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Kampf der Verliebten

Haruka x Seiko & Otani x Risa
von

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___ Chancen

Die Tage nach diesem Vorfall waren nur sehr schleppend vergangen. Risa hatte sich erst einmal krank gemeldet, nachdem Otani sie vollkommen ignoriert hatte. Wieso war er nur manchmal so stur? Er konnte ihr wenigstens eine Chance geben, das Missverständnis zu klären, stattdessen drückte er sie weg, wenn sie anrief, antwortete auf ihre SMS nicht und wenn sie den Mut zusammennahm, um ihn zu besuchen und direkt darauf anzusprechen, dann war er nicht zuhause. Es war zum Verrücktwerden! So hatte sich das Mädchen komplett zurückgezogen, war nächtelang vor ihrer Spielkonsole gehangen und hatte den gutaussehenden Kerl im Fernseher sehnsüchtig angestarrt. Der wies sie jedenfalls nicht einfach so ohne weiteren Kommentar ab! Zunächst war es Zorn über sich selbst, den sie nicht zuletzt an ihrer Familie ausließ. Dann wurde sie irgendwann schweigsamer, verzog sich in ihr Zimmer und aß kaum noch.

So vergingen Tage, in denen Risa einfach nur ein Wrack war. Nicht einmal Chiharu konnte sie ein wenig aufmuntern, die sie öfters besuchte oder Nobuko, mit der sie telefonierte, und ihr ihre Unterstützung in der Angelegenheit angeboten hatten. Nichts hatte Risa angenommen, sie hatte nur geschwiegen, was wohl die allergrößte Strafe für die anderen war, schließlich war das Mädchen sonst nie so wortkarg.
 

Und dann kam das Wochenende. Eigentlich hatte sie vor auch in jenen Tagen zuhause zu bleiben und zu schmollen, sich in ihrem Zimmer zu vergraben und darauf zu hoffen, dass sich die Dinge doch nicht irgendwie von alleine einrenkten, aber es kam doch anders als erwartet. Jemand klingelte.

„Risa, mach mal bitte auf, ich telefoniere gerade!“, meinte ihr Bruder, der neben ihr die einzige Person war, die sich derzeit zuhause befand. Ihre Eltern waren für ein paar Tage verreist und kämen erst in einer Woche zurück. Grummelnd erhob sich Risa also aus ihrem Kissen und ließ ihren Joystick achtlos auf das Kissen fallen, ehe sie die Treppen hinabging in Richtung Türe. Sie sah nicht gerade bezaubernd an jenem Tag aus – vielmehr sah man ihr genau an, wie sie sich fühlte. Ihre Haare waren ungekämmt und achtlos zu einem Dutt zusammengeknöpft, sie trug ein Schlabbershirt samt dazu passender Hose, ihre Nägel waren lackiert, doch die Farbe war schon zum größten Teil abgeblättert. So riss sie leicht verärgert die Türe auf und blickte in ein bekanntes Gesicht.

„H-Haruka? W-Was machst du hier?“, fragte sie überrumpelt und blickte ihren Sandkastenfreund an. Dann aber fasste sie sich wieder und verzog das Gesicht, „Willst du noch eine Beziehung kaputt machen? Meine ist ja bereits ruiniert.“, maulte sie und verschränkte die Arme. Ja, sie war sauer, aber andererseits konnte sie Haruka auch kaum Vorwürfe machen, schließlich hatte sie sich nicht besonders geschickt an jenem Tag angestellt. Immer und immer wieder war sie nachts die Szenerie durchgegangen, die zu ihrem plötzlichen Beziehungsaus mit Otani geführt hatte und immer merkte sie, dass sie einfach die falschen Worte verwendet hatte, die falschen Andeutungen gemacht hatte und einfach… selbst schuld war. Und doch gefiel ihr das nicht. Nein, es gefiel ihr ganz und gar nicht.

