Déjà-vu / Visionen - Prolog von MitsuruSenpaii (Die andere Wirklichkeit) ================================================================================ Kapitel 1: Nias Auftauchen -------------------------- Klopf, Klopf, Klopf Müde hob Yoko den Kopf. "Ja?", rief sie zur Tür hin, woraufhin Leeron eintrat. "Oh, Ron..." "Und, wie ist sein Zustand?" Ohne Umschweife ging Leeron an Kaminas Krankenbett heran. Dabei warf er Yoko einen langen, kritisch musternden Blick zu. "Er schläft nach wie vor und ohne Unterlass...", antworte Yoko erschöpft, während sie gähnte und sich schwerfällig aus dem Stuhl, in dem sie die letzten sieben Tage und Nächte größtenteils verbracht hatte, erhob. Leeron ließ daraufhin seinen Blick zu Kamina wandern, welcher still dalag und schlief. Das war immerhin schon einmal ein gutes Zeichen; hatte er sich die ersten vier Tage nach der Operation so heftig gewährt, dass man ihn sogar ans Bett hatte binden lassen müssen. In dieser Zeit waren die Chancen, dass er durchkommen würde, von Stunde zu Stunde geringer geworden. Danach war aus dem heftigen Stemmen und Drücken nur noch ein schwaches hin und her Gewälze geworden, welches heute Nacht dann schließlich komplett aufgehört hatte. "Wann hat er aufgehört, sich rumzuwälzen...?" Yoko überlegte einen Moment. "Das muss so gegen... 4 Uhr gewesen sein..." "Und so lang warst du wach und hast Wache gehalten?" Yoko grinste schief. "Natürlich nicht. Ich blieb vorsichtshalber noch bis 6 Uhr wach, doch dann...", ihr Blick wurde betrübt, "... muss ich wohl eingeschlafen sein..." Leeron starrte sie einige Sekunden mit einem Blick, der sehr eindeutig zeigte, was er von ihr hielt, an, dann warf er einen Blick auf das Krankenblatt. "Dass das Fieber schon nach 5 Tagen größtenteils vorbei ist und er nun ganz normal schlafen kann, müsste ein gutes Zeichen sein... Wenn wir Glück haben, ist er nun über den Berg..." Als er sah, wie sich Yokos Gesicht freudig erhellte, winkte er jedoch schnell ab. "Aber das ist noch kein Grund zur Freude. Sein Zustand ist immer noch kritisch, er hat immerhin eine ganze Menge Blut verloren..." Er schwieg kurz, ehe er zögernd weitersprach, "... Es grenzte eigentlich an ein Wunder, dass er überhaupt noch lebt, nach dem riesigen Blutverlust..." Er gab das Krankenblatt zurück an seinen Platz am Fußende des Bettes. "Naja, was auch immer ihn gerettet hat, er bräuchte wohl noch mehr davon..." Dabei warf er Yoko einen fragenden Blick zu, aber bevor sie ihn danach fragen konnte, sprach er schon weiter: "Auf jeden Fall braucht er nun aber Schlaf. Soviel Schlaf wie möglich." Und damit warf er Yoko wieder einen Blick zu, aber dieses Mal war er einfacher zu deuten, und dieses Mal erklärte er ihn auch. "Und den könntest du auch ganz gut gebrauchen, meine Liebe." "Nani...?" "Du solltest dich mal wieder hinlegen und eine Runde schlafen, Yoko." Leeron schaltete ein Gerät an, und schon begann eine Maschine, frische Luft ins Zimmer zu blaßen, was aber auch bitter nötig war, denn in dem Zimmer roch es fürchterlich nach Schweiß, Fieber, Erbrochenem, Eiter - einfach ausgedrückt: Nach Krankheit. "Aber..." Doch Ron unterbrach sie sofort. "Kein Aber. Kamina wäre sicher nicht sehr erfreut, wenn du bei seinem Erwachen sofort vor lauter Erschöpfung umfallen würdest." Yoko wollte noch was erwidern, doch Leeron nahm sie bereits