Nachbarschaften von -Lelias- (Die x Kao) ================================================================================ Kapitel 1: Die Sache mit der Verlobung -------------------------------------- Manchmal ist es schon schwer in einer Wohnhaussiedlung zu leben, wo man sich nicht mal aus dem Weg gehen kann, selbst wenn man es will Fandom: Dir en Grey Pairing: Daisuke x Kaoru //Teenagerzeit und Freundschaften, zwei Dinge die wirklich Kraft brauchen um sie gemeinsam zu bewältigen…// Eigentlich wäre es an sich ein wunderschöner Samstagmorgen im April geworden. Die Sonne strahle bereits am Himmel und es versprach ein warmer Tag zu werden, zudem schienen alle Kinder mit ihren Eltern Ausflüge zu machen, so dass in der kleinen Wohnsiedlung herrliche Stille herrschte und das war schon eine Leistung wenn man bedachte dass es sich hierbei um einen Randbezirk in Tokio handelte. So toll war der Morgen dann aber doch nicht. Daisuke, ein frisch gefärbter Rotschopf von stolzen 17 Jahren, saß zu Hause rum und langweilte sich zu Tode. An Schlaf war nicht mehr zu denken, da seine Eltern ihm vor zwei Stunden verkündet hatten dass sie mit seinem kleinen Bruder zum Arzt fahren würden und dies konnte bekanntlich Stunden dauern… Bruder weg, Eltern weg. An sich ideal. Doch nun saß er also seit geschlagenen zwei Stunden einfach nur herum und starrte aus dem Fenster. Dösig saß er auf seiner breiten Fensterbank, den Kopf an die kühle Scheibe gelehnt und dabei gab es dort draußen auch nichts Interessanteres zu sehen als immer. Die kleine Siedlung schien wie ausgestorben und sein Blick wanderte träge zu dem mächtigen Kirschbaum, dessen Zweige bis an sein Fenster reichten und das Haus mit dem gegenüberliegenden Verband. Manchmal… Die fing an zu grinsen. Das war überhaupt eine Idee, Kaoru, der schon seit Jahren sein bester Freund und Nachbar war, müsste auch zu Hause sein… Und so wie der Rotschopf ihn kannte, war ihm sicher auch langweilig! Wieso hatte er da nicht sofort dran gedacht? Zu Dies Glück lagen ihre Fenster auch noch gegenüber, wurde lediglich von dem Kirschbaum voneinander getrennt, aber er wäre nicht der fabelhafte Daisuke, wenn ihn dieses Detail behindern würde. Schnell hatte Die sich angezogen, seine Schlüssel in der Hosentasche verstaut und das Fenster geöffnet. „Kaoooo bist du da?“, keine Antwort. Natürlich ließ sich Die dadurch nicht entmutigen, der Wille war geweckt! So kletterte er einfach in alter Gewohnheit von seinem Fenster aus, auf die Äste des Baumes und war schnell auf Kaorus Seite. Wieder rief er nach ihm, immer noch keine Antwort. Grummelnd setzte er sich auf den Ast vor Kaorus Fenster und schaute durch das große Fenster. Tatsächlich! Der schlief immer noch! Daisuke seufzte, stellte dann aber zufrieden fest das sein Fenster auf Kippe stand, so war es ihm ein leichtes, seine Hand in den schmalen Spalt zu zwängen und das Fenster ganz zu öffnen. Jahrelange Übung halt… Kaum war dieses Hindernis bewältigt, stand er nicht viel später mitten im Zimmer und wollte sich auf den schlafenden stürzen, als ihn eine Stimme zusammenfahren ließ. „Kaoru!