Grimassen von Sunrisepainter (Kankuro/Tenten) ================================================================================ Kapitel 2: Two -------------- Two „Was habe ich mir nur dabei gedacht?“, murmelte er nun schon zum zweiten Mal und fuhr sich durch sein braunes Haar. Seit mindestens vier Minuten lief er in dem Zimmer, das er sich gemietet hatte, auf und ab. Obwohl es mitten in der Nacht war, fühlte er sich viel zu aufgewühlt, um ruhig schlafen zu können. Er hatte ihr versprochen länger zu bleiben, obwohl das schier unmöglich war. Gaara würde ihn umbringen. Ganz sicher. „Verdammt“, wütend schlug er seine Hand auf den Tisch, sodass etwas Wasser aus der Blumenvase schwappte, die eins der Zimmermädchen liebevoll dort platziert hatte. Seine Geschwister hatten ihm schon oft gesagt, dass er sich mit seinem losen Mundwerk immer in Schwierigkeiten brachte. Allerdings war dieses Mal niemand da, um ihm da wieder heraus zu helfen. Nicht Gaara und auch nicht Temari, die meistens immer die besten Einfälle hatte. Jedenfalls wenn das besagte Problem mit einem Mädchen zu tun hatte. Und diesmal hatte es das. Eindeutig. Als er Tenten blass und schmal in dem weißen Krankenzimmer gesehen hatte, war ihm das erste Mal ein seltsames Gefühl gekommen: Fürsorge. Zudem fühlte er sich das erste Mal in seinem Leben schuldig für einen Fehler, den er zu verantworten hatte. Und das hatte ihn so weit gebracht ihr zu versprechen noch länger in Konoha zu bleiben, auch wenn er sich das nicht leisten konnte. Er hatte gedacht, wenn er solange bei ihr blieb bis sie aufwachte und sich danach erkundigte, an was sie sich noch erinnern könnte, würde er sich besser fühlen. Doch da hatte er sich anscheinend verkalkuliert und jetzt hatte er das Schlamassel. Nun, es gab zwei Dinge, die er tun konnte: Entweder hielt er sein Versprechen, verschob seine Mission und wartete bis sie wieder gesund war oder er machte sich klammheimlich aus dem Staub und ließ sich nie wieder in Konoha blicken. Doch da letztes sein schlechtes Gewissen nie zugelassen hätte, entschied er sich sie am nächsten Tag wieder zu besuchen und sich von ihr zu verabschieden; allerdings mit dem Versprechen sie bei seinem nächsten Aufenthalt in Konoha zu einer Nudelsuppe einzuladen. Nachdem er sich diesen Plan ausgedacht hatte, wurde er gleich etwas ruhiger und schaffte es sogar seine Augen zu schließen. Sie war sowieso nicht die Art von Mädchen, mit denen er sich normalerweise verabredete... *** Tenten war mehr als überrascht als am Morgen des darauffolgenden Tages plötzlich wieder der Suna- Ninja vor ihrem Bett stand, im Gesicht das übliche Grinsen und in den Händen einen Strauß gelber Margeriten. „Und wie geht es unserer Patientin heute?“, flötete er, während er sich auf dem Besucherstuhl niederließ und ihr den Blumenstrauß zuwarf. „Ähm...besser....denke ich“, sie zwinkerte ein paar Mal und stellte fest, dass sie wirklich nicht träumte. „Gut, und wann darfst du das Gefängnis hier verlassen?“, fragte er und lehnte sich lässig zurück. Tenten seufzte und zupfte an den gelben Blüten herum. Es war wirklich ein sehr schöner Strauß; auch wenn sie sich sonst aus solch mädchenhaften Dingen nichts machte. „Noch weiß es niemand. Ich schätze das ich wohl noch etwas länger hierbleiben muss. Bist du sicher, dass du so lange warten kannst? Ich meine, ...weil du doch...du hast mich doch gefragt, ob ich mit dir mal etwas Essen gehe...“, ein leichter Rotschimmer legte sich auf ihre Wangen und sie vermied es ihn anzusehen. „Äh...ja...weißt du, was das betrifft...