Die Sterne leuchten überall - egal wo du bist von chrono87 ================================================================================ Kapitel 18: Bangen ------------------ Kapitel 18 Bangen Sich einen Ruck gebend, egal ob er es bereut oder nicht, fordert er sein Gegenüber zum Sprechen auf. Seine wilden Spekulationen können einfach nur schlimmer sein, als die Worte des Schwarzhaarigen – davon ist der Schwede überzeugt. „Okay, schieß los.“ Der Aufforderung Folge leistend, erklärt Bastion sofort, um was es geht. „Haou hat ein Testament.“ Verdattert schaut der Türkishaarige seinen Kumpel an. Wegen so etwas macht er so einen Aufstand? Und er ist so dumm und macht sich auch noch verrückt! >Ist das zu fassen? < Wenn ihm nicht so zum heulen zu Mute wäre, dann hätte er sicher gelacht. Irgendwie fühlt er sich einfach nur verarscht. Der Schwarzhaarige beobachtet das Gesicht seines Gegenübers und versucht verzweifelt nicht zu lachen, was ihm nach geraumer Zeit einfach misslingt und er losprustet. „Ich finde das gar nicht witzig, Bastion!“, mault der Türkishaarige rum, aber auch seine Worte zeigen keine Besserung. Sichtlich eingeschnappt, wendet sich Jesse ab und schmollt vor sich hin. >Ist das denn zu fassen? Da sterbe ich fast wegen meiner eigenen Gedanken und Ängste und der zieht mich so auf! …Warte es nur ab, Bastion. Das kriegst du zurück. < „Beruhige dich wieder, Jesse. Du hast mir doch noch gar nicht zu Ende zugehört.“, versucht der Mathematiker seinen Freund zu beruhigen, doch dabei stellt er sich alles andere als geschickt an. „Warum sollte ich dir weiter zuhören?“, fragt der Schwede schmollend nach. „Weil im Testament steht, dass du der Einzige bist, der seinen Platz einnehmen kann, weil du dieselben Fähigkeiten wie er hast. Deswegen vielleicht?“ Die Gesichtszüge des Angesprochenen entgleisen, denn mit so etwas hat er nun überhaupt nicht gerechnet. Dem Kristallungeheuerdeckduellanten wird ganz warm ums Herz. >Er hat also die ganze Zeit an mich gedacht? Aber…< Mit großen schönen grünen Augen sieht er sein Gegenüber an. „Wenn er mich bedacht hat, dann… Woher wusste er, dass ich die Möglichkeit habe in die Isekai einzutreten?“ Es ist verständlich, dass der Türkishaarige diese Frage stellt – hätte er die nicht gestellt, müsste Bastion davon ausgehen, dass sein Gesprächspartner sich nicht dafür interessiert – und obendrein auch noch völlig durch den Wind ist. Der sechs-Attribute-Deck-Duellant hat selbst eine Ewigkeit gebraucht, um Jaden zu glauben. „Vor etwa zwei Jahren bat mich Haou zu ihm…“ Während des Sprechens wird Bastion unterbrochen, denn etwas hat schon lange die Aufmerksamkeit des Schweden auf sich gezogen. „Wieso nennt ihr ihn eigentlich Haou? Sein Name ist doch Jaden, Jaden Yuki!“ Neugierig schauen die grünen Augen ins Gesicht des Schwarzhaarigen, welcher kurz eine Augenbraue hochzieht, dann aber seufzt und erst einmal auf diese Frage eingeht, bevor er fortfahren kann zu erklären, was es mit dem Testament auf sich hat. „Als Prinz geboren, bekam er den Namen Haou, doch nach seinem Verschwinden aus der Isekai und seiner Wiedergeburt auf der Erde, wurde ihm ein anderer Name zu teil: Jaden. Aber weil er als König zurückgekommen ist und weil er seine verletzen Freunde zurückgelassen hat, war er der Meinung, dass sein früherer Name viel besser zu ihm passt. Seither reagiert er äußerst gereizt auf seinen anderen Namen.