Remember von fragile (...our story... sasuXsaku) ================================================================================ Prolog: Beginning ----------------- Beginning Ich kann mich noch genau daran erinnern, als ich sie zum ersten Mal sah. An einem regnerischen Oktobertag. Und ohne das ich es wollte, überkam mich plötzlich das Gefühl, sie in meine Arme zu schließen, sie zu halten, sie zu streicheln, sie zu trösten. Es war später Nachmittag. Der Himmel überzogen von geschwärzten Wolken, so als hätten die schneeweißen zu viel Ruß der aufsteigenden Nebelschwaden der Schornsteine aufgesogen und würden jetzt allein durch den Regen die dunkle Schwärze ablegen können. Das Bild von ihr, wie sie mit ihrem zierlichen Körper auf dem Hügel stand, der von allen als Liebeshügel tituliert wurde, weil dort im Frühjahr der schönste Blick auf das farbenprächtige Feuerwerk war, hatte sich in mein Gehirn gebrannt. Hatte jeden Nervenstrang meines Körpers für sich beansprucht. Ich sah sie. Ich sah sie zum ersten Mal. Ich sah sie, wie sie wirklich war, wenn sie nicht von allen anderen als freudiges Mädchen gesehen wurde. Ich sah sie, als sie einfach nur sie selbst war. Und das Schlimmste an der ganzen Sache war, dass mir eine unangenehme Sache es verbot, zu ihr zu gehen und sie in meinen Armen zu halten, denn es war nicht richtig. Nicht richtig. Tage und Wochen zuvor, wenn ich sie im Unterricht oder im alltäglichen Leben sah, wenn wir mit unseren gemeinsamen Freunden durch Straßen zogen, dann wünschte ich mir insgeheim immer, sie kennenzulernen. So wie sie war. Nicht das fröhliche Mädchen, für das sie sich ausgab. Tag für Tag. Es war der schlimmste Tag, den ich in meinem jungen Leben zu leben vermochte und ihr würde es sicher genauso ergehen. Ich durfte nicht das sein, was ich für sie sein wollte. War es richtig, sie stehen zu lassen? Sie war es, die mir stets ihre Abneigung mir gegenüber bewusst machte. Durch einzelne Worte, durch Gesten. Die Verliebtheit, die sie in Kindergarten für mich hegte, verschwand schneller als erwartet, verbleichte von Minute zu Minute. Warum? Weil ich nie der nette Junge war, für den mich jeder hielt. Ich war ein Mistkerl. Und es bestätigte sich an eben jenen Tag, als ich einfach nur da stand. Sah, wie ihr Körper bebte und zitterte. Wie die Regentropfen alsbald ihre Kleidung durchnässten. Ihre Haare an ihrer Haut klebten. Ich war geschützt durch einen Schirm. War unfähig einen Schritt auf sie zuzugehen. Dabei hasste ich eben das an den Menschen. Weil sie zu feige waren, auf andere Menschen wirklich einzugehen, zu zugehen. Dabei war ich genau gleich. Ich konnte mir gut vorstellen, was in ihr vorging. Immerhin durchlebten wir beide gerade das selbe. Sie weinte. Auf einem Hügel. Geküsst vom Regen. Umarmt vom kalten Wind. Über ihr die krähenden Raben, die sich schnell ein sicheres Versteck suchten, um dort für einige Zeit im Trockenen zu verweilen. Ich stand einfach nur da. Nicht nur ihre Traurigkeit, ihr wahres Ich, brannten sich in meine Erinnerung. Nein. Es war mein Verhalten, dass mich tagelang verfolgte und noch Tage lang verfolgen würde. Bis heute. Denn alles, was war... all das Vergangene, hatte mich verändert. So verändert, dass ich nicht mehr weiß, in welche Richtung mein Blick gelenkt werden sollte. So verändert, dass ich nicht mehr weiß, was richtig und was falsch ist. So verändert, dass es mich nicht mehr interessiert, was richtig und falsch ist. Die Wochen, in denen wir stärker denn je zusammen waren, intimer wurden, durch ein Theaterstück, das Liebe und Geborgenheit in engelsgleichen Tönen lobte und Eifersucht, Verrat und Angst auf unbändige Weise zeigte, waren die schönsten Wochen, die ich benennen konnte. Hätte ich erahnt, wie die Vergangenheit anderer Menschen, unser Gegenwärtiges so sehr verwirren konnten, dass unser Zukünftiges mit Schaudern erwartet wurde, so hätte ich niemals zugesagt, die Rolle zu übernehmen. Denn der Tag, hatte alles verändert. Langsam. Heimlich. Und nun war es geschehen. Ein Zustand, der kaum zu ändern war. Ein Zustand, den ich nicht gewillt war, zu ändern. Sie stand dort. Oben. Ich stand dort. Unten. Wir waren uns so nah, doch so fern. Es ist unsere Geschichte, die sich ständig in meinem inneren Augen abspielt. Als wäre es nur ein Film. Eine Tragödie. Ein Drama. Romeo und Julia hatten eine Geschichte. Sie und ich hatten eine Geschichte. Beide so ähnlich, so gleich und doch so verschieden und verworren. Die Geschichte von Romeo und Julia endete mit einem Tod, wenngleich ihre Liebe wohl noch heute besteht. Ihre und meine Geschichte hatte noch gar nicht richtig begonnen, denn sie war nicht einmal bei der Hälfte angekommen. Ich werde sie erzählen. Unsere gemeinsame Wahrheit. Damit sie nie in Vergessenheit gerät. Es ist die Geschichte zweier Liebenden, denen es nicht vergönnt zu sein scheint, sich zu lieben und daran schienen beide Hauptpersonen zugrunde zu gehen, obgleich die freundlichen Hände der Freunde einen zu stützen versuchten. Glaubst du, dass es für uns einen anderen Weg gibt? Glaubst du, dass wir das sein können, was wir wollen? Glaubst du, dass wir uns über die Köpfe hinweg setzen können, die uns das verbieten, wonach wir so sehr verlangen? Wie konnte es geschehen, dass ich mich nach einer Person so sehr sehnte, wenn sie nicht bei mir war? Und der Schmerz, sie weinen zu sehen, völlig am Boden, schlich sich in mein Herz. Verweilte dort. Wurde größer. Nahm mein Herz ganz für sich ein. Zerriss es. Langsam. Keiner konnte helfen. Keiner konnte heilen. Keiner außer ihr wird dazu in der Lage sein. Ich erzähle sie. Die Geschichte, dessen Ende ungewiss ist, dessen Verlauf von Frohsinn und Trauer umhüllt sind. Im stetigen Wechsel. Unsere unvollendete Geschichte... und alles begann mit Romeo und Julia. Kapitel 1: Shining day ---------------------- Shining day Hell und warm verbreiteten sich die Sonnenstrahlen im Zimmer, durchbrachen vorwitzig den seidigen Vorhang, um Licht in alle Ecken zu verteilen. Kitzelten vorwitzig die Nase der jungen Frau, die sich müde, fast noch im Tiefschlaf, in ihrem großen Bett räkelte, gähnte, sich streckte, um dann die Augen blinzelnd zu öffnen. Mit ihren glänzenden Augen blickte sie durch ihr Zimmer, spähte auf die Uhr und seufzte tief. 09:30 Uhr. Es war ihr bewusst, dass sie verschlafen hatte – wieder einmal. Es war ihr bewusst, dass ihre Lehrerin das nicht erneut tolerieren würde. Es war ihr bewusst, dass es ihr vollkommen egal war. Sie zuckte mit ihren Schultern, sodass der Träger ihres blauen Tops von ihren nackten Schultern rutschte. Ihre zarte, beinahe zu weiße Hand, bewegte sich zu ihrem Gesicht und ihre langen, gradliniegen Finger rieben ihre Augen. Sie schlug die Decke zur Seite, warf ihre schlanken Beine aus dem Bett, stand wackelnd auf und bewegte sich auf ihren eichenfarbenen Schreibtisch zu, der direkt neben der großen Terrassentür stand. Pfeifend öffnete sie die Tür, ließ die frische Sommerbrise ins Zimmer hinein wehen und streckte sich erneut. Genüsslich ließ sie sich auf den Schreibtischstuhl fallen, lächelte, während sie den Bilderrahmen in die Hand nahm, der kunterbunt jedem ihrer Besucher ins Auge sprang. Ein weißer Rahmen, der beklebt war mit Blumen, Smileys und grellgelben Sonnen. Ein leises Lachen verließ ihre trockene Kehle. Ein Überbleibsel aus Kindergartentagen. Eine Erinnerung. Jede einzelne Person auf dem Foto war wichtig für sie. Ihre kleine Familie, ihr Halt, ihre Zuflucht, ihr Leben. Träumerisch fuhren ihre Finger die Konturen der Personen entlang. Alle lächelten. Alle – außer einer. Ihr Mund verzog sich zu einem Strich. Wie er da stand. Lässig. Eine kurze, schwarze Baggy-Pant, darüber ein weißes Hemd, welches locker über seinem Oberkörper hing. Seine Hemden knöpfte er selten zu, selbst seine Schuluniform wollte er nie zuknöpfen. Lehrer wiesen ihn jedoch immer wieder zurecht und so hing es dann (zugeknöpft) über seiner Hose, die rot-blau gestreifte Krawatte nicht fest angezogen. Hier sah er nicht wie der perfekte Sprössling einer erfolgreichen Familie aus. Er sah aus, wie ein normaler Teenager, der überaus schön war. Viel zu schön. Seine schwarzen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht, seine linke Hand in der Hosentasche versteckt, der rechte Arm freundschaftlich um den blonden Chaoten gelegt. Und sein Mund? Ein Strich. Seine Augen? Dunkel, schwarz, onyxfarben. Sasuke Uchiha. In Kindertagen, als sie noch klein war – nicht größer als ihr Schreibtisch jetzt war, war sie in ihn verliebt. Hatte geschwärmt und rannte ihm immer hinterher. Als sie merkte, dass er ihre Gefühle einfach nicht erwiderte, hatte sie es aufgegeben. Wenn sie sich daran zurück erinnerte, dann hatte sie das Bedürfnis laut los zu lachen und gleichzeitig zu schreien, weil sie bis heute nicht verstand, was sie an dem Uchiha-Sprössling fand. Dennoch war sie mit ihm befreundet. Und das jedoch nur, weil Hinata für seinen besten Freund Naruto Uzumaki schwärmte. So war es zu Beginn. Eine reine Zweckfreundschaft, denn insgeheim nahm die junge Frau es sich zu Herzen, dass Sasuke Uchiha im zarten Alter von fünf, keinerlei Interesse an der ein Jahr jüngeren hatte. Seufzend stemmte sie sich vom Schreibtisch ab, fuhr sich durch ihr rosa-gefärbtes Haar, das wirr in alle Richtungen abstand und bewegte sich auf ihre Tür zu. Zielstrebig in Richtung Badezimmer. Sie würde zur Schule gehen. Viel zu spät, aber rechtzeitig genug, um eine Veränderung in ihrem Leben zu erhalten. Unfreiwillig. Unscheinbar. Es war der Tag, an dem Sakura Haruno sich leise, still, ja stumm, veränderte. Ich wusste nicht, dass Liebe heimlich entstehen konnte. Wenngleich ich nie wirklich benennen konnte, was Liebe war. Jung. Naiv. Stürmisch. Das war ich. Bin ich. Werde ich wohl immer sein. Der Vorteil: keiner schätzte mich so ein. Sie und ich waren befreundet. Gut befreundet. Schon von klein auf. Aber ich sah in ihr nie die Frau, die sie geworden war. Für mich war sie immer das kleine Mädchen, mit den fein gelockten Haaren und dem weißen Haarreif. Für mich war sie immer das kleine Mädchen, das lachend durch die Gegend rannte und sie war das kleine Mädchen, dem es egal war, wenn sein neues Kleid beschmutzt wurde. Ich sah sie nie als Frau. Vielleicht war das der Grund, dass ich nicht schon viel früher wirklich aufmerksam auf sie wurde. Sie war da. Aber nicht so da, wie sie jetzt da war. Verwirrend, aber trotzdem simpel. Laut lachend kratzte er sich am Hinterkopf, betrachtete das kleine Missgeschick, das ihm wenige Sekunden zuvor widerfahren war. Sein Haar, unbändig wie die Mähne eines Löwens, in einem strahlenden Blond, durchgestuft und glänzend, wippte bei jeder seiner Bewegungen auf und ab. Sein lautes, dennoch melodisches Lachen ließ das schüchterne Mädchen neben ihm erröten, während sie immer wieder auf das Papier starrte. Die Hausaufgaben von Sasuke Uchiha, die nun geschmückt wurden von einem satten Braunton. Der Chaot hatte seinen Schokoladenpudding einfach fallen lassen. Einfach so. Ohne das er angestoßen wurde. Ohne das er angerempelt wurde. „Pythagoras in allen Ehren. Aber gegen einen Schokoladenpudding kann selbst seine geniale Gleichung nichts ausrichten!“ „Naruto.“, mahnte sie leise, senkte ihren Blick und strich sich schüchtern ihr langes, bläuliches Haar hinter ihre kleinen Ohren. Ihr Pony fiel ihr vor das Auge, versperrten dem Uzumaki die Sicht auf ihre hellen, blauen Augen, die so oft nur weißlich erschienen, aber dennoch voller Schönheit schimmerten, voller Ehrlichkeit glänzten, vor Freude tanzten, wenn sie lachte. Hinata Hyuuga hatte zwei Gesichter. Waren sie beiden alleine, so war sie stets die Ruhige, Zurückhaltende, Schüchterne, Zögerliche. Waren sie inmitten ihrer Freunde, so war sie zwar immer noch die Zurückhaltende, Zögerliche, Ruhige, aber sie war offener, schien ausgelassener und jedesmal, wenn Naruto mehr darüber nachdachte, als es ihm lieb war, so stach es ihm ins Herz und er wusste nicht, weshalb. Konnte es nicht benennen. „Keine Sorge, Hina-chan. Er wird mich schon nicht umbringen.“ Ein Luftschnappen von ihr und er wusste, dass er sie erneut durch ihren von ihm erhaltenen Spitznamen in Verlegenheit brachte. Hina-chan „Er wird sehr wütend sein, Naruto.“ Er lachte erneut, hob den Becher in die Höhe und betrachtete den braunen Klecks. „Ich kratze es ab. Vielleicht merkt er es dann nicht.“, grinste er und griff nach dem Löffel. Ein Seufzen verließ ihre Lippen und sie hob ihren Kopf. „Nimm lieber ein Taschentuch.“ Ihre kleinen Hände fassten in ihre große, weiße Tasche und fischten ein Tuch heraus und ohne es dem Blondschopf zu überreichen, griff sie nach dem verdreckten Papier und fuhr darüber. „Danke, Hina-chan.“, lächelte Naruto und öffnete den zweiten Schokoladenpuddingbecher und stürzte sich gierig darauf. Sie schüttelte ihren Kopf. Lächelte. Spürte ihr Herz, das laut und fest pochte, spürte die Wärme, die sich in ihr breit machte. „Wo ist eigentlich Sakura?“ Hinata zuckte mit den Schultern, schüttelte den Kopf und antwortete leise: „Sie wird sicher auf dem Weg sein. Verschlafen. Wie immer.“ „Sie ist schlimmer als ich es je sein könnte.“, kicherte Naruto und stopfte sich den letzten Löffel in den Mund, schluckte es schnell hinunter und warf den Plastikbecher zielsicher in den Mülleimer. „Sie ist nicht schlimm. Etwas... unzuverlässig.“ Naruto nickte kräftig, ließ sich dann rücklings fallen, blickte in den tiefblauen Himmel und schloss genießerisch seine Augen. „Es ist Wochenende, Hinata.“ Die junge Hyuga kicherte: „Ich weiß, Naruto.“ „Das heißt, wir werden wieder was unternehmen.“ „Ja, das werden wir.“ Es war ein strahlendheller Tag. Voller Wärme. Voller Glück. Wer hätte ahnen können, dass dieser Tag so viel verändern würde? Wer hätte ahnen können, dass sich das Leben so vieler, heimlich veränderte? Wer hätte ahnen können, dass so viel Liebe entstand, so viel Liebe, die eigentlich bereits seit Jahren vorhanden war? Da war. Keiner bemerkte es. Jeder verschloss seine Augen. Alle. Sie. Ich. Wir. „Du solltest wirklich weniger essen. Du platzt aus allen Nähten!“, kicherte die Blondine, die elegant ihr langes, seidiges Haar hinter ihre Schultern warf und etwas eingebildet mit ihren langen, schwarz getuschten Wimpern zu klimpern versuchte. „Nicht jeder kann Modelmaße wie du haben.“, brummte ihre brünette Freundin, die herzhaft in ihren Bananen-Schoko-Riegel biss und einen lauten Seufzer ausstieß. „Ino, du solltest wirklich nicht immer an anderen herummeckern.“, ermahnte die zweite Blondine, deren Haare dunkler waren, als die Inos. „Danke, Temari.“, wisperte die Brünette und hob ihre Tasche vom Boden auf, schulterte sie und stapfte aus der Cafeteria, dicht gefolgt von Temari und Ino. „Du könntest ruhig netter zu TenTen sein. Du weißt ganz genau, dass sich Neji von ihr getrennt hat.“ „Temari, Schätzchen, nur weil sie verlassen ist, heißt das noch lange nicht, dass sie sich so gehen lassen kann. Es gibt so viele andere Männer und Aussehen ist nun mal wichtig.“ Temari verrollte die Augen: „Merkwürdig. Du siehst doch auch gut aus, hast dennoch nicht deinen großen Schwarm für dich gewonnen, oder sehe ich das falsch?“ Ino Yamanaka, selbsternannte Mode-Prinzessin und Schuldiva knurrte auf: „Er will es nicht überstürzen. Tief in seinem Inneren weiß er ganz genau, dass er zu mir gehört.“ „Vielleicht bist du diejenige, die weniger zu sich nehmen sollte und damit meine ich nicht das Essen.“ „Mädels! Jetzt bewegt euch etwas schneller. Die Freistunde hat gerade angefangen und wir wollten das Wochenende besprechen. Also schnell jetzt.“, befahl TenTen und beschleunigte ihre Schritte. Und auf ihrem Weg zu ihrem gemeinsamen Treffpunkt, unter der dicken Eiche, trafen sie einige ihrer Freunde. Gelassen standen sie noch vor den vielen Bänken. TenTen stockte, schluckte und betrachtete wehmütig, verletzt, enttäuscht, ihre ehemalige Liebe. Wie er das stand. Stolz sein Kopf in der Höhe. Das lange, braune, feine Haar, zu einem Zopf gebunden, zurückgehalten durch ein weißes Stirnband, dass er selbst im Sommer immer trug. Seine hellen Augen starrten auf einen unsichtbaren Fleck. Neji Hyuuga. Hinatas Cousin. Stolzer Erbe eines erfolgreichen Unternehmens. Ihre große Liebe. Ihr ehemaliger Freund. „TenTen.“, flüsterte Temari besorgt und folgte ihrem Blick, „Versuch stark zu sein. Vielleicht klärt sich alles wieder.“ „Na los. Hopp Hopp. Pumuckl schaut schon.“, kicherte Ino und deutete mit ihren eisblauen Augen auf die Freunde. „Er ist kein Pumuckl!“, brummte Temari, „Du sollst nicht so von meinem Bruder reden.“ Neben Neji, in gleicher Körpergröße, stand er. Kurzes, rotes Haar, welcher der Farbe eines vollmundigen Weines ähnelte, helle Augen. Gaara Sabakuno. In seiner rechten Hosentasche steckten seine Sticks. Drumsticks. Musiker aus Leidenschaft. Seine Liebe galt der Musik. Temari lächelte ihn an, winkte kurz und lief weiter, griff TenTen bei der Hand. Gelangweilt blickte ein Brünetter drein, gähnte, fuhr sich durch sein stacheliges Haar und begrüßte die Damen mit einem Nicken. „Hi, Shikamaru.“, hauchte TenTen und vermied den Blickkontakt mit Neji, „Wo ist Sai?“ „Sai ist noch mit Sasuke etwas zu trinken kaufen gegangen. Sie kommen gleich nach.“, antwortete Gaara und setzte sich in Bewegung. Die anderen folgten ihm lachend, stumm, erzählend. Es war für uns beide der Anfang unserer gemeinsamen Geschichte. Ich stelle mir immer wieder vor, wie es wohl verlaufen wäre, wenn sie nicht gekommen wäre. Wenn sie ihren Tag in ihrem Bett verbracht hätte – wie es schon so oft geschah. Wahrscheinlich hätte das alles nichts geändert. Sie hätte trotzdem diese Rolle erhalten. Da bin ich mir sicher. Aber was wäre gewesen, wenn es nicht so gekommen wäre? Ich hätte sie nie so kennengelernt, wie sie war. Hätte ich dann wohl auch nie begriffen, wie sehr mein Körper, meine Seele, mein Herz, sich nach ihr verzehrte? Ging es ihr genauso? Ja. Es ging ihr genauso. Keiner sprach es aus. Worte waren überflüssig, Worte waren nichts wert, Worte waren nur Schall und Rauch, konnten nicht das wiedergeben, was wir füreinander fühlten, fühlen. Wie gern ich sie doch bei mir hätte, doch nur allzu bewusst ist mir die trügerische Wahrheit, die sich jahrelang versteckt hatte und über uns zusammenbrach wie eine unbändige, starke Welle. Die uns mitriss, auseinander riss. Schmerzlich traf. Entzwei. Zusammen. Vergessen. Real. Lüge. Ich kann kaum klar denken. Kann meine Gedanken nicht ordnen. Ich weiß nichts. Rein gar nichts. Ich weiß nur eins. Sie weiß nur eins. Wir gehören zusammen, doch auch das ist eine Wahrheit, die sich verstecken muss, die vergessen werden muss. Wie es wohl in Romeo aussah, als seine geliebte Julia starb? In ihm starb etwas. Sein Wille zum Leben. Denn nur sie war es, die für ihn das Licht der Welt darstellte. Sie war sein Leben. Und so wie Julia war, so war auch sie – Sakura. „Entschuldigt die Verspätung!“, rief die Rosahaarige schon von weitem. In ihrem Gesicht ein liebevolles, entschuldigendes Lächeln. „Wir sind es inzwischen gewohnt. Bei uns brauchst du dich nicht entschuldigen.“, winkte Temari ab. „Was wird deine Entschuldigung sein?“, kicherte Ino und trug sich zum dritten Mal an diesem Tag ihren Lipgloss auf. Sakura kam bei der Gruppe zum Stehen, ließ sich auf das grüne, saftige Gras fallen, tippte sich nachdenklich auf ihr Kinn, ehe sie zur Antwort ansetzte: „Bus verpasst.“ „Du fährst nicht mit dem Bus.“ Sakura zuckte unter dem strengen, aber monotonen Ton zusammen. Ihre Augenbrauen zogen sich wütend zusammen. „Das ist mir doch egal.“ „Den Lehrern nicht.“ Die junge Haruno seufzte und begann dann zu lachen: „Dann werde ich sagen, dass ich bei dir übernachtet habe, du mich einfach weiterschlafen gelassen hast und ich deshalb den Bus verpasst hab.“ „Du bist ein Genie, Sakura Haruno.“, hallte seine melodische Stimme. „Schön, dass es endlich erkannt wird.“ „Schön, dass du überhaupt etwas erkennen kannst. Wobei man schon sagen muss, dass in dieser Hinsicht keinerlei Erkenntnis da ist, denn es ist vollkommener Schwachsinn.“ „Sasuke ist wohl mit dem falschen Fuß aufgestanden.“ Sie verrollte ihre grünen Augen. „Hn.“ „Konzentriert euch lieber auf etwas Wichtigeres: Unser Wochenende!“, lachte Naruto und machte seinem Freund Platz. Sasuke Uchiha. Er sah genauso gut aus, wie an jedem anderen Tag auch. Sakura rümpfte ihre Nase. Sie konnte förmlich die Blicke spüren, die von den Mädchen in ihrem Umkreis auf dem Uchiha lagen. Wie konnte man nur so blind sein? Keiner von diesen Mädchen achtete auf seinen Charakter, blickten nur auf seine (makellose) Oberfläche. „Wir wollten doch zum See, oder?“, schaltete sich Sai ins Gespräch. Sai hatte ebenfalls schwarze Haare, kürzer als die Sasukes, blasse Haut, dunkle Augen. Man hätte meinen können, er wäre mit Sasuke verwandt. Er wies Ähnlichkeiten auf, aber er war noch lange nicht so makellos wie Sasuke. „Hm. Schwimmen und anschließend Lagerfeuer.“ „Ich weiß, wie das enden wird, Naruto.“, scherzte Schikamaru Nara. „Und wie?!“ „Wir werden Alkohol trinken und wissen nicht, wie wir nachhause kommen.“ „Zelten wir einfach dort.“, schlug Hinata vor, die liebreizend ihre Hände zusammengefaltet hatte. „Hina-chan hat immer die tollsten Ideen!“, rief Naruto begeistert. Wieder errötete die Hyuuga und senkte ihren Blick. Sakura lächelte. „Dann eben der See.“, hauchte Sasuke und lehnte sich gegen die dicke Eiche und schloss seine Augen. „Willst du etwa schlafen, Sasuke?“, fragte Sakura und piekte ihn in die Seite. „Zufälligerweise konnte ich nicht wie du, zuhause bleiben, um auszuschlafen.“ „Ach übrigens, hier ist noch die Liste von der Rollenverteilung.“, bemerkte Sai und kramte das Blatt aus seiner Tasche. „Rollenverteilung?“ Sakura legte ihren Kopf schief. Naruto lachte: „Du hättest eben pünktlich kommen müssen.“ „Halt die Klappe, Dobe.“ „Teme!“ „Jungs.“ „Wir werden Romeo und Julia aufführen. Kakashi-Sensei hat mit Tsunade die Rollen verteilt.“, erklärte Hinata, „Mitspielen werden alle aus unserer Stufe. Jeder erhält also einen Platz. Der eine einen größeren, der eine eben eine kleinere.“ „Achso. Warum ausgerechnet eine Schnulze?“ „Romeo und Julia ist nun mal ein Klassiker!“, schwärmte Ino und fiepte schon voller Aufregung, „Ich hab bestimmt die Rolle der Julia!“ „Warte einfach ab.“, schlug Neji vor und nahm Sai das Blatt aus der Hand. Seine Augen huschten über die feingeschwungene Schrift der Schulleiterin. „Und?“, fragten alle (außer Sasuke und Sakura), aus einem Mund. „Naja. Wie nicht anders zu erwarten, hat Sasuke den Part des Romeos, Naruto spielt Mercutio, Gaara ist Tybalt, Sai ist Paris.“ „Die Rollen interessieren mich nicht!“, knirschte Ino, „Wer ist die Julia?!“ „Sakura.“ „Was?“, schrie Genannte perplex. Sasuke lachte leise auf: „Na das wird ein Spaß werden.“ „Halt die Klappe, Baka!“, brummte Sakura. Die Augenbrauen des Schwarzhaarigen schossen amüsiert in die Höhe und abschätzend musterte er mit seinen dunklen Augen die Rosahaarige. „Da werdet ihr ja viel Zeit miteinander verbringen dürfen.“, lachte Naruto und klopfte Sakura aufmunternd auf die Schulter. „Ganz zu schweigen von euren innigen, liebevollen Momenten, die streng geübt werden sollten.“, stieg Shikamaru ins Lachen ein. „Das ist doch alles nur ein Scherz.“, murmelte Sakura betrübt und ließ ihren Kopf hängen. Wir waren beide nicht begeistert. Sie war es, die über ihre Ablehnung mir gegenüber keinen Hehl machte. Ich war eher der Stumme, der innerlich aufseufzte. Ich war beliebt. Verehrt, begehrt. Von allen. Die Rolle des Romeos würde mich nur noch beliebter machen. Ich hasste es. Es gefiel mir nicht. Oberflächlichkeiten. Sie war anders. Sie kannte meine Schwächen und dennoch blieb sie an meiner Seite. Ist es richtig, etwas Verbotenes zu tun, wenn es in den Augen der Betroffenen richtig erscheint? Ist das richtig? Gab es keinen anderen Weg? Wenn ich abends in meinem Bett liege und an sie denke, wehmütig, schmerzlich, dann weiß ich, dass wir nicht zusammen sein können. Dürfen. Dann schließe ich meine Augen und sie ist bei mir. Sie liegt neben mir. Lächelt mich an. Ihre schimmernden, grünen Augen sprühen vor Liebe. Ich fühle mich geborgen. Doch sobald ich meine Augen öffne, ist alles fort. Und es ist, als würde die Illusion von ihr, die Liebe mit sich nehmen, die ich verspüre, sodass ein großes Loch in mir ist, das nicht geschlossen werden kann. Nur wenn ich sie wieder sehe. Und sei es nur das feine Trugbild. Ob es Romeo genauso erging? Ich weiß ganz genau, dass niemand helfen kann. Niemand. Selbst meine, unsere Freunde, wären nicht in der Lage, uns zu helfen, gar die Lage zu verstehen, in der wir uns befanden, befinden. Was denkt sie? Sakura, was denkst du? Es war ein Tag, an dem wir beide keinerlei größere Gedankengänge an das Stück verschwendeten. Es war nur der Anfang. Einfach nur der Anfang. Kapitel 2: First Step --------------------- hier das neue kapitel 3 ich freue mich über euer feedback =) First Step „Hannah?“, rief Sakura, während sie laut polternd durch das große Haus stolperte, „Bist du da?“ Ihre grünen Augen huschten durch jedes der vielen Zimmer, suchten und suchten, doch fanden sie weder weitere Personen, noch irgendwelche Nachrichten. Seufzend begab sie sich in die Küche, suchte mit grummelndem Magen den Kühlschrank ab. Mit einem genervten Laut schlug sie die schwere Tür zu und setzte sich auf den blauen Barhocker. „Und wieder bin ich alleine.“, flüsterte sie leise, strich sich die Haare aus dem Gesicht und schloss ihre müden Augen. „Sakura?