Axel's Story von Hinatara (Got it memorized?) ================================================================================ Kapitel 39: Wissen - Heimat --------------------------- „…Lass mich raten, du wusstest, dass ich kommen würde“, murmelte Axel, kaum, dass er aus dem Portal getreten war und Leiras Aura spürte. „Wissen nicht, aber gehofft.“ Sie lehnte an einer niedrigen Mauer, an der Axel sein Portal hatte enden lassen, und sah aufmerksam zu ihm. Statt des schwarzen Mantels trug sie jetzt Alltagskleidung. Die schwarze Hose und das einem kurzem Kleid ähnelnde ärmellose Oberteil mit dem schwarzen Gürtel um den Hüften ließen ihre Kleidung jedoch weiterhin düster wirken, was auch das rote Stirnband und die weißen Handschuhe, die allerdings gerade bis zu den Handballen reichten, nicht aufhellen konnten. „Gehofft?“ „Man existiert nicht ewig“, meinte sie nur und machte eine einladende Geste. „Willst du Nadetha und Kray wieder sehen?“ ….Ich schätze, deswegen bin ich gekommen… „Ja.“ „…In Ordnung.“ Sie musterte ihn. „Du solltest dir noch etwas anderes anziehen. So fällst du unangenehm auf.“ Um ihre Hand waberte Dunkelheit, als sie Axels Mantel berührte. Die Dunkelheit verdeckte das ganze Kleidungsstück und nahm schließlich das Aussehen seiner alten Kleidung an (ein paar Nummern größer, selbstverständlich). „Hm…“ Leira trat noch einmal ein paar Schritte zurück und nickte. „Ja, so ist das besser. Komm.“ Ich war schon viel zu lange nicht mehr hier, um mich noch so gut orientieren zu können… Leira jedoch bewegt sich sicher durch die Straßen. Wahrscheinlich gibt sie den Leuten hier weiterhin vor, ein normales Mädchen zu sein. Bei den Geschäften war immer noch so viel los. Axel musterte die vorbeikommenden Leute aufmerksam. Die Wachen sind weniger geworden, als ich es in Erinnerung habe. So sehr er auch den Hals reckte, er konnte niemanden aus Cinchs alter Bande erkennen. „Suchst du nach alten Bekannten?“, wollte Leira wissen. „Wenn ja müssen wir einen Abstecher zum Heim machen.“ „Wie meinst du das?“ „Kurz nachdem du gegangen warst wurde einer aus Cinchs Kreisen erwischt und hat anscheinend geredet. Die restlichen Jungen wurden auch geschnappt. Und Cinch verbringt immer noch den halben Tag mit gemeinnütziger Arbeit und ist anscheinend nachmittags mit Jaruka unterwegs.“ Schadenfroh grinste Axel. „Irgendwo geschieht ihm das ja ganz recht.“ „Ja“, nickte Leira. „Auch wenn ich denke, dass er sich nie ändern wird.“ „Nein, er wird seinen Weg zu Ende gehen. Wie Ro-" Axel brach ab. Roxas war weg. In irgendwelchen Welten war Sora nun unterwegs, doch Roxas…war irgendwo, wo ihn keiner erreichen kann. Wie dieser Ort wohl war? „Das mit Roxas tut mir Leid für dich…“ Sie senkte den Kopf Inzwischen waren sie am weniger überfüllten Sportplatz angekommen. Einige Kinder spielten mit zwei Hunden nahe dem Brunnen. „Sag, hätte man Roxas Entscheidung ungeschehen machen können?“ Leira überlegte einen Moment. „Nein. Hätte es einen anderen Weg gegeben, so hätte sich Roxas sicherlich für jenen entschieden, doch gegen sein Schicksal konnte er sich nicht aufbäumen. Sein Jemand lebt noch, doch ohne den Niemand fehlt ein Stück des Jemands…Sora und Kairi, sie sind beide unvollständig, deswegen können Roxas und Naminé nicht existieren.“ „Aber Sora und Kairi könnten es auch ohne ihre Niemande?