Die Nebelhexe von Lianait (Formori-Chroniken I) ================================================================================ Kapitel 18: Der Fluch --------------------- Beim Schreiben habe ich eigentlich nur zwei Lieder gehört: "Engel aus Kristall" [Link: http://www.youtube.com/watch?v=7w59YWPr7Jk] und "Shadow of a Soul" von Godsmack, wozu es leider kein Video auf Youtube gibt, welches in meinem Land öffnebar wäre. Ich hab mit einem * die Stelle markiert, ab der Engel aus Kristall besonders gut passt :) Viel Spaß beim Lesen :D ______________ Phobos führte Layla wieder durch dieselben Straßen dieser allein Phobos bekannten Stadt, die sie genommen hatten, um zur Bar zu gelangen. Mittlerweile war es so dunkel, dass Layla zusammenzuckte, als das Krähen eines Raben über ihren Köpfen ertönte. „Sieh den Raben nicht an!“, wies Phobos sie rasch an, als sie genau das tun wollte. Fast hätte er zu spät reagiert, so sehr hing er seinen eigenen Gedanken nach. Layla versteifte sich und zwang ihren Blick auf den Boden. „Wieso?“, fragte sie, stur auf ihre Füße schauend. „Weil das kein Rabe ist“, war alles, was Phobos dazu sagte. Layla musste nicht wissen, welche Kreaturen diese Stadt heimsuchten. Außerdem kümmerte sich darum schon jemand anderes. Aber Phobos konnte sehen, wie Layla realisierte, dass dies doch kleine so normale Stadt war, wie sie angenommen hatte, denn sie wurde ein bisschen blasser um die Nase. „Komm“, forderte Phobos sie auf, als er die Tür zu dem üblichen, leer stehenden Laden per Telekinese aufstieß. Gleichzeitig rief er die Schatten zu sich, um das Portal wieder zu öffnen. Er wusste, dass Layla nur tiefste Schwärze sah, auch wenn er schon Moranas und Lochans Garten sehen konnte. Demonstrativ machte er den ersten Schritt durch die für ihn nicht existente Dunkelheit und fand sich keine drei Sekunden später auf der anderen Seite wieder. Er konnte sehen, dass Layla auf der anderen Seite einen Moment lang mit sich haderte. Auch wenn er sich nicht sicher war, ob es wegen des Raben oder des Schwarzen Loches vor ihr war. Doch der Moment verflog und sie überquerte die Schwelle. Als sie sich wieder im dunklen Garten ihrer Großeltern wiederfand, blinzelte sie einen Augenblick und schaute gen Himmel. Phobos schloss rasch das Portal und Moranas Gartenschuppen war wieder nur ein Ort, in dem Gartenutensilien aufbewahrt wurden. „Phobos?“, ertönte Laylas Stimme hinter ihm, als er sich auf dem Weg zurück ins Haus machen wollte. „Ja?“ „Hast du noch einen Moment bevor wir wieder reingehen?“, fragte sie. Als sie von einem Fuß auf den anderen trat, wusste Phobos, dass das, was sie ihn fragen wollte, ihr wohl schon eine Weile auf dem Herzen lag. „Natürlich“, erwiderte er und versuchte ernst auszusehen. „Was ist?“ Sie holte tief Luft, ehe sie antwortete. Doch es kam nichts und sie holte wieder Luft. „Weiß mein Vater das mit meiner Mutter? Ich meine, dass sie…“ Sie ließ den Satz unsicher auslaufen. Nun musste Phobos nicht mehr versuchen ernst auszusehen. „Ja, er weiß es“, antwortete Phobos schwer und versuchte einen Punkt in der Umgebung zu finden, den es eigentlich nicht gab, um seinen Blick darauf zu richten. „Er hat es während der Obduktion erfahren und war gleich doppelt am Boden zerstört. Er hatte seine Frau und sein ungeborenes Kind verloren. Ich bin mir nicht wirklich sicher, warum er es dir nie gesagt hat. Aber ich vermute, dass du anfangs einfach viel zu jung warst und auch grade deine Mutter verloren hattest, und er später einfach keine alten Wunden aufreißen wollte, wenn du ohnehin nicht wusstest, was du verloren hattest. Du musst auch seinen Standpunkt dabei sehen…“ Mitten im Satz unterbrach sie ihn. „Das ist es nicht.