Summer Love von abgemeldet (Urlaubszeit, nicht immer schönste Zeit?) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Flirrende Hitze, Temperaturen über 30, und wir kurvten in einem gemieteten Kleinbus herum. Manchmal hasste ich meine Bandkollegen, vor allem für die Idee, unseren Urlaub gemeinsam zu verbringen. Größtenteils hasste ich sie für die Idee, wegzufliegen. Und noch mehr hasste ich sie dafür, dass sie jetzt das Hotel nicht fanden. Brian, der am Steuer saß, kam überhaupt nicht klar, weil Freddie nicht unbedingt den besten Beifahrer darstellte. Und zu mir gesellte sich John, der mich mit seiner Schweigsamkeit genau so belästigte wie Freddie mit seiner tollen Fähigkeit, genau im falschen Moment den falschen konfusen Mist zu reden. Er hatte am Flughafen direkt den (zu unser aller Leidwesen ziemlich gut sortierten) Duty-Free-Shop leergeräumt und sah auch entsprechend aus, sodass mir direkt die Frage in den Kopf kam, ob es für einen dreißigjährigen Mann normal war, Chanel-Sonnenbrillen zu tragen. „Und weißt du, ich hab da auch so was gesehen“, plapperte er munter weiter – Brian wurde es jedoch jetzt auch zu bunt. „Kannst du nicht endlich mal deinen Mund halten?“, brüllte er, wobei ich überlegte, ihm einen Keks zuzustecken. So hätte ich auch gehandelt. Vorbildlich. Freddie legte nur sein zuckersüßestes Lächeln auf, klimperte ein paar mal mit den getuschten Wimpern und säuselte: „Ach, Bri, Darling, warum denn gleich so?“ Totenstille. Kein Wort seitens Brian, ich hatte mit einem Lachanfall zu kämpfen und ... nun ergriff unser treuer Fahrer das Wort: „Jetzt reicht’s mir! RAUS!“ „...wie?“, Freddie riss die Augen auf. „Du hast Glück, dass ich noch die Nettigkeit besitze, anzuhalten!“, zischte Brian, „Steig aus oder ich geb Gas und schmeiß dich dann raus!“ So kannte ich Brian, der normalerweise der höfliche Intellektuelle unserer Truppe hier war, nicht wirklich. Klar, jeder Mensch konnte austicken, aber Brian nicht. Das passte nicht in sein Konzept. „Aber, Brian?!“ „GEH!“ Den Tränen nahe öffnete Freddie die Tür und zog von dannen. Ich wusste nicht, was komischer war: Die Tatsache, dass Brian einen kurzzeitigen Wutanfall hatte, oder die Tatsache, dass Freddie einfach ging. Als Captain Schmalzlocke sich abgeregt hatte, konnte die Reise dann auch ohne einen redseligen Menschen weitergehen. Wo der abblieb, war uns auch ziemlich egal. Nach ein paar Stunden (es waren gefühlte Tage) kamen wir dann endlich am Zielort an, diesmal hatte John die Rolle des Navigationssystems übernommen. Und ich traute meinen Augen nicht, wer uns breit grinsend und blöd winkend am ‚Herzlich Willkommen’-Schild empfing. „So sieht man sich wieder!“, rief kein anderer als Freddie, ging stillschweigend zum Kofferraum, holte seinen Krempel (ungefähr hundert Taschen, bei denen ich erst nicht geglaubt hatte, dass unsere Drama-Queen sie tragen konnte) heraus und stellte sich wieder an das Schild. Brian stieg aus, gefolgt von John und mir. Wir beachteten Freddie nicht wirklich, wahrscheinlich, weil sich keiner von uns mit ihm sehen lassen wollte. Exzellent dämlichen Smalltalk vortäuschend trabten wir nebeneinander zur Rezeption, Freddie hinterher, worauf schon das nächste Problem auf uns wartete: Die Verständigung. „Ja, hallo, wir sind die Menschen, die vier Zimmer besetzen wollten!“, verkündete Brian. Ich setzte hinzu: „Schlüssel her, aber flutschi!“ „Was?!“, hatte uns die freudig grinsende Ische zu sagen. „Wir – 4 Zimmer – möglichst schnell!“, seufzte Brian und gestikulierte fleißig. „Ihr seid so blöd!“, bemängelte Freddie, schob sich zwischen John und Brian durch und erklärte unserer neuen Freundin auf spanisch, was wir haben wollten. Ich hatte weder gewusst, dass er spanisch sprach, noch, dass er irgendwelchen Leuten außer uns etwas zu sagen hatte. Beide schwafelten noch weiter und Freddie drehte sich schließlich mit einem unheilvollen Blick in den braunen Augen zu uns um: „Die haben nur noch zwei Zimmer frei!“ „Und was heißt das konkret?“, ich zog die Augenbrauen hoch und befürchtete das Schlimmste. „Ich sage ein Wort: Teilen!“, er grinste schief und sah Brian verstohlen an. Dieser brummte nur: „Wenn’s sein muss...“ Die Röte auf seinen Wangen war nicht zu übersehen. Ja, zweifellos bahnte sich da etwas an. Ich musste nur mit John fertig werden. Unsere Lieblingsnervensäge, Paris Hilton von Mallorca oder auch einfach nur Freddie genannt, krallte sich die Schlüssel und stolzierte wiegenden Ganges zum Aufzug. Wir sollten noch sehr viel Spaß mit diesem Kerl haben. Im negativen Sinne. „Das kann noch heiter werden“, zum ersten Mal, glaubte ich, sagte John etwas. Und zum ersten Mal musste ich ihm Recht geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)