Das Rudel des Wolfes von Rejah (RL / SB) ================================================================================ Kapitel 8: Verbotenes --------------------- Verbotenes Solange sie ihre Sommerferien genossen, bereute Remus seine Entscheidung nicht eine Sekunde. Natürlich hatte sich Black nicht geändert. Er war immer noch der etwas vertrottelte, aber liebenswürdige Kerl, der jeden Tag auf neue verrückte Ideen kam. Es war die Art, wie Remus ihn jetzt sah, die sich geändert hatte. Die Distanz, die er immer zu Potter und seiner Clique bewahrt hatte, hatte ihn davon abgehalten, auch die guten Seiten an ihm zu sehen. Remus gab sich erhebliche Mühe, das zu tun, auch wenn es ihm schwer fiel, umzuschalten. So war Black vielleicht verrückt, aber er konnte gut mit ihm reden. Nicht über weltbewegende Dinge. Jedenfalls nicht über Geschichte der Zauberei oder die Wirkungsweise von Muggelheilpflanzen. Aber über das Dorf, in dem er lebte. Über seine Umgebung und was passierte, wenn man in diese oder jene Richtung ging und was wohl dort unten auf dem Grund des Sees war. Oder auch über seinen Vater, die Dorfbewohner. Darüber, dass er ein Werwolf war, wollte er nicht so gern sprechen und meistens akzeptierte Black das auch. Und manchmal sprachen sie auch über seine Mutter. Sie lagen im Gras. Gerade so in der Nähe des Sees, dass sie das leise Plätschern hören konnten, das von dem Wasser ausging, wenn es von dem flachen Fluss in den See rieselte. Remus lag auf dem Rücken, die Arme hinter dem Kopf verschränkt, die Augen wegen der Sonne halb geschlossen. Sie waren schwimmen gewesen – er wurde immer besser darin – und waren nass und müde. Remus wäre eingeschlafen, hätte Black nicht damit angefangen. „Woran ist deine Mutter gestorben?“ Remus wollte nicht darüber reden und genauso sagte er es ihm auch. Doch genauso, wie Black nur meistens – nicht immer – akzeptierte, wenn er nicht über seine Krankheit sprechen wollte, so war es an diesem Tag das erste Mal, dass er bei diesem Thema nicht locker ließ. Seine Neugier war eine herausstechende Eigenschaft. „Du hast mich das doch schon so oft gefragt.“, sagte Remus leise, aber nachdrücklich. Er schloss die Augen ganz, hoffend, dass Black verstand, dass er damit das Thema als beendet ansah. Doch das tat er natürlich nicht. „Hab ich.“ Er lehnte sich über ihn, sodass sein Oberkörper die Sonne aus seinem Gesicht vertrieb. „Aber du hast immer nur gesagt: ‚Es war ganz plötzlich.‘“ „Was willst du dann noch wissen? Es ist einfach so. Sie ist tot und punkt.“ Remus zögerte. Black irrte sich. Er war ein guter Lügner. Hatte seine Krankheit schließlich lange verbergen können und noch immer wusste auf Hogwarts außer ihm und den Lehrern keiner davon. Seine Mutter war an keiner Krankheit gestorben. Doch das sollte Black nicht wissen. Eine Hand legte sich an seine Wange. „Hey.“ Remus öffnete die Augen einen Spalt. Black lächelte ihn an. „So schlimm kann es doch nicht sein, oder? Ich weiß immerhin, dass du ein Werwolf bist, was könnte mich da noch schocken?