“, hastig versteckte er sich zwischen Tisch und Kaos ganz eigenem Chaos und wartete ab. Irritiert beobachtete Die den älteren, Kaoru war nicht viel älter als er, dafür umso kleiner und boshafter wenn es um seinen Schönheitsschlaf ging – da wollte er wirklich nicht dazwischen stehen. Dennoch, wer hatte Kaoru da gerade gerufen? Seine Mutter war es nicht, die kannte er schließlich zu genüge. Gespannt wartete Die ab und konnte beobachten, dass eine junge Frau, nicht viel älter als er vielleicht, das Zimmer betrat. „Kao? Du schläfst ja immer noch.“ Der Ältere regte sich nicht und jammerte nur als sie sich auf ihn schmiss. Die schluckte, sie war ein wirklich hübsches Mädchen mit großen schwarzen Augen und langem schwarzen Haar. „Wir müssen doch bald los...!“, rief sie empört und küsste ihn. Dem heimlichen Eindringling wurde übel. Wer war sie und warum küsste sie seinen Freund? Zu seinem eigenen Entsetzen erkannte er das Gefühl als Eifersucht, wohl wissend das dass Gefühl unpassend und schwachsinnig war. Nach einer Weile, in der sie noch herumgealbert hatten, verließen sie das Zimmer, Kaoru sah zurück und runzelte irritiert die Stirn, musterte das offene Fenster kurz. „Kaoru!“ „Ich komme Shio.“ Shio also, Die ließ sich erst gegen die Wand sinken, ehe er kurz abwartete und schnell wieder zu sich rüber kletterte, dabei beinahe den Ast verpasste und sich nur um ein Haar retten konnte. Alles nur wegen so einer... Tussi! Er tat das was ein Mann in seinem Alter tun musste! Daisuke, 17 Jahre alt, männlich, verbarrikadierte sich in seinem Zimmer und schmollte wie ein kleines Kind. = * = Kaoru hatte es manchmal nicht leicht. Seit er ein kleiner Junge war, hatte er dieselben Wünsche, die alle kleinen Jungs hatten. „Wenn ich groß bin, werde ich Rockstar! Heirate eine vollbusige Blondine und setze ein halbes Dutzend Kinder in die Welt.“, naja die Worte waren damals andere, aber sie kamen dem schon recht nahe. Ja… soweit der Plan, aber im zarten Alter von Sechzehn Jahren stellte er fest, das nicht alles so lief wie man es gerne hätte. Seine Eltern drängten ihn dazu, die gemeinsame Schulband mit seinem besten Freund Daisuke aufzulösen, und stattdessen lieber für die Schule zu lernen um später an einer besseren Uni Medizin studieren zu können. Auch der Wunsch nach der Blondine hatte sich umgewandelt und sah jetzt so aus, dass er viel lieber den besagten besten Freund ehelichen würde, hoffte nur das dieser und schon gar nicht die lieben Eltern, das jemals erfahren würden. Dann standen seine Eltern eines Tages mit Shio, seiner Verlobten, vor der Zimmertür. Klar, Shio war süß. Mit ihren großen, schwarzen Augen und dem langen Haar wirkte sie zart wie eine Puppe, aber so wirklich wollte er sich nicht mit ihr anfreunden. Da sein Vater ihm aber drohte seine Schwärmerei, und die hatte er sehr wohl mitbekommen, an seine Mutter weiterzugeben, willigte Kaoru letztendlich ein sich mit ihr „auf Probe“ zu treffen, quasi bis zur Hochzeit. Was sollte der Junge tun? Das er sie nicht liebte, das würde er unterschreiben und besiegeln, aber Die würde das niemals erfahren. Später am Tage sollten sich die beiden alten Freunde eigentlich treffen, aber Die war abweisend und erklärte, er müsse auf seinen Bruder aufpassen, der gerade beim Arzt war, aber bald wiederkommen sollte. Ihm blieb nichts anderes übrig als den Abend mit Shio zu verbringen… = * = Genauso sollte es auch weitergehen. Die Schule fing am Montag wieder an und Die behandelte ihn aus kindlichem Trotz wie einen Fremden. Sie stritten nicht Mal, geschweige denn sprachen sich aus. Wie auch? Diese Shio klebte non stop an seinem besten Freund und so hatte der Rotschopf auch gar keine Lust Klarheit zwischen sie zu bringen. War ja sowieso offensichtlich. Kaoru hatte eine Freundin und Die hatte ausgedient, na danke. Einige Wochen später gelang es ihm nicht mehr vor Kaoru zu flüchten und dieser passte ihm auf den Schulweg ab, hielt ihn fest. „Bleibst du vielleicht mal stehen du Idiot?