beim Arm und führte sie sanft, aber bestimmt zur Tür. "Sobald er wach ist, piep ich dich an - was aber sicher nicht allzu schnell passieren wird. Also tu uns beiden den Gefallen und gönn' dir mal ne Mütze Schlaf, du siehst schrecklich aus - oder willst du etwa, dass Kamina dich so sieht?" Wenn all die anderen Argumente nicht halfen - dieses tat es. Yoko wurde schlagartig rot, aber sie sagte vorsichtshalber nichts mehr, sondern wandte sich folgsam zum Gehen. Plötzlich wurde Stimmengemurmel laut, und dann wurde geschrien: "Simon! Hör auf mit dem Unsinn! Du steuerst ihn nicht alleine! Gurren-Lagann ist auf Teamwork angewiesen!" Yoko blieb stehen und lauschte. Das eben war eindeutig Kittan, der so aufgebracht geschrien hatte. Dann konnte sie auch ausmachen, woher das Stimmen kamen, und linste vorsichtig um die Ecke, von der die Stimmen herkamen. Dort entdeckte sie Kittan, der gerade aufgebracht auf Simon einredete, oder eher schrie. Dieser antwortete genau in diesem Moment: "Niemand hat dich gebeten, einzusteigen." Dabei starrte er stumpf auf den Boden, im Gesicht keinerlei Reaktion oder sonstiges Lebenszeichen - wüsste Yoko es nicht besser, sie hätte ihn für eine leblose Puppe halten können. Seine Stimme klang angeschlagen, brüchig und dünn, und unter seinen Augen lagen fingerbreite, tiefdunkle Augenringe. "Willst du etwa behaupten, du könntest Gurren-Lagann alleine steuern?" Kittan starrte mit einer Mischung aus Arroganz, Mitleid und Ungläubigkeit auf den kleinen dunkelhaarigen Jungen herab, als wolle er Simon mit seinen Blick tief in den Boden bohren. Simon dagegen bemerkte Kittans Blick nicht, denn er starrte nach wie vor starr und ausdruckslos auf den Boden. Es schien vollkommend egal zu sein, was Kittan auch sagte, an Simons Blick änderte sich nichts - ganz so, als würden Kittans Worte ihn nichtmal erreichen. Nichtmal mit einer Wimper zuckte er, auch jetzt nicht, als er antwortete: "Ja. Ich werde es schaffen. Allein." Er schwieg kurz, dann fuhr er weiter, und endlich hob er auch den Kopf, um Kittan anzusehen, aber besser war das nicht unbedingt, denn er hatte nach wie vor diesem dumpfen und ausdruckslosen Blick in den Augen. Er gab durch und durch einen grauenvollen Anblick ab. "Genau. Das wäre das Beste..." "Du kleiner..." Plötzlich packte Kittan Simon am Jackenkragen. "... werd bloß nicht frech! Der Kerl ist doch wohl nur gestorben, weil du nicht richtig bei der Sache warst!" (*) Yoko, die sich gerade abwenden wollte - sie fand es zwar unfair, wie Kittan Simon behandelte, sah aber keinen sonderlich großen Sinn darin, dem kleinen Jungen zu Hilfe zu eilen, denn so würde er niemals dazu kommen, sich mal selbst zu verteidigen - blieb wie erstarrt stehen. Mit "er" war doch eindeutig Kamina gemeint. Aber Kamina lebte doch! Auch, wenn er noch nicht ganz über den Berg war, lebte er! Was also, in drei Gottes Namen, fiel diesem blondhaarigen Stachelkopf ein, ihn einfach so tot zu reden? Endlich zeigte Simon, dass er doch noch lebte und alles, was um ihn herum passierte, wahrnahm, denn seine Augen weideten sich bei dem Satz. Aber bevor er etwas erwidern konnte, rief plötzlich Kiyoh: "Onii-chan!" Kittan, der ebenfalls noch was sagen wollte, hielt inne und ließ stattdessen Simons Kragen los, der noch eine Sekunde an dem Platz, wo er losgelassen wurde, stand, ehe er sich dran machte, davon zu schlürfen. "Gomen ne, Simon..." Kiyoh wollte sich zu dem kleinen Jungen hinunterbeugen, doch der schüttelte nur den Kopf und trottete an ihr vorbei. "Schon gut. Kittan hat doch recht. Ich habe meinen Aniki getötet. Deswegen... deswegen...