A Gnomes Tale von Danja-chan (Die Geschichte eines Gnoms) ================================================================================ Kapitel 5: ----------- Das nächste woran ich mich erinnern konnte war Aurikels Gesicht. Sie fuchtelte wild mit ihren Armen über mir herum und schien mir etwas sagen zu wollen, doch ich konnte sie nicht verstehen. Irgendjemand schrie ohrenbetäubend und erst als mir der Mund zugehalten wurde merkte ich, dass ich selbst es war, die schrie. Sofort hörte ich damit auf und sah mich um. Mit meinem Geschrei hatte ich nicht nur das Waisenhaus geweckt, sondern auch einige Priester der nahe gelegenen Kathedrale waren gekommen. Besonders eine Frau mit langen blonden Haaren fiel mir auf. Sie hatte zwar das für Priester übliche Gewand an, doch irgendwie hatte sie eine völlig fremde Ausstrahlung, die nicht zu einer Priesterin passte. Viele von den anwesenden Menschen hielten sich die Ohren zu. Und ausnahmslos alle starrten mich an. Zum zweiten Mal innerhalb von nicht einmal zwei Tagen stand ich im Mittelpunk des Geschehens. Und es war genauso unangenehm wie zuvor. Dann hustete eines der kleineren Kinder und das Schweigen war endlich gebrochen. Sofort drangen dutzende von Fragen auf mich ein. Ob denn alles in Ordnung wäre. Was denn gewesen sei. Und noch viel mehr. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe sie alle einzeln zu beantworten, sondern krächzte nur etwas von einem schlimmen Alptraum, an den ich mich aber nicht mehr erinnern könnte. Und das war tatsächlich der Fall. Als sich die Lage wieder einigermaßen beruhigt hatte begann ich zusammen mit den anderen Kindern aus dem Waisenhaus die allmorgendlich anfallenden Aufgaben zu erledigen, denn es war inzwischen schon hell geworden. Aurikel wich den ganzen Morgen nicht von meiner Seite und schien mich ständig nach dem flachen Paket fragen zu wollen. Ich achtete darauf immer möglichst beschäftigt zu tun, denn ich hatte keine Lust es ihr einfach so zu geben. Ein bisschen warten konnte sie noch. Denn schließlich war es auch nicht leicht gewesen daran zu kommen. Ich war fast schon froh, als Madame Shellene mich zu meiner Bestrafung in die Altstadt schickte, wo ich einer alten Frau den Tag über helfen sollte. Diese Erleichterung hielt allerdings nur so lange an bis ich erfuhr, dass ich diese Aufgabe nicht alleine bewältigen sollte. „Nein Danja es bleibt dabei! Ihr werdet das heute gemeinsam machen. Vielleicht wird das euch beiden dann endlich eine Lehre sein. Ich habe genug von euren Streitereien.“ Ich öffnete den Mund um zu wiedersprechen, doch Shellene unterbrach mich noch bevor ich ein Wort herausbrachte. „Kein aber! In ein paar Jahren werdet ihr sowieso nicht mehr hier sein und ich bin euch endlich los. Aber bis dahin solltet ihr wenigstens versuchen miteinander klar zu kommen. Denk nächstes Mal über die Konsequenzen nach bevor du handelst. Und jetzt geh.“ Missmutig drehte ich mich um und stapfte auf die alte Frau zu. Der Nachtelf neben ihr sah genauso erfreut über die Entscheidung der Matronin aus wie ich. Doch ich wusste, dass er nicht lange so bleiben würde. Schon bald würde das hämische Grinsen auf sein Gesicht zurückkehren. Und noch etwas wurde mir klar. Dies würde ein sehr langer Tag für mich werden. In Azeroth gibt es große und kleine Dinge. Da aber vieles die ideale Größe eines Gnomes überschreitet kommt für jeden Angehörigen dieses Volkes irgendwann einmal der Augenblick, wo er oder sie sich gegen etwas Größeres durchsetzen muss. Schon als ich das erste Mal stolperte beschloss ich, dass ich lange genug still gewesen war. Der vorherige Abend hatte mir gezeigt, dass ich mich durchaus zur Wehr setzen konnte. „Sag mal…“ setzte ich an, als ich nur knapp einem erneuten verschütten des Wassers entging. „Wie ist das eigentlich…im Winter? Hast du nicht manchmal Angst dir könnten die Ohren abfrieren. Ich meine ja nur, weil sie so groß sind...“ „Oh es ist bestimmt leichter zu ertragen, als mit Stummelbeinchen durch die Welt stolpern zu müssen.