Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 3: Ein Falkenkopf ------------------------- Cole Als sie wieder auf richtigen Straßen unterwegs waren, brach Cole das Schweigen. "Don ist ein Vollidiot. Lass dich nicht von ihm einschüchtern. Er hat viel Dreck am Stecken und ist mir schon lange ein Dorn im Auge." Kurz blickte er zu Antonin und dieser durfte nun das erste Mal behaupten, dass Coles Blick etwas wärmer, vertrauter geworden war. "Er hat letzte Woche seine Geliebte umbringen lassen und hat das Problem, dass ihm zwei Unterkunden hopsgegangen sind, weil er meinen wirklich guten Stoff mit anderem Scheißdreck unter anderem mit Rattengift panscht." Er überlegte kurz. "Die Geliebte war eine in der Szene angesehene Edelnutte. Keine Frau lässt ihn momentan an sich ran. Es gibt eine, die sich rächen will. Sie würde dir helfen, an ihn ranzukommen. Und was das Gepanschte angeht: dadurch hat er sehr viel Ansehen verloren, andere Drogendealer wie er sägen an seinem Stuhl, arbeiten nicht mehr mit ihm und warten nur darauf, dass er einen größeren Fehler macht, um ihn bei Seite zu schaffen. Sie hätten kein Problem damit, wenn jemand anderes diese Arbeit übernähme und an seine Stelle träte. Es wird dann zwar Machtkämpfe geben, aber wenn man geschickt verhandelt, und hier und da vorteilhafte Eingeständnisse macht, hat man eine gute Ausgangsbasis, um weiter zu machen." Cole bog um die Ecke und hielt vor Antonins Haus. Er stellte den Motor ab und blickte seinen Mitfahrer an, nun wieder ernst und unnahbar. "Du willst nach oben? Hier hast du die Möglichkeit dazu. Es bleibt dir überlassen, was du tun möchtest. Aber vielleicht sieht man sich ja dann doch noch einmal, ohne dass Köpfe rollen müssen." Er blickte auf das Hemd, das mit Blutspritzern voll war. "Wenn du die Rechnung abgeben willst, komm ins Lady-Dream und frag nach mir." Kurz stutzte er. "Wie heißt du eigentlich?" Antonin Was hätte er jetzt alles für eine Kippe getan. Ja, der Drang, sich das Nikotin tief in die Lungen zu inhalieren, war fast übermächtig. Aber er hielt still, klappte sie Sonnenblende wieder hoch, verfiel tiefer in sein Schweigen. Wen hatte Cole - er hatte beschlossen den Typen jetzt einfach so zu nennen, egal ob es dessen Name war oder nicht- da eigentlich um die Ecke gebracht? Und gerade dass er es nicht wusste, ließ ihn davon ausgehen, dass er sich heute mit Alkohol betäuben müsste, um nicht wieder von seinen eigenen alptraumgeplagten Schreien aufwachen zu müssen. Obwohl ihm fremde Menschenleben nichts bedeuteten, so hatte Blut leider eine ganz unangenehme Wirkung auf ihn. Sein Schweigen war in Antonins Ohren doppelt laut, als Cole anfing, ihn mit Informationen zu füttern. Trotzdem sah er stur nach vorne, verpasste damit auch den etwas wärmeren Blick. Etwas, das ihn vermutlich sowieso nur noch misstrauischer hätte werden lassen, und versuchte das Gehörte mit seinen Plänen zu vereinbaren. Eigentlich wollte er der Herausgeber seiner eigenen Drogen werden, kein Mittelsmann zwischen einem irren Psycho und den kleineren Kurieren. Aber es wäre wohl nicht so gesund, so etwas jetzt verlauten zu lassen. Um in so einer Stellung akzeptiert zu werden, brauchte man einen Namen, oder etwa nicht? Und jenen Namen würde er also erhalten, wenn er Don beiseite räumte und sich selbst auf der anderen Seite des Tisches niederließ? Nun, das blieb sehr fraglich, denn ab jenem Moment wäre er nicht nur auf Coles Radar zu sehen, sondern auf vielen in weitläufiger Umgebung. Er stieß etwas heftiger Luft aus und dachte nach. Im Endeffekt würde er Cole doch damit einen Gefallen tun, indem er einen unfähigen Bastard beiseite räumte, der schlecht gepanschtes Zeug verkaufte und damit im Endeffekt nicht nur seinen sondern auch Coles Ruf ruinierte. Und seine Bezahlung wäre dessen Position. Kurz sah er aus den Augenwinkeln zu seinem Haus. Seinen ursprünglich ruhigem Hafen, welchen der miese Psycho da neben ihm ruiniert hatte. Zeit