Blood Deal von -Amber- (Even if saving you sends me to heaven) ================================================================================ Kapitel 67: Die Konstante im Scherbenhaufen ------------------------------------------- Cole Bald darauf saßen sie in Coles Auto, um zum Grand Central Terminal zu fahren. Cole mochte Bahnhöfe, genauso wie er Flughäfen mochte. Er liebte diese Hektik, besonders, wenn man es selbst nicht eilig hatte. Und er liebte es, Szenen zu beobachten, wenn Menschen sich begegneten, wenn sie sich wiedersahen oder auch sich verabschiedeten. Er war einmal als Kind mit seinem Vater am Bahnhof gewesen und hatte seine Mutter abgeholt. Es war einer der wenigen Momente gewesen, wo er gesehen hatte, dass seine Eltern sich wirklich mochten. Gut, weil sein Vater vorher ihm gezeigt hatte, dass er seine Frau vermisste, indem er den Kindern für alles Schuld gab, war er auch froh gewesen, seine Mutter wieder zu sehen, weil er diese leichter berechnen konnte und es daher gut schaffte, rechtzeitig aus dem Haus zu sein, bevor der Alkoholpegel so hoch war, dass sie auch zu Schlägen über ging. Sein Vater war da unberechenbarer gewesen. Wie dem auch sei. Er mochte Bahnhöfe und Flughäfen. "Wo wohnt deine Mutter jetzt?", fragte er Antonin und ging mit ihm in Richtung Schalterhalle, um sich dort mit ihm anzustellen und ein Ticket zu lösen. Als sie am Schalter waren setzte sich Cole durch, das Ticket erster Klasse zu bezahlen und setzte noch das i-Tüpfelchen drauf, indem er einen Fenstersitz reservierte. Ihre Zankerei ließ beim Verkäufer ungläubig die Augenbrauen hochgehen. Cole blickte diesen kritisch an. "Sie haben wohl noch nie ein frisch verheiratetes Ehepaar gesehen", fragte er in einem herausfordernden Ton, der den Verkäufer erröten und ihnen schnell das Ticket geben ließ. Cole legte Antonin den Arm um die Schultern. "Komm Schatz", sagte er und so gingen sie in die Haupthalle. "Wir haben noch eine gute halbe Stunde. Wollen wir doch noch etwas frühstücken?", fragte Cole den anderen. Antonin Antonin war sehr dankbar für seine eigene Voraussicht, sich einen Koffer mit Rollen gekauft zu haben, denn er hätte wirklich gar keine Lust gehabt, diesen durch den ganzen Bahnhof zu schleppen. Er fühlte sich ein wenig wie ein Geschäftsmann, vor allem weil er sich für Teile seines Anzugs entschieden hatten. Schwarze Hose und Jackett, dazu ein hellblaues Hemd. Im Grunde nichts womit er wirklich stundenlang im Zug sitzen wollte, aber es ging immerhin darum, seine Mutter zu sehen, und er wusste wie sehr sie es genoss mit ihrem Sohn anzugeben. Da musste man schon ein gewisses Bild repräsentieren, ob man mochte oder nicht. Hin und wieder ertappte er sich dabei wie er bestimmte Menschen misstrauisch musterte und sie gedanklich durchsuchte. Aber nach was? Nach Waffen? Sein Unterbewusstsein signalisierte ihm schon die ganzen letzten Tage immer mehr und mehr von diesen Dingen. Doch jetzt wollte er sich nicht damit beschäftigen, weshalb er den Kopf schüttelte, ganz als ob die Gedanken dann verschwinden würden. Er antwortete auf Coles Frage und folgte jenem zum Schalter, wo er sich erst einmal versuchte, vehement gegen dessen Bezahlung zu wehren. Die Betonung lag auf versuchte, denn sehr weit kam er nicht. Etwas von dem er nicht ganz wusste, ob er es jetzt irgendwie ... süß fand oder es als Einmischung deklarieren sollte. Doch spätestens als Cole den Verkäufer so abwatschte entschied er sich für ersteres und lachte leise, dem Verkäufer noch einmal zuzwinkernd, bevor er sich mitziehen ließ. "Frisch verheiratetes Ehepaar?", murmelte er und musterte Cole. "Das hättest du mir schon ein wenig früher erzählen können, Darling." Antonin grinste und deutete auf eines der Cafés, wo er für sich