“ Auch wenn es dem Schweden schwer fallen wird seinen Liebsten bei seinem jetzigen Namen zu nennen, kann er dessen Handeln doch sehr gut verstehen. Um das Gesagte verdauen zu können, lässt Bastion Jesse etwas Zeit, sodass eine kurze Stille eintritt, die dann aber wieder vom Schwarzhaarigen unterbrochen wird. „Nun zu deiner anderen Frage. Also, wo war ich gleich noch mal stehen geblieben?“, fragt sich Bastion selbst, während er mit einem Finger an sein Kinn tippt. „Ach ja, genau! Damals war es so…“ Mit schnellen Schritten erreicht der Schwarzhaarige das provisorische Büro des jungen Herrschers. >Wenn er mich so schnell sehen will, dann muss es wichtig sein. < Kaum im Zimmer angelangt, setzt er sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch, hinter welchem Haou sitzt und ernst auf ein Stück Papier sieht. Da der junge Herrscher seinen Freund noch nicht bemerkt hat, macht dieser sich mit einem gekünzelten Hüsteln bemerkbar. Sofort richten sich die schokobraunen Augen auf ihn. „Schön, dass du sofort kommen konntest.“, richtet der junge Mann das Wort an seinen Besuch, während er seinen Stift aus seiner Hand legt und die Hände miteinander verschränkt. „Ist selbstverständlich. Also, was hast du auf dem Herzen? Du wirst mich ja schließlich nicht ohne Grund gerufen haben, oder?“ Ohne etwas zu sagen, schiebt der Brünette den Zettel rüber, den er gerade beschrieben hat, damit Bastion es lesen kann. Dieser nimmt das Papier in die Hand und liest es durch, doch kaum ist er einmal fertig, da liest er den Zettel noch drei weitere Male, bevor er das Papier sinken lässt und seinen Freund entsetzt ins Gesicht schaut. „Das ist doch nicht dein Ernst!“ Die Stimme des Schwarzhaarigen zittert stark, dabei versucht er sich doch so zusammen zu reißen. >Er ist doch nicht etwa schwer krank und wir wissen nichts davon, oder? < Als sein Gegenüber verhalten lacht, fängt sich der Mathematiker wieder. „Keine Sorge, mir geht es gut. Ich will nur vorher die Thronfolge sichern.“ Zu erwähnen, dass Bastion nun nur noch verwirrter ist, wäre überflüssig, zumal es nicht ganz den Punkt trifft. „Worauf willst du hinaus?“ Haou lehnt sich zurück und schließt kurz seine schönen Augen. „Seit Wochen quält mich ein Traum.“, fängt er an, doch dann hält er inne, worin sein Berater die Chance sieht etwas darauf zu erwidern. „Aber das ist doch nichts Neues! Jeder Mensch träumt.“ „Du verstehst mich falsch, Bastion. Seit unserem dritten Schuljahr habe ich so etwas wie Vorahnungen. Ich sehe nicht unbedingt alles, nur Abschnitte, die wichtig sind.“, versucht sich der junge Herrscher zu erklären, doch für den Schwarzhaarigen spricht er das reinste Kauderwelsch. „Worauf willst du denn hinaus?“ „Bald werden die Anderen hier auftauchen. Sollte mir etwas passieren, dann musst du Jesse klar machen, dass er meinen Platz einnehmen muss.“, erklärt Haou eindringlich, aber noch immer will Bastion nicht zustimmen. „Warum er?“, ist alles, was Bastion dazu sagt. „Weil er wie ich ist, nur ohne zwei Seelen.“, erwidert der Brünette freundlich. Endlich versteht der Schwarzhaarige was los ist und gibt sein Einverständnis. „Wenn es wirklich mal dazu kommen sollte, dann werde ich mich um alles kümmern.“ Der Elementarheldendeckduellant nickt dankbar. „Verrätst du mir, wieso du ausgerechnet Jesse wählst? Soweit ich weiß haben auch Yusuke, Chumley und Chazz diese Fähigkeit. Es muss doch sicher noch einen anderen Grund geben, oder?“ „Meine Gefühle… Ich liebe ihn und ich weiß, dass er mein Reich so führen wird, wie ich es tu.