“ Gerufene schreckte hoch, blinzelte überrascht, sprang freudig vom Hocker und folgte der lauten Stimme ihrer Stiefmutter Hannah Haruno, die sie deutlich an der Eingangstür hören konnte. „Kind, da bist du ja.“, plauderte sie mit ihrer quietschend-hohen Stimme, drückte dem Mädchen den prall gefüllten Einkaufskorb in die Arme und stieß einen lauten Seufzer aus. „Räum' bitte die Lebensmittel ein. Dein Vater kommt spät nach Hause und da ich auch gleich zum nächsten Termin muss, bist du heute auf dich alleine gestellt. Aber du bist ja jetzt alt genug, um für dich selbst zu sorgen.“ Sakuras Mund klappte auf, wollte sie doch etwas erwidern, jedoch verließ kein Laut ihre Kehle. Hannah zwirbelte ihre blonde, lange Haarsträhne mit ihren manikürten Fingernägeln und blies angestrengt die Luft aus ihren Lungen. „Ich bin gegen 20:00 Uhr zu Hause, aber da ich es in Erwägung ziehe, deinen Vater endlich mal wieder zu überreden, mich zum Essen einzuladen, kann es später werden. Mach bitte deine Hausaufgaben und vergiss den Klavierunterricht um 17:00 Uhr nicht.“ Und prompt war Hannah, Stiefmutter von Sakura, wieder verschwunden, während sie völlig überfordert mit dem prall gefüllten Einkaufskorb inmitten des großes Flures stand und der Blondine zuschaute, wie sie mit ihrem Mercedes die Garagenauffahrt verließ. „Wie hätte es auch anders sein können.“, hauchte Sakura kaum hörbar. Für wenige Sekunden sah man den Schmerz in ihren Augen leuchten, der jedoch schneller als erwartet abgeschüttelt wurde. „Dann eben wieder ein Essen allein.“ Und so positionierte sich Sakura Haruno, 17 Jahre jung, vor dem Herd, wendete einen Eierkuchen nach dem anderen, kochte viel zu viel, doch es interessierte sie recht wenig. Schnaufend und erhitzt vom Kochen, setzte sie sich an die kleine Kücheninsel, wo sie auch morgens immer frühstückte – allein, und stopfte sich hungrig das Essen in den Mund. Sie war es eigentlich gewohnt, allein zu sein, dennoch versetzte es ihr immer wieder einen Stich ins Herz, wenn sich weder ihre Stiefmutter Hannah, noch ihr Vater, für sie interessierten. Wenn es eine schlechte Note gab, so wurde es abgewunken. Wenn sie die Schule schwänzte, so wurde es stets gekonnt ignoriert. Wenn sie Männerbesuch hatte, so wurde es missachtet. Wenn sie Streit hatte, wurde es uninteressiert mit angehört. Wenn sie weinte, dann wurde sie nicht erhört. Seit ihre Mutter vor zehn Jahren verschwand - spurlos, hatte sich etwas in ihrem Vater verändert, was sie nicht zu verstehen vermochte. Denn unmittelbar nach dem Verschwinden ihrer geliebten Mutter, hatte ihr Vater sie nie wieder direkt angeschaut. Kein Blick in ihre Augen dauerte länger als eine Minute. Er vermied es, mit ihr alleine zu sein, vermied es, sich mit ihr auseinanderzusetzen. Er heiratete nur zwei Jahre nach dem Verschwinden ihrer geliebten Mutter, die junge Hannah, die geblendet war von solch einem Reichtum, den die Familie Haruno durch drei Banken in der Region erhalten hatte. Hannah Haruno, 28 Jahre alt, war die Sekretärin ihres Vaters, war genauso oft unterwegs, begleitete ihn auf Geschäftsreisen und hatte sie einmal Zeit, so galt die Zeit einzig und allein ihrer Schönheitspflege. Das im Hause Haruno ein Teenager lebte, wurde geflissentlich ignoriert, denn beide – Mrs. Haruno und Mr. Haruno -, waren der Meinung, dass man mit solch jungen Jahren, alt genug war, um für sich selbst zu sorgen und um Ruhe zu haben. Wenn beide Personen zu Hause waren, schrieben sie Sakura in mehrere Kurse ein. Darunter der Klavierunterricht. Geknickt überlegte Sakura ob sie abspülen sollte, beließ es jedoch bei der Unordnung, die sowieso die Haushälterin beseitigen würde, die eingestellt wurde, um Hannah zu unterstützen. Ein Lachen verließ Sakuras Kehle. Schlendernd bewegte sie sich in Richtung ihres Zimmers, beäugte skeptisch beim Vorübergehen die große Wanduhr in Form einer dicken, goldenen Sonne, die sie schon immer hässlich fand. 15:00 Uhr. Zwei Stunden, dann würde sie nie und nimmer daran denken, die Klavierstunde zu besuchen, selbst wenn ihr Traumprinz dort stehen würde und auf sie warten würde. Niemals würde sie diesen Saal erneut betreten. Was brachte ihr das? Nichts. Sakura gähnte laut, trat in ihr helles Zimmer, nahm im Vorübergehen den Telefonhörer in die Hand und wählte Hinatas Nummer. Die anderen und ich wussten zwar, dass Sakuras Leben nie das war, für das sie es tagtäglich versuchte auszugeben. Nein. Sie log. Das war uns allen bewusst, doch das ihr Leben so einsam war, so verlassen, wusste niemand, hätte niemand gedacht. Wie hätten wir ihr auch helfen können, wenn sie nie den Mund aufmachen wollte? Sie wollte uns nicht zeigen, wie verletzlich sie in Wirklichkeit war. Verständlich. Denn jetzt – wo ich es wusste -, wurde mir bewusst, dass Sakura Haruno mir ähnlicher war, als ich gewillt war, zuzugeben. Sakura Haruno war ein wunderbares Mädchen. Ehrlich, direkt, schön, liebevoll. Und ich? Ich hatte früh erkannt, dass das, was sie uns vorspielte, vorlebte, nicht richtig war. Ich bemerkte es, noch bevor es die anderen merkten, doch ich tat nichts. Ich hatte mit niemandem darüber gesprochen, hatte sie nicht gefragt. Ein Grund, warum ich mich selbst als Mistkerl bezeichne. Ich hatte gewusst, wie schwarz es in ihrem Inneren aussah, hatte bemerkt, dass sie stumm und leise nach Hilfe rief, doch war ich zu stolz, vielleicht auch selbst zu ängstlich, um mein wahres Ich zu offenbaren, dass ich sie einfach weiter in diesem Meer der Einsamkeit treiben ließ. Ich war nicht einmal gewillt, ihr wenigstens ein kleines Seil zu schenken, das sie näher ans Ufer hätte bringen können. Nein. Denn ich war zu feige. Zu stolz. Und jetzt? Sie weinte erneut. Immer und immer wieder. Wann würden ihre Tränen aufhören? Stoppen? Verschwinden? Sobald jemand ihr helfen würde. Aber wer außer mir wäre dazu in der Lage? Ich spiele oft mit dem Gedanken, einfach zu ihr zu gehen, all die Verbote, die uns beiden auferlegt wurden, zu ignorieren, zu durchbrechen, zu ihr zu rennen, um sie in meine Arme zu schließen und zu sagen, dass alles ein Ende hat. Doch wer war ich schon? Ich war eine kleine Schachfigur, viel zu klein, in einem grausamen Spiel, das sich das „Leben“ nannte und auch sie hatte keine große Rolle, war auch sie nur ein kleines Puzzleteil. Ein so winziges, das sich keiner dafür interessierte. Selbst ich war blind. Beschäftigt mit mir selbst. „Hey Hinata. Wann wollen wir uns treffen?“ „Treffen?“ „Na, wegen dem Wochenende. Meine Eltern sind schon wieder weg und ich hab schon heute Zeit. Lass uns gleich heute etwas unternehmen!“ „Oh. Ähm. Das tut mir Leid, Sakura-chan. Aber ich habe nachher noch Nachhilfe-Unterricht. Aber danach kannst du gerne zu mir kommen. Meine Mutter freut sich sicher, wenn du uns mal wieder besuchen kommst.“ „Stimmt, das hatte ich vergessen. Wann bist du zu Hause?“ „Gegen 19:00 Uhr.“ „Ok, Hinata. Dann schaue ich heute Abend bei dir vorbei. Weißt du, was die anderen machen?“ Man hörte durch den Telefonhörer das laute Schnaufen von Hinata, während sie überlegte, was die anderen taten, bevor sie zu sprechen begann: „Neji ist mit Onkel unterwegs, Naruto und Sasuke sind Fußball spielen, Ino und Temari haben sich TenTen geschnappt und wollen mit ihr shoppen, damit sie langsam über meinen Cousin hinweg kommt. Gaara, weiß ich selbst nicht. Du, ich muss los. Ich freu mich auf später. Bye, Saku-chan.“ „Tschüss, Hinata.“ Sakura hatte sich damals einsam gefühlt, es war das erste Mal, dass es mir so sehr auffiel. Die Sonne schien wie schon den ganzen Tag auf unsere Köpfe. Naruto und ich hatten jedoch keine Lust, faul in der Sonne zu liegen und so entschlossen wir uns dazu, zu trainieren. Keiner von uns hatte gerechnet, dass Sakura auch erscheinen würde. Keiner von uns hatte damit gerechnet, dass Sakura sogar blieb, als Naruto nur eine halbe Stunde später verschwand, um seiner Großmutter beim Ausmisten der Garage zu helfen. Keiner von uns hätte geahnt, dass für wenige Sekunden ein kleines Gefühl auftauchte, in meinem und ihrem Herzen, was keiner von uns zu deuten gewillt war. Es war zu fremd, zu merkwürdig. Sie war mir so nah. Ich war ihr so nah. Das erste Mal. „Jungs!“, schrie Sakura fröhlich, während sie ihnen entgegen lief. Sasuke und Naruto hielten in ihrer Bewegung inne, als sie den weiblichen Ruf hörten. Ohne näher darauf zu achten, rollte der weiß-schwarze Ball Richtung Tor, kullerte und kullerte, während Naruto, der Tormann, völlig eingenommen war, von Sakuras Strahlen und Sasuke nach kurzem Blinzeln bemerkte, dass der Ball, der soeben noch an seinem Fuß war, über die weiße Linie rollte. „Tor.“, grinste der Schwarzhaarige, während Naruto verdattert den Ball hinter sich betrachtete. „Wie?!“, stieß er hervor, „Das zählt nicht! Sakura hat mich abgelenkt!“ „Tja, bei einem richtigen Fußballspiel interessiert es auch niemand, ob du mehr auf die Zuschauer achtest oder auf den Ball.“ „Sasuke, du weißt genau, dass du den Ball nicht versenkt hättest!“ „Das glaubst auch nur du.“, entgegnete Sasuke und verschränkte seine hitzigen Arme. Währenddessen kam Sakura laut schnaufend bei ihren Freunden an und lächelte vorwitzig: „Darf ich mitspielen?“ „Nein.“, antwortete Sasuke und streckte sich. „Warum?“ „Das ist ein Zwei-Kampf, Sakura-chan.“, lachte Naruto und piekte der Rosahaarigen in den Bauch, „Aber wir brauchen eine Schiedsrichterin. Sasuke schummelt nämlich.“ „Ich schummel nicht.“, stieß Sasuke vor. Wieder erhallte Narutos Lachen. „Na gut, dann bin ich eben die Schiedsrichterin.“, seufzte Sakura, kicherte und stellte sich an den Rand, „Auf geht´s!“ Sie stand anfangs nur da, schaute uns zu, rief uns ab und an ein freches Wort entgegen. Ich glaube, sie fühlte sich an eben jenen Tag einsam. Wie so oft. Und was hätte sie sonst tun sollen? Zu Hause herumlungern? Das wäre nicht Sakura. Sie wollte raus. Etwas erleben. Vielleicht wollte sie aber auch nur raus, um von diesem Gefühl nicht erdrückt zu werden. Ich respektiere sie mehr als jemals zuvor. Denn sie kämpft mit einem Gefühl, dass dich so schnell übermannen kann. Aber sie meistert es. Lacht und weint, wann es ihr beliebt. In diesem Punkt waren wir verschieden. Zwar hatten wir beide nicht wirklich die Familie, die wir uns wünschten, fühlten uns zur meisten Zeit einsam und allein, doch gingen wir beide verschieden mit der Situation um. „Ich muss gehen. Meine Oma wartet sicher schon.“, grinste Naruto und hob zum Abschied noch die Hand, „Wir sehen uns dann morgen früh! Seid aber beide pünktlich! Mein Onkel fährt uns mit seinem Van zum See.“ „Alles klar, Naruto! Und sei nicht so tollpatschig.“, lachte Sakura, winkte und wendete sich Sasuke zu, der stumm den Blondschopf betrachtete. „So. Und was hast du jetzt noch vor?“ Er zuckte mit den Schultern, blickte in den Himmel und rümpfte seine Nase: „Ich werde mir jetzt erst mal was zu trinken kaufen.“ „Gut. Ich begleite dich.“ Eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen schoss in die Höhe und missmutig betrachtete er das rosahaarige, lächelnde Mädchen. „Jetzt schau nicht so, Sasuke. Sei froh, dass ein so hübsches, wunderbares Mädchen wie ich, dich begleiten will.“, kicherte sie und tippte mit ihrem Zeigefinger auf seine Stirn, „Lass uns gehen, bevor die Läden schließen. Du darfst mir ein Eis spendieren!“ „Vergiss es.“, brummte er, schnappte sich den Ball und lief los. Grinsend schüttelte Sakura ihren Kopf und folgte ihm mit wenig Abstand. Sie liefen ohne zu sprechen, spazierten in den Laden hinein – ohne zu sprechen. Er kaufte sich etwas zu trinken, ohne ein weiteres Wort. Und er kaufte Sakura ein Eis, die es laut lachend in Beschlag nahm. „Danke, Sasuke. Vielen Dank.“ Und ich weiß nicht warum, aber als sie dieses Eis wollte und ich es ihr gab, da bedankte sie sich. Doch für mich kam es so rüber, als würde sie sich nicht für das Eis bedanken. Sondern für die Zeit, die sie mit mir verbringen durfte. Für die Zeit, die kurze Zeit, in der sie nicht alleine war. Ich wusste auch nicht, was mich geritten hatte, als ich sie zu mir nach Hause einlud. Ich wusste nicht, warum sie einverstanden war und mit mir ging. Ich wusste nicht, warum sie in meinem Zimmer saß, wartete, während ich unter der Dusche stand. Ich wusste, dass ich so viel nicht wusste. Und ohne es zu bemerken, manifestierte sich in mir der Wunsch, Sakura Haruno, näher kennen zu lernen. Sie zu verstehen. Pfeifend trank sie aus dem blau-gefärbten Glas, betrachtete die Fotowand, die neben der Tür angebracht worden war. Fotos aus Kindertagen, aus der Schule, von gemeinsamen Unternehmungen. Die Rosahaarige lächelte, während sie in Gedanken in die jeweilige Erinnerung abtauchte. Zum Beispiel konnte sie sich genau daran erinnern, wie die ganze Gruppe Narutos blonden Haare, mit einer Tönung ins Braune verfrachteten und der sich wie ein schreiendes Mädchen aufgeregt hatte. Grinsend betrachtete sie das mürrische Gesicht, während alle anderen im Hintergrund laut lachten oder wie Sasuke schmunzelten. Sie konnte nicht verneinen, dass die Zeit, die sie mit allen verbracht hatte, die schönste war, die sie je hatte. Ihr Blick glitt von der Wand, fuhr über das ganze Zimmer. Es waren wenig Farben, Sasuke hielt alles in hellen Tönen. Die Möbel waren weiß, bildeten ein wunderschönen Kontrast zum mahagoni-farbenen Boden, bis hin zur weinroten Bettdecke und der bunt gemusterten Tapete, die hinter den Fotos angebracht wurde, um zu verhindern, dass die weiße Wand unnötig Spuren des Klebers oder der Reißnägel aufwies. Der rötliche Vorhang tänzelte sanft im Wind, der durch die geöffneten Fenster hinein getragen wurde, während Sakura sich auf einen großen Sitzsack fallen ließ und ihr Glas auf den kleinen, weißen Tisch abstellte. Hier saßen Naruto und Sasuke immer, wenn sie sich gegenseitig Dinge erzählten, von denen nur der jeweils andere wusste. Woher Sakura das wusste? Jedes mal wenn sie die Jungs hier abholte, sah sie sie hier sitzen, wenn Itachi sie hinauf schickte, weil der keine Zeit hatte, sie durch das ganze Haus zu lotsen oder die Jungs durch einen lauten Schrei zu zeigen, dass sie gefragt waren. Sakuras grüne Augen übersahen neugierig die Regale, entdeckten Bücher von Mark Twain, von denen sie nie gedacht hätte, dass Sasuke diese je lesen würde. Immer wieder standen dort Bilder mit der schönsten Frau, die sie je gesehen hatte. Nur schwer konnte sie sich daran erinnern, wie hübsch Mikoto Uchiha wirklich war. Seit Mikoto Uchiha, Sasukes Mutter, verstorben war, hatte sie selten ein Bild von ihr gesehen, geschweige denn Sasuke über sie reden hören. Sie biss sich auf die Unterlippe, vermied somit die aufkommenden Tränen, wenn sie an die nette, fürsorgliche Mutter dachte, die auch für sie immer da gewesen war, wenn sie in Kindertagen gemeinsam im Garten spielten und Sakura von den Jungs aufgezogen wurde. Damals kannte sie Hinata noch nicht, ihre ersten Freunde waren schon immer Sasuke und Naruto gewesen und selbst wenn Sakura den beiden körperlich unterlegen war, war sie bei jeder Rauferei dabei gewesen und erntete so auch blaue Flecke oder erhielt Schrammen, die sie weinerlich quittierte. Mikoto Uchiha hatte sie immer angelächelt, liebevoll hatte sie das rosa Haar gestrichen und Sakura somit wieder froh gemacht. „Ist dir langweilig?“ Sakura schreckte unter Sasukes Ton zusammen, blickte in seine Richtung, erschrak erneut, da sie den Uchiha lediglich in einer schwarzen Boxershort vorfand und wendete so schnell sie konnte ihren Blick wieder ab. „Zieh dich an, Uchiha!“ Ein Grinsen schlich sich auf seine Züge und ohne weiter drauf einzugehen, schlüpfte er in die weiße, kurze Hose und zog sich das schwarze Shirt über, das er bereits zurecht gelegt hatte. „Sag mal, hast du heute nicht eigentlich Klavierunterricht?“ „Woher weißt du das?“ „Du hast es heute Hinata erzählt, hab es mitbekommen.“ „Ja, hätte ich.“ „Und warum bist du nicht dort?“ „Was will ich da?!“, erwiderte sie schnippisch und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Klavier spielen?“ „Sehr witzig, Sasuke. Ich hab kein Interesse daran, Klavier zu spielen.“ „Hn.“ „Was?“, brummte sie. Sasuke lief langsam an ihr vorbei, ließ sich auf den zweiten Sitzsack fallen und blickte sie wissend an. „Jetzt sag schon, was dir auf der Zunge brennt. Man kann es dir genau ansehen.“, murmelte Sakura und vermied den Blickkontakt mit dem Schwarzhaarigen. „Du kannst es einfach nicht.“ „Doch, kann ich.“ „Warum tust du es dann nicht?“ „Weil ich nicht möchte.“ „Erklär mir den wirklichen Grund.“ Sie stockte und blickte ihn nun doch an, spürte den bohrenden Blick seiner onyxfarbenen Augen. „Nun,“, sie befeuchtete ihre Lippen, strich vorsichtig eine ihrer Haarsträhnen hinters Ohr, „Meine Eltern wollen, dass ich spiele. Ich möchte spielen, wenn ich es möchte, wenn ich das Bedürfnis dazu habe. Und nicht, weil man es mir befielt.“ Für einen kurzen Moment schloss er seine Augen, stemmte sich aus dem Sitzsack, strich ihr beim Vorbeigehen durchs Haar und ging zur Türe. „Ich hab Hunger.“ Und sie folgte mir ohne ein Wort in die Küche. Sie beschwerte sich nicht, dass ich ihre Haare durcheinander brachte, sie verstand es nicht, dass sie bei mir bleiben konnte, bis sie gegen Abend zu Hinata verschwand. Sie verstand es nicht, dass ich einfach nur da war. Sie verstand es nicht. Ich verstand es noch weniger. Aber es waren nun mal die kleinen Veränderungen, die heimlich kamen und nicht zu deuten waren, bevor nicht alles vorüber war. Heute weiß ich, warum ich das alles tat. Heute verstehe ich mein Handeln, was mir damals, nicht wirklich einleuchtete. Aber ich weiß, dass ich einen Schritt auf sie zu machte und sie nicht nach hinten zurückweichte. Nein, sie blieb stehen. Ließ es geschehen. Der erste Schritt, klein, vorsichtig, etwas scheu. Aber er war da. Kapitel 3: Firefly ------------------ hallo leute hier bin ich wieder und ich hab euch das neue kapitel mitgebracht =) dieses kapitel gehört ganz allein - wirklich ganz allein - meiner lieben beta . ich habe dich sehr lieb du bist eine freundin, die mein leben verschönert ♥ enjoy reading =) Firefly Laut polternd griff Sasuke nach dem silbernen Topf und stellte ihn auf die Küchenzeile und starrte abwartend Sakura an. „Was ist?“ „Du könntest dich ruhig nützlich machen.“, antwortete Sasuke seufzend. „Was willst du denn überhaupt machen?“, grinste Sakura. „Ich weiß nicht. Nichts Großartiges.“ Die Rosahaarige kicherte, während sie sich einige ihrer verirrten Haarsträhnen hinters Ohr schob. „Wie wäre es mit Pizza?“ „Tiefkühlpizza haben wir nicht.“ „Das meinte ich auch nicht. Selber backen.“ Der Schwarzhaarige schmunzelte, besah für wenige Sekunden ihr Gesicht, ehe er seufzend den Topf zurück in den Schrank stellte. „Ich hab eine bessere Idee.“ „Die wäre?“, fragte Sakura, schnappte sich erneut ihr Glas und trank einen kräftigen Schluck Eistee, ehe sie den Uchiha musterte. Er sah einfach perfekt aus. Selbst jetzt, wenn er nicht in der Öffentlichkeit stand, sah er einfach perfekt aus. Ohne Makel. Ihre Mundwinkel zogen sich nach unten, als ihr Blick weiter seinen Körper entlang streifte und letztendlich an seinen onyxfarbenen Augen hängen blieb. „Ich bestelle eine Pizza. Weniger Aufwand.“ „Du kannst es nicht, Sasuke Uchiha.“, gluckste Sakura und ihre Freude kehrte zurück. „Ich kann es. Aber warum sollte ich jetzt alles hier dreckig machen?“ „Ach komm schon Sasuke. Du kannst es ruhig zugeben.“, neckte sie ihn. „Lass das, Haruno.“ „Aber ich finde es äußert amüsant. Sasuke Uchiha, Stolz der Uchiha-Familie, scheitert an einer Pizza.“ Sasuke rollte mit den Augen: „Du bist wirklich kindisch, Sakura.“ „Ja. Ich weiß das, aber wenigstens stehe ich dazu.“ Für einen kleinen Moment erschien ein Grinsen auf seinem blassen Gesicht, ehe er das Telefon in die Hände nahm und die Nummer des Lieferservice wählte. „Ach komm, Sasuke. Das ist nicht dein Ernst, oder?“ „Doch. Es ist mein Ernst. Möchtest du auch etwas?“ Sie zog ihre Augenbrauen hoch, runzelte die Stirn und nickte dann eifrig: „Eine Pizza-“ „Salami.“, beendete Sasuke ihren Satz, drehte sich von ihr weg und erklärte dem Lieferer die Bestellung und legte dann auf. „Warum lässt du mich nicht ausreden?“, knirschte Sakura. „Weil ich die Antwort bereits kannte.“ „Und warum fragst du dann nach?“ „Ich hatte lediglich gefragt, ob du auch etwas willst. Nicht was du willst, Sakura.“ Sie rümpfte ihre Nase, drehte sich um und lief schnurstracks auf die Terrasse. Ich gebe zu, ich glaube an das Schicksal. Das Unsichtbare, Unbewusste, das uns alles vorschrieb und uns immer wieder auf denselben Weg schickte, damit sich unser Schicksal erfüllte und zwar genau so, wie es das Unsichtbare, Unbewusste, es sich vorstellte. Und ich bin mir sicher, ja, ich glaube fest daran, dass es so kommen musste. Und ohne es vorherzusehen, ohne es zu wünschen, ohne es zu wollen, hatte ich immer mehr das Gefühl erhalten, dass ich für sie eine Art Versteck sein wollte. Ein Versteck, ein Zufluchtsort, an dem sie einfach nur sie selbst sein konnte. Aber was konnte jemand wie ich schon tun? Nichts. Denn ich hatte nicht den nötigen Mut, ihr das zu geben, das für sie zu sein, was ich sein wollte, was sie brauchte, wollte. Jetzt, in meiner eigenen Gedankenwelt, da stelle ich mir vor, was ich tun könnte, was ich sagen könnte! Möglicherweise würden vielleicht genau solch einfache Worte eine Welle des Wohlbefindens ausüben, nein, auslösen. Wäre ich Naruto, mit seiner fröhlichen, offenen, durchschaubaren Art, so wäre es für mich kein Problem, ihr einfach das zu sagen, was mir auf der Zunge brannte. Ich würde ihr sagen, dass sie mich anrufen kann – Tag und Nacht. Zu jeder Zeit, jedes mal, wenn sie jemanden braucht, der sie hält, da ist. Und ihre Tränen würden verschwinden – langsam und trocknen. Und obgleich sie immer noch denken würde, dass sie ihr wahres Ich nicht zeigen konnte, so würde ich ihr Versteck sein. Ihre Zuflucht. Allein ihre. Ich würde ihr sagen, dass ich sie anlügen würde, wenn es ihr besser dadurch ginge. Wenn es das wäre, was sie benötigt. Ich würde sagen, dass das Leben fair ist, dass Menschen einen nie verlassen und immer da sind. Aber alles eine Lüge – und sie wüsste es. Dennoch würde ich es tun. Lügen. Einfach das sagen, was ich mir wünsche, was so viele Menschen sich wünschen. Nur leider konnte nicht alles so einfach sein, nicht alles konnte sich verstecken hinter feinen, trügerischen Lügengebilden. Lügen machten alles schlimmer. Lügen zerstörten uns. Langsam und heimlich, so wie eine Veränderung, die schleichend ins Leben wandert, die das Leben verändert. Lügen verletzten uns. Lügen verletzen Sakura und mich. Wäre die Wahrheit an eben jener Stelle gewesen, wäre alles anders verlaufen. Es wäre verlaufen. Es wäre passiert. Aber so anders. So gerecht, fairer und ehrlicher. „Sakura?“ „Was ist?“ Mit leisen Schritten trat Sasuke hinaus, setzte sich auf die kleine Bank und betrachtete Sakura, die ihre Füße in dem kleinen See baumeln ließ und sich so die Kühle verschaffte, die sie an einem solch warmen Tag gut gebrauchen konnte. „Warum bist du hier?“, fragte er ohne ein Zögern, starrte sie an, bohrte sich in ihren Rücken und wartete auf eine ehrliche Antwort. Ihre Schultern hoben sich, während sie tief Luft holte und über ihre Schulter blickte und ihre grünen Augen glänzend die seinen musterten. „Weil ich mich hier wohl fühle, Sasuke-kun. Das ist alles. Ich fühle mich hier wohl.“ Er nickte stumm, schloss seine Augen und lehnte seinen müden Körper gegen die weiße Wand. Das Plätschern von Wasser drang an seine Ohren, gut konnte er die scheuen Schritte seiner Freundin hören, die näher kam und sich neben ihn setzte, während die schwindende Sonne ihre letzten Sonnenstrahlen auf das Dorf niederließ. „Vermisst du deine Mutter eigentlich sehr?“ Es durchzuckte ihn für einen kurzen Moment, ehe er seine Augen öffnete, seinen Blick fest auf die vielen Blumen heftete, die in einem farbenprächtigen Leuchten den Garten verschönerten. „Siehst du die Blumen?“, fragte Sasuke und deutete auf eben jene. Sakura folgte seinem Blick verwirrt, besah sich jede einzelne Blume. „Es sind sehr viele. So viele gibt es in keinem anderen Garten.“ „Jedes Mal, wenn sie mir in den Sinn kommt, wenn ich an sie denke – nur an sie, dann setze ich einen neuen Samen und warte darauf, dass die ersten Knospen blühen.“ Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht: „Deine Mutter liebte den Garten.“ Ein angehauchtes Lächeln erschien auf seinem angespannten Gesicht, ehe er aufstand, seine Hose abklopfte und ernst sprach: „Ich möchte nicht weiter darüber reden.“ Als ich ihr von den Blumen erzählte, wusste ich nicht, was mit mir los war. War es mein zweiter Schritt? Nein. Sie tat einen Schritt auf mich zu und ich kam ihr entgegen. Ich weichte zwar zurück, doch war es unser beider gemeinsamer, zweiter Schritt. An diesem Tag, ja, ich bin der festen Überzeugung, dass es an diesem Tag geschah. Das Bild, das ich von ihr hatte, die Freundin, die sie für mich war, das kleine Mädchen aus Kindertagen, es änderte sich langsam und ich spürte dieses Kribbeln im Bauch, wenn ich sie ansah und in ihre grünen Augen abtauchte. Stell dir vor, dass du umringt von Dunkelheit bist, umringt von der Nacht, eingenommen von alledem, unfähig es zu ändern. Kein Licht. Und dann taucht da dieses kleine Glühen auf, schwach, kaum sichtbar, klein. Wie ein einsames Glühwürmchen, das sein warmes Glühen verbreiten will und darauf wartet, dass es nicht länger alleine ist. Ein kleines Glühwürmchen, umringt von Dunkelheit. Die Zeit verging schnell und ehe sie weiter darüber nachdenken konnten, klingelte es bereits an dem großen Tor, das Sasuke mithilfe eines Knopfes öffnete und der Pizza-Bote die Tür geöffnet bekam. Lächelnd überreichte er die beiden Pizzen, erhielt das Geld und verschwand so schnell wie er gekommen war. „Hier.