Das Rudel des Wolfes von Rejah (RL / SB) ================================================================================ Kapitel 10: Alte Narben, neue Wunden ------------------------------------ Alte Narben, neue Wunden „Wach auf, Lupin!“ Die Bettdecke wurde ihm weggezogen und Remus schlug die Augen auf. Über ihm stand Potter, die Bettdecke in beiden Händen, Pettigrew dahinter. Normalerweise war er früher als das Trio wach, es schien, als nutzten sie die seltene Situation aus, um einmal ihn wecken zu dürfen. Sich den Schlaf aus den Augen reibend stand er auf. Auch Black war schon auf den Beinen. Frisch geduscht kam er gerade aus dem Bad und zog sich an. Remus wandte den Blick ab; er wollte sich nicht durch zu intensives Starren verraten. Potter grinste ihn an. „Ich wollte dich ja eigentlich anders wecken, mit einem Aquatus-Zauber zum Beispiel, aber leider hat mich Sirius davon abgehalten.“ Das schien er wirklich zu bedauern. Potter piekste ihm spielerisch in die Seite, gerade so, dass es ein bisschen zu fest war. „Scheint dich echt gern zu haben, unser Sirius.“ Damit verschwand Potters Lächeln aus seinem Gesicht und er drehte sich um. Pettigrew wuselte ihm hinterher. Die nächsten Tage vergingen beinahe wie gewohnt: Die Rumtreiber planten ihre Streiche und führten sie aus, während Pettigrew umso hartnäckiger versuchte mitzuhalten, Remus vergrub sich hinter seinen Büchern. Der Herbst hatte inzwischen begonnen und Remus hatte mit gemischten Gefühlen beobachtet, wie die Peitschende Weide ihre rotgold gefärbten Blätter mit einem kräftigen Schwung abgeschüttelt hatte. Er war froh, dass seine letzte Verwandlung noch nicht allzu lange her war und er so noch viel Zeit bis zur nächsten hatte. Was seine Beziehung zu Black anging – nun, an die ging er auch mit gemischten Gefühlen heran. Einerseits war es wahnsinnig aufregend. Sie trafen sich manchmal heimlich in leerstehenden Klassenräumen, um ein wenig miteinander rumzumachen, ab und zu zog Black ihn jedoch nur kurz hinter eine Statue, raubte ihm einen atemberaubenden Kuss und verschwand dann wieder, so als wäre nichts geschehen. Die Gefühle, die er damit in Remus auslöste, waren diesem völlig neu. Bisher hatte er von so etwas nur gelesen. Andererseits konnte er nicht anders, als sich wie das fünfte Rad am Wagen zu fühlen. In diesem Fall wohl das vierte. Er hatte es sich gerade unter einem ausladenden Baum gemütlich gemacht, ein Buch über Pflanzenkunde in den Händen, als er Black über die Wiesen auf ihn zulaufen sah. Bei ihm waren Potter und Pettigrew. „Hey, Remus!“ Black strahlte in etwa genauso viel wie die Herbstblätter, auf denen er saß. Es hatte sich tatsächlich eine leichte Röte auf seine Wangen gelegt – ob es wegen Atemnot oder ihm war, konnte er nicht sagen. „Hi.“ Unsicher sah er zu den anderen beiden rüber. Potter fuhr sich durch die Haare, eine Geste, die er sich selbst angewöhnt hatte, um die Mädchen zu beeindrucken, obwohl die ganze Schule wusste, dass er eigentlich nur bei einem Mädchen landen wollte. Pettigrew, kleiner und unscheinbarer als Remus selbst, stand unsicher daneben. Er sah aus, als hätte er gerade in eine saure Zitrone gebissen. „Wir wollten gerade eine Runde Quidditch spielen, aber wir sind einer zu wenig.“ Black sah ihn bedeutungsvoll an und als Remus nicht antwortete, sprach er weiter. „Ich dachte – wir dachten – du könntest mitspielen?“, fragte er zögerlich. Remus hatte in seinem Leben noch nicht oft auf einem Besen gesessen und er hatte gerade den Mund aufgemacht und wollte ablehnen, als Black ihn schon unterbrach: „Sag nicht nein, Remus! Wir brauchen dich! Bitte!“ „Also ich, ähm-“ „Danke, Remus!