“ Es gab Dinge, die schlimmer waren. Remus drehte den Kopf zur Seite. Die Erinnerung daran brannte hinter seinen Augen. Vielleicht war er aber auch nur besonders empfindlich, weil in wenigen Tagen wieder Vollmond war. Er spürte, wie Black ihn immer noch anstarrte, als versuchte er auf diese Weise etwas aus ihm herauszulocken, aber irgendwann gab er auf und rollte sich auf den Rücken, direkt neben ihm. Seine Hand suchte Remus' und drückte sie einmal kurz. Er seufzte. ~~~~~*~~~~~ Sie saßen beim Abendessen. Sein Vater auf der einen Seite des Tisches, Remus und Black auf der anderen. Es war der letzte Tag der Sommerferien und morgen würden sie wieder nach Hogwarts reisen. Die Koffer waren schon gepackt – per Handarbeit, da sie als Minderjährige nicht zaubern durften und sein Vater Muggel war – und Black hatte nach eigener Aussage diesen Tag dafür auserkoren, ein ganz besonderer zu sein. Wie genau er sich das vorstellte, hatte Remus ihn gefragt. Black hatte darauf keine Antwort gegeben. Jedenfalls keine, mit der Remus etwas anfangen konnte. Und er konnte an Blacks Tagesplanung auch nichts Besonderes finden, gingen sie doch wie die meisten Tage zuvor zum See und verbrachten den Tag damit, zu schwimmen, zu reden und zu dösen. Wir machen den Tag einfach zu etwas Besonderem, hatte er gesagt. Das heißt nicht, dass wir was anderes machen müssen. Black war schon ein wenig seltsam. Da gefiel ihm die Methode von seinem Vater doch gleich viel besser. Der hatte zur Feier des Tages mal wieder sein Lieblingsessen gekocht – ein blutiges Steak mit Gemüse und Kartoffeln. Hungrig fing er an zu essen. Aus dem Augenwinkel sah er Black schmunzeln. „Was lachst du denn so?“ Black grinste nur noch mehr. Remus war irritiert, irgendetwas musste er unwahrscheinlich komisch finden, doch Remus kam nicht drauf. „Nichts.“, erwiderte Black und schwieg daraufhin geheimnistuerisch. Sein Vater verfolgte das Geschehen wortlos. In letzter Zeit konnte er sich auch keinen Reim aus ihm machen. Sein Vater wusste nichts von ihrer Beziehung. Alles, was er wusste war, dass er und Black befreundet waren und er inzwischen von seiner Krankheit wusste. Dass sie einige Startschwierigkeiten gehabt hatten, war nicht zu übersehen. Umso glücklicher schien er zu sein, dass sein Sohn endlich Anschluss gefunden hatte. Remus hatte nicht vor, ihm diese Illusion zu nehmen, vor allem, weil er sich selbst noch nicht sicher war, was er von alldem zu halten hatte. „Möchtest du noch etwas?“ Die Frage war nicht an Black, sondern an ihn gerichtet. Remus war hungrig. „Ja, gern.“ Er schaufelte sich eine ordentliche zweite Portion auf den Teller, da sah er es schon wieder. Blacks Mundwinkel verzogen sich zu einem kleinen Lächeln, dieses Mal kaum sichtbar. Diesmal sagte er nichts. Es war ja doch nichts aus Black herauszubekommen. Einige Minuten später waren sie fertig mit dem Abendessen und sein Vater ging noch einmal nach draußen, um den Traktor in die Garage zu bringen. Black und er übernahmen den Abwasch – er spülte, Black trocknete ab. „Wie fandest du die Ferien?“, fragte Remus schließlich, um die Stille zu durchbrechen. „Besser, als ich erwartet habe.“ Diese Antwort hätte alles bedeuten können, doch bei Blacks dreckigem Grinsen war die Lage sofort klar. Als sich dann noch ein Arm um seine Taille schlang und er an ihn gedrückt wurde, sodass er beinahe den Teller fallen ließ, wurde es ihm zu fiel. „Nicht! Ich will nicht, dass mein Vater davon erfährt!“ Black zog einen Schmollmund. „Ach was, dein Vater ist doch total cool! Meine Familie solltest du mal sehen – wenn die davon erfahren, enterben die mich sicher.“ Den Gedanken fand er wohl besonders lustig, denn er lachte schon wieder. „Das ist nicht witzig.