Take your mask off von Hykaru (Hikaru x Kaoru) ================================================================================ Kapitel 2: Druckgefühle ----------------------- Kapitel 2: Druckgefühle »Leute, ich kann nicht mehr. Wie weit ist es denn noch? Lasst uns doch eine Pause machen und etwas Kuchen essen. Das gibt wieder Kraft.« Der kleine Honey hörte sich sehr gequält an und sein Hecheln vom Schleppen seines Gepäcks war bis vor zu Kaoru, Hikaru, Tamaki, Kyouya und Haruhi zu hören. Dass er sich jedoch allein an seiner Gepäcktasche auspowerte und Mori das Zelt und die zusätzlichen Sachen tragen ließ, blieb dem jungen Zwilling fraglich. Bei dieser Statur des Schweigsamen und auch dessen unterwürfige Haltung gegenüber Honey war das Tragen der schweren Sachen für Mori verständlich, aber Außenstehende würden dieses Herr-und-Diener-Gehabe wohl nicht nachvollziehen können »Wir haben es bald hinter uns. Bei der nächsten Abbiegung müssen wir rein.« Dem nicht zu überhörenden erleichterten Aufseufzten des Kleinen konnten die anderen nur zustimmen. Sie waren Kyouya dankbar für diesen Hoffnungsschimmer, dass sie noch lebend am Campingplatz ankommen würden. »Das hat man davon, wenn man sich auf öffentliche Verkehrsmittel verlässt. Ich habe doch gesagt, wir sollten lieber mit dem Auto hinfahren.« Nicht ein Tag im Leben des Chefs verging, an dem er nicht an allem herummeckern musste. Sowohl das minimierte Gepäck als auch das Schlafen in den nicht klimatisierten Zelten schien Tamaki seine Zustimmung zu dieser Reise bereuen. Aber dass er deswegen jetzt Haruhis Vorschlag, den Bus zu dem Platz zu nehmen, um nicht unnötig aufzufallen, kritisierte, überschritt die Grenze zwischen Freundlichkeit und Dreistigkeit. »Ich konnte ja nicht wissen, dass ihr euch so schwer tut, pünktlich zu sein und wir deshalb den Bus verpassen. Außerdem haben mich drängende Kleinigkeiten eines gewissen Herrn davon abgehalten, auf den Fahrplan zu schauen.« Der giftige Blick Haruhis ließ den Chef erschaudern. Was das wohl für Kleinigkeiten waren? Unweigerlich mussten die Zwillinge lachen und machten sich mit auffälligen Gesten über Tamaki lustig. »Das sollte natürlich kein Vorwurf zu deinem wunderbaren Vorschlag sein, meine liebste Haruhi. Ich wollte schon immer mal erfahren, wie das einfache Volk verreist.« Der Konter Tamakis war vorhersehbar, aber nicht sehr wirkungsvoll. »Erspar dir deine Schleimerei, Tamaki, sonst rutschst du noch auf deiner Schleimspur aus. Ich bin nicht eine deiner Kundinnen, also vergiss es.« Damit war das Gespräch beendet - für Haruhi jedenfalls. Aber der Chef schien nicht sehr mit dem Ende zufrieden zu sein und startete einen neuen Anlauf, mit ihr zu reden. Doch bei Haruhi prallte er gegen eine eiserne Wand. Kaoru rollte amüsiert mit den Augen und blickte dann zu dem Mädchen, das schwer mit ihrem Zelt zu schaffen hatte. Liebend gerne hätte er ihr geholfen und ihr die schwere Tasche abgenommen, doch trug er selbst schon das Zelt von Hikaru und sich. Im nächsten Moment war die Seite neben ihm leer. Hikaru hatte sich zur Fujioka gesellt und verhielt sich plötzlich wie ein Gentleman, indem er der erschöpften Haruhi die Last abnahm. Sofort fiel Kaoru dieses Lächeln auf, welches sein Ebenbild diesem Mädchen schenkte, die einfach so in ihre Welt getreten war. Natürlich war es okay, wenn sie nicht mehr so sehr voneinander abhängig waren. Aber vergaß sein Bruder ihn, wenn er mit Haruhi zusammen war? Dachte Hikaru an ihn, wenn er etwas mit Haruhi tat, das sie zuvor schon einmal unternommen hatten? Dieses Lächeln auf den Lippen, die er so gut zu kennen schien und doch auch wieder nicht so, wie er es gerne gewollt hätte. In der Brust des Jüngeren schmerzte plötzlich etwas. Da war so ein Druck, den er nicht beschreiben konnte. Aber was bedeutete dieses Druckgefühl? Er wusste es nicht. Eine Hand legte sich auf die Schulter des in Gedanken versunkenen Hitachiin-Zwillings. Da waren diese blonden Haare, die augenblicklich seine Aufmerksamkeit auf sich zogen. »Warum so melancholisch, Kaoru? Es ist doch ein wunderschöner Tag.