“ Sprachlos verdaut der Schwede die Worte des Mathematikers. Auf seinem Gesicht hat sich eine ungesunde Röte breit gemacht, die gar nicht wieder verschwinden will und zu allem Überfluss schlägt sein Herz so dermaßen laut, dass er befürchten muss, dass Bastion es auch hört. >Gott, wie können mich so einfache Worte aus dem Gleichgewicht bringen? < Mühsam findet er seine Stimme wieder, die er dafür verwendet, um sich bei Bastion zu bedanken, da dieser ihm das alles gesagt hat. Dieser winkt dabei aber nur ab. Jim und Axel haben währenddessen ein ganz anderes Problem, denn nachdem sie Hasselberry eingeholt haben, gibt es nun Streit, weil keiner der beiden Parteien – Jim und Axel halten zusammen – nachgeben will. Hasselberry ist fest davon überzeugt, dass er genau weiß, wo er Aster und Co. finden kann, doch Jim und Axel sind da völlig anderer Meinung, was sicher nicht zu Letzt daran liegt, dass sich die Freunde in alle Himmelsrichtungen verstreut haben. „Schön, wenn ihr meint, dann such ich eben allein.“, brummt der Dinofreak beleidigt. „Aber so war das doch nicht gemeint, Hitzkopf.“, versucht Jim ihn zu besänftigen, doch der Schwarzhaarige lässt einfach nicht mit sich reden. „Klar doch!. Und ich bin ein Dinosaurus Rex!“ Mit diesen Worten geht der Schwarzhaarige einfach davon und lässt seine beiden Freunde stehen. Diese sehen ihm erst nach, doch dann lassen sie ihn einfach ziehen. „Soll er doch sehen, wo er bleibt!“, murrt Jim rum, der es gar nicht mag, dass man ihn einfach wie die Axt im Walde stehen lässt. „Du nimmst es ihm aber sehr übel. Steckt da etwa mehr dahinter?“, fragt Axel grinsend. Dass es jemanden gibt, der den ruhigen Jim völlig aus der Bahn wirft, kommt nicht oft vor, zudem macht es den Amerikaner Spaß Jim damit aufzuziehen. Der Angesprochene wird leicht rot um die Nase und um das zu überdecken zieht er sich seinen Hut tiefer ins Gesicht. „Lass den Quatsch. Wir haben einen Auftrag zu erfüllen.“ Einen Augenblick zögert er noch, doch dann spricht er aus, was er im Moment für besser hält. „Wir sollten uns auch aufteilen und getrennt weiter suchen.“ „Hast du Angst davor weiter mit mir über dieses Thema zu reden?“, zieht Axel den Cowboy weiter auf, welcher nur das Gesicht verzieht. „Das hättest du wohl gern, was?“ Grummeln geht Jim mit Shirley zusammen nach rechts, während sich Axel nach links bewegt, da schon Hasselberry geradeaus gegangen ist. Besagter ehemaliger Ra Yellow Student hat mit seiner Wegwahl wirklich Glück, denn kurz hinter den Schlossmauern stößt er auf Syrus und Chumley, die wohl eigentlich zum See wollten, aber den Weg dorthin scheinen sie nicht gefunden zu haben. Er selbst hat sich auch schon gefragt, wie man zu diesem See kommt, aber er selbst hat bisher keine Antwort darauf gefunden und wie es scheint haben auch die anderen Beiden keine. Er ist wohl ausversehen auf einen Ast oder so etwas in der Richtung getreten, denn die beiden ehemaligen Zimmergenossen drehen sich erschrocken zu dem Schwarzhaarigen um. „Bist du wahnsinnig?“, keift Syrus sofort los. Er hat schon geglaubt, dass der Angreifer sich jetzt schon ans Schloss traut und das bekommt seinen Nerven überhaupt nicht. „Komm mal wieder runter, Soldat!“, winkt der ehemalige Ra Yellow Student ab. „Was machst du überhaupt hier? Hieß es nicht eigentlich, dass wir erst am Abend zurück sein müssen?“, fragt Chumley verwundert ob des Besuches vom Sicherheitschef persönlich. „Leider gab es eine Planänderung. Ich soll euch alle einsammeln und in den Thronsaal schaffen.“, erklärt der Angesprochene sofort, woraufhin der jüngere Bruder von Zane misstrauisch eine Augenbraue hochzieht. „Und warum auf einmal?“ „Das werde ihr erfahren, wenn ihr drin seid. Also, dürfte ich euch bitten mich zu begleiten?