Small World von abgemeldet (irgendwo zwischen DominoDay und Schach...) ================================================================================ Kapitel 6: I've still got something, I have to tell... ------------------------------------------------------ sooo vor Weihnachten nochmal ein Kapi... am 26. kommt noch ein Interlude [je nach dem wie die Freischalter über die Feiertage drauf sind^^''] und dann~ dauerts wohl erst wieder ein bisschen, sry aber ich versuch mich trotz allem ein bisschen zu beeilen... in dem Sinne schonmal Frohe Weihnachten & so, ne? ~~~ Samstagmittag und ich bin komplett am Ende. Die zweite Hälfte der Woche war einfach nur noch purer Stress und eigentlich will ich nichts andres mehr, als ewig unter der Dusche stehen, danach heiß baden und dann schlafen. Einfach gar nichts mehr machen müssen. Den Samstag konnte ich mir nur mit Müh und Not freihalten, aber am liebsten hätte ich auch Ryo einfach abgesagt. Ich war heute Morgen beim Duschen wirklich kurz davor. Das Wasser war so schön warm und beruhigend und plötzlich hatte ich nicht mehr die geringste Lust dazu, mich um meinen depressiven Ex-Freund zu kümmern. Außerdem hatte ich fünf ganze Jahre warten müssen, bis es ihm mal eingefallen war, wieder mit mir reden zu wollen und innerhalb von einer Woche springe ich, wenn er nur mit dem Finger schnippt. Kann sein, dass das an meiner allgemein schlechten Laune lag, aber in dem Moment hat mich diese ganze Situation einfach nur noch angekotzt. Und trotzdem bin ich aus der Dusche raus, hab nicht abgesagt, sondern einfach mein Handy ausgeschaltet gelassen, damit auch ja niemand auf die Idee kommen würde, mich heute noch mehr zu reizen und sitze jetzt schon seit bestimmt einer halben Stunde hier, weil ich natürlich wieder zu früh war und er im Moment ungefähr eine viertel Stunde Verspätung hat. Und mit jeder Minute bereue ich es wieder mehr, nicht abgesagt zu haben. Wirklich, als ich hier angekommen bin war ich noch halbwegs motiviert und dachte ich hör mir halt an, was er zu reden hat und vielleicht komm ich ja endlich dahinter, was er will und es kommt doch noch wenigstens was sinnvolles dabei raus – abgesehen davon, dass ich ihm diese Chance geben will, gerade weil ich sie nicht hatte. Aber könnte er nicht wenigstens pünktlich sein? War doch sonst nie seine Art, Leute warten zu lassen… nun ja, vielleicht hat sich das ja auch geändert… Inzwischen hab ich meinen erster Kaffee ausgetrunken und wenn er nicht leer wäre, wäre er kalt, denn es ist halb vier und das einzige, auf was ich noch warte, ist, dass mal eine Bedienung in Sichtweite kommt, damit ich bezahlen und gehen kann. Denn langsam wird sogar der super Ausblick nach draußen langweilig. Noch nicht mal geschneit hat es dieses Jahr. Vielleicht hätte ich wirklich einfach über die Feiertage nach Hokkaido fahren sollen. Da hätte ich Schnee und Ruhe gehabt. Okay, vielleicht zu viel Ruhe. Also, zu viel wirkliche Ruhe, zu wenig Leute um mich rum. Aber was helfen die mir hier, wenn ich nicht abschalten kann, weil ich auf jemanden warte? Dann doch lieber vollkommene Ruhe… Muss ich eigentlich erwähnen, wie viel Anstrengung es gekostet hat, Bansaku auszureden, mitzukommen und uns zu beobachten? Tja, jetzt werde ich ihm wohl auch nichts zu erzählen haben, so ein Pech aber auch. Ich will mich gerade noch einmal umschauen, ob endlich jemand in Sichtweite ist, den ich herwinken kann, als draußen vorm Fenster ein kleiner Mann, eingemummelt in einen dicken Schal, eine seiner Plüschmützen – dass er die immer noch hat… – und schwarzen Mantel vorbeihetzt und gleich darauf etwas außer Atem in der Tür steht. Leise seufze ich – so viel zu meinem ruhigen Nachmittag – und winke Ryo zu. Er lächelt, als er mich sieht, nimmt gleich mal seine Mütze ab und kommt auf mich zu. „Tut mir leid.“, keucht er noch etwas atemlos und lässt sich auf das Zweiersofa, das meinem Sessel gegenübersteht, fallen und richtet schnell seine Haare. „Da ist wieder irgendjemand irgendwo auf die Gleise gesprungen und deswegen musste ich irgendwelche Ersatzbahnen nehmen und ich hab versucht dich anzurufen, aber dein Handy ist aus.