“, sagte Sasuke und drückte der Rosahaarigen die Pizza-Kartons in die Hand, während er in die Küche ging, um zwei Teller zu holen. „Wir hätten wirklich selbst eine backen können.“ „Das hätte nur Zeit in Anspruch genommen und du wolltest doch sowieso noch zu Hinata und das in weniger als einer Stunde.“ Sakura kräuselte ihre Lippen und folgte dem Uchiha-Sprössling wortlos ins Esszimmer. Ich würde es nie laut aussprechen, aber die gemeinsame Zeit mit dir – die Zeit, in der wir alleine waren, war wunderschön, prägte mich und durchwanderte alles in meinem Körper, bis das Gefühl, wenn ich mit dir zusammen war, in meinem Herzen halt machte und sich alles nur um dich drehte. Um dein rosa Haar, das mir nie gefiel. Um deine grüne Augen, die mich neugierig musterten, die mich liebevoll anschauten. Um dein zaghaftes, dennoch breites Lächeln, dass mich so oft dazu verlockte, einfach auch zu lächeln. „Wo ist eigentlich dein Vater?“ „Geschäftsreise. New York. Vor Montag wird er nicht zurück sein.“, antwortete Sasuke mit leiser Stimme und schob sich ein weiteres Stück Pizza in den Mund. „Findest du es nicht blöd, wenn man alleine ist?“ „Ich bin froh, um jede Minute.“ „Warum?“, fragte sie verwirrt, legte ihre Gabel beiseite und starrte ihn erwartungsvoll an. Sie verstand nicht, warum er es genoss, während sie jede Minute der Einsamkeit verfluchte. „Ich bin es nicht anders gewohnt.“ „Aber ist das ein Grund zu sagen, dass du froh um jede Minute bist?“ „Was soll das, Haruno?“, erwiderte er genervt, „Es hat dich vorher nie interessiert. Warum jetzt?“ „Wir sind Freunde, Uchiha.“, antwortete sie ebenfalls gereizt. „Freunde?“, spöttisch zog er eine seiner Augenbrauen in die Höhe. „Ja. Freunde.“ „Wie definierst du Freundschaft, Sakura?“ Die Stimme des Schwarzhaarigen hatte sich verändert, sie war weder forsch, noch gereizt. Einfach nur monoton und ernst, fragend. Wohlmöglich war dies das erste Gespräch, das die beiden alleine führten, ein Gespräch, das nicht oberflächlich zu betrachten war. „Freundschaft?“ „Ja, Sakura. Was sind Freunde für dich? Sind sie Menschen, die immer da sind, wenn du sie brauchst? Sind es Menschen, die alles stehen und liegen lassen, nur um dir eine Freude zu machen?“ Ihre Stirn legte sich in Falten, die grünen Augen musterten fieberhaft das Gesicht des Uchiha-Sprösslings und ohne weiter darüber nachzudenken, nickte sie einfach. War zu sehr eingenommen, von diesem ihr ungewohnten Blick des Uchihas, die Ernsthaftigkeit, das Interesse, dass sonst lediglich die Gleichgültigkeit oder Halbherzigkeit war. Für einen kurzen Moment erschien ein Funke der Enttäuschung, gar des Schalks in seinen Augen, ehe er den Teller in seine Hände nahm und ihn abräumte. „Es ist Zeit, dass du jetzt gehst. Hinata wird sicher schon warten.“ Ihr Kopf ruckte in die Höhe, die Augen durchforschten den hellen Raum, bis sie an der großen Wanduhr hängen blieben. „Du hast Recht.“, erwiderte sie zögerlich, nahm sich ihren Teller und folgte ihm in die Küche, um ihr Geschirr auf die Spüle zu stellen. „Ich kenne den Ausgang. Danke für den Nachmittag, Sasuke-kun.“ Ihre Stimme wirkte geknickt, war für ihre Verhältnisse viel zu ruhig. Woran es lag? Wohl daran, dass sie genau wusste, dass ihr Nicken nicht die passende Antwort zu seinen Fragen war und auf eine ihr unbekannte Art und Weise, ließ sie der Gedanke, dass er ein falsches Bild von ihr, ihrer Einstellung, haben könnte, in ein kleines Loch im Inneren fallen, aus dem sie nicht heraus kam, bis sie bei Hinata ankommen würde. Doch selbst dann würde sie der Gedanke verfolgen, nicht offensichtlich, aber er war da. Fest verwurzelt und bereits jetzt fieberte sie nach einer passenden Möglichkeit, ihm zu zeigen, dass sie nicht das alles für eine Freundschaft hielt. Doch seine offene Art, die sie so nicht kannte, hatte sie verschüchtert, hatte sie überrumpelt und außer einem Nicken schien sie nichts zu Stande zu bekommen. Unser erstes, offenes Gespräch hatte ich jäh beendet, als sie mir eine Antwort auf eine Frage gab, die mir nicht gefiel. Ich Nachhinein weiß ich selbst, dass es unfair war. Ich hatte sie überrumpelt. Immerhin kannte sie diese Seite nicht von mir. Selten waren wir allein und wenn wir allein waren – und wenn es nur für wenige Minuten war, so schwiegen wir uns immer an und wir beide hatten dies immer stillschweigend akzeptiert. Freundschaft. Oh ja. Die verband uns definitiv – aus meiner Sicht. Aber ob wir die gleiche Einstellung zu eben diesem Thema hatten? Eher nicht. Für mich war es nicht wichtig, wie oft ich mit meinen Freunden über irgendwelche Dinge reden konnte. Für mich war es nicht von großer Bedeutung, ob sie da waren, wenn ich mich einsam fühlte oder nicht weiter wusste. Es war angenehm und erfreulich, wenn sie es waren, dennoch verband ich diese Art nicht mit Freundschaft, denn selbst ein mir Fremder, hätte für mich ebenso da sein können. Für mich war Freundschaft etwas Seltenes und ich war vorsichtig mit der Vergabe eines solchen Titels. Naruto war mein bester Freund - ist es noch heute. Warum? Wir haben kaum Gemeinsamkeiten. Sehr wenige, um ehrlich zu sein. Aber er ist ein Mensch, der mir mein Leben verschönert. Mit dem ich gerne rede, egal über was. Mit dem ich gerne schweige. Bei dem es unwichtig ist, ob ich für wenige Minuten meine Aufmerksamkeit einer mir völlig fremden Person schenke. Ja. Das alles gehörte für mich zu einer Freundschaft. Ein Mensch, der mir mein Leben schöner machte – so oft es ging. Sakura war eine davon. Sie wusste es nicht. Aber ich wusste es. Ich zeigte es ihr nicht. Nicht oft. Doch das kleine Glühwürmchen, tief in meinem Kopf, in meinem Herzen, wehrte sich allmählich immer mehr gegen das Verdrängen der Gefühle und wurde langsam immer stärker und wärmer. Ja. Sakura Haruno raubte mir von Tag zu Tag immer mehr den Verstand. Ich verstand sie, doch in der nächsten Minute hätte ich mir am liebsten die Haare gerauft. Das Glühwürmchen erhielt an diesem Abend Verstärkung. Und das Kribbeln verschwand auch nicht so schnell. Die Gedanken an sie, stoppten erst mit dem Einschlafen. Die Wünsche, die ich verspürte, erschienen erst des Nachts, während ich tief schlief und alles was ich sah: Sakura. _:_:_:_:_ ich hoffe, es hat euch gefallen ^^ eure Kapitel 4: Under my Skin ------------------------ Under my Skin Under my Skin Schrill klingelte der Wecker und ließ die Schlafende erschrocken hoch fahren. Der viel zu laute Ton fraß sich durch ihre Ohren, direkt in ihren Kopf, ließen ein kurzes, schmerzhaftes Ziehen im Kopf entstehen und ehe dieser Schmerz, verursacht durch das laute Schrillen des kunterbunten Weckers, weiter in ihrem Kopf umher wandern konnte, schlug sie mit der geballten Faust darauf, sodass er für kurze Sekunden der Schwerkraft zum Opfer fiel und krachend auf dem Boden aufschlug. Das laute Geräusch verschwand, ein zufriedener Ausdruck erschien auf ihrem Gesicht, ehe ihre langen, schmalen Finger an ihre Schläfen gelegt wurden und dort sanft den entstandenen Schmerz mit einer kleinen Massage in die Flucht schlagen wollten. Ihre grünen Augen schlossen sich, ihr rosa Haar fiel ihr in Strähnen vor das Gesicht und ein lautes Seufzen verließ ihre Kehle. „Sakura!“ Sie zuckte zusammen und öffnete ihre Augen. Die Stimme ihrer Stiefmutter war nah an ihrer Zimmertür zu hören und bevor Sakura Haruno ihren Mund öffnen konnte, klopfte die Blondine stark an die Tür und riss diese auf. Hannahs Blick war wutverzerrt. „Du hast schon wieder den Unterricht geschwänzt! Was soll ich nur mit dir machen?!“ „Dir auch einen wunderschönen guten Morgen, Hannah.“, entgegnete Sakura ruhig, schlang ihre Beine aus dem Bett und stand auf. „Sakura Haruno!“ Angesprochene schmunzelte und verzog aufgrund einer neuen Schmerzwelle in ihrem Kopf das Gesicht. Sie spazierte etwas wacklig zu ihrem großen Kleiderschrank. „Sakura! Hör mir gefälligst zu!“, stieß Hannah mit hoher Stimme hervor. Augen rollend stoppte Sakura in ihrer Bewegung und blickte argwöhnisch zu ihrer Stiefmutter. „Du wirst die Stunden nachholen. Heute!“ Ein Lachen verließ die Kehle der Jugendlichen: „Heute ist Samstag. Vergiss es.“ „Wie redest du eigentlich mit mir?“, scharf zog Hannah die Luft ein. „Ich rede ganz normal mit dir.“ „Ich bin nicht eine deiner Freundinnen, also achte auf deinen Tonfall!“ Hannahs Finger schellte mahnend in die Höhe, ihre Augenbrauen zogen sich zusammen und deutlich war die Wut in ihrem Gesicht zu erkennen. Wohlmöglich wurde sie erneut von Sakuras Vater versetzt. Immerhin war auch für Hannah das Wochenende ganz speziell. Für gewöhnlich fuhren sie und ihr Vater regelmäßig ins Spa-Hotel in die Stadt, um dort ein Wohlfühlwochenende zu erhalten. War dieser Plan schief gegangen, erhielt Sakura immer ein böses Wort, obwohl sie nichts dafür konnte. Sakura zog ihre Augenbraue in die Höhe, zuckte mit den Schultern und widmete sich wieder ihrem Kleiderschrank, um die wichtigsten Dinge für das Zelten zu packen. Sie hörte ihre Stiefmutter einmal kräftig mit dem Fuß aufstampfen, ehe diese das Zimmer schnaubend verließ. Grinsend stopfte Sakura ihre Jogging-Hose in die Tasche. Niemand konnte sie von ihrem Wochenende am See abhalten, selbst ihre Kopfschmerzen würden dazu nicht in der Lage sein. Die Nacht, nachdem Sakura bei mir war, hatte ich kaum Schlaf gefunden, denn ich hatte nur sie vor meinem inneren Auge und dieser merkwürdige Zustand, schlängelte sich durch meinen ganzen Körper, bis zu meinem Herzen. Ich konnte nichts mit diesen Gefühlen anfangen, dennoch verdrängte ich sie nicht gänzlich, wie manch andere Dinge. Und das neueste Gefühl, dass sich in mir breit machte, war dieses Kribbeln unter meiner Haut. Hätte man mich damals gefragt, wie ich mich fühlte, hätte ich gelacht und gefragt, wie man so eine dumme Frage stellen konnte. Heute weiß ich, dass es vielleicht besser gewesen wäre, wenn mich jemand gefragt hätte, dann hätte ich nämlich bestimmt intensiver darüber nachgedacht. Aber, kann man über solche Gefühle wirklich nachdenken? Ich meine damit den Verstand. Unser Verstand spielt uns ständig Streiche, wir verlassen uns zu sehr auf den Verstand – vor allem ich. Und hätte ich damals weniger auf meinen Verstand gehört, würde ich heute weniger auf meinen Verstand hören, dann wäre all das Geschehen der Vergangenheit weniger wichtig für mich gewesen. Es wäre einfach vollkommen egal. „Mensch. Jetzt kommt sie schon wieder zu spät.“, schnaufte Naruto und warf seinem Onkel einen entschuldigenden Blick zu. „Du kennst sie doch.“, kicherte Ino und fuhr sich durch ihr fein gelocktes, blondes Haar. Seufzend lehnte sich Naruto an die Außenwand des kleinen Vans, dessen Lack an einigen Stellen schon rostete und abperlte. „Wie lange war sie denn gestern bei dir, Hinata?“, fragte er ungehalten und stieß einen lauten Gähner aus. „Sie ist schon später zu mir gekommen, als vereinbart.“ „Wo war sie denn vorher?“, unterbrach der blonde Chaot sie. „Bei mir.“, bemerkte Sasuke trocken und setzte sich auf die weichen Sitzpolster. „Bei dir?!“, wiederholte Naruto ungläubig, woraufhin Sasuke lediglich die Schultern zuckte. „Ach was, verarsch mich nicht, Teme.“, lachte Naruto und kratzte sich am Kopf. Der Uchiha-Sprössling rollte mit den Augen und schloss seine ermüdeten Augen. „Hey, da kommt sie ja!“, stieß Ino aus und zeigte in die Richtung, aus der Sakura außer Atem angerannt kam. „Es tut mir Leid.“, schnaufte sie, während Naruto ihr schon den Rucksack aus den Händen riss und in den Kofferraum beförderte. „Du bist echt spät. Die anderen sind schon am See.“, erklärte er und setzte sich auf den Beifahrersitz. Im Auto, auf der Fahrt zu unserem ersten gemeinsamen Wochenende, an dem ich sie nicht wie eine nervige Kindheitsfreundin betrachtete, spürte ich ihre fragenden Blicke deutlich auf mir. Sie saß neben mir, in der mittleren Reihe des Vans, während Hinata und Ino plaudernd auf der hintersten Rückbank Platz genommen hatten. Ich mochte es nicht. Dieses Gefühl beobachtet zu werden, aber ich sagte nichts. Tat nichts. Ich ließ sie mich einfach betrachten. Naruto und sein Onkel plauderten lautstark über die geplanten Aktivitäten. Mein Herz pochte damals schon so stark und laut, nur weil ich wusste, dass sie mich ansah. Gott. Wie blind ich damals war. Und heute scheint alles so klar und ich fühle mich richtig ... dumm. Ja. Weil ich es einfach nicht erkennen wollte, nicht wahrhaben wollte, dass mein Bild sich vollkommen änderte, sich meine Gefühle vollkommen änderten. Oder war es überhaupt so, dass sich die Gefühle änderten? Waren sie nicht vielmehr schon bereits da? „Sasuke?“, flüsterte Sakura leise. Seine Augen waren weiterhin geschlossen, seine Arme fest vor der starken Brust verschränkt und seine schwarzen Haare hingen ihm vorwitzig vor dem Gesicht. Eine seiner fein geschwungenen Augenbrauen schoss in die Höhe. Eine Geste seinerseits, dass er sie hörte und sie weiter sprechen sollte. Sie schluckte und fuhr sich nervös durch ihr Haar: „Ich wollte mich nochmal bedanken. Für gestern.“ „Hn.“ Ihre ganze Art machte mich verrückt und wäre ich nicht ein Uchiha gewesen, so hätte ich die Augen aufgerissen, sie angestarrt und wahrscheinlich hätten meine Finger dem Drang nachgegeben, ihre Wange zu berühren. Ja. Ich war dumm. Es hätte mir schon damals bewusst werden müssen. Aber ich war viel zu feige und ... unwissend in diesem Gebiet. In der Liebe. „Also, mein Onkel holt uns am Sonntagabend wieder und Sakura soll nicht zu spät kommen.“, lachte Naruto und gab der Rosahaarigen eine leichte Kopfnuss. „Ja, Naruto. Ich hab ja verstanden. Tut mir Leid.“, meinte sie kleinlaut und streckte frech die Zunge heraus. „Mensch Leute, wo wart ihr denn?“, brummte Temari und fuhr sich gestresst durch ihre blonde Mähne. „Ach, ist doch egal. Teilen wir lieber die Gruppen ein.“, erwiderte Ino und streckte sich der wärmenden Sonne entgegen. „Ok. Lasst mich kurz nachdenken.“, schaltete sich Shikamaru ein, „Ich würde sagen, dass Gaara, Sai und Temari die Wasserplattform schnell besichtigen und sie schnell säubern. Ino, Hinata, Naruto und ich werden die Zelte aufbauen, während Neji heute mit Entspannen dran ist. Sakura und Sasuke gehen zusammen Holz holen.“ „Du bestimmst immer, Shika-chan.“, kicherte Ino. „Wenn es jemand anderes macht, wird eh nichts dabei rauskommen.“, feixte der Brünette und winkte mit der rechten Hand ab, „Ich kann mir am besten merken, wer wann was getan hat.“ „Holz holen? Bist du irre, Shikamaru?“, seufzte Sakura. „Ja, du hast dich bisher immer fein davor gedrückt. Sieh es als Strafe für dein Zuspätkommen an.“ Sie grummelte leise vor sich hin, während Sasuke wortlos los lief. „Hey!“, schrie sie ihm hinterher und holte ihn mit wenigen Schritten ein. Sie hörten noch eine Weile das laute Geplauder und Albern der anderen, bis sie etwas weiter in das kleine Waldstück kamen und die Stimmen nur noch kläglich an ihre Ohren drangen. „Ich nehm die kleinen Stücke, du nimmst die großen.“, entschied Sakura, bückte sich und hob ein kleines, schmales Stück Holz auf. Sasuke ließ ein kleines Lachen ertönen, ehe er mit einem Blick auf das kleine Stück deutete, dass in ihren Händen lag: „Das kannst du nicht als kleines Stück Holz bezeichnen.“ Sie schob ihre Unterlippe hervor: „Als was denn dann, du Besserwisser?“ „Zahnstocher.“ „Was?“, schnippisch rümpfte sie ihre Nase. „Damit kannst du kein Feuer machen.“ „Doch. Ich schon.“ „Das will ich sehen.“ „Pah.“ Es vergingen einige Minuten des Stillschweigens, bis sie beide mehrere Stück Holz in den kleinen Korb legten, den sie von Naruto mitbekamen. „So. Das dürfte reichen.“, lächelte Sakura und rieb sich die dreckigen Hände. Sasuke nickte stumm, hob den Korb in die Höhe und machte sich daran, weiter zu gehen. „Hey. Mensch, Sasuke!“, knurrte Sakura, tat einen Schritt nach vorne und wollte ihn gerade am Arm packen, als sie über eine hochstehende Baumwurzel stolperte. Nach Halt suchend packte ihre Hand den Arm Sasukes, ihre langen Fingernägel bohrten sich schmerzhaft in dessen Fleisch und zu überrascht um zu handeln, ließ er den Korb fallen, drehte sich gleichzeitig in ihre Richtung und lag nur wenige Millisekunden unter ihr. „Mhm.“, stöhnte sie leise und stemmte sich mit ihren Händen auf seiner Brust ab. Perplex starrten seine onyxfarbenen Augen den ihren entgegen. „Ähm. Sasuke. Warum liege ich ... über dir?“ Seine Augenbrauen zogen sich genervt zusammen: „Weil du deine Augen wieder nicht aufmachst.“ „Ach?! DU hättest ja nicht einfach loslaufen müssen!“ „Du hättest auch mir einfach stillschweigend folgen können, anstelle deine Mörder-Fingernägel in mich zu bohren!“ „Hah. Das hast du verdient! Außerdem könntest du ruhig netter sein!“ „Findest du es nicht nett, dass ich dich gerade am Leben lasse, obwohl du mich als Matratze benutzt?!“ „Geh weg von mir, du Tölpel!“, brummte Sakura und runzelte wütend ihre Stirn. „Sakura.“ „Sprich mich nicht mehr an!“, knurrte sie und ihre Wut stieg, als sie sein Augenrollen bemerkte, „Was, Uchiha?!“ „Du liegst auf mir.“ Überrascht weiteten sich ihre Augen, ihr Gehirn begann zu arbeiten. „Ich... liege... immer noch... auf dir?“ „Ja, verdammt.“, stöhnte er genervt und schloss die Augen. Schnell sprang sie auf, klopfte sich den nicht vorhandenen Dreck von ihren Shorts und nuschelte ein leises „Sorry.“ Sie war mir damals verdammt nah. Wir hatten beide nicht bemerkt, dass wir uns mit unseren Köpfen immer näher kamen. Wenn ich jetzt so daran denke, dann kann ich nur leise lachen. Naiv. Ja. Wir waren beide naiv. Beide so blind. Und unbeholfen. Und es war dort das erste Mal, dass dieses Kribbeln von mir Besitz nahm, alles einnahm, für sich beanspruchte und weil ich das nicht wollte, dieses Gefühl, wurde ich wütend. Wütend auf mich selbst, weil ich es zugelassen hatte, dass dieses Kribbeln eine Gänsehaut verursacht hatte. Ich redete kein Wort mehr mit ihr auf dem Rückweg. Gemeinsam sammelten wir die verstreuten Holzstücke auf und beförderten sie wieder in den Korb. Sie lief mit viel Abstand, achtete auf jeden ihrer Schritte. Als wir ankamen, hatten die anderen bereits die Zelte aufgestellt und sich umgezogen, um der heißen Sonne zu trotzen und ins Wasser zu springen. Ich tat dies nicht. Ich verkroch mich unter eine der dicken Bäume, die einen angenehmen Schatten warfen, lehnte mich gegen den Stamm und genoss einfach die Ruhe. Genoss die Pause, die ich dadurch von ihr erhielt. Ich konnte wirklich nicht damit umgehen. Werde ich wohl nie können, denn selbst jetzt fällt es mir noch sehr schwer. Besonders, als ich zum ersten Mal wirklich auf ihren fraulichen Körper achtete. Aus der Ferne. Und meine Güte, ich war froh, dass ich nicht näher bei ihr war. Denn schon allein ein kleiner Blick reichte, ein kleiner Gedanke genügte, dass es unter meiner Haut erneut zu Kribbeln begann. Und dieses Gefühl war lediglich unter meiner Haut. ... In meinem Herzen sah es ganz anders aus. Kapitel 5: Connection --------------------- huch ich würd sagen, diesmal ging es schneller, dank meines lieben gummibärchen =) dieses kapitel gehört allein dir, =) enjoy reading Connection Ich denke oft und gerne an das zurück, was damals war. Die Zeit, bevor man uns die Verbote aufschrieb und uns dem beraubte, was wir erst neu entdeckten – wir beide, zum ersten Mal. Ich genieße die Gedanken, die Erinnerungen und denk so oft an sie zurück. An unsere gemeinsame Kindheit, in der keiner von uns nur im Geringsten hätte erahnen können, was Jahre später zwischen uns entstand oder besser gesagt, sich zeigte. Ich hatte mich schon seit meinem 16. Lebensjahr nach etwas gesehnt, so stark und ausgerechnet sie hatte diese Sehnsucht gestillt. Und dabei nicht viel getan. Nein. Man könnte sagen, sie hat sich in mein Herz geträumt. So fein und wunderschön, gleich eines innigsten Wunsch, den man hegt, aber nie gewillt ist, laut auszusprechen, geschweige denn näher darüber nachzudenken. Und ausgerechnet an unserem Wochenende am See, bei dem all unsere gemeinsamen Freunde dabei waren, änderte sich mein Bild von ihr fast komplett. Ich redete mir zwar noch immer ein, sie wäre meine Spielkameradin aus dem Kindergarten, doch war mir innerlich bewusst, dass ich mich selbst belog. So, wie jeder Mensch sich selbst belog, um dem Unwissen über alles und jeden, aus dem Weg zu gehen. Sich davor zu verstecken. Im Grunde genommen war ich nie viel anders, als die anderen Menschen um mich herum, die ich aufgrund ihrer Denkweise gerne aus dem Weg ging. Nun. Heute weiß ich, wie falsch mein Denken war – in so vieler Hinsicht. Ich saß den gesamten Mittag unter dem Baum, genoss den kühlen Schatten und beobachtete sie und speicherte alles ab, was mir auffiel. Dinge, die ich sonst geflissentlich ignorierte. Ihre Augen leuchteten, wenn sie in die Sonne schaute. Ihr Lachen wurde lauter, höher und piepsiger, wenn man sie kitzelte. Ihre Nase rümpfte sich, wenn die Sonne sie zu sehr kitzelte. Ihre Stirn legte sich in Falten, wenn man sie unter Wasser tauchte und sie hitzköpfig auf den Schuldigen zuschwamm. Ja. Sakura Haruno. Sie verdrehte mir den Kopf, ohne es zu wissen, zu bemerken. Selbst Worte waren nicht notwendig. Allein meine Träume brachten mich immer und immer wieder zu ihr. „Naruto Uzumaki!“, ihre Stimme überschlug sich, als die Rosahaarige in Richtung des blonden Chaoten schwamm, „Das wirst du mir büßen! Niemand, aber wirklich niemand, taucht mich ungestraft unter Wasser!“ Naruto lachte laut, zeigte frech die Zunge und schwamm vor der aufgebrachten Haruno weg. „Naruto! Sakura! Hey!“, fiepte Ino, die unweigerlich in deren kleinen Kampf hineingezogen wurde. „Warum gehst du nicht ins Wasser, Sasuke?“ Der Schwarzhaarige öffnete seine Lider und bedachte Hinata mit einem etwas müdem Blick: „Keine Lust.“ „Du bist immer so in dich gekehrt.“, lächelte Hinata und setzte sich auf das Handtuch, das sie ausgebreitet hatte. „Schon verrückt.“, kicherte sie und betrachtete den blonden Uzumaki. Verwundert hob sich Sasukes Augenbraue: „Was ist verrückt?“ „Wenn man dich und Naruto nebeneinander stellt, dann würde man sicher niemals denken, dass ihr... hm... die besten Freunde seid.“ Sasuke lachte kurz auf: „Glaub mir Hinata, manchmal wundere ich mich selbst.“ Hinata schloss ihre Augen und strich sich einige der nassen Haarsträhnen hinters Ohr: „Gegensätze machen doch eine Freundschaft aus. Oder nicht? Der andere gibt dir das, was du nicht hast.“ Sasuke nickte, während er dem Trubel im Wasser folgte. „Sakura ist auch komplett anders, als ich.“, lachte sie nun und griff nach der Wasserflasche, die neben Sasuke stand. Die Mittagszeit an jenem Tag verging schnell und ließ die anderen schon bald aus dem Wasser treten. Während die Mädchen sich ins Zelt verschlugen, um sich dort umzuziehen und wie immer zu tratschen, begannen wir damit, alles für das Abendessen und das Lagerfeuer vorzubereiten. Es war schon immer so, dass die Zeit schneller verging, je mehr Spaß man hatte und so verwunderte es niemanden, dass schon bald die Sonne kaum noch sichtbar war und von Minute zu Minute schwacher wurde. Von draußen konnte man deutlich das Lachen der Mädchen hören – allem voran ihr Lachen, dass in meinen Ohren immer und immer wieder zu hören war. Ich speicherte den freudigen Klang ab und ich werde ihn sicher nie vergessen. Es war so frei von allem. Auf mich wirkte es immer so, als würde Sakura eine Art Maske aufsetzen, mit der sie versuchte, allem Gerede auszuweichen. Immerhin sprach sie nicht gerne über die Verhältnisse, die sie zuhause hatte. Sie sprach nie darüber, wie allein sie sich fühlte und keiner von uns konnte überhaupt erahnen oder ermessen, wie schwer diese Last auf ihren zierlichen Schultern lag. Während die Damen der Schöpfung nach geraumer Zeit aus dem Zelt hervortraten, hatten wir bereits das Feuer angefacht und saßen plaudernd auf den Baumstämmen, die Shikamaru und Neji gemeinsam heranrollten, um uns eine Sitzmöglichkeit zu verschaffen. Sakura hatte lediglich ihre Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen gebunden, wie am Morgen trug sie ihre Shorts und ein dunkles T-Shirt. Ich kann mir selbst nicht genau erklären, warum ich mir das gemerkt habe. Ich schiebe es auf mein fotografisches Gedächtnis, das mich selten im Stich ließ. Der Himmel verfärbte sich langsam in ein zartrosa, wies an einigen Stellen noch die orange-gelbliche Farbe des Glutballes auf und tauchte den Abend in ein wunderschönes Bild. Knisternd flogen die Funken, verteilten eine kurze Hitze, bis sie sich in der Luft gänzlich aufzulösen schienen, während der Kessel mit Suppe köchelnd über dem Feuer hing. Laut erzählend, lachend und witzelnd wurde der Abend von Heiterkeit erfüllt. Immer untermalt vom angenehmen Knistern und Flackern des Feuers. „Hey, könnt ihr euch noch an den letzten Frühjahrsputz in der Schule erinnern?“, gluckste Shikamaru heiter und schöpfte sich erneut eine Schale voll Suppe. „Du meinst, als Naruto über die ganzen Eimer geflogen ist?“, grinste die blonde Yamanaka, während Naruto schnippisch seine Unterlippe hervor schob. Kopfschüttelnd grinste Sasuke, während er aufstand und seine Suppenschale in den kleinen, gelben Bottich stellte, in dem am Morgen das benutzte Geschirr gespült wurde. Sakura folgte dem Uchiha stillschweigend, schmunzelte noch aufgrund der protestierenden Laute des Uzumakis. „Sasuke?! Holst du die Gitarre?“, rief Temari laut und stupste Naruto an die Wange, „Wenn du spielst, wird Naruto nicht mehr böse auf uns sein.