“ Widerwillig erheben sich die beiden ehemaligen Zimmergenossen und folgen dem Jüngeren zurück zum Schloss. Ohne große Umwege werden sie direkt in den Thronsaal geführt, wo sie sich – laut Aufforderung – setzen und warten, bis auch der Rest erscheint. Noch immer schlecht gelaunt stiefelt der Cowboy über die Wiese, die sich rund um den Felsen erstreckt und hält Ausschau nach einen seiner Freunde, während er vor sich hin flucht. >Dieser dumme Axel! Wie kommt er dazu mir so etwas zu unterstellen? Sehe ich etwa aus, als würde ich etwas für diesen verdammten Dinoschädel empfinden???< Wenn er keine so gute Kinderstube genossen hätte, würde er wohl irgendetwas zusammenschlagen. Plötzlich hält er inne und greift sich an den Kopf. „Was ist nur mit mir los? Ich war noch nie so weit, dass ich am liebsten jemanden den Hals umdrehen würde.“, murmelt er vor sich hin. Daraufhin kümmert er sich wieder um seine Umgebung, denn er weiß genau, dass zwei oder drei von seinen Freunden in diese Richtung gegangen sind. >Mein Gott, wie weit sind die denn gerannt? < Weit und breit ist keiner von ihnen zu sehen und das macht den Australier so langsam Sorgen. Doch dann scheint das Krokodil etwas zu wittern, denn es gibt fauchende Geräusche von sich und bewegt sich von Jim aus in nordöstliche Richtung. „Hey, warte Shirley!“, ruft der Cowboy ihr hinterher, als ihm auffällt, dass sich seine Kindheitsfreundin gerade aus dem Staub macht. Doch wie erwartet hört das Krokodil nicht auf ihn, sodass er die Beine in die Hand nehmen muss, um seine Freundin nicht aus den Augen zu verlieren. Schließlich hört er Stimmen, ganz in seiner Nähe. Als er seine Ohren weiter spitzt, kann er die Stimmen sogar seinen Freunden zuordnen. Aster, Blair, Marcel und Alexis scheinen mitten in einer Debatte über das richtige Duellieren zu sein, als Shirley vor ihnen auftaucht und sie anfaucht, beenden sie umgehend das Gespräch und sehen in Jims Richtung, der schnauffend neben dem Krokodil zum stehen kommt. „Shirley, mach mal ne Pause.“, keucht der Cowboy aus dem letzen Loch, bevor er sich neben seine Freundin hinhockt und sie dankend streichelt. „Was willst du denn hier, Jim?“, fragt Marcel überrascht nach, schließlich hat der Australier ihre Gesellschaft vorher abgelehnt. „Ich soll euch ins Schloss zurückbringen.“, erwidert er schnaubend, da er noch immer nicht zu Atem gekommen ist. „Ist denn etwas passiert?“, fragt Blair nach. „Sonst würde er uns wohl kaum holen, oder?“, meint Aster sarkastisch. „Könntet ihr aufhören zu streiten? Ich will euch zurück ins Schloss bringen!“, mischt sich der Fossiliendeckduellant ein, damit diese Diskussion endlich ein Ende hat und damit sich daraus kein weiterer Streit entwickelt. Statt eine Antwort zu erhalten, stehen die vier Personen einfach nur auf und gehen vor. Als ihnen aber auffällt, dass ihr ‚Führer‘ nicht hinterher kommt, bleiben sie stehen und drehen sich um. „Was ist?“, fragt Alexis den Kursgeber, der sich nun ebenfalls aufrappelt und hinter ihnen her trottet und seinen eigenen Gedanken nachhängt, denn noch immer beschäftigen ihn die Worte des Amerikaners. Dieser hat in der Zwischenzeit mehr Glück gehabt, denn er hat seine drei Ausreißer und Freunde schneller gefunden als Hasselberry und Jim. Die drei Freunde, bestehend aus Zane, Atticus und Yusuke tauschen wohl gerade alte Erinnerungen aus, die sich Chazz, der vierte im Bunde, der etwas abseits der Freunde sitzt, anhört und darüber nur den Kopf schütteln kann. Wahrscheinlich ist er im Stillen nur neidisch, dass er nicht dabei gewesen ist, dabei hat er selbst genug erlebt, um selbst andere Menschen mit seinen Geschichten neidisch zu machen. „Hey Jungs, tut mir Leid eure Unterredung zu stören, aber eure Anwesenheit wird im Schloss verlangt!