« Die gute Laune Tamakis brach wie das Meer auf eine Felswand - Kaorus kalte Einsamkeit. »Melancholisch?! Wie kommst du darauf, Chef?« Mit einem verwirrten Blick musterte er Tamaki. Dieser trug eine recht ausgefallene Sonnenbrille auf der Nase, wodurch Kaoru die Augen seines Gegenübers nicht erkennen konnte. »Keine Ahnung. Sonst ist doch immer dein Bruder in deiner Nähe, jetzt läufst du hier jedoch alleine. Wo ist denn dein Spiegelbild?« Prüfend schaute sich der Blonde um, wendete sich dann wieder zu Kaoru und schob die Brille von der Nase. »Hikaru und Haruhi, was? Läuft da was zwischen den beiden? Du weißt ja, als Vater muss ich immer darauf achten, mit wem sich meine liebe Tochter abgibt.« »Möglich ... a-aber so wie ich Hikaru kenne~« Doch ehe der Jüngere seinen Satz beenden konnte, den er so zwanghaft von sich geben wollte, flitzte Honey mit einem breiten Grinsen an ihnen vorbei. »Daa! Die Abbiegung! Wir sind endlich da.« Diese Aussagen riss alle aus ihren Gesprächen. Endlich waren sie da. Der Weg von der Bushaltestelle bis hierher war ein ganzes Stück. Doch besonders die letzten Meter kamen ihm vor wie Ewigkeiten. Nun gut, jetzt wollte er über diesen Druck in seiner Brust hinwegsehen und die Stimmung der anderen nicht unnötig runter ziehen. Der Campingplatz war größer, als es sich Kaoru vorgestellt hatte, das musste er zugeben. Sie irrten eine ganze Weile auf dem Gelände herum, auf der Suche nach einem geeigneten Platz. Schon allein durch ihr Aussehen fielen sie bei den Campern und Camperinnen auf, sodass diese sie recht auffällig beäugten. Ein paar Mädchen kamen sogar zu ihnen und fragten, ob sie Stars wären, so gut wie sie aussehen würden. Der Chef blühte selbstverständlich sofort auf und umschmeichelte die jungen Frauen mit schönen Worten und lud sie ein, doch später mal an ihrem Campingplatz vorbeizuschauen. Also doch. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sie wieder in ihre Rollen schlüpfen mussten. Hieß es nicht, dass sie hier nur Urlaub machen wollten? Auf ihrem üppigen Platz, der sich abseits des generellen Grundstücks befand, war genug Raum für die Zelte, eine Feuerstelle und Sitzgelegenheiten. Um ihr Lager herum war Wald wo man nur hinschaute. Den Fluss, der sie von den anderen Campern trennte, hatten sie hinter sich gelassen. Laut Kyouya sollten sie Geld sparen und so bestand er auf das Campen außerhalb des hohen Preisniveaus. So bezahlten sie nur ihren Aufenthalt und konnten ihre Clubeinnahmen vernünftig zurücklegen. Mit einem lauten Schnaufen ließ der junge Zwilling die Tasche mit dem Zelt und sein Gepäck zu Boden fallen. Wie lange hatten sie bis hierher zu diesem Campingplatz gebraucht? Wenn er sich recht erinnerte, waren es mehrere Kilometer bis zur nächstgelegenen Stadt. Ihre Schule, von der sie abgereist waren, lag zwei Orte weiter. Also ein ganzes Stück. Und so viel hatten sie zu Fuß zurückgelegt? Wahnsinn. Wenn er über die weite Strecke nachdachte, wurde seine Kehle ganz trocken. Nein, nicht ganz. Er musste nach dieser Wanderung nur etwas trinken. Schleunigst wühlte er eine Flasche Wasser aus seinem Rucksack. »Kaoru.« Die Stimme seines Ebenbildes zauberte ihm sofort ein Lächeln auf die Lippen, drehte sich zu ihm um und empfing Hikaru mit seiner plötzlich guten Laune, die keineswegs aufgesetzt war. »Hikaru.