umzuziehen. Langsam, fast als müsste er seine Muskeln dazu überreden, wandte er Cole den Blick zu. Der Penner wusste wo er wohnte, aber nicht wie er hieß? Fast war er geneigt die Augen zu verdrehen. "Antonin", antwortete er kurz angebunden und reagierte auch nicht näher auf das Angebot mit der Rechnung. "Wie heißt die Frau?" Cole "Sie heißt Clara. Sie arbeitet im 'One Shot' als Hure. Die Tote ist ihre Schwester gewesen und Don versucht sie gerade für sich zu gewinnen. Ihm scheint es Spaß zu machen, auf blanken Hass zu stoßen. Er spielt gerne den, der die Macht in der Hand hat. Es ist zum Kotzen..." Cole blickte Antonin hinterher, wie dieser zu seinem Haus ging. Ob er ihn doch etwas zu hart drangenommen hatte? Aber in dieser Branche musste man abgehärtet sein. Bei ihm hatte man auch keine Gnade gehabt. Nun es würde sich zeigen, was Antonin aus dieser Chance machen würde. Entweder wollte er wirklich nach oben, und dann musste man sich einen dementsprechenden Ruf machen, oder eben nicht. Egal wie er sich entschied, Cole würde ihm keinen Strick daraus drehen. Cole fuhr nach Hause, parkte seinen Wagen in der Tiefgarage und fuhr in den obersten Stock hinauf, um seine Wohnung zu betreten. Er hatte ein Loft mit großer Dachterrasse. Kaum hatte er seine Wohnung betreten streifte auch schon sei Kater um seine Beine. "Hey Corleone", murmelte er und kaum hatte er die Tür geschlossen, schien die ganze Anspannung von Cole zu fallen. Er ging ins Bad, zog sich aus und Schlabberklamotten an, fütterte den Kater, schob sich eine Tiefkühlpizza rein und setzte sich letztlich mit einer Flasche Bier und der Pizza vor die Glotze, den Kater streichelnd, der neben ihm Platz genommen hatte. Langsam kam er runter, langsam verdrängte er alles, was an dem Tag geschehen war. In seine Wohnung durfte nichts vom Tagesgeschehen mit hineinkommen. Nichts. Hier war sein Ruhepunkt. Antonin Am nächsten Tag betrat Antonin die Sicherheitszone seines Arbeitsplatzes, zeigte seine ID-Karte vor, die ihn als Mikael Grombowitsch auswies, und befand sich einige Sicherheitsvorkehrungen später in seinem Labor. Einem Labor, das ursprünglich einmal für hochgiftige biologische Waffen verwendet worden war und deshalb bis zur Sicherheitsstufe 4 hochgeschalten werden konnte. Bis zur Fünf hatten sie es wohl beim Bau nicht mehr geschafft. Abgeschlossener Luftkreislauf mit Verbrennungsanlage und so weiter und so fort. Nicht dass Antonin das wirklich für seine Arbeit gebraucht hätte, aber so war er durch die ganze Vorkehrungen immer darauf vorbereitet, wenn jemand tatsächlich bis zu ihm wollte. Was nicht sehr häufig vorkam, da er die meiste Zeit ja auch seine Arbeit erledigte. Normalerweise... nun wenn es nicht tat, beschäftigte er sich entweder mit CI-4 oder wie heute zum ersten Mal mit Informationssuche zu Don. Und als er am späten Nachmittag sein Labor verließ und mit seinem Auto in eine bessere Gegend fuhr, sich dort in eine Toilette umzog und sich die MP3 Player in die Ohren tat und sich für seinen Lauf dehnte, schossen ihm unendlich viele Gedanken durch den Kopf. Er könnte sich Coles Gedankengängen beugen und der neue Bauer in dessen Schachspiel werden, mit der wagen Option sich hochzuarbeiten. Oder aber er könnte das alles komplett sein lassen, der andere Mann hatte ihm keinen Druck aufgebaut, sondern ihm eine Möglichkeit gegeben sich 'einzukaufen'. Doch die Ausgänge dieser Optionen begannen ihm immer weniger zu gefallen, als er durch den Park lief und hin und wieder Müttern mit Kinderwägen zunickte. Er würde niemals in seinem Viertel laufen. Er war dabei viel zu abgelenkt. Während er also den kleinen See umrundete und der Reflexion der sinkenden Sonne zusah, kam ihm ein weiterer Gedanke. Dafür müsste er auch auf seine Ausbildung zurückgreifen und doch würde er anders dastehen. Nämlich an einem Platz auf dem Schachfeld, wo man ihn laut seiner Radius als Bauern nicht erwarten würde. Damit begann auch die