Das Spiegelzimmer von Procven (Bilderwichteln bei den Durchgeknallten FF- Autoren) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- //Manchmal denke ich, es ist Zeit zu gehen. Ich weiß zwar nie wohin, aber der Gedanke ist einfach da. Leider entpuppt es sich immer als Ding der Unmöglichkeit, dennoch ist der Wille vorhanden. Wohin also fliehen, wenn man es gar nicht kann? Wenn zu viele Pflichten an einem haften, die sich aus verschiedenen Gründen einfach nicht abstreifen lassen?// Nachdenklich kreist der Stift noch einige Male über das Blatt und findet doch keinen Ansatz mehr. Ein Seufzen entrinnt der Kehle der jungen Frau, die letztendlich völlig in ihren Überlegungen versinkt und ganz und gar vergisst diese aufs Papier zu bringen. Ihr Blick schweift ab und haftet Gedankenverloren an dem Bild, dass sich in dem großem Spiegel abbildet. Es zeigt die stille, verträumte Nacht außerhalb des hell erleuchteten Zimmers. Abermals ein Seufzen. Seit Fynn nicht mehr bei ihr ist, ist Maron sehr häufig abwesend, vollkommen versunken und neben sich. Sie wünscht sich, ebenfalls einfach verschwinden zu können, einfach eine lange Reise machen und entfliehen. Niemand würde einen vermissen und man müsste sich um nichts sorgen. Gedankengänge eines Kindes, könnte man meinen, aber denkt nicht ab und an jeder so? Langsam findet der Stift seinen Platz neben dem Blatt Papier auf dem Schreibtisch, ehe das Mädchen den Stuhl zurück schiebt, auf dem es sitzt, und sich erhebt. Geradezu schwebend werden Schritte in Richtung Fenster gesetzt und das Augenmerk auf die draußen herrschende Dunkelheit gelenkt. Herbstnächte sind etwas so schönes: das Jahr nähert sich allmählich dem Ende, alles drum herum wird farbenfroh und die Blätter tanzen zum seichtem Gesang des Windes. Und wenn die Natur genug davon hat, bittet sie dem Schöpfer Taktstock und Pinsel wieder fortzulegen und die kalte und gemütliche Zeit einzuläuten. Eine leichte Brise durchzieht die Stadt, bringt Wolken mit sich, welche die Mondsichel bedecken und Maron aufblicken lassen. Es ist allmählich an der Zeit ins Bett zu gehen. Morgen will die Klasse einen Ausflug in das hiesige Kunstmuseum unternehmen und dafür sollte sie wohl besser ausgeschlafen sein. Es folgt ein sehnsüchtiger Blick gen Himmel, an dem sich die Sichel wieder zu erkennen gibt, ehe das Licht im Raum erlischt und Ruhe einkehrt. Wann wird die Einsamkeit wohl wieder vorbei sein? „Argh, ich glaube das nicht! Jetzt kommen wir sogar zu einem Ausflug zu spät!“ Anhaltend nörgelt Miyako Weiter und schleift die gähnende Maron hinter sich her. „Was meckerst du eigentlich? Wir liegen doch gut in der Zeit.“ Ein weiteres Gähnen seitens der Brünetten ist zu vernehmen, welche sogleich ungläubig blinzelt, als ihre Freundin plötzlich stehen bleibt und auf die Uhr sieht. „Du... – Du hast Recht. Wir sollten uns ja heute später treffen… - Und warum hast du das nicht gleich gesagt?“, fährt sie die Schlaftrunkene schließlich an. Gerade gewillt noch mehr in diesem Ton verlauten zu lassen, verstummt sie schnell und lächelt vielsagend an Maron vorbei. Diese streckt sich nur und setzt ihren Gang wieder fort. Sie weiß schon, was dieses verträumte Lächeln bedeutet, da man es nur dann sieht, wenn ein gewisser Herr in der Nähe ist. Was sie auch macht, jedes Mal trifft sie auf diesen Chiaki. Chiaki Nagoya, der widerlichste Nachbar, den es gibt. Auch wenn er gelegentlich seine netten Seiten hat, aber diese sind eindeutig rar an ihm. Außerdem scheint er sie ständig zu verfolgen. „Maron! Maron, warte!