“ Grimmig entzog Remus ihm sich. „Du wirst deiner Familie kein Sterbenswörtchen erzählen. Und Potter oder Pettigrew auch nicht.“ Gespielt schockiert sah Black ihn an. „Du glaubst, ich würde mit Peter über mein Liebesleben reden?“ Remus knuffte ihn in die Seite. „Du weißt, was ich meine.“ Er reichte ihm den abgespülten Teller. Die Augenbrauen nachdenklich zusammengekniffen trocknete Black ihn ab. „Was wäre denn eigentlich so schlimm für dich, wenn sie es wüssten?“ Manchmal konnte Remus über so viel Naivität nur den Kopf schütteln. „Vielleicht ist dir aufgefallen, dass ich nicht das beste Verhältnis zu ihnen habe?“ Er war ein wenig wütend darüber. Er hatte gedacht, er hätte sich klar gemacht, aber offensichtlich war Blacks Gehirn in jenem Moment so vernebelt gewesen, dass er es entweder nicht mitbekommen hatte oder jetzt glaubte, es würde ihn schon irgendwie rumkriegen. „Ich brauche nicht noch eine Vorlage, mit der sie mich ärgern können. Wenigstens einmal möchte ich das Gefühl haben, normal zu sein.“ Mit aller Kraft fixierte er den nächsten Teller. „Normal?“ Black starrte ihn ungläubig an. „Aber das ist doch langweilig.“ Remus starrte ihn böse an. „Manchmal frage ich mich wirklich, woher deine guten Noten kommen.“ „Hä? Was meinst du? Was haben meine Noten damit zu tun?“ Remus antwortete lieber nicht darauf. Er war wütend, aber nur ein bisschen und nicht so viel, dass er sich mit ihm streiten wollte. Und er hatte die Hoffnung, Black würde es so vielleicht von selbst einsehen. Stattdessen legte Black das Handtuch beiseite und umarmte ihn. Remus hatte erhebliche Mühe, sich so abweisend zu verhalten. „Was – was soll das denn jetzt?“ „Tut mir Leid.“, nuschelte Black in seinen Nacken und setzte einen Kuss auf seine nackte Haut, sodass ihm Schauder über den Rücken jagten. „Ich weiß zwar nicht, was ich dir getan habe, aber es tut mir Leid.“ Er umarmte ihn fester und zog ihn näher an sich heran. Remus wurde schwindelig. Ein kleiner Teil seines Verstandes sagte ihm, dass das die Methode war, mit der Black auch immer die ganzen Mädchen überredete, der Großteil jedoch verschwamm im Nebel. Als die Tür klackte, riss er sich von ihm los und schnappte sich hastig den letzten Teller. „Es sieht nach Regen aus.“, bemerkte sein Vater, als er hereinkam. Er hatte offensichtlich nichts mitbekommen. Zum Glück schwieg Black. „Das ist gut für die Felder. Aber ich hoffe es regnet nicht in Hogwarts.“ ~~~~~*~~~~~ Draußen war es dunkel geworden. Remus war gerade dabei sich bettfertig zu machen. Die Sommerferien waren anstrengend gewesen und irgendwie freute er sich auf Hogwarts, auf ein wenig Normalität nach dem Chaos in den letzten Wochen. Er hatte ein wenig Angst davor, wie es mit Black weitergehen würde, doch darüber wollte er im Moment nicht nachdenken. Und wenn er sie alle mit einem Obliviate belegen musste. Black schlurfte durch die Zimmertür. „Du willst schon schlafen?“, fragte er ungläubig, als er Remus im Bett liegen sah. „Es ist der letzte Tag der Ferien!“ „Ja, und?“ „Da schläft man nicht!“ „Wieso? Eigentlich sollte man da noch früher schlafen gehen, genauso wie am ersten Schultag, wenn man ankommt. Schließlich muss man da früher aufstehen.“ Black blickte ihn nur fassungslos an. „Ich versteh dich echt nicht.“ „Schön, dass wir einer Meinung sind.“ Black stand noch eine Weile unschlüssig im Zimmer herum, dann hatte er wohl einen Entschluss gefasst. Jedenfalls sah er sehr konzentriert aus, als er sich zu Remus auf die Bettkante setzte. „Also, es gibt zwei Möglichkeiten.