The way home von Lasagne ================================================================================ Kapitel 2: Morgenstund hat Gold im Mund --------------------------------------- Kapitel 2 Morgenstund hat Gold im Mund Er war einfach so gegangen. Er hatte sich noch nicht einmal umgedreht! Traurig blickte ich auf die Stelle, wo Itachi im Wald verschwunden war. „Ich bin Richi und wer bist du?“ Erstaunt sah ich zu ihr auf, hatte ich doch ganz vergessen, dass sie auch noch da war. „Kate. Ich heiße Kate.“ „Freut mich, Kate.“, sagte sie lächelnd. „Sieht so aus, als müssten wir die nächste Zeit mit einander klar kommen, also lass uns das Beste draus machen, okay?“ Ich nickte. „Fein, dann lass uns jetzt früh...“ Sie schnüffelte. „Oh, verdammt!“, rief sie aus und rannte in das Hausinnere. Leise schloss ich die Haustür und zog mir die Schuhe aus. Ich tapste zur Garderobe, um meinen Mantel aufzuhängen. Leider musste ich feststellen, dass ich zu klein war, um den Haken zu erreichen. Allerdings schaffte ich es, nachdem ich ein bisschen Anlauf nahm und an der Wand hochsprang. Zufrieden grinsend stellte ich meine Schuhe ab und ging in die Richtung in der ich meine Gastgeberin vermutete. Diese war gerade dabei Obst zu schneiden. „Hey, da bist du ja! Mir ist leider das Spiegelei verbrannt, deshalb gibt es jetzt Müsli mit Obst. Hast du auch Hunger?“ Wie als Antwort auf ihre Frage knurrte mein Magen. Richi lachte. „Setz dich doch schon mal.“ Während sie an den Äpfeln herumwerkelte, schaute ich mich in der Küche um. Alles war hell gestrichen und auch die Möbel bestanden aus hellem Holz. Jetzt fielen die ersten Strahlen der aufgehenden Sonne durch die Glastür, die in den Garten führte und füllte den Raum mit Wärme. Entspannt lehnte ich mich zurück und schloss die Augen. „So, bitteschön.“ Müde öffnete ich die Augen. Vor mir stand eine große Schüssel Müsli und ein Teller mit frischgeschnittenen Apfelstücken. Allein den Löffel aufzuheben erschien mir eine übermenschliche Anstrengung zu sein, dennoch nahm ich dies in Angriff, um mir nicht bereits am ersten Tag Streit mit Richi einzuhandeln. Das Müsli schmeckte, na ja, wie Müsli nun mal schmeckt, aber die Äpfel waren lecker. Als ich schließlich den Müslilöffel beiseite legte, stand Richi auf. „So und jetzt geht’s auf in den Garten.“ Obwohl mich die Müdigkeit zu übermannen drohte, stand ich ebenfalls auf, denn ich war schon neugierig was mich draußen erwartete. „Zuerst einmal brauchst du andere Klamotten. Da geht’s auch schon los. Ich habe keine Sachen, die dir passen könnten. Ich lauf schnell nach oben, vielleicht find ich ja doch noch was!“ Als sie nach oben stürmte, ging ich in die Küche und setzte mich wieder auf die bequeme Eckbank. Ein weiteres Mal schloss ich die Augen. Ich musste wohl eingenickt sein, denn ich wurde sanft gerüttelt, sodass ich die Augen aufschlug. „Hey, Kleine, du kannst nach oben gehen und schlafen. In der Zeit geh ich mal ins Dorf und schau, ob ich was für dich find. Was hältst du davon?“ „Viel.“, murmelte ich und bevor ich protestieren konnte, nahm mich Richi huckepack und trug mich die Treppe raus, in ihr Schlafzimmer. „Da drüben geht es ins Badezimmer. Schlaf dich erst mal richtig aus, danach können wir immer noch nach draußen.“ Sie setzte mich auf dem Doppelbett ab. Mit einem „Schlaf gut!