“, dabei knöpft er seinen Mantel auf und streift ihn ab, lässt ihn einfach hinter sich liegen. Nur seinen dicken Schal lässt er um – Sänger und ihre Schals, ich glaube im Winter würden sie die am liebsten heiraten – vergräbt sein Kinn leicht darin. Jede seiner Bewegungen wirkt so vertraut, dass ich fast Angst vor mir selbst bekomme. Und plötzlich kann ich nicht mehr sauer auf ihn sein. Nicht, weil es ja an mir liegt, dass mein Handy aus ist und auch nicht, weil er rein gar nichts dafür kann oder weil ich eigentlich keinen wirklichen Grund habe sauer zu sein. Er ist einfach da und ich kann nicht sauer auf ihn sein. Darauf, dass er einfach so nach fünf Jahren wieder in mein Leben platzt und darauf, dass ich meinen freien Nachmittag mit ihm verbringe, statt im Bett und auch nicht darauf, dass ich nicht auf ihn sauer sein kann. Fuck! „Können diese Suizidkinder sich nicht irgendwie verkehrsfreundlicher umbringen…“, grummle ich vor mich hin. Nein, ich hab keine Lust mich dafür zu entschuldigen, dass mein Handy aus war und ich hab auch keine Lust freundlich zu sein und ich bin immer noch genervt und wenn ich das nicht an ihm auslassen kann, dann eben an denen, die dran schuld sind. Aber plötzlich sieht er mich total entsetzt an, seufzt leise und senkt den Blick, als er meinen bemerkt. „Was ist?“ „Nichts…“, er sieht sich auf den Tisch nach einer Karte um, aber da ist keine. „Du hast doch was…“, das war doch jetzt gar nichts gegen ihn. Und warum ist mein ganzer Ärger auf einmal wie weggeblasen von der Sorge, dass ich ihn damit doch irgendwie getroffen habe. Wieder seufzt er, sieht mich wieder an. „Es ist nur… das macht denen auch keinen Spaß, weißt du…“ „Ist auch nicht der Sinn der Sache, oder?“ „Nein… aber… ach, egal.“, und wieder lächelt er einfach. Was will er mir denn bitte sagen? „Nein ist es nicht, sag schon…“, ich hab ihm ganz offenbar irgendwie auf die Füße getreten, aber wieder versteh ich ihn nicht. „Diese Leute… die leiden… die wollen nicht sterben, eigentlich, nur nicht mehr leiden… eigentlich hoffen sie, dass der Zug früh genug bremsen kann, oder dass sie jemand aufhält, damit man ihnen hilft…“, er nickt kurz, wie um sich selbst zu bestätigen, dass es das war, was er sagen wollte, sieht sich aber immer noch auf dem Tisch um. Und mir wird zum ersten Mal ernsthaft der Zusammenhang zwischen Depressionen und Bahnverspätungen bewusst. Shit. Akira, das war eben richtig blöd von dir. „Tut mir leid…“, murmle ich. „Schon okay, darüber… daran denkt man einfach nicht, ist okay.“, lächelt er mich wieder an. Das Thema ist für ihn damit beendet, aber dafür drängt sich mir eine Frage einfach auf: „Aber… du hast das nicht auch versucht, oder?“, keine Ahnung, ob das zu privat oder direkt ist, oder ob es ihn nervt, dass dieses Thema immer wieder aufkommt. Aber ich muss es einfach wissen. „Nein…so weit kam’s bei mir nicht.“, er weiß wahrscheinlich gar nicht, wie sehr mich das erleichtert. Und endlich erscheint auch mal wieder jemand an unserem Tisch, hält ihm eine Karte hin, die er allerdings gleich ablehnt. „Ich nehm nen grünen Tee. Der mit dem Rosenblätteraromazeug drin.“, lächelt er freundlich und ich bestell noch einen Kaffee. „Du trinkst immer noch keinen Kaffee?“, grinse ich. Das ist einfach wieder so typisch für ihn, Kaffee hat ihm noch nie geschmeckt und trotzdem schlägt er vor, Kaffee trinken zu gehen. „Nicht so gern…“, er zieht die Nase ein wenig kraus. Immerhin ist damit auch klar, warum wir ins Cashire gehen: hier gibt’s einfach die meisten und besten Teesorten. Abgesehen davon auch die bequemsten Sessel und Sofas. „Frohes Neues Jahr, allerdings…“, oh ja, da war ja was. „Danke gleichfalls.“ „Habt ihr schön gefeiert?“, das ist nicht das Thema, auf das er raus will. Aber okay… „Naja… Bansku hat mich zu mindestens vier verschiedenen Schreinen geschleppt. Und danach morgens auf den Neujahrsempfang vom Label.