wichtiger war gewesen, dass Lee ausgerechnet in einem der gefährlichsten Waldstücke trainieren wollte. Normalerweise hielt Tenten von diesen verrückten Ideen nichts, aber dann diesem Morgen war sie aus irgendeinem Grund so schlecht drauf gewesen. dass sie zugestimmt hatte. Der Grund für ihre schlechte Laune war mal wieder Nejis Arroganz gewesen. Zum einen hatte er mit Lee auf diese fürchterlich überhebliche Art geredet, zum anderen hatte er es vorgezogen mal wieder alleine zu trainieren und als letztes hatte er noch Tentens Absicht mit ihm am Nachmittag etwas zu unternehmen auf eine sehr ruppige Art und Weise abgelehnt („Ich habe keine Zeit für derlei kindliche Aktivitäten!“). Wenn sie ihn nicht so unheimlich gerne gemocht hätte, hätte sie ihm wahrscheinlich mal ordentlich die Meinung gesagt. Doch in der Gegenwart des Hyuuga kam sie sich immer klein und unbedeutend vor. Sie fragte sich, warum sie ihm immer noch hinterherrannte, obwohl er manchmal ein richtiges Ekelpaket war. Doch Gefühle konnte man nicht einfach abstellen, wie eine überflüssige Lampe. Und so blieben ihr nur die Wut und die Frustration darüber, dass sie nie sein Interesse wecken konnte. Lee hingegen schien ebenfalls zu bemerken, dass etwas nicht stimmte. Denn er schlug vor, dass vielleicht auch sie erstmal alleine trainieren sollten und sich dann später zu einem Kampf trafen. Tenten war zufrieden mit diesem Kompromiss. So konnte sie erstmal ihre Wut an anderen Gegenständen auslassen und nicht an ihrem quirligen Teamkameraden. So waren sie also in verschiedenen Richtungen im Wald verschwunden. *** Nachdem sie einige Zeit wütend durch das Unterholz gerauscht war, hatte sie plötzlich ein Geräusch gehört. Wie angewurzelt war sie stehen geblieben und war so schnell mit möglich auf einen hohen Ast in Deckung gegangen, sodass sie aber noch einen guten Blick auf die Lichtung unter ihr gehabt hatte. Da war jedoch niemand. Erleichtert atmete sie aus und wollte weiterlaufen, da hörte sie noch ein Geräusch. Es hörte sich an wie ein Reißverschluss. Sie beugte sich auf ihrem Ast etwas vor, verlor dummerweise das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe. Bevor sie auf dem Boden aufschlug hörte sie einen seltsamen Laut, der sich anhörte wie eine Mischung aus Brüllen und Knurren, dass surrte etwas auf sie zu und ein unheimlicher Schmerz durchfuhr ihre Schulter als sie ein Kunai durchbohrte. Dadurch konnte sie ihren Fall nicht mehr abfangen. Bevor sie auf dem Waldboden aufprallte, drehte sie sich noch einmal um sich selbst und konnte eine schwarze Gestalt erkenne. Eine Gestalt mit einer katzenartigen Kapuze. Dann wurde alles dunkel. *** Schwer atmend fuhr Tenten aus dem Schlaf. Ihr Puls raste und ihre Schulter zuckte vor Schmerzen, genauso wie ihr ganzer Brustkorb. Sie stöhnte laut und beugte sich vor Schmerzen krümmend nach vorne. Doch ihr physischer Schmerz war nicht so groß, wie der Schmerz, der ihr Herz durchbohrte wie einen Dolch. Er hatte sie belogen. Er war es gewesen. Er hatte das Kunai geworfen. Er hatte sie verletzt. Und er hatte nichts gesagt. Er hatte Zeit mit ihr verbracht, um sicherzugehen, dass sie sich nicht erinnerte. Er hatte ihr Blumen gebracht, sie unterhalten und ihr Essen gekauft um sein schlechtes Gewissen zu reinigen. Er hatte alles gemacht um seine eigene Haut zu retten. Um sich selbst besser zu fühlen. Sie fühlte sich verraten und hintergangen. Sie hatte sich selbst vorgemacht er würde sie mögen Er war der erste Mann gewesen, der auch nur ein bisschen Interesse an ihr gezeigt hatte. Nicht an Tenten, der Kämpferin, sondern an Tenten, der jungen Frau. Sie wusste nicht, ob sie wütend, traurig, enttäuscht oder verletzt sein sollte; also war sie eine bisschen von allem. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten und Tränen rannen ihr über die Wangen. Genau wie Neji hatte er eine Maske aufgesetzt und sie mit falschen Gefühlen hinters Licht geführt. Und sie war sich so sicher gewesen, dass er ehrlich war. Erst jetzt fiel ihr auf, wie wichtig er ihr geworden war. Wie sehr sie ihn gemocht hatte. Das machte den Verrat noch um einiges schlimmer. Sie hatte ihm ihren ersten Kuss gegeben und sie konnte die Zeit nicht zurückdrehen. Weinend drehte sie sich auf die Seite und zog unter Schmerzen ihre Knie an ihren Oberkörper. Sie würde nie wieder jemanden trauen, denn jetzt verstand sie, dass jeder eine Maske trug, nicht nur Neji. © ぁキ Kapitel 4: Four --------------- Four Es war nun der zehnte Tag, an dem Kankuro in Konoha verweilte. Gaara hatte ihn am Morgen die Nachricht überbringen lassen, dass er sich nie wieder in Suna blicken lassen sollte, wenn er nicht sofort seine Mission erfüllte. Also musste sich Kankuro dem Willen seines Bruders fügen und packte missmutig seine Sachen zusammen. Bevor er aufbrach, wollte er dagegen unbedingt noch bei Tenten vorbeischauen. Er wusste, dass er seine Gefühle für sie nicht lange unterdrücken konnte. Jedoch wollte er ihr erst alles sagen, wenn er seinen Auftrag erfüllt und endlich mehr Zeit für sie hatte. Auch wenn die Verabschiedung am Vorabend ganz anders gewesen war, sollte es diesmal eine freundschaftliche werden. Jedoch kam es anders. Tenten öffnete ihm nicht die Tür und sie schien auch nicht zu Hause zu sein, denn alle Fensterläden waren verschlossen. Er spürte seine tiefe Enttäuschung und suchte im ganzen Dorf nach ihr. Sie war unauffindbar. Ob sie eine Mission hatte? Wiese hatte sie sich dann nicht bei ihm verabschiedet? Er fühlte sich gekränkt. Bedeutete ihr der Kuss vom Vorabend denn gar nichts? Zufällig traf er dann auf Rock Lee, der ihm versicherte von keiner Mission seines Teams zu wissen. Die beiden rätselten, ob Tenten wohl eine geheime Mission alleine übernommen hatte. Doch das konnten sie sich kaum vorstellen. Da sich nun auch Lee Sorgen machte, fragten die beiden bei Shizune im Hokageturm vorsichtshalber noch einmal nach. Diese bestätigte, dass Tenten zurzeit nicht im Dienst war. „Wo könnte sie bloß abgeblieben sein?“, nachdenklich kratzte sich ihr Teamkamerad am Hinterkopf. „Ist sie vielleicht bei Hyuuga?“, fragte Kankuro und schon bei dem Gedanken daran zog sich sein Inneres krampfartig zusammen. Doch zu seiner Erleichterung schüttelte Lee den Kopf: „Nejis Clan bestreitet im Moment ein besonderes Fest, das über mehrere Tage geht. Niemand Fremdes ist daher auf dem Anwesen erwünscht und ich bezweifle, dass Neji seine Familie verlassen würde, um sich mit einem von uns zu treffen.“ Kankuro seufzte und warf ein Blick auf seine Armbanduhr. Er hatte bereits vor einer halben Stunde aufbrechen wollen. „Bist du sicher, dass sie nicht zu Hause war? Ich meine, hast du richtig nagesehen?“, fragte Lee. „Hältst du mich für bescheuert?“, knurrte Kankuro. „Nein, nein“, abwehrend winkte der Konoha-Ninja mit den Händen, „ich dachte nur, vielleicht war sie gerade einkaufen als du kamst. Wir sollten sicherheitshalber noch einmal nachschauen bevor wir alle Pferde wild machen.“ Kankuro nickte zustimmend. Da hatte er Recht. Doch sie fanden Tentens Wohnung immer noch so verbarrikadiert vor wie am Morgen. „Da stimmt doch etwas nicht“, murmelt Lee, „normalerweise sind Tentens Fensterläden immer geöffnet, selbst wenn sie auf einer Mission ist...“ Kankuro begann sich nach dieser Aussage wirklich Sorgen zu machen. Es nutzte nichts, er brauchte Gewissheit, sonst konnte er nicht aufbrechen. Kurzerhand brach er mit Gewalt die Tür auf bevor Lee auch nur erahnen konnte, was seine Begleitung vorhatte. Mit einem lauten Knall landete die schwere Tür auf dem Boden. Vor Schreck sprang die Kunoichi von ihrem Bett, auf dem sie bis eben noch gelegen hatte, spürte wieder einen stechenden Schmerz in ihren Rippen und ließ sich zu Boden sacken. „Tenten, bist du okay?“, Kankuro rannte zu ihr hinüber. Doch sie schlug seine helfenden Hände weg und funkelte ihn wütend vom Boden aus an. „Hau ab! Ich will dich nie wiedersehen, du elender Lügner!