“, murmelte er und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. Tentens Kopf schoss in die Höhe und sie schaute ihn mit funkelnden Augen an. Sie hatte gewusst, dass er das nicht ernst gemeint hatte. Gerade wollte sie den Mund aufmachen, um ihrem Ärger Ausdruck zu verleihen als mit einem lauten Krachen die Tür gegen die Wand prallte. „Guten Morgen, meine allerliebste und wundervolle Freundin“, mit einem breiten Lächeln stürmte Lee in den Raum und hüpfte wie ein wild gewordener, grüner Flummi auf und ab. „Der hat mir gerade noch gefehlt“, murmelte Tenten und rutschte soweit unter ihre Decke, dass man nur noch ihre Nasenspitze erkennen konnte. Als jedoch noch ein mürrisch dreinblickender Neji folgte, hellte sich ihre Miene wieder auf. Gerade wollte sie ihn fröhlich begrüßen als ihre beiden Kameraden ihren anderen Besucher erblickten. Nun, gab es hier wieder zwei unterschiedliche Reaktionen zu beobachten. Genau wie am Vortag, war Lee absolut begeistert den Suna- Ninja zu sehen. „Guten Morgen, Kankuro. Du bist ja immer noch da“, lachte er und verbeugte sich höflich und gleich einige Male hintereinander. Neji war freiwillich mal wieder weniger begeistert: „Was willst du schon wieder hier?“ Kankuros Lippen verzogen sich zu einem perfiden Grinsen. Er wusste genau, wie er den Hyuuga reizen konnte: „Nun, ich wollte nur schauen wie es dem Mädchen geht, dem ich das Leben gerettet habe. Und außerdem sie fragen, ob sie nach ihrer Genesung mit mir Essen gehen würde.“ Tenten blickte ihn mit großen Augen an. War er nicht eben drauf und dran gewesen ihr abzusagen? Neji wurde knallrot und ballte die Hände vor Wut. „Wieso sollte Tenten mit dir essen gehen wollen? Sie geht nie mit irgendwelchen Jungen aus. Dafür ist sie gar nicht der Typ“, meinte er mit leichter Arroganz in der Stimme. Diese Bemerkung verletzte Tenten zutiefst und ihre Wangen färbten sich leicht rosa. Was sollte das denn heißen? „Bitte, Neji reg dich nicht auf. Es geht uns wirklich nichts an mit wem Tenten sich trifft und mit wem nicht“, versuchte Lee ihn zu beruhigen und das Mädchen warf ihm einen dankbaren Blick zu. „Hmpf“, Neji verschränkte die Arme und blickte seine verletzte Teamkameradin an, die unter seinem intensiven Blick ganz rot wurde und sich wieder halb unter ihrer Bettdecke verkroch. Kankuro sah das, und warf dem Hyuuga einen hasserfüllten Blick zu. Aus irgendeinem Grund verspürte er das Verlangen ihn zu einem Kampf herauszufordern, aber er wusste, dass dies Tenten zu sehr aufgeregt hätte. Auch wenn alle immer sagten, sie würde stärker sein als mancher Junge, war sie für ihn immer noch ein Mädchen und die waren nun mal sensibel. „Vielleicht sollte ich wieder gehen“, meinte er schließlich und griff nach seiner Marionette. „Das musst du doch nicht, nur weil Neji und Lee...“, Tenten brach mitten im Satz ab und doch konnte man die Enttäuschung in ihrer Stimme hören. Neji bedachte sie mit einem seltsamen Blick. „Ich muss sowieso noch einen wichtigen Brief an meinen Bruder schreiben“, erklärte Kankuro und verabschiedete sich höflich. Als er verschwunden war, warf Tenten Neji einen bösen Blick zu. „Er wollte doch nur nett sein, also hattest du gar keinen Grund ihn zu vergraulen.“ „Ich bitte vielmals um Entschuldigung, Tenten“ er verbeugte sich kurz, „ich habe mir nur Sorgen gemacht. Er wirkte nicht sehr vertrauenerweckend auf mich. Ich hatte das Gefühl er verheimlicht etwas. Doch wenn du ihm vertraust, dann war es nicht meine Absicht so unfreundlich zu sein.