“ verließ sie das Schlafzimmer und schloss die Tür hinter sich. Gähnend streckte ich mich und verkroch mich unter der Bettdecke. Als ich das nächste Mal meine Augen öffnete, stand die Sonne schon hoch am Himmel. Müde blinzelnd taumelte ich ins Badezimmer und warf mir eine Handvoll kaltes Wasser ins Gesicht, danach fühlte ich mich halbwegs wach. Gähnend lief ich die Treppe runter, um zu sehen ob Richi wieder da war. Sie war es nicht, weshalb ich beschloss mich mit der Wohnung vertraut zu machen. Das Wohnzimmer war genauso hell gehalten wie die Küche und durch die großen Fenster hatte man einen schönen Blick in den Garten. In diesem Augenblick kam Richi zu Tür herein und sah mich an der Coach stehen. „Na, hast du bis jetzt geschlafen?“ Ich nickte zögerlich. „Gut, ich hab schon befürchtet, dass du dich hier langweilen müsstest.“ Sie stellte mehrere Taschen in den Flur. „Ich hoffe ich hab jetzt alles.“ Nachdenklich schaute sie mich an. „Wie alt bist du eigentlich?“ „Zwölf.“ „Ich war mir nicht sicher, ob ich die Kinderzahnbürste kaufen sollte oder nicht. Ist wohl besser gewesen, dass ich es doch getan hab. Hilfst du mir beim Ausräumen?“ Eilig griff ich nach einer Tasche. „Vorsicht die ist...“ Erstaunt blickte sie mich an, als ich die Tasche einfach anhob. „...schwer.“, fügte sie hinzu. Ich schüttelte den Kopf. „Es geht schon.“ „Itachi hat mir ja gar nicht gesagt, dass du so stark bist.“, sagte Richi lächelnd. Ich schluckte schwer. „Ich möchte jetzt bitte nicht über ihn reden.“ „Oh, ja natürlich. Tut mir leid.“ Richi wurde leicht rot und es entstand eine peinliche Pause. „Komm, probier mal die Sachen an, die ich dir mitgebracht hab.“ Als ich mir das Oberteil meines Schlafanzugs über den Kopf zog, sah Richi betreten aus. Ich war verwirrt. „Ist was?“ „Ich bin nur froh, dass ich mehrere Kleidergrößen mitgebracht habe. Durch das Oberteil wirkte es so, als ob du mehr auf den Rippen hättest. Du bist so dünn.“ „Ist das schlimm?“ Jetzt sah ich beschämt zu Boden. Es stimmte schon. In letzter Zeit war mir der Appetit vergangen und auch gestern, als Itachi mir was ausgegeben hatte, musste ich das Bestellte immer hinunterwürgen. „Es ist schon in Ordnung, solange du nicht zu dünn wirst.“ Richi lächelte mich sanft an und reichte mir dann ein T-Shirt. „Probier das mal an.“ Es passte nicht ganz genau, aber es war besser als die Anderen. Bei den Hosen lösten wir das Problem mit einem Gürtel. Zum Glück passten wenigstens die Unterhosen und Socken. Außerdem hatte sie mir ein paar Gummistiefel mitgebracht. „Um diese Jahreszeit kann es schon mal schnell zu einem Herbststurm kommen und dann ist hier draußen immer landunter.“, sagte sie, als ich die Stiefel misstrauisch anstarrte. Kaum hatte sie dies gesagt, ertönte auf einmal ein lautes Krachen, gefolgt von Donnergrollen. „Als hätten wir es bestellt.“ Richi lief zur Tür und öffnete sie. Wie ein geölter Blitz schoss ein Farbfleck an ihr vorbei, der sich als die Katze von heute morgen entpuppte. Sie schüttelte sich und miaute. Eine halbe Stunde später prasselte ein Feuer im Kamin, vor dem sich die Katze ausgestreckt hatte, während Richi und ich in der Küche saßen und Tee tranken. „Das geht jetzt wahrscheinlich noch bis heute Abend so, aber eins kann ich dir sagen: Morgen stehen wir zeitig auf, denn du weißt ja: Morgenstund hat Gold im Mund.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)