“ Sie sah einen Augenblich lang ärgerlich aus, fing sich aber schnell wieder. „Mir ist schon klar, warum er nichts gesagt hat. Ich hab nur keine Ahnung, wie ich das…“ sie gestikulierte mit den Armen „handhaben soll.“ Einen Moment lang fühlte Phobos sich sehr an die junge Angelika erinnert und ein Lächeln umspielte tatsächlich seine Züge, bevor er sich wieder zusammenreißen konnte. „Ich denke“, begann Phobos, „dass mittlerweile genug Zeit vergangen ist, um gesittet darüber reden zu können. Natürlich vermisst er deine Mutter immer noch irgendwie, aber sie ist schon seit mehr als einem Jahrzehnt tot und er ist ein erwachsener Mann. Und…“, sagte er, bevor er sich bremsen konnte. Jetzt musste er die Situation irgendwie retten; das hatte schließlich nichts damit zu tun. Nicht viel zumindest. „Und… das war’s.“ Phobos verfluchte sich innerlich; Halbfey und konnte immer noch nicht vernünftig lügen. Layla zog eine Braue hoch und begann zu schließlich breit zu grinsen. Phobos war regelrecht stolz auf sie. „Und ‚er steht so ein bisschen auf Sybille‘, wolltest du sagen. Komm schon, du musst mich nicht in Watte packen. Ich hab mich eigentlich schon gefragt, wann er endlich wieder in den Teich springt. Er ist ja auch nicht ganz hässlich.“ Phobos seufzte geschlagen. „Sag ihm niemals, dass ich dir das bestätig habe, sonst macht er eine Fellmütze oder sonst was aus mir…“ Layla schnaubte. „Phobos, ich bin nicht vollkommen blind, weißt du?!“ „Oh, ich war fast davon überzeugt…“, rutschte es ihm heraus und Layla wirbelte herum. Sie warfen sich trockene, aber gleichzeitig sehr vernichtende Blicke zu, ehe sie beide nicht mehr konnten und anfingen zu lachen. „Okaaaaay“, meinte Layla gedehnt, „Wir sollten gehen, es wird schon peinlich.“ Noch bevor sie die Haustür erreicht hatten, wurde diese auch schon aufgestoßen und Clancy kam herausgestürmt. In einer fließenden Bewegung hatte er Layla in eine Umarmung gezogen, die wahrscheinlich ihre Rippen brechen würde, wenn sie noch länger anhielt. „Oh, Gott sei Dank.“ „Clancy, sie war bei mir“, wendete Phobos ein, als Layla begann um Luft zu ringen. „Was? Oh, gut“, sagte Clancy und ließ sofort von seiner Tochter ab, doch er wirbelte augenblicklich herum. „Moment… WAS?! Sie war… dort?!“ „Primär war sie mit mir in der Bar und der Einzige, mit dem sie dort sicherer gewesen wäre, ist Thompson, weil ihm die Bar gehört“, begann Phobos jeden Protest herunter zu argumentieren. „Sie ist durch das Portal gekommen, bevor ich es schließen konnte und dazu noch unabsichtlich. Ich habe sie mitgenommen, weil es - wenn wir mal ehrlich sind - dort nicht unbedingt gefährlicher ist als hier, wenn wir nur allein die letzten Tage betrachten. Außerdem war nicht beabsichtigt, dass wir so lange dort bleiben, aber einige Diskussionen sind… ausgeartet.“ Vielleicht hätte Phobos es vorhin einwerfen sollen, aber auch er war pro-Dalek gewesen. Beim nächsten Mal… Clancy sah ihn einen Moment lang perplex an. „Verdammt“, sagte er schließlich, „ich wurde in Grund und Boden argumentiert, du Feind aller väterlichen Fürsorge.“ Phobos grinste; zu seiner Verteidigung lässt sich aber sagen, dass er zumindest versucht hat, es verhalten aussehen zu lassen. „Und jetzt bin ich mir nicht sicher, ob ich eifersüchtig auf eine eigene Tochter sein soll, oder nicht“, ergänzte Clancy und warf Layla einen kalkulierenden Blick zu. „Ich wollte schon immer in diese Bar, aber mich hast du nie mitgenommen.“ Er setzte einen (gespielt?) verletzten Gesichtsausdruck auf. „Naja“, begann Layla die ganze Sache herunterzuspielen, „es war schon ein bisschen… seltsam.