“ Sie versah seine guten Manieren, die ihm sein Onkel eingetrichtert hatte, nur mit einem verächtlichen Schnauben. Sie wusste, dass er die Entschuldigung ernst meinte, aber es sollte nichts an der Tatsache ädern, dass er gegen den Sand- Ninja, der ihr doch offensichtlich das Leben gerettet hatte, eine Abneigung zu hegen schien. Manchmal konnte er hinter mit diesem pathetischen Gehabe seine wahren Emotionen wirklich gut verstecken. „Wisst ihr was? Vergesst die ganze Sache einfach. Lee hatte Recht: Es geht euch nichts an mit wem ich mich abgebe. Und jetzt erzählt mir endlich mal etwas Neues und Aufregendes, ich sterbe hier nämlich vor Langeweile“, jammerte sie. *** Kankuro hielt sein Versprechen und kam die Patientin wirklich jeden Tag besuchen. Ab und zu brachte er ihr eine Kleinigkeit mit; Blumen natürlich, frisches Obst oder Süßigkeiten. Anfangs beschränkte sich ihre Interaktion auf das Nötigste, doch dann wurden seine Besuche länger und ihre Gespräche intensiver. Sie erzählten sich gegenseitig von ihren dramatischsten Kämpfen, ihren Erfolgen und Niederlagen; und was sie von ihrem Leben als Shinobi erwarteten. Eine Art Routine stellte sich ein. Kankuro verschwieg ihr die Tatsache, dass er durch seinen verlängerten Aufenthalt in Konohagakure mächtige Problemen mit seinem Bruder bekommen hatte. In seinen Briefen behauptete er, dass es einen Zwischenfall gegebene hätte und er deshalb aufgehalten worden war. Zwar wäre seine Mission in Yukigakure rein diplomatisch gewesen, jedoch war Gaara alles andere als leicht zu belügen. Besonders nicht, wenn es sich dabei um seine eigenen Bruder handelte. Tenten hingegen ließ kein Wort darüber verlauten, dass ab und zu Neji bei ihr vorbei schaute und dann nu,r um ihr seltsame Fragen bezüglich ihres Retters zu stellen. Doch trotz dieser kleinen Geheimnisse wurde ihr Verhältnis von Tag zu Tag besser. Kankuro schaffte es dabei immer wieder mit seinen komischen Gestiken zum Lachen zu bringen. Eines Tages fühlte Tenten sich überhaupt nicht wohl. Ihr Körper war zwar auf den Weg sich wieder zu erholen, jedoch hatte sie die halbe Nacht nicht schlafen können und die Medikamente, die sie nehmen musste, wollten auch nicht richtig wirken. Das Lächeln, das sie dem Ninja aus Sunagakure schenkte, war zwar glücklich, aber dennoch matt. Er spürte sofort, dass etwas nicht stimmte. Schweigend setzte er sich auf seinen üblichen Stuhl und legte seine Marionette vor ihm auf den Boden nieder. „Möchtest du, dass ich ein anderes Mal wiederkomme?“, fragend blickte er sie an. Tenten schüttelte den Kopf und hustete. Sofort war er an ihrer Seite und hielt ihr ein Glas Wasser hin. „Danke“, keuchte sie und trank es in einem Zug leer. Seine Miene war nicht zu deuten, als er sich wieder setzte. Tenten schloss kurz die Augen und bewunderte dann den Chrysanthemenstrauß, den er ihr heute mitgebracht hatte. Sie selbst wurde währenddessen keinen Augenblick von dem jungen Mann aus den Augen gelassen. Sie war in seinen Augen heute eindeutig blasser als sonst. Ihr Blick wirkte leer, als wären ihre Gedanken weit entfernt. Sie war nicht gerade eines der hübschesten Mädchen des Dorfes. Ihre Lippen waren nicht schmal, ihre Augen standen unsymmetrisch zu einander und ihre Nase war leicht nach oben gebogen. Und doch hatte sie etwas an sich, das ihn faszinierte. Ihre offene und lustige Art. Ihr machte es nicht aus, so zu sein, wie sie war. Und wann immer sie lächelte, hatte er das Gefühl eine ganz neue Seite an ihr entdeckt zu haben. Eine Seite, die ganz besonders an ihr war und die seine Schuldgefühle ins unermessliche steigerten. Er zuckte kurz zusammen, als sie seinen auffälligen Blick bemerkte. Doch sie sagte nichts dazu. „Die Blumen sind schön. Sie erinnern mich an Sommer“, murmelte sie und versuchte zu Lächeln. Er war schon fast enttäuscht, als ihr der Versuch misslang. Sie in so einem schlechten Zustand zu sehen machte ihn aus einem unerfindlichen Grund einfach wahnsinnig. Angestrengt dachte er darüber nach wie er ihr helfen konnte. Er war kein Medizin- Ninja, deshalb konnte er an ihrem Gesundheitszustand nichts ändern, aber vielleicht schaffte er es ja sie ein wenig aufzuheitern. „Hey Tenten, schau mal!