Neubeginn von Bluey ================================================================================ Kapitel 7: 7. Kapitel --------------------- Als Colt sich nach seiner Rückkehr ins Oberkommando auf die Suche nach dem Commander und seiner Tochter machte, brauchte er gar nicht lange zu fragen. Das Aprils Vater eine neue, kleine Assistentin hatte, hatte sich offenbar schnell herumgesprochen. Er fand die beiden schließlich in Gesellschaft der Star Sheriffs und Sincia in einem der Konferenzräume beim Kaffee. Emma saß inmitten eines Berges von Blättern auf dem Fußboden und malte. Bei seinem Anblick sprang sie allerdings auf. „Daddy, Daddy, das ist voll toll hier.“, rief sie begeistert und stürzte sich glücklich in seine ausgebreiteten Arme und ließ sich von ihm hochnehmen. „Wir waren bei den kleinen Fliegern und im Kommukationszentrum und Nudeln essen.“, strahlte sie ihn an. „Kommunikationszentrum meinst du bestimmt, mein Schatz.“, grinste ihr Vater zurück. Sie nickte heftig und die dunklen Locken hüpften um ihre Schultern. „Die müssen ganz dolle aufpassen, damit die Gleiter beim Anflug nicht mit denen vom Abflug zusammenprasseln.“, erklärte sie ihm. „So? Na du hast aber aufgepasst. Was malst du da?“ Sie zappelte und er setzte sie wieder ab. „Meinen Hund für Fireball und ein Pferd für Onkel Commander und ein Baby für Saber und Sincia und Ramrod für April und meine Klasse für Robin.“ Sie vertiefte sich wieder in ihre Bilder und ließ ihren Vater sprachlos mitten im Raum stehen. „Du hast keinen Hund.“, ergänzte Colt automatisch, da sie seit einigen Wochen versuchte, ihn zu einem Hundekauf zu überreden. „Robin?“, wiederholte er dann verwirrt und setzte sich zu den Erwachsenen. „Ich kenne nur eine Robin.“ Sein Gesichtsausdruck war ein einziges großes Fragezeichen. „Wir haben sie beim Mittagessen getroffen, sie arbeitet doch hier im Oberkommando.“, setzte Eagle den Cowboy ins Bild. „Sie war völlig geschockt beim Anblick der Kleinen.“ „Das kann ich mir vorstellen.“, murmelte Colt heiser wie zu sich selbst. „Da hätte ich mir den Weg auch sparen können.“ „Welchen Weg? Was hast du in der Zwischenzeit angestellt, Cowboy?“, wollte Fireball wissen und alle sahen ihren ehemaligen Kollegen fragend an. „Ich war bei ihr Zuhause.“, erklärte Colt daraufhin. „Nachdem sie gestern weggelaufen ist, wollte ich einem unvorhergesehenen Zusammentreffen vorbeugen und ihr selbst alles erzählen.“, berichtete er. „Es war nur Josh da und wir haben uns ausgesprochen.“ „Colt, das tut mir leid.“ Eagle sah ihn betroffen an. „Ich hatte ja keine Ahnung, dass Robin nichts von Emma wusste.“ Als sie ihren Namen hörte, horchte das kleine Mädchen auf. „Robin ist komisch. Sie hat kein Wort raus gebracht. Meine Lehrerin redet immer viel mehr, selbst wenn man mal in Ruhe malen will, redet sie einem rein.“, stellte sie fest und sorgte für ein erheitertes Lachen bei den Erwachsenen. „Tja Maus, wenn Robin deine Lehrerin wäre, dann würde sie bestimmt auch mehr reden und ihr sollt ja in der Stunde bestimmt nicht malen, oder?“, amüsierte sich April. „Wenn mir aber langweilig ist?“ Emma grinste spitzbübisch und widmete sich dann wieder ihrer Beschäftigung. „Tochter, du solltest so etwas vielleicht nicht erwähnen, wenn dein Vater daneben sitzt.“ Colt sah sie kopfschüttelnd an, lächelte aber. „Das nächste Elterngespräch kommt bestimmt. Sie brauchen sich nicht zu entschuldigen Sir.