Observation Dons und dessen neuestem Ziel Clara. Die Information, die Cole ihm gegeben hatte, schien ihm zutreffend. Denn als er sich mit einer Konsumtüte und in stark verkrümmter Haltung, über und über mit stinkenden Klamotten und einer gewissen mies stinkenden 'Nässe' am Hintereingang des besagten Bordells herumdrückte, konnte er alsbald einen Pattern hinter Dons Besuchen feststellen. Besuche, die weder der hübschen, wenn auch nicht mehr taufrisch wirkenden Hure noch dem panschenden Typen gut zu tun schienen. So in seiner Verkleidung unauffällig ließ sich das Gelände gut ausloten, auch wenn er hin und wieder recht rüde vertrieben wurde und er die Leute in gebrochenem Englisch beschimpfte. Die Emailadresse von Clara war schnell ausgemacht und als sie eine Email von Falcon@netsurf.com erhielt mit der Information, dass sie - wenn sie Don loswerden wollte - am kommenden Abend besser nicht schreien sollte, egal was sie sehen würde, bekam er wenig später eine befriedigende Antwort. Als er sich am nächsten Morgen in seine übliche Kleidung für solche Dinge warf, verzog der den Mund angewidert, als er sich selbst im Spiegel erblickte. Schwarze Lederhose, Schuhe mit haftender Gummisohle, der schwarze aus feinstem Stoff bestehende Pullover und dazu die dunkelbraunen Handschuhe. Wenn es ihm nicht so bitter aufstoßen würde, hätte er gelacht. Klischeehafter ging es ja schon nicht mehr. Seine Sporttasche schulternd machte er sich - inzwischen war es früher Nachmittag - auf den Weg ins Bordell, wo es denkbar leicht war, sich zu Claras üblichem Zimmer Zutritt zu verschaffen und sich in deren Schrank zu verstecken. Weder die schlafende, noch sonst jemand bekam etwas mit als er sich für eine lange Wartezeit mit seinem MP3 Player bequem machte. Der Rest war so simpel wie nur irgendetwas, wenn man keine Angst davor hatte, ein anderes Menschenleben auszuradieren. Don betrat das Zimmer wie immer alleine und zog die Vorhänge zu. Was für ein Idiot, alles nur damit man nicht sah wie die Hure sich wehrte... Kopfschüttelnd schraubte er den Schalldämpfer auf seine extra für diesen Mord herausgesuchte Waffe, öffnete die Schranktür einen Spalt als Don das arme Ding gerade mit einer saftigen Ohrfeige aufs Bett befördert hatte, schob den Lauf durch den entstandenen Spalt, zielte und drückte ab. Emotionslos sah er dabei zu, wie der Penner auf das Bett fiel und Clara sich selbst in die Hand biss, um nicht doch zu schreien. Antonin trat aus dem Schrank, holte eine Visitenkarte aus der Hosentasche und legte sie auf den Toten. Darauf zu sehen war nur ein Falkenkopf. Schließlich richteten sich seine hart gewordenen Augen auf die Frau. "Das erledigt... kannst du etwas für mich tun?" Sie konnte und so übergab er ihr eine schwarze Plastiktüte, die er aus seiner Tasche holte, und instruierte sie, diese an niemand anderen als an Cole im Lady-Dream zu übergeben. Das Rauskommen war recht einfach, wenn man sportlich genug war, um sich übers Dach zu hangeln, und bald darauf saß er in seinem Wagen auf dem Weg in sein Labor. Er konnte jetzt nicht nach Hause. Nicht, wenn ihm immer und immer blutige Bilder vor die Augen sprangen. Nicht wenn ihm das Herz bis zum Hals klopfte und ihn sich selbst hassen ließ. Er würde nicht als Mörder in sein Haus zurückkehren, also kehrte er lieber zu seinen Drogen zurück. Auch wenn er kurz an das blutige Hemd und die Notiz dachte, die Cole von Clara erhalten würde: "Sieh es als Bezahlung für jenes Leben, das du im Hausflur hättest aushauchen können, aber sieh es nicht als die Einwilligung, dein neuer Bauer zu werden. Ich bin Hersteller, kein Lieferant und sehe mich selbst in fünf bis zehn Jahren nicht von dummen, ignoranten Bodyguards umgeben, während ich in einem Stripclub darauf warte, dass so Typen - wie ich es selbst einer bin - ankommen und mich umlegen. P.S. Ich würde das Hemd nicht einfach so wegwerfen." Ja.. Obermacker Cole würde da eine kleine Kostprobe finden. Allerdings