einen Orangensaft, Vollkornbrot und Käseaufschnitt bestellte bevor er nach seinem Handy griff. "Ich vermute du hast recht, ich sollte ihr Bescheid geben." Ruhig tippte er die Zahlen ein und lauschte auf das Freizeichen und begann zu lächeln als seine Mutter abhob. "Antonin hier. Ich wollte mich entschuldigen, dass ich dich vorletzte Nacht so spät noch angerufen habe und da es immer besser ist, wenn man das von Angesicht zu Angesicht macht solltest du um", er warf seinem Ticket einen prüfenden Blick zu, "um 17:04 Uhr am Bahnhof in Greenville an Gleis 3 stehen." Er lauschte der Antwort und lachte kurz. "Nein, das ist mein Ernst. Ich komme nach Hause und lasse mich auch ganz anstandslos herumzeigen." Das restliche Gespräch bestand nur noch aus kurzen Bestätigungen und als Antonin auflegte, musterte er Cole nachdenklich. "Hm, wie beschreibe ich dich wohl, wenn sie mich nach einer Freundin fragt? Wobei mir einfällt, vielleicht fragt sie mich auch nach einem Freund. Ich habe keine Ahnung ob sie das weiß oder nicht." Er zuckte mit den Schultern und legte sich zwei Käsescheiben auf sein Brötchen bevor er abbiss und plötzlich wieder grinste. "Ich könnte ihr ja auch von meinem Ehemann erzählen. 'Oh ja Mum, die Hochzeit war angeblich wunderschön. Wir wurden von Elvis in Las Vegas getraut und alle unsere zwei besten Freunde waren da.'" Cole Cole biss genüsslich in das Croissant, das er sich zu seinem Milchkaffee gegönnt hatte. Ihm war gerade nach süß obwohl er generell eher herzhaft aß. Er registrierte das Lächeln des anderen als dieser seine Mutter hörte. Es war eine gute Idee gewesen, Antonin zu einem Besuch bei seiner Mutter animiert zu haben. Es würde ihm sicher gut tun. Und durch dieses Wissen kam ihm auch nicht der Gedanke, er werde ihm fehlen. Noch nicht. Aber im Moment dachte er nicht darüber nach. Geduldig wartete er bis Antonin geendet hatte und lächelte ihn an. "Ich freue mich, dass ihr euch wiederseht. Es wird dir und ihr gut tun", stellte er fest und trank einen Schluck Kaffee, sich danach über die Lippen leckend, um den Milchschaum einzufangen. Wieder etwas, das er schon seit er klein war mochte. Leute, vornehmlich Frauen, die Milchschaum löffelten, konnte er nicht verstehen. Das durfte man in seinen Augen erst am Ende, wenn die Tasse fast leer war. Als Antonin darüber nachzudenken begann, wie er ihn vorstellen solle, blickte er den anderen zweifelnd an. „Am besten erzählst du nicht die Wahrheit", entgegnete er. "Also sag ihr nicht, dass ich ein schwuler, sexhungriger, egoistischer Bastard bin, der nebenbei auch noch ein Mitglied des organisierten Verbrechens ist und bei den Bullen sicher gern hinter schwedischen Gardinen gesehen wäre." Er überlegte kurz. "Am besten machst du ein Dummenblondchen aus mir. Das ist am Einfachsten. Und wegen mir darfst du dann auch sagen, dass wir verheiratet sind. Als Frau würde ich das vielleicht wirklich tun." Er grinste leicht und blickte dann auf die Uhr. "Wir müssen los." Wenig später fanden sie sich auf dem Bahnsteig wieder und hatten auch bald den Wagon gefunden nachdem der Zug eingefahren war. Antonin verstaute sein Gepäck innen und kam nochmal kurz raus. Sie hatten noch 5 Minuten. Cole zog den anderen zu sich ungeachtet der Blicke um sie herum und küsste ihn zärtlich. "Pass auf dich auf, mein Schöner", sagte er leise und blickte Antonin nachdrücklich an. "Du kannst mich immer anrufen egal weshalb und egal wann. Und mach es bitte auch wann immer dir danach ist." Antonin Antonin musste über sich selbst schmunzeln, als er bemerkte welche Wege seine Gedanken einschlugen als Cole sich den Milchschaum von den Lippen leckte. "Sie ist eine tolle und vor allen Dingen starke Frau", erzählte er, um sich davon abzulenken. Davon und vor der