“ Sofort wird das Gespräch eingestellt, bevor ihn die Blicke aus vier Augenpaaren trifft. „Seht mich nicht so an, ich kann auch nichts dafür.“, meint der Feuerdeckduellant sofort. Ihm behagen diese Blicke ganz und gar nicht. „Kann es sein, dass du immer der Überbringer von schlechten Nachrichten bist?“ Einmal mehr verwünscht Axel die Überheblichkeit des Princeton-Sprösslings, aber davon lässt er sich nichts anmerken. „Nö, den Job übernimmt jemand anderes.“, meint Axel nur Schulterzuckend. „Können wir dann auch endlich ins Schloss? Ich habe keine Lust als Letzter dort einzutreffen.“ Ohne auf eine Antwort zu warten dreht er sich auf den Absatz um und stiefelt zurück zu dem Ort, von welchem er gekommen ist. Erst etliche Sekunden später hört er die Stimmen der vier jungen Männer, die ihn auffordern zu warten, was er auch grummelnd macht. Als Atticus, Zane, Yusuke und Chazz aufgeholt haben, kehren sie gemeinsam zum Schloss zurück. Im Thronsaal herrscht das reinste Stimmenwirrwarr. Jeder hat eine Vermutung, die er unbedingt aussprechen muss, was dazu führt, dass niemand mehr sein eigenes Wort versteht. Bastion und Hasselberry schauen sich das ganze Spektakel eine geraume Zeit mit an, doch dann reißt ihnen der Geduldsfaden. „Wenn ihr nicht sofort die Klappen haltet und euch hinsetzt, dann schließen wir euch in euren Zimmern ein und werfen die Schlüssel weg!“ Die Drohung bewirkt wahre Wunder, denn es kehrt sofort Ruhe ein. Zufrieden atmet Bastion aus. „Schön, da ihr jetzt endlich die Klappen haltet, kann man sich ja endlich mit euch zivilisiert unterhalten.“ Die böse und stechenden Blicke ignorierend, redet er einfach munter weiter. „Der Grund, warum ihr alle hier seid, ist einfach und trotzdem schwer auszusprechen.“ Der Mathematiker legt eine Pause ein, um die Reaktionen der Anderen besser beobachten zu können. Verwirrte Blicke so weit das Auge reicht und absolut keiner – außer denen die eingeweiht sind – scheint zu wissen, worauf Bastion überhaupt hinaus will. „Miss Fontaine operiert gerade Haou. Die Chancen, dass er es überlebt stehen nicht sonderlich gut. Also solltet ihr euch darauf einstellen, dass ihr ihn vielleicht nicht mehr lebend sehen werdet.“ Diese Nachricht schlägt ein, wie eine Bombe. So weit das Auge reicht, sieht man nur geschockt weit aufgerissene Augen und offene Münder. „D-Das glaub ich nicht. Er kann doch nicht…“ Syrus fehlen einfach die Worte. Vor mehr als drei Jahren hat Jaden noch gesagt, dass ihm schon nichts passieren würde und nun das. Auch die Anderen sind nicht minder geschockt, doch im Gegensatz zu ihm scheinen einige Andere der Meinung zu sein, dass Bastion leicht übertreibt. „Seht es doch nicht so schwarz! Bisher hat sich Jaden von nichts und niemanden unterkriegen lassen und ich glaube auch nicht, dass er jetzt aufgeben wird.“ Alle Augen richten sich auf den Dunkelgrünhaarigen, der nur lächelt und mit den Schultern zuckt. „Ist doch so!“ „Hey, er hat selbst die harten und lebensgefährlichen Duelle in der damaligen Isekai überlebt und von den Schattenreitern und dem Licht der Zerstörung und den heiligen drei Ungeheuern ganz zu schweigen.“, lässt Alexis verlauten. „Genau, wir dürfen nur nicht die Hoffnung aufgeben, dann wird schon alles gut gehen.