“ Ohne eine Antwort zu geben, lief Sasuke zum dunkelblauen Zelt, kroch kurz hinein und schnappte sich die braune Gitarre. Er hatte nicht bemerkt, dass Sakura ihm gefolgt war und erschrak für wenige Sekunden. „Du gehst mir aus dem Weg, Sasuke.“ Er kräuselte seine Stirn und zuckte mit den Schultern: „Ich weiß wirklich nicht, was du meinst.“ „Ach komm schon.“, brummte sie und verschränkte ihre Arme vor der Brust. „Du bildest dir zu viele Dinge ein.“ „Und du solltest endlich mal öfter den Mund aufbekommen.“ „Das kann ich gerne zurück geben, Sakura.“ Sie verzog ihr Gesicht und betrachtete den Boden. „Na los. Die anderen warten schon.“, murmelte Sasuke und lief geradewegs an ihr vorbei. Murrend folgte sie ihm erneut und ließ sich neben ihn nieder. „Ok. Hau in die Tasten. Äh. Ich meine Saiten.“, kicherte Ino und lehnte sich an Temari, deren Augen gebannt auf Sasukes Finger lagen. Die gesamte Gruppe liebte es, wenn Sasuke wunderschöne, träumerische Klänge auf dem Instrument ertönen ließ und der blonde Chaot seine Stimme dazu brachte, jedem eine Gänsehaut zu verschaffen. Und so ertönte die angenehme Melodie der Gitarre, verschmolz schon nach den ersten paar Takten mit Narutos Stimme, während der Spieler und der Sänger wie in Trance fielen und alle dazu brachten, gebannt zu lauschen. Wie gefesselt betrachtete Sakura den Schwarzhaarigen, prägte sich jede noch so kleine Veränderung seines Gesichtes ein. Wie er leicht mit der Melodie wippte, sein Gesicht sich entspannte, während seine Augen nur halb geöffnet waren und durch das prickelnde Feuer einen mysteriösen Glanz annahmen. Eine Gänsehaut breitete sich auf der blassen Haut der Rosahaarigen aus, während ein zaghaftes Lächeln ihre Züge wärmer erscheinen lies und sie sich nun vollends den ruhigen Klängen hingab, die sich still und leise in ihr Herz schlichen und sie erneut ein vollkommen anderes Bild von dem jungen Uchiha erhielt: Ein heranwachsender Mann mit Emotionen, die voller Ehrlichkeit erstrahlten, sobald seine Finger die dünnen Saiten berührten, zupften und Töne entstehen ließen, die alles in ihr erreichte. Ihr Herz. Ihre Seele. Ihr Ich. Wie immer saßen wir bis in die späten Stunden wach am Lagerfeuer. Machten Musik, scherzten, genossen die Zeit der Jugend – so unschuldig und rein. Kurz nach Mitternacht gingen alle in ihre Zelte – bis auf mir und Sakura. Sie bedachte das langsam erlischende Feuer mit einem verträumten Blick. Es war mir, als hätte sie gar nicht bemerkt, dass alle zu Bett gegangen waren. Ich war immer der Letzte und so war es für die anderen kaum verwunderlich, dass ich noch immer still da saß. Sakura träumte still weiter, während ich meine Gitarre zur Seite legte und ihr einen Blick von der Seite zuwarf. Und ohne, dass ein Ton meine Lippen verließ, schrak sie hoch und starrte mich fragend an. Niemals werde ich die Frage vergessen, die sie mir gestellt hatte. Und ihr Blick. Das Glänzen ihrer Augen, dass sanfte Schimmern. „Warum machst du Musik, Sasuke-kun?“ Sie war der erste Mensch, der mir diese Frage stellte. Der erste Mensch, dem ich sogar geantwortet hatte, wenngleich ich mir immer wieder dumm vorkam. Es ging mir nicht um den Status, den ich erhielt. Welche Frau stand nicht auf einen verwegenen Musiker?! Nein. Das war nicht der Grund. Es war ein ganz einfacher, simpler Grund. „Weil die Musik uns verbindet.“ Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, während sie aufstand und ihre Shorts abklopfte: „Ich werde wirklich nicht schlau aus dir.“ „Hn.“ Sie lachte leise auf und strich sich eine Strähne hinter das Ohr: „Denk jetzt nichts Falsches, aber... wenn du so bist, wie jetzt... dann kann ich dich eigentlich ganz gut leiden.“ Sein Blick legte sich auf den silbernen Eimer voll Wasser und er zuckte mit seinen Schultern. „Du könntest ruhig mal danke sagen, Sasuke.“, kicherte sie, „Ich geh schlafen. Gute Nacht.“ Noch während Sasuke den Eimer Wasser über das Feuer schüttete und somit eine kleine Rauchwolke entstehen ließ und Sakura die Zeltwand schloss und er zu ihr hinauf schauen konnte, flüsterte er leise und ungehört das kleine Wort, das sie so gerne gehört hätte. „Danke, Sakura-chan.“ Ich war immer der Ansicht, dass das schönste Geschenk Gottes die Fähigkeit war, anderen Menschen zu zeigen, nicht zu sagen oder zu demonstrieren, nein – zu zeigen, dass man gerne mit ihnen zusammen war. Das man gerne mit ihnen verbunden war – nicht auf ewig, aber solange, wie es möglich war. An diesem einen Abend da spielte ich allein für sie und ich hielt ihr somit zum ersten Mal meine Hand hin – wenn auch unsichtbar. Ich erlaubte ihr die Verbindung. Eine Verbindung, die längst bestand und immer bestehen würde, selbst wenn es das Schicksal uns nicht vergönnte. Selbst wenn unsere Eltern es uns nicht gönnten. Niemand kann eine Verbindung zerstören, zerreißen oder zunichte machen. Nein. Keiner kann das. Denn sie war nicht bereit dazu und ich auch nicht. Unsere Verbindung, die von Tag zu Tag mehr an Tiefe gewann... unsere Verbindung, die uns schon Wochen später Schmerzen zufügen würde, weil sie nicht fortgehen wollte... Kapitel 6: Pact --------------- Manchmal geschehen im Leben unverhoffte Dinge. Dinge, die man niemals erwartet hätte. Dinge, die alles irgendwie verändern. Die Welt dreht sich. Immerzu. Bleibt niemals stehen. Und so wie die Welt sich dreht, so drehen wir uns auch. Wir drehen uns aufgrund unserer Veränderungen. Kleine, heimliche Veränderungen – ja, gleich einer festen Entscheidung. Die Entscheidung der Veränderung. Wie oft gibt es einen Wechsel unserer Entscheidungen? Alle paar Minuten? Stündlich? Ich glaube, man kann nicht einmal erahnen, wie oft wir diese Veränderung zulassen, nur um sie wenige Sekunden später erneut zu verwischen, um der nächsten den Platz freizuhalten. Verrückt. Ich wusste nicht, warum ich mir über solche Dinge überhaupt Gedanken machte, während alle anderen noch im Tiefschlaf waren. Am nächsten Morgen saß ich am See. Betrachtete das feine, träumerische Glitzern des Wassers, während das schwache Sonnenlicht es zu erwärmen versuchte. Die kleinen Welle,, die entstanden, wenn ich die Steine hineinwarf, schienen zu tanzen. Voller Vorfreude auf den heutigen Tag. Selbst in mir war dieses angenehme Kribbeln im Bauch. Ich gab es nie wirklich zu, aber ich liebte die sorglosen Minuten und Stunden, die ich mit meinen Freunden verbrachte. Ich wusste schon damals, was mich erwarten würde, sobald ich die Schule beendet hatte. Mein Bruder Itachi hatte sich geweigert, das Erbe meines Vaters irgendwann anzunehmen. Die Enttäuschung im Gesicht meines Vaters war groß. Viel zu groß. Ich weiß, dass man sein Leben selbst entscheiden muss, selbst entscheiden sollte, aber seit meine Mutter verstarb, hatte ich in mir den Wunsch, meinen Vater glücklich zu sehen. Als Itachi meinem Vater sagte, dass er niemals die Firma übernehmen würde, da sah ich in den dunklen Augen meines Vaters, dass etwas in ihm ... hm... einen Riss erhielt?! Enttäuschung. Ja. Und dann glitt sein Blick zu mir, voller Hoffnung, voller Glanz. Das war der letzte Tag, an dem ich sein hoffendes Augenschimmern sah. Nur zwei Tage später sprach mich mein Vater an, erklärte mir, wie viel die Firma wert war. Ich war 13 Jahre alt. Und mit diesem Tag erklärte er mir meine Zukunft, mein Leben. Ich hatte andere Pläne. Als kleiner Junge. Nur zu gern wäre ich Musiker geworden. Ich wollte so viel lernen, so viel. Ich wollte mit der Kunst leben. Die Kunst Musik zu machen, die Kunst, Bilder im Kopf eines jeden entstehen zu lassen. Doch die Enttäuschung über Itachi und die Hoffnung, die er in mich – seinen jüngsten Sohn, legte, hatte sich in mein Gehirn eingebrannt. Ich wollte ihn glücklich machen, ihn stolz machen, ihm der Sohn sein, den er wollte – sich wünschte. Also hatte ich nichts gesagt. Nie von meinen Ideen, meinen Plänen geredet. Es war alles fest geplant. Nach meinem Schulabschluss – den ich wirklich gut abschließen werde – würde ich studieren gehen. International Business. Ein Schauer läuft mir noch heute über den Rücken. Solch ein trockenes Gebiet. Englisch. Zahlen. Das war nichts für mich, auch wenn alle Welt glaubte, ich wäre der rationale Typ. Na schön, okay, ich bin eher der rationale Typ, wenngleich ich sagen muss, dass ich auch gerne auf die andere Gehirnhälfte vertraue. Ich kann dem Rationalen entgehen, wenn ich Musik mache. Mit der Musik kann ich meine Emotionen Freiraum geben. Ich kann wirklich ich sein. Ich sprach selten über dieses Thema. Manchmal, wenn Naruto und ich einfach auf der Terrasse saßen und die vielen Blumen betrachteten, die in einem wunderschönen Leuchten den Garten verschönerten, dann sprachen wir über unsere Zukunft. Kaum zu glauben, dass Naruto einmal Lehrer werden will. Verrückt. Erst jetzt bemerke ich, dass ich ... mehr die anderen im Vordergrund halte. Für meinen Vater werde ich gute Noten erzielen. Ich werde für ihn studieren. Ich werde für ihn die Firma übernehmen. Für meine Mutter werde ich sooft es geht, Blumen pflanzen. Ich werde für sie immer die Blumen gießen. Die Zeit, in der ich einfach ein normales Teenagerleben führen konnte, waren längst vorbei. Sakura Haruno war gleich. Oder nein, eher ähnlich. Ihre Mutter war einfach verschwunden, spurlos und man kann ihr deutlich ansehen, dass sie diesen Verlust nicht wirklich verkraftet, verarbeitet. Aber ist es dann die richtige Lösung, einfach zu schweigen und darauf zu hoffen, dass sich alles ändert? Und genau jetzt kann ich offen und ehrlich sagen, dass Sakura Haruno mir ähnlicher war, als gedacht. Wir haben beide diese Hoffnung, das sich doch etwas ändert, aber wir beide klammern uns nur an der Hoffnung. Bleiben fest stehen, nein – drehen uns mit unseren wechselnden Entscheidungen. Aber im Gegensatz zu den anderen drehen wir uns im Kreis. Ja. Wir drehen uns. Bleiben stehen. Die anderen drehen sich. Gehen weiter. Ich hatte an diesem Tag nicht bemerkt, dass die anderen sich gähnend neben mich setzten, still wie ich den See betrachteten und den Anblick genossen. Wir saßen einfach still da. Genossen die Zeit, die wir gemeinsam hatten. Es war unser letztes Schuljahr – dann würden alle ihre Wege gehen. Alle würden ihre eigenen Wege gehen, ihr Pfad, ob steinig oder gut bepflastet. „Hey, Leute.“, unterbrach Naruto die Stille und schmiss einen Stein ins Wasser. Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht und er betrachtete seinen besten Freund, der stillschweigend weiterhin das Wasser betrachtete, „Wir bleiben Freunde. Solange wie möglich. Nicht wahr?“ Neji grummelte und stieß einen Seufzer aus, während er sein braunes Haar über die Schulter warf: „Was faselst du da, Naruto?“ Ein Lachen ertönte aus dem Mund des Blondschopfes: „Ich möchte nur sicher gehen, dass ihr alle wisst, das wir Freunde bleiben. Wir müssen Freunde sein.“ Sakura grinste und wuschelte ihm durch sein chaotisches Haar. „Naruto, das steht außer Frage.“, kicherte Ino und stubste Shikamaru an, der sich gähnend durchs Haar fuhr und nickte. „Wir werden zwar auseinander gehen – irgendwann, aber... wir sehen uns einfach wieder. Schließen wir einen Pakt.“, sagte Sasuke und blickte ins Gesicht von Naruto. „Einen Pakt?“, wiederholte Temari und betrachtete den jungen Uchiha fragend. „Ja. Du hast Recht, Sasuke. Schließen wir einen Pakt!“, lächelte Naruto breit und hielt seine Faust in den Himmel, „Wir werden uns regelmäßig sehen, hören, lesen, schreiben!“ „Wir bleiben in Kontakt!“ „Wir essen mindestens einmal in einem halben Jahr eine Schale Ramen!“ „Wir sind füreinander da!“ „Wir werden zusammen Spaß haben!“ „Wir werden gemeinsam die Hürden überwinden!“ „Wir bleiben Freunde. Freunde, solange es geht!“ Ja. Freunde bleiben. Aber was ist, wenn aus Freundschaft mehr wird, sich Liebe daraus entwickelt, aber die Liebe nicht erlaubt ist und dazu gezwungen wird, wieder „nur“ zur Freundschaft zu werden? Was, wenn man aus Selbstschutz, aus Angst vor dem Ungewissen, vor dem Wissen, was passieren könnte, die ungeschriebenen Grundsätze der Freundschaft ... vergisst, bricht? Was dann? Dann steht man wie ich, an diesem Hügel und betrachtet das weinende Mädchen, die gute Freundin, die Liebe. Und man denkt daran, was war. Was geschah. Überlegt, was man hätte anders machen können. Und dann wird einem bewusst, das man nichts ändern kann, was geschah. Die Vergangenheit liegt zurück, formte die Gegenwart und gab Anreiz zur Zukunft. Selbst jetzt, nachdem mir mehr Verbote und Gebote meinen eigenen Weg versperrten, hätte ich nie etwas anders gemacht. Hätte ich nicht so gehandelt, wie ich handelte, dann wäre mir nie bewusst geworden, wie wichtig das Herz ist. Wie wichtig die Gefühle sind. Wie wichtig es ist, das Rationale mit dem Emotionalen zu verbinden. Dann hätte ich so viel verpasst. Hätte nicht das gelernt, was mich heute stärker machte. Den Tag verbrachten wir entspannt im Wasser. Genossen die Zeit. Genossen das Leben. Und schon am nächsten Tag begann das Stück. Das Stück, das unser Leben veränderte, zum ersten Mal offensichtlich veränderte. So gut sichtbar, aber zu sehr versteckt vor unseren eigenen Augen. Aber unser Pakt bestand. Ein Pakt, ein Versprechen, das ich brach, als ich sie auf den Hügel trieb, mit meinen Worten, mit ihren Worten, mit deren Worte. "In zehn Jahren werden wir wieder herkommen und uns erzählen, was alles passierte. In zehn Jahren werden wir genauso hier sitzen, alle nebeneinander, im Sonnenlicht, die Hände in der Luft und mit einem Lächeln im Gesicht. Dann werden wir auf jeden Fall wieder zusammen sein! Egal, wohin unsere Wege uns führen.", lachte Naruto und schloss seine Augen, während auf den Zügen seiner Freunde ein zustimmendes Lächeln trat. Kapitel 7: Bad Kiss ------------------- „Von was handelt Romeo und Julia?“ Seit zehn Minuten hatte der Unterricht in der KonohaHigh begonnen. Mit müden und halb geschlossenen Augen lagen die meisten Schüler auf ihren braunen Schultischen, die bereits an einigen Stellen den Malkünsten einiger Schüler zum Opfer gefallen waren und lauschten der nachhallenden Stimme ihres Lehrers Kakashi. Der Raum war spärlich eingerichtet. An den weißen Wänden hingen Poster und Merkzettel, welche die Schülerinnen und Schüler anfertigten, um sich somit kleine, - von den Lehrern tolerierte, Spickzettel an die Wand zu heften. „Leute, ihr kennt doch alle Romeo und Julia.“, schnaufte Kakashi und sah begeisterungslos über die Köpfe der Jugendlichen, „Wenigstens einer? Kommt schon. Ich weiß, es ist früh, aber hey, werdet mal wach.“ Ein Brummen überflog die Tische und Stühle, ehe sich die Hand Inos hob und sie antwortete: „Romeo und Julia. Eine dramatische Liebesgeschichte.“ „Geht es nur um die Liebe?“, fragte Kakashi weiter und sah sie erwartungsvoll an. „Natürlich.“, kicherte sie. Kakashi schüttelte kaum merklich sein silbriges Haar und blickte zu deren Sitznachbarin: „Sakura, was sagst du? Geht es nur um die Liebe?“ Genannte schreckte aus ihrem Tagtraum, blinzelte ein paar Mal und betrachtete den Lehrer mit einem fragenden Blick. Kakashi schnaufte genervt und wiederholte seine Frage mit strengem Blick. „Nun. Ähm. Ich denke... Sehnsucht?“ „Sehnsucht. Ja. Was noch, Sakura?“ Sie legte ihren Kopf schief, schob ihre Unterlippe hervor und schien angeregt zu grübeln. „Hass!“, warf Naruto ein, der seinen Kopf auf seinen Händen abstützte und die Tafel anstarrte. „Gut, Naruto. Das nächste Mal bitte mit Handzeichen.“ Naruto grinste schief und stupste Sasuke an, der mit verschränkten Armen aus dem Fenster schaute. „Um was geht es noch? Sind es nur diese beiden Dinge, die deutlich in Shakespears Stück gezeigt werden?“ „Freundschaft. Wünsche. Ängste. Verbote.“, brummte Shikamaru, dessen Kopf bereits nach der ersten Minute der Stunde den Platz ermüdet auf der Tischplatte gefunden hatte. Kakashi nickte und kratzte sich am Kinn, während er sich die dicken Bücher schnappte, die mit blauem Band umbunden waren. „Es geht also hauptsächlich um Hass und Liebe.“, bemerkte Kakashi und starrte in die Runde, „Was genau ist Hass? Was ist Liebe?“ Sein Blick huschte von Schüler zu Schüler und blieb an Sakura hängen, die auf ein Kommentar von Ino leise kicherte. „Sakura? Was ist Hass und was ist Liebe?“ Sakura zuckte zusammen, ihr Mund öffnete sich, während ihre Gedanken kurz rasten. Die plaudernden Schüler verstummten und warteten aufgeregt auf Sakuras Antwort, die sich nervös die Lippen befeuchtete, während ihre grünen Augen sich auf die verdreckte Tischplatte konzentrierten. „Liebe und Hass sind Überbegriffe.“, begann sie, „Ich denke, dass man Hass und Liebe nicht wirklich fühlen kann. Nicht benennen. Sie stehen einfach... für alles.“ „Wie meinst du das, Sakura?“, fragte Kakashi und verlagerte sein Gewicht auf sein rechtes Bein. Interessiert wurde die Rosahaarige von ihren Mitschülern gemustert, ehe sie weiter sprach: „Nun ja. Man fühlt sich glücklich, wenn man bei der geliebten Person ist...“ Das Gefühl der Glückseligkeit. „... und man fühlt sich wohl.“ Geborgenheit. „Man vermisst die Person, wenn sie nicht mehr bei dir ist.“ Das Gefühl der Sehnsucht. „Das sind die Gefühle, die zur Liebe dazu gehören. Diese und noch viel mehr.“, lächelte Sakura und richtete ihr Augenmerk auf ihren Lehrer, der ebenfalls sanft lächelte. „Was ist dann mit dem Hass, Sakura?“, fragte er. „Der Hass. Hm. Ich denke, dass hierzu auch Gefühle gehören. Man ist verletzt, gekränkt, wenn die geliebte Person nicht das gibt, was du erwartest.“ Das Gefühl der Wut. „Wenn die Person nicht das sagt und tut, was du dir wünschst...,“ Die Enttäuschung. „und sobald man die Person mit jemand anderem sieht, dann wird man so... dann fühlt man sich komisch.“ Das Gefühl der Eifersucht. „All dies sind die Unterbegriffe, die dazu führen, dass wir lieben, dass wir hassen. Das glaube ich. Hass und Liebe gehören zusammen und sie sind wie Geschwister, die nicht ohne den anderen auskommen.“, beendete Sakura ihren kleinen Vortrag und schielte unsicher unter ihrem Pony hervor. „Das war bisher die beste Erklärung. Danke, Sakura.“ Ich hätte nie gedacht, dass Sakura so dachte und ich hätte noch weniger gedacht, dass Sakura all das offen sagen könnte. Vor allen. Sie öffnete sich für ihre Worte, doch sobald ihre Worte verschwanden, verblassten, nur noch leise im Raum nachhallten, war sie wieder die verschlossene Sakura, die uns allen nur etwas vorspielte. Seit dem Wochenende am See hatte ich nicht mehr mit Sakura gesprochen. Lediglich ein „Hallo“ hatten unsere Münder verlassen und wir waren stillschweigend auf unsere Plätze gegangen. „Das sind die Textbücher. Ihr wisst, dass unsere Klasse das Stück aufführen wird. Die Rollen wurden bereits verteilt. Lernt die Texte auswendig, beschäftigt euch mit der Geschichte und lernt die verschiedenen Charaktere kennen. Schnuppert für diese erste Stunde einmal in das Stück.“ „Wir kennen das Stück, Sensei.“, kicherte Ino und warf ihr blondes, leicht gelocktes Haar über ihre Schultern. Der Lehrer verzog seinen Mund, blieb vor ihrem Tisch stehen und antwortete: „Nun Ino. Ich bezweifle, dass es damals fetzige Musik gab, als Shakespear das Stück traditionell aufführen ließ.“ „Fetzige Musik?!“, lachte TenTen und schlug das Buch auf. „Ino, lies einfach das Buch. Es ist definitiv anders als die Verfilmung.“ „Die Verfilmung war gut.“, entgegnete die Blondine und legte das Buch vor sich. „Ino,“, brummte Kakashi, „Lies einfach das Buch. Selbst ein Leonardo D'Caprio kann den Romeo nicht so rüberbringen, wie es im Buch steht.“ „Das werden wir sehen.“, lachte sie keck und blickte ihn aus ihren hellen Augen an. Kopfschüttelnd ging er an ihrem Platz vorbei. "Zwei Häuser, gleich an Rang und Name, verdunkeln mit ihrem ewig währenden Hass die Stadt Verona. Jeder stellt sich zu Jemanden. Entweder man gehört den Montagues an oder den Capuletes. Hass, dies ist das einzige Gefühl, dass die Menschen dort kennen. Doch den Feinden entspringt ein Liebespaar. Romeo, ein Montague, schleicht sich heimlich auf ein Kostümfest der Capulets und trifft auf die schöne und junge Julia. Doch ihre Liebe steht unter einem unglücklichen Stern. Ihre starke Sehnsucht zu dem jeweils anderen, zerreißt beide fast. Als nun ein Streit auf dem Marktplatz ausbricht, zwischen Romeo und Tybalt, ein Vetter Julias, drängt sich Mercutio, Romeos bester Freund, in den Kampf und verliert sein Leben. Blind vor Trauer und Wut über den Tod seines Freundes ersticht Romeo Tybalt und wird daraufhin aus der Stadt Verona verbannt. Den Liebenden, die sich zuvor heimlich voller Ungeduld trauen ließen, bleibt nur eine kurze Nacht - ihre Hochzeitsnacht. Beim ersten Ton der singenden Lerche flieht Romeo schweren Herzens. Während seiner Abwesenheit hält der junge Paris um Julias Hand an und deren Eltern drängen zur Hochzeit. Julia erträgt es nicht, von ihrem Geliebten getrennt zu sein und lässt sich daraufhin einen Trank geben, der sie in einen todesähnlichen Schlaf versetzt. Romeo sollte einen Brief erhalten, der ihm sagt, dass sie auf ihn warten würde, doch durch unglückliche Zufälle erreicht ihn der Brief nicht und Romeo lässt sich ein schnelles Gift geben und geht zu seiner todgeglaubten Julia. Dort trifft er auf Paris, der ein Gefecht anzettelt und daraufhin tödlich verletzt wird. Romeo schluckt das Gift und als Julia erwacht und erkennt, dass ihr Plan nicht aufgegangen war, ersticht sich schweren Herzens mit Romoes Schwert. Endlich, über den Leichen ihrer Kindern, die Sinnlosigkeit ihres eigenen Hasses bekennend, versöhnen sich die Montagues und Capuletes.", erhellte Kakashis Stimme den stillen Raum. „Shakespear stand auf Drama.“, flüsterte Sakura und blickte ihre blonde Freundin an, die vertieft das Spiegelbild von sich betrachtete. Es war Montag und die Schüler waren alle noch geschlaucht vom Wochenende. Alle Lehrer hassten die ersten beiden Unterrichtsstunden, denn kein Schüler war dort wirklich zu gebrauchen. Dennoch redete Kakashi ungehalten über das Stück, stellte die einzelnen Charaktere vor, versuchte das Stück seinen Schützlingen nahe zu bringen, auch wenn er wusste, dass seine Worte auf taube Ohren stoßen würden. „Ich möchte, dass das Stück ein voller Erfolg wird.“, sagte Kakashi, starrte auf die Uhr, deren Zeiger nur noch fünf Minuten laufen musste, um die Pause anzukündigen. Ein Seufzen entfloh seiner Kehle: „Na gut. Raus. Geht in die Pause. Aber seid bitte dann mit dem Kopf wieder bei der Sache, wenn ihr zurück kommt.“ . . . . . . Gleich einer innigen, hitzigen Umarmung prasselte das heiße Wasser auf ihren Körper. Der feine Nebel, der durch die Hitze entstand, umhüllte ihren nackten Körper, streichelte ihn, um wenige Sekunden später eine feine Kälte an ihre Haut eindringen zu lassen, die wiederrum vom Wasser vertrieben wurde. Sie strich über ihr Gesicht, fuhr über ihr Haar und strich somit den Pony fort, der ihr klebrig an der Stirn hing. Seufzend schloss sie die Augen und richtete ihren Kopf in die Höhe, um das Wasser über ihr Gesicht streichen zu lassen. Es perlte über ihre Stirn, hinab zu ihrer Nase, fuhr über ihren Mund und tropfte von ihrem Kinn herab. Ihre Zunge fuhr über die Lippen, genossen die Wärme, die sich darauf legte und genoss die Hitze, dieses Kribbeln, dass sich durch ihre Poren schlängelte, in ihr Innerstes drang und dort alles in ihr zum Kochen, zum Brodeln brachte. Oder war es der Gedanke an einen guten Freund, der mit freiem Oberkörper in der Sonne rannte? Oder war es der Gedanke an einen guten Freund, dessen feine Muskeln fast tänzerisch seinen Körper zur Schau stellten? Oder war es der Gedanke, dass der gute Freund, den sie des Öfteren nicht zu mögen schien, ihr Romeo war? Schlagartig veränderte sich etwas in ihr. Sie riss ihre Augen auf, blickte zu ihren Füßen und starrte den weißen Schaum an, der an ihrem Körper hinab glitt. Sie seufzte und ließ ihre Arme links und rechts neben ihrem Körper baumeln, während das Wasser noch immer ihre Haut benetze. Aufgrund einer Änderung im Stundenplan wurden die Sportstunden am Nachmittag vorverlegt und so hetzte ihr überaus faszinierter Sportlehrer die Schüler über den Sportplatz. Nun ja, jedenfalls die Mädchen. Die Jungs der Klasse durften Fußball spielen und mithilfe der sich senkenden Sonne zogen sich die meisten Jungs bereits nach wenigen Minuten das Shirt über den Körper, was einige der Mädchen verliebt aufquietschen ließen. Sakura fuhr sich erneut über ihr nasses Haar und verdrängte den Gedanken an den Schwarzhaarigen – leider ohne Erfolg. Wieder glitten ihre Erinnerungen zu dem Uchiha-Sprössling, der völlig vertieft den Ball vor seinen Füßen herkickte. Wie feine Schweißperlen glitzernd auf seinen Muskeln sprangen und seine Wangen leicht gerötet waren. Sie schüttelte den Kopf. Sie hatte sich selbst immer wieder dabei ertappt, wie ihre Blicke sich magnetisch an seinen Körper hefteten und kämpferisch versuchten, dort zu bleiben. Um diesen merkwürdigem Gefühl, das sich in ihrem Magen ausgebreitet hatte, zu entgehen, bat sie den Lehrer um einen früheren Unterrichtsschluss für sie, da sie angeblich leichte Schwindelgefühle plagten. Nun war sie also seit geschlagenen 15 Minuten bereits in der Umkleide und ihre Gedanken kreisten nur um ein Thema: Sasuke Uchiha. Seit sie ihn in einem anderen Licht entdeckte, ihn dort fand, hatte sie immer häufiger den Drang, einfach bei ihm zu sein. Selbst Schweigen würde sie nicht stören, solange sie seine Gesellschaft genießen konnte. Hinzu kam ihr für sie merkwürdiges Verhalten, welches sie in den Unterrichtsstunden zuvor an den Tag legte. Sie hatte das gesagt, was sie wirklich dachte. Hatte sich somit dem Strom entzogen, der alle Menschen dazu trieb, das Gleiche zu denken und zu sagen. Erneut entwich ihrer Kehle ein tiefes Seufzen und ihre grünen Augen wurden geschlossen. Wenn man verliebt ist, wenn man liebt... dann hasst man auch. Nein. Dann hat man dieses Gefühlswirrwarr, das ich wirklich verabscheue. Deshalb zog ich es immer vor, keine engeren Beziehungen zu Frauen aufzubauen. Ich meine damit eine Liebesbeziehung. Hin und wieder hatte ich Spaß, ja. Welcher junge Kerl würde das nicht auch so machen? Warum sollte man sich mit solch jungen Jahren überhaupt binden!? Dennoch hatte ich den Wunsch, dass mich ein Mädchen – eine Frau – so betrachtete, wie all die anderen Mädchen an der Schule. Ich spürte ihre Blicke auf meinem Körper, als wir am Tag der ersten Probe beim Sportunterricht waren. Es war fast so, als würden ihre Blicke, ihre Augen, mich verschlingen, mir zeigen, dass ich allein ihr gehörte. Oder war es mein laut pochendes Herz, das mir das sagte? Mir zuflüsterte? Genau aus diesen Gründen zog ich es schon immer vor, keine Bindungen einzugehen. Genau aus diesem Grund. Dieses dumme Herzpochen. Dieses dumme Schmetterlingsgefühl. Diese dumme Wünsche, nah beim anderen zu sein. Meine Güte. Ich war schon damals abhängig von Sakura Haruno und diese Abhängigkeit, die mich wirklich niederträchtig heimsuchte, trieb mich dazu, nach einer Weile einfach vom Platz zu rennen. Ich hatte behauptet, ich würde die Toilette aufsuchen. Tat ich natürlich nicht. Sakura hatte es geschafft, geschlagene 30 Minuten früher dem Unterricht zu entfliehen, was von einigen ihrer Mitschülerinnen missbilligende Blicke aufs Gesicht zauberte. Für gewöhnlich war Sakura bereits nach zehn Minuten wieder an der Seite und betrachtete Ino schadenfroh, die sich mit den Runden abquälte, die sie noch zu laufen hatte. Doch nach zehn Minuten war sie nicht aufgetaucht. Und ich hätte mich ohrfeigen können. Denn ich ging zur Damenumkleide. Klopfte daran. Und als das schwache „Ja“ ertönte, hätte ich mich umdrehen und gehen müssen. Ich tat es nicht. Denn mein Herz klopfte wilder als sonst. Und dann entschied mein dummes, kleines Herz, dass ich eintreten sollte. Und dann hörte ich das leise Krachen in meinem dummen, kleinen Herzen, denn Sakura Haruno saß lediglich mit einem Handtuch um ihren Körper auf dem kalten Boden, schielte unter ihren nassen Haaren hervor und blickte mich mit entsetzten Augen an. Nein. Es waren nicht die entsetzten Augen, die mir dieses Krachen in meinem Herzen schenkten. Es waren die verquollenen Augen, die rot unterlaufen waren. Sie hatte geweint. Erschrocken blickte sie ihn von unten herauf an, betrachtete seine Augen, die für einen Moment ebenso schockiert waren, wie die ihren. Er schüttelte seine schwarze Haarpracht, kniete sich auf den Boden und schaute sie für einige Sekunden stillschweigend an, ehe er seine große Hand anbot. Sakura ergriff sie scheu, stand wackelig auf und drückte ihre Hände unsicher gegen ihr Handtuch, während ihre grün-schimmernden Augen versuchten, aus seiner Mimik zu lesen. „Warum sitzt du auf dem Boden? Du wirst nur krank, wenn du dich nicht anziehst.