von CI-2, das zu teuer in der Herstellung für den Großvertrieb wäre, aber eine Anregung von CI-4 einmal hinführen sollte. Kein Pulver, nichts zum spritzen. Kleine, mit flüssigem Inhalt ausgestattete Kapseln. Antonin wollte nach oben... aber nicht um jeden Preis und nicht an jedem Fleck. Cole Die nächsten Tage mussten etwas ruhiger vergehen. Besonders, weil die Polizei angesichts des Mordes am zweiten Bürgermeister in höchster Alarmbereitschaft war. Unterschwellig brodelte es aber, denn einige machten sich daran, den frei gewordenen Posten des Asiaten, den die Polizei recht bald verhaftete, und besonders das unkontrollierte Gebiet sich unter den Nagel zu reißen. Cole hielt sich bewusst heraus, denn auch wenn der Mord offenbar ohne Zweifel dem Asiaten zugeordnet worden war, so wollte er mit der Sache nichts mehr zu tun haben. Sein Boss sah das zwar etwas anders, gab sich dann aber mit dem Argument geschlagen, dass man der Polizei noch nicht vertrauen könne und sicher noch beobachtet werden würde, welche Organisationen Interesse gehabt hatten. Es dauerte in etwa eine Woche, als etwas Gras über die Sache gewachsen war und sich Cole vor einem ganz anderen Problem wiederfand. Nun ja, nicht wirklich Problem, denn zumindest mit der einen Hälfte des Ereignisses hatte er ja gerechnet, nur die andere Hälfte war unerwarteter... Die erwartete Hälfte war das Ableben eines Idioten, der zuletzt ohnehin unhaltbar geworden war. Die unerwartete Hälfte war, dass es keinen Nachfolger, keinen Täter gab. Nun, zumindest bis er jenes Paket und jenen Brief bekommen hatte. Cole las die Nachricht zweimal, bevor seine Lippen ein breites Grinsen zierte und er in eines der Hinterzimmer verschwand, um den Rest seines 'Geschenks' zu überprüfen. Ein Hersteller, kein Lieferant? Interessante Kapseln... Er hätte nicht gedacht, dass er jenem im Hausflur wirklich so sehr imponiert hatte, dass dieser als 'Ausgleich' ihm einen Mord erledigte... Aber gut, er wollte nicht klagen. Zumindest schien jener damit sein Leben bezahlen zu wollen. In der nächsten Woche wurde Dons Platz von einem fähigen Mann namens Ragnar eingenommen, den Cole schon seit seiner Kindheit kannte. Cole war zufrieden mit dem Verlauf der Ereignisse. Er war froh, dass er Don losgeworden war und wertete den Mord, den Antonin ausgeführt hatte, als Auftragsmord, den er selbst beantragt und jener ausgeführt hatte. Letztlich blieb Antonin in seinen Augen noch immer ein Bauer, denn noch hatte dieser nicht den Status eines Läufers oder Springers für sich einnehmen können. Es würde spannend werden, wie sich das alles weiterentwickelte. Eigentlich hatte Cole nicht vor gehabt, auf das Angebot Antonins einzugehen, mit ihm Geschäfte zu machen, allerdings entwickelte sich der Markt momentan schlecht. Durch die Unstimmigkeiten zur Neubesetzung und durch die tiefen Kerben, die Don hinterlassen hatte, brauchten sie allerdings dringend etwas 'Neues', etwas mit einem besonderen Kick. Nun und da musste Cole an die Tabletten denken. Und wenn er sie schon hatte, dann würde er sie auch ausprobieren. ~*~ Es würde noch über eine Woche dauern, bis ein kleines Paket bei Antonin abgegeben wurde, in dem jener ein gereinigtes Hemd und ein Bündel Geld finden würde. Und eine Nachricht: Ein Hemd, das es wirklich in sich hatte... Kein Bauer? Aber bist du dann ein Läufer? Oder ein Springer? Als Turm kann ich mir dich nicht vorstellen und von König und Königin bist du Dimensionen entfernt. Aber vielleicht fangen wir beim Laufen an?! Termin, Treffpunkt, Verhandlungsbasis call Ragnar: 03962810283 Das einzige, woraus er nicht so schlau zu werden schien, war die Visitenkarte, die man bei Dons Leiche entdeckte. Aber er würde schon noch dahinter kommen, was der Falke für eine Bedeutung hatte. Und wenn er sich recht entsann, hatte er es tatsächlich schon einmal erlebt, dass man so eine Art Karte bei Opfern hinterlassen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)