Kampf der Verliebten von Seaglass (Haruka x Seiko & Otani x Risa) ================================================================================ Epilog: ___ Versprechen ----------------------- Der wahre Grund für Otanis Rückkehr „Hmm… Merkwürdig. Sie geht einfach nicht an ihr Handy.“ Vielleicht hat sie es ja auf lautlos oder ist beschäftigt? Otani legte den Kopf schief und steckte das Handy zurück in seine Jackentasche. Er war gerade in der Stadt und wollte sich mit Risa treffen, denn nachdem er sie im Freizeitpark so gemein abserviert hatte, hatte er ein schlechtes Gewissen und wollte es wiedergutmachen. Deshalb hatte er sich überlegt, sie in die Spielhalle einzuladen und sich bei ihr aufrichtig zu entschuldigen. Es hatte ja immerhin einen Grund gehabt, wieso er sie nicht hatte begleiten können: Er wollte einfach nicht verraten, dass er eine Überraschung für Risa hatte, die zu diesem Zeitpunkt aber noch in den Sternen stand. Seufzend holte er das Handy wieder aus der Jackentasche und versuchte es ein weiteres Mal, aber wieder hörte er nur die Mailbox, die ihm mitteilte, dass Risa derzeit nicht erreichbar war. Seit wann überhört sie meine Anrufe einfach so? Muss ja wirklich etwas Wichtiges sein… Ein erneutes Seufzen. Dann musste er es eben morgen nochmals versuchen. Vielleicht ist sie aber auch schlichtweg sauer und hebt absichtlich nicht ab? Gedankenverloren betrat er einen schmalen Pfad, der ihn zum Stadtpark führte. Um Zeit zu sparen, nahm er einfach den direkten Weg durch den Park. Und es schien die richtige Entscheidung gewesen zu sein, denn weiter vorne erblickte er auch schon Risa. Risa und… Haruka? Was macht sie denn mit dem hier? Er verzog das Gesicht und wollte gerade die Hand heben und sich bemerkbar machen, da trat Risa, die mit dem Rücken zu ihm gewandt stand, einen Schritt zurück. Kurz daraufhin trat Haruka einen Schritt nach vorne und… und… küsste sie. Otani riss die Augen auf. Ging seine Freundin da gerade… fremd? „Deshalb bist du also nicht erreichbar…“, sagte er plötzlich und zog damit die Aufmerksamkeit der beiden auf sich. Risa, die sich von Haruka gelöst hatte, blickte Otani erschrocken an. „O-Otani, das ist nicht so…“ Ach war es nicht? Otani blickte sie an und für einen Moment glaubte er ihr sogar. Doch dann erinnerte er sich daran, was damals war, als sie mit Kohori auf das Konzert gegangen war und ihn angelogen hatte. Sein Blick verengte sich und er verschränkte die Arme. „Schon gut. War irgendwie klar, dass du dir jemanden suchen würdest, der deiner Größe entspricht. Nach dem Midgetfetisch sind jetzt wohl die Größeren dran, was?“, schnitt er ihr mit sarkastischem Ton das Wort ab. Er wollte ihre Rechtfertigung gar nicht hören, denn das, was er gesehen hatte, war viel zu eindeutig. Das konnte sie einfach nicht ausreichend rechtfertigen. „Und was ist mit dir? Hast wohl gewartet, bis du mit ihr alleine bist, damit du dich an sie ranmachen kannst, was? Jetzt hast du ja, was du wolltest.“, Otani drehte sich um und würdigte beide keines Blickes mehr. Die Enttäuschung stand ihm ins Gesicht geschrieben, doch all das versuchte er für den Moment nicht nach außen dringen zu lassen. Er setzte ein schwaches Grinsen auf, beschleunigte seinen Schritt und verließ den Stadtpark, bog einmal nach rechts ab und versteckte sich in der Seitenstraße eines Hauses, als er bemerkte, dass Risa ihm gefolgt war. Dort blieb er eine Weile und wartete, bis seine Freundin sich geschlagen gegeben hatte und gegangen war. Es war aus. Otani wollte erstmals nichts mehr mit dieser Sache zu tun haben. Er ignorierte jegliche Anrufe Risas, las ihre SMS nicht und öffnete die Türe nicht, wenn sie klingelte. Die Enttäuschung saß zu tief, denn egal, was ihnen bislang passiert war, irgendwie hatten sie es immer wieder geschafft, die Missverständnisse zu klären. Doch hierbei? Was sollte er denn missverstanden haben? Entnervt seufzte er und blickte aus dem Fenster. Die Ferien waren bald vorbei und dann würde sein Studienjahr losgehen. Und dann würde er hoffentlich weniger Zeit haben, über seine Probleme mit Risa nachzudenken. Würde er überhaupt nochmals mit ihr sprechen? Und wenn schon – eigentlich wollte er Haruka nicht auch noch den Gefallen tun und ihm zeigen, dass ihn der Sieg seines Rivalen doch sehr getroffen hatte. „Otani? Du hast Besuch.