Shadowwalkers von FaithNova (Licht und Schatten) ================================================================================ Kapitel 26: Erwachen -------------------- Bereits seit einigen Minuten kämpfte Ashley gegen die Bewusstlosigkeit an. Sie war sich sicher, dass sie irgendwo lag, doch sie konnte weder ihre Arme noch Beine bewegen. Das einzige, was ihre Ohren wahrnahmen war ein seltsames Rauschen, welches sie nicht zuordnen konnte. Und doch wusste sie, dass sie noch am Leben war. Je mehr ihr das Erlebnis an der Ruine und Lilys Rettung wieder bewusst wurde, umso stärker kämpfte sie gegen ihren Zustand an. Und langsam kehrte auch das Gefühl in ihr zurück. Die Kälte, welche sie vorher umgeben hatte, wich nun langsam einer angenehmen Wärme. Schließlich nach einem scheinbar unendlichen Kampf gelang es ihr die Augen auf zuschlagen. Einen Moment lang war alles verschwommen und kaum erkennbar. Doch dann erkannte sie ein großes Zimmer mit einer hohen Zimmerdecke. Die Fenster hatten große Flügeltüren und reichten fast bis ganz zur Decke. Bis auf eines hatten alle die dicken Vorhänge zu gezogen. Im Raum standen neben einer kleinen schwarzen Ledercouch und einem Sessel noch eine Kommode und ein ziemlich großer, alter Holzschreibtisch. Ashley selbst lag in einem ziemlich großen Himmelbett. Sie hatte diesen Raum noch nie gesehen und sie konnte sich auch nicht erinnern, wie sie hier her gekommen war. Langsam hob sie ihre Arme an und erkannte, dass sie im Ellenbogen ihres linken Armes ein ziemlich großes Pflaster hatte. Doch als sie sich schließlich versuchte, auf zu setzten, durchfuhr sie ein stechender Schmerz. Ein heiseres Stöhnen entkam ihr, als sie sich wieder in die Kissen zurück fallen lies. Sie fuhr sich mit der rechten Hand über ihren Bauch und spürte einen dicken Verband, den sie vorher nicht wahrgenommen hatte. Dennoch versuchte sie noch ein weiteres Mal auf zu stehen, doch erneut war der Schmerz so unerträglich, dass sie wieder auf das Bett zurück sank. „Du solltest dich besser schonen. Sonst reißen deine Nähte wieder auf!“ Ashley blickte erschrocken zur großen weißen Holztür rechts von ihr. Dort stand eine junge Frau, die nicht viel älter war als sie selbst. Sie hatte kurze, schwarze Haare und trug eine blaue Jeans und eine schwarze Bluse. Sie lächelte, angesichts der Tatsache, dass Ashley sie mit einem derart erschrockenen Blick musterte. „Keine Angst, du bist hier in Sicherheit.“ Sie kam näher und nahm auf einem kleinen Hocker neben dem Bett Platz. Ashley wich ein paar Zentimeter vor ihr zurück, sie kannte sie nicht, jedoch hatte sie etwas an sich, das ihr bekannt vorkam. Was es war, konnte sie nicht sagen. Nach einigen Augenblicken des Schweigens legte die Frau den Kopf schief und lächelte noch breiter. „Ich bin Trinity. Ich habe mich um deine Wunden gekümmert. Du wurdest ganz schön zugerichtet.“ So langsam konnte Ashley wieder einige Erinnerungen zusammen setzten und ihr dämmerte, was genau hier vor sich ging. „Wo ist Lily?“ war alles was sie mit heiserer Stimme hervorbrachte. Trinitys Lächeln verlor etwas an Intensität, doch es blieb erhalten. „Ich habe sie bereits rufen lassen. Sie wird gleich hier sein.“ Ashley nickte ziemlich abwesend. „Wo bin ich hier?“ flüsterte sie. Trinity beugte sich vor und zog untersuchte Ashleys Verband unter dem Hemd, das sie trug. „Das ist das Anwesen, welches seit mehreren Jahrzehnten in ihrem Besitz ist. Sie hat dich hier her gebracht, nachdem du angegriffen wurdest. Ashley starrte sie ungläubig an. Lily hatte ihr nie erzählt, dass sie ein Haus besaß. Sicherlich hatte sie während einer früheren „Inkarnation“ auch Häuser besessen, aber sie wusste nicht, dass es dieses eine immer noch gab. Trinity schien ihren Gedankenganz erkannt zu haben und meinte „Kaum jemand weiß, dass es dieses Haus gibt. Nur wenige sind eingeweiht.