“ „Ich denke schon. Doch was wäre das für ein Leben?“ Axel zögerte, blieb stehen. …Sollte ich sie das fragen…? Wahrscheinlich ist Leira die Einzige, die diese Frage beantworten kann… sie scheint immer die Einzige zu sein, die überhaupt den Überblick behält. Vielleicht hätte ich sie schon viel früher alles fragen sollen… „Ich kann…Roxas nicht mehr wieder sehen, oder?“ „Nicht so, wie du ihn kennst. Noch hat Soras Herz ihn nicht wieder aufgenommen, aber bis es so weit ist, wird er unsichtbar für alle Augen in Soras Nähe sein.“ Sie sah ihn lange an. „Doch sei nicht traurig, Axel. Ich bin mir sicher, Roxas wäre stolz auf dich, dass du Xemnas’ Befehl für ihn missachtet hast.“ „Ja, vielleicht wäre er das. Obwohl ich kurz davor war, ihn doch auszuführen. Ich war einfach enttäuscht, dass er mich von einen auf den anderen Tag vergessen konnte…“ Sie nickte. „Verständlich.“ „Aber es war nicht seine Absicht. Riku und DiZ haben das zu verschulden.“ „Sie sorgen sich um Soras Wohl, so wie du dich um Roxas gesorgt hast. Niemande sind für sie das, was Xemnas verkörpert. Gefühlslose Kälte.“ Ohne die Spur eines Gefühls sah sie sich um, nicht so, als würden sie belauscht oder als ob sie jemanden suchen würde, so, als würde sie etwas sehen, dass andere nicht sehen würden. „Sie wissen es nicht anders und vielleicht ist es sogar besser, wenn sie jenes Unwissen mit ins Grab nehmen.“ „Wieso glaubst du das?“ Ein Singvogelschwarm flatterte über die Häuser hinweg, Axel hörte mehrer Kinder ganz in der Nähe streiten, für Leira schien das alles nicht zu existieren. „Wenn sie wüssten, was für starke Persönlichkeiten wir dunklen Wesen sein können, würde es ihnen schwerer fallen, uns zu vernichten. Du weißt wie Sora reagierte, als er Naminé im Schloss Oblivion traf? Er hätte sie nie löschen können und wenn sie ihn umgebracht hätte.“ „Naminé könnte nie irgendjemanden umbringen.“ Schon die Vorstellung fand Axel absurd. „Bist du dir sicher? Schließlich ist sie auch ein Niemand, ohne Gefühle. Sie könnte es jederzeit tun.“ …Leira scheint das tatsächlich ernst zu meinen. Aber wenn ich nur daran denke, dass Naminé die Dunkelheit kaum kontrollieren kann und sich sogar versehentlich beim Nähen verletzt… Nein, ich glaube nicht, dass Naminé irgendwem irgendetwas antun könnte… Axel schwieg für eine kurze Zeit. „Nein. Naminé ist einfach nicht der kämpfende Typ“, sagte er dann überzeugt. „Würdest du glauben, dass ich jemanden auslöschen könnte?“ „Ich weiß nicht“, zögerte Axel. „…Ich meinte früher, dich zu kennen. Aber ich habe festgestellt, dass ich das nicht mal ein kleines Bisschen tue….“ Die Antwort schien ihr zu gefallen, sie lachte kurz. „Naminé kennst du auch nicht wirklich, Axel. Sie hat große Kraft und weiß jetzt damit umzugehen.“ „Sie ist zu zerbrechlich.“ „Wenn sie älter wird würde das langsam schwinden. Doch auch ihr Schicksal ist vorherbestimmt.“ „Wieso konnte sie sich dann nicht gegen Marluxia wehren?“ Ich habe immer noch das Bild im Kopf, wie sie zusammenzuckte, als Marluxia durch eines der dunklen Portale schritt. „Sie ist sehr unsicher, denn ihr Geist spürt die Sehnsucht von Kairi.“ „Du meinst, sie sind verbunden?“ „Hmmh.“ Sie ging einige Schritte vor. „Komm weiter, sonst wachsen wir noch fest.