“ Kankuro war als hätte sie ihm ein langes Messer direkt ins Herz gerammt. Die Verachtung und der Hass in ihrem Gesicht sprachen Bände. Er wurde ganz blass als ihm Bewusst wurde, dass ihr Gedächtnis wiederzurückgekehrt war. Sie wusste, dass er sie angegriffen und verletzt hatte. „Was ist passiert, Tenten? Geht es dir wieder schlechter?“, besorgt beugte sich Lee über seine Teamkameradin. Doch die junge Frau antwortete nicht, stattdessen starrte sie immer noch hasserfüllt auf den Sandninja. Kankuro wusste in diesem Moment nicht, was ihn mehr zu schaffen machte: Ihr Hass oder seine Schuldgefühle. „Bitte, lass uns in Ruhe darüber sprechen. Ich kann dir das alles erklären“, meinte er schließlich ruhig. „Verschwinde!“, wiederholte sie genauso hasserfüllt wie zuvor und griff nach einem Wurfstern, „verschwinde oder ich richte dich schlimmer zu als du mich!“ Lee, der bisher nur verwirrt zwischen den beiden hin und her gesehen hatte, riss nun erstaunt den Mund auf: „Heißt das etwa…?“ Tenten antwortete ihm nicht. Das atmen fiel ihr von Sekunde zu Sekunde schwerer. Sie wollte aufstehen, aber ihre Beine knickten erneut ein und sie landete wieder auf dem Boden. Kankuro wollte ihr zur Hilfe eilen, doch Lee hielt ihn zurück: „Ich glaube, es ist besser, wenn du wirklich gehst.“ Kankuro wollte widersprechen, aber er konnte nicht. Lee hatte Recht. Tenten war im Moment zu schwach als dass er ihr alles hätte erklären können. „Kümmerst du dich um sie?“ Es fiel ihm schwer Lee das zu fragen, aber ihm blieb nichts anderes übrig. Er wusste, dass er dem jungen Mann im grünen Trainingsanzug vertrauen konnte. Es schien auch nicht so als würde das Wissen über Kankuros Tat etwas an Lees Haltung ihm gegenüber ändern. Konohas Wirbelwind schien im Gegensatz zu seiner Teamkameradin auf eine Erklärung für Kankuros Angriff gespannt. Daraus schöpfte der Sandninja neue Hoffnung. Wenn Lee ihm zuhören würde, könnte er Tenten davon erzählen und dann hätte er vielleicht noch eine Chance alles aufzuklären. Nun brach er allerdings erstmal auf um seine Mission schnell hinter sich zu bringen. Mit einem letzten schmerzvollen Blick auf Tenten, verließ er Konoha. Tenten war froh als der Sandninja verschwunden war. Nicht einen Moment länger hätte sie diese falsche Sorge um sie ertragen. Erschöpft setzte sie sich auf ihre Bettkannte und stützte ihren Kopf auf ihre Hände. „Ich glaube, du solltest ins Krankenhaus“, meinte Lee immer noch besorgt. „Nein, es geht jetzt wieder“, murmelte sie. „Bist du sicher? Du wirkst noch ziemlich geschwächt.“ „Glaub mir, jetzt wo dieser falsche Fünfziger weg ist, geht es mir gleich tausendmal besser“, knurrte sie. „Bist du sicher, dass er es war?“, sprach Lee seine Bedenken aus. Er wollte einfach nicht wahrhaben, dass Kankuro nach allem, was zwischen ihren Dörfern geschehen war, für so schwere Verletzungen bei seiner Teamkameradin verantwortlich war. „Ich kann mich an alles genau wieder erinnern. An unser Training, was wir getrennt durchgeführt haben. Er hat mich plötzlich einfach angegriffen und war dann noch dreist genug mich im Krankenhaus zu besuchen und mir vorzuspielen, er würde sich nur um mich sorgen“, sie schnaubte verächtlich. „Genau das finde ich ja so seltsam“, Lee legte sich nachdenklich einen Zeigefinger ans Kinn, „wenn er dich mit Absicht angegriffen hat, warum hat er dich dann ins Krankenhaus gebracht und sich die Mühe gemacht sich um dich zu kümmern.“ Tenten funkelte ihren Freund wütend an: „Willst du damit etwa behaupten, ich bilde mir das alles nur ein?“ „Nein, nein“, abwehrend hob er die Hände, „ich meine nur, dass ein mutwilliger Angriff auf dich doch unser Bündnis mit Sunagakure in Gefahr gebracht hätte.