“ Daisuke sah ihn abschätzig an und suchte die Umgebung nach Shio ab. „Ich stehe. Was willst du?“ Kaoru sah schrecklich wütend aus und Daisuke wartete nur darauf der ihm eine knallte. „Kannst du mir mal verraten was der Scheiß soll?“ „Was meinst du?“ „Als ob… Seit Tagen, ach was, Wochen, gehst du mir aus dem Weg und behandelst mich wie einen Fremden!“ „Wer sagt dass du das nicht auch bist?“ „Was?“, Kaoru stutzte überrascht. „Was soll dieses… Mädchen die ganze Zeit bei dir? Bin ich nicht mal Freund genug um zu erfahren das du eine Freundin hast?“ Kaoru schnappte nach Luft. Wie sollte er ausgerechnet Die erklären wie es wirklich aussah und Shio nur eine Alibi Freundin war? Er würde nichts sagen. Ums verrecken nicht. „Das… muss irgendwie daneben gegangen sein. Sie ist meine… Verlobte.“ Der Andere riss sich aus seinem Griff los, taumelte zurück und stieß mit seinem Rücken gegen den Baum, der ihre Zimmer voneinander trennte. Er bemerkte den Druck im Rücken nur wie nebenbei. „Deine WAS? Wie… Wie kommst du dazu?“ „Es war Liebe…“, das letzte Wort flüsterte er nur, hatte noch nie das Gefühl gehabt etwas so verlogenes gesagt zu haben. Die schnappte nach Luft und war vor Wut ganz blass geworden. Wirklich vor Wut? Ihm fehlten die Worte und nach einem Moment des eisigen Schweigens zischte er: „Das ist ja schön… für dich. Dann heirate sie und werde glücklich.“, damit drehte er sich um und ging. =*= Kaoru stand da wie versteinert. Für eine Sekunde hatte er den Blick in Daisukes Augen gesehen. Die Wut, Schmerz, Hass. Daisuke hasste ihn. Kaoru, 18 Jahre alt, männlich, stand vor dem Baum, der immer ihre gemeinsame Erinnerung und Verbundenheit symbolisiert hatte und weinte leise über seinen verlorenen Freund. =*= Die kommenden Wochen waren die Hölle. Zwischen Daisuke und Kaoru herrschte absolute Funkstille, manchmal hörte der Jüngere Shios Stimme aus dem gegenüberliegenden Fenster, manchmal hörte er sie streiten, schreien und das Knallen der Tür. Die wünschte sich das es ihm egal wäre und er tat weiterhin tapfer so, als würde er nichts hören. Die ließ sich nicht mal daran stören, das ihn sein kleiner Bruder aufzog und immer wieder meinte er wäre eine Memme und das es erbärmlich sei, das er nicht im Stande dazu war sich mit seinem besten Freund wieder zu vertragen. Natürlich wusste Die, das es kindisch war und es war ihm nicht so egal, wie er gerne hätte, aber selbst die Tatsache, dass sich das „Pärchen“ immer heftiger stritt, ließ Daisuke nicht einsehen, das es vielleicht besser wäre, noch mal mit Kaoru zu reden. =*= Und der war mehr als nur bereit noch mal darüber zu reden. Die Zeit mit Shio verwandelte sich mehr und mehr zu einer blanken Tortur. Das Mädchen war nicht blöd und hatte ganz deutlich gemerkt, das etwas mit ihrem Verlobten nicht stimmte – wäre auch zu schön gewesen, endlich einen Kerl zu finden, der sich nicht wie ein Neandertaler aufführte und Ehe-technisch eine gute Partie darstellte. Dennoch war da immer noch das Gefühl das etwas mit dem Mann nicht stimmte, sie wusste auch