Shadowwalkers von FaithNova (Licht und Schatten) ================================================================================ Kapitel 7: Schneegestöber ------------------------- Ashley hatte anfangs heftig protestiert, als Emma sie zu ihrer Wohnung begleiten wollte. Doch die hatte keinen Widerspruch geduldet. Und so stapften die Beiden nun durch die schneebedeckten Straßen der Stadt. Vor einer Weile hatte es aufgehört zu schneien und deshalb war der Himmel nun sternenklar. Immer wieder hielten die beiden an, um nach dem einen oder anderen Sternenbild Ausschau zu halten. Dabei lachten und kicherten sie wie kleine Mädchen. Emma freute sich, dass sie ihre Freundin auch mal wieder so lächeln sah. Es war ein starker Kontrast zu der Ashley, die am Nachmittag vor versammelter Mannschaft zu spät in die Zusammenkunft geplatzt war. Doch Emma kannte Ashley viel zu gut, sie wusste, dass sie kaum Grund zum Lachen hatte und dass es ihr, ganz gleich wie oft sie es auch betonte, nicht gut ging. Als sie etwas später vor dem kleinen Wohnhaus ankamen, klopfte Ashley sich die Schuhe ab. Als Emma es ihr gleich tun wollte, hielt Ashley sie zurück. „Na schön, du hast mich den ganzen Weg vom Kloster bis hier her begleitet, aber du musst nicht auch noch meine Wohnung inspizieren.“ Emma tat beleidigt bei diesen Worten und meinte „Man könnte meinen, du willst mich nicht in deiner Wohnung haben. Hast du Angst, dass sich jemand da drinnen versteckt, der mir wehtun könnte?“ Ashleys Mundwinkel umspielte ein aufgesetztes Lächeln. Sie wusste, dass sie nicht wirklich verbergen konnte, wie sehr Emma bei diesen Worten ins Schwarze getroffen hatte. Doch sie überging diese Tatsache einfach „Ich möchte schlichtweg nicht, dass du in meinen Müllbergen erstickst, das ist alles!“ Emma grinste „Ich kann mir lebhaft vorstellen, wie es da drinnen aussieht. Ich meine, das eine Mal, als ich bei dir war, war eindringlich genug. Und wenn ich mir vorstelle, dass du seitdem wahrscheinlich nicht aufgeräumt hast, …nun es stellt mir ganz schön die Nackenhaare dabei auf.“ Ashley gab ihr einen leichten Schulterknuff „Hey! Ich hab den Müll auch schon mal raus gebracht!“ Emma brach daraufhin in schallendes Gelächter aus, woraufhin Ashley verwirrt wie ein begossener Pudel dastand und sich buchstäblich wegen dem Verhalten ihrer Freundin am Kopf kratzte. Als Emma wieder zur Ruhe kam, meinte sie nach Luft japsend „Ja genau. Und wann bitte war das letzte Mal?“ Als Ashley daraufhin rot anlief und irgendeine unverständliche Antwort von sich gab, hielt es Emma nicht mehr aus und verfiel in einen neuerlichen Lachanfall, der damit endete, dass ihr die Lachtränen in Sturzbächen über die Wangen liefen und sie sich am Ende röchelnd die Seite hielt und mit jedem Mal, wo sie Ashleys immer mehr gelangweilteres Gesicht sah, musste sie noch mal anfangen zu lachen. Eine halbe Ewigkeit später hatte sie sich endlich wieder komplett beruhigt und meinte, dass sie sich jetzt auf den Weg zurück machen würde. Ashley umarmte Emma zum Abschied und blieb im Eingang zum Treppenhaus stehen, bis Emmas Gestalt um die nächste Straßenecke gebogen und schließlich verschwunden war. Danach ging sie die Treppe hoch zum 1. Stock und sperrte die Tür zu ihrer Wohnung auf. Nachdem die Tür hinter ihr wieder ins Schloss gefallen war, entledigte sich Ashley erst ihrer Mütze, dann ihres dicken Mantels. Beides