“, wandte er sich dann an den Commander. „Ich habe damit gerechnet, dass so was passieren könnte. Aber das ist wieder mal typisch Colt, zur falschen Zeit am falschen Ort. Wäre ich mal hier geblieben.“ Er seufzte. „Jetzt ist sie bestimmt stinkwütend.“ „Wohl kaum, verwirrt und nachdenklich vielleicht, möglicherweise auch ein wenig geschockt.“, sagte Saber ruhig und Sincia nickte nachdrücklich. „Aber böse sah sie nicht aus und sie kann rechnen. Wenn sie zwei und zwei zusammenzählt, dann weiß sie, dass die Kleine vor eurer Beziehung entstanden ist. Sie fragt sich mit Sicherheit nur, was in den letzten fünf Jahren passiert ist, genau wie wir gestern, als wir euch gesehen haben.“ „Meinst du?“ Colt sah ihn unsicher an. „Ich hätte trotzdem dableiben sollen.“ „Passiert ist passiert.“ Fireball sah es praktisch. „Sieh es positiv. Sie hat die Kleine gesehen und zumindest um dieses erste Aufeinandertreffen kommst du nun herum.“ „Die Frage ist nur, ob ich das auch wollte.“, murmelte Colt in seinen nicht vorhandenen Bart. Da hatte er sich so schön alle Sätze zurechtgelegt, die er ihr hatte sagen wollen und dann kam doch alles ganz anders als geplant. „Nie Planen.“, erinnerte er sich selbst. „Tja Cowboy, meistens kommt es anders als man denkt.“, meinte April und auf einmal kam der Blondine eine Idee, wo sie sich hüten musste, sich vor Begeisterung die Hände zu reiben. Erst wollte sie mit Saber und Fireball darüber sprechen. ***** Emma lag an diesem Abend pünktlich in ihrem Bett im Schlafzimmer des Hotels und Colt wartete nun mit der Fernbedienung in der Hand auf Fireball und April, während er sich ungeduldig durch die Kanäle zappte. Saber und Sincia hatten sich für den Abend entschuldigt, denn Sincia fühlte sich müde und Saber Rider wollte sie nicht allein lassen. Als es leise klopfte, sprang Colt hoch und hechtete zur Tür, denn er wartete schon auf die beiden Star Sheriffs. „Pünktlichkeit ist eine Tugend.“ Mit diesen Worten riss er die Tür auf und erstarrte. „Robin!“ Mit ihr hatte der Scharfschütze am allerwenigsten gerechnet. „Mit der du dich früher nie groß aus der Masse herausgehoben hast. Störe ich?“, fragte sie unsicher und sah in Richtung der Aufzüge, als wolle sie jeden Moment weglaufen. „Nein, nein, überhaupt nicht. Komm rein!“ Er trat zur Seite und ließ sie eintreten, bevor er die Tür schloss, unsicher, was er als nächstes sagen oder tun sollte. „Ist Emma schon im Bett?“ Genauso befangen sah sie sich um und entdeckte die Kindersachen und einiges vom Spielzeug des Mädchens. Der Cowboy nickte. „Nach allem was sie heute erlebt hat, war sie so fix und alle, dass sie sogar die Badewanne abgelehnt hat und nach einer schnellen Dusche schlafen gehen wollte.“ „Das glaube ich dir sofort.“, stimmte Robin zu, dann schwiegen wieder beide. „Willst du dich nicht setzen?“ Colt war selten um Worte verlegen, aber das hier war etwas völlig anderes. Unsicher sah er seine Exverlobte an. Auf dieses unverhoffte Wiedersehen war er nicht vorbereitet. Es war etwas anderes, sie Zuhause besuchen zu wollen, wo er vorher zwanzig Minuten lang an den Worten gefeilt hatte, die er ihr hatte sagen wollen. Aber das sie ihm hier gegenüberstand und dann auch noch so wunderschön aussah, Colt fühlte sich wieder wie ein Teenager bei seiner ersten Verabredung. Robin nickte schnell und ging dann hinüber zur Couch, setzte sich und strich dann mit den Händen verlegen ihren Rock glatt, wobei sie angestrengt zu Boden sah. Nun musste er doch grinsen, auch wenn er genauso aufgeregt war. „Irgendwie erinnert mich das alles hier an unser erstes Date.