“, oh, ja das war so richtig spaßig. Für ihn. Ich glaube manchmal würde ihm dieses Ritalin nicht schlecht tun. „Klingt ja spannend.“, grinst Ryo mich an. Findet das irgendwie jeder witzig, außer mir? „Hammer… kann mir nichts tolleres vorstellen.“, seufze ich. „Du hattest viel Stress letzte Woche, oder?“, täusche ich mich, oder höre ich da wirklich Sorge raus? Und überhaupt, wie kommt er jetzt darauf? Bin ich so durchschaubar?? „Wie kommst du jetzt dadrauf?“ „Naja du… kommst mir ziemlich gereizt vor. Das bist- … warst du oft, wenn du Stress hattest…“, er spricht leiser, vorsichtiger. Als hätte er Angst, dass er sich gerade total verschätzt. Aber dummerweise hat er recht. Er hat recht und für einen Moment kann ich ihn nur fassungslos anstarren. Darf er mich nach fünf Jahren überhaupt noch so gut kennen? „Ja, hatte ich…“, und wieder seufze ich. Wieso weiß er so was heute noch, wenn ich nicht mal damals gemerkt habe, wenn – geschweige denn warum – es ihm schlecht ging? Er will etwas sagen, aber da kommen unsre Getränke, mein Kaffee und sein Tee. Wir bedanken uns und schon sind wie wieder alleine, aber er rührt schweigend in seinem Tee. Ich sehe ihm dabei zu, mein Kaffee ist noch zu heiß, um ihn zu trinken. Und plötzlich schaut er auf, direkt in meine Augen – weil ich ihn immer noch ansehe – als würde er etwas suchen, ich erschrecke im ersten Moment – okay, ich fühle mich ertappt, weil ich ihn angestarrt habe. „Danke, dass du trotzdem gekommen bist…“ Er bedankt sich. Dass ich gekommen bin? Super, jetzt hat er’s echt wieder geschafft, mit ein schlechtes Gewissen zu machen. Aber immerhin sieht er das nicht als selbstverständlich an. Und ich will gerade sagen, dass das doch okay wäre, als er mir schon wieder die Chance zum antworten nimmt. „Akira, ich... es tut mir leid… wie das alles gelaufen ist und dass ich einfach gegangen bin, dass ich uns gar keine Chance mehr gegeben hab und… dass ich den Kontakt abgebrochen hab… ich wollte mich die ganze Zeit immer wieder bei dir melden, aber es ging einfach nicht… besonders das tut dir leid, das wollte ich dir unbedingt noch sagen.“, er hat mich die ganze Zeit angesehen, aber jetzt nickt er wieder, einer angedeuteten Verbeugung ähnlich, senkt dabei seinen Blick und schenkt seine ganze Aufmerksamkeit seinem Tee und ich kann ihn wieder nur anstarren und versuchen, das gerade zu verdauen. Er hat Angst. Angst vor meiner Reaktion und um ehrlich zu sein: die hab ich auch. Und zwar weil ich absolut nicht weiß, wie, verdammt noch mal, ich darauf reagieren soll! Ich meine, okay, immerhin weiß ich jetzt, was er wollte. Und wahrscheinlich wäre es jetzt an mir einfach zu sagen, dass das okay wäre und ich es verstehen würde und mich freuen, dass er sich wieder gemeldet hat und nachher fallen wir ums um den Hals, sind wieder super happy und tun so, als wäre nie etwas geschehen. Oh, nein da war ja noch was. Wir sind kein Paar mehr und werden es nie wieder sein! Egal ob ihm das leid tut oder nicht. Alles, was ich tun kann, ist, ihm seine Schuldgefühle zu nehmen. Was vielleicht dringend nötig ist, weil er das ja anscheinend braucht und er ja außerdem gar keine Schuld trägt, aber gerade jetzt im Moment kann ich einfach gar nicht antworten. Vielleicht weil es das erste Mal ist, dass wir überhaupt über diese Trennung sprechen. Die eigentlich so unbedeutend geworden ist, wir haben doch beide unsre neuen Leben, was bringt es denn jetzt bitte, das noch mal aufzurollen? „Ich mein“, stottert er plötzlich in das Schweigen, „Ich kann verstehen, dass du vielleicht enttäuscht und verletzt warst oder auch noch bist und wenn du mich hasst und… ich will ja auch gar nicht, dass wir jetzt wieder zusammen kommen oder so was, das hat mich nur… nie losgelassen, weil es einfach so… wir haben einfach alles offen gelassen… verstehst du, was ich meine?