nichts von Kaorus Vorliebe für gewisse rothaarige Nachbarskinder. Mehr als einmal stellte sie ihn zur Rede, was nicht selten zur Eskalation führte und sie schreiend das Zimmer verließ. Warum ausgerechnet sie beide? Kaoru seufzte, saß allein auf seinem Bett und sah sich ein altes Album aus ihrer Kindheit an. Die und er beim Fußballspielen, Die und er beim Eisessen, Die und er beim Schlittenfahren, Die und er… Schluss damit! Frustriert warf er das Buch von sich und starrte an seine Decke, von der ihm ein Held aus einem alten Anime entgegen grinste. Die hatte es ihm damals zum Geburtstag geschenkt… Aufseufzend legte er sich auf die Seite und wollte gerade die Augen schließen, da ließ ihn das Geräusch einer Motorsäge wieder hochfahren. „Was zum…“, murmelte er zu sich selber und hastete zum Fenster. Da vorne, vor seinem Fenster, stand tatsächlich eine Gruppe von Arbeitern und sägte ihren Baum ab! Wütend und entsetzt starrte er die Säge an, die ihren Baum nun schon zur Hälfte getrennt hatte und für einen Moment sah Kaoru zu Dies Fenster rüber, senkte aber sofort den Blick, als er merkte das der ebenfalls fassungslos auf dem Fensterbrett saß und dem älteren keines Blickes würdigte. Kaorus Mutter kam in das Zimmer, legte ihrem Sohn eine Hand auf die Schulter und meinte leise: „Sie haben es angekündigt… Tut mir Leid Kaoru.“ Er nickte wie in Trance und als er wieder hochsah war Die vom Fenster verschwunden. Dann ereignete sich die nächste Katastrophe. Kaoru und Die waren im letzten Schuljahr, aber das sollten sie nie zusammen meistern können. Eines Morgens kam ihre Vertrauenslehrerin zu ihnen in die Klasse und verkündete dass kurz vor Jahresschluss ein Wechsel stattfinden würde. Andou Daisuke würde kurzfristig in eine andere Stadt ziehen und die Schule wechseln. Kaoru sprang auf. „WAS?“, die Lehrerin räusperte sich und bat Kaoru um Ruhe, erzählte das es seinem Bruder nicht gut ginge und er deswegen in eine spezielle Klink eingewiesen werden müsste, die es nur weiter an der Küste gab. „Aber, geht das denn überhaupt?“, flüsterte der Junge leiser und sah starr auf seine Tischplatte um nicht in Tränen auszubrechen. Jetzt war also alles verloren, Die würde wegziehen und er konnte in „aller Ruhe“ Shio heiraten, die ganze Scharade war umsonst gewesen. Fluchend stand er auf und verließ unter verwirrten Blicken der Lehrerin, sowie seinen Klassenkameraden das Klassenzimmer und knallte die Tür zu. =*= Schweren Herzens packte Daisuke seinen letzten Koffer. Seine Mutter war mit seinem kleinen Bruder schon mal vorgefahren, sollte er möglichst bald behandelt werden und so war Die dazu bereitgestellt worden, mit seinem Vater die letzten Kartons zu packen. Weg von hier. Weg von Kaoru. Weg von seinem Leben. Zu oft hatte er in den letzten Tagen/ Stunden geflucht, seit er von ihrem „Notumzug“ erfahren hatte. Alles war wie ausgelöscht. Zu gern würde er jetzt zu Kaoru rüber klettern, an seinem Fenster klopfen und warten bis der andere ihn hinein ließ. Aber das ging nicht. Der Baum, als Fundament zwischen ihnen war gefällt und die Beziehung zwischen ihnen unterbrochen durch einen blöden Streit, für den er sich nicht mal mehr entschuldigen konnte. Die letzten Koffer wurden in den Kleintransporter gehievt, Die stieg todunglücklich auf den Beifahrersitz und starrte ausdruckslos nach draußen, wartete das sein Vater die letzten Dinge mit ihrem Makler besprochen hatte. „…DIE!