“ Black zog ihn hoch und Remus schaffte es noch gerade so, sein Buch festzuhalten. Zu viert gingen sie zum Quidditchfeld, das um diese Jahreszeit nicht mehr ganz so häufig genutzt wurde wie im Frühjahr. Black hatte schon einen Schulbesen parat, den er Remus aushändigte. Remus umfasste das alte, unpolierte Holz des Besenstiels mit unsicheren Händen. Das Fliegen allein bereitete ihm keine großen Sorgen, doch wenn er aus dem Augenwinkel das dicke Grinsen von Potter beobachtete, war er sich nicht so sicher, ob er nur ein harmloses Quidditchspiel im Sinn hatte. Aber er erinnerte sich wieder an die Temperatur in ihrem Schlafsaal, welche seit dem Sommer gefährlich gesunken war. Er wusste, dass Potter es ihm übel nahm, dass Black zu ihm geflohen war und nicht zu seinem besten Kumpel. Und Potter war ein verdammt guter Flieger. Zögerlich stieg er auf. Der Besen hob sofort ab, was er gar nicht vorgehabt hatte, doch er schaffte es schnell, ihn wieder unter Kontrolle zu bekommen. Unter sich hörte er Potter lachen, dann hoben die drei ebenfalls ab. Black und er bildeten ein Team, ebenso wie Potter und Pettigrew. Hätte er mit Pettigrew zusammen gegen Potter und Black fliegen müssen, wäre das Spiel allzu schnell entschieden gewesen und Black hatte sich regelrecht auf ihn gestürzt, als sie ihre Teams gebildet hatten. Einen Schnatz gab es nicht, nur einen alten, abgenutzten Quaffel, den Potter weiß Merlin woher hatte. Nach einigen Spielminuten hatte Remus den Quaffel und flog so schnell er konnte auf die Ringe zu, doch Potter auf seinem neuen Besen war einfach schneller. Binnen Sekunden war er plötzlich neben ihm, rammte ihn unsanft in die Seite, sodass er den Ball fallen ließ, und stürzte demselben anschließend hinterher. Nachdem er die ersten zehn Punkte einkassiert hatte, flog er eine Runde um das Stadion und endete seine Siegesparade nur wenige Zentimeter vor Remus, der zusammengezuckt war. „Erschreck mich doch nicht so.“, murmelte er. Potter tätschelte ihm die Schulter. „Keine Sorge, Lupin, Peter und ich spielen so, dass du auch mithalten kannst.“ Was sich für andere vielleicht aufmunternd und ganz nett gemeint anhörte, war für Remus der blanke Hohn; er wusste, dass es Potter nicht passte, dass Black und er Zeit miteinander verbrachten. Merlin allein wusste, was er tun würde, wenn er die ganze Wahrheit herausfände. Pettigrew war im Quidditch meilenweit von Potter entfernt. Ihm zu sagen, dass Pettigrew auf ihn Rücksicht nähme, war selbst für Remus eine Beleidigung, doch er versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Black und er bildeten ein gutes Team. Remus wusste, dass dieser die Tore oft im Alleingang machte, dieses Mal nahm er jedoch Rücksicht und warf ihm den Quaffel mehrmals zu, sodass er es zwar nicht schaffte, ein Tor zu erzielen, aber immerhin einige gute Versuche hatte. Einmal hätte er den Quaffel sogar beinahe durch einen der Ringe geworfen. Black hatte ihm zugepasst und Remus flog so schnell er mit dem alten Schulbesen konnte auf die drei Ringe zu. Leider war Potter einfach ein besserer Flieger als er und hatte zudem den besseren Besen. Es kam zu einen Kopf-an-Kopf-Rennen, das etwa drei Sekunden andauerte, bevor Potter heftig gegen ihn stieß, sodass er beinahe vom Besen gefallen wäre. Er konnte sich gerade noch so mit einer Hand festhalten, während sein Besen sich einmal um die eigene Achse drehte. Als Remus endlich wieder sicher saß, hatte Potter bereits ein Tor erzielt. Danach war das Spiel noch härter geworden. Black und Potter schienen sich gegenseitig übertrumpfen zu wollen, doch was sie dazu antrieb, war Remus ein Rätsel. Pettigrew dagegen hatte keine Chance mehr, da Potter den Quaffel niemals zu ihm hinüberwarf. Aus einem kurzen Anflug von Mitleid heraus – schließlich kannte Remus die Außenseiterposition nur zu gut – flog er zu ihm. „Die beiden lassen uns nicht mitspielen, was?