“ „Ja, deshalb hat diese falsche Ratte auch gehofft, dass meine Erinnerung nicht mehr zurückkehrt“, meinte Tenten, für die der Fall damit geklärt war. Lee hingegen stutzte immer noch. Doch er wusste auch, dass seine Teamkameradin sehr stur sein konnte. Er hoffte trotzdem, dass Kankuro nach seiner Mission zurückkehren und die Sache aufklären würde. „Also gut, dann mache ich mich jetzt auf den Weg zu meinem Training mit Sensei Gai. Wenn irgendetwas sein sollte, dann melde dich bei mir. Neji dürfte zudem mit diesem seltsamen Familienfest auch durch sein.“ „Ja, ja“, murmelte sie genervt. Sie wollte eigentlich nach allem nur noch alleine sein. Vor allem Neji konnte sie mit seinem ich-habe-es-doch-gewusst-Gesicht an diesem Tag gar nicht ertragen. „Ich meine es ernst, Tenten“, und Lees Bick bestätigte diese Aussage, „wag es ja nicht, dich nochmal so zu verbarrikadieren!“ Sie verdrehte nur die Augen und Lee verabschiedete sich endgültig von ihr. *** Die nächsten drei Wochen schleppten sich für Tenten nur so dahin. Zwar hielt sie ihr Versprechen Lee gegenüber sich nicht weiter in ihrer Wohnung zu verschanzen und auch ihre körperliche Verfassung verbesserte sich von Tag zu Tag, aber ihre Seele war immer noch tief verletzt. Sie hatte gehofft, dass sie alles vergessen würde, sobald Kankuro aus dem Dorf verschwunden war, aber jeden Tag musste sie sich aufs Neue zwingen nicht an ihn und seinen Verrat zu denken. Er hatte sich in diesen drei Wochen auch nicht einmal bei ihr gemeldet. Eigentlich war es ja das, was sie sich gewünscht hatte, aber warum war sie damit nicht zufrieden? Sie konnte die Gefühle, die in ihr herrschten, nicht wirklich beschreiben. Es war eine Mischung aus Hass, aber auch Sehnsucht. Eine sehr explosive Mischung. So etwas Starkes hatte sie noch nie im Leben gefühlt. Außer Lee wusste niemand, wer sie damals wirklich so zugerichtet hatte. Sie hatte ihn auch darum gebeten kein Wort darüber zu verlieren. Immerhin stand hier auch die gute politische Beziehung von Konoha und Suna auf dem Spiel. Diese Beziehung sollte durch die kommenden Chuunin-Prüfungen in Konoha noch verstärkt werden. Tsunade hatte aus der Wüstenstadt zusätzliche Shinobi als Unterstützung für die Organisation angeordnet. So kam es, dass Tenten eines Tages plötzlich Temari gegenüberstand. Ihrer ehemaligen Konkurrentin bei ihren ersten Chuunin-Prüfungen und zudem Kankuros Schwester. Die beiden trafen sich zufällig in der Nähe des Hokageturms und Tenten konnte unmöglich so tun als hätte sie die andere Kunoichi nicht gesehen. Da Temari nicht ahnte, was zwischen ihren Bruder und der Kunoichi aus dem Reich des Feuers vorgefallen war, begrüßte sie Tenten wie eine alte Freundin. Tenten wiederum war viel zu überrascht, um sich Temaris plötzlicher Freundlichkeit entziehen zu können. Sie ließ sich sogar dazu breitschlagen einen Tee mit der Älteren zu trinken. „Wie geht es dir? Hast du diesen Eisklotz aus deinem Team endlich mal zu einem Date rumkriegen können?“, Temari zwinkerte ihr vielsagend zu. Tenten verzog verärgert das Gesicht. Waren ihre Gefühle für Neji wirklich so offensichtlich gewesen? Und wie kam es, dass sie an Neji in den letzten Wochen überhaupt nicht mehr gedacht hatte? Das machte Tenten nur noch wütender. „Das geht dich nichts an“, meinte sie nur knapp und versuchte dabei noch ruhig zu bleiben. „Schon gut, schon gut“, abwehrend hob Temari die Hände, „ich bin eine ältere Schwester, weißt du. Ich würde mich auch gerne mehr in das Liebesleben meiner Brüder einmischen als in deines. Allerdings hat einer davon dank seiner Persönlichkeit nicht mal eines und der andere ein viel zu belebtes und wechselhaftes, wenn du verstehst, was ich meine…“ Sie lachte und Tenten spürte ein stechen in ihrem Brustkorb. Waren ihre Verletzungen vielleicht doch noch nicht ganz verheilt? Schnell nahm sie einen Schluck von ihrem Tee und versuchte teif ein und auszuatmen. „Mein älteres Brüderchen müsste eigentlich auch vor kurzem hier gewesen sein“, plapperte Temari munter weiter, „es schien ihm hier ganz gut gefallen zu haben, ansonsten hätte er hier nicht solange verweilt und seine Mission vernachlässigt. Gaara war jedenfalls stinksauer. Ich vermute mal, dass wieder mal eine Frau dahinter steckte…“ Tenten verschluckte sich an ihrem Tee und musste ein paar Mal kräftig Husten. Temari blickte die Jüngere besorgt an und klopfte ihr hilfreich auf den Rücken: „Alles klar bei dir? Du wirkst heute ein wenig neben der Spur.