-" "Verdammt, was labert ihr alle da überhaupt für 'nen Stuss?! Kamina lebt, verdammt nochmal!" Yoko war wie eine Furie plötzlich inmitten der kleinen Versammlung, die mittlerweile neben Simon, Kittan und deren Schwester Kiyoh um Rossiu und Leeron gewachsen war, aufgetaucht, und funkelte nun einen nach den anderen wütend an. "Es geht ihm noch längst nicht wieder gut! Er ist zwar noch nicht wirklich über den Berg, aber er lebt! Habt ihr das verstanden? Er lebt!" Doch bevor irgendjemand was erwidern konnte, blitzte vor Yokos Augen plötzlich eine Vision auf: Sie stand da plötzlich wieder an der Ecke - nicht zwischen den Leuten -, und sah, wie Simon mit hängenden Schritten an Kiyoh vorbei schlurfte. Dabei murmelte er: "Kittan hat doch recht. Ich habe meinen Aniki getötet. Deswegen werde ich stärker werden. Ich muss stärker werden. Ich werde kämpfen, bis ich so stark bin wie er." Als er an Rossiu vorbei kam, wandte er sich an diesen: "Rossiu, wieso hat dein Gott meinem Aniki nicht geholfen?" Aber er beantwortete seine eigene Frage sofort selbst, noch ehe Rossiu überhaupt zum Luft holen kam. "Ach, stimmt ja... der Gott, den du anbetest, war ja ein Ganmen. Kein Wunder, dass er tot ist. Gott war es, der Aniki umgebracht hat!" Dabei wurde er immer aufgebrachter und lauter, bis er schließlich schrie und - von Dayakka an der Schulter berührt wurde. "Simon..." Simon starrte geschockt zu Dayakka herauf, dann wurde sein Blick wieder stumpf und unklar. "Gomen. Das hätte ich nicht sagen sollen..." Damit wandte er sich um und trottete den Gang hinunter und...- - ... und damit endete diese Vision so schnell, wie sie kam, und zurück blieb bei Yoko ein seltsames Schwindelgefühl und das Gefühl, dass irgendwas nicht richtig war. "Was...?!" Als Yoko sich umsah, sah sie in allen Gesichtern die selbe Verwirrtheit, die auch sie gerade spürte. Leeron war der erste, der seine Sprache wieder fand: "Was... hattet... hattet ihr das eben auch...?" Kittan fuhr sich einige Male verstört übers Gesicht - und war damit in bester Gesellschaft, denn so wie ihm erging es grad so ziemlich allen hier. Einzig Rossiu fand die Stimme, um auf Rons Frage zu antworten: "Wenn du damit... diese Vision... meinst... dann scheint es so, als hätte die hier jeder eben gehabt..." "Aber... was war das...?", fragte Yoko verwirrt. Es hatte sich irgendwie wie ein Déjà-vu angefühlt, aber zugleich auch komplett anders. Denn Déjà-vus zeigen normalerweise die Dinge einen Bruchteil, bevor sie wirklich geschahen - und nicht total andere Ereignisse. Plötzlich fuhr Yoko auf. "Leeron, was suchst du hier? Und wenn du hier bist, wer ist dann bei Kamina?" "Als ich den Lärm hier draußen gehört habe, hab ich Dayakka damit beauftragt, kurz Wache zu halten." "Wie...? Aber Dayakka ist doch..." ... hier, wollte sie sagen, doch als sie dorthin zeigen wollte, wo bis eben Dayakka stand, fand sie nur einen leeren Fleck vor. Dann bemerkte sie, dass er da nur in der Vision, nie in Echt, gestanden hatte, und brach abrupt ab. "Was wolltest du sagen, Yoko?" Doch Yoko winkte nur ab. "Nichts... ich bin