“, hallt es hinter ihr her, doch sie hört nicht. Sie geht lieber allein zur Schule und diesem Widerling aus dem Weg und hoffentlich wird sie auch einen Sitzplatz ergattern, der neben keinen der beiden ist. Am besten allein sitzen. Allein sein. Das ist ihr zur Zeit am angenehmsten. So muss sie keine unnötigen Fragen gestellt bekommen, die ihr Befinden betreffen und nachdenken kann sie so auch am besten. Nachdenken und träumen. Ja, sie träumt derzeitig einfach zu viel. So viel, dass sich in diesem Moment ihr Schritttempo schlagartig ändert und sie lediglich schlendert. Wieder muss sie an Fynn denken, fragt sich, wie es dem kleinen Engel geht. Ob sie bald wieder kommt? Was sie wohl macht? Wird sie als richtiger Engel zurück kehren? Seit der kleine Quälgeist nicht mehr bei ihr ist, erscheint alles noch unerträglicher: Der widerliche Nachbar, das Einfangen der Dämonen und besonders das elendig lange Warten auf einen ersehnten Brief ihrer Eltern. „Ich wusste doch, du würdest auf mich warten“, reist sie eine bekannte Stimme aus ihrer Gedankenwelt. Eine Hand legt sich auf ihre Schulter, die ihr die Zornesröte ins Gesicht treibt. Immer diese lästigen Annäherungsversuche. Und dann auch noch diese plumpe Anmache! „Hast du nichts besseres zu tun, als unschuldige Mädchen anzubaggern?“, versucht Maron einigermaßen gelassen zu bleiben und schlägt sich die Hand von der Schulter. Ihr Tempo nimmt unweigerlich wieder zu, in der Hoffnung dem Spanner zu entkommen. Dieses Spiel wiederholt sich in nur gering abgeänderte Form einige Male und dem armen Mädchen kommt es vor, als würde der Weg unendlich lang. Mussten sie auf dem Weg zur Schule schon immer an so vielen Häusern vorbei oder laufen sie ausgerechnet heute im Kreis und keiner bemerkt es? Das Museum erstreckt sich vor ihnen wie ein riesiges Gefängnis: Die Mauern sind grau und hoch und wirken somit alles andere als einladend. Dennoch haben die hohen, kunstvoll verzierten Säulen etwas erhabenes, beeindruckendes an sich. Das Bauwerk ist an einen alten europäischen Stil angelehnt und unterstreicht somit die sich darin befindlichen Kunststücke, die größtenteils aus dem fernen Europa stammen. Eine junge Frau stellt sich inmitten der riesigen Eingangshalle den Schülerinnen und Schülern freundlich unter den Namen Toshiro vor und bedeutet ihnen ihre Taschen in einem verschließbaren Nebenraum abzustellen, damit während der Führung nichts verloren gehen kann und auch keine Exponate unnötig zu schaden kommen. Nachdem die Schultaschen verstaut sind, gibt die Lehrerin die heutige Aufgabe bekannt. Die Gemälde sind besonders wichtig. Sie sollen sich diese genauer ansehen und markante Merkmale einprägen, damit im nächsten Kunstunterricht nach einem Resümee an dieser Stelle angeknüpft werden kann. „Bitte hier entlang!“ Frau Toshiro weist mit einer Handbewegung auf einen nahe gelegenen Gang, in dessen Richtung sie sich sogleich begibt. In diesem Trakt des Gebäudes befinden sich die Gemälde alter bekannter Künstler und die Bilder jener, die gern bekannt wären, doch von denen noch man nie etwas gehört hat. Die Werke sind in Epochen unterteilt und alphabethisch geordnet. Da muss jemand besonders pedantisch gewesen sein, als man diese Anordnung festgelegt hat. Die imposantesten und bedeutendsten Bilder werden von der Museumsführerin erklärt und etwas über ihre Künstler erzählt. Zum Beispiel wäre da Picasso, der es