“ Schwungvoll setzte er sich neben sie und sah sie an. Robin wusste nicht, worüber sie mehr erschrecken sollte, seine Worte oder das er auf einmal so dicht bei ihr saß. „Was meinst du?“, fragte sie und ärgerte sich, dass ihre Stimme vor Aufregung drei Oktaven höher zu klingen schien. „Wir benehmen wie zwei Fremde, die gerade dabei sind, sich kennen zu lernen und nebenbei noch von sogenannten Freunden verkuppelt worden.“ Als er ihren Blick sah, grinste er. „Du willst mir jetzt nicht weiß machen, dass da nicht April dahinter steckt. Ich wette, Sincia geht es bestens und die Vier sitzen irgendwo und grübeln, ob sie uns nicht vielleicht doch zu Hilfe eilen sollten. Vielleicht sogar unten in der Hotellobby.“ Robin musste lachen, denn so und nicht anders war es gewesen. April hatte sie angerufen und sie dazu überredet, heute Abend herzukommen. Seine Worte nahmen ihr jedoch die Anspannung und sie atmete auf. „Möchtest du was trinken?“, fragte Colt. Sie sah auf sein halbvolles Glas auf dem Tisch. „Wasser.“ Beantwortete er ihre wortlose Frage. „Dann würde ich auch gern eines nehmen.“ Colt stand auf und holte ihr ebenfalls noch ein Glas. „Wieso bist du hier?“, fragte er dann direkt. „Ich weiß es nicht genau.“, gab Robin mit einem vorsichtigen Lächeln zurück. „Vielleicht aus dem gleichen Grund, weswegen du heute bei Josh warst?“ „Erwischt.“, grinste er. „Ich wollte dich einfach nur sehen. Wissen, ob es dir gut geht. Nachdem du gestern weggelaufen bist…“ „Tut mir leid. Ich hatte einfach nicht damit gerechnet, dich zu sehen.“, erwiderte Robin leise. „Nein, mir tut es leid. Ich hätte nicht einfach auftauchen sollen, oder zumindest dir vorher Bescheid geben. Es wäre zumindest fairer gewesen.“ Sie sahen sich an und lachten dann beide los. „Hab ich schon erwähnt, dass wir uns albern benehmen?“, grinste er. „Flüchtig.“ Robin entspannte sich zusehends, was der Cowboy zufrieden zur Kenntnis nahm. „Erzähl mir von dir.“, forderte er sie bittend auf. „Dein Leben ist bestimmt sehr viel aufregender gewesen.“, erwiderte sie. „Vielleicht, aber ich habe zuerst gefragt.“, gab er frech zurück und Robin musste lachen. „Also gut.“ Sie begann zu erzählen, wie es Josh und ihr in der Zwischenzeit ergangen war, berichtete von ihrem Umzug, dem Schulwechsel des Jungen und der Zeit im Internat, sowie ihrer Arbeit in der Schule des Oberkommandos. Colt hörte schweigend zu, unterbrach sie nur ab und zu für einige Zwischenfragen, ansonsten hing er an ihren Lippen. „Jetzt bist du aber dran.“, forderte sie ihn irgendwann auf und lehnte sich dann kopfschüttelnd zurück. „Ich dachte heute, ich sehe nicht richtig, als dein Kind vor mir stand.“ „Kann ich mir vorstellen.“, erwiderte Colt. „So war das auch nicht geplant. Ich wollte dir selbst von ihr erzählen. Vor allem aber, wie ich zu ihr gekommen bin. Damals ging auf einmal alles drunter und drüber und irgendwie hat sich mein Leben täglich um hundertundachtzig Grad gewendet. Ich wusste nur nicht, wie ich es sagen soll oder wie du reagierst.“ Wieder unsicher geworden, sah er sie fragend an. „Ich weiß es selbst nicht.“, gab Robin zu. „Aber ich bin hier und ich würde gern erfahren, was geschehen ist.“ Der Scharfschütze nickte. „Allem voran muss ich mich erst einmal bei dir entschuldigen.“, sagte er leise. „April hat erzählt, dass du bei ihnen warst und das ihr euch alle Gedanken gemacht habt. Aber damals erschien mir mein Handeln richtig.