“, meinte seine Mutter schließlich von unten. „Ich bin nicht da, schon vergessen?“ „Aber es ist ein Junge.“ „W-Was?“ Wer konnte das denn sein? Naoki würde wohl zuvor nachfragen, ob Otani überhaupt zuhause wäre und Suzuki hatte ihn noch nie besucht. Er wuschelte sich durch sein rotbraunes Haar, ehe er die Treppen hinunterschlenderte und entnervt zur Türe ging. Und es auch gleich bereute. „H-Haruka?“, fragte er leicht überfordert nach und seufzte genervt. „Bin nicht zuhause.“, und damit wollte er ihn auch schon vor die Haustüre schieben, was ihm auch kurz gelang, aber Haruka dachte gar nicht daran, so schnell wieder zu gehen. „Begrüßt du so immer deine Gäste?“, er verzog das Gesicht und verschränkte die Arme, „Wir müssen reden.“ „Ach? Ich wüsste nicht worüber.“ „Ich aber. Risa ist total fertig seit neulich.“ Otani zog spöttisch eine Augenbraue hoch und blickte seinen Konkurrenten an. „Wieso sollte sie? Sie hat mich doch vor meinen Augen für einen Penner wie dich abserviert. Welchen Grund sollte sie haben, deshalb fertig zu sein? Hätte sie sich mal überlegt, ob sie sich einfach von einem Loser wie dir angraben lässt.“ „Sie hat sich nicht angraben lassen. Ich hab sie… überrumpelt und du warst zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort.“ „Achso ist das. Schon klar, es war meine Schuld. Ich war am falschen Ort zur falschen Zeit. Sag mal GEHT’S NOCH? Ich finde daran nichts falsches, außer, dass ich jetzt weiß, was für eine tolle Freundin ich hatte. Und wenn du mich jetzt entschuldigst, ich habe besseres zu tun, als mich hier mit dir zu unterhalten.“, er machte einen Schritt zurück und zog eine Schmolllippe. „Baka!“, brüllte Haruka schließlich, „Risa liebt dich, verstehst du das nicht?“ „Sie muss mich ja wirklich sehr stark lieben, wenn sie mich mit jemandem wie dir betrügt.“ Haruka seufzte und senkte kurzzeitig den Blick. „Lass uns draußen reden.“ „Wenn du mich dann in Ruhe lässt…“ Ihm war bei dieser Sache sicherlich nicht geheuer. Einerseits sah er keinen Sinn darin, eine längere Unterhaltung mit Haruka zu führen, andererseits erhoffte er sich, dass alles doch nur ein Missverständnis war. Mit einem unsanften Ruck öffnete er die Türe und trat hinaus auf die schmale Gasse. Sie war zu diesem Zeitpunkt leer, da sich viele zur Mittagszeit lieber nicht nach draußen wagten, immerhin prallte die Sonne förmlich vom Himmel und erhitzte erbarmungslos die Umgebung. Otani blinzelte kurz, als ihm das grelle Licht in die Augen kam, lehnte sich dann aber an die Wand, die einen kleinen Schatten warf. „Also was willst du? Mir erzählen, dass ich mich verschaut habe?“ „Nein. Aber dir klarmachen, dass es nicht ihre Schuld ist.“ „Nicht ihre Schuld?“ „Ja. Ich hab sie mit dem Kuss ziemlich… überrumpelt.“ Otani schnaubte nur, woraufhin Haruka entnervt seufzte und fortfuhr. „Ich habe eingesehen, dass sie sich bereits für dich entschieden hat und sie dabei bleibt. Deshalb werde ich euch nicht mehr im Weg stehen und einfach aufgeben. Egal wie sehr ich mir wünschen würde, dass sie meine Gefühle erwidert, ich werde sie niemals dazu zwingen, es zu tun. Dazu ist sie mir zu wichtig. Und… wenn sie gerne mit so einem Winzling wie dir zusammen ist, kann ich ja schwer etwas dagegen tun.“, er verschränkte die Arme und blickte weg. „Auch wenn ich sie da echt nicht verstehen kann. Ich meine, Risa-chan ist viel zu süß als dass sie ihre Zeit bei so einem… Zwerg verbringt.“ „Zwerg? Was heißt hier Zwerg? Kann ja nicht jeder so riesig sein wie du!“ „Tzz, der Konter war aber sehr schwach, Otani.