wahrscheinlich einfach nur übermüdet und sollte mich wohl schleunigst aufs Ohr pfeffern..." Damit wandte sich Yoko in Richtung des Essraumes ab - vielleicht würde es ihr gut tun, erstmal was ordentliches zwischen die Beißer zu kriegen. "Da kommt wohl nur noch Kittan in Frage..." Zoushi saß zurück gelehnt in seinem Stuhl, die Füße auf den Tisch und wie immer eine obligatorische Kippe im Mund. "Schließlich war er es ja auch, der uns zusammen gebracht hat.", meinte nun Aliak beiflüchtend. "Auf Simon ist doch kein Verlass", meinte nun auch Kidd, der mit den Füßen auf dem Stuhl saß und gelangweilt sein Essen anstarrte. "Der ist doch neben der Spur!" Yoko beobachtete die drei von der Essensausgabe aus skeptisch, während sie darauf wartete, dass ihr Essen serviert wird, was genau in just diesem Moment geschah. "Die Frage ist auch, ob er Lagann noch steuern kann." Das war Aliak, der die Frage in den Raum warf. "Mit so einer Schnarchnase als Leader kann die Gurren-Dan bald einpacken!" "Dai-Gurren-Dan!" Yoko ließ geräuschvoll das Tablett vor den drei Jungs niedersausen, und ließ sich auf den Stuhl fallen. "Hm?" Als die Jungs offensichtlich nicht verstanden, was sie damit sagen wollten, wurde sie noch wütender. Sie funkelte die drei an, während sie antwortete: "Es heißt nicht Gurren-Dan. Es heißt Dai-Gurren-Dan!" Und dieses Mal betonte sie das Dai-Gurren-Dan so heftig, dass Zoushi fast vom Stuhl fiel, und auch die anderen sie geschockt anstarrten. Danach hatten sie es sehr eilig, vom Tisch wegzukommen. Das war echt die Härte! Wie konnten die auch nur daran denken, Kittan zum Anführer der Dai-Gurren-Dan zu machen? Und überhaupt: so, wie die sprachen, könnte man meinen, Kamina wäre schon längst vergraben und vergessen! Aber er lebte doch noch, verdammt nochmal! Und sobald er wieder auf den Beinen war, würde er die Dai-Gurren-Dan anführen, und niemand anderes! Kein Simon und kein Kittan, und auch sonst kein Dummkopf - nur Kamina, verdammt nochmal! "Verdirb dir den Magen nicht..." Dayakka setzte sich mit besorgtem Blick zu ihr, doch sie ignorierte den. "Mein Körper muss kräftiger werden. Ich kann mich ja nicht nur um mein Gewehr kümmern. Diese Beastmen-Generäle, der Spiral-King... wir haben noch eine ganze Menge Feinde da draußen. Der Kampf geht weiter." Dayakka schwieg nicht lange. "Ja... du sagst es." Dann wandte er seinen Blick zum Fenster, nach draußen. "Es geht weiter. So wie dieser Regen..." "Auch wenn es regnet... dass ich Schießübungen machen kann, und gleich danach etwas zu Essen bekomme... das hätte ich mir vor sieben Tagen noch nicht vorstellen können... Das... verdanken wir alles ihm..." "Du spricht von Simon, oder...?" Was? Nein, wieso sollte ich? Simon hat rein gar nichts hierfür beigetragen; das alles war doch Kamina Werk, oder etwa nicht...? - Das wollte Yoko sagen, doch sie schwieg und ließ stattdessen Dayakka weiter reden: "... der kocht momentan auf ziemlich kleiner Flamme, denke ich." Und auch jetzt sagte sie nicht das, was sie wirklich dachte. Denn sie wusste, dass es unfair war. Ohne Simon wäre alles hier genauso undenkbar gewesen wie ohne Kamina. Aber ohne Simon wäre die ganze Situation auch komplett anders verlaufen, und... - Yoko bemerkte, wie ihre Gedanken begannen, in unsinnigen Kreisen zu laufen. Natürlich wäre Kamina nicht verletzt geworden ohne Simon. Aber ohne