“ „Ja, alles okay“, meinte Tenten immer noch hustend, „ich muss nur gleich zum Training, weißt du.“ „Alles klar, ich wollte auch nicht zu viel deiner Zeit in Anspruch nehmen“; meinte Temari entschuldigend, „ich war nur so froh endlich mal ein Gespräch unter Frauen führen zu können.“ Sie verdrehte die Augen: „Ich habe das Gefühl, ich bin in Suna zu viel unter Männern.“ „Wir können gerne ein anderes Mal miteinander sprechen“, schlug Tenten vor und fügte in Gedanken hinzu: „Aber dann bestimmt über ein anderes Thema.“ Die beiden Mädchen verabschiedeten sich also wieder voneinander. Jedoch ließ Tenten dieses Gespräch keine Ruhe. Sie hatte geahnt, dass Kankuro vor ihr schon mit vielen Mädchen geflirtet hatte, aber dass er ein regelrechter Playboy war, hätte sie nicht gedacht. Das machte ihn nur noch unsympathischer, aber warum beschäftigte sie diese Tatsache so? Warum dachte sie immer noch so viel über ihn nach, wo sie doch versuchte das alles zu vergessen? Am liebsten wäre sie zurückgegangen und hätte gefragt, ob Kankuro schon von seiner Mission zurückgekehrt war oder nicht. Doch das hätte sie in Temaris Augen wahrscheinlich sehr verdächtig gemacht. *** Am nächsten Tag wurde Team Gai allerdings für eine Mission gebraucht. Somit hatte Tenten weder die Chance noch einmal mit Temari zu sprechen oder weiter über das, was gewesen war, nachzugrübeln. Sie war eine professionelle Kunoichi, die wusste, dass man auf wichtigen Missionen stets seine eigenen Emotionen unter Kontrolle haben musste. Jedoch benahm sich Neji in ihrer Gegenwart kälter als sost; schien sie sogar vollkommen zu ignorieren, und Lee, der ja bereits über alles im Bilde war, warf ihr während ihrer gesamten Mission immer wieder besorgte Blicke zu. Es schien als wollten die beiden jungen Männer ihr gerne helfen, aber wussten auch, dass ihre Teamkameradin in der Regel Probleme lieber mit sich selbst ausmachte. Tenten trieb dieser Eiertanz in den Wahnsinn und am dritten Abend ihrer Mission – sie saßen am Lagerfeuer und waren müde von der langen Reise- hielt Tenten dieses betretende Schweigen, was mittlerweile auch Gai erreicht hatte, nicht mehr aus und ihr platzte der Kragen. „Verdammt nochmal! Ja, mir geht es nicht gut, aber trotzdem braucht ihr nicht so tun, als ob ich jederzeit zusammenbrechen könnte! Ich bin stärker als ihr denkt.“ Wütend stapfte sie zweimal ums Lagerfeuer herum und blieb dann mit den Händen an ihren Hüften vor ihren Teamkameraden stehen, die sie unsicher anblickten. „Wir machen uns doch nur Sorgen um dich“, meinte Gai mit tränenüberströmten Gesicht, „eine jungen Frau mit gebrochenem Herzen ist verletzlich und hilflos…“ „Ich habe kein gebrochenes Herz!“, sie stampfte wütend mit dem Fuß auf und drehte sich dann wütend zu Lee um, der schon sicherheitshalber hinter Neji in Deckung ging: „Was zum Teufel hast du schon wieder herumerzählt?“ „Ich habe ihnen nur von dem Zwischenfall mit Kankuro erzählt. Aber nur den beiden, ich schwöre. Immerhin sind wir ein Team und sollten über die Gefühle unserer Kameraden immer auf dem Laufenden bleiben“, versuchte Lee sich noch zu verteidigen. „Ja, der Verrat der Liebe. Er macht Frauen und Männer nicht nur verletzlich, sondern bringt sie auch dazu der Wahrheit ihres verletzten Stolzes und ihrer Trauer entgehen zu wollen“, Sensei Gai nahm eine theatralische Pose ein, ohne auf das Zucken von Tentens Stirn zu achten. „Ich bin nicht verletzt“, brüllte sie, „ich bin nur furchtbar wütend!“ Um ihren Ärger Luft zu machen, griff sie nach ihrem Morgenstern, sprang in die Luft und rammte die stachelige Kugel mit aller Kraft in den Boden. Danach atmete sie schwer ein und aus. Es tat gut endlich mal wieder etwas anderes zu spüren als die Trauer und den Scharm sich in einer Person so getäuscht zu haben. „Und?