“, versuchte er unsicher ein Gespräch zu beginnen. Pettigrew starrte ihn nur an und lenkte dann seinen Besen in höhere Gefilde, um wieder mitzumischen. Remus versuchte es nicht noch einmal. Er gab sein Bestes, aber er musste trotzdem feststellen, dass Pettigrew tatsächlich besser Quidditch spielen konnte als er. Das machte ihn noch frustrierter, was vielleicht daran lag, dass er Pettigrew eigentlich noch nie hatte ausstehen können. Am Ende stand es 140 zu 90 für Potters und Pettigrews Team, keine riesige Niederlage, aber eben doch eine Niederlage. Sie hörten auf, weil es anfing zu regnen. ~~~~~*~~~~~ Bis sie in der Eingangshalle von Hogwarts angekommen waren, waren alle vier bis auf die Haut durchnässt. Sie beeilten sich daher, in den Gryffindorturm zu kommen und drängten sich alle gleichzeitig durch die Badezimmertür, bis auf Remus, der gut darauf verzichten konnte, sich vor den anderen auszuziehen. Allerdings wurde ihm dieses Mal ein Strich durch die Rechnung gemacht, denn Potter zog ihn ebenfalls hinein und schloss danach die Tür hinter sich. „Du kannst ruhig mit uns zusammenduschen.“, beschloss er. „Immerhin gehörst du ja jetzt irgendwie zu uns dazu.“ Remus versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, dass das Potter war, der das sagte, und es aus diesem Grund überhaupt nicht ernst meinen konnte. Während die drei Rumtreiber sich auszogen, stand er stumm daneben und versuchte möglichst nicht zu Black zu schauen und sich am besten unsichtbar zu machen. Natürlich hatte er keine Chance. „Bist du da festgewachsen oder was?“ Potter zupfte an seinem Hemd. „Komm, runter damit!“ Remus schlug seine Hand weg, eine Aktion, die er sofort bereute, wusste er doch, dass es Potter nur weiter anstacheln würde. „Ich warte lieber, bis ihr fertig seid.“ „Nichts da! Die Dusche ist groß genug.“ Remus wehrte sich zwar, aber er hätte es genauso auch nicht tun können, so wenig richtete es gegen Potter aus. Dieser hielt ihn nun fest, während er die anderen beiden aufforderte, ihm zu helfen. Es war Black, der ihm das Hemd aufknöpfte. Remus wehrte sich immer noch, wenn auch nur halbherzig. Einerseits hatte er Panik, weil er es hasste, wenn jemand seinen Körper sah. Dass Black ihn schon beinahe nackt gesehen hatte, war schlimm genug, aber Potter und Pettigrew? Er wusste nicht, welcher von beiden ihm mehr zuwider war. Andererseits wollte er die Stimmung in ihrem Schlafsaal nicht noch weiter gefährden, indem er sich ernsthaft wehrte. Und so hatten die drei es letzten Endes ohne größere Schwierigkeiten geschafft, ihn bis auf das letzte Kleidungsstück auszuziehen. Mit hochrotem Gesicht versuchte er, wenigstens das Nötigste zu verdecken. „Mensch, jetzt stell dich doch nicht so an, Lupin!“ Potter stieß ihn in die Seite. „Du hast nichts, was wir nicht auch haben. Bist ja schließlich kein Mädchen. Oder?“ Er lachte und stellte sich unter die Dusche. Black sandte ihm zwar einen entschuldigenden Blick, doch den ignorierte Remus. Er wusste, dass er sich nicht mehr herausreden konnte und stellte sich zu den dreien unter die Dusche. Die Beine zusammen und möglichst mit den Rücken zu allen Beteiligten fing er an sich die Haare einzuseifen. Er konnte nur hoffen, dass Potter nicht noch mehr fiese Tricks auf Lager hatte. Hatte er. „Lupin, an dir ist echt nichts dran.“ Potter klang beinahe mitfühlend, während er seinen Arm packte und ihn hochhob, als er ihn näher inspizierte. „Keine Muskeln. Du solltest mehr Sport machen. Quidditch zum Beispiel.“ Remus entriss ihm seinen Arm. „Und die Narben?“ Das war Pettigrew, der bisher kaum einen Ton von sich gegeben hatte. Remus wusste, dass er etwas sagen musste, bevor er noch Potters Interesse weckte. Pettigrew war nicht besonders mutig und auch nicht besonders schlau, aber Potter würde um einiges spitzfindiger sein. „Die sind … von einem Unfall. Als ich klein war. Nichts Besonderes.