landete nur achtlos in einer Ecke im kleinen Flur. Kurz danach landeten auch ihre Stiefel irgendwo dort daneben. Mehr aus Neugierde als aus Hunger schlurfte sie zum Kühlschrank hinüber und öffnete die Türe. Bis auf einen fast leeren Karton Milch und einen vor ein paar Tagen abgelaufenen Joghurt schlug ihr nur gähnende Leere entgegen, sodass sie der Tür wieder einen Schubs gab und sie zumachte. Ein frustriertes Stöhnen entkam ihren Lippen und sie machte sich gedanklich eine Notiz, dass sie morgen dringend einkaufen sollte. Sie schwang sich auf die Couch und schnappte sich einen Papierstapel, der auf dem Boden vor der Couch lag und durchforstete die Angebote von diversen Lieferservices, aber nichts von alledem sprach sie wirklich an. Nach etwa zehn Minuten warf sie den ganzen Stapel wieder achtlos genau auf die Stelle am Boden, wo sie vorher auch gelegen hatten. Schnaubend sank sie einen Moment in die Couch zurück und schloss die Augen. „Womit hab ich das nur verdient?“ dachte sie sich. Sie gab es zwar ungern zu, aber in den letzten Wochen von den Anderen in Ruhe gelassen zu werden, hatte sie sehr genossen. Sie war das Getuschel und die verurteilenden Blicke leid gewesen, doch jetzt musste sie sich all dem wieder stellen. Und was noch viel schlimmer war: sie würde sehr viel Zeit mit Delia und Mike verbringen, denen es am allermeisten Spass machte, sie genau spüren zu lassen, wie sehr sie sie verabscheuten. Schließlich verabschiedete sie sich von diesen traurigen Gedanken, stand auf und ging zum Fenster. Außen war ein Teil der Scheibe zugefroren und winzige Eiskristalle zierten die Ränder. Innen war ein Großteil der Scheibe angelaufen. Instinktiv nahm Ashley einen Ärmel ihres Pullovers zu Hilfe und wischte darüber, um eine bessere Sicht nach draußen auf die Straße zu haben. In dem Moment, als die Sicht der Scheibe wieder klar wurde, schreckte Ashley auf: in der Scheibe spiegelte sich das Gesicht einer anderen Person hinter ihr. Wie vom Blitz getroffen fuhr Ashley herum und starrte einen Moment erschrocken in das lächelnde Gesicht einer hoch gewachsenen Frau mit langen, pechschwarzen Haaren und eisblau funkelnden Augen. Ashley schloss die Augen und sog tief Luft ein. Danach atmete sie aus und meinte: „Ich dachte wir waren uns einig, dass du das in Zukunft bitte lässt. Ich bin zu jung, um an einem Herzinfarkt zu sterben.“ Als Ashley wieder die Augen öffnete fuhr ihr Lily mit den Fingern sanft durch die Haare. Ihre Augen fixierten immer noch Ashley, als ob sie sie gefangen nehmen wollten. Ihr Lächeln wurde zu einem süffisanten Grinsen. „Ich hatte mir eigentlich eine ganz andere Begrüßung gewünscht.“ Meinte die Dämonenfürstin, immer noch grinsend und den Blick nicht abwendend. Ashley gab schließlich den Blickkontakt auf und fixierte einen Moment die Tür zur Diele, wohin Lily den Rücken zugewandt hatte. Dann gab sie kleinlaut zur Antwort: „Und was genau hattest du da im Sinn?“ Aber Ashley kannte die Antwort bereits und Lily enttäuschte sie nicht. Sie streichelte über Ashleys Wange, und kam dann näher und küsste Ashley sanft auf die Lippen und schließlich noch mal auf die Stirn. Wobei dieser Kuss kaum mehr als ein Atemhauch war. „Guten Abend, meine Geliebte.“ Flüsterte sie ihr ins Ohr, bevor Ashley den Kuss von eben erwiderte und in eine leidenschaftliche Umarmung sank. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)