„Risa-chan… Ich ehm, ich wollte mich für letztens entschuldigen. Das war dumm von mir, dich zu küssen.“, er sah betroffen aus und das Mädchen merkte augenblicklich, dass seine Entschuldigung wohl aufrichtig gemeint war. „Ich würde alles tun, um es wieder gut zu machen! Wirklich… Habt ihr euch denn in der Zwischenzeit wieder vertragen? Seiko meinte, dass du ziemlich niedergeschlagen bist, seit dem Tag. Aber ich hab‘ ihr nicht erzählt, was passiert ist.“

„Schon gut. Ich hab mich wohl ziemlich missverständlich ausgedrückt.“, sie seufzte kopfschüttelnd, „Jedenfalls scheint es aus zu sein…“, das Mädchen senkte ihren Blick und urplötzlich stieg ein Schwall in ihr hoch. Trauer, eine geballte Ladung Trauer, die sich wie eine Welle nach oben ausbreitete und ihr die Tränen in die Augen trieb. Und doch wollte sie stark bleiben und sich der Trauer nicht hingeben, das hatte sie doch die letzten Nächte bereits zahlreich getan. Immer und immer wieder. Doch es war zu spät. Die erste Träne fiel und Risa konnte es nicht mehr zurückhalten. Sie fing an zu weinen, hielt sich aber den Handrücken vor, um sich die Tränen sogleich wegzuwischen.

„R-Risa-chan…“, er trat näher und legte seine Arme auf ihre Schultern, zog sie ein Stückchen näher.

„Hö?“, kam es plötzlich von Risa und sie blickte auf, „H-Haruka?? W-Wieso weinst DU denn jetzt auch?“

„Weil das so traurig ist. Ich kann dich nicht so leiden sehen. Das ist so traurig.“, er schniefte und brachte Risa damit unwillentlich zum Lachen. Ihre Augen tränten noch und so sah es ein wenig merkwürdig aus, wie sie dastand, halb lachend, halb weinend.

„Idiot. Vom Weinen wird’s doch auch nicht besser.“

„A-Aber… dann lass mich wenigstens etwas unternehmen, damit es dir besser geht.“

„Was willst du denn tun?“

„Ich rede mit Otani.“

Risa trat einen Schritt zurück und blickte Haruka verwundert an. „Ich glaube, das ist keine gute Idee.“, meinte sie fast tonlos, „Der letzte, mit dem er reden wollte, wärst du. Vor allem wird er dir schon gar nicht antworten, wenn er mir nicht antwortet. Ich schätze, ich sollte die Sache lieber schnell vergessen. Es war eine schöne Zeit, aber… ich kann ihn ja schwer dazu zwingen, mit mir zusammen zu sein, oder?“ Er wusste genau, was Risa meinte und nickte nur schweigend, während er sich über das Gesicht wischte und wieder der Alte war. „Lass gut sein, ja?“

„Wenn du meinst.“, brummte er nur. Eine unnatürlich lange Pause entstand daraufhin, bis Risa zur Türe schielte und ihrem Sandkastenfreund auf die Schultern klopfte. „Also, wenn das alles war dann…“

„Ja, ich muss dann sowieso mal wieder. Pass auf dich auf Risa-chan. Und… geh wieder arbeiten. Seiko und ich vermissen dich im Restaurant.“, er lächelte, winkte ihr zum Abschied zu und verschwand dann nach wenigen Minuten. Zurück blieb ein ratloses Mädchen, das unwillentlich an irgendeinen beliebigen Fleck starrte und nachdachte; über ihre zerstörte Beziehung, darüber, was sie falsch gemacht hatte. Denn auch, wenn Haruka sie aufmuntern konnte, so hatte es nicht sehr lange angehalten. Stattdessen merkte sie, wie sich ihr Magen wieder zusammenzog und sich wieder Tränen in ihren Augen sammelten.
 

* * * * * * *

Bereits am nächsten Tag hatte Risa wohl oder übel beschlossen, wieder zur Arbeit zu gehen. Sie wusste, dass sie nicht ewig zuhause Trübsal blasen konnte und es sie vielleicht sogar ablenken würde, wenn sie unter Leute kam. Dennoch wirkte das Mädchen nach wie vor angeschlagen, so hing sie die meisten Zeit am Tresen und seufzte.

„Was ist los, Risa? Du siehst schon den ganzen Tag so niedergeschlagen aus.“, Kohori legte den Kopf schief und blieb vor ihr stehen. Es war bereits Feierabend, weshalb er einen Stapel benutzter Teller in den Händen hielt, doch statt diesen in der Küche abzustellen, wich er Risa erstmals nicht von der Seite. Seit dem Vorfall damals, bei dem die beiden an einer ziemlich privaten Vorstellung von Umibozu waren, hatte er keinen Versuch mehr unternommen, sich an Risa ranzumachen. Es war für beide in Ordnung, wenn sie Freunde blieben: Ihre Leidenschaft für den Rapper teilten sie ja nach wie vor noch. Doch, ob der schwarzhaarige junge nicht doch noch irgendwo Gefühle für sie hatte…? Risa seufzte, schüttelte den Kopf und richtete sich etwas auf.