“ Axel holte sie mit wenigen Schritten wieder auf. „Fanden Naminé Roxas deswegen gleich so sympathisch? Weil sie im Grunde Sora und Kairi sind?“ „Denkbar. Aber ausschlaggebend ist die Tatsache nicht. Roxas und Riku sind auch keine guten Freunde, obwohl Sora und Riku es sind, nicht?“ „Stimmt. Aber sie kennen sich doch kaum.“ „Auch wieder wahr.“ Xion war auch mit Kairi verbunden. Roxas war mit Sora verbunden. Deswegen also haben sie sich so gemocht… Wer war ich für sie? War ich wirklich ein Freund, auch wenn ich keinerlei Verbindung zu ihren alten Ichs hatte? Axel vertiefte sich in die Theorie, sodass er kaum merkte, dass die Straßen sich wieder verengten. Leira fuhr mit der Hand beim vorbeigehen über den Putz an der Hauswand. „Was wirst du jetzt tun? Die Organisation wird dich suchen.“ …Woher sie das immer alles weiß ist mir ein Rätsel. Aber ich denke nicht, dass ich es jemals erfahren werde… „Ich kann mich nicht verstecken“, meinte er ohne lange nachzudenken. „Ich versuche einfach, die letzten Tage noch zu genießen. Tage, oder Stunden, oder was weiß ich….“ „Verstehe…“ Ihre Stimme bebte etwas. „Für mich sind es vielleicht auch die letzten Tage…“ „Warum?“ „Ich werde Xemnas herausfordern.“ „…Du wirst was??“, fragte Axel entsetzt. Sie blieb ruhig. „Du hast mich schon verstanden. Ich werde ihn herausfordern. Das ist meine letzte Chance, Kingdom Hearts vor ihm zu schützen, und auf diese habe ich die ganzen letzten Jahre hingearbeitet. Wenn ich dabei drauf gehe…“ Sie zuckte mit den Schultern. „…dann hoffe ich, dass die Schlüsselträger es alleine schaffen.“ „…Kingdom Hearts…“, murmelte Axel. „Ich weiß, was ich weiß, dank Kingdom Hearts. Ich bin, was ich bin, dank Kingdom Hearts. Auch, wenn er es wollte, ich kann nicht tatenlos dabei zusehen, wie Niemande ihn ausnutzen. Ich denke, ich hätte schon viel früher handeln sollen.“ Ihr Blick wurde sicherer. „Das ist, was ich entschieden habe. Ich alleine. Merke dir, Axel. An wen du glaubst, wem du vertraust und wem du gehorchst kannst nur du allein entscheiden. Lass dir niemals von jemanden das Gegenteil erzählen.“ „Ich wird’s mir notieren.“ Dieses Stadtviertel war menschenleer, vom Großstadtlärm abgeschottet. Dumpfes Hämmern hallte aus den Häusern hervor. „Hörst du das auch?“ „Ja, und ich bete, dass es nicht aus meiner Wohnung kommt!“ Leira rannte vor bis zu einem gelblich gestrichenem Has mit Schieferdach und dunkelbraunen Fensterläden und schloss die Tür hastig auf. Drinnen war eine weitere Tür links, rechts ein kleiner Flur und eine Treppe nach oben. Hier ist die Musik deutlich lauter zu hören... „Ein Glück, dass der Vermieter im Urlaub ist“, rief Leira, doch Axel konnte sie trotzdem kaum verstehen. „Ich wohn oben in einer WG mit Nadetha. Was du hier hörst ist eine ihrer Lieblingsbands.“ Sie lief die Stufen hinauf. „Wenn du dein Gehör behalten willst, bleib lieber draußen bis ich den Lärm abgestellt habe, ja?“ Am Ende der Treppe gab es eine weitere Tür, davor standen fünf Paar Schuhe, darunter stachen zwei Paar schwarze Stiefel und eines in blassgelb hervor, auch Leira schlüpfte aus ihren bevor sie die unabgeschlossene Tür öffnete. Tatsächlich, der Lärm da drinnen ist ja fast unerträglich! Axel hörte auch einige Stimmen heraus, während er ebenfalls die Schuhe abstriff, bis die Musik schlagartig verstummte. „Leira! Du bist wieder da!