“ Dann erzählte er ihr, was er fast auf die Stunde genau vierundzwanzig Stunden eher seinen ehemaligen Kollegen berichtet hatte. „Damals war ich durcheinander. Ich hätte mich nach Sophias Tod melden können, aber Emma war unglücklich, wir beide traurig und hilflos und dann fiel mir immer wieder ein, mit welchen Worten wir uns getrennt hatten. Ich hab mich nicht mehr als Teil von euch gefühlt und auf einmal hatte ich eine eigene kleine Familie und die Verantwortung für ein kleines Kind. Außerdem wusste ich nicht, wie du reagieren würdest, wenn ich auf einmal mit einem Baby auf dem Arm vor dir stehe und wollte es irgendwie auch gar nicht herausfinden. Es ist schwer das zu erklären.“ Mit diesen Worten schloss er seine Erzählung und ließ Robin Zeit zu reagieren. Die blonde Lehrerin hatte ihm die ganze Zeit zugehört, ohne ihn zu unterbrechen. „Colt, ich weiß nicht, was ich sagen soll.“, meinte sie dann. „Ich glaube, ich versteh dich. Obwohl du mich eigentlich soweit hättest kennen müssen, dass ich dir zumindest zugehört hätte. Ich war’s ja gewohnt, dass du mir alle möglichen Geschichten erzählst.“ Er grinste leicht. „Mit mir hast du dir damals ganz schön was eingefangen gehabt oder?“ „Auf jeden Fall, aber ich habe es nie bereut.“, erwiderte sie und dann schwiegen beide und hingen ihren Gedanken nach. „Fehlt es dir manchmal? Ich meine, das Kavallerieoberkommando und deine Arbeit hier.“, fragte die junge Lehrerin irgendwann leise und sah ihn aus ihren blauen Augen fragend an. Colt ließ sich ihre Frage durch den Kopf gehen. „Jetzt nicht mehr so sehr. Am Anfang war es wirklich schwer.“, nickte er dann ehrlich. „Ich meine, ich hatte nie vor, dem Oberkommando den Rücken zu kehren. Ich konnte mir damals überhaupt nicht vorstellen, etwas anderes zu tun, ich war glücklich mit dem was ich hatte und dem, was ich tat. Natürlich hat mir alles gefehlt, du glaubst gar nicht, wie oft ich kurz davor war, mir mein Hypercom zu schnappen und mich zu melden. Mein Leben war in meinen Augen perfekt. Ich hatte das Team und ich hatte Josh und dich. Was wollte ich mehr?“ Er zuckte die Achseln und schenkte ihr ein Lächeln, was Robins Knie weich werden ließ. „Auf der anderen Seite drehte sich alles nur um Emma und eigentlich hatte ich gar keine Zeit, mich in Gedanken an die Vergangenheit zu verlieren. Sie war jeden Tag eine neue Herausforderung. Glaub mir, mehr als einmal wären mir eine Horde Outrider wesentlich lieber gewesen, als Emma zu erklären, das ihr Töpfchen nicht dafür da ist, Puppen zu baden.“ Er verzog bei der Erinnerung daran das Gesicht. Nun war es an Robin, leise aufzulachen, obwohl ein klein wenig Wehmut dabei war. „Ich bin mir sicher, du hast die Hürde gemeistert.“, lächelte sie. „Josh war friedlich, wenn er sein Spielzeugpferd hatte, aber wehe das Spielzeug war irgendwo im Kinderzimmerchaos verschwunden. Es gab großes Geschrei und des öfteren auch nasse Hosen.“ „Oh ja, Emma war zu der Zeit noch mit Keksen bestechlich, aber auch nicht sehr lange.“, bestätigte er und beobachte, wie ihre Augen erstrahlten, wenn sie lachte. „Du bist noch genauso wunderschön wie vor fünf Jahren.“, sagte er leise und griff dann zögerlich nach ihrer Hand. „Es tut mir leid.“ Robin wurde rot und sah auf den Boden, aber ihre Hand zog sie nicht zurück. „Du hast dich doch schon entschuldigt.