“, bemerkte Sasuke monoton und blickte sich in der Kabine um. Als er Sakuras Tasche entdeckte, griff er danach und hielt sie ihr hin. „Zieh dich an.“, befahl er und sie nickte stumm. Sein Blick überflog noch einmal Sakura, ehe er sich auf dem Absatz umdrehte, und mit schnellen Schritten die Umkleide verließ. Sakura holte tief Luft. Sie konnte sich selbst nicht erklären, was mit ihr war. Als sie unter der Dusche stand, überwältigten sie all die Gefühle, all die versteckten Gefühle, die sie jahrelang unter Kontrolle hatte. Sie konnte nicht anders, als einfach das Handtuch schnappen und es sich umwickeln und obwohl sie sich einfach nur schnell umziehen wollte, schlug sie mit ihrer flachen Hand gegen die rote Steinmauer der Umkleide, drehte sich um, ließ ihren Rücken das kalte Gemäuer spüren und fiel einfach zu Boden. Sie konnte ihre Tränen nicht stoppen. Konnte das Gefühl in ihrem Magen nicht stoppen. Konnte ihre Gefühle nicht länger verdrängen. Ich wollte nur noch schnell verschwinden. Jeder andere hätte anders gehandelt. Naruto zum Beispiel hätte ihr ein aufmunterndes Lächeln geschenkt. Hinata hätte ihre Wange gestreichelt. Ino hätte sie fest in den Arm genommen. Selbst der verschlafene Shikamaru hätte ihr wenigstens einen aufmunternden Klapps auf die Schulter gegeben. Und was tue ich? Ich befehle ihr, sich anzuziehen und verschwinde. Aber so war und bin ich nun mal. Ich flüchte davor. Es war unheimlich, dass ich Sakura immer in solchen Situation erwischte. Es war unheimlich, dass ich mich dadurch nur noch mehr zu ihr hingezogen fühlte. Abartig. Die restlichen Minuten zogen schnell dahin. Ich schaffte es nicht einmal mehr, Tore für meine Mannschaft zu schießen, weshalb ich mich für die letzten fünf Minuten auf die Bank setzte und den hechelnden Jungs zuschaute. Mein Gehrin verarbeitete jedoch die Informationen. Mein Herz verarbeitete das verquollene Gesicht von Sakura. Als wir alle geduscht und umgezogen waren, hatten wir noch genau eine halbe Stunde, bis der Nachmittagsunterricht beginnen würde. Da keiner von uns wirklich die Lust hatte, zu reden oder sonst etwas – der Sportunterricht hatte wirklich jeden geschafft -, beschlossen wir stillschweigend die Textbücher zu überfliegen, die uns Kakashi gab. Und als wir ins Klassenzimmer eintraten, erklärte uns Kakashi schon sofort, dass wir selbst heraussuchen dürfen, welche Szenen wir in den Stunden spielen durften. Natürlich wurde abgestimmt. Leider hatten wir mehr weibliche Personen in unserer Klasse. Leider hatten sie beschlossen, dass es diese eine Szene sein soll. Leider hatten sie beschlossen, dass die Kussszene den Anfang machen sollte. Und verdammt... ich hatte Vorfreude gespürt. „Ok, ok, ok. Dann würde ich sagen, dass ihr zwei mal auf diesen Stühlen hier Platz nehmt.“, erklärte Kakashi. Die Freude stand ihm ins Gesicht geschrieben, während er mit seinen Händen auf die Stühle vor dem Lehrerpult deutete. Seufzend stand Sasuke auf und setzte sich auf den linken. Sakura hingegen war still, setzte sich neben ihn und schielte schüchtern immer wieder zu dem Schwarzhaarigen Romeo, der alles andere als begeistert schien, doch innerlich nervös wie kein zweiter war. Kakashi ließ es sich nicht nehmen, dann doch noch Änderungen vorzunehmen und beförderte Sakura auf das Pult, das höher war, als alle anderen Tische. „Die Balkonszene muss glaubwürdig rüberkommen!“, fiepte er erfreut und setzte sich neben Naruto, dessen blaue Augen neugierig auf seine beiden Mitschüler lagen, die unsicher vor der Klasse stand. „Na los!“, lachte Ino und strich sich ihre blonde Mähne hinter das Ohr. „Du brauchst sie doch nicht drängen.“, meinte Hinata und senkte ihren Blick auf die Tischplatte. „Schätzchen, wenn ich sie nicht dränge wird das nie was.“, kicherte die Blonde daraufhin und stupste Hinata in die Seite. „Uuuund Action!“, sprach Kakashi, die Klasse verstummte, Sasuke und Sakura nahmen beide tief Luft und hoben das Textbuch vor ihre Augen. Der Text wurde ohne Emotionen und monoton vorgetragen und als beide die Textbücher niederlegten und die enttäuschten Blicke der anderen sahen, zuckten beide unbewusst mit den Schultern. „Nun ja. Das geht natürlich besser. Nun der Kuss.“, bemerkte Kakashi und legte seinen Kopf auf seine Hände ab. „Ein Kuss?“, quiekte Sakura entsetzt, „Nein! Niemals!“ „Ach komm schon, Sakura! Auf der Bühne musst du es auch machen.“ „Ich will ihn nicht küssen!“, erwiderte sie. „Küsst euch doch einfach.“, brummte Neji und schüttelte den Kopf. „Ein Kuss, dann ist der Unterricht vorbei. Einverstanden?“, schlug Kakashi vor und seufzte tief. „Na gut.“, antwortete Sakura und senkte ihren Blick. „Einverstanden.“, entgegnete Sasuke. Unser erster Kuss. Ich drehte mich zu ihr und blickte zu ihr nach oben. Sie beugte sich nach unten, ihre Augen glitzerten, während ihre Lippen leicht geöffnet waren. Die Röte auf ihren Wangen konnte sie nicht verbergen und ich bemerkte auch die feine Gänsehaut, die sich auf ihre Haut legte. Glaubt mir, in meinem Inneren sah ich bestimmt genauso aus wie sie, während ich äußerlich alles gut verstecken konnte. Und gerade als ich meine Lippen auf ihre legen wollte, da kam mir plötzlich die kleine, achtjährige Sakura in den Sinn, wie sie grinsend die Regenwürmer vor mein Gesicht hielt. Ja. Die Stimmung war hinüber. Dennoch legten sich meine Lippen auf ihre. Sie waren weich. Der Kuss endete schnell. Ich würde ihn eher als Küsschen bezeichnen. Oder besser: ein wirklich schlechter Kuss... Und ja. Ich würde das besser machen. Irgendwann. Dann, wenn mich kein achtjähriges Mädchen in Gedanken heimsuchte. Kapitel 8: Streets ------------------ Klangvoll, melodisch, künstlerisch, fantastisch, bezaubernd und einfach stimmig. Die Gitarrenklänge durchfluteten das helle, große Wohnzimmer. Wie in Trance wippten die Füße, nickten die Köpfe tänzerisch, genießerisch im Takt der Melodie. Laut, leise und einfach passend, wurden die Klänge gefüllt mit Emotionen, mit Gedanken, mit viel Herz und die Stimme sang dazu ein Lied, sang eine Geschichte und verfloss zu einem Fluss voller Schönheit. Manchmal findet man ein Lächeln auf den Straßen der Lügen. „Sag mal, Sasuke. Was ist eigentlich zurzeit mit dir los?“ „Wie meinst du das?“ Naruto stellte sein Glas auf den Tisch und lehnte sich in dem großen Sitzsack weiter nach hinten. Die Kerne, die darin waren, knirschten unter seinem Gewicht. „Du bist stiller als sonst.“, fuhr Naruto fort. „Stiller? Du irrst dich, Naruto.“ „Ach was, Sasuke. Ich bin nicht so dumm, wie manche es finden.“ „Glaubst du wirklich daran, dass Menschen sich plötzlich verändern?!“, stellte Sasuke die Gegenfrage und musterte den flauschigen Teppich. Naruto lachte leise: „Nein. Aber ich glaube daran, dass man sich langsam verändern kann. Ein bisschen. Aber alte Gewohnheiten kann man nie komplett abstellen.“ „Hn.“ Der blonde Junge schüttelte seinen Kopf, ließ das Wirrwarr auf seinem Kopf noch größer erscheinen, als es ohnehin schon war. „Heute kommt dein Vater, nicht wahr?“ „Ja. Heute.“ „Sakura kommt mich nachher abholen.“ Sasuke hob seinen Kopf. „Sie ist auch ganz schön merkwürdig geworden.“, bemerkte Naruto und lachte leise auf, „Ich hab Sakura versprochen, dass ich ihr helfe, ihr Zimmer zu streichen.“ „Ihr Zimmer streichen?“, fragte Sasuke verwundert, „Es wurde doch erst vor wenigen Wochen gestrichen.“ „Ja, wurde es. Sie will Hannah einen Schrecken einjagen.“, lachte Naruto und kratzte sich an seinem Kopf, „Eine Wand soll komplett schwarz werden.“ „Schwarz?“, wiederholte Sasuke und stellte die Gitarre zur Seite, die er seit einer Stunde auf seinem Schoß liegen hatte. „Ja. Warum ausgerechnet schwarz ist mir auch unklar.“, grinste Naruto und fuhr über sein Gesicht, „Bist du auch so müde wie ich?“ Mein Vater kam. Er sagte nur ein Hallo und verzog sich daraufhin sofort in sein Büro. Wer hätte gedacht, dass eine liebende Familie zu einer... hm... „falschen“ Familie wird, sobald jemand verschwindet und alles zurück lässt. Es war schon fast normal. Er war da, aber irgendwie war mein Vater Fugaku Uchiha noch immer fort. Als es klingelte, hatte er die Tür geöffnet und ich konnte deutlich die freundliche Stimme von Sakura hören. Und mein Vater führte sie in unser Wohnzimmer, betrachtete mich. Sah mich. Verzog das Gesicht. Und ich wusste, dass etwas nicht stimmte. Er hatte es bemerkt. Er hatte etwas bemerkt, bevor ich es bemerkte. Mein Vater sah, wie ich Sakura sah. Und als Sakura und Naruto verschwanden, da trat er näher zu mir. Sein Blick war ... voller Wut und Abscheu. Ich verstand es nicht. Verstand seine Worte nicht. „Sakura und du dürft nicht länger befreundet sein. Es ist falsch! Es ist eine Lüge! Ich lasse das nicht zu! Ich habe gesehen, wie du sie angesehen hast!“, brummte Fugaku Uchiha verstimmt und ließ sich auf den schwarzes Ledersessel nieder. „Was?“, fragte Sasuke verwirrt und blickte ihn von unten herauf an. „Du hast verstanden. Sasuke Uchiha. Du wirst mich doch nicht enttäuschen wollen!“ „Vater, ich versteh nicht ganz.“, bemerkte Sasuke. „Ich habe entschieden, dass ich jemanden einladen werde, Sasuke.“ „Jemanden einladen?“ „Mitsuko Tanasaki. Du wirst dich um sie kümmern. Ich habe großes mit euch beiden vor.“ Und ohne weitere Worte war er verschwunden. In seinem Büro. Und ich verstand nicht. Dabei hätte ich so gern verstanden. Er wollte nicht, dass ich ihn enttäusche und das saß. Ich tat das, was er mir befahl. Dennoch verstand ich nicht. Ich nahm lediglich meine Gitarre in die Hände und spielte. Vergaß alles und dachte dabei an so viel. Manchmal findet man wirklich ein wunderschönes Lächeln auf den Straßen, man sieht es, will es erwidern, doch dann erfährt man, dass sogar dieses Lächeln eventuell gelogen, verlogen ist und man will Luft holen, doch es geht nicht. Am nächsten Tag besuchte ich nicht die Schule. Mein Vater ließ mich krank schreiben und ich begleitete ihn zum Flughafen in die Stadt. Ich wollte nicht mit, aber er hatte wieder diesen Blick auf. Wer solche Eltern hat, ein Elternteil, bei dem man um Zuneigung und Anerkennung ringen muss, der wird sicher verstehen, wie sich das anfühlt. Man hat auf einer unverständlichen Weise eine riesige Wut für eben diese Person im Bauch, doch auf der anderen Seite weiß man ganz genau, dass bei der nächsten Gelegenheit wieder alles anders sein kann. Wenn man dann das Glitzern in den sonst so kühlen und kalten Augen sieht. Ja. Das ist wohl dann der Moment, in dem man die Wut scheinbar vergisst und auf den Boden seines Inneren sperrt, niederdrückt, verbannt, bis eben diese Gefühle schneller hinaufpreschen, als man sie zurückdrängen könnte. Wie eine Peitsche schneiden sie dann in dein Fleisch. Ich neige wohl gern zu Übertreibungen. Warum ich mit zum Flughafen musste? Wegen ihr. Mitsuko Tanasaki. Mein Vater ließ ihr sogar ein Zimmer neben meinem herrichten. Ich hätte wissen müssen, das es kein gutes Anzeichen war. Und ich hätte mir mehr Gedanken darüber machen müssen, was mir mein Vater einen Tag zuvor sagte, als Sakura noch bei mir war. Nur kurz. Aber ich war natürlich zu ignorant und egoistisch. Ich war zu sehr Ich. Hätte ich schon früher darüber nachgedacht. Früher und intensiver, als dann einfach alles einfach so wie einen Faustschlag zu spüren. Mitsuko war 17 Jahre alt. Haselnussbraunes Haar, blau-schimmernde Augen, die wie ein kleiner, blau glänzender Ozeon zu dir schwappte und dir Dinge zeigte, die in deinen eigenen Augen nie sein könnten. Sie war wunderschön. Sie war zierlich und so groß wie Sakura. Ihr Teint war leicht gebräunt, harmonierte perfekt mit ihrem Haar. Sie sah... gewöhnlich aus, doch auf eine Art wieder viel zu selten. Und ihr Charakter? Sie war die Hölle. Die reine Hölle. Und mein Vater ließ mich mit ihr alleine. Ließ mich mit ihr nachhause fahren, während ich in der Schule hätte sitzen müssen. Während ich bei ihr hätte sein können! Aber ich blieb bei dem „Monster“ und lernte sie kennen. Gott! Ich hätte flüchten müssen, als es mir möglich war. „Und hier wohnen wir also?“, fragte die Brünette mit hochgezogenen Augenbrauen und betrachtete das große Haus der Uchihas, das wärmend von der Sonne beschienen wurde und all seine Schönheit zeigte. „Ja. Das ist unser Haus.“, brummte Sasuke verstimmt und bewegte sich mit schnellen Schritten die Kiesauffahrt hinauf. In seiner rechten Hand hielt er ihren schwarzen, großen Koffer. „Warte doch! Sasuke-kun!“, schrie sie hinterher und sprintete so gut es ihr ging in ihren schwarzen Manolos die Auffahrt hinauf, knickte hin und wieder aufgrund des Absatzes ab. Schnaufend trat sie in das große Haus, folgte Sasuke geradewegs in das geräumige Zimmer, dessen weiße Wände strahlten. Die Vorhänge waren in einem satten Orange gehalten, während die Möbel in schlichtem Weiß das Zimmer noch größer erscheinen ließen, als es ohnehin schon war. „Danke fürs Tragen.“, säuselte Mitsuko und zog ihre dicke, schwarze Brille von der Nase und schmiss sie achtlos aufs Bett, „Ich denke, hier lässt es sich aushalten.“ „Schön. Dann fühl dich wie... zuhause.“, murrte Sasuke und verließ das Zimmer genervt. Sein Weg führte ihn direkt auf die Terasse. Nach kurzem Suchen in seiner Hosentasche fand er sein Handy, holte es hinaus und schrieb Naruto eine SMS, indem er Mitsuko erwähnte. Es kam lediglich ein breites Lachgesicht zurück, was für den blonden Chaoten typisch war. Sasuke seufzte und ließ sich auf der Gartenschaukel nieder. Seine schweren Augen schlossen sich und er war kurz vorm Einschlafen, als er das nervtötende Klackern der Schuhe auf dem steinernen Boden hörte. Grummelnd öffnete er seine Augen und starrte direkt in die Blauen von Mitsuko. „Sasuke, kannst du mir bitte sagen, was das hier ist?“ Er folgte ihrem angewiderten Blick und entdeckte auf dem Kleiderbügel, der in ihren Händel baumelte, die matrosenartige Schuluniform der Mädchen. Ein Grinsen schlich sich auf seine Züge: „Das ist deine Schuluniform.“ „Schuluniform?“, wiederholte sie und spitzte ihre roten Lippen, „Das ist ein Scherz. Ich ziehe doch nicht diesen Fetzen an.“ „Das wirst du aber müssen.“ Ihre Nasenflügel bebten, ehe sie ein lautes Schnauben aus ihrer Kehle entweichen ließ. „Ich bin in der Hölle!“ „Nein, die hast du mitgebracht.“, flüsterte Sasuke mehr zu sich und stand auf, lief an ihr vorbei und verkroch sich in seinem Zimmer. Mitsuko sah aus wie ein wunderbares, nettes Mädchen, doch sie war die schlimmste Person, die in mein Leben trat. Wirklich! Und dieses Mal übertreibe ich sogar nicht. Es ist die absolute Wahrheit. Sie war schön. Keine Frage. Aber... nun ja. Als ich in meinem Zimmer war (und sicher gegangen bin, dass auch abgeschlossen war), dachte ich unweigerlich an Sakura. Sie war völlig anders, als Mitsuko. Sakura hatte keine Probleme, auch mal einen Pferdeschwanz zu tragen oder ungeschminkt in die Schule zu kommen. Sowieso war sie ein viel natürlicherer Typ als sie. Sakuras Haare waren öfters zerzaust, ihre Füße packte sie lieber in bequeme Chucks oder Vans. Ich hab sie noch nie in hohen Schuhen gesehen. Und auch sonst bevorzugte sie eher weite Oberteile, nur selten wurden ihre Kurven von engen Kleidern verschönert. Sakura war einfach echt. Ja. Ein ebenso schönes Mädchen. Sie war sogar viel schöner als es Mitsuko je hätte sein können. Selbst Sakuras Augen waren schöner. Sie waren grün. Schimmernd. Glänzend. Glichen eher kleinen Diamanten, in wertvoller Farbe und sie strahlten so viel mehr aus, als man hätte erkennen können. Man konnte es nicht erkennen. Sah immer nur das liebevolle, warme Strahlen. Doch ich hatte sie öfters erwischt und ich sah den traurigen, einsamen Glanz und all das machte sie... außergewöhnlich und einzigartig. Das hatte ich schon früher bemerkt. An dem Tag. Doch ich schüttelte mein schwarzes Haar und ignorierte es. Schob es beiseite. Wer wäre ein besseres Beispiel für eine ignorante, egoistische und dumme Art von Mesch, als ich? Schaut mich an. Ich weiß genau, wo meine Fehler lagen, wusste es schon damals. Doch ich war zu stolz und zu feige, es zu ändern und einfach mal über meinen eigenen Schatten zu springen. Ja. Man findet manchmal wirklich ein Lächeln auf den Straßen. Egal ob die Straße steinig oder uneben war. Man fand ein wunderschönes, ehrliches Lachen. Und dann fand man heraus, dass es nichts weiter als eine weitere Lüge ist. Weil es nun mal so ist. Weil das Leben nun mal aus Lügen besteht und weil das Leben nun mal die Wahrheit viel zu gut vertuschen kann. Weil Menschen die Wahrheiten zu sehr verstecken – viel zu gut. Und dann macht man die Fehler, die man schon nach wenigen Wochen und Monaten bereut. Weil man dann doch feststellt, dass das Lächeln auf den Straßen der Lügen echt war, nur man selbst zu blind war, um es zu erkennen. Weil man vielleicht selbst die Lüge war. Kapitel 9: Colorful ------------------- Ich weiß selbst nicht genau, was mich noch am Abend dazu trieb, mir meine weißen Sneakers anzuziehen und lediglich mit einem knappen „Bin bald zurück“ das Haus zu verlassen. Wie gewöhnlich erhielt ich keine Antwort. Mein Vater verkroch sich direkt nach seiner Ankunft in seinem Büro, das am Ende des Hauses auf der rechten Seite lag. Ich hatte ihn verärgert und er zeigte es mir ganz bewusst, indem er mir keine Beachtung schenkte. Mitsuko hingegen schien mir viel zu viel von der erhofften Aufmerksamkeit zu schenken. Die einzige Fluchtmöglichkeit war zu verschwinden, während sie ihre Haut in heißem Badewasser mit Rosenblüten aus Mutters Garten verwöhnte. Ich wollte ihr in dem Moment ein Messer in die Kehle rammen, als sie mit den blutroten Blütenblättern an mir vorbeirauschte. Aber ich entschied mich anstelle des Mordes lieber für die Flucht, denn ein Wutanfall (der mich wirklich selten packte) hätte meinen Vater noch mehr erbost. Umso überraschter war ich, als ich plötzlich vor Sakuras Haus stand. Das einzige Licht das brannte, war in ihrem Zimmer. Alles andere war finster. Wieder war sie allein. Sasuke schmunzelte und überstieg den dunkelbraunen Gartenzaun, den Naruto und er erst letzten Sommer für Sakura strichen. Mit langsamen Schritten überquerte er den perfekt gekürzten Rasen, der der Stolz von Sakuras Vater war. Allzu gut war ihm bewusst, dass Hannah es nicht mochte, wenn Mr. Haruno sich aufgrund von unnötigen Fußabdrücken den ganzen freien Tag im Garten aufhielt. Als Sasuke an ihrer Terrassentür ankam, holte er ein letztes Mal tief Luft und trat ein. „Du solltest wirklich die Tür abschließen.“, brummte er und legte sich neben die Rosahaarige, die mit geschlossenen Augen auf dem flauschigen Teppich lag. „Dann könnte doch kein spontaner Besuch vorbei kommen.“, grinste sie schief. „Hn.“ „Was machst du überhaupt hier?“ „Hab von der schwarzen Wand gehört.“, erwiderte der Schwarzhaarige und fuhr sich übers Gesicht. Sakura kicherte und setzte sich auf: „Sie gefällt mir noch nicht ganz. Braucht noch ein paar Farbkleckse. Ein gewisses Etwas.“ Der Uchiha-Sprössling starrte sie wissend an. „Im Keller sind noch Farben.“, grinste sie frech, „Du kannst dich nützlich machen, wo du ja schon da bist.“ Wir holten die bunten Farben aus dem Keller. Erst da wurde mir wieder bewusst, dass Sakura Haruno regelmäßig nach jedem Quartal eine Wand farblich veränderte. Die Farbtöpfe wurden auf dem Boden abgestellt, die Sweatjacken achtlos aufs Bett geworfen und der Pinsel nachdenklich immer und immer wieder leicht ans Kinn geklopft. Sie sah niedlich aus. „Hm. Warte. Ich hab eine Idee! Stell dich davor.“, bat sie ihren Klassenkameraden. „Warum?“ „Tu mir einfach den Gefallen, Sasuke. Du schuldest mir eh noch etwas.“ Seine rechte Augenbraue wurde hochgezogen: „Ich schulde dir was?“ „Ja. Darauf kommen wir nachher zurück.“, grinste sie. Sie legte ihren Kopf schief, betrachtete den Uchiha und schmunzelte: „Sag mal, sind das eigentlich teure Klamotten?!“ Sasuke zuckte mit den Schultern und stellte sich vor die schwarze Wand und musterte sie: „Sind vom letzten So-“ Und bevor ich meinen Satz beenden konnte, hatte sie den blauen Farbeimer in meine Richtung geschüttet. Ich hatte aus Reflex meine Augen geschlossen, konnte aber deutlich spüren, wie die schwere Farbe sich in meine Kleider fraß, meine Haare schwerer machten und meine erhitzte Haut kühlte. Eigentlich hätte ich sie anschreien sollen oder beschimpfen, vielleicht auch einfach gehen. Aber es war etwas völlig anderes. Die Farbe war wie ein Ziegelstein, der für einen kurzen Moment tatsächlich die Mauer einriss. Ich lachte. Laut. Ich lachte. Laut kicherte sie, prustete und hielt sich vor Lachen den Bauch, während ihre Augen immer wieder den nun blauen Sasuke betrachteten. „D-du siehst einfach zu.. woah!“ „Hör auf zu lachen.“, gluckste Sasuke und schüttelte sich wie ein nasser Hund. „Warte, ich geb dir ein Handtuch.“, meinte sie, schnappte sich das schwarze Handtuch, das auf ihrem Schreibtischstuhl lag und gab es ihm. Für wenige Sekunden grummelte Sasuke, schnappte sich das ihm angebotene Handtuch und wusch sich die blaue Farbe aus dem Gesicht. Mit undeutbarem Blick lief er hinter sie, betrachtete einen Augenblick die schwarze Wand, die nun von blauen Spritzern geschmückt wurde und deutlich seine Umrisse zu erkennen gab. Er schmunzelte, warf einen schnellen Blick auf den gelben Farbeimer, ehe er mit einem breiten Grinsen den vollen Eimer schnappte und ihn gnadenlos auf die Haruno schüttete, die interessiert dem entstanden Muster ihre Aufmerksamkeit schenkte. Sie japste laut auf, als sie die schleimige Masse spürte, die sich zähflüssig ihren Weg über ihren Rücken hinab klomm. Dieses „Spiel“ ging sicher noch einige Minuten weiter. Doch selbst einem sportlichen Kerl wie mir schien ein langer Kampf mit Sakura Haruno, ebenfalls sehr sportlich, nicht vergönnt zu sein. Irgendwann lagen wir bunt bekleckert (in rot, blau, orange, gelb, violett und ein merkwürdiges khaki) auf dem flauschigen Teppich, dessen beige Grundfarbe kaum noch zu erkennen war. Wir störten uns nicht daran. Musterten lediglich die vielen Leuchtsterne, die an der Decke angebracht waren und schwiegen. Unsere Köpfe lagen dicht beieinander, während unsere Körper jeweils in eine andere Richtung zeigten. Ich fühlte mich wohl. Fühlte mich frei. Fühlte mich einfach richtig. Die Einsamkeit, die wir beide immer und immer wieder verspürten, war zwar nicht verschwunden, doch war sie vermindert worden und das allein durch die Anwesenheit des anderen. Sakura und ich unterhielten uns erst ein bisschen. Nun ja, wenn man das als eine Unterhaltung titulieren konnte, denn sie sprach, während ich wie immer schwieg. Ich war schon immer mehr der … körperliche Typ, als der verbale. Sie erzählte mir von einem Bericht, den sie nach der Schule auf dem Küchentisch entdeckte. Hannah war sehr interessiert an solchen Dingen. Ich kann mich dunkel an das Thema erinnern: Kausalitätsprinzip. Dieses Prinzip sagt aus, dass jede Handlung einen Vorgänger, sowie einen Nachfolger hat. Der Mensch kann nie frei sein, da seine Handlungen vorherbestimmt wurden und auch sein Denken, sein Sprechen, sein Sein, von Anfang an (zu Beginn allen Lebens) festgelegt wurde. Man könnte es auch Schicksal nennen. Ich hatte sie gefragt, ob sie daran glaubte. Sie hatte leise gekichert, dann geseufzt, bis sie schließlich die Antwort gab. „Ich glaube daran, dass es manche Dinge gibt, die einfach festgelegt wurden. Die so sein müssen, die geplant sind. Aber ich will nicht daran glauben, dass es sinnlos wäre, Pläne zu schmieden, Wünsche zu haben. Ich will nicht daran glauben, dass die Zukunft schon fest entschlossen ist. Ich will daran glauben, dass es Bestimmung war, dass ich all meine Freunde, das ich dich, kennengelernt habe. Aber ich will niemals daran glauben, dass meine Zukunft fest in einer mir unbekannten Dimension verankert ist und ich mich dagegen nicht wehren kann.