“ Er hätte sich am liebsten selbst auf den Fuß getreten über seine Dummheit, aber es war das erste gewesen, was ihm eingefallen war. Er verzog sein Gesicht zu einer komischen Grimasse wie es sonst nur Kleinkinder taten: Ein Mundwinkel nach oben, genauso wie eine Augenbraue, die Stirn in Falten und dann wild mit den Augen rollend. Die Verletzte schaute ihm im ersten Moment an als hätte er nun vollkommen den Verstand verloren. Kankuro wollte schon rot werden und sich tausendmal für seine fixe Idee entschuldigen, da fing sie an zu kichern. Erst war es nur ein leises Lachen, hell und kaum für menschliche Ohren hörbar, doch dann lachte sie immer lauter. Ihre Wangen wurden wieder durchblutet und ihr gesamter Körper vibrierte. Auch seine Mundwinkel zogen sich nach oben und er war sichtlich zufrieden mit sich selbst. „Na, wenn du das schon witzig findest, pass mal auf!“, meinte er und zog dann alle möglichen Grimassen, die ihm einfielen. Durch seine Gesichtsbemalung wirkte das Ganze noch viel komischer. Es erinnerte sie an einen Clown. Tenten hielt sich erst noch die Hand vor den Mund, doch schließlich hielt sie es nicht mehr aus und prustete los. „Bitte“, keuchte sie irgendwann, „ich kann nicht mehr. Das sieht bei dir absolut dämlich aus.“ Sie wurde von einem erneuten Lachanfall gepackt und hielt sich schon den Bauch. Ihre Wangen glühten geradezu und Kankuro platzte fast vor Stolz. Doch plötzlich verstummte sie und ihre Augen wurden trübe und nachdenklich. „Was ist?“, sofort wurde er wieder nervös, aus Angst etwas falsch gemacht zu haben und setzte sich zu ihr aufs Bett. „Ach nichts“, murmelte sie ohne ihn anzusehen und stützte sich auf ihre Ellenbogen. Kankuro warf der Kunoichi einen prüfenden Seitenblick zu. Mittlerweile kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass sie log. „Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte er leise. Sie schüttelte bloß den Kopf und presste ihre blassen Lippen aufeinander, so als müsse sie sich zusammenreißen ihm nicht ihr Herz auszuschütten. Nun, er hätte es besser gefunden, wenn sie genau das getan hätte. Und wenn ihn anfangs auch nur die Schuldgefühle zu diesen täglichen Besuchen getrieben hatten, so war ihm doch eines bereits klargeworden und er konnte es auch nicht leugnen: Er mochte das brünette, stille und gleichzeitig aufgeweckte Mädchen. Sie berührte ihn, tief in seinem Herzen, so wie es noch niemand getan hatte. Selbst seinen Geschwistern schien er in diesem Augenblick nicht so nahe zu sein wie dieser relativ durchschnittlichen Kunoichi aus Konohagakure. „Es ist bloß...diese Grimassen, die du geschnitten hast...“ „Ja?“, fragend zog er eine Augenbraue hoch, was sie natürlich aufgrund seiner Kopfbedeckung nicht sehen konnte. Sie wandte ihren Kopf in seine Richtung und ihre Augen trafen sich. Das Braun ihrer Augen war heller als sein eigenes. Er wusste nicht wie er es hätte beschreiben sollen. Sie waren sogar noch heller, wenn sie glücklich war, fast golden; hingegen eher dunkel, wenn sie traurig oder verärgert war. In diesem Moment war es eine Mischung aus beidem, wie er feststellte. Sie seufzte frustriert und schlang ihre Bettdecke fest um ihren Oberkörper, so als wäre dies ihr Rettungsring. Sie blickte ihn wieder nicht an, während sie ihm erklärte, was sie so bedrückte. „Diese Grimassen haben mich sehr an Neji erinnert, weißt du.