“ Er hielt entsprechend viele Finger hoch. „Entweder unternehmen wir noch etwas-“ „Unternehmen? Heißt das, du willst um die Uhrzeit noch rausgehen?“ „Oder ich komm zu dir ins Bett.“ Remus erstarrte. Der Ausdruck auf Blacks Gesicht zeigte ihm nur zu deutlich, welche der beiden Möglichkeiten er bevorzugte. Er wusste, dass er es ernst meinte, deshalb haderte er nur kurz mit sich selbst, ehe er sich aus dem Bett schwang. „Okay, aber nicht lange!“, sagte er, als er sich anzog. Blacks Enttäuschung über die verlorene Chance hielt nicht lange an, als sie nach draußen schlichen. Er war der geborene Rumtreiber (Remus hatte mitbekommen, dass Potter und er sich so nannten) und schlich mit einer Freude die Treppe hinunter, die Remus nur mit einem Augenrollen kommentieren konnte. In der Küche war es dunkel. Remus tastete sich zur Tür vor, eine Hand immer an der Wand. Hinter sich konnte er Black atmen hören. Der Schlüsselbund hing an der Türklinke, der Hausschlüssel steckte im Schlüsselloch. Remus‘ kalte Finger schlossen sich darum. Einen Moment zögerte er, dann drehte er den Schlüssel um und öffnete die Tür. Black folgte ihm nach draußen. „Und was hast du jetzt vor?“ Remus flüsterte, weil er Angst hatte, dass sein Vater wach werden würde. Black sah ihn mit glänzenden Augen an. „Was glaubst du? Nachsehen, was alles los ist!“ „Wir sind in einem Dorf mit weniger als hundert Einwohnern, um die Zeit ist hier nichts los.“ „Warst du schonmal um die Zeit draußen?“ „Nein.“ „Woher willst du das dann wissen?“ Mit diesen Worten nahm er seine Hand und zog ihn zu dem erdigen Weg, der durch das Dorf führte. „Ich weiß wirklich nicht, was du daran so toll findest.“ Remus bemühte sich, nicht allzusehr auf die Hand zu achten, die seine umschloss. Ohne die Sonne war es nachts kalt und er hatte sich nicht warm genug angezogen. Blacks Hand war warm. Er wollte nicht hier erwischt werden. Was würden die Nachbarn denken? Was würde sein Vater denken, wenn er sie hier um diese Uhrzeit erwischte. Noch dazu, wenn er sah, wie ihre Hände miteinander verschränkt waren. Ganz in der Nähe bellte ein Hund. Remus zuckte zusammen. „Wir sollten hier nicht sein. Das ist der Wachhund einer unserer Nachbarn!“ Black drehte sich zu ihm um. „Etwa der, der dich vor ein paar Wochen so angeknurrt hat?“ Er grinste. „Warte hier.“ Damit ließ er ihn los und schlich sich an den Gartenzaun. Remus wusste, dass der Hund angeleint war, doch die Leine war lang und der Hund groß. Und anders als vielleicht in den großen Städten, wo Hunde nicht mehr als bloße Haustierchen waren, war dieser Hund dafür da, das Haus zu bewachen. „Black, komm zurück!“ Er rief nicht, er flüsterte, so laut er konnte. Er hatte Angst gehört zu werden. Er wollte sich gar nicht ausmalen was geschah, würde man ausgerechnet ihn nachts vor einem fremden Haus rumschleichen sehen. Doch Black hörte nicht auf ihn. Remus konnte hören, wie er über den Gartenzaun stieg. Er war verrückt. Durch die Dunkelheit konnte er seine Umrisse nur schemenhaft erkennen. Er kniff die Augen zusammen, doch er konnte nicht mehr als einen schwarzen Schatten ausmachen. Der Hund hatte aufgehört zu bellen, doch er konnte ihn noch immer wahrnehmen. Dann ein paar Geräusche, die er nicht zuordnen konnte – Scharren, Kratzen – ein kurzes Jaulen. Stille. Remus bewegte sich nicht einen Zentimeter. Er hatte das Gefühl blind zu sein. Dann löste sich ein Schatten vor ihm. Black. „Was hast du gemacht?