“ Axel konnte den männlichen Sprecher nicht zuordnen. „Hört mir eigentlich irgendjemand zu, wenn ich sage, die CDs bitte nicht so laut abspielen?“ Das ist wieder Leira, ungewöhnlich laut. Axel schloss die Tür hinter sich. „Ich weiß nicht, ob unsere Nachbarn es gerne haben, wenn ihre Häuser auch im Takt hüpfen.“ „Mensch, Mädel, reg dich ab. Das ist mein letzter Tag in dieser Bude und den möchte ich feiern, feiern und nochmals feiern.“ …Nadetha. Unverkennbar. „Freu dich doch auch etwas, ab morgen sitze ich alte Zecke dir nicht mehr täglich auf der Pelle.“ Der Flur war in einer blassgelben Farbe gestrichen, ähnlich der Stiefel vor der Tür. Er war quer und länglich. Rechts war statt einer Tür eine Art Vorhang aus blauen, weißen und roten Perlen, links eine offene Tür, in der Leira stand. „Ich will aber keinen Zoff mit den Nachbarn als Abschiedsgeschenk.“ „Großer Gott, verzeih mir, ich habe gesündigt“, feixte Nadetha. Leira seufzte und drehte sich dann zu Axel. „Ich hoffe, du bekommst keinen schlechten Eindruck…“ „Wen hast du denn da?“ Auch jene Stimme kannte Axel nicht. „Einen teilweise neuen Bekannten.“ Leira schob ihn einfach ins Wohnzimmer. Zahlreiche große Kartons verstellen hier den meisten Platz, drei Sessel lugen zwischen ihnen heraus, ein volles Bücherregal an der hinteren Wand. Rechts neben der Tür, in der Leira gestanden hat, ist eine weitere, neben der ein leer geräumtes Regal stand, auf einer Kiste der CD-Player, vor dem Nadetha steht, mit schwarzem, wirren Haar, in einem roten Minirock und weißer Strumpfhose sowie kurzem, knallgelbem Oberteil. Ja, das ist wirklich Nadetha, wie ich sie kenne… Auf einem der Sessel sitzt ein junger Mann mit braunem Pferdeschwanz, Brille, in einem grünen Shirt und weiter Jeans, ein Buch auf dem Schoß. In einem weiteren Sessel, eine pechschwarze, groteske Gitarre in den Händen… das ist doch Kray – nein, es muss Dash sein, denn Kray mit seinem fuchsbraunen Haar hockt bei den Kartons. Sein Zwillingsbruder hat jetzt auch schwarzes Haar, wie Nadetha. Haben sich alle verändert, schätze ich… Nadetha starrte ihn mit offenem Mund an. „Lea! Hätte nie gedacht, dass ich dich noch mal wieder sehe aber…“ Sie musterte ihn stirnrunzelnd. „Was hast du mit deinen Haaren gemacht. Sieht gar nicht mal übel aus. Muss ich mir merken.“ Auch Kray stand auf und kam zu ihm. „In wessen Garten hast du dich denn angepflanzt? Bist ja gewachsen wie sonst was.“ Tatsächlich war Kray nun ein kleines Stückchen kleiner als Axel. Früher hatte er immer zu Kray aufschauen müssen… „Ihr habt Recht, Kray, Nadetha…“, murmelte Axel schuldbewusst. „Ich hätte öfters hier vorbeischauen sollen.“ „Kennt man mich auch noch?“, grinste Dash. „Natürlich, Dash.“ Fragend sah Axel nun den Mann mit dem Buch auf dem Schoß an. „Und du bist…?“ „Azas. Ich bin ein Bekannter von Leiras Vater und habe so mitbekommen, dass man noch eine Person am Keyboard sucht. Seitdem habe ich ein Auge auf die Kinder.“ „Mach dich nicht unbeliebt, mein Guter“, drohte Nadetha grinsend. „Du vergisst, in wessen Wohnung du dich aufhältst.“ „Soweit ich weiß bist du gerade im Umzugsstress“, konterte Azas. „Gut. 1:0 für dich.“ „Aufgepasst, Leute!“ Axel zuckte zusammen, da die Stimme von hinten kam. Ein weiterer Typ drängte sich an Leira und ihm vorbei, eine Platte mit Kuchen und einigen Tellern balancierend. „Fütterung der Raubtiere.