Simon wäre es auch gar nicht zu diesem Kampf gekommen. Egal, wie man es dreht und wendete: Dass sie nun hier sitzen konnte und im Trockenen Schießübungen bewältigen konnte, und im Anschluss darauf gleich warmes Essen bekam... - sie gab es zwar nur ungern zu, aber dass all dies möglich war, war der Verdienst von Kamina und Simon... "Ja...", antworte sie tonlos. Was anderes fiel ihr nicht dazu ein. "Machst du dir keine Sorgen?" Sie schwieg einige Sekunden. "Keda und Kaiya, Maishi, Nashika... Bei dem Versuch, Rittona zu beschützen, sind sie alle umgekommen." Dieses Mal war es an Dayakka, der nur mit einem gemurmelten "Ja..." antworten konnte. "Das Leben fordert manchmal Opfer von uns. Im Hinblick darauf führen wir Überlebende unseren Kampf... Mit dieser Einsicht sind wir so weit gekommen... Aber... dieses Mal scheint alles vergeblich... Diesen Verlust... hätte ich nicht verkraftet... niemals..." Sie merkte, wie die Tränen in die Augen stiegen, doch sie kämpfte sie mit aller Macht zurück. Stattdessen zwang sie sich zu einem Lächeln. "Gomen ne - ich wollte nicht aufdringlich sein." (*) "Aaaaah, ich fühl mich wie neu geboren..." Yoko kam gerade frisch aus der Dusche, und obwohl sie schrecklich geweint hatte und die Tränen gar kein Ende mehr nehmen wollten, fühlte sie sich nun irgendwie wirklich wie neu geboren. Davor hatte sie gute sechs Stunden am Stück durchgeschlafen; das war mehr, als sie in den ganzen vergangenen 7 Tagen zusammen gezählt geschlafen hatte. Aber natürlich hatte sie nicht wirklich entspannen können; ihre Gedanken waren immer und immer wieder unaufhaltsam zu Kamina rüber gewandert; selbst in ihrem Träumen ging es ununterbrochen um den hitzköpfigen Kerl... Egal, was sie nicht tat: Sie konnte nicht aufhören, an den blauhaarigen Stachelkopf zu denken. Sie machte sich Sorgen und hatte zudem ein schlechtes Gefühl, wenn sie nicht bei ihm war. Aber das war doch unsinnig! Immerhin passte Leeron auf ihn auf, also musste sie nicht Stunde um Stunde und Tag um Tag an seiner Seite wachen. Sie konnte sich endlich mal eine kleine Pause gönnen! Daher wollte sie sich aufs Bett fallen lassen und einfach die Seele baumeln lassen, doch schon das wollte nicht funktionieren. Nein! Sie konnte sich einfach nicht entspannen, während ein paar Zimmer weiter Kamina lag und immer noch um sein Leben kämpfte. Entspannen konnte sie wann anders, doch jetzt brauchte Kamina sie! Als sie Kaminas Quatier betrat, stand Leeron gerade auf. "Ah, Yoko. Nach dir wollte ich gerade suchen lassen... Simon ist verschwunden - aber wie ich dich kenne, willst du sicher lieber hier bleiben, nicht?" "Was? Simon ist verschwunden...?" "Hm... so genau weiß ich es auch nicht... Lagann soll sich einfach vom Gattai mit Gurren gelöst haben und dann einen Hang hinunter gestürzt sein... Aber keine Sorge, wir finden ihn schon; kümmere du dich stattdessen um Kamina..." Leeron verließ das Zimmer, ehe Yoko was sagen konnte, und so nahm Yoko auf ihrem guten alten Freund, dem Hocker, Platz. Kiyoh hatte sie mal gefragt, wie sie es schaffte, Stunde um Stunde am Krankenbett eines Menschens zu sitzen, der die ganze Zeit schlief und sonst nichts besonderes von sich gab. Yoko hatte keine Antwort gewusst. Auf der einen Seite zogen sich die Stunden manchmal wirklich quälend in die Länge, aber wenn irgendwann Leeron oder wer anderes