“, der Rothaarige zuckte zusammen, als die Fahrertür aufgerissen wurde und Kaoru, der abgehetzt wirkte, zu ihm in die Fahrerkabine kletterte. „Scheiße Alter! Warum ziehst du weg? Bist du völlig bescheuert?“ Kaoru war aufgebracht, das konnte selbst Die sehen, und er konnte auch den Schmerz und die Verletztheit in seiner Stimme hören. „Kaoru…“, murmelte der Rothaarige verstört und musste den Impuls unterdrücken wegzurücken. Warum war Kaoru hier? „Kannst du mir mal verraten was das soll? Kaum haben wir eine kleine Meinungsverschiedenheit, schon ziehst du um oder wie?“ Bevor Daisuke, deutlich blasser geworden, antworten könnte antworte dessen Vater für ihn. „Daisukes Bruder ist chronisch krank und soll an der Küste behandelt werden. Natürlich zieht mein Sohn dann mit.“, er musterte Kaoru misstrauisch, war nie jemand gewesen der den Freund seines Sohnes nicht mochte, aber Daisukes Schwärmerei für den Älteren wurmte ihn doch gewaltig. Kaoru hingegen sah hilflos zwischen seinem Freund und dessen Vater hin und her, öffnete den Mund und schloss ihn wieder. „Uhm… Na dann… du hättest mir ruhig Bescheid sagen können…“, er klang niedergeschlagener als zuvor. Die streckte verzweifelt seine Hand aus und berührte zögerlich Kaorus Schulter. „Wir… Also ich bin ja nicht aus der Welt… Wir bleiben in Kontakt ok?“ Kaoru nickte leicht, sah ihn an, ihre Blicke blieben einen Moment lang aneinander hängen, brachten die Entschuldigung, die sie nicht aussprechen konnten. „Wir sehen uns wieder.“ „Natürlich.“ Dann drängelte Daisukes Vater, schmiss Kaoru mehr oder weniger raus und die Tür fiel hinter ihm ins Schloss und Kaoru hatte sich noch nie so allein gefühlt, nicht mal während ihres Streits… Es fühlte sich beschissen an und so konnte er nichts anderes tun als die Zähne zusammen zu beißen und Die hinterher winken, während er am liebsten Schreien und irgendwas zertrümmern wollte. Eine Jahrelange Freundschaft. Wenn sie sich das nächste Mal sehen würden, wann wäre das? Zu Kaorus Hochzeit? Die musste schwach Lächeln bei dem Gedanken, nun hatte er nicht mal die Gelegenheit bekommen Shio eine Chance zu geben, nicht das er das auch vorhatte… Also auf in ein neues Leben, fest auf ihr Versprechen sich wieder zu sehen hoffend. Und nicht zum ersten Mal, aber vielleicht um so einiges intensiver fühlte er sich verlassen und wünschte das sich eine Chance auftun würde, die ihm eine Wahl lassen würde. Statt einer Wahl hatte er aber seinen Vater, der kurz eine Hand auf die Schulter seines Sohnes legte und fast versöhnlich meinte: „Mach dir nichts draus Daisuke. Du wirst neue Freunde finden, auch ganz sicher einen neuen besten Freund. Außerdem sieh es mal so, du hast wieder die Chance normal zu werden.“ Der Junge erwiderte nichts darauf, hatte die Hand unter das Kinn gestützt und starrte schweigend aus dem Fenster. Es würde keinen anderen geben. Und so verlief das Leben weiter. Die und Kaoru schafften ihre Abschlüsse, schrieben nach wie vor fast jeden Tag im Internet miteinander, nur das Thema um Kaorus Freundin, das kam nie zur Sprache, obwohl das vielleicht bitter nötig war. Derzeit jobbte Daisuke als Kellner in einem Fischrestaurant in ihrem Ort, fand nichts richtig festes und Kaoru arbeitete an mehreren Projekten, erlaubten ihn seine Eltern nicht studieren zu dürfen. Er sollte Shio heiraten und das möglichst bald, von der ursprünglichen Karriere als Arzt war nichts mehr zusehen. Eines Abends loggte sich Die mal wieder ein und fand Kaoru wie erwartet bereits online. „Hey Die! Wie geht’s, gibt’s was Neues von deinem Bruder?