“ Einige Minuten lang sagte niemand mehr etwas. Sie duschten, ohne ein Wort miteinander zu wechseln, eine Stille, die Remus ungewöhnlich vorkam. Er hatte mit mehr Hänseleien seitens Potter gerechnet, oder dass sie sich zumindest gegenseitig mit einem Stück Seife bewerfen würden. Aber nichts. Er wollte gerade fertig aus der Dusche treten, als Potter ihn zurückhielt. „Und diese hier?“ Er zeigte auf eine Narbe. Leuchtend rot und mit einer schwachen Kruste darauf hob sie sich nur allzu deutlich von seiner restlichen Haut ab. Sie war frisch. „Nichts Besonderes.“ Er floh aus dem Bad. ~~~~~*~~~~~ In dieser Nacht konnte Remus nicht schlafen. Er hatte noch eine Weile zugehört, wie Potter und Black miteinander flüsterten und ab und zu hatte er sich eingebildet, seinen Namen herauszuhören. Er hatte sich so weit unter der Bettdecke verkrochen, dass sein Kopf vollständig darunter verschwand und seine Füße stattdessen unten herausguckten. Er musste aufpassen. Potter durfte es nie erfahren. Selbst wenn er ihn nicht verriet, so würde er es doch gegen ihn verwenden. Remus hatte keine Ahnung wie genau das aussehen sollte, aber er war sich sicher, dass Potter einen Weg finden würde. Er wollte nicht, dass irgendeiner von ihnen sein Leben aufs Spiel setzte. Denn es war kein Spiel, ein Werwolf zu sein. Es war eine Krankheit, wenn nicht sogar ein Fluch. Er hatte keine Ahnung, was er als Werwolf tat, wo er in der Vollmondnacht entlangstreunte, ob er jagte und ob- Remus krallte die Hände in die Bettdecke und versuchte ein Schluchzen zu unterdrücken. Ihm schien alles zu entgleiten und er hatte im Gefühl, dass irgendetwas sehr, sehr Schlimmes bevorstand. Ein plötzlicher Schmerz zuckte durch seinen Fuß. Mehr vor Überraschung als des Schmerzes wegen schrie er auf, riss die Bettdecke vom Kopf und sah gerade noch so eine Ratte von seinem Bett springen und verschwinden. Fassungslos starrte er dem kleinen Tier hinterher und beobachtete, wie es irgendwo zwischen den umherliegenden Sachen im Schlafsaal verschwand. Sein Schrei hatte auch die anderen geweckt. Es war Black, der als Erster an seinem Bett stand, kurz darauf kam auch Potter dazu. „E-Eine Ratte – sie hat mich gebissen!“, stotterte Remus, immer noch ganz wirr im Kopf vor Schock. An seinem Fuß prangte der Biss deutlich sichtbar. Feine Blutströpfchen quollen aus der Wunde. Blacks Augen verengten sich, als er sie sich besah. „Wir sollten dich sofort in den Krankenflügel bringen.“ „Jetzt? Es ist mitten in der Nacht und außerdem ist es nur ein harmloser Biss.“ Potter winkte ab. „Hallo? Das kann sich entzünden! Wer weiß, was für Krankheiten dieses Mistviech hatte!“ Potters Gesicht verdüsterte sich, seine Mundwinkel zogen sich nach unten und seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen. „Gut! Dann bring du ihn in den Krankenflügel. Er ist schließlich dein Freund.“ Black schien einen Moment zu zögern, dann drehte er sich jedoch um. „Okay, komm, Remus.“ Er half ihm aus dem Bett und stützte ihn, als er feststellte, dass er den Fuß nicht aufsetzen konnte. Um die Wunde herum hatte sich die Haut jetzt weiß-bläulich verfärbt. Die Treppe in den Gemeinschaftsraum hinunterzukommen, war besonders schwierig und Remus klammerte sich an Black wie an einen Rettungsring. Auch der weitere Weg war beschwerlich, sein Fuß pochte inzwischen wie verrückt und ab und zu wurde ihm schwindelig. Er war um diese Zeit noch nie außerhalb seines Bettes gewesen – wenn man einmal von der besonderen Nacht einmal im Monat absah – und es kam ihm ein wenig unwirklich vor. Black schwang die Tür zum Krankenflügel ohne Klopfen auf und rief nach der Krankenschwester Pomfrey. Diese besah sich den Biss eingehend. „Und sie sagen, es war eine Ratte?“ Remus nickte. „Das ist seltsam. Nicht, dass Hogwarts keine Ratten hätte, aber eine in ihrem Schlafsaal ist schon sehr ungewöhnlich. Wie mag die wohl hereingekommen sein?