rein kam, um sie abzulösen, war sie jedes Mal erstaunt, dass die Zeit doch wieder so schnell vergangen war. Ihr kam es auch nicht so vor, als hätte sie hier fast durchgehend 7 Tage zugebracht, sondern weitaus weniger. Und sie konnte sich auch nicht mehr wirklich daran erinnern, was sie in all der Zeit gedacht hatte... Wahrscheinlich nicht viel, außer, dass es Kamina endlich besser gehen soll... Yoko merkte, wie ihr langsam die Augen zufielen - und das, obwohl sie doch vorhin sechs Stunden am Stück geschlafen hatte! Oh nein, ich darf jetzt nicht einschlafen, sagte sie sich noch selbst, doch noch während sie das dachte, wurden ihre Augen immer schwerer und schwerer... "Yoko? Yokooo?" Eine Hand rüttelte heftig an Yokos Schulter, und der nächste klare Gedanke, denn sie hatte, war dieser, anscheinend doch eingeschlafen zu sein; aller Vorwände, nicht einschlafen zu wollen zum Trotz. Müde reckte Yoko den Kopf in die Höhe und blinzelte verschlafen in Dayakkas Gesicht. "Da- ... Dayakka?" Wie viel Zeit war zwischenzeitlich vergangen? Sie wusste es nicht. "Was... was gibt es?" "Naja, das musst du dir ansehen..." Er zeigte mit einem Daumen zur Tür hin, wo Kiyal stand. "Kiyal wird solang hier aufpassen... - Simon hat ein irgendwie seltsames Mädchen angeschleppt..." "Ein... bitte was?!" Stolpernd kam sie auf die Beine - ihr war ein wenig schwindelig, und sie war immer noch richtig schlaftrunken; aber selbst, wenn sie ihm nicht folgen würde, wäre nun an Schlaf nicht mehr zu denken - und folgte Dayakka zum Speißesaal, vor dem sich fast die gesammelte Dai-Gurren-Dan versammelt hatte. "Geez - was soll dieser Auflauf?" Als Yoko sich auf die Zehenspitzen stellte, um über den Tumult blicken zu können, gewahr sie ein Mädchen mit langen, platinblonden Haar, deren Spitzen hellbläulich endeten und an Zuckerwatte oder Wolken erinnerten; einem hellen, freundlichen und aufgeschlossesenem Gesicht; neugirig und fragend drein blickenden Augen und überwiegend rosaner Kleidung. "... dünne und dicke, runde und viereckige... Es gibt ja wirklich viele verschiedene Arten von Menschen!", sagte das Mädchen mit den großen Augen gerade. "Und du hast wirklich niemals andere Menschen gesehen?", fragte da einer, worauf das Mädchen antwortete: "Stimmt. Außer meinem Vater niemanden..." Yoko wandte sich an Dayakka. "Was ist das denn für ein komisches Mädchen, und wo hat Simon sie aufgetrieben?" Dayakka zuckte zur Antwort mit den Schultern. "Ihr Name ist Nia, aber woher sie kommt, wo ihr Dorf liegt und wie Simon sie gefunden hat, weiß ich nicht..." Daraufhin sah sich Yoko suchend nach Simon um, konnte ihn nicht entdecken. "Nun denn... sei mir nicht böse, aber ich geh zu Kamina zurück, hai?" Yoko sah noch einmal zu dem Mädchen, dessen Name Nia ist und die gerade Leeron danach fragte, was denn "ein Dorf" sei, und wandte sich um. Schien, als hätte sie recht lange geschlafen, denn als sie zu Kamina gekommen war, war Simon gerade frisch verschwunden, aber mittlerweile war er wieder zurück; und nicht nur das, nein, der hatte sogar ein Mädchen angeschleppt. "Der hat vielleicht Nerven...", murmelte Yoko missmutig vor sich hin. Sie wusste mittlerweile von Dayakka und Kittan, wieso Simon an jenem Tag vor gut einer Woche so unkonzentriert gewesen war: Er hatte ihren und Kaminas Kuss mitbekommen (und war daraufhin beinahe in