“, ließ sich Neji nun das erste Mal vernehmen. Lässig wie immer, saß er mit verschränkten Armen auf einem Stein und blickte Tenten emotionslos an, „was willst du jetzt machen? Dich an ihm rächen? An seiner Familie? An seinem Dorf?“ Tenten biss sich auf der Unterlippe herum. Es störte sie ungemein, dass der Hyuuga auch dieses Mal eine versteinerte Miene aufgesetzt hatte, aber sie musste zugeben, dass er Recht hatte und das wurmte sie umso mehr. Sie konnte nichts mehr daran ändern hintergangen worden zu sein. Würde sie sich an Kankuro rächen, dann würde das zudem auch noch das Bündnis zwischen Konoha und Suna in Gefahr bringen, was sie im Moment wirklich nicht gebrauchen konnten. Selbst wenn im Dorf bekannt wurde, dass der Sandninja sie verletzt hatte, hätte das sicher weitreichende Konsequenzen. Nein, sie konnte deswegen kein Fass aufmachen. Sie musste ihre Wut und ihre Enttäuschung hinunterschlucken und versuchen die Sache zu vergessen. Auch wenn es schwerfiel. Mutlos ließ sie ihre Schultern sinken. Sie war das Opfer und konnte sich noch nicht mal wehren. Zeitgleich wie dieser Gedanke sich in ihren Gedanken verfestigte, brachen auch alle Dämme und den Vorsatz ihre Gefühle für immer zu versiegeln wurde ironischerweise in diesem Moment zunichte gemacht. Stumm liefen ihr die Tränen übers Gesicht und sie konnte nichts dagegen tun. Für einen Moment glaubte sie so etwas wie Überraschung in Nejis Augen zu sehen, aber er drehte sein Gesicht einfach weg, sodass sie sich am Ende nicht mehr sicher war, ob dies nicht doch nur ein Wunschgedanke ihrerseits gewesen war. Auch Lee und Sensei Gai schienen überfordert mit der Situation zu sein. Die beiden hatten die einzige Frau in ihrem Team noch nie weinen gesehen. Normalerweise war Tenten cool und taff. Gai kratzte sich verlegen am Hinterkopf und faselte etwas davon, dass er noch mehr Feuerholz suchen müsse, bevor er im Wald verschwand. Auch Lee ließ sich schnell eine Ausrede einfallen, um der Situation zu entgehen. Am Ende waren die schluchzende Tenten und der eiskalte Neji alleine auf der Lichtung. Tenten störte noch nicht mal, dass er sie so sah. Früher hätte sie sich sicherlich in Grund und Boden für ihr mädchenhaftes Auftreten geschämt. Neji hingegen stocherte eine Weile lustlos im Feuer herum, bis er mit gelangweilter Stimme meinte: „Was wirst du nun also tun, wenn du ihm das nächste Mal begegnest?“ Tenten wischte sich einige Tränen aus den Augen. Seltsamerweise fühlte sie sich ein wenig besser und ließ sich mutlos neben Neji auf den Boden sinken: „Ich weiß nicht. Ich weiß nicht, ob ich ihm überhaupt nochml begegnen werde.“ „Du willst ihm also aus dem Weg gehen?“ Tenten zuckte nur mit den Achseln. Ihre Hände zitterten immer noch, aber langsam machte sich die Wärme des Feuers in ihrem gesamten Körper breit. „Glücklicherweise ist er ein Sunaninja. Die Chance ihm zu begegnen ist sehr gering, oder?“ Neji schwieg. Tenten wusste selbst, dass sie sich etwas vormachte. Früher oder später würde sie Kankuro über den Weg laufen. Selbst wenn es nicht gleich Morgen war. „Weißt du, warum er es getan hat?“, fragte Neji und hob fragend eine Augenbraue. Tenten schüttelte den Kopf: „Nein, und es spielt auch keine Rolle. Er hat mich verletzt und damit das Bündnis in Gefahr gebracht.“ Neji nickte: „Ja, das stimmt.