“, sein Bruder… Es ging ihm besser seit er hier war, aber er klagte immer noch über Schmerzen und trieb die Ärzte zur Verzweiflung. „Dasselbe wie immer und bei dir? Du warst eine ganze Weile nicht Online?“ Am anderen Ende seufzte Kaoru und wippte mit dem Fuß, unsicher wie er das bevorstehende Gespräch einläuten sollte. „Sag mal… Warum warst du eigentlich nicht einmal wieder hier?“ Der mittlerweile wieder rothaarige stieß einen Seufzer aus, genauso konnte er den Älteren Fragen warum er ihn nie an der Küste besucht hatte. Die Antwort war einfach, Die wollte Shio nicht begegnen, wollte sie nicht als glückliches Paar sehen. „Nun… Weiß auch nicht.“ „Hm…“ „Aber jetzt erzähl mal, warum warst du so lange nicht on?“ „Ich hatte kein Internet mehr.“ „Ah? Die Leitung mal wieder zusammengebrochen? Was lädst du auch die ganze Nacht runter?“, er lachte leise, was der andere natürlich nicht sehen konnte. „Nein Die, ich wohne nicht mehr zu Hause.“, der Satz traf ihn wie eine kalte Faust in den Magen. Also war er jetzt mit Shio zusammengezogen?“ „Aha…“ „Nein, also nicht so wie du jetzt vielleicht denkst. Es ist eher so… Ich bin abgehauen.“ „Abgehauen Wovor? Kao, du bist volljährig!“, er versuchte einen Witz, auch wenn ihm nicht danach war. Eine Weile Antwortete Kaoru nicht, dann, kurz bevor Die Fragen wollte ob alles in Ordnung sei, schrieb er: „Vor Shio. Ich sollte sie eigentlich genau morgen heiraten.“ Heiraten. Das Wort hing unheilvoll im Raum zwischen ihnen und schließlich fügte Kaoru hinzu: „Es war nur fair zu ihr. Daisuke, ich habe Shio niemals geliebt.“ Der Jüngere zog die Luft ein und starrte auf die Worte. „Die? Bist du noch da?“ „Erm.. Ja, tut mir Leid, aber wozu dann das ganze Theater? Der Streit zwischen uns und… na das ganze halt??“ „Meine Eltern haben das für mich bestimmt, sie haben ein Geheimnis von mir herausbekommen, damals… und beschlossen das ich am besten direkt nach dem Abschluss heiraten solle, aber das konnte ich bis heute abwenden.“ Spontan fiel Die sein Vater wieder ein, wie er zu ihm sagte er könne wieder „normal“ werden, auch wenn er genau wusste dass er das weder wollte, noch das etwas Unnormales an sein verliebtsein war. Sein Hals fühlte sich schrecklich trocken an und er wusste genau, würden sie jetzt telefonieren, würde seine Stimme versagen. „Was für ein Geheimnis?“ „Ist das wichtig?“ Ja es war wichtig, verdammt wichtig. „Ja… Ich muss es wissen Kaoru, bitte, was ist dein Geheimnis?“ Wieder eine ganze weile Schweigen, bis der alles entscheidende Satz fast zögerlich auf dem Messenger erschien. „Ich liebe dich.“ Dann stand da [Kaoru ist Offline]. Kaoru starrte entgeistert seinen Bildschirm an, das durfte doch nicht wahr sein! Ausgerechnet jetzt schmierte sein Internet ab? Nervös und hektisch fummelte er sein Handy aus der Tasche und wählte Daisukes Nummer. Die, der gerade irgendwelche schweren Dinge nach seinem Rechner werfen wollte und lautstark schimpfte das Kaoru doch nicht ausgerechnet JETZT Schiss bekommen konnte, zuckte erschrocken zusammen, als ihn Ulfuls „Baka Survivor“ von seinem Bett aus anschrie. Hastig sprintete er zum Bett und drückte den „Abheben“-Knopf. „Boah Alter tut mir leid! Mein Rechner… Ich hasse dieses Internet und…“ „Tu. Das. Nie. Wieder!