“ Sie tupfte eine Tinktur auf seinen Fuß und verband ihn dann fachmännisch. „Schonen Sie sich die nächsten zwei Tage. Belasten Sie ihren Fuß am besten gar nicht. Nehmen Sie ihn hier“, sie klopfte Black auf die Schulter, „und lassen Sie sich von ihm helfen. Wenn Sie noch irgendwelche Beschwerden haben, kommen Sie bitte umgehend wieder.“ Remus nickte und gemeinsam verließen sie den Krankenflügel. ~~~~~*~~~~~ Potter schien aus irgendeinem Grund nicht gut auf ihn zu sprechen zu sein, jedenfalls hatte Remus das Gefühl, dass er ihn noch mehr ärgerte als sonst. Black dagegen kümmerte sich beinahe schon mütterlich um ihn: Er trug seine Tasche, die zugegebenermaßen durch die Unmengen an Büchern ziemlich schwer war, und er stützte ihn, wenn er eine Treppe bewältigen musste, wovon es in Hogwarts reichlich gab. Er war sogar vor dem Frühstück nach draußen gelaufen und kam mit einem langen Stock zurück, auf den er sich stützen konnte. Remus war für das alles sehr dankbar, aber es wäre ihm lieb gewesen, wenn Potter ihn dafür nicht mit Blicken erdolchen würde. Im Moment begleitete Black ihn in die Bibliothek. Remus setzte sich an einen der Tische, die am nächsten an der Abteilung standen, die er für seinen Aufsatz benötigte. Black stellte seine Schultasche neben ihm ab und zögerte. „Kommst du auch wirklich allein zurecht?“ In seiner Stimme war echte Sorge zu lesen. „Wirklich.“, betonte Remus. „Alle Bücher, die ich brauche, kann ich mir per Accio besorgen. Ansonsten hilft mir sicher Madam Pince.“ Black verzog den Mund. „Bäh, die steht sicher auf dich!“ Er lachte, sah sich um und zog ihn dann in eine kurze Umarmung. Sie verabschiedeten sich und Remus blieb allein in der Bibliothek zurück. Jedenfalls dachte er das. Black war gerade um die Ecke gebogen, da hörte er seine und noch eine andere Stimme ein paar Regale weiter. Sie unterhielten sich flüsternd, nicht wissend, dass die Akustik der Bibliothek zu dem Leidwesen von Madam Pince sehr weit trug. „Was willst du hier?“ Blacks Stimme klang beinahe drohend, was Remus einen unangenehmen Schauder über den Rücken jagte. Die andere Stimme war fiepsig, beinahe unterwürfig. Sie gehörte zu Pettigrew. „In die Bibliothek.“, antwortete er. „Das sehe ich! Ich will wissen, was du vorhast.“ „Nur was für einen Aufsatz nachsehen-“ „Lüg mich nicht an! Seit wann machst du deine Aufsätze schon selbst! Du wolltest zu Remus, stimmt’s?“ Jetzt spitzte Remus die Ohren. „Was? Aber nein! Mit dem hab ich nichts zu tun!“ „Das kann ich nur hoffen.“ Blacks Stimme klang jetzt gefährlich leise, dann hörte er ein ersticktes Gurgeln. „Ich warne dich, Peter. Wenn du Remus noch einmal ein Haar krümmst, dann bekommst du es mit mir zu tun. Hast du mich verstanden?“ Pettigrew keuchte und hustete, dann japste er: „Ja, kein Problem, versprochen!“ Schritte entfernten sich und ließen einen verwirrten Remus zurück. Worum war es in diesem Gespräch eigentlich gegangen? Auch, dass Black von ‚noch einmal‘ gesprochen hatte, irritierte ihn. Pettigrew hatte sich bis jetzt doch immer im Hintergrund gehalten. Er beschloss, Black später danach zu fragen und widmete sich erst einmal wieder seinen Hausaufgaben. ~~~~~*~~~~~ Zwei Tage vergingen und sein Fuß wurde nicht besser. Er wurde schlimmer. Remus schob es hinaus, warum, wusste er nicht, vielleicht, weil er sich zu sehr den Kopf über das Gespräch zwischen Black und Pettigrew zerbrach, als dass er noch Platz für irgendeines seiner Körperteile in seinen Gedanken gehabt hätte. Am vierten Tag musste er deshalb feststellen, dass sich die Wunde entzündet hatte. „Warum sind Sie denn nicht früher gekommen?“ Die Krankenschwester stemmte die Hände in die Hüften. Remus zuckte nur mit den Schultern. Pomfreys Blick wurde weich. „Passen Sie besser auf sich auf, Lupin. Gerade in Ihrem Zustand sollte man nichts überstürzen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)