“ Überrascht und gleichzeitig mit einer Spur von Verärgerung starrte er sie an: „Hyuuga?“ Sie nickte und strich mit ihren Fingerspitzen über den weißen Stoff der Decke. Wie hypnotisiert folgte er den Bewegungen ihrer Hand. Was konnte denn nun der Hyuuga schon wieder damit zu tun haben? Dachte sie eigentlich nur an ihn? In Kankuros Innerem zuckte es. Er konnte Neji Hyuuga eben nicht leiden. Er hielt ihn für arrogant und unterkühlt. Also warum sollte ein ehrliches und fröhliches Mädchen wie Tenten so jemanden mögen und ständig an ihn denken? Klar, er war ihr Teamkollege, aber das war doch kein Grund... „Mich regt es einfach nur tierisch auf, dass er seine wahren Emotionen immer hinter einer gleichgültigen Grimasse versteckt. Ich meine, du hast nur das Gesicht so verzogen, weil du mich aufheitern wolltest und nicht, weil du damit irgendwelche besonderen Gefühle zum Ausdruck bringst. Ich konnte in diesem Moment nicht genau sagen, was du wirklich denkst. Du hättest auch traurig oder wütend sein können.“ Sie hielt einen Moment inne und schien nach den richtigen Worten zu suchen. Der Puppenspieler unterbrach sie nicht, stattdessen konzentrierte er sich darauf, dass zu verarbeiten, was sie ihm gerade eröffnet hatte. „Ich kenne ihn schon lange“, fuhr sie mit gedämpfter Stimme fort, „genauso wie Lee und Gai, aber im Gegensatz zu ihnen, kann ich Neji immer noch nicht einschätzen. Auch wenn eigentlich niemand das so wirklich kann. Ich mag ihn. Ich mag ihn sehr. Vielleicht zu sehr, wenn man es so sehen will. Aber es verletzt mich, dass er es nicht einmal schafft offen und ehrlich zu seinen Gefühlen zu stehen. Ist das denn so schwer? Ich meine, du versteckst deine wahren Gefühle ja auch hinter dieser Gesichtsfarbe. Zum Beispiel deine Angst bei einem Kampf. Jedoch versuchst du doch deine Gefühle auszusprechen, wenn es nötig ist. Ich kann meistens erkennen, wie es dir geht, weil du mit mir darüber sprichst und dabei auch deine Emotionen in deiner Stimme erkennbar sind. Neji hingegen hat immer diese monotone Stimme. Kannst du mir mal erklären was das soll?“ Sie hatte Tränen in den Augen und flehte regelrecht nach einer Antwort. Wie ein kleines Mädchen, das wissen wollte, warum ihre beste Freundin nicht mehr mit ihr spielen möchte. Kankuro schluckte schwer. Natürlich bewegte ihn ihr verzweifelter Blick. Er wollte ihr unbedingt helfen und sie wieder zum Lachen bringen.Doch im hintersten Winkel seines Herzens spürte er auch das leichte Aufflattern von Wut. Er fragte er sich, warum sie ausgerechnet ihm das alles erzählte. Lieber hätte er sich weiter vor ihr zum Affen gemacht als ihre Klage über Hyuuga und ihren Liebesproblemen zu lauschen. Es nervte ihn, dass sie einem Typen hinterherjammerte, der ihre Zuneigung nicht im Mindesten verdiente. „Er wird seine Gründe haben“, war das erste, was über seine Lippen kam und als sie stirnrunzelnd anblickte, hätte er sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Doch auch seinen nächsten Gedanken, hatte er ausgesprochen bevor er es verhindern konnte: „Ich bin mir sicher, dass er nur Angst hat verletzt zu werden, wenn er dir seine wahren Gefühle zeigt. So, wie er sich um dich bemüht, muss er dich wirklich gerne haben. Eventuell glaubt er, dass mehr als Freundschaft bei euch nicht drin ist.“ „Na super“, dachte der Ninja aus Suna zerknirscht, „jetzt rede ich nicht nur wie ein Psychologe, sondern verteidige diesen arroganten Mistkerl auch noch!“ „Meinst du echt?