“, zischte er ihm zu, doch Black hob nur den Finger an die Lippen und zog ihn weiter. Remus konnte den Hund nicht hören. Was hatte er gemacht? Eine Weile ließ er sich noch von ihm weiterziehen. Irgendwann kam er jedoch auf den Gedanken, dass Black nur mit ihm nachts draußen herumlief, um eben nachts draußen herumzulaufen. Er riss sich los. „Ich geh jetzt nach Hause! Das ist mir zu blöd.“ Er wandte sich um, um zurückzulaufen. „Hey, komm zurück!“ Es waren die gleichen Worte, die Remus eben benutzt hatte. Warum sollte er darauf hören? Da wurde er plötzlich von hinten gepackt, Black hielt ihn fest und drückte seinen Rücken an seine Brust. Remus keuchte erschrocken auf. „Was soll das, Black?“, fragte er schließlich gefasster. Wenn Black glaubte, er konnte alles mit seinen Anmachen überspielen, so hatte er sich geirrt. Und tatsächlich schien sich der Körper hinter ihm einen Moment zu versteifen. „Dir macht es keinen Spaß, nachts draußen herumzulaufen?“ Blacks Stimme war dicht an seinem Ohr, warm in der kalten Nachtluft. „Ich wüsste nicht warum.“ Remus bemühte sich, seinen eigenen Atem ruhig zu halten. „Es gibt nichts, was man nicht auch draußen machen könnte. Der einzige Unterschied ist, dass ich nichts sehen kann.“ „Aber reizt es dich nicht?“ „Was?“ „Na, das Verbotene!“ „Warum sollte es mich reizen, etwas Verbotenes zu tun?“ Remus drehte sich in seinen Armen zu ihm um. „Abgesehen davon ist es nicht verboten, nachts draußen rumzulaufen. Es ist nur – nicht normal.“ „Und das ist das Tolle daran.“ Black lächelte und schmiegte sich an ihn. „Ist das der Grund, warum du und Potter nachts immer durch Hogwarts streift?“ Remus versuchte immer noch, die Ruhe zu bewahren. Seit er und Black so etwas wie ein Paar waren, gelang es ihm nur schwer, seine Gedanken abzulenken von den Dingen, von denen er immer nur gelesen hatte. „Unter anderem.“ Es war Black anzusehen, dass auch er nicht mehr ganz bei ihrem Gespräch war. Remus starrte wie gebannt auf seinen Mund und auch, wenn er sich davon abhalten versuchte, gelang es ihm nicht. Er war wie hypnotisiert. Zudem war es ihm peinlich, dass Black es bemerkte. „Wäre dir die andere Möglichkeit doch lieber gewesen?“, fragte er und Remus schoss die Röte ins Gesicht. „Bild dir bloß nichts ein!“ Flammrot versuchte er sich aus der Umarmung zu befreien, doch Black hielt ihn fest und küsste ihn ganz unvermittelt. Jeglicher Protest in Remus verschwand sofort. Er war zwar immer noch sauer auf ihn, aber das konnte auch warten. Zitternd drückte er sich jetzt näher an ihn. Dieser Kuss war anders als die vorherigen – nicht hart und lieblos wie der erste, den er bei dem Spiel verloren hatte; auch nicht unbedingt zärtlich wie derjenige, den er ihm am See gegeben hatte und wie die vielen anderen, die sie in den letzten Wochen ausgetauscht hatten – dieser Kuss war stärker, leidenschaftlicher und mit einem Versprechen nach mehr. Black löste seine Lippen von seinen, doch er hielt ihn immer noch fest. Keuchend und vor Scham noch viel röter als zuvor lehnte Remus seine Stirn an seine Schulter. Seine Beine zitterten. Ohne Worte nahm Black ihn wieder bei der Hand und führte ihn zurück nach Hause. Ein kleiner Teil von Remus‘ vernebelten Verstand sagte ihm, dass Black etwas von ihm erwartete, wenn sie dort ankamen und er konnte sich nicht