“, meinte sie dann leise. „Wir haben die Dinge damals falsch angegangen. Heute weiß ich, dass ich hätte versuchen sollen, mehr auf dich einzugehen. Es ist nicht leicht ein Kind allein groß zu ziehen und du hast dich nicht nur um Josh gekümmert, sondern genauso um mich. Wenn man jahrelang alle Entscheidungen trifft, dann ist es schwer, wenn das Kind auf einmal aus dem ihm zugedachten Weg ausbricht, selbst Vorstellungen entwickelt und wenn dann auch noch jemand da ist, der einem in die Erziehung reinredet…“ Bedeutungsvoll brach er ab. „Nicht nur du hast Fehler gemacht, ich war ja froh, dass du da warst und hätte sollen, die Verantwortung mit dir teilen, statt immer alles allein zu übernehmen.“, gab Robin nach einer kurzen Pause zu. „Ich war nicht bereit, die Verantwortung für unser Leben mit dir zu teilen. Ich hatte meine Vorstellungen, wie alles zu laufen hat und das dies aber nicht auch deine oder Joshs waren, wollte ich nicht wahrhaben. Ich hatte immer so eine Vorstellung im Kopf, wie mein Traummann sein sollte und habe versucht, dich in eine Schablone zu pressen. Dabei habe ich wohl ganz vergessen, dass ich mich in dich verliebt hatte, so wie du warst. Josh sah ich als Lehrer oder Arzt, etwas anderes kam nicht in Frage. Erst du und die anderen haben erkannt, dass er lieber in die Wissenschaft gehen möchte. Planetentechnologie, darauf wäre ich nie von allein gekommen und wie wir beide wissen, wollte ich so was auch gar nicht hören.“ Sie lächelte und schüttelte den Kopf. „Das war so gar nicht mein Gebiet. Als er einen Vulkan nachbauen sollte, wollte ich ihm helfen und was ist passiert? In der gesamten Küche klebte Ketchup verteilt, sogar an der Decke, weil das blöde Ding explodiert ist. April hat ihm dann geholfen, während Saber und Fireball vorgerichtet haben.“ „Aber du hast es hinbekommen.“, erwiderte Colt ruhig. „Auch wenn sich die Dinge damals etwas drastisch geäußert haben, aus Josh ist ein großartiger Kerl geworden. Und Kinder tun sowieso nie das, was man von ihnen erwartet oder sich für sie wünscht. Emma ist auch nicht viel anders.“ Er schwieg kurz und Robin sah ihn fragend an. „Dooley war vor zwei Jahren mit ihr im Zirkus und danach wollte sie fast ein ganzes Jahr lang Clown oder Seiltänzerin werden. Sie hat versucht, ein Seil im Garten zu spannen und darauf zu üben. Das Ende vom Lied waren aufgeschürfte Knie und viel Geheul. Ich musste ihr dann irgendwie begreiflich machen, dass man viel üben muss, um auf dem Seil gehen zu können.“ „Und dann?“ Robin war fasziniert, mit welcher Liebe der Cowboy von seiner Tochter sprach und sie glaubte, nie genug davon hören zu können. „Ich hab ihr versprochen, dass sie Unterricht bekommt, sobald sie ein Schulkind ist und sie war fürs Erste zufrieden. Danach war sie nur noch ein Clown und damit hat sie wirklich alle verrückt gemacht. Ständig hat sie sich Dreck ins Gesicht geschmiert und weil wir keine Artistenschminke da hatten, war sie nicht wählerisch mit der Auswahl der Utensilien. Mary, meine Haushälterin, hat sie mehr als einmal mit der Mehldose erwischt.“ Robin lachte nun doch laut auf. „Oh je…“ „Das trifft es so ziemlich.“, nickte Colt und beobachtete sie versonnen. „Zum Glück ist diese Phase überwunden, im Moment will sie Hundefrisör werden. Deswegen wünscht sie sich einen Hund und übt das Haare schneiden mit ihren Puppen, die jetzt alles eine moderne Kurzhaarfrisur tragen. Frag nicht, wo im Moment überall Puppenhaare rum liegen.“ „Das gibt sich wieder.“, lachte die junge Lehrerin. „Sie sind in dem Alter so interessiert und möchten alles ausprobieren und machen.“ Colt stimmte ihr nickend zu. „Davon kann ich inzwischen auch ein Lied singen.