“ Er sah Axel kurz an. „Lea, hab ich das richtig mitbekommen? Butcher. Hab leider grad keine Hand frei.“ Ungewollt starrte Axel Butcher an. Er hat fast keine Haare mehr auf dem Kopf, außer einem hoch stehenden Streifen in der Kopfmitte – grasgrün. Zwei Gürtel locker um die rot karierte Hose geschlungen und eine offene kurze graue Jacke mit allerlei Taschen, Knöpfen und Reißverschlüssen unterstreichen sein seltsames Aussehen, ebenso die Bänder um den Hals und Handgelenke, die Ähnlichkeit mit Hundehalsbändern hatten und einige Tätowierungen an Oberarm und Brust. … Da ist tatsächlich jemand, der Nadetha übertrumpft… Selbst in Shady Shallow habe ich noch nie so jemanden gesehen. Azas hingegen begutachtete misstrauisch den Kuchen, als Butcher ihn auf einer der Kisten abstellte und sich selbst auf die Nächste setzte, Nadetha sofort an seiner Seite. „Wie lange hat man noch zu leben, wenn man ein Stück davon isst?“ „80 gute Jahre, wenn du keine Dummheiten machst.“ Er zog zwei Trommelstöcke aus der Innenseite seiner Weste und spielte mit ihnen herum. „Ich weiß nicht, wie ich die nächsten Tage überstehen soll…“ „Ja, ich sitz auch schon auf glühenden Kohlen“, stimmte Dash zu. „Bist du dir immer noch sicher, dass du nicht mit auftreten willst, Leira?“ „Nein, tut mir Leid“, schüttelte sie den Kopf. „diesmal müsst ihr noch auf mich verzichten. Wir haben zusammen eine Band auf die Beine gestellt“, fügte sie hinzu, als sie Axels verwirrtes Gesicht sah. „Exakt. Secluded Semblance heißt sie. Und in vier Tagen haben wir den ersten Auftritt vor Publikum“, freute sich Nadetha. „Und du bist nicht dabei?“, fragte Axel. „Na ja…“, fing Leira zögernd an. „Warum rückt sie nicht heraus“, knurrte Azas, nun doch einen Teller in der Hand. „Wir haben es auch schon versucht.“ …Weil es ihre letzten Tage sein könnten, huh…? „Was spielst du denn?“, fragte Axel. „Gitarre.“ „Na ja… du könntest es dir ja vormerken und falls du kannst dann mitspielen, oder?“ „Da hörst du es“, mampfte Nadetha mit vollem Mund. Doch Leira schien unentschlossen. „Ihr habt schon so oft ohne mich geprobt…“ „Leira!“, mahnte Dash. „Das ist der banalste Grund, den ich je gehört habe. Doch sollte das wirklich der Einzige neben Lampenfieber, was wir wohl alle haben, sein, dann lass dir gesagt sein: Vielleicht hast du den ganzen Kram nicht ganz so oft geübt wie wir, doch dank deinem genialen Gedächtnis wirst du wahrscheinlich die Letzte sein, die einen Patzer macht.“ „Ohne dich wäre der Auftritt nicht dasselbe“, brummte Butcher. „Du gehörst halt zu uns“, nickte Azas. „Wie die Saiten zur Gitarre.“ Leira lächelte. „Danke.“ „Heißt das ja?“, erkundigte sich Kray. Axel nickte Leira wortlos zu, als sie ihn ansah und schließlich ebenfalls nickte. „Ja, das heißt es. Ich spiele mit, wenn ich kann, und wenn ich verhindert bin, was ich nicht hoffe, dann müsst ihr wohl ohne mich auftreten…“ „Jawohl!“, jubelte Nadetha, fiel Leira um den Hals und die anderen stimmten in ihren Freudenschrei ein. Dann hüpfte sie noch einmal vor Axel. „Du bist ein Glücksbringer, Lea!“ „Ein Hoch auf Leas Anwesenheit und Leiras Entscheidung“, grinste Dash. Sie lachten ausgelassen mit. Worüber? Das wissen sie wohl selbst nicht. Sie sind wirklich…Freunde. „Was mich interessieren würde: Wo hast du eigentlich die ganze Zeit gesteckt, Lea?