ja ach so schwer hatte und als einer von vielen erst nach seinem Tod berühmt wurde. Besonders hervorgehoben wird hier die Tatsache, dass er sich selbst verstümmelt hatte. Danach werden noch weitere mehr oder minder interessante Künstler und ihre Werke benannt und bestaunt, bis die Schüler sich selbst umsehen dürfen. In kleinen Grüppchen sehen sie sich nun alles etwas genauer an und es dauert auch nicht lange, bis in einer Gruppe das Gezanke los geht. „Nun los, Maron! Ich habe nicht vor die ganze Zeit vor ein und dem selben Bild zu stehen und es anzustarren.“ Doch das Mädchen hört die Worte ihrer Freundin nicht. Gebannt sieht sie auf eines des Bilder und der bekannte, verträumte Blick stielt sich wieder in ihre Augen. Noch einen Augenblick wartet Miyako sichtlich genervt auf eine Antwort, doch als diese nicht erfolgt, greift sie sich einfach Yamatos Ärmel und schleift den armen Jungen hinter sich her, nur um nicht allein durch das Gebäude tigern zu müssen. „Das Spiegelzimmer.“ Schon wieder wird Maron aus ihren Gedanken gerissen und ungläubig sieht sie zu Chiaki hinauf. „Wie bitte?“ Freundlich lächelt er ihr zu. „Das Bild, es heißt ‚Das Spiegelzimmer’ und ist von Colin Jonson, der es nach der Vorlage von ‚Alice im Wunderland’ gezeichnet hat.“ Es ist wieder einer jener Momente, in denen man sich in ihn verlieben könnte. Wenn er die Ruhe selbst ist, vor Harmonie und Intelligenz strotzt und diesen unglaublich süßen und doch nachdenklichen Gesichtsausdruck hat. Außerdem lächelt er in solchen Momenten so verführerisch. Es bedarf eines Augenblickes, bis Maron auf seine Aussage reagiert und ihn stattdessen unverhohlen ansieht. Natürlich entgeht das auch einem Chiaki Nagoya nicht, doch der lächelt aufgrund dessen nur in sich hinein. „Also...“, beginnt die Brünette schließlich ihren Satz. „Ich finde das Bild schön und doch seltsam. Was ich meine ist: Warum sieht man ihr Spiegelbild nicht?“ Zwar kennt sie die Geschichte von der kleinen Alice, die sich plötzlich in einem Wunderland wiederfand, doch kann sie sich an keinen Spiegel erinnern. Der blauhaarige junge Mann erklärt ihr schließlich, was es mit diesem Spiegel auf sich hat. Dass sich dahinter eine andere Welt befindet, die jedoch genauso aussieht wie die eigentliche. Dass man das Mädchen nicht sieht, weil sie eben auf der einen Seite, aber nicht auf der anderen des Spiegels steht. Es seien zwei Welten, die durch diesen Spiegel verbunden wären. „... Manchmal muss es schön sein, sich in eine solche Parallelwelt verkriechen zu können, auch wenn man letztendlich nur vor der Realität flieht, die einen irgendwann so oder so wieder einholt“, beendet er schließlich seinen Redeschwall und erntet allein für die letzte Aussage ein dankbares Lächeln seiner Klassenkameradin. Am Abend ist Maron erneut vollkommen in sich gekehrt. Wie in einer Endlosschleife hallen die Worte Chiakis in ihrem Kopf wieder. Schon seit einer ganzen Weile sitzt sie nun schon vor ihrem Spiegel und starrt in diesen hinein. Was, wenn er sie ebenfalls in eine andere Welt bringen könnte? Wer dann wohl dort auf sie wartet? Amüsiert stellt sie sich Miyako als kleines hektisches Häschen vor, das andauernd auf seine Uhr sehen muss. Die Lehrerin Frau Pakkalamao wird sicherlich die böse Königin sein, auch wenn sie gar nicht so gemein ist und... Ein herzhaftes Gähnen begleitet ihren vertieften Blick in den Spiegel, als sie letztendlich der Schlaf übermannt. Und dann... Und dann gäbe es da noch einen charmanten Prinzen... Wer das wohl sein wird? Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Achtung! Perspektivenwechsel! Um das folgende Kapitel halbwegs sinnvoll erscheinen zu lassen, müsst ihr euch als Leser bitte vorstellen, ihr währt Maron. Warum das hilfreich wäre, könnt ihr gleich selbst lesen.^^ Allmählich nähert sich der Tag dem Ende und du sitzt ein weiteres Mal allein in deinem Zimmer. Um deiner Einsamkeit entgegen zu wirken, hast du dir eine Lieblings- CD deiner Eltern genommen und sie in den Player gelegt. Sanfte klassische Musik erklingt und füllt den bis eben noch so stillen Raum aus. Eigentlich magst du das Spiel von Geigen und Klavier nicht so wirklich, doch in letzter Zeit hörst du es dir immer öfter an, weil es beruhigt und dich einfach zum träumen bringt. Es sind schöne Träume, in denen die Welt noch in Ordnung ist, du mit deinen Eltern zusammen wohnst und dein Nachbar gar nicht so ein nerviger Spanner ist. Du setzt dich vor deine Schminkkommode, blickst in den handgroßen Spiegel dir gegenüber und beginnst dir selbst charmant zuzulächeln. Experimentierfreudig bürstest du dein langes, braunes Haar, um es schließlich nach hinten hoch zu stecken. Ja, die elegante Frisur steht dir ausgezeichnet und zaubert dir ein weiteres Lächeln ins Gesicht. Noch immer spielen die Geigen im Hintergrund, es ist ein romantischer Walzer. Du kannst nicht anders als dich zu erheben und dich zur Musik zu bewegen. Immer öfter drehst du dich im Kreis und tanzt mit deinem imaginären Partner, bis dir schwindelig wird und du dich erschöpft am Schrank nieder lässt. Alles um dich herum dreht sich, weswegen du deinen schweren Kopf gegen das Holz des Schrankes lehnst und deinen Blick aus dem gegenüber liegenden Fenster wandern lässt. Die Nacht bricht allmählich wieder herein. Es dämmert bereits und mit letzter Kraft schafft es die Herbstsonne ihre Strahlen durch die dicken Wolken zu lenken und diese in unzählige Rot- und Orangetöne zu tauchen. Es ist ein wunderschöner Abend und das Orchester scheint diesen perfekt zu untermalen. Aus dem Blickwinkel heraus bemerkst du den großen Spiegel neben dir, der natürlich schon immer dort hängt, doch nur selten, so wie jetzt, deine Aufmerksamkeit bekommt. Eigentlich hast du vor, dir deine Frisur noch einmal anzusehen, weswegen du dich in Richtung des Spiegels drehst, doch mit Entsetzen musst du feststellen, dass du kein Spiegelbild darin erkennen kannst. Du siehst dein Zimmer, doch kannst du dich selbst nicht sehen. Aus dem eben noch schnell spielenden Orchester ist schlagartig ein leises Klavierspiel geworden, das... Ja, das scheinbar aus dem Spiegel kommt. Plötzlich erinnerst du dich an den Ausflug ins Museum und an das, was Chiaki dir dort erzählt hat: Ein Spiegel, der in eine andere Welt führt. Gibt es den etwa wirklich? Irgendwie kannst du dem keinen Glauben schenken, weswegen du dich gerade abwenden und wieder etwas anderem zuwenden möchtest, als plötzlich Fynn hinter dem Glas erscheint. Ungläubig siehst du in den Spiegel und drehst dich anschließend um, doch der Raum ist leer. Nochmals überprüfst du das eben Gesehene und kannst dennoch niemanden außer dir im Zimmer ausfindig machen. Erstaunt sieht du den kleinen Engel an, der dich auffordernd zu sich winkt. Du zögerst. Des öfteren hebst du deine Hände, die sich dem Spiegel nähert und doch wagst du es nicht das Glas zu berühren, da du immer wieder aus Vorsicht zurück zuckst. Ermutigend spornt Fynn dich an