“ Ashley wusste, dass sie sie damit besänftigen wollte. Doch das gelang ganz und gar nicht. Allerdings wollte sie das nicht mit Trinity besprechen. Stattdessen stellte sie eine ganz andere Frage. „Wie lange bin ich schon hier?“ Zum ersten Mal wurde Trinitys Miene düster und es dauerte eine Weile bis sie antwortete. „Hier bist du seit drei Tagen. Aber vorher warst du einen Monat in der Privatklinik eines… befreundeten Arztes.“ Ashley zögerte einen Moment, bis sie sich schließlich dazu entschloss nicht noch weiter nach zu bohren, warum sie in einer Klinik behandelt wurde. Ihr Schweigen veranlasste Trinity einfach munter weiter zu reden. „Sie war jeden Tag bei dir, weißt du. Ich musste sie schon förmlich zwingen, mal für ein paar Stunden woanders hin zu gehen. Gerade, als sie aufstand, ging die Tür zum Zimmer erneut auf und Lily trat herein. Sie machte einen ziemlich gehetzten Eindruck und keuchte wie ein Rennpferd. Ohne ein weiteres Wort stürzte sie auf das Bett zu und kniete sich davor hin. Sie nahm Ashley in eine sanfte Umarmung und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Allerdings war Ashley nicht grade so überschäumend vor Freude. Kaum merklich wandte sie sich von Lily ab. Doch Lily spürte instinktiv, dass etwas nicht in Ordnung war. Sie löste die Umarmung und setzte sich auf das Bett neben Ashley. „Du hast mir ganz schön Sorgen gemacht, meine Liebe.“ Lily verlieh ihren Worten Nachdruck, als sie mit dem Finger über Ashleys Wange strich. Doch anstatt sie damit zu besänftigen, schien sie Ashley nur noch wütender gemacht zu haben, denn die fegte die Hand weg. Trinity hatte die Situation schnell erkannt und schlich langsam Richtung Tür. „Ich glaub ich hole Ashley ein Glas Wasser.“ Doch keiner der anderen Beiden hatte sie gehört. Lily sah Ashley mit einer ziemlich verletzten Miene an, doch die schien das kaum zu stören. „Ashley…“ setzte Lily an, doch sie wurde unterbrochen. „Lass es einfach okay. Ich hab keine Lust darauf…“ Sie sah sie nicht an, blickte nur zur Seite und verzog eine ziemlich wütende Miene. Lily wusste eine ganze Weile nicht, was sie sagen sollte. Schließlich wagte sie die Flucht nach vorne „Sag mir, was los ist, warum bist du so wütend?“ Nun sah Ashley ihr endlich in die Augen. Lily konnte genau sehen, wie verletzt sie war, als sie antwortete: „Warum hast du das getan?“ Einen Augenblick lang schien Lily über diese Frage ehrlich überrascht und es entfuhr ihr ein ziemlich beleidigtes „Ich habe dir das Leben gerettet!“, welches sie aber im selben Moment wieder bereute, als Ashleys Miene sich noch mehr verfinsterte. „Und du hast Delia… einfach so zurückgelassen. Sie hätte auch Hilfe gebraucht!“ als Lily das hörte, musste sie sich ziemlich zusammenreißen, um nicht aus der Haut zu fahren. Schließlich hatte sie sich innerlich so weit beruhigt, dass sie Ashley eine normale Antwort geben konnte. „Du zählst für mich mehr, als sie das getan hat. Und euch beide konnte ich nicht retten.“ In Ashleys Augen funkelten Tränen „Das glaube ich dir aber nicht.“ Flüsterte sie. Lily griff nach ihrer Hand, welche Ashley aber sofort zurückzog, dann flüsterte auch sie: „Ich hätte dich beinahe nicht retten können. Ich musste mich entscheiden, wem ich helfe. Und die Wahl zwischen dir und einer Schattengängerin ist nicht gerade sehr kompliziert.“ Doch diese Worte waren kaum ein Trost für Ashley. „Ich bin auch ein Schattengänger und mich hast du gerettet. Für mich gibt es da keinen Unterschied.“ Lily atmete schwer aus, sie sah ein, dass es jetzt keinen Sinn machte mit Ashley darüber zu diskutieren. Sie striff die Bettdecke glatt und erhob sich. „Ruh dich aus, Schatz. Du brauchst deine Ruhe.“ Sie beugte sich vor und wollte Ashley kurz einen Kuss auf die Wange geben, doch die drehte sich weg und fauchte „Lass das.“ Beleidigt drehte sich Lily um und schlurfte aus dem Zimmer. Ashley blieb alleine zurück und versuchte ihre Tränen zu unterdrücken, so lange, bis ihr vor Erschöpfung erneut die Augen zu fielen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)