“, meine auch Blair zuversichtlich, woraufhin der Rest zustimmend nickt. Die Gruppe kann jetzt nur noch warten und die Daumen drücken. Je weiter die Zeit voranschreitet, desto schwerer fällt es der Gruppe ruhig zu bleiben und zu hoffen. Immer mehr versinken sie in Zweifeln, was man sehr genau an ihren Gesichtern ablesen kann. Jesse hat sich abseits gesetzt und bangt um das Leben seines Liebsten. Er selbst ist nicht gerade scharf darauf die Aufgaben seines Freundes zu übernehmen, aber sollte es wirklich soweit kommen, dann wird er es tun – einfach weil es der letzte Wunsch seines Geliebten ist. >Bitte halte durch. Lass mich jetzt nicht allein, wo ich endlich bei dir sein kann. < In seiner Sorge fängt er schon an – unbemerkt von sich selbst – auf seiner Unterlippe zu kauen. Jim versucht sich von seiner Sorge abzulenken, indem er Shirley krault und sie füttert. Allerdings ist er dabei sehr fahrig und seine Augen huschen immer wieder zum Ziffernblatt der Turmuhr, die man vom Fenster aus sehen kann. >Verdammt. Wie lange noch? Wenn das so weiter geht, dann dreht hier einer nach dem anderen durch. <, schießt es dem Cowboy durch den Kopf. Wenn er sich mal wieder die Gesichter der Anderen ansieht, dann muss er seine Überlegungen leicht korrigieren, denn einige von ihnen sind jetzt schon am durchdrehen. Hasselberry hat schon einen tiefen Krater in den Boden des Thronsaals gelaufen und er stoppt noch immer nicht. Syrus ist das reinste Nervenbündel, weswegen er am ganzen Körper zittert und alle fünf Minuten ein neues Versteck sucht. Axel nimmt wohl schon zum hundertsten Male seine Duell Disk auseinander, nur um sie später wieder zusammenzusetzen, damit er sie wieder auseinander nehmen kann. Und sollte ihm dann noch der Sinn nach etwas anderem Stehen, dann beginnt er seine Karten zu zählen und sie zu mischen. All das hat er in der vergangenen Zeit schon mal gemacht und so langsam macht es Chazz und Jim wahnsinnig, wobei man es bei dem Profiduellanten ganz genau sieht, denn dessen Augenbrauen ziehen sich immer mehr zusammen und seine Augen sind fest zugekniffen. Bastion versucht noch immer Papiere durchzuarbeiten, doch wirklich konzentrieren kann er sich nicht, weil er mit seinen Gedanken bei seinen braunhaarigen Freund ist, der nun einiges auszuhalten hat. Alexis und Zane haben sich mit Marcel und Blair zusammengesetzt und unterhalten sich leise darüber, was sie alles mit Jaden erlebt haben, wobei überwiegend über dessen lustige Aktionen gesprochen wird, bei denen oft ein kleines Lächeln auf den Lippen der Paare erscheint, auch wenn das Lächeln minimal ist. Yusuke sitzt hinter dem Thron und seufzt schwer. Er selbst kennt den Brünetten leider nicht lang, aber nach den Erzählungen der restlichen Freunde glaubt er ihn gut einschätzen zu können. Daher nagt die Unruhe auch sehr an ihm, denn er möchte schon gerne selbst herausfinden, wie Jaden so ist. /Keine Sorge, Meister. Ihm geht es sicher bald besser./ Honst kniet sich vor den Grünhaarigen und sieht ihn aufmunternd an. „Bist du davon überzeugt?“ Der Geist seiner Duellkarte nickt sofort. /Ich habe schon an seiner Seite gekämpft. Er kommt sicher wieder auf die Beine./, versichert das Monster sofort, woraufhin der Detektiv beruhigt ist, denn bisher hat es keine Situationen gegeben, bei der Honst nicht die Wahrheit gesagt hat. Die Stunden vergehen und noch immer gibt es keine Nachricht von Miss Fontaine. Mittlerweile hat sich die Dunkelheit über das Schloss ausgebreitet, sodass man die Kerzen im Thronsaal anzünden muss, um überhaupt die Hand vor Augen zu sehen. Die Anspannung in diesem großen Raum ist schon zum greifen nahe und selbst die Verzweiflung hält sich mit der Hoffnung die Waage. Die Frage ist nur noch, wie lange jeder Einzelne dem Druck standhalten kann, der sich in jeden Körper angestaut hat. Syrus reibt sich die Augen, die er nur noch mit Mühe und