“, fuhr Die dazwischen und meinte dann in einem versöhnlicherem Tonfall: „Und jetzt sagst du mir das bitte noch mal.“ „Können wir nicht warten bis das Internet wieder geht?“ „Kaoru.“ „Ja doch…“ „Also?“ „Ich liebe dich. Ich war schon vor Jahren in dich verliebt und meine Eltern haben das mitbekommen. Deswegen…“ „Shio.“ „Ja, deswegen Shio.“ Es brach Stille zwischen ihnen hinein und während Kaoru unruhig auf seiner Unterlippe herum kaute und auf ein Urteil wartete, realisierte Dies Gehirn, was Kaoru da gerade zu ihm gesagt hatte. Ein Strahlen breitete sich auf seinen Lippen aus und er rannte durch das Zimmer um seine wichtigsten Sachen in eine Tasche zu schmeißen. „Die? Was machst du? Ich meine… Wenn dich das stört, dann kannst du es auch einfach…“ „Vergiss es! Ich nehme den ersten Zug nach Tokio! Wir treffen uns dort, wo wir uns immer getroffen haben ja?“ „Aber Die…!“ „Ich liebe dich auch, hörst du? Wir sehen uns dann.“ Kaoru schmunzelte, fühlte sich erleichterter und lehnte seinen Kopf an die Wand neben sich und lächelte ins Handy. „Gut. Bis später.“ Sie legten auf, überglücklich, auch wenn noch alles etwas in der Schwebe stand. Die hatte seine Sachen fertig gepackt, schaltete seinen PC aus und lief zu seinen Eltern. „Ich gehe zurück nach Tokio.“ Seine Mutter starrte ihn ungläubig an und sein Vater stand auf. „Warum?“ „Ich kann hier nicht glücklich werden und ihr braucht eure ganze Aufmerksamkeit für meinen Bruder, außerdem finde ich hier keine Arbeit und…“ „Und warum willst du wirklich weg? Und das scheinbar so eilig?“ „Ich muss.“, Schuldbewusst senkte Daisuke den Kopf und wartete auf seine Eltern, die sich ratlose Blicke zuwarfen. „In Ordnung, wenn du musst, dann geh.“, murmelte seine Mutter perplex und sein Vater fügte hinzu: „Aber sei dir Bewusst, das du von uns keinerlei Unterstützung zu erwarten hast.“ Dies Miene hellte sich auf. „Natürlich! Vielen Dank!“ Und damit war er aus der Tür verschwunden, kehrte noch mal um, um sich von seinen Bruder zu verabschieden und lief dann zum Bahnhof, der keine 30 Minuten von ihnen entfernt lag. Sein Vater schüttelte den Kopf. „Hat also alles nichts genützt.“ Seine Frau legte ihm eine Hand auf die Schulter und meinte Schmunzelnd: „Mach dir nichts draus, sei doch froh dass er so einen starken Willen hat…“ „Ja, ja, du wieder.“ Die hatte genügend Geld von seiner Arbeit angespart um sich das Zugticket ohne weiteres leisten zu können. Es war wie in einem Märchen, das lang ersehnte Happy End. An Schlaf war nicht zu denken und so sah er aus dem Fenster und beobachtete den Sonnenaufgang, hoffend, diesen am nächsten Tag zusammen mit Kaoru begrüßen zu können. Er fuhr den Rest der Nacht durch und erreichte erst am späten Vormittag sein Ziel, kannte sich aber so gut aus um ohne weiteres einen Bus ausfindig zu machen und konnte bald darauf in nicht allzu weiter Ferne seine ehemalige Wohnsiedlung sehen. Erstaunt stellte er fest, dass seine Knie und die Hände zitterten, die Handflächen waren feucht und sein Herz raste. Weil er zum ersten Mal seit langem zurück war? Nein… Wegen Kaoru. Kaoru hatte sich am frühen Morgen aufgemacht um zu „Ihrem“ Treffpunkt zu gehen. Die Gefahr dass seine Eltern ihn sehen könnten war praktisch nicht existent, da sie zusammen mit Shio bei deren Eltern waren um die Hochzeit vorzubereiten. Richtig, obwohl Kaoru unter Pauken und Trompeten das Haus verlassen hatte und klar gemacht hatte das er Shio nicht heiraten würde, planten sie weiterhin alles durch und riefen ihn bald stündlich auf dem Handy an. Nun lehnte er vor dem Stamm, eine Decke um sich gewickelt und versuchte die Menschen, die ihn komisch anstarrten zu ignorieren. Bestimmt dachten sie er wäre ein betrunkener Penner oder so… Es klingelte wieder. „RUFT MICH NICHT MEHR AN VERDAMMT!