“, seufzte er gespielt und Robin musste wieder lachen. Colt beobachtete sie fasziniert und konnte sein Glück kaum fassen. Sie war hier, saß neben ihm und sie lachten miteinander. „Robin.“ Soviel Sehnsucht lag in diesem einen Wort. Robin wurde ernst und konnte den Blick nicht von ihm wenden. „Meinst du ich darf…“ Seine Stimme war heiser. „Darf ich dich in den Arm nehmen? Ohne Hintergedanken? Einfach nur, damit ich wirklich glauben kann, dass dies hier real ist.“ Robin schluckte schwer, dann nickte sie. Der Cowboy rückte ein Stück näher und zog sie dann so behutsam an sich, als wäre sie aus Glas. Robin schloss die Augen und lehnte den Kopf an seine Schulter. „Du glaubst gar nicht, wie gut das tut.“, hörte sie seine Stimme dicht neben seinem Ohr. Sie konnte nicht antworten, sondern beschränkte sich auf ein Nicken. Eine kleine Ewigkeit saßen sie einfach so da und genossen die Nähe des anderen. „Daddy, was macht ihr da?“, meldete sich eine verstörte Stimme zu Wort und sie fuhren erschrocken auseinander. „Emmy!“ Seine Tochter stand in der Schlafzimmertür, barfuß und im Schlafanzug, ihren Teddy an der Hand. „Süße, du sollst doch schlafen?“ Er sprang auf und ging zu ihr. „Ich habe schlecht geträumt.“ Willig ließ Emma sich von ihrem Vater auf den Arm nehmen und warf Robin fragende und verstörte Blicke zu. „Was macht ihr da?“ „Ach Süße, Robin und ich haben nur Erinnerungen ausgetauscht.“ Er warf seiner ehemaligen Verlobten einen entschuldigenden Blick zu. „Du weißt doch, wir kennen uns von früher.“ Emma nickte, sie war dennoch nicht zufrieden. „Ihr habt gekuschelt.“, stellte sie energisch fest und sah Robin verschlafen an. „Das ist mein Daddy.“ „Ich weiß.“ Robin lächelte beruhigend. „Das bleibt er auch.“ Emma war trotzdem nicht zufrieden. Sie wollte noch etwas erwidern, aber ihr Vater kam ihr zuvor. „Na komm Süße, ich bring dich erstmal wieder ins Bett.“ Colt sah die Blondine fragend an. „Wartest du?“ Robin nickte und Vater und Tochter verschwanden wieder im Schlafzimmer. Als Colt zehn Minuten später zurück kam, stand Robin am Fenster und sah auf das nächtliche Yuma City herab. „Sie schläft wieder.“ Er trat hinter sie und sah ebenfalls nachdenklich hinaus. „Sie ist eifersüchtig.“, stellte er dann leise fest und Robin nickte. „Sie teilt ihren Daddy wohl nicht gerne.“ „Es scheint so, die Situation ist neu für mich.“ Colt beschloss, in die Offensive zu gehen. „Sie musste sich bisher noch nie Gedanken machen, dass sie mich mit jemandem teilen muss. Aber bei dir merkt sie, dass etwas anders ist.“ Er fasste sie bei den Schultern und drehte sie sanft zu sich herum. Robin sah aus großen Augen zu ihm auf. „Emma merkt, dass du mir wichtig bist. Mehr noch, Robin, ich habe nie aufgehört dich zu lieben.“ Sie sah ihn sprachlos an. Das waren die Worte, auf die sie gehofft hatte, fünf lange Jahre lang. „Und ich fühle genauso Colt.“, erwiderte sie dann ganz leise und statt einer Antwort neigte er den Kopf und küsste sie vorsichtig, ehe er sie fest in seine Arme zog. „Davon habe ich so lange geträumt.“, murmelte er, das Gesicht in ihre blonden Haare vergraben. Robin genoss seine Nähe und seine Wärme, ehe sie sich langsam von ihm löste. Zutiefst unsicher sah sie ihn an. „Wie soll es nun weitergehen?“ Auf diese Frage wusste der Cowboy auch keine Antwort. „Ich weiß es nicht. Aber wir finden einen Weg. Ich lass dich nicht mehr gehen.“, beschwor er sie leise. „Alles wird gut.“ Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)