« Der Ältere stellte seinen Rucksack neben den Sachen von seinem Bruder ab und streckte sich. Er murmelte irgendetwas davon, dass die Zelte viel zu schwer wären und er nicht verstehen würde, wie die einfachen Leute daran Spaß haben könnten. Der Jüngere öffnete die Wasserflasche und setzte sie an seine Lippen. Doch plötzlich hielt ihn etwas davon ab, den ersten Schluck zu genießen. Fordernde Bernsteine fixierten ihn. »Willst du auch etwas trinken, Bruderherz?« Während er diese Frage stellte, hielt er ihm die Flasche hin. Ohne darauf zu antworten, nahm er die Wasserflasche aus Kaorus Händen und trank einen großen Schluck. Fasziniert von dem Muskelspiel am Hals Hikarus starrte der Jüngere diese Partien an- Wie sich der Kehlkopf nach oben bewegte und die Halsmuskeln sich anspannten, wenn er etwas Wasser runterschluckte. Als dieser wieder den Deckel auf den Verschluss drehen wollte, huschte der Blick Kaorus schnell zu Boden. »Ich hoffe, es macht dir nichts aus, wenn ich Haruhi beim Zeltaufbauen helfe.« Die Frage kam so plötzlich. Inständig hatte Kaoru gehofft, dass er sie überhört hätte. Doch der fragende Blick seines Ebenbildes wartete auf eine Antwort. Er sollte ihn nicht so ansehen. Wieder machte sich dieser Druck in seiner Brust bemerkbar. »Hikaru, ich dachte, wir bauen unser Zelt zusammen auf?« Unabsichtlich floss wohl ein wenig Traurigkeit in den Satz mit ein, die Kaoru auch mit Hilfe einer neutralen Miene nicht wett machen konnte. »Sei nicht traurig. Haruhi hatte mich gefragt, ob ich ihr helfe. Sie sagte, dass so ein Aufbau recht kompliziert ist und außerdem ist sie ein Mädchen. Verstehst du?« Aber seit wann hat dieses Mädchen bei dir Vorrang? Bin ich nicht dein Zwillingsbruder - dein Ebenbild - mit dem du alles Neues ausprobieren wolltest? Hatten wir und das nicht einmal versprochen? Du begibst dich auf einen Pfad, Hikaru, auf den ich dir nicht folgen kann - nicht folgen darf. »Klar, verstehe. Hilf ihr ruhig, ich komm schon zurecht.« Während Kaoru das sagte, wandte er sich instinktiv zu der Zelttasche um, fummelte an dem Reißverschluss rum und bemühte sich, seinen Bruder nicht noch einmal ansehen zu müssen. Er könnte für nichts garantieren. In seinem Inneren fluchte und schrie Kaoru wie noch nie zuvor, aber niemand hörte ihn. Er war über das Verhalten seines Bruders noch nie so aufgebracht gewesen. Warum merkte Hikaru nicht, was er Kaoru damit antat? Wer er etwa dermaßen in Haruhi verknallt und blind für die Welt, dass er seinen Brüder übersah oder sogar vergass? Nein, das konnte - durfte nicht wahr sein. Der Jüngere biss sich auf die Unterlippe, um die kommenden Tränen zu unterdrücken. »Ich wusste, du würdest das verstehen. Danke, Kaoru.« Ich verstehe gar nichts, Hikaru. Ich verstehe dich nicht. Dabei will ich doch verstehen. Er hörte kurze, schnelle Schritte hinter sich. Dann zwei Arme, die sich um ihn schlangen und er fest an einen anderen Körper gepresst wurde. Seine Augen weiteten sich und das Atmen setzte aus. Diese Reaktion kam so unerwartet, er hatte damit in keiner Weise gerechnet. »Mach dir nicht zu viele Gedanken, Kaoru. Ich bin bald wieder bei dir.« Das Flüstern dieser tieferen Stimme als die seine ganz nah an seinem Ohr ließ ihn zusammenzucken. Doch er wusste mit bestem Willen nicht, was ihn mehr verwunderte. Das unvorhersehbare Tun seines Zwillings oder diese wispernden Wort, die ihm wie Balsam für die Seele waren und ihn all das, worüber er sich den Kopf zerbrach, vergessen ließ. Genau diese Worte wollte er hören, damit dieser Druck in seinem Inneren aufhörte. So dachte er jedenfalls. Doch er wurde größer. Sein Herz hämmerte dermaßen laut. Kaoru hoffte, dass Hikaru davon nichts mitbekam. Nicht spürte, wie nervös er war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)