“ Ich war überwältigt, konnte nicht antworten und schenkte ihr lediglich ein stumpfes „Hn“ und ein Nicken. Mehr konnte ich ihr nicht geben. Und sie verstand. Wenn also alles vorherbestimmt war, so frage ich mich heute, ob sich irgendjemand einen Scherz damit erlaubt hat. Ob sich dieser Lapace'sche Dämon (wie ihn der Erfinder des Kausalitätsprinzip nannte), oder eben auch Gott, oder eine völlig unbekannte Art von Wesen, sich einen Scherz erlaubte, als er Sakura und mich zusammenführte. Vielleicht war es einfach sich damit abzufinden, daran zu glauben, dass wirklich alles seine Ordnung hat. Aber ich habe für mich entschlossen, dass es nicht akzeptabel ist. Es wäre zu einfach, nicht mehr lohnenswert. Warum einfach, wenn es auch kompliziert geht. Verrückt. Es war ein kurzes, intimes Gespräch, welches ich gerne mit ihr führte. Ich hörte ihr gern zu. Lauschte ihrer leisen Stimme, lauschte dem gleichmäßigen Heben und Senken ihrer Brust, lauschte dem Rascheln ihrer Kleidung, wenn sie sich bewegte. Ich kann nicht verleugnen, dass sie mir schon damals sehr gefiel, heute noch sehr gefiel, mir immer noch gefällt. Ich kann nicht glauben, dass Gott mir mein Leben so sehr vermieste. Ich will es nicht glauben. Ich glaube es nicht. Die Zukunft ist frei. Das Denken ist frei. Mag sein, dass mein Vater mich immer wieder in die Schranken weist. Mag sein, dass andere Menschen mich immer wieder blockieren und meine Handlungsfreiheit einschränken. In meinen Kopf kann niemand sehen. Nur ich. … Das Gespräch wurde nach diesem Thema beendet und stumm lagen wir also auf dem Boden, kratzten uns ab und zu ein paar getrocknete Farbkleckse von der Haut oder versuchten mit den Fingern die Haare zu entknoten. Dann fiel mir ein, dass ich ihr angeblich noch etwas schulden würde. „Was schulde ich dir, Sakura?“, flüsterte Sasuke leise und drehte seinen Kopf etwas nach links, um ihre rosa Haarsträhnen besser sehen zu können. Das Zimmer war komplett in schwarz gehüllt, allein die im Dunkeln leuchtenden Sterne schimmerten in einem zarten, aber dennoch starken Grün von der Decke und ließen schemenhaft die Gesichter erkennen. Sie schluckte und verhakte ihre Finger ineinander: „Wie kommst du darauf?!“ „Du hast es vorhin erwähnt. Ich möchte wissen, was ich dir schuldig bin.“ Sie lachte verhalten und war versucht, ihre Unsicherheit hinfort zu schütteln. „Sag es frei heraus, Haruno.“, brummte Sasuke verstimmt. Er hasste es, wenn er auf eine Antwort hatte warten müssen. „Na ja. Ich...“, begann sie stotternd, „du... ich... also... der... in der Schule...“ „Komm zur Sache.“, knurrte er dazwischen und setzte sich auf. Mit seiner rechten Hand fuhr er sich übers Haar, funkelte sie mit seinen onyxfarbenen Augen an und wartete ungeduldig auf einen vollständigen Satz. „Der... Kuss, Sasuke. Ich... will einen richtigen.“, brachte sie leise hervor. Fast zu leise, doch Sasuke verstand jedes Wort. „Ein richtiger Kuss?!“, wiederholte er und hob eine seiner Augenbrauen. „D-du hast... Sasuke, du warst der Erste, der mich geküsst hat. Aber... ich hab mir das anders vorgestellt.“, hauchte sie, doch ihre Stimme gewann von Wort zu Wort mehr an Kraft und sie setzte sich nun auch auf, drehte ihren Oberkörper genau in seine Richtung. Sie spürte seinen undefinierbaren Blick auf sich und es war ihr, als würden die Stellen brennen, über die seine unsagbar schönen Augen strichen. Sie befeuchtete nervös ihre Lippen, kaute auf der Unterlippe herum, spielte unsicher mit den Fingern und wünschte sich, sie hätte nie den Mund geöffnet. Und dann war alles anders. Das kleine Mädchen aus Kinderzeiten winkte mir zu, sprang von der Schaukel, die hin- und her wippte und dann stand sie da: eine junge Frau, mit schimmernd grünen Augen, die sich nervös die Lippen aufbiss. Mein Herz pochte laut. Pochte wild. War wild. War laut. Meine Hand schnellte nach vorne, meine Finger befühlten die erhitzte Haut an ihren Wangen und ließen ihr eine feine Gänsehaut entstehen, während die meine von ihren weichen Haaren gekitzelt wurde und dort Schauer auslösten, die ich nie zuvor erlebt hatte. Und dann geschah es. Mein Mund kam ihrem näher, während mein Daumen über ihren Mund strich, der leicht geöffnet war und den warmen Atem Ausstieg verschaffte. Ich schluckte, als nur noch Zentimeter uns trennten. Es war ihr erster Kuss. Als meine Lippen auf ihren lagen, war es vollkommen anders als vor unseren Mitschülern. Schüchtern erwiderte sie den Druck auf meinen Lippen, strich mit zittriger Hand durch mein verklebtes Haar. Und die wenigen Sekunden kamen mir vor, wie Stunden. Denn irgendwie war alles wie im Film. Irgendwie war alles wie ein Theaterstück. Irgendwie kann ich mich jetzt genau viel mehr in die Rolle des Romeos hineinversetzen, dem es missgönnt wurde, seine geliebte Julia offenkundig zu lieben. Irgendwie fühlte ich mich genau jetzt vom Leben verarscht. Dennoch war es unser erster, richtiger Kuss. Auch wenn dieser Kuss Schuld war, dass sich alles änderte. „Sakura Haruno! Was machst du da!? Hört sofort auf!“ Wir fuhren auseinander. Da standen zwei uns bekannte Personen. Wutverzerrt starrten sie uns entgegen. Mashiro Haruno und Fugaku Uchiha. Und alles nur wegen einem kleinen, unbedeutenden Kusses. Kapitel 10: Friendship ---------------------- [Achtung: ungebetat Friendship Hinata Hyuga war bereits seit ihrem ersten Lebensjahr die Zukunft des Hyuga-Clans, der schon seit mehreren hundert Jahren in Konoha lebte. Hinzu kam deren Einfluss, den die mächtige Familie ausübte und somit wurde sie gerne mit dem Uchiha-Clan in einem Atemzug genannt. Und so wie die Familie sich nach außen gab, musste Hinata all ihre jugendliche Probleme, die eine Heranwachsende nun eben hatte, immer verschweigen. Ihr Lächeln bedurfte an Ehrlichkeit, selbst wenn sie am liebsten vor Verzweiflung geweint, geschrieen oder um sich geschlagen hätte. Mit ihren 17 Jahren war sie selbstständiger, als manch andere und vermochte trotz ihrer Schüchternheit und ruhigen Art immer wieder, die Menschen mit ihrer positiven Art des Denkens von Dingen zu überzeugen, bei denen andere gerne die Schulter gezuckt hätten und stillschweigend auf ihrem Stuhl gesessen hätten. Hinata Hyuga wurde streng erzogen, genoss in ihren ersten vier Schuljahren den Besuch einer Privatschule, bis sie ihren Vater nach langem Reden endlich dazu überreden konnte, auf die öffentliche Schule zu wechseln. Zuerst hatte er es ihr verboten und Hinata mit grimmigen Blicken gestraft, doch als auch ihr Cousin, Neji Hyuga, den Wunsch äußerte, die Schule zu wechseln und wenigstens für ein paar Jahre den Genuss eines „mittelständischen Lebens“ zu erhalten, wurde Hinatas Bitten von ihrem strengen Vater erhört. Schmunzelnd betrachtete sie sich im Spiegel, strich sich eine ihrer blauen Haarsträhnen hinter ihr Ohr und gönnte sich einen tiefen Atemzug. Resigniert blickte sie an ihren zierlichen Körper hinab, der wie so oft in feinsten Stoffen gehüllt war. Ihr Vater war darauf bedacht, dass seine älteste Tochter seine Familie mit Stolz und Würde repräsentierte und es geziemte sich nicht, in alten Kleidern herumzulaufen, wie es hin- und wieder eine Sakura Haruno tat. Sie seufzte und schüttelte ihr Haar. Mit langsamen Schritten schritt sie zu ihrem großen Himmelbett, das direkt in der Mitte ihres überaus großen Zimmers stand. Für sie jedoch war dies alles nur ein Käfig, der ihr das Ausleben ihres Ichs nur immer wieder verwährte. Selbst ihre kleine Schwester Hanabi erhielt Freiheiten, die ihr selbst nie zustanden und womöglich auch niemals zustehen würden, denn ihr Vater hatte die älteste Tochter zur Erbin ernannt. Der Trost, das es ihrem Cousin Neji nicht anders erging, blieb fern. Doch ihr derzeit größtes Problem bestand wohl darin, dass ihre Liebe zum einen unerwidert blieb und zum zweiten, das diese Liebe von ihrem Vater niemals gebilligt werden würde, denn Naruto Uzumaki war ein ganz gewöhnlicher Junge in seinen Augen. Ganz gleich, dass Naruto Uzumaki ein außergewöhnlicher, junger Mann war, dessen Eltern immer stets auf Reisen waren und er nur bei seinem Onkel die familiäre Aufmerksamkeit erhielt. Dennoch war aus ihm ein guter Mensch geworden, dessen wichtigstes Gut die Freundschaft war. Ein Lächeln huschte über ihre angespannten Züge und sie ließ sich rückwärts auf die weiche Matraze fallen. Und manchmal kommt dann der Tag, an dem du glaubst, dein Leben verarscht dich, weil irgendwie nichts zu deinem Gunste verläuft. Weil immer alle anderen Menschen, weil die Gesellschaft, dir immer wieder vorschreibt, wie du dich präsentieren sollst, wie du sprechen sollst, wie du dich kleiden sollst, wie du gehen sollst, was du denken musst. Und dann könntest du am liebsten mit der blanken Faust gegen die Wand schlagen, weil es einfach nur ungerecht ist, denn man erhält viel zu schnell und viel zu oft immer wieder das Gefühl, dass nur man selbst, derart vom Leben gebranntmarkt wird. Das rosé-farbenen Telefon schrillte viel zu hoch und ließ die junge Hyuga auffahren und mit eiligen Schritten zum Gerät zu eilen. Trotz der kurzen Strecke war Hinata außer Atem und pustete kräftig in den Hörer, ehe sie ein scheues „Ja?“ herausbrachte. Zur Antwort erhielt sie lediglich ein Schluchzen. „Sakura?! Was ist los?“ „Kann ich vorbei kommen?“, hauchte Sakura unter mehreren Schluchzern. „Ja, natürlich. Soll ich dir entgegen kommen?“ Sie hörte ein leises Lachen, das unehrlicher nicht hätte sein können. „Nein. Schon okay. Ich muss hier raus.“ Und dann hörte Hinata nur noch das gleichmäßige Tuten. Mein Leben war wie im Film. Wird immer wie im Film sein. Und der Produzent, der gleichzeitig die Regie führt, ist niemand anderer als mein Vater. Und das Geheimnis, dass sie und mich zerstören würde, jenes Geheimnis dass das „uns“ zerstören würde, war am Kommen, kam wie eine Welle, die uns überrollte und all unsere Gefühle über das Meer hinweg verstreute. Dabei hätte alles anders sein können, wenn sie, die ich immer so sehr liebte und schätzte, die so viel für mich tat, die viel zu früh von mir ging, die ich immer sah, wenn schöne Blumen in der Nähe waren, ja – allein wenn sie einfach nicht geschwiegen hätte. Wenn sie nicht den Fehler getan hätte. Aber letztendlich war allein er, der alles falsch gemacht hatte. Denn er war es, der uns alle belog und sie dazu zwang, ebenfalls zu lügen. Doch die Lüge zerfraß sie. „Was fällt dir eigentlich ein?!“, knurrte Fugaku Uchiha und funkelte seinen Sohn erbost an, der seinen Blick starr auf den Boden geheftet hatte. Sein Vater ballte seine Hand zur Faust, warf einen Blick zu seinem Fahrer und wies ihn mit grimmigem Unterton in der Stimme, schneller zu fahren. „Vater, wenn du mir erklären würdest, was jetzt nicht stimmt, dann könnte ich dir sicher eine Antwort auf deine Frage geben.“ „Zügel deinen Ton, Sasuke!“, befahl Fugaku Uchiha und stieß wütend die Luft heraus, „Du hast mich noch nie so sehr enttäuscht, wie du es heute getan hast!“ Sasukes Finger krallten sich in seine Jeans, die noch immer Spuren der Farbattacke aufwiesen und ihn unweigerlich an Sakuras weinerliches Gesicht erinnerte, als ihr Vater sie grob an ihrem Oberarm packte und aus dem Zimmer zog. Er zischte leise und presste seine Lippen fest aufeinander. „Ich will nicht noch einmal mitbekommen, dass du mit diesem Ding zusammen bist!“ „Dieses Ding ist Sakura, Vater! Wir sind befreundet!“ „Freundschaft sieht bei mir anders aus.“, entgegnete er fest und heftete seine Augen auf seinen Laptop, der flimmernd Firmendaten aufzeigte, „Du wirst nichts mehr mit ihr zutun haben.“ „Wir sind in einer Klasse, Vater.“, stieß Sasuke empört hervor, „Und ich werde nicht eine Freundschaft beenden, wenn es keinen triftigen Grund gibt!“ Die Wut in ihm ließ ihn härter klingen, als er wollte, denn seinen Vater zu verärgern, war keine gute Idee und geschah wirklich nur selten. „Es ist mir egal, ob ihr in einer Klasse seid oder nicht. Ich will soetwas nicht noch einmal. Da gibt es keine Widerrede.“ „Warum?!“ „Es gibt Dinge, für die bist du noch zu jung, um sie zu verstehen.“ Sasuke zischte: „Aber für Arbeiten in deiner Firma, die bedeutend sind für das Fortbestehen der Uchiha-Corp., dafür bin ich alt genug?!“ Das einzige, was Sasuke noch von seinem Vater erhielt, war ein wütendes Gesicht, ehe er von Ignoranz gestraft wurde. Es war die schrecklichste und längste Fahrt, die ich mit meinem Vater jemals tätigte. Es war der schrecklichste Abend seit dem Tod meiner Mutter und dem Auszug meines Bruders aus dem Anwesen. Ich wäre am liebsten ausgestiegen und sofort zu Naruto, um mit ihm zu reden, doch ich wusste, dass kein Wort meine Lippen darüber verlassen hätte, denn die Scham vor meinem Vater, die Angst, ihn weiterhin wütend zu machen, war stärker als mein Bedürfnis, jämmerlich mein Leben zu beklagen. Als wir ankamen, stieg er mit eiligen Schritten aus und wartete an der Türe auf mich, um mir die letzten Worte für längere Zeit zu „schenken“. „Ich will, dass du dich um Mitsuko kümmerst! Sie wird das einzige Mädchen sein, dem du deine Aufmerksamkeit schenkst! Wehe wenn nicht, Sasuke Uchiha. Schneller als du glauben kannst, kannst du zu deinem Bruder!“ Und alles kam ins Rollen. „Guten Abend, Fräulein Haruno.“, begrüßte sie Meg, die amerikanische Haushälterin und verneigte sich für einige Sekunden, „Sie wollen sicher zu Fräulein Hinata. Ich begleite Sie.“ Sakura schniefte und lächelte: „Nein, schon ok. Ich find den Weg auch ohne Sie. Danke.“ Und ehe sich Meg versehen konnte, war Sakura an ihr vorbei gerauscht und eilig in Hinatas Zimmer gerannt. Als sie eintrat, entdeckte sie ihre liebste Freundin an dem kleinen Tisch, denn sie mithilfe der befestigten Rollen, an den vorderen Teil ihres Bettes schob. Sie grinste und wischte sich die Tränen, die sich in ihren Augenwinkeln gesammelt hatten, fort. „Hey.“, brachte sie kehlig hervor und ließ Hinata zusammenzucken, die noch in den Vorbereitungen steckte. „Was hast du denn hier gemacht?“, kicherte Sakura, obwohl ihr zum Kichern überhaupt nicht zumute war und deutete mit dem Kopf auf den kleinen Tisch und das Bett, auf dem allerlei Dinge lagen. Hinata lächelte und richtete sich auf: „Nun... die Schokolade ist für dich, weil sie Glückshormone enthält. Die Filme sind alle nur Comedy, damit wir dich abgelenkt bekommen. Und... natürlich noch Gesichtsmasken und Zeitschriften. Ich hab auch Musik vorbereitet und ich hab auch Gee-Gee aus dem Schuhkarton geholt.“ Sakura lachte laut und sie fühlte sich für einen kurzen Moment befreit. „Du bist einfach die beste, Hinata-chan.“ „Mit was willst du anfangen?“ Die Rosahaarige gluckste und deutete auf die Puppe, deren blondes Haar in allerlei Farben bemalt war. In dicker Schrift stand auf ihrer Stirn „Gee-Gee“. Gee-Gee war Hinatas und Sakuras Puppe, die sie im Alter von sechs kauften, als sie vor dem Kindergarten Geld fanden. Seit ihrem zehnten Lebensjahr holten sie Gee-Gee immer hervor, wenn sie Frust und Wut abbauen wollten und genau so sah Gee-Gee auch aus. Es waren nicht nur die bunten Haare, die aufzeigten, wie Hinata und Sakura mit ihr umgingen. Ihre Wimpern waren teilweise herausgerissen, die Kleidung völlig zerfetzt und selbst der linke Arm baumelte nur noch an einem kleinen Verbindungsstück aus Plastik. „Wer war es diesmal?“ „Dad.“, antwortete sie knapp, schnappte sich die Puppe und schleuderte sie an ihrem halb abgerissenen Arm an die Wand. „Arme Gee-Gee.“, flüsterte Hinata und betrachtete den einzelnen Arm, der nun auf dem Boden lag. „Schokolade, Hinata. Ich brauche Schokolade.“, meinte Sakura und ließ sich auf die Matraze fallen, während Hinata sich vorsichtig daneben setzte. Sie griff nach der Schokolade, löste die Verpackung und hielt sie ihrer rosahaarigen Freundin hin. „Willst du darüber reden?“ „Nein.“, war ihre knappe Antwort, „Wie wäre es mit diesem Film?! Adam Sandler ist recht lustig.“ Schweigend betrachteten sie den Film, auch wenn jede von beiden ganz woanders war. Als der Film beendet war, schnappten sie sich die Zeitschriften und kuschelten sich unter die Decke. Zwar redeten beide nicht, doch war es dennoch der Halt, den beide an diesem Tag brauchten. Als es Mitternacht wurde, löschten sie das Licht und legten sich hin. Und genau in dem Moment, als das Licht erlöschte, schien Sakura ihre Hülle abzulegen, die sie daran hinderte, all die Gefühle zu zeigen, die in ihr brodelten und sie verrückt machten. „Ich bin da, Sakura. Ich bin da.“ Und die weinende Sakura Haruno rückte näher an Hinata, die liebevoll ihre Arme um sie schlang. Während Sakura ihr Ohr an Hinatas Brust legte, konnte sie deutlich den gleichmäßigen Rhythmus des Herzens hören und wenige Sekunden später legte sich um sie ein Schleier der Geborgenheit. Weil Freundschaft nicht immer aus Reden bestehen muss, weil Freundschaft nicht zwingt und weil Freundschaft die verloren gegangene Lust zum Leben schnell wieder hervorbringen kann. Weil Hinata einfach Hinata war und wusste, dass Sakura Haruno nicht sprechen wollte, weil sie wusste, dass Sakura Sicherheit brauchte, weil sie wusste, dass Sakura Haruno nicht nur die anderen belog, sondern auch sich selbst. Und weil Hinata Hyuga eine gute Freundin war, blieb sie still und schwieg, denn Sakura wollte noch nicht ertappt werden. Erst seit einem langen Gespräch mit Hinata wurde mir das klar. Hinata war längst nicht mehr das kleine, naive und unscheinbare Mädchen. Vielmehr war Hinata ein bezaubernder Mensch, der da war. Weil sie einfach nur für Sakura da war. “Sasuke?!“ Genannter schnaufte in den Hörer und fuhr sich mit der freien Hand durch sein schwarzes Haar. Er konnte ein leises Rascheln vernehmen und brummte ein raues „Ja“. „Du hast lange nicht mehr angerufen. Was ist passiert?“ „Kannst du es dir nicht denken?!“, entgegnete Sasuke resigniert. „Der Alte also wieder. Um was genau ging es denn?“ „Sakura.“ Der Uchiha-Sprössling konnte hören, wie sein Gesprächspartner die Luft scharf einzog: „Sakura?! Ws ist mit ihr?“ „Wir haben uns geküsst.“, war Sasukes knappe Antwort. Für wenige Sekunden war es still, bis man das Aufschnappen von Luft hörte und die Antwort zögerlich durchs Telefon getragen wurde: „Also hat er dir noch nichts davon erzählt.“ „Was erzählt? Keiner sagt mir, was überhaupt los ist?! Wie verkorkst ist unsere Familie eigentlich?!“ „Ich komme nachhause, Sasuke. Wenn er es dir nicht erklärt, werd' ich es tun. Mutter hätte es gewollt.“ „Vater wird nicht erfreut sein, wenn du dich jetzt einmischst, Itachi.“ Itachi lachte leise auf: „Er war noch nie wirklich erfreut über irgendetwas, nachdem ich begonnen hab, mich ihm zu widersetzen. Tu mir nur einen Gefallen. Lass die Finger von Sakura Haruno.“ Dann legte sein älterer Bruder auf und Sasuke Uchiha fehlte erneut die Kraft, mit der Faust gegen die Wand zu schlagen. Und dann betritt man wieder diese unebene Straße der Lügen. Dabei weiß man ab einem gewissen Moment, dass man sein ganzes Leben bereits darauf ging. Kapitel 11: Help ---------------- [ungebetat!! entschuldigt die lange wartezeit. satisfied im kreatief T.T] Help Ich hasste die morgendliche Busfahrten zur Schule. Die Fahrt bestand hauptsächlich aus Drücken und Zusammenquetschen. Selbst ich, auf den eigentlich so ziemlich jeder in der Schule achtete, wurde davor nicht verschont. Für gewöhnlich fuhr mich mein Vater zur Schule, oder besser gesagt: er ließ mich zur Schule fahren. Am Tag nach unserem Streit war ich bereits früh wach. Vielleicht lag es aber auch einfach daran, dass ich gar nicht erst zum Schlafen kam. Ich machte mir Gedanken um mich, um Sakura und um meinen Vater, den ich selten so erbost hatte sehen müssen. Aber ich kam nicht auf die Lösung seines rätselhaften Verhaltens. Nicht einmal Itachi konnte mir sagen, was eigentlich Sache war, dabei dachte ich immer, er wäre auf meiner Seite. Komme was wolle. Itachi versprach, dass er kommen würde und mich über all die Dinge aufklären würde, die vorgingen und die ich nicht verstand. Die Dinge, die sich um mich und Sakura kreisten und wie Geier darauf warteten, bis wir bewusstlos zu Boden fielen. Ich hatte mich an diesem Morgen vor dem gemeinsamen Frühstück gedrückt und nach einer kurzen Katzenwäsche im Bad verdrückte ich mich bereits in die 'Freiheit' nach draußen, als ich den schrillen Wecker von unserem Gast hörte. Auf sie hatte ich wirklich keine Lust. Und so war ich einfach zur Haltestelle geschlendert und ließ mich von den kleinen Kids der Schule begaffen. Immerhin kam es selten vor, dass Sasuke Uchiha den Bus nahm. Ehrlich gesagt hatte ich gehofft, dass ich Sakura treffen würde. Es war ihre Haltestelle. Ganze vier Haltestellen von der entfernt, in die ich eigentlich hätte einsteigen können. Meine Füße waren selbstständig dorthin getrottet. Hatte genug Zeit. Aber ich entdeckte sie nicht. Sie war nicht im Bus. Sie war nicht am Schultor, wo wir alle uns für gewöhnlich morgens trafen, um gemeinsam zum Klassenzimmer zu stapfen. Sie war nicht im Schulgebäude und auch nicht am Kiosk, wo sie sich sonst einen Donut kaufte. Sie war nicht vor der Mädchentoilette, vor der sie mit Ino über die modischen Fehler der jungen Mädchen tratschte. Sie war nicht vor der Klassenzimmertür, wo sie sonst stand und die Zunge rausstreckte, wenn sie mal nicht verschlafen hatte. Sie war nicht an ihrem Platz, ganz hinten in der Ecke, direkt am Fenster. Die erste Stunde verging. Sie war nicht da. Die zweite Stunde verging. Sie war nicht da. Die dritte Stunde verging. Sie war nicht da. Und ich wusste, sie würde nicht kommen. Selbst Hinata hatte keinen Schimmer, wo das rosahaarige Mädchen steckte. Erst nach der vierten Stunde fiel mir auf, dass selbst Naruto noch nicht da war. Sakura hatte mir wirklich den Kopf verdreht. Denn eigentlich sollte man sofort merken, wenn ein Naruto Uzumaki nicht laut lachend neben dir steht und dich von seinen neuesten Errungenschaften von sportlichem Zubehör vollquatschte. Vielleicht war ich derjenige, der eigentlich blind durch die Welt lief. „So ein Mist! Verdammter, verdammter, verdammter Mist!“ Wütend kaute Sakura auf ihrem Kaugummi, während sie Stein für Stein in den breiten Fluss warf. Sie hatte sich fest vorgenommen in die Schule zu gehen – pünktlich. Sie hatte sich fest vorgenommen, Sasuke auf den Kuss anzusprechen. Sie hatte sich fest vorgenommen, die Dinge durchzuziehen. Aber alles was sie schaffte, war abzuhauen. Sakura Haruno konnte die Nacht über nicht schlafen. Ihre Lider waren zwar schwer, doch jedesmal, wenn sie die Augen schloss, riss sie sie panisch auf und fuhr sich durch ihr chaotisches Haar. Hinata hatte tief geschlafen. Auch am Morgen hatte ihre Freundin nicht bemerkt, wie Sakura zu sich nachhause gegangen war und sich dort unter die Dusche sprang und sich frisch anzog. Ein Seufzen entrann ihrer Kehle. Was war nur los mit ihr? Sie hätte pünktlich in der Schule ankommen können und hätte tratschen können, hätte lachen können. Hätte einfach so getan, als wäre alles in Ordnung. Aber als sie an ihre Haltestelle für den Bus kam, hatte sie das schwarze Haar gesehen, die dunklen Augen und die stolze Körperhaltung und der gleichgültige Blick. Sasuke Uchiha stand an ihrer Haltestelle. Und eigentlich wollte sie zu ihm gehen, ihn anlächeln, ihn anstupsen und ihm erklären, das er an der völlig falschen Haltestelle stand, doch sie hatte tief Luft genommen, einen Aufschrei unterdrückt und war einfach gegangen. In die vollkommen falsche Richtung. Nicht über die Straße. Nein. Sie bog in mehrere Seitenstraßen, kaufte sich bei einem Bäcker ein Brötchen und dann fand sie sich am Fluss wieder. Acht Querstraßen von ihrer Haltestelle entfernt. Acht Querstraßen von Sasuke Uchiha entfernt. Aber viel zu wenig war ihr Herz von ihm entfernt. Sakura fühlte sich schlecht. Fühlte sich verraten. Fühlte sich missverstanden. Und sie hegte den tiefen Wunsch, jemanden anderen zu verletzen, damit ihr eigener Schmerz für Sekunden verschwand. Fluchend strampelte sie mit ihren Armen, ihren Beinen und ließ sich dann kraftlos ins grüne Gras sinken. „Warum?“ „Sakura?“ Sie schreckte hoch und blickte sich um, entdeckte den blonden Uzumaki, der etwas verwirrt auf seinem blauen Fahrrad saß. „Was machst du hier?“ „Ich... keine Lust auf Schule“, flüsterte sie und beobachtete ihn, wie er vom Fahrrad abstieg und es vorsichtig auf den Boden legte. „Du siehst nicht wirklich gut aus. Ist alles okay?“ „Warum bist du nicht in der Schule?“ Er winkte ab, grinste breit und antwortete: „Ich war beim Arzt. Bin gestern beim Fußball spielen blöd abgeknickt und hab jetzt eine Prellung am Fuß.