Shadowwalkers von FaithNova (Licht und Schatten) ================================================================================ Kapitel 19: Neuigkeiten? ------------------------ Delia bahnte sich einen Weg durch die schlammigen Feldwege, die in den letzten zwei Wochen durch einen nicht enden wollenden Regen ziemlich aufgeweicht wurden. Sie war auf dem Weg ins Kloster und da Duncan sie angerufen hatte, während sie schon auf halbem Wege aus der Stadt raus war, schaffte sie es nicht mehr, in einen Bus zu steigen. Sie wusste genau, dass er damit nicht gerade glücklich sein würde, denn immerhin würde sie bei diesem Wetter gut und gerne eine Stunde brauchen, bis sie endlich da ankam, wo sie wollte, denn zu dem Regen hatte sich in den letzten Stunden ein geradezu orkanartiger Wind gesellt, der ihr das Vorankommen nicht gerade leichter machte. Sie kochte innerlich, weil sie sich hier alleine durch die Wildnis schlagen musste, während Mike wohl seelenruhig in einem Lagerhaus saß und mit drei anderen Schattengängern eine simple Beobachtungsmission durchführte, um festzustellen, ob sich ein Clan niederer Unterweltler an die Vereinbarungen hielt, die mit ihnen getroffen wurden. Aber Duncan hatte das Ganze so gewünscht. Seit einer Weile war sie immer wieder ganz alleine durch die Gegend gezogen. Hin und wieder stattet sie Ashley unangemeldete Besuche ab, um – wie von Duncan angeordnet – zu überprüfen, ob sie immer noch an ihrer Aufgabe arbeitete. Doch das verlor seinen Reiz spätestens wenn sie feststellte, dass Ashley das tatsächlich machte. Vor sich hin sinnierend kam sie schließlich halb erfroren und klatschnass auf dem Klostergelände an. Sie widerstand dem Drang, sich erst etwas Trockenes anzuziehen und dann zu Duncan zu gehen, da sie wusste, dass er ohnehin schon ziemlich sauer war und auf sie wartete. Also machte sie sich schnurstracks auf den Weg zu seinem Büro und ignorierte alles und jeden anderen um sich herum. Als sie vor der großen Bürotüre ankam, atmete sie erstmal tief durch, um sich darauf vor zu bereiten, dass Duncan sie mit einem gehörigen Wutanfall erwarten würde. Doch der blieb aus. Nachdem sie angeklopft hatte und eintrat, sah sie Duncan ziemlich betreten in seinem Sessel hinter dem Schreibtisch sitzen. So zerknirscht hatte sie ihn selten gesehen und sie hoffte inständig, dass er keine schlechten Nachrichten für sie hatte. Er wies ihr einen Stuhl zu und sie setzte sich, nachdem sie kaum verständlich murmelte: „Tut mir leid, dass ich so spät komme, aber das Wetter…“ mit einer Handbewegung, die soviel heißen sollte wie „Schon gut!“ würgte er sie ab. Doch er lies sich Zeit, um selbst das Wort zu ergreifen und ihr mitzuteilen, warum er ihre Anwesenheit erbeten hatte. Nach einer halben Ewigkeit, in der Delia wie ein Häufchen Elend auf ihrem Stuhl saß und Duncan sie auf eigenartige Weise gemustert hatte, brach er endlich sein Schweigen. „Ich würde gerne wissen, wie weit Ashley schon mit der Übersetzung ist.“ Einen Moment lang fühlte sie sich von dieser Frage ziemlich vor den Kopf gestoßen. Wenn er etwas über Ashley wissen wollte, warum hatte er sie dann nicht hier her geholt, anstatt ihr. Aber Delia fing sich schnell wieder und meinte „Als ich vorgestern bei ihr war, meinte sie, dass sie wohl kurz davor wäre, die Sache zu Ende zu bringen. Aber sie war ziemlich kurz angebunden.“ Duncan erhob sich und ging um den Stuhl herum. Er wandte sich zum Fenster und starrte hinaus. „Verstehe.“ War erstmal alles, was er darauf erwiderte. Dann fügte er einige Augenblicke später hinzu „Ich fürchte nur, dass die Zeit drängt.“ Delia war schon versucht zu fragen, warum, doch sie ahnte, dass Duncan es ihr nicht sagen wollte. Und diese Ahnung wurde bestätigt, da er nichts weiter darauf dazu sagte. Stattdessen drehte er sich um und mit einem Mal schien er seine sorgenvolle, zerknirschte Miene abgelegt zu haben und meinte in einem wesentlich geschäftsmäßigeren Ton „Ich werde Ashley für heute Nachmittag zu mir bestellen. Dann werden wir das klären. Ich lasse dich dann holen, wenn ich mit ihr gesprochen habe, also bleib im Kloster.“ Delia nickte nur, während sie sich dachte: Mich kriegen heute keine zehn Pferde mehr nach draußen bei diesem elendigem Wetter! Da Duncan sich danach wieder abwandte, war ihr klar, dass das Gespräch nun beendet war. Sie erhob sich und verlies das Büro. Danach machte sie sich sofort auf den Weg in ihr Zimmer. Doch kaum war sie ein paar Meter von der Tür entfernt, hörte sie ein Kichern hinter sich. Als sie sich umdrehte, sah sie Shane in der Ecke stehen. Einen Moment blieb sie argwöhnisch stehen, dann meinte sie: „Was bitte ist so komisch?“ Shane stieß sich von der Wand ab und wandte sich zum Gehen. Delia folgte seinem Schritt und er antwortete schließlich: „Hat dich der alte Mann so fertig gemacht, dass du gar nichts mehr zustande bringst?“ Delia gab ihm beleidigt einen Knuff in die Seite, sagte aber nichts, worauf er fortfuhr. „Mach dir nichts draus, es sieht so aus, als hätte man ihm grade vorher schlechte Nachrichten überbracht.“ Delia zog die Stirn kraus „Was für schlechte Nachrichten?“ Shane zuckte nur mit den Schultern „Keine Ahnung, aber vor einer halben Stunde kam ein Bote mit einer Nachricht von Emma. Nachdem er sie gelesen hat, ist er ziemlich miesepetrig geworden und hat sich ins Büro verkrochen.“ Delias sorgenfaltige Stirn wurde nun noch runzliger. Sie sagte aber nichts, sondern ging stumm weiter. Das hörte sich ganz und gar nicht gut an. Innerlich hoffte sie, dass Ashley ihm gute Nachrichten liefern konnte, auch wenn das wohl bedeutete, dass sie wieder hinaus in den Regen musste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)