“ Die beiden schwiegen sich dann wieder an bis Lee und Sensei Gai zurückkamen, die erleichtert feststellten, dass Tenten sich wieder beruhigt hatte. Der Ausbruch und über das ganze zu sprechen hatte ihr wirklich gutgetan. Sie konnte sich wieder besser auf ihre Mission konzentrieren und dachte jeden Tag weniger über den Verrat, der sie ereilt hatte, nach. Doch ein Gedanke ließ sie nach dem Gespräch mit Neji nicht mehr los: Wollte sie wissen, warum Kankuro sie angegriffen hatte oder nicht? *** Kankuro lief nun schon seine vierte Runde durch Konoha. Vor zwei Tagen war er von seiner Mission zurückgekehrt und hatte sich auf eine Konfrontation mit der Frau vorbereitet, die ihm seit einigen Wochen schlaflose Nächte verursachte. Doch Tenten war mit ihrem Team auf einer Mission und ihm blieb nichts anderes übrig als auf sie zu warten. Unglücklicherweise befand sich gerade auch seine Schwester Temari im Dorf und ließ ihm keine Sekunde aus den Augen. Sie erahnte, dass es einen Grund gab, warum ihr Bruder seinen Aufenthalt in Konoha verlängern wollte. Immer wieder versuchte sie Informationen aus ihm heraus zu kitzeln und seine Nerven waren bereits so blank, dass er es in seinem Hotelzimmer mit seiner nervigen Schwester nicht mehr aushielt. Die frische Luft tat gut und außerdem konnte er so ganz zufällig an Tentens Wohnung vorbeischlendern. Doch auch noch beim vierten Mal, als er an dem Haus vorbeikam, schien ihre Wohnung leer zu sein. Die Tür war notdürftig repariert worden und Kankuro tat es leid, dass er sich nicht mal mehr dafür hatte entschuldigen können. Er wollte schon enttäuscht weitergehen, als sein Blick zufällig auf den Schlafsack auf dem Dach fiel. Bewegte sich darin nicht etwas? Sein Herz begann schneller zu schlagen. War Tenten vielleicht zurück und hatte mal wieder dort oben übernachtet? Mit einem Satz war er auf dem Dach. Er wusste noch nicht mal, wie sie auf ihn reagieren würden und doch konnte er nicht länger warten. „Tenten?“, fragte er vorsichtig. Der Schlafsack bewegte sich jetzt etwas mehr, aber etwas war seltsam. Tenten war nicht gerade groß, aber die Umrisse von der Person im Schlafsack war um einiges zu klein für eine erwachsene Frau. Im selben Moment wie ihm dieser Gedanke kam, schob sich ein heller Haarschopf aus dem Eingang des Schlafsacks, gefolgt von dem verschlafenen Gesicht eines kleinen Jungen. Er war sicher nicht älter als sieben oder acht und blickte jetzt mit seinen dunkelbraunen Augen ängstlich zu dem jungen Mann hoch. Kankuro erinnerte sich daran, dass Tenten davon erzählt hatte, dass auch die Kinder des Mietshauses hier oben von Zeit zu Zeit übernachteten. „Hey, keine Angst. Ich will dir nichts tun“, lächelnd kniete sich Kankuro vor den eingeschüchterten Jungen. „Bitte erzähle meiner Mama nicht, dass ich hier bin“, flehte der Kleine. Kankuro zog eine Augenbraue hoch und bemerkte dann den Rucksack, aus dem Nudelsuppenpakete und Wasserflaschen ragten. „Verstehe, du bist von zu Hause ausgerissen, oder?“ Der kleine Junge nickte und verzog verärgert das Gesicht: „Meine Mama möchte nicht, dass ich zur Ninja- Akademie gehe. Dabei habe ich mir das doch mein ganzes Leben lang so sehr gewünscht. Sie versteht mich einfach nicht. Sie meint, es sei zu gefährlich!“ „Ja, die Frauen“, dachte Kankuro so bei sich, „nie hören sie einem zu und wollen die Männer auch nicht verstehen.“ Dabei dachte er vor allem an seine eigene Situation, aber er konnte ja dem Jungen schlecht sagen, dass er in Zukunft noch viel mehr Konflikte auszutragen hatte als den mit seiner Mutter. „Hör zu, deine Mutter macht sich doch nur Sorgen um dich“, meinte Kankuro, „so ist das nun mal bei Müttern. Du musst ich nur ruhig klarmachen, dass du felsenfest davon überzeugt bist ein Ninja zu werden.“ „Das bin ich“, die Augen des Jungen begannen zu leuchten, „ich will doch meine Mama und das Dorf beschützen können, wenn ich groß bin.“ Kankuro grinste. Der Kleine war wirklich unglaublich. Auch wenn er noch so jung war, waren seine Motive edelmütiger als es die von Kankuro jemals sein würden. „Weißt du was wir machen?“, meinte er zu dem Jungen schließlich, „ich begleite dich nach Hause und dann sagen wir deiner Mutter, was du fühlst, okay? Ich bin mir sicher, dass sie dich irgendwann verstehen wird. Immerhin hast du die besten Chancen ein guter Ninja zu werden.“ „Wirklich?“ Die Augen des Jungen begannen zu leuchten. „Klar. Und jetzt sag mir, wo du wohnst.