Nervosität, die ihn langsam aber sicher überkam. Er wusste zwar noch, wo seine Mum lebte, aber was war mit ihrem Haus passiert? Was war überhaupt passiert? Waren das Fragen, die er sie überhaupt fragen sollte? Mit nicht wenig Kraftanstrengung schob er auch diese Gedanken beiseite. "Und daher freue ich mich natürlich auch sie wiederzusehen." Er erwiderte zuerst nichts auf Coles andere Worte, sondern schob sich das letzte Stück seines Brötchens in den Mund und folgte dem anderen. Cole konnte seinen kurz nachdenklich gewordenen Blick nicht sehen, da dieser durch das Gedränge vor ihm ging und dafür war Antonin dankbar, denn er hätte ihn gerade nicht verstecken können. Auch nicht die kurze Entschlossenheit die danach aufblitzte, aber ebenso schnell wieder verschwunden war. Als sie seinen Wagon gefunden und er sein Gepäck verstaut hatte ließ er sich nur zu gerne nochmal in die Arme ziehen und küssen. Ungeachtet sämtlicher Leute, was ihn jedoch nur noch mehr in seinem Vorhaben bestätigte. "Keine Sorge, du wirst alle fünf Minuten von mir hören sobald ich zu einer dieser langweiligen 'Hach was sind wir tolle Nachbarn' Partys geschleppt werde", versprach er schmunzelnd, bevor er ein wenig ernsthafter wurde und Cole an dessen Hemd zu sich zog. So das ihre Gesichter sehr nahe beieinander waren und er dem anderen sehr gut in die Augen sehen könnte. "Und bevor ich, weiß Gott wie lange von hier verschwinde, möchte ich dir noch etwas sagen", meinte er leise und hob dann herausfordernd eine Augenbraue. "Verlange nie wieder, auch nicht im Spaß von mir, dich vor anderen umzugestalten. Du bist keine dumme und vorallenden weibliche Blondine. Und ja, du magst ein schwuler, sexhungriger, egoistischer Bastard sein, aber du bist der sexhungrige, egoistische Bastard, mit dem ich schlafe. Der Mann dem ich vorjammern werde, wie furchtbar ich die Großstadt vermisse, dem ich ein erste Klasse Ticket abgeschwatzt habe, dem ich vertraue und den ich unter gar keinen Umständen unter irgendeinen Teppich dieser Welt kehren werde. Und wem das nicht passt, der kann mich gerade mal kreuzweise am Arsch lecken. Ich hoffe ich habe mich klar genug ausgedrückt?" Er wartete auf gar keine Antwort, sondern zog Cole noch einmal in einen Kuss. "Sehr gut. Pass auf dich auf Cole, sonst suche ich die Gardinen aus, wenn ich zurück komme und sie werden dir nicht gefallen." Er grinste, hauchte noch einen kleinen Kuss auf die Lippen des anderen und löste sich dann von ihm, um in den Zug zu steigen. Er sah nicht mehr zurück. Es war einfach besser so, denn sonst wäre er womöglich nicht gefahren. Seufzend ließ er sich auf seinen Platz fallen und schloss seine Augen. Es war schon seltsam, dass er ausgerechnet wegfuhr wenn er aktuell das Gefühl bekam, dass sich etwas aus seinem Scherbenhaufen wieder am richtigen Platz befand. Und vielleicht war es das einzige, das sich immer dort befunden hatte und er war nur zu blind oder aufgeregt gewesen, um es zu sehen. Egal was es auch war, jetzt war es gut und er hatte jede Intention es dabei zu belassen. Und er würde Cole gehörig in den Arsch treten, wenn sich daran bei seiner Rückkehr irgendetwas geändert haben sollte. Seufzend öffnete er die Augen, als der Zug nach einer gefühlten Ewigkeit endlich anfuhr. Oh verdammt, er würde Cole schrecklich vermissen. Cole Ohne sich umzudrehen verließ Cole den Bahnsteig. Sich umzudrehen würde bedeuten, zugeben zu müssen, dass er den anderen vermissen würde. Und das wollte er weder sich noch sonst jemandem eingestehen. Es war wichtig und richtig, dass Antonin zu seiner Mutter fuhr. Und damit fertig. Was spielte es eine Rolle, dass er gerne die nächsten Nächte genauso verbringen wollte, wie diese Nacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)