„Eh, nein, es ist alles in Ordnung.“, sie lächelte schwach, ehe sie nahtlos fortfuhr, „Soll ich den Laden heute schließen? Ich hab sowieso nichts vor.“

Kohori nickte nur schwach. „Wenns dir nichts ausmacht. Bist du sicher, dass ich das nicht lieber machen sollte? Oder dass ich bei dir bleiben soll?“

„Ach was. Es ist ja nicht das erste Mal, dass ich den Laden schließe. Du kannst ruhig gehen. Ich erledige den Rest schon.“

„Okay. Aber wenn du Hilfe brauchst, ruf mich an, okay?“

„Mach ich.“, Risa hob die Hand und winkte ihrem Freund zu, als dieser den Laden verließ und sie alleine ließ. Ihre Chefin war ebenso bereits gegangen, sodass sie nun alleine war. Ein Seufzen entfuhr ihr, als sie aus dem Fenster blickte. Wieder hatte sie an Otani denken müssen, und immer noch tat es ihr leid, dass es zu all den Missverständnissen gekommen war, vor allem aber, dass sie Seiko nicht einmal helfen konnte.

„Dann werd ich mal.“, murmelte sie, als sie die Kasse schloss, die übrigen Teller abwaschte und sich schließlich umzog. Gerade öffnete sie die Türe und wollte hinaus an die frische Luft treten, da hielt sie inne und starrte nach vorne. „O-Otani?“, zischte sie geschockt und ließ dabei den Mund aufgeklappt. „W-Was machst du hier? Ich dachte…“, sie hielt inne und blickte zu Boden. War das nicht das, was sie wollte? Das, was sie sich gewünscht hatte? Eine Chance, ihm alles zu erklären, um die Missverständnisse aus dem Weg zu räumen? „Otani, es war nicht so wie du…“

„Spar dir die Erklärungen. Ist schon okay.“

Ein wenig überfordert legte sie den Kopf zur Seite und starrte ihn unschlüssig an. „Hö?“

„Kommst du jetzt?“

Ihr war überhaupt nicht klar, was all das zu bedeuten hatte. Erst ließ er ihr keine Chance, die Situation zu klären und jetzt wollte er keine Erklärung mehr? „J-Ja. Aber, wieso? Ich meine, bist du nicht sauer?“

„Nicht mehr. Ich verzeih dir.“, er verstaute die Hände in den Hosentaschen und blickte geradeaus.

„WAS?!“, wieder klappte ihr Mund auf, diesmal vor Entsetzen und sie blieb stehen, „Aber… wieso? Ich meine, du hattest doch… und dann hast du mir nicht mehr… und ich wollte aber… und dann…“, sie stockte und schüttelte die Kopf verwirrt. Das machte keinen Sinn. Oh nein, das machte gar keinen Sinn! Schließlich klappte sie aber ihren Mund zu und schwieg. Ich frage mich wirklich, was wohl passiert ist, dass er seine Meinung so schnell geändert hat. Aber… höchstwahrscheinlich sollte ich einfach froh darüber sein und nicht nachhaken. Wenn er nicht darüber reden will, dann…

„Sagen wir, ich hab nachgedacht.“

Nachgedacht? Risa zog eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme. „Nachgedacht, hmm? Seit wann denkst du denn nach?“, sie kniff die Augen ein wenig zusammen und blickte ihren Freund an.

„W-Was soll das denn heißen?! Nur weil du nicht nachdenken kannst, solltest du das nicht auch von anderen vermuten!“, gab er schnippisch zurück. Risa lachte. Er war wieder Alte. Und auch Otani hatte ein breites Schmunzeln aufgesetzt. Ja, es war offenbar alles wieder beim Alten, wenngleich Risa noch nicht ganz glaubte, dass dieser Streit nun plötzlich aus der Welt war. Für den Moment jedoch wollte sie nicht weiter darüber nachdenken und so machten sich die zwei auf den Heimweg: Otani hatte vorgeschlagen, Risa bis vor die Haustüre zu begleiten.
 