“ „Und dann fährst du Fahrrad?“ „Klar“, lachte Naruto und fuhr sich durchs zerzauste Haar. Mit einem Seufzer ließ er sich neben sie fallen. Ihr Blick haftete sich an sein Grübchen und sie dachte nach. „Sag schon, kleine Sakura. Was ist los?“ Sie befeuchtete ihre Lippen, während ihr Blick sich auf das Wasser legte. „Ich bin verwirrt, Naruto. Einfach nur verwirrt.“ „Von was?“ „Von ihm.“ „Du meinst Sasuke, nicht wahr?“ Sie nickte stumm und strich sich eine Haarsträhne hinters Ohr. „Irgendwas ist da. Ich weiß es. Fühle es. Aber... ich...“, hauchte sie und spürte erneut die aufkommenden Tränen. „Rede weiter“, bat Naruto und warf einen eckigen Stein ins Wasser. „Ich glaube, da ist etwas, was … uns davon abhalten könnte, ehrlich zu unseren Gefühlen zu sein.“ „Wie meinst du das?“ „Ich hatte Streit mit meinem Dad“, lachte sie und ließ sich erneut nach hinten fallen. „Sasuke kam mich besuchen. Wir haben geredet, gealbert. Ganz frei von Sorgen, wie damals im Kindergarten. Er war für wenige Minuten der frohe Sasuke, der sich nicht darum kümmerte, was alle anderen sagen könnten. Dann... hat er mich geküsst. Wir haben uns geküsst. Und es war einfach schön. Es hat gar nicht mehr aufgehört in meinem Magen zu kribbeln. Aber dann kam mein Vater plötzlich. Und Fugaku war auch da. Sie waren beide sauer. Sasuke verschwand. Und so auch dieses Gefühl der Geborgenheit.“ Sie lachte und schloss die Augen. „Als das Auto aus der Auffahrt gefahren war, begann mein Vater zu toben. Er stieß die Farbeimer weg, schrie und raufte sich die Haare. Er beschimpfte mich als unfähiges Gör, als dumm und naiv. Seine Hand zitterte, sein Körper bebte. Ich hatte noch nie so sehr Angst vor ihm. Er schrie und schrie. Wirres Zeug. Es wäre verboten. Ich dürfte nichts mit Sasuke Uchiha zutun haben. Es wäre falsch. Aber was ist falsch? Was kann daran falsch sein, wo es sich so richtig anfühlt? Ich bin dann gegangen. Zu Hinata. Und heute Morgen bin ich einfach weg. Zu mir nachhause. Aber mein Vater war schon verschwunden. Ich … weiß nicht, was ich tun soll.“ „Bringt es dir etwas, dich zu verstecken?“ „Ich glaube, mein Verstand ist gegangen und ich drehe mich nur noch im Kreis. Ich verliere den Halt“, flüsterte sie. „Du versteckst dich, Sakura. Das weißt du.“ „Was soll ich denn sonst tun?“ „Alles, was du willst. Wenn du weinen willst, dann weine. Wenn du schreien willst, dann schreie. Wenn du dich fallen lassen willst, dann falle. Wenn du um dich schlagen willst, dann tu es einfach. Denk nicht darüber nach. Deinen Verstand brauchst du nicht.“ „Naruto... was, wenn er mich abweist?“ Er blickte ihr direkt in die Augen. Sah das Schimmern, sah das Zucken in ihren Mundwinkeln, sah das heftige Schlucken und er wusste, sie würde weinen. Egal was er sagen würde. Und er öffnete seine Arme und sie verstand, kroch zu ihm und legte ihren Kopf auf seine Brust. „Dann wäre er dumm. Einfach nur dumm. Denn er würde sich selbst belügen.“ Ich hatte mich gewehrt. Gegen die Gefühle. Ich glaube, ich sage das schon zum wiederholten Male. Ich habe versucht, mich nicht in sie zu verlieben. Sie nur als kleines Mädchen zu sehen. Aber irgendwie hatte es nicht funktioniert. Ging einfach nicht. Ich war unfähig es aufzuhalten, vielleicht aber auch nur, weil es einfach unmöglich war. Die Liebe tut, was sie will. Die Liebe hat ihren eigenen Kopf. Und jetzt? Der Moment, in dem ich mich nicht länger dagegen gewährt hatte, wurde zerstört. Ich wollte es. Hatte mich entschlossen, endlich das zutun, was mein Herz mir zuflüsterte und mein Verstand sonst immer ausblendete. Es war nur eine einzige Erklärung. Kurz und bündig. Viel zu sachlich. Allein diese wenigen Worte brachten mir die Wehr zurück. Mitsuko blieb an diesem Tag zuhause. Wollte erst am nächsten Tag die Schule besuchen. Ich war froh darüber. Und nach der sechsten Stunde ging ich nachhause, weil mir nicht wohl war. Mein Vater flüchtete vor dem Gespräch, das hätte stattfinden sollen. Er verreiste. Und ich blieb mit Mitsuko zurück. Allein. „Ich habe Hunger, Sasuke“, zischte Mitsuko und warf ihr langes Haar über ihre Schulter. „Dann koch dir etwas“, entgegnete Angesprochener und schloss entnervt die Augen. Seit zwei Stunden lag er nun in der weißen Hängematte, ganz hinten im Garten, umringt von großen Bäumen, die nur wenig das Sonnenlicht zur Erde hinab scheinen ließen. „Du könntest mir etwas bestellen“, brummte Mitsuko und stemmte die Hände in die Hüften. „Bist du wirklich schon über zehn Jahre alt? Nerv nicht und geh.“ Sie stieß einen spitzen Schrei aus und stapfte auf ihren hohen Schuhe zurück zum Haus. „Dein Vater wird sicher nicht erfreut sein, wenn er hört, wie du mich behandelst!“, schrie sie ihm entgegen und schlug die Terrassentür energisch zu. Sasuke seufzte. Ich hatte gehofft, dass Sakura kommt. Ich hatte gehofft, dass sie den Mut aufbringen konnte, der mir einfach mitten im Halse stecken blieb. Und merkwürdigerweise wurde die Hoffnung sogar erfüllt, als ich die zaghaften Schritte vernahm, die sich mir näherten. Es konnte nicht Mitsuko sein... man konnte sie deutlich und laut atmen hören, wenn sie sich näherte. Sie hatte zwar einen wunderschönen Körper, doch schien sie sich selten so ausgiebig zu bewegen, wie sie es nun hier bei uns tun musste. Und als ich die Augen öffnete, stand sie tatsächlich da. Aber nicht schüchtern oder … aufgeregt. Sie war die Ruhe in Person. Und sie war es, die meine größte Hoffnung 'zerstörte', als sie die Worte aussprach, die ich nicht hören wollte. „Ich bin wegen dem Kuss hier. Ich weiß, dass du sicher nicht darüber nachgedacht hast und … ich dachte, ich mache es für uns beide nicht zu einer unangenehmen Situation.“ Sasuke hob seine linke Augenbraue in die Höhe und setzte sich so gut wie möglich in der Hängematte auf. Für eine kurze Millisekunde schoss Sakura die Röte ins Gesicht, ehe sie sich wieder vollkommen unter Kontrolle hatte. „Es hat nichts bedeutet, Sasuke. Es war rein gar nichts. Also vergessen wir die Sache und leben einfach wortlos weiter.“ „Der Kuss hatte nichts zu bedeuten?!“, wiederholte der Schwarzhaarige perplex, riss die Augen auf, ehe er sich wieder vollkommen unter Kontrolle hatte und nickte, während er ein festen 'Ja, hast Recht' zur Antwort gab. Ich war wirklich ein Idiot. Ein dummer Idiot. „Ich … werd dann mal wieder gehen“, flüsterte Sakura heiser. Für einen flüchtigen Moment hätte Sasuke wetten können, dass Wehmut in ihren Augen lag, vielleicht auch ein Hauch der Enttäuschung, doch glücklich schien sie nicht zu sein. Sie verschwand so schnell, wie sie kam. Und die nächste Person, die auftauchte, war Naruto. Nicht lachend, lächelnd, feixend oder stürmisch. Naruto war ruhig. Naruto brodelte aber innerlich. Und Naruto erklärte mir, dass ich einen Fehler begangen hatte, denn Sakura Haruno hatte nur Angst vor einer Ablehnung..., sie hatte gehofft, ich würde ihr widersprechen. Warum ist Hoffnung manchmal wirklich … scheiße? Mein Stolz war mir im Weg. Ich selbst war mir im Weg. „Du bist ein Vollidiot, Sasuke Uchiha“, brummte Naruto und nahm einen kräftigen Schluck aus der Wasserflasche, die Sasuke neben den Apfelbaum gestellt hatte. „Wie kannst du nur so dämlich sein?“, fuhr der Blondschopf fort. „Ist gut, Naruto. Ich weiß es jetzt.“ „Da bin ich mir nicht sicher, Teme.“ „Nach zehn Wiederholungen von 'Vollidiot' werde ich es sicher verstanden haben, Dobe!“, zischte Sasuke und fuhr sich mit der flachen Hand übers Gesicht. „Ach... sag mal, hattest du Streit mit deinem Dad?!“ Sasuke stoppte in seiner Bewegung und blickte Naruto überrascht ins Gesicht. „Hn.“ „Was war denn?“, fragte Naruto unbeiirt weiter. „Weiß ich selbst nicht so genau. Aber Itachi wird es mir erklären.“ „Itachi kommt?“ Sasuke nickte und schloss erneut seine Augen. „Ich bin mir sicher, dass alles anders sein wird, wenn Itachi da ist.“ „Ja. Aber bis er wieder da ist, solltest du wirklich mit Sakura reden. Ich weiß, dass du wahrscheinlich nur wieder zu stolz bist oder möglicherweise bist du doch ein Vollidiot.“ „Halt die Klappe, Naruto.“ „Erst, wenn du mit Sakura geredet hast.“ Warum ich auf den blonden Idioten gehört hatte, war mir unklar. Vielleicht weil er eben doch mein bester Freund war und genau wusste, was ich eigentlich wollte. Er war meine Hilfe in diesem merkwürdigen Leben. Also sprang ich für einen kurzen Moment über meinen Schatten und stand erneut vor Sakuras Haustüre. Kein Auto stand in der Einfahrt und ich hatte erleichtert geseufzt, bevor ich die Klingel drückte und mir eine überraschte, nur in ein Handtuch bekleidete Sakura, die Tür öffnete. Kapitel 12: Little World ------------------------ hallo ihr lieben ^^ ich hab heute schnell ein kapitel geschrieben und ganz ehrlich: ich bin zufrieden damit. hatte ich schon lange nicht mehr. das kapitel ist dieses mal auch nicht gebetat. ich sollte es meiner lieben zuerst schicken, aber ihr müsst zur zeit immer solange warten und da sie die letzten chapter auch noch nicht verbessert hat... :D tja. verzeih liebe wahu-ladie ^^ mir fällt auf, dass die kommentare schrumpfen... gibt es einen grund? ._. über feedback würd ich mich wirklich freuen... selbst wenn es nur ein "war gut, das .... hat mir besonders gefallen" ... nur damit ich weiß, ob die story auch für die leser noch interessant ist und nicht völlig langweilig an euch vorbei zieht. viele liebe grüße ^^ und eine menge vergnügen beim lesen :D (haha <.<) Little World (ungebetat!) Manchmal denke ich wirklich darüber nach, ob man nach dem Leben ein weiteres Leben hat. Ein Leben nach dem Tod. Ob man noch öfters die Möglichkeiten erhält, Dinge zutun, die man in einem vorherigen Leben nicht hinbekommen hatte, wie einfach mal offen auf andere zuzugehen und sie nicht zu verurteilen, wenn sie eine andere Meinung haben. Oder eben eine Liebe zuzulassen, der man den Weg zum Herzen und zum Kopf verwehrte. Vielleicht gibt es das. Ein Leben nach dem Leben und nach dem Leben ein weiteres Leben. Gott. Wer weiß das schon? Ich glaube nicht an ein Leben nach dem Leben, aber ich hoffe darauf. Unsinnig, aber es ist nun mal so. Sakura hätte es verdient. Ein Leben nach dem Leben, das wir jetzt führen. Denn dann könnte es funktionieren, wenn ich ganz genau wüsste, wo meine Fehler im Jetzt lagen. Nun, besser gesagt, wenn ich gewillt wäre, die Fehler nicht erneut zu begehen. Aber eigentlich glaube ich daran, dass man nur ein Leben hat. Und aus diesem einen Leben, aus dieser kleinen Spanne in der Unendlichkeit des Seins, sollte man alles herausziehen, was man herausziehen kann. Man sollte das tun, was man will, was man sich wünscht, was sein soll und richtig erscheint. Aber... ich bin ein dummer und unbedeutender Mensch. Ein kleines Blatt an einer dicken, alten Eiche. Wir haben ein Leben zu leben. Eine richtige Liebe zu geben. … Ich hätte es einfach zulassen sollen. Als Sakura vor mir stand, mit ihren geröteten Wangen, den schimmernden, grünen Augen, die überrascht aufgerissen wurden, der geöffnete Mund, die linke Hand am Handtuchknoten oberhalb ihrer Brust, hatte sich in mir dieser Drang offenbart, sie zu berühren. Ihre Wange zu streicheln. Ihren Nacken zu küssen. Ihren Körper zu liebkosen. Ihr handtuchtrockenes Haar Strähne für Strähne zwischen meine Fingern zu nehmen und ihren Duft einzunehmen. Ich hab ein Leben. Und natürlich mach ich alles falsch. „Was machst du hier?“ Sasuke schwieg, räusperte sich und wirkte für einen kleinen Moment verlegen, ehe er die Schultern zuckte und an ihr vorbei ins Haus blickte. Direkt auf die alte Uhr, die laut vor sich hin tickte. Wie schnell die Zeit doch verging. Sie legte ihre Stirn in Falten, presste das violette Handtuch noch enger an ihren Körper. Sie fühlte sich unbehaglich, wusste nicht, wie sie mit dieser Situation umzugehen hatte. „Ähm, Sasuke?“ Mit ihrer freien Hand wedelte sie ihm vorm Gesicht, versuchte sein Augemerk auf ihr Gesicht zu legen. „Du warst nicht in der Schule“, bemerkte er trocken und musterte sie. „Mir ging es nicht gut.“ „Du warst vorhin so schnell weg.“ „Ich hatte zutun.“ „Du bittest mich nicht herein?“ „Ich... Sasuke... das...“ „Hn.“ Sie seufzte, senkte ihren Blick auf den Boden und trat mit einem Schritt zur Seite: „Mein Vater wird nicht erfreut sein.“ „Er ist nicht da“, entgegnete er und trat ein. Ohne groß auf Sakura zu warten, schritt er in ihr Zimmer, warf die dünne, dunkelblaue Jacke auf den Schreibtischstuhl und setzte sich auf ihr Bett. Unschlüssig stand Sakura im Flur, ohrfeigte sich innerlich dafür, ihn hinein gelassen zu haben. „Mist“, hauchte sie, betrat das Bad und begann sich mit dem Handtuch vollends abzutrocknen. Mich hatte der Mut verloren. Ich wollte mit ihr reden. Darüber, dass ich zwar nicht wusste, was ich wollte und wohin alles führen würde, doch war ich mir sicher, dass Sakura Haruno nicht einfach nur eine Kindheitsfreundin war. Sie war viel mehr als das. Etwas jedenfalls. Ich glaube, ich bin doch nicht so anders, wie alle anderen. Ich war in solchen Dingen unerfahren, auch wenn alle glaubten, ich wäre ein Aufreißer schlechthin. Nur weil ich dieses Image von irgendwelchen Girlies verpasst bekommen hatte, dachten alle an der Schule so. Ich wurde zum gefeierten Star, beliebt bei allen und gern gesehener Gast auf Geburtstagsfeten. Die Pubertät war/ist etwas ganz Schlimmes. Sakura brauchte lange im Badezimmer und ich war plötzlich so müde. Vielleicht war es aber auch der Duft von ihr, der mir in die Nase gesprungen war und mir Geborgenheit eingeflöst hat. Meine Glieder fühlten sich so schwer an und entschieden sich selbstständig, mich einfach aufs Bett fallen zu lassen und die Augen zu schließen. Und im Ohr hörte ich das Ticken der Uhr. Tick. Tick. Tick. Tick. Tick. Und irgendwann, mir war es, als wäre eine Stunde vergangen, ging die Tür knarksend auf und im Türrahmen stand sie. Sie hatte geschmunzelt, tief Luft geholt, die Türe geschlossen und war zu mir ans Bett getreten. Direkt vor mir. Ich konnte ihre Knie an den meinen spüren. Es geschah wie von selbst. Ich hatte mich aufgesetzt, meine Arme um ihren Körper geschlungen und meinen Kopf an ihren Bauch gedrückt, der durch ihr plötzlich schneller werdenes Atmen noch stärker Auf und Ab ging. Es war so beruhigend. „Sasuke?“, flüsterte sie mit kratziger Stimme, „Was machst du da?“ Er schwieg. „Das ist nicht gut. Lass mich los.“ Er schwieg. „Bitte. Sasuke.“ Er schwieg. Schmiegte sich noch enger an sie und sie zuckte zusammen. Ihr Herz machte einen Aussetzer, als sie spürte, wie seine Finger sich an ihren Rücken in das Top krallten und er ihr somit stumm zu verstehen gab, dass sie es zulassen sollte, ihn nicht von sich stoßen sollte. Ein leichtes Lächeln entstand auf ihren Zügen und sie erinnerte sich daran, wann es das letzte Mal so war, dass er ihre Nähe suchte. Möglicherweise in der Grundschule. Nicht mal bei dem Tod seiner geliebten Mutter hatte er sie in den Arm genommen, hatte geschweigedenn zugelassen, das sie ihn in ihre Arme zog. Und sie hatte das stille Verbot immer akzeptiert, hatte nur an Festtagen eine Umarmung gefordert, die nur kurz und distanziert ausfiel. Sakura Harunos Schmetterlinge führten einen Tanz auf, als sie mit ihren Fingerspitzen sein weiches Haar berührte. Strähne für Strähne um ihre Finger wickelte, die Kopfhaut leicht drückte, sie streichelte, durchs komplette Haar fuhr, nur um erneut die Strähnen zu zwirbeln. Sie seufzte leise, als sie deutlich spürte, wie er seine Nase in ihren Bauch drückte. Ich wollte sie nah bei mir spüren. Ihre Finger fuhren weiter hinunter, blieben an seinem Nacken hängen, kraulten und strichen zärtlich darüber, fuhren links und rechts an seinem Hals hinunter, kratzten ihn liebevoll und kehrten zurück zum Schopf, um erneut das dunkle Haar zu berühren. Es war wie eine Kurzschlussreaktion. … Ich hatte sie zu mir gezogen, so, dass sie das Gleichgewicht verlor und auf der Matraze lag. Mit dem Rücken. Ihr Gesicht zeigte ihren Schreck deutlich. Ich rollte mich über sie, betrachtete sie, musterte jeden Zentimeter, hob meine Hand und legte sie an ihre Wange. Ihre Haut war so weich. … Ich legte meinen rechten Arm neben ihren Kopf ab und fuhr mit der linken ihre Wange hinab, sah, wie sie begann, unsicher auf ihrer Unterlippe zu kauen, was mich belustigt auflachen ließ. Warum musste es 'verboten' sein? Mein Daumen strich über ihre Lippen. Warum war es falsch? Ich wollte sie küssen. Warum hatte mein Körper ein Eigenleben? Doch bevor meine Lippen ihre berühren konnten, hatte sie den Kopf zur Seite gedreht, die Lider zusammengekniffen. Sie hatte mich abgewiesen. Verständlich, nicht wahr?! Sasuke schnappte nach Luft, ließ sich zur Seite fallen und starrte die hohe Decke an. „Warum, Sasuke?“ „Was?“ „Warum bist du da?“ Es entstand kein Blickkontakt. Während er seine onyxfarbenen Augen noch immer an die Decke heftete, starrte sie zur Wand und versuchte, ihren schneller gewordenen Atem und ihr Herz zu beruhigen. „Wir sind Freunde, nicht wahr, Sakura?“ Sie lachte schmerzlich auf. Ihr Herz zog sich zusammen. Hätte sie doch nur gewusst, dass seines sich ebenfalls zusammen zog, denn seine Hoffnung, sein stummes Gebet, sie hätte widersprochen, wurde nicht erfüllt, wurde zerschmettert und in seinem Inneren unbeachtet zurückgelassen. „Freunde. Ja. Wir sind Freunde, Sasuke“, bestätigte sie, strich sich mit der flachen Hand übers Gesicht. „Kommst du morgen wieder zur Schule?“ Sie nickte. „Dein Vater kommt bald, nicht wahr?“ Sie nickte. „Kannst du den Text fürs Stück?“ Sie nickte. Seit wann sprach Sasuke Uchiha so viel? Seit wann fragte Sasuke Uchiha so viel? Die junge Schülerin schmunzelte und setzte sich auf. Wieso hatte sie ihn abgelehnt? Wieso wollte sie nicht, dass sie nur Freunde waren? Wieso wollte sie, dass sie nur Freunde waren? Wieso war sie so verwirrt? Ihr Blick heftete sich auf sein angespanntes Gesicht. „Sasuke?“ „Hn.“ „Was fühlst du?“ Er lachte leise und sie grinste. „Das ist deine Antwort?“ „Für heute schon, Sakura.“ „Warum?“, fragte sie und befeuchtete sich ihre Lippen. Nur zu gern hätte sie seine Wangen berührt, hätte ihn geküsst, hätte ihn liebkost, hätte ihn nicht als Freund gesehen. „Heute ist ein anderer Tag als er es gestern war oder morgen sein wird“, gab er als Antwort und stützte sich auf seinen Ellenbogen ab, blickte sie von unten herab an. „Heute ist anders“, wiederholte sie, kicherte und warf für wenige Momente ihre Zweifel über Bord. „Dann... lass uns heute keine Freunde sein.“ Er zog sie zu sich hinunter, presste ihre Lippen aufeinander. Dieses Hin und Her hätte nie sein dürfen. Ich hätte es nicht zulassen sollen. Ich hätte sie nicht noch mehr verwirren sollen. Ich war es, der es so kompliziert machte. Wäre Itachi doch nur früher gekommen. Hätte Itachi doch nur früher geredet. Hätte sie doch nur früher diese Briefe gefunden! Die Briefe, die ihr die Wahrheit sagten. Man könnte meinen, mein Leben wäre eine kitschige Verfilmung eines schlechten Buches. Und ich würde nur zu gerne darüber lästern und sagen, wie vorhersehbar die Bewegungen und Worte doch waren und sagen, dass alles lächerlich war. Aber das war m e i n Leben. Und das war nicht lächerlich! Nicht eine Sekunde. Es war kompliziert und … für mich nicht vorhersehbar. Sakura und ich hatten uns geküsst, hatten uns berührt, hatten uns umarmt, hatten die Zärtlichkeiten genossen. Und dann kehrten wir zurück. Aus dieser kleinen Welt, die wir uns für ein paar Minuten (und eigentlich waren es 1 ½ Stunden) erschaffen hatten, in der wir keine Freunde waren. Nur Sasuke und Sakura. Nur Sakura und Sasuke. Irgendwie hatten wir es tatsächlich geschafft, daran zu glauben, dass uns dann nichts geschehen würde, dass wir nichts daraus erhofften, nichts darin sahen. Wir hatten nur Spaß. Probierten uns aus. Ohne Konsequenzen. Aber die Konsequenz war die Sehnsucht und der Hunger nach mehr. Zwei Dinge, die nicht gestillt werden würden. Aber dennoch immer wieder auftreten würden. … Ich ging als ich das laute Poltern ihrer Stiefmutter gehört hatte, die wie so oft zu viel Champus bei ihren fast täglichen Frauenabenden getrunken hatte. Selbst Mr. Haruno hatte mit Hannah gestritten, die kichernd durchs Haus sprang. Sakura und ich hatten beschlossen, dass es nicht mehr passieren würde. Aber wir hatten es nicht ausgesprochen. Wahrscheinlich, weil wir beide wussten, das wir es nicht einhalten konnten. Als ich zuhause ankam, war das Anwesen in Dunkelheit gehüllt. Mitsuko schlief bereits. Itachi war noch immer nicht angekommen und Naruto hatte den Kuchen unserer älteren Nachbarin aufgegessen, der in der Küche stand. Aber das störte mich nicht. Ich mochte Nüsse nicht. Und in dem Kuchen waren Nüsse. … Ich hatte mich nur noch ins Bett gelegt und konnte nicht mal einschlafen. Und als ich kurz davor war, doch ins Traumland zu gleiten, hatte mein Handy aufgeleuchtet und zeigte mir die Kurzmitteilung meines Bruders mit. » Werde erst Ende der Woche ankommen. Hol die braune Kiste vom Dachboden. Du weißt schon, Mutters Kiste. Schau dir alles an. Such nach einem dicken Spiegel. « Und obwohl ich genau wusste, dass ich bald den Grund erfahren würde, warum das alles so merkwürdig war, wollte ich nur in diese eine Welt zurück. In diese kleine Welt flüchten. In die andere Welt. In die Welt von Sakura und mir. Dorthin, wo es nur sie und mich und mich und sie gab. Nur wir zwei. Flucht vor der Realität. Flucht vor dem Wissen. Flucht vor der Wahrheit. Flucht vor dem möglichen Aus ohne einen richtigen Anfang. Kapitel 13: Dandelion --------------------- ein sehr kurzes kapitel >.< ich versuche, das nächste länger zu gestalten. vielen dank für die kommis im letzten kapitel. aber: fragile ist genervt. die kommis schrumpfen immer weiter. gibt es einen grund? kein gefallen mehr? ihr müsst mir in den arsch treten mit kommis, damit ich auch wirklich lust habe, ein kapitel zu tippen. <.< immerhin sollen kommentare motivieren und helfen, sich zu verbessern. T.T ich geb mir wirklich mühe und ein kleines feedback ist doch nicht zu viel verlangt... fragile over and out. - ungebetat - Dandelion - Pusteblume/Löwenzahn Sakura Haruno liebte es am späten Abend, wenn die Sonne schon dabei war, sich vom Tag zu verabschieden, über den kleinen Gartenzaun am hinteren Ende des Grundstückes ihrer Familie zu springen, um somit direkt auf den kleinen Kiesweg zu kommen, denn Granny Lilli anlegte, bevor die liebreizende, ältere Dame des Nachbarshauses an Leukämie verstarb. Sie liebte es, ihre Haare durch die Luft zu wirbeln, während sie mit der flachen Hand übers Gesicht fuhr, sich leicht auf die Wange schlug, sich leise zuflüsterte 'Los geht’s!' und dann bereits losrannte. Ja. Sakura Haruno liebte es, in den kühlen Abendstunden über den alten Kiesweg zu laufen, den kalten Wind zu spüren, der ihr liebevoll durchs Haar strich und ihren Körper in eine innige Umarmung einlullte, während ihr Herz Schritt für Schritt schneller schlug. Der Beat in ihren Ohren, die dröhnende, laute Musik ließ sie in eine Art Berauschtheit verfallen, die ihre Schritte nur verschnellerte, sie noch weiter dazu antrieb, ihre ganze restliche Energie des Tages zu verbrauchen. Sie schnaufte. Eigentlich hasste Sakura Haruno das Laufen, denn wenn sie lief, dann nur, wenn etwas geschehen war, was sie nicht wollte oder verarbeiten konnte. Sakura stellte sich immer vor, dass all die schlechten Gedanken hinfort geweht werden würden, wenn der Wind an ihren Ohren vorbeisauste, doch trotz erhöhter Geschwindigkeit blieben ihre Gedanken und ihre Sorgen. Ein lautes Lachen überkam sie, als sie kopfschüttelnd daran dachte, wie dumm sie sich doch aufgeführt hatte. Sie hatte sich selbst die Schmerzen zugefügt, die jetzt widerwärtig in ihrem Herzen kochten und sich dort einnisteten. Lange hatte sie gebraucht, um sich offen darüber klarzuwerden, dass sie für den schwarzhaarigen Kindheitsfreund mehr empfand, als nur Freundschaft. Sie hatte sich in ihn verliebt. Schon zu der Zeit, als sie Blümchen im Haar hatte und bunt gefleckte Kleidchen trug, die immer zu ihren Sandalen und den weißen Rüschensocken passten. Wieder fuhr sie mit der Hand durch ihr Gesicht. Selbst als er sie immer schubste und dann plötzlich doch ignorierte, hatte sie ihn gemocht, hatte sich gewünscht, dass er der Erste sein würde, der ihr einen Kuss schenkte. Er war immer ihr Prince Charming, ihr Ritter auf dem weißen Pferd, ihr Licht in der Dunkelheit und für diese Gedanken, die nicht alberner hätten sein können, hätte sie sich gerne geohrfeigt. Und das gleich mehr als einmal. Erneut überkam ihrer Kehle ein heiseres Lachen und sie beschleunigte ihre Schritte. Ich war durch den Wind. War verwirrt. Dennoch hatte ich es tatsächlich geschafft, auf den Dachboden zu kommen. Glücklicherweise war mein Vater nicht zuhause, sonst hätte er mich wieder belehrt. Es war mir untersagt, den Dachboden aufzusuchen und so offensiv in alten Erinnerungen zu schwelgen. Mein Vater liebte meine Mutter noch immer und hatte bis zum heutigen Tage nicht mit dem Tod abschließen können. Er trauerte. Noch heute. Ich ging noch am selben Abend auf den Dachboden. Staub und stickige Luft kamen mir entgegen, als ich die Treppenstufen hinauf kam. Ich suchte und suchte. Fand alte Spielzeuge, fand die alten Kinderkleider, die meine Mutter achtsam in Kisten verpackt hatte. Ich fand sogar die ganzen (wirklich schlechten) Zeichnungen von Menschen, Tieren und Pflanzen, die ich im Kindergartenalter angefertigt hatte. Meine Mutter war überall. Egal in welche Ecke ich sah, egal wie verstaubt alles war... sie war überall und ich konnte mir nur zu gut vorstellen, wie sie auf dem alten Schaukelstuhl saß und nach vorne und hinten wippte. Stets mit dem liebevollen Lächeln auf dem Gesicht. Ich vermisse sie. Die zärtliche Art, das fürsorgliche Tätscheln, das Lachen, das Lächeln, der liebevolle und aufmunternde Blick, die Umarmungen... alles. Der Spiegel, den mein Bruder in der Nachricht erwähnte, lag hinter der dicken Truhe, in der das Hochzeitskleid meiner Mutter sorgsam verstaut worden war. Das war ihre Truhe. Ihre Vergangenheit. Ich hatte lächelnd den weichen Stoff des prächtigen Kleides befühlt und die Fotos herausgenommen, die an der Seite der Truhe in einem Fach steckten. Meine Mutter strahlte über beide Ohren. Schien glücklich und ausgefüllt. Mein Vater hatte zwar wie immer seinen strengen und distanzierten Blick, aber selbst das konnte nicht das Glitzern in seinen Augen verbergen. Sie hatten sich geliebt. Sehr sogar. Ich hatte mich gefragt, ob ich möglicherweise auch einmal so auf einem Bild sein würde. Mit Sakura. Aber dann fiel mir wieder der Spiegel ein, der noch immer unbeachtet von mir auf dem Boden lag. Meine Finger legten das Foto beiseite und schlossen die Truhe. Ich kann mich noch genau daran erinnern. Als wäre alles in Zeitlupe gewesen, als hätte sich alles in mein Gehirn gebrannt. Nichts viel mir zuerst auf. Rein gar nichts. Da waren die Verzierungen am Rahmen, der kleine Sprung des Spiegels in der unteren Ecke. Was sollte so besonders an diesem Spiegel sein?! Die Wut hatte mich gepackt. Weil der Spiegel mir nichts sagte. Rein gar nichts. Und dann hatte ich ihn einfach auf den Boden geworfen. … Vielleicht auch deshalb, weil mich zu viel an meine Mutter erinnerte. Vielleicht, weil ich sie so sehr vermisste. Vielleicht, weil ich mich selbst so sehr dafür hasste, nie den Dachboden betreten zu haben. Vielleicht war alles gar kein vielleicht. Es war einfach Fakt. Sie hatte sich als kleines Kind immer gewünscht, wie eine dieser Blumen zu sein, die alle als Futter für Hasen verwendeten oder als Unkraut betitelten. Für sie war sie nie ein Unkraut. Sakura kniete auf dem Kiesweg, betrachtete träumerisch die kleine Pusteblume, die sich langsam im Morgenwind wiegte. Ein Lächeln war deutlich auf ihrem Gesicht zu erkennen, während sie die kleine Blume abpflückte. Sie hatte sich immer vorgestellt, dass die Pusteblumen frei waren. Sie konnten zwar nicht immer an einem Ort verweilen, aber sie konnten fliegen. Weit hinfort. Mit dem Wind. Sie konnten einen Neuanfang wagen. An jedem Ort, wo sie auch nur wollten. Wo der Wind sie hintrug. Wie gern hätte sie jetzt alles hinter sich gelassen und wäre vom Wind hinfort getragen worden. Aber sie war zu schwer. Viel zu schwer. Sie holte Luft und pustete. Der Spiegel lag auf dem Boden. In Einzelteilen. Dennoch war mir klar, dass der Spiegel mich noch immer reflektierte. Meine Wut stieg an und ich ließ mich auf die Knie fallen, holte mit der Faust aus und schlug auf die Scherben, spürte die Schnitte und das langsam herausquollende Blut. Und es war mir egal. Denn meine Augen hatten es entdeckt. Das, was Itachi mir zeigen wollte. Ein einfaches Bild. Vier Menschen. … Aber es wirkte so falsch. „Sakura?