“, nachdenklich tippte sich Tenten ans Kinn. Ein leichter Rotschimmer lag auf ihren Wangen und Kankuro hätte das sicher niedlich gefunden, wäre es nicht wegen des „arroganten Mistkerls“ gewesen. Der junge Mann räusperte sich leise und strich sich dann seine Kapuze vom Kopf. Das tat er selten und auch nur dann, wenn er sich absolut sicher fühlte. „Im Übrigen soll meine Kriegsbemalung keine Maske sein, sondern einfach nur Feinde abschrecken.“ Diese Bemerkung passte so wenig in die Unterhaltung wie die schüchterne Hinata Hyuuga in die Akatsuki- Organisation und doch viel ihm nichts anderes ein, um ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich zu lenken und nicht auf einen gewissen eingebildeten Möchtegern mit Mädchenfrisur. Etwas abwesend blickte sie ihn an und nur langsam schienen seine Worte zu ihr vorzudringen. „Aber indem man deine Angst und deine Nervosität nicht sofort sehen kann, zeigst du doch den Feinden nicht dein wahres Gesicht, oder?“ Sie legte den Kopf schief und wartete geduldig auf seine Antwort. Kankuro befeuchtete sich die Lippen und kramte dann in seinen Gedanken nach einer passenden Erwiderung. Schließlich seufzte er. Langsam entwickelte sich ihr Gespräch in eine Richtung, die noch viel tiefer ging als je zuvor: „Aber tragen wir nicht alle Masken, Tenten? Hyuuga, Lee, mein Bruder Gaara, meine Schwester, ich, du und wahrscheinlich sogar dieser Vollidiot Naruto Uzumaki! Den ich im Übrigen lange nicht mehr gesehen habe. Wir alle haben tausend Gesichter und jedem Menschen, dem wir begegnen zeigen wir ein anderes. Menschen sind nun mal falsch. Dabei machen manche mehr und andere weniger Unterschiede zwischen Freunden und Feinden. Das hat immer auch damit zu tun, wer man ist und woher man kommt. Mein Bruder, zum Beispiel, hat in seinem Leben lang immer nur Hass und Ablehnung gefühlt, deshalb verschloss er sich vor allen anderen. Und Hyuuga hat es in seiner Kindheit nicht anders gelernt. Ich bin sicher, dass sein Clan von ihm verlangt keine Gefühle zu zeigen, besonders im Kampf nicht. Diese beiden sind Extremfälle, aber ich bin mir sicher, dass nicht jeder immer sein wahres Gesicht zeigt. Selbst du nicht, deshalb können wir das niemanden zum Vorwurf machen.“ Darüber dachte sie einen Moment nach und schließlich nickte sie. „Ich verstehe, was du meinst und vielleicht hast du Recht. Ich habe Neji nie dafür verurteilt, dass er sich manchmal so verhält, aber in Zukunft werde ich versuchen es zu akzeptieren. Wer weiß: Wenn ich Glück habe dann taut der Eisklotz eines Tages doch noch auf.“ „Und wenn nicht, dann weiß er gar nicht, was er alles verpasst und das eine klasse Kunoichi all die Jahre direkt vor seiner Nase war und er die Chance hat verstreichen lassen“, diesmal hatte er den Satz mit Absicht gesagt und sein charmantestes Grinsen aufgesetzt. Tenten jedoch lachte nur und ließ ihren Kopf zurück in die Kissen fallen. Im selben Moment wurde die Tür geöffnet und ein pinker Haarschopf kam zum Vorschein. „Oh Pardon, wenn ich störe komme ich später nochmal wieder“, verlegen lächelte Sakura die beiden an. „Schon gut, ich wollte sowieso gerade gehen“, meinte Kankuro und erhob sich. „Gut, denn du musst jetzt zur Untersuchung. Wenn alles in Ordnung ist, dann kannst du vielleicht in den nächsten Tagen wieder gehen.“ „Echt?“, Tentens Augen begannen zu leuchten und Kankuro freute sich mit ihr. „Na, das sind doch klasse Neuigkeiten, dann kann ich mein Versprechen ja bald einlösen“, er zwinkerte der verlegenden Tenten zu. „Also schlafe gut und bis morgen, Tentenchen.“ Schließlich verließ dann mit einem letzten Abschiedsgruß an Sakura das Krankenhaus. Diese warf ihrer erröteten Freundin einen amüsierten Blick zu: „Habe ich da etwa was verpasst, Tentenchen?“ © ぁキ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)