es trotzdem zu versuchen. Nur leise ist ihr zartes Stimmchen zu hören und doch ist es ihre. Du erkennst sie genau und Vertrautheit befindet sich in ihr. Es kostet dich einiges an Überwindung und doch findest du den Mut das Glas zu berühren. Aber es ist nicht wie erwartet kalt und widerständig. Es verschwimmt bei deiner Berührung, wird flüssig, durchlässig und ehe du dich versiehst, befindest du dich auf der anderen Seite, was du allerdings nur daran bemerkst, da ein kleiner, aufgeweckter Engel, dir freudig entgegen fliegt und dich herzlich begrüßt. „Komm mit! Sie warten bereits auf dich“, sagt sie dir und fliegt voraus. Nur rasch kannst du dich umsehen, doch es ist eindeutig dein Zimmer. Alles sieht so aus wie immer, nur das Zimmer auf der anderen Seite des Spiegels ist nun verlassen. Auch an dir ist noch alles erhalten, wie du im nächsten Moment freudig feststellst, ehe ein weiteres Mal dein Name gerufen wird. Dieser Ruf erfolgt nicht von Fynn und doch ist dir diese Stimme so lieb und vertraut. Wie sehr du doch ihren Klang vermisst hast. Erst jetzt bemerkst du wieder die Musik, das Klavierspiel, das nun lauter geworden ist und aus einem benachbartem Zimmer zu kommen scheint. Deiner Neugier folgend verlässt du den Raum und findest dich wenig später im Wohnzimmer wieder. Ein großer Flügel ist in diesem aufgestellt, der sonst natürlich nicht dort vorzufinden ist. Eine junge Frau sitzt an ihm und spielt diese unendlich schöne Melodie. „Miyako, ich wusste gar nicht, dass du so schön Klavier spielen kannst.“ Sie lächelt dir zu und nickt an dir vorbei, um dir zu bedeuten, dich umzudrehen. Was für Überraschungen erwarten dich noch in dieser seltsamen Welt, die dir wundervoller als jeder Traum erscheint? Langsam kehrst du dem Klavier den Rücken zu und kannst kaum glauben, was deine Augen dort erblicken: Ein Mann und eine Frau, dicht beieinander stehend, lächeln dir mit verweinten Gesichtern zu. Auch du kannst es nicht unterlassen deinen Tränen freien Lauf zu gewähren, welche sich wenig später ihren Weg über deine Wangen bahnen. Leise flüstert dir Fynn ins Ohr: „Sie sind es wirklich. Geh zu ihnen!“ Ein Schluchzen entrinnt deiner Kehle und mit bebenden Lippen vermagst du nur zwei Worte über diese zu bringen. „Mama... Papa...“ Endlich, nach so unsagbar langer Zeit kannst du deine Eltern wieder in die Arme nehmen, ihnen sagen, wie sehr sie dir gefehlt haben und dass sie dich nie wieder allein lassen sollen. Du hast ihnen so viel zu erzählen, doch soll das vorerst noch warten, denn ein weiterer Gast befindet sich bereits im Raum. Jemand, den du hier gar nicht erwartet hast, der sich dir jedoch nicht gleich zeigt. Seine Anwesenheit offenbart er erst, als er deine Hand ergreift und langsam mit dir zu tanzen beginnt. Wie du vorhin, dreht ihr euch beständig im Kreis, doch diesmal ist das Gefühl unbeschreiblich. Dieser Junge kann scheinbar alles und auch dieses Mal hat er diesen unbeschreiblichen Gesichtsausdruck, dieses verführerische Lächeln, in das du dich eigentlich schon beim ersten Mal verliebt hast, es jedoch nicht wahrhaben oder gar zugeben wolltest. Plötzlich haltet ihr inne, wenngleich die Musik noch immer erklingt, und seht euch tief in die Augen. Langsam aber sicher kommen sich eure Lippen gefährlich nahe, doch du hast nicht vor etwas daran zu ändern. Nein, diesen Moment möchtest du vollkommen auskosten, ihn genießen und vollends in dir aufnehmen. Nahezu sehnsüchtig empfängst du seine Lippen, die