“ Sie zuckte zusammen und schaute auf. „Ino? Was machst du denn hier?“ „Na, wohl dasselbe wie du“, lachte sie und fuhr sich durch ihr Haar. „Ich wusste nicht, dass du Sport machst.“ Erneut lachte Ino gutgelaunt: „Ich muss doch auf meine attraktive Figur achten. Geht es dir heute besser? Du warst gestern nicht in der Schule.“ „Ja,“ antwortete Sakura, stand auf und klopfte sich die schwarze Sporthose ab, „Wollen wir die Runde gemeinsam beenden?“ Ino nickte, schnappte noch einmal nach Luft, ehe die beiden gemeinsam losliefen. Und Sakura Haruno wünschte sich erneut, sie wäre eine dieser Pusteblumen. Denn dann müsste sie nicht so tun, als ginge es ihr gut. Es war mein Vater. Meine Mutter. Sakuras Vater. Sakuras Mutter. Meine Mutter hatte sich bei meinem Vater eingehakt, lächelte selig in die Kamera. Sakuras Vater hatte seine Arme verschränkt und man sah ihn nur von der Seite. Und Sakuras Mutter blickte zu meinem Vater, während mein Vater zu ihrer Mutter blickte. Ein Lächeln auf seinem Gesicht. Ihre Finger berührten sich ganz leicht, als wäre es nicht gewollt, doch an ihren Gesichtern sah man die Freude. Ich glaube, dass Schießen des Fotos bekam nur meine Mutter mit. … Dieser Blick, den Sakuras Mutter und mein Vater austauschten... war... nicht... richtig. War nicht... … er war... da war zu viel … Liebe?! „Ino? Sag mal, wie hast du es geschafft, über deinen Exfreund hinweg zu kommen?“ Ino stoppte schnaufend und hielt sich die Seite: „Ich bin nie über ihn hinweggekommen.“ „Wie meinst du das?“ „Sakura, Schätzchen, er war meine erste große Liebe. Wie könnte ich über die einfach hinwegsehen? Warum fragst du überhaupt?“ Sakura lachte gespielt, fuhr sich über das verschwitzte Gesicht: „Ich will mich entlieben.“ „Entlieben?“, wiederholte die Blondine verwirrt. „Ja. Entlieben.“ „Und von wem willst du dich entlieben?“ „Von meiner ersten großen Liebe.“ Es war unabgesprochen. Es war auch nicht böse gemeint. Dennoch begannen beide Freundinnen laut zu lachen. Viel zu laut für ihre empfindlichen Ohren, viel zu laut für das vor Schmerz schlagende Herz. Sie und Sasuke waren nur Freunde. Nur Freunde. Nicht mehr. Nicht weniger. Sie brauchte sich nicht entlieben. Sie wusste, dass es nicht ging. Ino wusste, dass Sakura wusste, dass es nicht gehen würde. Und während Inos Lachen langsam verstummte, wurde aus dem lauten Lachen Sakuras, ein hysterischer Aufschrei. Liebe konnte grausam sein. „Sakura“, flüsterte Ino, nahm sie in den Arm und drückte sie an sich. „Red mit ihm.“ „Mit wem denn?“, fragte Sakura und schloss die Augen. „Mit Sasuke.“ „Woher weißt du, dass er es ist, Ino?“ „Weil es schon immer so war.“ „Wir sind nur Freunde. Nur Freunde.“ „Ja, ihr seid Freunde... und viel mehr.“ Sakura konnte die Tränen nicht stoppen. Sakura konnte nicht aufhören, sich an die Blondine zu klammern. Sakura konnte nicht aufhören, an ihn zu denken. Und Sakuras Herz konnte nicht aufhören, schmerzend gegen die Brust zu hämmern. „Lass uns los. Wir gehen zu mir, duschen und essen erst mal kräftig. Und dann ziehst du dir was von mir an, machst dich hübsch und zeigst dem Kerl, was er an dir hat“, schlug Ino vor. „Ja. Lass uns gehen.“ Und auf ihrem Gesicht erschien für ein paar Sekunden das ehrliche Lächeln, dass Ino immer glücklich machte. Es war sechs Uhr früh, als sich die Tür öffnete und ich das Abstellen der Tasche hören konnte. Das laute Trampeln, dann das Knurren und schon stand er direkt vor mir. Mein Vater. „Was tust du da?! Ich habe dir verboten hier herumzuschnüffeln!“ „Du bist zurück, Vater?“, stieß Sasuke überrascht hervor. „Antworte!“ „Ich hab nur etwas gesucht“, antwortete der überraschte Sasuke. Fugakus Blick wanderte über die Truhe, blieb an den Scherben hängen, ehe er seine Hände zu Fäusten ballte und den Dachboden vollends betrat. „Wieso hast du den Spiegel zerstört?“ „Er ist mir runtergefallen“, antwortete Sasuke und senkte den Blick. Er spürte das Beben des Bodens, als sein Vater immer näher trat. Selbst das laute Atmen konnte der junge Uchiha spüren und dann wurde ihm das Foto aus der Hand gerissen. Als er seinen Kopf hob, blickte er in das entsetzte Gesicht seines Vaters. „Wo hast du das her?“, fragte er barsch und presste seine Zähne zusammen. „Gefunden.“ Fugaku Uchiha grollte, zeriss das Foto und schrie: „Nie wieder wirst du schnüffeln! Manche Dinge gehen dich nichts an! Ist das klar?!“ „Ja, Vater.“ „Du wirst diesen Dachboden nicht mehr betreten!“ „Ja, Vater.“ „Du wirst dich nicht mehr mit Sakura Haruno treffen, ist das endgültig klar!?“ Sasuke biss sich auf die Lippen. „Sasuke!“, ermahnte Fugaku Uchiha. „Ja, Vater.“ Stille kehrte für wenige Minuten ein, bis Sasuke seine Stimme erhob: „Warum hast du sie so angeschaut... diese Frau...?“ Es war das erste Mal in meinem Leben, dass mein Vater mich schlug. Den Klang hatte ich nie vergessen. Das laute Klatschen. Und das Pochen in meinem Gesicht hatte sich auch nie aus meinem Kopf verabschiedet. … Mein Vater verheimlichte etwas vor mir. Und er bemerkte, dass ich langsam entdeckte, was es war. Am nächsten Tag ging ich Sakura aus dem Weg. Ich wusste, dass sie meine Nähe suchte, sie brauchte. Doch ich stieß sie von mir. So wie alle anderen. Selbst Naruto, der mich fragte, warum meine Wange so rötlich war. Und selbst Mitsuko konnte ich ausblenden, die an mir klebte, wie mein Schatten. Ich brauchte aber Luft. Einfach nur Luft. Sasuke Uchiha hatte sich vor seinen neugierigen Freunden versteckt und stand auf dem Schuldach der KonohaHigh. Von weitem konnte er seine Freunde auf dem grünen Rasen entdecken. Auch Sakura saß still dort und schien dem Klatsch und Tratsch der blonden Yamanaka zu lauschen. Er schloss seine Augen, versuchte tief Luft zu holen, trotz des Gefühls, dass seine Lungen nicht ausreichend gefüllt wurden. Und als er die Augen öffnete, flog vor ihm eine Pusteblume, suchte sich ihren Weg über das Dach hinweg und verschwand nur Sekunden später, während er deutlich den Blick spüren konnte. Sein Kopf rugte weiter nach vorne. Da saß sie noch immer. Im Schneidersitz. Mit träumerischen Blick hinauf zu ihm. Kapitel 14: Return ------------------ - ungebetat - Kapitelwidmung: eine meiner treusten Leser *-* viel spaß beim lesen! Return „Sag mal, Naruto, weißt du, was mit Sasuke los ist? Er ist noch schweigsamer als sonst“, fragte Ino und biss von ihrem Sandwich ab. „Da kann ich ihr nur zustimmen. Er ist merkwürdig“, bestätigte Shikamaru mit einem leisen Gähner. Naruto blickte zum Schuldach, bevor er unschlüssig mit den Schultern zuckt: „Weiß nicht.“ „Ach komm schon. Du bist sein bester Freund. Wenn jemand etwas weiß, dann bist das ganz sicher du!“, brummte die Blondine und hob eine ihrer fein gezupften Augenbrauen. „Vielleicht hat er einen Streit mit seinem Dad?“, warf Hinata ein, „Es ist sicher alles in Ordnung. Ihr kennt doch alle Sasuke. Manchmal will er einfach seine Ruhe.“ Sakura nickte und lächelte: „Machen wir uns lieber Gedanken um das kommende Wochenende!“ Naruto lachte laut auf: „Woran hast du gedacht?“ „Ich wäre für eine Shoppingtour in der Stadt. Ich brauch unbedingt einen neuen Rock.“ „Ino... wir sind Männer. Wir gehen keine Röcke einkaufen“, entgegnete Shikamaru und rieb sich sein verschlafenes Gesicht. Ino kicherte und bewarf ihn mit einer Traube: „Ihr sollt ja auch nur ehrlich eure Meinung sagen. Immerhin will ich, dass der Rock meiner Figur schmeichelt.“ „Wie anstrengend.“ „Shika!“ Manchmal bin ich wirklich der Meinung, man könnte sich an seinen eigenen Gedanken am besten erhängen. Wäre klüger, denn dann würde es nicht so anstrengend und nervenaufreibend sein, seine komplette Gedankenwelt einzig und allein einem Thema zuzuwenden: und zwar einem schlechten Thema. Sakura ging mir aus dem Weg. Egal was war, sie hatte plötzlich schnell woanders hin müssen. Selbst bei einer Gruppeneinteilung in Chemie flüchtete sie mit angeblichen Unterleibsschmerzen in die Krankenstation. Alles, um nicht mit mir allein zu sein. Ich dankte es ihr still, war jedoch nicht wirkilch erfreut. Niemand ging mir aus dem Weg, es sei denn, wir hatten einen Streit. Mit Sakura hatte ich aber keinen Streit. Mit Sakura hatte ich... egal. An diesem Tag gab es dennoch öfters ein paar Sekunden, in denen ich glaubte, sie würde mit mir reden wollen. Mal starrte sie mich an, so als wolle sie, dass ich mich zu ihr drehe und mein Wort an sie richte. Ein anderes Mal striff sie (ganz zufällig natürlich) meinen Arm, doch bevor ich reagieren konnte, war sie plötzlich ganz still und hatte ihre Hände zusammengefaltet. Was wollte sie? Eine Frage, die völlig überflüssig war. Ich wusste es. Es war dieser Kuss. Diese Minuten, Stunden, in denen wir 'keine' Freunde waren, sondern einfach nur sie und ich. Vielleicht hätten wir das nicht tun sollen, ganz gleich wie richtig es sich angefühlt hatte. Hinzu kamen die Gedanken an meinen Vater und das Foto. Ich musste herausfinden, was das zu bedeuten hatte. Den ganzen Abend hatte ich versucht, meinen Bruder zu erreichen, doch stets ging lediglich die Mobilbox ran und ich konnte meine Situation des Tages sicher nicht auf eine Mobilbox sprechen. Ich war mir sicher, dass er unterwegs war. „Hey! Sasuke. Ich muss mit dir reden.“ „Warum?“, erwiderte der Schwarzhaarige, während er seine Bücher in die Tasche packte. Naruto ließ sich auf seinem Pult nieder: „Du weißt genau, warum ich mit dir reden muss.“ „Ach ja? Seit wann kann ich Gedanken lesen?“ „Du bist manchmal wirklich ein Idiot.“ Sasuke schmunzelte, hielt inne und warf einen kurzen Blick zu seinen Mitschülern, die soeben das Klassenzimmer verlassen hatten. Allen voran die laut plaudernde Ino Yamanaka. „Jetzt sag schon. Was ist los mit dir?“ „Nichts.“ Naruto lachte freudlos und strich sich sein unzähmbares Haar zurück. Der Schwarzhaarige rollte mit den Augen, stellte die Tasche auf den Boden und setzte sich auf seinen Stuhl. „Na los, lass es bitte nicht allzu lange gehen.“ „Du glaubst, ich kenne dich nicht. Aber das tu ich. Wenn dich etwas bedrückt, flüchtest du aufs Dach. Während dem Unterricht schaust du aus dem Fenster. Dabei sind deine Augen immer halb offen und dein Mund ist selbst geschlossen, wenn der Lehrer dich etwas fragt. Was ist los?“ Sasuke seufzte: „Das sind alles Merkmale, die ich immer habe.“ „Nein, das denkst du nur“, brummte Naruto und kratzte mit seinem Finger in der kleinen Kerbe, am Rand des Pultes, „man sieht dir an, dass dich etwas bedrückt und ich denke, ich weiß auch, was es ist.“ Sasukes Augenbraue schoss in die Höhe: „Und was würde mich bedrücken?“ „Sakura Haruno.“ Ein Lachen verließ Sasukes Kehle. „Warum kommst du auf so einen Schwachsinn?“ „Weil du allein schon das Wort Schwachsinn sonst nie erwähnst.“ Sasuke biss sich auf die Zunge. „Den anderen kannst du etwas vormachen, vielleicht kannst du dir sogar selbst etwas gut vormachen. Aber nicht mir. Du bist für mich wie ein Bruder. Ich kenne dich genau.“ „Es ist nichts mit Sakura.“ „Das redest du dir ein.“ „Nein.“ „Kannst du nicht einfach ehrlich sein?“ „Ich weiß wirklich nicht, wovon du redest, Uzumaki“, knurrte Sasuke und ballte seine Hand zur Faust. „Ach komm schon. Vor mir kannst du es nicht verheimlichen. Du magst Sakura. Sakura mag dich. Aber irgendwas läuft da vollkommen schief.“ Sasuke lachte kurz auf: „Du spinnst.“ Ein Grinsen schlich sich auf Narutos Züge: „Du bist ein Idiot und wenn du so weitermachst, verlierst du auch die Freundin, die Sakura für dich ist.“ „Ach, tu ich das?!“, erwiderte Sasuke gereizt. Was bildete sich Naruto auch ein, sich das Recht herauszunehmen, seinen Freund zurecht zu weisen? Naruto nickte lediglich und seufzte tief: „Du solltest mit ihr reden. Wenn du sagst, dass da nichts ist, dann solltest du ihr das mitteilen. Sie tut mir leid.“ Sasuke stand ruckartig auf, schlug mit der Faust auf seinen Puls und knurrte leise: „Halt dich aus meinen Angelegenheiten raus!“ Dann war Sasuke aus dem Klassenzimmer gestürmt. Es war merkwürdig, wenn Naruto und ich „stritten“. Ungewohnt. Als kleine Kinder hatten wir oft Reibereien, aber als einen Streit hätte ich es nie bezeichnet. Vielleicht war auch diese kleine Konfrontation nicht als eine Art Streit einzustufen, aber ich weiß noch ganz genau, dass ich sehr sauer auf ihn war. Dabei hatte er Recht. Natürlich war ich der Idiot und ich war auch der, der Sakura verletzte. Es war berechtigt, dass sie ihm leid tat. Und es war berechtigt, das er mich darauf... aufmerksam machte. Nur... hatte ich nicht das Gefühl, ich müsse mit ihr reden. Immerhin war sie es, die für wenige Momente nicht mit mir befreundet sein wollte, auch wenn ich es natürlich nicht abgelehnt hatte. Mein Gott... egal war sie mir nicht, aber ich musste mich entscheiden: Vater oder Sakura. Als ich zuhause ankam, hatte ich mich sofort in mein Zimmer geschlichen. Merkwürdigerweise saß mein Vater im Wohnzimmer. Seinen Laptop auf dem Schoß. Das war wohl seine Kontrolle. Damit ich auch wirklich alleine nachhause kam. Wie idiotisch. Als könne ich nicht einen anderen Weg finden, um sie zu sehen. Nicht wahr? Aber Menschen sind alle irgendwie und irgendwo dumm. Sie scheitern in erster Linie an sich selbst und manchmal schaffen sie es vielleicht, über ihren eigenen Schatten zu springen, aber nur wenige Momente später scheitern sie erneut. Einfache und pessimistische Denkensweise? Wie könnte ich optimistisch sein, wenn ich genau weiß, was ich Sakura und meinen Freunden antat? Ich lüge immer wieder. Selbst jetzt. Und am meisten belüge ich nicht Sakura, sondern mich. Aber Lügen sind völlig in Ordnung, nicht wahr? Man könnte sie auch als Notlügen bezeichnen, dann wären sie weniger 'schlimm', nicht wahr? Alle Menschen tun das... ich bin auch ein Mensch. Bin einfach 'nur' ein Mensch. Ein Mensch, der verletzt und der lügt. Lügen fällt nun mal allen leichter als die Wahrheit. Und warum? Weil die Wahrheit der Wahrheit einfach ist: sie tut weh. Das weiß jeder. Deshalb lügt man. Aus reinem Selbstschutz. Lügen gehören zur Menschheit. Schon immer. Aber wer war wohl der größte Lügner in meiner Familie? War es nicht er? Er, der mich belog, der Itachi belog, der meine geliebte Mutter belog und am Ende gar sich selbst? Wir flogen am nächsten Morgen nach China. Mit Mitsuko. Außer der Schule wurde niemand benachrichtigt. Ich musste Beziehungen knüpfen, immerhin hätte ich bald meinen Abschluss und wäre somit in seinen Augen dazu verpflichtet, in das Familiengeschäft einzusteigen. Und ich wehrte mich nicht. Egal, was meine Wünsche waren. Ich versteckte sie ganz tief und belog mich selbst. Ich flüsterte mir zu, dass Sakura nichts weiter als eine Freundin war. Ich flüsterte mir zu, dass ich nicht einen Beruf anstreben wollte, der mir Freude bereitete. Ich flüsterte mir zu, dass ich seine Nachfolge anzutreten hatte, ich sie antreten wollte. Lügen war einfach. Viel zu einfach. Die Anrufe am nächsten Morgen ignorierte ich. Sei es der Anruf von Naruto gewesen oder der von Itachi, die mir anschließend Nachrichten auf der Mailbox hinterließen. Wenn ich ehrlich bin, hatte ich darauf gewartet, dass Sakura mich anrief, doch sie tat es nicht. Ich glaube, ich hatte mich selbst verloren. Dort zum erstem Mal. Ich hatte vergessen, was ich überhaupt wollte. Ich hatte die Wahrheit mit meinen Selbstlügen überdeckt. „Wo ist Sasuke?“, fragte Sakura erstaunt, als sie das Klassenzimmer betrat und an Narutos Pult stehen blieb. „Weiß nicht“, entgegnete er leicht abwesend. „Naruto? Ist alles in Ordnung?“ Er seufzte tief, hob seine Schultern und blickte sie an: „Natürlich, Sakura-chan. Alles in bester Ordnung.“ Sie schmunzelte und strich ihm eine wirre Strähne aus dem Gesicht: „Wenn du das sagst, Naruto.“ „Hey! Sakura! Schon gehört? Wir kriegen einen neuen Schüler“, fiepte Ino aufgeregt und starrte erneut in den Spiegel, „er soll aus Italien sein. Wie aufregend.“ „Woher weißt du das?“, fragte Sakura und ließ sich auf ihrem Platz hinter Ino nieder. „Hinata hat es auf dem Flur aufgeschnappt, als sie zur Toilette ging.“ Sakura kicherte: „Und deshalb versucht du dich noch hübscher zu machen?“ „Der erste Eindruck zählt, Sakura. Das weißt du doch. Du solltest auch noch mal in den Spiegel schauen. Du siehst grässlich aus.“ Die Rosahaarige lachte kurz auf, ehe sie sich in ihrem Stuhl zurücklehnte: „Ich habe keinerlei Gründe, mich aufzuhübschen. Wenn ich grässlich bin, dann wird er mich schon nicht unnötig belästigen.“ „Braucht er ja auch nicht, du hast ja Sasuke“, zwinkerte die Blondine und lächelte. „Du spinnst.“ „Ihr solltet endlich miteinander reden“, hauchte Hinata und kritzelte mit ihrem Kugelschreiber eine Blume auf ihren Block. „Ich wüsste nicht worüber, Hinata“, winkte Sakura ab und schielte zu Naruto, der erneut völlig vertieft zu sein schien. Das Naruto Uzumaki stillschweigend am Platz saß, war völlig ungewohnt für die Siebzehnjährige. Sie runzelte die Stirn. „Heute nach der Schule wirst du ihn einfach besuchen. Er ist bestimmt krank und braucht eine liebevolle Krankenschwester“, gluckste Ino und legte den Spiegel beiseite. „Du bist echt durchgeknallt, Ino Yamanaka! Such dir endlich einen Freund!“ „Bin dabei, bin dabei.“ Ich wusste nichts von einem neuen Mitschüler. Ein Italiener. Naruto hatte es mir erzählt. Über die Mailbox. War ich fair? Nein, wohl kaum. Ich wies meinen besten Freund zurück, der sich darum bemühte, dass ich besser gelaunt war. „Ich bin Luca Lucenti. Es freut mich, euch kennenzulernen“, lächelte der brünette Junge. Seine grünen Augen überflogen seine Mitschüler und er verbeugte sich leicht. „Setzt dich bitte neben Neji Hyuga in die letzte Reihe. Melde dich, wenn du nicht mitkommst.“ „Hai.“ Lucas Mutter war Japanerin, sein Vater Italiener. Aufgrund von Geschäften zogen dessen Vater Georgio und er für den Rest des Jahres nach Japan. Sakura hatte ihn nur kurz bedacht, ehe ihr Blick zum Fenster schweifte. Sie hätte sich ohrfeigen können, für die Gedanken, die sie an Sasuke verschwendete. Wie konnte sie es zulassen, sich in ihn zu verlieben, wo sie doch dachte, sie wäre endlich über ihn hinweg? Vielleicht hatte Ino Recht und sie sollte mit ihm reden. Naruto schwieg den ganzen Schultag über, während die anderen sich um den neuen Mitschüler aus Italien interessierten. Selbst in der Pause hatten sie es bevorzugt mehr über Italien zu erfahren. Über Verona, wo Luca großgeworden war. In der Mittagspause verzogen sich Naruto und Sakura in die Kantine, trotz des warmen Wetters draußen. „Naruto? Weißt du, warum Sasuke heute nicht da ist?“ Er zuckte mit den Schultern und biss in sein Sandwich. „Denkst du, ich sollte mit ihm reden?“ „Hast du das nicht schon? Er sollte mit dir reden“, brummte der Blonde und schüttelte gestresst seinen Kopf, „Er ist ein Idiot!“ Sakura kicherte: „Das war er schon immer. Deshalb hat er doch uns, nicht wahr?!“ Naruto grinste breit: „Stimmt.“ „Er ist vielleicht noch nicht sicher, was er will“, flüsterte Sakura und stocherte in ihrem Salat herum. „Dann musst du ihm zeigen, dass es den falschen Weg geht, wenn er es nicht selbst merkt.“ „Leichter gesagt, als getan.“ „Er benimmt sich zur Zeit schrecklich. Ihm muss der Kopf gewaschen werden.“ „Und wer könnte das besser, als wir?“, lachte Sakura und legte die Gabel beiseite. „Wir gehen nach der Schule zu ihm und reden mit ihm!“, beschloss Naruto, „Er kann uns vielleicht einzeln abwimmeln, aber zu zweit sind wir unschlagbar!“ Sakura nickte und lächelte: „So gefällst du mir schon viel besser, Naruto.“ Die Stunden verflogen schnell und Naruto und Sakura verabschiedeten sich von ihren Freunden, die tratschend über den neuen Mitschüler beinahe nicht mitbekommen hätten, dass sich ihre Wege früher trennten, als sonst. „Richtet ihm Grüße aus!“, rief Ino den beiden hinterher, ehe sie hinter der nächsten Ecke verschwanden. Den ganzen Weg über schwiegen Sakura und Naruto. Beide in Gedanken. Beide suchten sie sich bereits jetzt ihre Worte heraus, die sie Sasuke sagen konnten und mussten. Früher war alles viel einfacher. Bevor alles irgendwie aus den Rudern geriet. Wir hatten immer Spaß, redeten, lachten und waren gemeinsam freier. Heute war es viel zu kompliziert geworden. Viel zu kompliziert, um es mit einem einfachen Gespräch zu ändern. Wir waren alle stur. Vielleicht war es ein Fehler, dass ich mit meinem Vater nach China reiste, ohne jemanden Bescheid zu geben. Nein – es war ein Fehler. Wir hätten reden können. Ein Gespräch, um die Geschehnisse zu entwirren. Andererseits war ich froh, einem solchen Gespräch aus dem Weg gegangen zu sein. Ja, ich war wirklich ein dummer Mensch (und bin es noch immer). „Ich weiß nicht, was ich sagen soll, Naruto.“ „Einfach alles frei heraus! Ich bin doch da.“ Sie lächelte: „Ja und das ist wunderschön.“ Naruto klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter, ehe er die Klingel betätigte. „Glaubst du, er macht uns auf?“ „Natürlich, wir sind doch seine engsten Freunde.“ Lautes Poltern war zu vernehmen und als die Tür aufgerissen wurde, schnappte Sakura nach Luft. Da stand er, mit schwarzem Haar und überraschten Augen. „Was... macht ihr beiden hier?“ Sie ballte ihre Hände zu Fäuste: „Die Frage sollte eher lauten, was du hier machst!“ „Sakura“, versuchte Naruto sie zu beruhigen. „Nein, Naruto! Er hat ihn doch einfach allein gelassen! Weißt du nicht mehr?! Wegen IHM war er so traurig!“ Sie rümpfte ihre Nase und warf dem Uchiha einen wütenden Blick zu. Er lächelte. „Dabei wolltest du mich als Kind immer heiraten, Sakura.“ Sie knurrte, holte tief Luft und alles was man noch hörte, war das Klatschen ihrer Hand ans seiner Wange. Betrübt blickte er zu ihr hinunter: „Ich hatte mir schon gedacht, das du wütend sein würdest.“ „Sei still!“, schrie sie ihm entgegen, „Du hast ihn allein gelassen! DU hast ihn zurückgelassen!“ „Du meinst wohl eher, ich habe euch zurückgelassen“, entgegnete er. „Weiß Sasuke, dass du da bist?“, fragte Naruto und legte seine Hand auf Sakuras Schulter. „Ja, wegen ihm bin ich da.“ „Ich kann nicht ganz verstehen, warum dir Fugaku erlaubt, einfach zurückzukommen.“ „Nun, Naruto... er weiß es noch gar nicht.“ „Warum bist du zurück, Itachi?“ „Es gibt Dinge, die euch nichts angehen“, bemerkte Itachi trocken und verschränkte die Arme vor der Brust. „Wir sind Sasukes Freunde! Wenn du zurückkommst, wegen ihm, dann stimmt etwas nicht! Wir sind seine Freunde, Itachi“, sagte Naruto. „Alles zu seiner Zeit, Naruto. Alles zu seiner Zeit.“ Wenn es nur so einfach wäre, zu einem alten Zustand zurückzukehren. Wenn es nur so einfach wäre, wie das Lügen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)