“ Sie zuckte hilflos mit den Schultern und Phobos lachte. „Wenn du unbedingt mit willst, nehme ich dich mit, wenn ich in ein paar Tagen wieder hingehe“, entgegnete Phobos schmunzelnd. „Das freut sicher den Barkeeper“, fügte Layla hinzu. Ehrlich frage ich mich manchmal wirklich, wie Thompson sein Geld verdient; es bezahlt ja nie jemand etwas! Wahrscheinlich ist er bei der CIA oder sowas… „Wieder?!“, Clancy klang schon fast hoffnungsvoll. Phobos nickte und erklärte seinem Freund die Lage, als sie ins Haus zurückgingen. Währenddessen entfleuchte Layla ein Gähnen, das ihrem Vater nicht entging. Mit rollenden Augen und einem unterdrückten Grinsen ließ sie sich aber von ihm ins Bett schicken. Wahrscheinlich zeigte sich langsam der Schlafmangel der letzten Tage. Als Clancy sich schließlich seufzend im Wohnzimmer auf einem der Sessel niederließ, sah er auch nicht unbedingt besser als seine Tochter aus. „Phobos, was machen wir nicht herausfinden, wer den Dullahan geschickt hat?“ Phobos war mittlerweile fast dreihundert Jahre alt und wusste dennoch keine Antwort. Wer auch immer gesagt hatte, dass man im Alter weiser werden würde, hatte aber gewaltig gelogen. Oder war einfach noch nicht alt. „Ich weiß es nicht, aber ich habe das dunkle Gefühl, dass alles irgendwie zusammenhängt. Die Bewahrer, die anfangen wollen ihren Nachwuchs noch mehr zu militarisieren; die Söldner und die Seher, die beide beginnen sich neu zu formieren und zu strukturieren; wir werden gleich zweimal in kürzester Zeit von Formori angegriffen, die sich eigentlich gar nicht an den entsprechenden Orten aufhalten sollten; und vor allem Kontraktgeister, die seit dem Fall von Pandora’s Box nicht mehr beschwörbar sein sollten!“ Gegen Ende seiner Aufzählung hatte er nicht mehr still sitzen können und begonnen auf Bláthíns altem Klavier auf und ab zu schreiten. „Nicht zu vergessen: Gwen Lonescryer, die erstaunlich selbstlos und hilfsbereit ist, indem sie uns sagt, an welchen Orten wir nach der Essenz suchen sollen, und Aygül, die zu uns kommt, weil sie glaubt, dass bei den Bewahrern was faul ist“, fügte Clancy sich die Augen reibend hinzu. Phobos nickte; nicht zuletzt, weil Aygül es nicht sonderlich gut weggesteckt hatte, dass Clancy die Wächter verlassen hatte. „Ich fürchte, uns bleiben nur zwei Optionen, um diese Situation handzuhaben“, sagte er, als er sich wieder dazu zwingen konnte seinen aggressiven Spaziergang auf dem Klavier zu unterbrechen. „Passiv und Ultra-Passiv.“ „Wir können wie tote Fische mit dem Strom schwimmen und einfach abwarten, was passiert, oder wir ergreifen die kleine Chance, die uns bleibt, um uns wieder in das Geschehen - und die diese mit sich bringende Gefahr, möchte ich hinzufügen - zu katapultieren, ohne bei irgendwelchen Gruppierungen mitzumischen, indem wir zumindest alles untersuchen, was uns diese Essenz zu bieten hat. Aber ein netter Nebeneffekt könnte zumindest sein, dass ich dir endlich mal in die Augen sehen kann, ohne dass du auf einem Möbelstück hockst“, schätzte Clancy nonchalant ab und Phobos musste bei dieser Beiläufigkeit lachen. „Glaub mir, mir wäre nichts lieber, als endlich wieder auf zwei Beinen laufen zu können, aber das wird nicht funktionieren, solange wir nicht den genauen Fluch kennen, den die Nebelhexe verwendet hat.“ Er benutzte ihren richtigen Namen bewusst so selten wie möglich, um sich gleichsam nicht an ihren Verrat erinnern zu müssen. Die Worte ‚denk jetzt an Hildisvíni‘schossen ihm gleichzeitig durch den Kopf. „Oder ob nur eine Essenz genügt oder ob wir beide doch benötigen. Alles, was bisher klar ist, dass die Essenz reagiert, was alles und nichts heißen kann.“ „Mein Vater kann sie nicht effizient nutzen; wir haben es eben versucht, bis wir gemerkt haben, dass Layla nicht hier war.