Dayakka und Kittan reingerannt, die ihr das erzählt hatten. Dazu kam noch, dass sie kurz nach ihrem Kuss mit Kamina ein verdächtiges Geräusch im Gebüsch gehört hatte. Und sie konnte eins und eins zusammen zählen, um sich denken zu können, was das wohl bedeutete. Es bestand also keinen Zweifel daran, dass er es nicht gesehen hatte), und da er anscheinend Gefühle für Yoko entwickelt hatte, hatte ihn das so mit sich genommen, dass er sich nicht konzentrieren hatte können. Deshalb hatte die Übernahme Dai-Ganzans nicht geklappt, und deshalb war Kamina zu Simon geeilt, um ihn eine zu verpassen, damit der kleine wieder zu sich kam. Und deshalb... wurde Kamina auch hinterrücks angegriffen... und beinahe ermordet worden... Der Gedanke ließ in Yokos Kehle einen schweren Kloß entstehen, der auch durch mehrfaches Schlucken nicht verschwinden wollte. Sie konnte sich nur immer und immer wieder sagen, dass er lebte, und das allein hielt sie davon ab, hoffnungslos in Tränen auszubrechen und mit der Faust hilflos gegen die Wand zu schlagen. Ja, Kamina lebte... aber es war nicht unbedingt Simons Verdanken, dass er das tat, und wenn sie daran dachte, dass genau dieser Simon beinahe an Kaminas Tod schuld gewesen wäre, verspürte sie einfach nur das unmenschliche Verlangen, ihm eine reinzuballern... Nein, es war eigentlich wirklich mehr als nur menschlich, dass Yoko seitdem eine gewisse Abneigung gegenüber Simon empfand - und das war noch gelinde ausgedrückt. Und nun schleppte er hier einfach mir nichts, dir nichts ein Mädchen an, und alles war wieder gut? Als Yoko um die Ecke trat, sah sie Rossiu vor einer Tür zum Hangar stehen. Sie wollte ihn erst normal begrüßen, doch dann bemerkte sie, dass er jemanden beobachtete. Und dann erkannte sie auch, wen: Simon. Wenn man vom Teufel sprach! Doch gerade, als sie hingehen wollte und ihm mächtig eines reinwürgen wollte - sie hatte bisher fast ihre gesamte Zeit an Kaminas Krankenbett verbracht und hatte an Simon so gut wie keinen Gedanken verschwendet und ihn deshalb auch nicht auf seine Aktion, die Kamina beinahe das Leben gekostet hätte, angesprochen - hörte sie Simon sagen: "Lagann... du also auch... auch du lässt mich im Stich..." Plötzlich fing er an zu schreien: "Was zum Teufel soll ich machen? Verdammt!" Bei diesen Worten rieß er sich die Kette, an dem sein Bohrer, welcher der Aktivier für Lagann war, vom Hals und warf sie zu Boden. "Wie soll ich so Rache für meinen Aniki nehmen?" Yoko war langsam heran getreten, doch als Rossiu den Hangar betreten wollte, hielt sie ihn zurück. "Nicht... Lass es bleiben. Jedes Wort wäre jetzt sinnlos. Es würde das Loch in seinem Herzen nur noch weiter aufreißen." Sie wusste selbst nicht, wieso sie das sagte, aber in diesem Moment hatte sie einfach nur Mitleid mit Simon, allen eben gedachten Verwünschungen zum Trotz. Rossiu wollte was erwidern, doch plötzlich erbebte Dai-Gurren - der neue Name von Dai-Ganzan - heftig. "Was zum...?!" Um Dai-Gurren erhoben sich eine nach der anderen riesige Wasserfontänen, die Dai-Gurren einschlossen und somit die Flucht erhinderten. Wenige Sekunden später ertönten die Lautsprecheranlagen, und Leeron schrie: "Simon! Wo ist Simon? Was ist mit Gurren-Lagann?!" Als Yoko das hörte, stürmte sie in den Hangar hinein, und aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass Rossiu es