„Was ist eigentlich mit Seiko?“

„Mit Seiko?“, das Mädchen legte ihre Stirn in Falten, „Ich weiß nicht, irgendwie habe ich die letzten Tage nichts von ihr gehört. Entweder sie hat die Sache aufgegeben oder aber sie hatte einfach keine Zeit, um sich Gedanken zu machen.“

„Hmm, ich hab‘ sie letztens in der Stadt gesehen. Sie hat ein Geschenk gekauft.“

„Ein Geschenk?“

„Ja, für Haruka.“

„Achja! Gott, das hatte ich ja komplett vergessen. Haruka hat doch bald Geburtstag. Hast du gesehen, was es war?“

„Nein, kein Plan. Es war bereits verpackt und Seiko sah ziemlich glücklich aus. Die Frage ist nur, ob sie wirklich ein gutes Händchen für solche Geschenke hat. Ich meine… also… Immerhin ist sie… er… doch.“

„Otani! Hör auf so über sie zu reden. Seiko IST ein Mädchen, selbst wenn… naja, also wenn… du weißt schon!“, sie seufzte schwer und richtete den Blick nach vorne, „Aber schon bewundernswert, wie hartnäckig sie ist. Ich meine, bislang lief ja eigentlich nichts von dem, was sie unternommen hat, besonders gut. Und dann noch die Kussgeschichte… Moment Mal. Sie weiß doch hoffentlich nichts davon, oder?“

„Dummkopf. Wieso sollte ich ihr so etwas erzählen? Als ob ich auch noch freiwillig darüber rede, dass meine Freundin mich offensichtlich mit einem hirnlosen Riesen betrügt. Pah!“

„B-Betrügt? Spinnst du! Das war doch gar nicht…!“

„Ja, ich weiß. Aber wegen der Sache kannst du dir noch eine Zeit lang etwas von mir anhören, das ist dir hoffentlich klar.“

Risa blieb stehen. Nach einigen Schritten tat Otani es ihr gleich und blickte verwundert zurück, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Ein kühles Lüftchen wirbelte ein paar Blätter auf, die am Boden lagen. Es fröstelte ihr kurz, ehe sie den Mund verzog und die Arme verschränkte. „Du tust so, als ob es meine Schuld wäre, dabei wollte ich Haruka eigentlich nur klar machen, dass er ein Idiot ist.“, in ihren Augenwinkeln konnte man Tränen sehen, doch sie schluckte, versuchend ihre Tränen möglichst zu unterdrücken. Otani schloss für einen Moment die Augen, ehe er sie aufschlug und sich Risa näherte.

„Du bist manchmal wirklich dumm, weißt du das?“

„Siehst du, und jetzt beleidigst du mich auch noch!“

Sie bemerkte gar nicht, wie Otani ein paar Schritte näher gekommen war – erst, als sie eine angenehme Wärme durchfuhr, hob sie ihren Blick und sah in das Gesicht ihres Freunds, der ihr die Tränen aus den Augenwinkeln wischte. Mit der anderen Hand hatte er ihre fest umschlossen. Er wirkte ernst – genau da merkte Risa, wieso sie sich eigentlich damals in ihn verliebt hatte. „U-Und jetzt versuchst du das durch eine nette Geste wieder gutzumachen, um mich weiter zu ärgern, stimmts?“, sie wurde ein wenig rot im Gesicht, hielt seinem Blick aber für den Moment stand, „Stimmt doch, oder?“

„Dummkopf. Eigentlich wollte ich dich küssen, aber ich habs mir anders überlegt.“, und auch, wenn seine Worte sicherlich nicht das waren, was Risa in diesem Augenblick hatte hören wollen, so legte sich ein sanftes Schmunzeln auf seine Gesichtszüge, ehe er sich umdrehte und weiterging, ihre Hand nach wie vor umschlossen. Aber auch wenn du ein Dummkopf bist, ich kann doch nicht ohne dich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Shuuyan
2011-09-28T20:15:33+00:00 28.09.2011 22:15
Wie niedlich~~ x3
> Eigentlich wollte ich dich küssen aber ich habs mir anders überlegt.
<3333
Einfach nur toll. *___*
Du kannst Risa und Otani einfach perfekt schreiben. <3
Die anderen aber auch. xD
Naja, freu mich schon auf den nächsten Kapitel~ x3


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