“ Und wie um seinen Worten Nachdruck zu verleihen stellte er sein Bein wieder einmal ausversehen vor meines. Ich sprang darüber und wäre beim aufkommen fast erneut hingefallen. Er lachte hämisch. „Genau das meine ich.“ Ich räusperte mich demonstrativ. „Ich muss allerdings nicht darauf achten mit dem Kopf gegen etwas zu stoßen.“ „Nein aber dafür darauf, nicht irgendwo hineinzufallen.“ Seine Stimme klang irgendwie seltsam. Es war nicht nur Spott darin, sondern auch ein lauernder Unterton, so als würde er wollen, dass ich weitermachte. So als würde er eine Möglichkeit suchen weiter zu streiten. Einen Augenblick lang überlegte ich das Ganze zu beenden, doch ich wusste sehr wohl, was passieren würde, wenn ich jetzt einen Rückzieher machte. Und ich wollte auf keinen Fall, dass das geschah. Also holte ich erneut Luft. „Musst du beim Baden nicht aufpassen, dass sich keine Angel in deinen Ohren verfängt, weil der Fischer dachte es wären Fische?“ „Oh Kleine…“ Der Nachtelf kniete sich hin und sah mir direkt in die Augen. Ich starrte stur zurück. „Ich könnte dir tausende von Gründen nennen, warum es besser ist große, wohlgeformte Ohren zu haben, als von so mickriger Größe zu sein. Aber sag mal weißt du eigentlich das neuste aus eurer Hauptstadt?“ Seine Augen funkelten böse. „Weißt du schon, dass ihr unheimlich begabten Gnome es geschafft habt eure eigene Stadt zu verseuchen? Die ganze Stadt ist voll mit einem Giftgas, das alle, die es einatmen verrückt macht. Weißt du, dass euer sogenannter Obertüftler gerade dabei ist Pläne gegen die Allianz zu schmieden…Wie…denkst du ich lüge? Aber warum sollte ich das tun?“ Obwohl ich spürte, wie Wut in mir aufstieg und ich inzwischen Lust hatte meine Faust in seinem Gesicht zu versenken schaffte ich es ein verzerrtes Lächeln auf mein Gesicht zu bringen konnte ich erstaunlich ruhig antworten. „Ach Großer…ich könnte dir tausend Gründe dafür nennen warum du mir nicht die Wahrheit sagst. Aber wo wir schon mal bei den Völkern sind…War deine Rasse nicht mal unsterblich? Was ist daraus geworden? Und wie viele Verräter gab und gibt es bei den Nachtelfen schon? Sind nicht auch die Naga, die unter anderem im Vorgebirge vom Hügelland so viele Probleme machen, einmal Nachtelfen gewesen?“ Ich atmete tief durch. In seinen Augen sah ich die gleiche Wut, die auch ich fühlte. Sah das gleiche Bedürfnis dem anderen wehzutun. Trotz des eigentlich ziemlich kindischen Streits hatten wir uns beide in unseren Zorn hineingesteigert. Und je länger wir uns so anstarrten, die Welt um uns herum völlig vergaßen, desto größer wurde dieser Zorn. Wir beide wussten, dass der Punkt, von dem aus es kein Zurück mehr gab, längst überschritten war. Keiner von uns beiden konnte jetzt noch einen Rückzieher machen. Und dann schlug einer von uns beiden zu. Wer es war wusste später keiner von uns beiden mehr und wir wurden uns auch erst nach dem Kampf der Sinnlosigkeit bewusst. Fakt war, dass wir beide versuchten dem anderen mehr weh zu tun, als dieser einem selbst. Völlig besessen von diesem Gedanken kullerten wir durch den Kanaldistrikt. Der Nachtelf war durch seine Stärke und Geschicklichkeit im Vorteil, doch ich war kleiner, wodurch er gezwungen war gebückt zu Kämpfen. Und dann fiel ich plötzlich ins Leere. Ich sah noch, wie der Nachtelf sich an den Kanalrand zog als ich mit einem klatschen die Wasseroberfläche durchschlug. Sofort drang das kalte Wasser auf mich ein, saugte sich in meinen Kleidern fest und begann mich langsam nach unten zu ziehen. Ich versuchte mich vergebens zur Wasseroberfläche durch zu strampeln. Hätte ich schwimmen gekonnt hätte ich es vielleicht geschafft. Doch so ging ich unter wie ein nasser Sack. Als ich spürte, wie mir langsam die Luft ausging geriet ich in Panik und schlug wild um mich. Ich öffnete den Mund in der Hoffnung Luft zu atmen doch stattdessen floss Wasser in meine Lunge. Ich würgte. Der Schmerz drohte mich zu überwältigen. Ich war so müde. Und dann schloss ich meine Augen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)