ihr gleichtat. Für diesen Moment war Kamina ausnahmsweise mal vergessen. Und während all dies geschah, spaltete sich das Wasser, und der riesige Kopf eines schlangenartigen Gunman erschien zwischen den Wassermassen und schlängelte sich auf Dai-Gurren zu. Auf diesem Kopf stand ein eleganter Gunman, und genau dieser landete just in diesem Moment auf der Bahn von Dai-Gurren; und eine Stimme rief: "Es gibt kein Entkommen... ihr Menschen." Plötzlich kamen peitschenähnliche Strahlen aus diesem Ganmen und zerstörten die Kanonen von Dai-Gurren. Yoko rannte zu ihrer Waffe, die achtlos in einer Ecke stand, während Leeron Rossiu den Befehl gab, sich einsatzbereit zu machen. "Verstanden! Ich rücke mit Gurren aus!" Doch ein Blick in Simons Richtung machte klar, dass es heute keinen Gattai zwischen Gurren und Lagann geben würde; Simon saß einfach nur vor Lagann mit hängenden Schultern da und starrte den Boden an. Damit machte er den Eindruck, als würde er von der Welt um ihn herum nicht viel mitbekommen. "Geez, dieser Bengel..." Doch was kümmerte sie dieser Knirps schon? Es gab wichtigeres! Yoko rannte hinaus, bereit, dem Feind jede Kugel ihres Gewährs dorthin zu schicken, wos bestimmt weh tun würde - und sie zögerte keine Sekunde damit. Denn dies war ihr Revier! Während sie sich mit Gefühlsduselei und Trauer und dem ganzen Kram nicht auskannte und sich in dieser Rolle gar nicht wohl fühlte, war sie auf dem Schlachtfeld wieder die Yoko, unter der sie bekannt war. Das hier war ihre Welt! Doch plötzlich bemerkte sie aus den Augenwinkeln eine Bewegung, und noch ehe sie hätte auch nur im Ansatz reagieren konnte, rannte das Mädchen mit Namen Nia an ihr vorbei, als weiter auf den feindlichen Gunman zu. "Wa... - Baka, bist du lebensmüde?!" Doch das Mädchen hörte nicht auf sie, sondern blieb direkt vor dem feindlichen Gunman stehen, breitete die Arme weit aus - und rief: "Hör auf, Adiane! Ich, Prinzessin Nia, Tochter des Spiral-Kings Lord Genome, befehle dir, Adiane der Eleganten, dich zurück zu ziehen. Was denkst du, wen du vor dir hast?" -- Erklärung des (*) Die Dialoge dieses Chapters sind - soweit sie in der Serie vorkamen - alle den deutschen Subs der GURREN-LAGANN DVD, erschienen bei BEEZ, entnommen. Daher bitte keine Flame-Mails oder so - Kittan sagt in den deutschen Subs der GURREN-LAGANN DVD, erschienen bei BEEZ, wirklich "Er ist doch wohl nur gestorben, weil du nicht bei der Sache warst"; und gibt damit die Schuld für Kaminas Tod Simon. Ich bin zur Abwechslung mal total unschuldig und habe nichts damit zu tun. - Danke. OOC alias Sinnloses Autoren-Geblahe °_°\ Hossa, ich freue mich, dass ihr da seid Damit ist das erste Chapter meiner neuen FF-Serie fertig, und langsam sollte jedem, der mich kennt, bewusst sein, in welche Richtung das ganze Schwappt, aber ich hoffe, dass das euch nicht abschreckt, sondern im Gegenteil dazu anspornt, weiter zu lesen ^_^ Die Sache mit dem Fringe-Gelabere wird aber nun unverhofft doch erst in den hierrauf folgenden zwei, drei Chaptern erklärt - denke ich mal. Aber an diesem Chapter habe ich gemerkt, dass nun auch diese FF beginnt, sich selbstständig zu machen, von daher sei das nicht mit Gewissheit gesagt... Auf jeden Fall freue ich mich über Kommis, konstruktive, angemessene Kritik und Lob : D Grüße Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)