“ „Na und? Ist mir doch egal, was du Hornochse denkst! Nur weil du mir versuchst einzureden, dass alles wieder gut ist, wenn ich einfach dir die Schuld an allem gebe, heißt das noch lange nicht, dass alles wieder in Ordnung ist.“, der Rotschopf wandte sich ab und blickte in Richtung Haustüre, „Bist du jetzt fertig?“ „Ich schätze schon. Dann werde ich wohl Risa-chan noch einen Besuch abstatten und ihr sagen, wie feige ihr Freund doch eigentlich ist.“ „Feige? Was redest du da?“ „Naja, du schaffst es doch noch nicht einmal ein vernünftiges Gespräch mit ihr zu führen. Stattdessen läufst du einfach vor euren Problemen weg, als gäbe es sie gar nicht. Das ist jämmerlich.“ „J-Jämmerlich? Wen nennst du hier jämmerlich?“, zähneknirschend wandte er sich ab und zuckte mit den Schultern. Er hatte nun wirklich genug von allem. Genug davon, dass Haruka ihm irgendwelche belanglosen Argumente lieferte, die ihn dazu überreden sollten, wieder mit Risa zu sprechen. Zwar glaubte Otani ihm jedes Wort, aber die Enttäuschung saß immer noch zu tief. Einige Momente lang stand er vor dem Eingang in sein Haus, zögerte kurz und seufzte. Als er sich dann in Bewegung setzte, spürte er, wie ihn etwas zurückriss und hochzog. Kurzzeitig kniff er die Augen erschrocken zusammen, ehe er in Harukas verärgertes Gesicht blickte. Er hatte ihn am Kragen gepackt und ein Stückchen hochgezogen, was durch seine große Körperstatur und seine kräftigen Arme kein Problem darstellte. Der großgewachsene Junge funkelte Otani böse an. In diesem Moment wurde ihm klar, dass es kein Entkommen gab: Haruka würde ihn nicht so schnell gehen lassen. Ohne es zu realisieren hatte er dem Blick standgehalten und ihn mindestens genauso feindselig angeblickt. „Wie kannst du dich nur als ihren Freund bezeichnen und dann so rasch das Feld räumen? Ist sie dir egal? Ja, sie ist dir bestimmt egal, sonst würdest du dich nicht so verhalten! Wie konntest du ihr nur vorgaukeln, du würdest sie lieben? ICH liebe sie. ICH würde alles für sie tun, stattdessen ist sie mit jemandem zusammen, der sie jämmerlich im Stich lässt und obendrein auch noch…“ „HALT DIE KLAPPE!“, sein Atem hatte sich beschleunigt und zwar so sehr, dass ihn dieser einfache Ruf ins Schnaufen gebracht hatte. „Halt dich gefälligst in Zukunft von ihr fern. Wenn ich dich noch einmal zu nahe an ihr sehe, dann garantiere ich dir, dass du dir wünschen würdest, auf meine Worte gehört zu haben!“ Plötzlich ließ die Kraft nach, die Otani nach oben gezogen hatte. Haruka ließ ab und wandte sich schweigend um. Die Atmosphäre war zum Zerreißen gespannt. Jedes Wort, sogar jede Bewegung konnte das Fass zum Überlaufen bringen. Doch Otani war zu durcheinander, als dass er sich über die Konsequenzen seines Tuns wirklich Gedanken machen konnte. Stattdessen senkte er den Blick und ballte die Hände zu Fäusten. „Ich werde nie verstehen, wieso sie sich für dich entschieden hat. Was du hast, was ich nicht habe. Was mir fehlt….“, kam es dann schließlich leise aus seiner Richtung, „Aber ich akzeptiere es. Vielleicht tue ich damit genau das, was ich dir ausgetrieben habe – nämlich aufgeben – aber wo keine Hoffnung ist, sollte man wohl nicht weiter zu hoffen versuchen.“ Eine kurze Pause entstand. „Pass gut auf sie auf, okay? Wenn du sie unglücklich machst, bin ich der erste, der dich an deine Pflichten erinnern wird.“ „Mhm.“ „Ich verlass mich auf dich.“ Seine Worte schwangen noch eine Weile im aufkommenden Wind mit, der die Blätter leise rascheln ließ. Otani blickte eine Zeit lang unentwegt zu Boden, ehe er den Kopf anhob und bemerkte, dass Haruka bereits seit langem gegangen sein musste. So stand er eine Weile alleine da – ehe er einen wichtigen Entschluss fasste. Er würde nicht aufgeben. Er würde sie nicht aufgeben. Denn eines wusste er: Egal wieviel Blödsinn sie auch anstellte, seine Gefühle blieben immer dieselben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)