Not aufhalten kann. Eigentlich wäre er schon längst im Bett und hätte geschlafen, doch er weiß genau, dass er keine Ruhe finden würde, also kämpft er gegen die Müdigkeit weiterhin an. Als er seine müden Augen auf die anderen Anwesenden richtet, stellt er fest, dass es einige gibt, die bereits den Kampf mit der Müdigkeit verloren haben aber äußerst unruhig schlafen. Die wenigen, die noch auf sind, kann der jüngere Bruder von Zane an fünf Fingern abzählen. Da wären zum einen Jesse – der wohl auch die Nacht durchmachen würde, wenn es nötig wird –, Bastion – welcher über seine Papiere gebeugt ist, aber nicht arbeitet –, Yusuke – der noch immer hinter dem Thron sitzt und seine Zeit mit seinem Duellgeist verbringt – Hasselberry, der noch immer Gräben in den Boden des Thronsaals läuft und Jim, der sich mit seinem Krokodil beschäftigt und heilfroh darüber zu sein scheint, dass Axel endlich seinen Putzfimmel befriedigt hat und nun vor sich hin döst. „Verdammt noch mal, Hasselberry, hör auf! Du machst mich wahnsinnig!“, faucht Bastion, der sich schon seine Schläfen massiert, weil er einfach keinen klaren Gedanken mehr fassen kann. „Was denn? Was soll ich sonst machen?“, erwidert der Dinofreak sofort, dafür bleibt er sogar stehen, wobei man von ihm nur noch den Kopf, den Hals und die Schultern sehen kann, so tief ist der Graben schon. „Setz dich doch erst einmal hin. Nehm dir mal ein Beispiel an Jesse, Yusuke und Syrus.“, schlägt Jim vor, dem die ganze Situation so absurd vorkommt. Der Angesprochene ist alles andere als begeistert und wirft dem Kursgeber tödliche Blicke zu, trotzdem hört er auf zu gehen und klettert aus dem Graben. „Geht doch.“, murmelt der Krokodilliebhaber leise vor sich hin. Leider ist er nicht leise genug gewesen, denn Hasselberry springt sofort auf und geht mit langen Schritten auf den Australier zu, vor welchem er sich zu seiner vollen Größe aufbaut. „Was willst du damit sagen?“, faucht er den Einäugigen an, der das Ganze locker sieht. „Das du es uns viel leichter hättest machen können, wenn du schon früher aufgehört hättest. Wer soll denn den Graben wieder zuschütten?“ Hasselberry macht schon den Mund auf, doch die Lippen verlässt kein Ton, weil er das Klackern von Absätzen vernimmt. Der ehemalige Ra Yellow Student schließt seinen Mund und wendet sich dem offenen Durchgang zu, durch den kurze Zeit später Miss Fontaine schreitet, die ziemlich verschwitzt und blutbesudelt ist. Bei genauerem hinsehen können die sechs jungen Männer sehen, dass die Frau sehr erschöpft ist. Als die Ärztin weiter in den Raum geht, wachen auch die Anderen auf, die sich erst müde die Augen reiben, doch als sie die Ärztin genau sehen, sind alle schlagartig hellwach. Mit einem Satz sind alle auf den Beinen. „Wie geht es ihm?“, wird die Ärztin gefragt, ohne, dass sie überhaupt die Chance bekommen hat selbst etwas zu sagen. „Kommt er durch?“ „Wir werden ihn doch sicher noch öfter fröhlich erleben können, oder?“, ist eine weitere Frage und es sind nicht die Einzigen. „Beruhigt euch doch mal. Wenn ihr mich ständig mit Fragen löchert, kann ich doch nicht antworten.“, versucht Miss Fontaine einzuwenden, aber damit hat sie nur mäßigen Erfolg. „Jeder will wissen, wie es ihm geht, also seid ruhig und hört zu.“, kommt Jesse der Brünetten zur Hilfe, die ihn dankbar ansieht. Dieser lächelt sie nur aufmunternd an, bevor sie die Ruhe bekommt, die sie braucht, um endlich reden zu können. „Also, die Operation hat so lange gedauert, weil es Komplikationen gegeben hat, aber…“ Fortsetzung folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)