“ „Na ja“, verlegen schabte der Junge mit den Füßen, „eigentlich wohne ich hier in dem Haus.“ Es stellte sich nicht nur heraus, dass der Junge in dem Haus wohnte, sondern auch, dass seiner Mutter das Haus gehörte und somit Tentens Vermieterin war. Sie war heilfroh, dass ihr Sohn wieder nach Hause gekommen war und hörte gar nicht mehr auf ihn zu umarmen und liebkosen. Dem Jungen schien das Theater vor dem jungen Mann sehr unangenehm zu sein, denn er lief knallrot an und versuchte sie von sich wegzudrücken. „Vielen Dank“, meinte die Frau zu Kankuro, „ich habe ihn schon seit zwei Tagen vermisst. Eigentlich hätte ich mir denken müssen, dass er auf dem Dach ist.“ „Mama, Mama“, aufgeregt hüpfte der kleine Junge auf und ab, „ich werde auch die Ninja-Akademie gehen. Der Mann hat gesagt, dass ich mal ein guter Ninja werde.“ „Aber du weißt doch, dass das zu gefährlich ich“, liebevoll strich die Mutter ihrem Sohn durch die Haare, „bist du deswegen weggelaufen?“ Der Junge nickte. Ein trauriger Ausdruck trat in die Augen der Mutter: „Du weißt doch, was mit deinem Vater damals passiert ist. Er ist bei einer seiner Missionen ums Leben gekommen.“ Der kleine Junge senkte den Blick und ballte seine Hände zu Fäusten. Kankuro wusste nicht so wirklich, was er machen sollte. Normalerweise mischte er sich nicht in die Privatangelegenheiten von anderen ein, doch diese Mal konnte er nicht anders, „Ich kann verstehen, dass sie Angst um ihren Sohn haben“, meinte er, „und ich wie nicht, ob sie das von einem Ninja hören wollen, aber meiner Meinung nach, ist es besser, wenn man sich im Notfall verteidigen an. Ihr Mann hat bei seiner Mission sicherlich auch alles gegeben, um Sie und Ihren Sohn zu besitzen. Auch wenn es mir leid für Sie tut, ist es für uns Ninja immer eine Ehre für die, die wir lieben zu sterben. Und was hat ein Leben für einen Sinn, wenn man seine Liebsten nicht beschützen kann? Ihr Sohn möchte das gleiche. Als Shinobi würde er das sicherlich besser können als, als Zivilist.“ „Es ist sicher richtig, was sie sagen, aber er ist doch noch so klein“, meinte sie hilflos. „Das bin ich nicht, Mama. Ich bin schon fast ein Mann und ich will dich beschützen“, es lag so viel Ernst in der Stimme des Jungen, dass Kankuro versuchte sein Lachen zu unterdrücken. Erstaunt blickte die Mutter ihren Sohn an und lächelte dann so, wie nur eine Mutter es konnte: „Du bist großartig. Also gut. Ich werde mir das mit der Akademie nochmal überlgen, aber im Gegenzug möchte ich, dass du nie wieder wegläufst, in Ordnung?“ „Ja, Ehrenwort“, begeistert fiel der kleine Junge seiner Mutter in die Arme. Kankuro fühlte ein Stechen in seiner Brust. Der Junge hatte wirklich Glück mit seiner Mutter. Er selbst hatte nie so etwas erlebt: Eine Familie. Geborgenheit. Liebe. Weil ihn der Anblick von Mutter und Sohn so schmerzte, drehte er sich um und wollte gehen, doch dann wurde er von einer Hand an seinem Mantel zurückgehalten. „Vielen Dank, großer Bruder“, der Junge strahlte zu ihm hoch. Kankuro schmunzelte: „Du musst auf deine Mama immer Acht geben, okay?“ Der Junge nickte und grinste dann: „Willst du nicht bei uns bleiben und mich unterrichten: Du bist doch sicher auch ein guter Ninja.“ „Das geht leider nicht“, meinte Kankuro entschuldigend, „ich muss bald wieder nach Hause, aber ich bin mir sicher in Konoha wirst du die beste Ausbildung erhalten, die du dir wünschen könntest.“ Der kleine Junge verzog enttäuscht das Gesicht. Die Mutter hingegen lächelte Kankuro freundlich an: „Sie kommen aus Sunagakure nicht wahr? Was halten Sie der von mit uns heute Abend zu essen? Ich bin Ihnen unendlich dankbar, dass Sie meinen Jungen nach Hause gebracht haben.“ Erst wollte Kankuro das Angebot ausschlagen, doch dann fiel sein Blick auf Tentens Wohnungstür und ihm kam eine Idee. „Ja, ich würde gerne mit euch essen. Könntet ihr mir dann im Gegenzug auch einen Gefallen tun?“ © ぁキ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)