“, motze er sein Handy an und drückte den Anruf weg. „Ach. So sehr freust du dich also mich wieder zu sehen?“ Der Kopf es Älteren ruckte nach oben und ein grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus, als er seinen, ziemlich fertig aussehenden Freund sah, der betont lässig und mit verschränkten Armen vor ihm stand und das Grinsen nicht minder strahlender erwiderte. „Hallo Großer.“, lachte er und Kaoru stand hastig auf und war mit einem Satz bei ihm, umarmte Die, dass diesem bald die Luft weg blieb. „Die! Ich habe dich so vermisst!“, grinste er und drückte ihm weiter die Luft ab. Der gequetschte erwiderte die Umarmung nicht minder heftig und löste sich dann von ihm. „Wow und vor mir steht also der fast Ehemann.“ „Richtig, der noch rechtzeitig die Kurve gekratzt hat.“, Kaoru lächelte düster und fügte dann hinzu: „Sieh mal.“, er deutete auf ihrem Baumstumpf. „Den haben sie noch nicht weggemacht?“ „Nein, irgendjemand von der Umweltbehörde hat festgestellt dass dieser Baum gar nicht hätte gefällt werden dürfen… Und jetzt guck es dir an…“ Die folgte seinem Blick und grinste. „So muss das sein!“ Auf dem vermeintlich toten Stamm fing ein kleiner Spross an zu wachsen und zitterte im leichten Wind. „So sehe ich das auch.“ Sie hielten sich an den Händen und plötzlich wurde Kaorus Blick weicher, wand sich wieder dem rothaarigen zu und meinte sehr ernst aber liebevoll: „Ich meine es wie ich es sagte, ich liebe dich und ich will niemand anderen an meiner Seite als dich.“ Die griff Kaoru fester und küsste ihn kurzerhand, überrumpelte ihn zwar etwas, aber Kaoru lehnte sich gegen ihn und erwiderte den Kuss, schloss die Augen, bis sie das empörte Räuspern der anderen Nachbarn hörten. Hastig lösten sie sich voneinander und erröteten, grinsten aber nicht minder stolz. „Und jetzt?“ „Jetzt musst du mich mitnehmen, denn ich bin ziemlich heimatlos.“ Kaoru lachte leise und strich über Dies Kopf. „Mein Hündchen.“ „Wuff!“ „Aber im Ernst, ich glaube erst müssen wir noch etwas erledigen.“ „Was denn?“ In dem Moment klingelte Kaorus Handy erneut. „Oh ich habe da so eine Idee.“ Er küsste Die erneut schnell auf den Mund und zog ihn an der Hand weg von dem Ort ihrer ehemaligen Nachbarschaft und fühlte sich noch nie so befreit. Am selben Tag tauchten sie noch auf Kaorus Hochzeit auf, ein weiteres Liebesbekenntnis zwischen Die und Kaoru überzeugte die Eltern und seine Verlobte endgültig davon, das Kao als Ehemann ungeeignet war. Was zur Folge hatte das Kaoru kurzerhand offiziell raus flog und sich nicht länger bei seiner Familie blicken lassen brauchte. Was ihn herzlich wenig störte. Ein paar Wochen später saßen sie zusammen in der nun gemeinsamen Wohnung, Rücken an Rücken und gingen Jobinserate durch. „Schau mal.“, meinte Die und grinste triumphierend. „Gitarristen gesucht – Möglichst sofort.“ Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)