“ Die Pause, die er machte, hatte alles, um Phobos zu sagen, dass Clancy auf der Suche nach seiner Tochter wie vom wilden Affen durch das Haus gerannt sein musste. Unnötig zu erwähnen, dass er grinste. „Es scheint als hätte die Essenz schon jetzt auf Layla als einzigen Verwender für Lebenszeit eingeprägt. Constantin und Layla sind schon weit gekommen in den letzten Wochen, aber sie haben beide noch zu wenig Kontrolle, um sie an einem Gegenfluch – noch dazu einem mächtigen, wie diesem – arbeiten zu lassen. Aber selbst, wenn Layla ihre Essenz als Katalysator für uns benutzt, dann fehlt uns immer noch der eigentliche Fluch…“ Clancy rieb sich mürrisch die Augen und Phobos konnte ihn leise Flüche murmeln hören; wirkliche und Schimpfwörter. Aber Phobos wusste, dass der Fluch, der ihn an diese Gestalt band, nicht dabei sein würde. Als er selbst das erste Mal versucht hatte, sich zu befreien, war er jeden Fluch durchgegangen, der ihm einfiel und den die Nebelhexe seines Erachtens nach in Betracht gezogen haben könnte. Selbst als er sich mit Clancy zusammengetan hatte, waren sie noch etliche unwahrscheinlichere durchgegangen, doch mussten zu dem Schluss kommen, dass die Nebelhexe wahrscheinlich ihren eigenen Fluch mit ihren eigenen Kriterien erschaffen hatte, was es praktisch unmöglich machte, den Fluch zu lösen, wenn man nicht die Zusammensetzung der Komponenten kannte und nicht alle Elemente zur Verfügung hatte, die sie benutzt hatte. Sie drehten sich noch eine Weile mit ihren Argumentationen weiter im Kreis, denn nichts, was sie jetzt noch sagten, wäre etwas Neues, das sie nicht schon mehrfach erwähnt hätten. Phobos und Clancy hatten sich ihr Wissen schon viel zu oft gegenseitig ausgebreitet, als dass es neue Punkte oder Ansichten seit der letzten Diskussion geben könnte. Die Autorin hatte Phobos zwar auf Hildisvíni hingewiesen, aber er hatte keine Ahnung, was sie ihm damit hatte sagen wollen, schließlich war er ein Kater und kein Keiler. Als der Zeiger der Standuhr schließlich auf die Drei kroch, schälte sich Clancy aus dem Sessel um noch etwas Schlaf zu bekommen. Phobos folgte ihm jedoch nicht aus dem Zimmer nach, denn wer war immer noch hellwach. Er schritt durch den Raum und grübelte vor sich hin. Irgendwann war ihm der Raum nicht mehr groß genug und er schaffte Portale zu anderen Fixpunkten seines Lebens: Richmond in London, Clancys und Angelikas altes Haus, Venedig, Thompson’s Bar und schließlich Stonehenge. [*] Als er sich vor den Steinkreis setzte und auf die freien, hügeligen Felder blickte, hatte es bereits zu dämmern begonnen. Seine Gedanken kreisten immer noch um dieselben Probleme: die gesamte Situation, der Fluch und die Nebelhexe. Noch bevor Layla und Constantin die Runen gefunden hatten, hatte sich etwas in Bewegung gesetzt. Irgendetwas lief hier, das schon vor Jahren begonnen hatte, als Angelika noch gelebt und die Wasseressenz zuerst gefunden hatte, aber Phobos wusste nicht was. Zuerst hatte Phobos es nur für eine – wenn auch ironisch-makabre – Laune des Schicksals gehalten, dass gerade dieser eine bestimmte Runenknochen wieder in sein Leben getreten war, aber als der Dullahan, ihr Kontraktgeist, aufgetaucht war, nachdem Layla auch noch ihre Essenz gefunden hatte, war sich Phobos nicht mehr so sicher, ob es sich hier wirklich noch um Zufälle handeln konnte. Es war schon fast so, als wollte sie sich durch Layla und Angelika wieder in dieser Welt manifestieren. Was unmöglich war, denn die Nebelhexe war tot. Neith Ravensworth war tot. Und was hat sie mit Hildisvíni zu tun? Phobos wusste, dass die Autorin auf den Fluch angespielt und ihm einen Tipp hatte geben wollen, aber er wusste partout nicht welchen. Konnte