entscheiden, welcher Teil seines Verstandes größer war: derjenige, der unbedingt mehr wollte oder der, der Panik bekam. Genauso leise, wie sie die Treppe hinuntergeschlichen waren, schlichen sie auch wieder rauf. Oben angekommen, knarrte jedoch eine Stufe unter Remus' Füßen und er zuckte zusammen, als sei es ein Kanonenschlag. Black drückte seine Hand. Remus war erleichtert, als sie in seinem Zimmer ankamen. Niemand hatte gemerkt, dass sie ausgeflogen waren, auch sein Vater nicht. Black schloss die Tür und kam auf ihn zu. Remus versuchte, seinem intensiven Blick standzuhalten, doch es gelang ihm nicht und stattdessen starrte er auf den Boden. Black legte wieder seine Arme um ihn, sein Körper strahlte Hitze aus. Allein die flüchtige Berührung an seiner Schulter ließ Remus aufkeuchen. Er konnte nicht anders, er drückte sich an ihn, es schien, als könnte er ihm nicht nah genug sein. Black küsste ihn, noch verlangender als zuvor, seine Lippen wanderten von seinem Mund über sein Kinn, über seinen Hals bis zu seiner Schulter, wo er seine Hand ablöste, die immer tiefer glitt, von seiner Schulter über seine Brust, entlang an seiner Seite bis an seinen Hosenbund, wo er mit zwei Fingern entlangstrich, um dann seine Hand unter sein T-Shirt zu schieben. In Remus wallte Panik auf. Er wollte es, wollte es so sehr. Sein ganzer Körper schrie danach, doch sein Verstand rief Nein. Es hallte schwach in seinem Kopf wider. Black drückte ihn fester an sich und schob ihn gleichzeitig nach hinten. Remus wusste, dass dort sein Bett stand. Wenn er nicht stolpern wollte, musste er jedoch rückwärts gehen. Seine Kniekehlen berührten die Bettkante und er knickte weg. Er wurde aufgefangen, sodass er weich auf der Matratze landete. Die Bettdecke kam ihm kalt vor. Black küsste ihn wieder und das war es, was seinen Verstand wieder in dicken Nebel hüllte. Dieses Mal wehrte er sich jedoch dagegen, nicht denken zu können. Black drückte ihn zurück auf die Matratze, seine Beine jeweils auf einer von Remus‘ Seiten, direkt auf der Höhe seines Beckens. Er löste den Kuss, lächelte und setzte sich auf ihn. Heftig zuckte Remus zusammen. Der Nebel in seinem Kopf lichtete sich so schnell, als würde er von einem starken Wind weggeweht. Was er – sie beide – hier im Begriff waren zu tun, spürte er nur zu deutlich auf seinem Schoß. Die Angst, die dabei in ihm aufstieg, ließ ihn ganz plötzlich wieder klar denken. Black ahnte wohl, was er sagen wollte, bevor er es tat, sein Lächeln verschwand aus seinem Gesicht und machte der nachdenklichen Miene Platz, die er immer trug, wenn etwas über seinen Horizont hinausging. „Nein“, flüsterte Remus. Er hatte nicht die Kraft, ihn von sich zu drücken, doch Black verstand auch so. Er konnte spüren, wie die Hitze zwischen ihnen abflaute. Blacks Augen huschten unruhig umher, als versuchten sie in seinem Gesicht zu ergründen, warum Remus nicht wollte. Doch er wusste es ja selbst nicht. „Es – es tut mir Leid.“ Remus war die Sache furchtbar peinlich und er drehte den Kopf weg. „Schon okay.“ Black rollte sich von ihm runter. „War wohl noch zu früh.“ Remus nickte schwach. Er hatte das Gefühl, er müsste irgendetwas tun, sonst würde das hier zwischen ihnen stehen und das wollte er nicht. Doch ihm fiel nichts Besseres ein, als nach Blacks Hand zu suchen und sie einmal kurz zu berühren. Black regte sich nicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)