“, er sieht mich so verdammt unsicher an, dass ich am liebsten zu ihm rüber gehen und ihn in den Arm nehmen würde. Aber… was würde das bringen? Und trotzdem spricht er gerade genau das an, was ich selbst schon so lange mit mir herumtrage. „Rei, genau das selbe könnte ich dir auch sagen…“, ich weiß nicht genau, ob sein Blick freudig überrascht, oder einfach nur geschockt ist. Auf jeden Fall starrt er mich an, als könnte er nicht fassen, was er da gerade hört. „Also… also… einigen wir uns darauf, dass wir beide schuld waren und das ganz blöd gelaufen ist und wir uns gegenseitig verzeihen und so was wie Freunde werden?“, es ist wirklich eine Frage und kein Vorschlag. „Sowas wie Freunde klingt gut.“, lächle ich. Das ist doch mal was. Was festes, an was man sich halten kann und wonach man handeln kann! War vielleicht doch nicht so schlecht, hierher zu kommen. „Und der Rest auch…“ „Okay, das ist gut…das ist sehr gut…“, es tut gut, ihn so strahlen zu sehen. Dass das so eine Erleichterung für ihn ist, hätte ich auch wieder nicht gedacht. Lächelnd nehme ich einen Schluck von meinem Kaffe. „Sag mal, was ist eigentlich aus Yuana geworden?“ Und verschlucke mich fast! Wie kann ein Mensch überhaupt so sprunghaft sein? Wie zum Teufel kommt er von einem ernsthaften Gespräch über das Verhältnis, in dem wir zueinander stehen, jetzt auf so einen völlig unangemessenen Seitenhieb?! Jedenfalls empfinde ich es gerade als völlig fehl am Platz, vor allem: Woher weiß er das?! Okay, die Affäre mit unserem anderen Gitarristen war so was wie ein offenes Geheimnis, aber dass das so weite Kreise zieht und vor allem, dass ihn das überhaupt interessiert, hätte ich wirklich nicht gedacht und so was aus seinem Mund zu hören gibt mir das Gefühl, als wäre daran irgendetwas verwerfliches. „Nichts.“, antworte ich knapp und vollkommen wahrheitsgemäß. Irgendwo in mir erwacht zum ersten mal das Bedürfnis, mich dafür rechtfertigen zu müssen, aber das werde ich nicht tun. Wir sind seit fünf Jahren getrennt, da ist es doch ganz allein meine Sache, was ich wann mit wem habe. „Das ist schade… ihr hättet gut zueinander gepasst…“, ich fasse es nicht, er sieht mich wirklich total ernst an, ja fast mitleidig. Ich zucke nur mit den Schultern. Darüber hab ich noch nie nachgedacht. Warum auch? „Da waren keinerlei Gefühle im Spiel… das war von Anfang an klar.“ „Hätte doch aber trotzdem sein können, dass da mehr draus wird…“, Ryo und seine romantische Ader… Ist ja irgendwie niedlich aber… „Nein.“, so was ändert sich bei mir nicht einfach. Eine Affäre ist eine Affäre und wenn ich eine Beziehung will, dann fang ich keine Affäre an oder umgekehrt. „Wie sieht’s denn bei dir aus? Kei hat mal was von nem Typen erwähnt…“, und schon starrt er mich mindestens so geschockt an, wie ich mich eben gefühlt habe. „Kei kriegt heute Abend noch richtig Ärger!“, der arme, „Warst du da eifersüchtig, hm?“, grinst er aber auch schon wieder. „Hmmm… nö!“, lache ich und strecke ihm die Zunge raus. Soll er sich bloß nichts einbilden! „Aber erzähl, was ist mit dem?“, sicher nichts Gutes… „Das selbe wie immer, war nach ein paar Wochen wieder vorbei.“, sein Lächeln wirkt ein ganz klein wenig bitter. Also war ich seine bisher längste Beziehung… „Du kommst auch immer an die falschen, hm?“ „Gehören immer zwei dazu… die hatten’s auch nicht leicht mit mir. Und im Moment bin ich ganz zufrieden so, Beziehungen sind ja manchmal so anstrengend!“, lacht er. Und dann erzählen wir. Wir erzählen über alles mögliche, über die fünf Jahre, über Männer und Frauen und Fans und Manager, über seine Therapie und meine Affären, über Boogieman und seine Beziehungen, über Kei und Ban und Yuji und Yuana und alle anderen, über einfach alles, Gott und die Welt. Und es fühlt sich kein bisschen so an, als wäre jemals irgendetwas zwischen uns unklar gewesen, als hätten wir uns so lange nicht gekannt. Es fühlt sich nicht einmal so an, als würde ich mit meinem depressiven Ex-Freund reden. Als wir uns trennen und nach hause gehen ist es schon längst dunkel draußen und ich um eine Erkenntnis reicher: ich sollte aufhören, ihn in irgendeine Rolle zu zwängen. Er ist nicht mehr so wie damals, aber er ist auch nicht völlig anders… …du bist einfach du…das du des hier und jetzt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)