die Autorin falsch gelegen oder etwas verwechselt haben? Nein, das wäre mehr als nur unlogisch. Sie wusste immer alles über das Geschehen, wenn sie einmal einen passenden Einstieg hatte. Vielleicht sollte er ganz am Anfang beginnen. Also was wusste Phobos über Hildisvíni? In der nordischen Mythologie galt er als der wilde Kampfkeiler der Göttin Freyja, die ihn auch als Reittier verwendete, wenn sie nicht ihren von zwei Wildkatzen gezogenen Wagen benutzte. Zumindest sehe ich jetzt eine entfernte Verbindung zu Katzen… Abgesehen von seinen mythologischen Qualitäten war Hildisvíni ein einzigartiger Kontraktgeist, wie der Dullahan. Soweit Phobos wusste, stand er derzeit im Dienst eines Söldnerkommandanten. Soll ich jetzt zu den Söldnern gehen? Bevor ich Hals über Kopf losrenne, kann ich immer noch weiterüberlegen. Hinterher war ‚Hildisvíni‘ nur als Denkanstoß gedacht und hatte überhaupt nichts mit der eigentlichen Kreatur zu tun… Zumindest hätte es zu den verworrenen Gedankengängen der Autorin gepasst. Manchmal wünschte Phobos wirklich, dass sie und der Maler eindeutiger wären; wenigstens, wenn sie unter sich waren. In den Legenden gehörte Hildisvíni zu Freyja; war also Freyja der eigentliche Ansatz? In Gedanken checkte Phobos alle Assoziationsrichtungen ab, die ihm zu Freyja kamen. Fruchtbarkeitsgöttin. Nein. Gatte: Óðr. Nein. Kinder: Hnoss und Gersimi. Nein. Liebhaber: zu viele. Außer Loki, den wollte sie nicht. Der wirft ihr dann vor, etwas mit allem und jedem gehabt zu haben, sogar mit… Oh, verdammt! Óttar! Phobos erinnerte sich noch daran, dass sie Óttar, einem ihrer Schützlinge, in einem der vielen nordischen Gedichte half seine Ahnentafel zu rekonstruieren. Dazu verwandelte sie ihn in ihren Keiler Hildisvíni und ritt mit ihm zu der Seherin Hyndla, die ihnen dabei helfen sollte. Nach dieser Episode warf Loki Freyja gelinde gesagt vor, einen weiteren Liebhaber zu haben und diese Tatsache auch noch öffentlich zu Schau zu stellen, nämlich Óttar. In der Subkultur der Hexen hatten Flüche sehr oft die Motive aus Legenden und Sagen, die dann vollkommen verdreht wurden. So auch beim Óttar- oder Celatum Obscura-Fluch. Bei diesem Fluch wurde ein Geheimnis aus der Vergangenheit des zu Verfluchenden genutzt, das selbst diesem nicht bekannt ist und welches dann gegen das Opfer verwendet wurde. Phobos hatte diesen Fluch nur schon gleich zu Beginn seiner Suche ausgeschlossen, da Fluch nur Verliebten angehängt werden konnte, als verdrehte Anspielung auf Lokis Gefühle für Freyja. Die letzte Erinnerung, die Phobos als aufrecht stehender Mann hatte, war die Nebelhexe gewesen. Und auch nach alle den Jahren musste er zugeben, dass er nie eine schönere Frau gesehen hatte, als Neith, wenn sie wütend gewesen war; wenn ihr rabenschwarzes Haar im Wind geweht und ihre violetten Augen regelrecht geleuchtet hatten. Auch wenn dieser Letzte Blick nur noch voller Hass und Verrat übergequollen war. Aber es war genau dieser Anblick, der sich in Phobos Gedächtnis eingebrannt hatte. Aber so schön sie auch gewesen sein mochte, wenn der Óttar-Fluch der richtige gewesen sein sollte, dann hatte sie nicht nur etwas über ihn gewusst, das er selbst nicht wusste und das eigentlich nur seine Herkunft beinhalten konnte, sondern auch noch von seinen Gefühlen für sie, die er versucht hatte sich niemals anmerken zu lassen. Irgendwie gab das ihrem triumphalen Blick nach dem gelungenen Fluch eine noch perfidere Note. Als die Sonnenstrahlen über die Hügel krochen, hätte es der schönste Anblick der Welt sein können und Phobos hätte trotzdem noch den bittersten aller Geschmäcker im Mund gehabt; den des Verrats. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)