sich mit deinen zu einem sanften und doch leidenschaftlichen Kuss vereinen. Epilog: Epilog -------------- Ein Kribbeln durchzieht ihre Lippen, als Maron langsam die Augen wieder öffnet. Es ist ein angenehmes Gefühl und doch möchte sie gern dessen Ursprung ausfindig machen. Ein blauer Haarschopf gibt sich ihr zu erkennen. Haare, die sacht das schöne Gesicht ihres Gegenübers umrahmen. Dieser Jemand ist ihr nahe, über sie gebeugt und hat die Augen geschlossen. Erst jetzt wird ihr bewusst, wer es ist und was hier gerade vor sich geht. Ein Ruck durchfährt ihren Leib, mit dem sie Chiaki von sich stößt und dieser unsanft auf dem Boden landet und verdutzt zu ihr aufsieht. „Ich... – Also, es tut...“, beginnt er zu stottern. Sie kann sich schon denken, was er jetzt sagen möchte, doch das interessiert sie nicht. „Wie kommst du hier rein?“, möchte sie stattdessen wissen. Was für eine Frechheit von ihm hier einfach reinzuschneien und dann küsst er sie auch noch. Weiß er nicht, dass der erste Kuss einer jungen Frau etwas ganz besonderes für sie ist? Und dann muss er ihn sich einfach nehmen. Stehlen, wie ein kleiner Dieb. Und dann würde er sich dafür auch nur plump entschuldigen wollen. Nein, das kann sie schon gar nicht zulassen! Auffordernd und voller Zorn sieht sie ihn an. Das zarte Kribbeln ihrer Lippen versucht sie dabei gekonnt zu missachten. Bedauern zeichnet sich in seinen braunen Augen ab und sein Atem geht merklich schwer. Es bedarf einiger Minuten des Schweigens, bis er sich gefangen hat und ihr antworten kann. Er erklärt ihr, dass sie wohl vergessen habe die Tür richtig zu schließen, denn dieses stand einen Spalt weit offen. Er habe sich Sorgen gemacht und schließlich beschlossen nachzusehen, ob alles in Ordnung sei. Nicht, das sich ein Einbrecher womöglich die Gunst der Stunde zunutze gemacht hat. Er meint außerdem, dass er sie schlafend auf dem Boden, vor dem Spiegel liegend, gefunden habe und sie anschließend nur aufs Bett legen wollte. Doch dann hat es ihn plötzlich übermannt und er... „Raus hier!“, unterbricht sie ihn und deutet mit dem ausgestreckten Arm vielsagend auf die Tür. „Lass mich ...“ Allein – genau das möchte sie jetzt sagen. Aber sie möchte doch gar nicht allein sein! Ist das etwa alles nur ein Traum gewesen? Fynn hat gar nicht hinter dem Spiegel auf sie gewartet? Und ihre Eltern auch nicht? Erst jetzt bemerkt sie, dass noch immer Musik aus den Boxen der Anlage dringt. Es ist das gleiche Klavierstück, das sie in ihrem Traum gehört hat. Es ist doch alles nur Einbildung gewesen. Alles außer... Suchend blickt Maron sich im Zimmer um und entdeckt den jungen Mann, der gerade im Begriff ist zu gehen. Seinen Rücken kann sie noch erkennen, schließlich nur noch seinen Arme, als dieser die Tür hinter sich schließen möchte. „Chiaki, war...“ Ihre Worte werden von ihren bebenden Lippen erstickt und doch werden sie erhört. Sogleich wendet er sich um, beinahe wieder im Raum stehend, und sieht sie erwartungsvoll an. „Bitte, ich möchte heute nicht allein sein.“ Nur hauchend vermag sie dies zu sagen, kostet es sie einiges an Überwindung. Doch ihr ist soeben bewusst geworden, wer wirklich immer bei ihr ist. Dass es nicht ihre Eltern sind und auch nicht die kleine Fynn. Es ist der nervende, spannende, gutaussehende, charmante und intelligente Nachbar, der, neben Miyako und ihren Eltern, immer für sie da ist und dafür ist sie ihm unendlich dankbar. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)