“, wollte Kray endlich wissen. …Die Frage hätte ich lieber vermieden. Obwohl ich weiß, dass sie irgendwann hat kommen müssen. Die anderen schienen seine Gedanken in seinem Gesichtsausdruck zu erraten. „Ist es ein schreckliches Geheimnis?“, riet Nadetha fröhlich. „Du musst uns nicht schonen. Wir sind in Shady Shallow aufgewachsen – uns kann nichts mehr schocken.“ Axel grinste, aber eine Antwort wusste er immer noch nicht. …Irgendwie muss die Frage doch zu umgehen sein.... „Würdet ihr es mir glauben, wenn ich sage, Außerirdische haben mich entführt, damit ich für sie Untote erledige und im Winter das Feuer im Kamin anzünde?“ Leira unterdrückte ein Lachen. „Erzähl keine Märchen.“ Nadetha runzelte die Stirn. „Ein paar Geisteskranke haben dich entführt, damit du andere Verrückte umlegst?“ „Nein. Es ist einfach zu schwer zu erklären…“ „Das ist fies. Ich weiß fast gar nichts über dich.“ „Das geht, glaube ich, uns allen so“, grinste Dash. „Ausnahme Leira. Aber du bist ja sowieso allwissend.“ „Quatschkopf. Du redest Unsinn.“ Leira verschränkte die Arme. „Du hast sehr viel von deiner Schwester“, bemerkte Azas. Axel atmete auf. Das vorherige Thema scheint erledigt. „Als ich sie vor einer Woche in der Stadt traf hat sie mich auch so angesehen, weil ich der Meinung war, ich stünde die Bluse nicht.“ „Du bist aber auch taktlos“, lachte Butcher. „Eben“, grinste Nadetha. „So etwas sagt man besser nicht laut zu einer Frau.“ „Ich bin halt ehrlich“, verteidigte sich Azas. „Wenn mich jemand nach meiner Meinung fragt kann ich nicht lügen.“ „Gut, hören wir uns deine ehrliche Meinung zu der Tatsache an, dass wir weiter Kisten schleppen müssen, um noch vor Nachteinbruch fertig zu werden“, feixte Kray. „Leider wahre Worte“, seufzte Azas. Dash nickte. „Und wehe dir, Nadetha, wenn du nächste Woche schon wieder umziehst.“ „Nein, bei meinem Butchy bleib ich ewig“, säuselte sie und umarmte Butcher, der eine Grimasse schnitt. „Bis ins Grab und noch viel länger.“ „Amen.“ „Soll ich helfen?“, fragte Leira, als Dash und Kray bereits den ersten Karton aus der Tür zerrten. „Nichts da. Das ist Männerarbeit. Wir sind vier und damit mehr als genug. Mit anderen Worten: Glück gehabt, Lea.“ Butcher und Azas kamen mit dem nächsten Karton nach, den sie etwas ungeschickt die Treppe hinunter trugen und Nadetha folgte pfeifend mit zwei Taschen in den Händen. Leira sah ihnen nach. „Jetzt kehrt für ein paar Minuten wieder Ruhe ein.“ „Freut mich, dass du so viele Freunde gefunden hast“, meinte Axel. „Sie haben gute Herzen, die nicht zu sehr von der Dunkelheit getrübt werden. Und sie fragen nicht nach, wenn ich ihnen etwas verschweige. Vielleicht, weil sie wissen, dass jenes Wissen nicht für sie bestimmt ist.“ Sie scheint irgendwie traurig… Weil sie vielleicht bald nicht mehr ist, oder…? „Du wärst auch wieder gerne einer von ihnen“, stellte Axel fest. „Ja, wahrscheinlich.“ „Leira…“ „Huh?“ „…Können Niemande Herzen haben?“ Sie lächelte. „Es überrascht mich, dass du nicht schon viel eher gefragt hast. Ja, das können sie.“ „Wenn sie Kingdom Hearts durchschreiten?“ „Nein. Sie haben die ganze Zeit schon ein Herz.“ …Die ganze Zeit…? Aber… „Das kann nicht sein.“ „Niemande sind Hüllen, Axel. Alles an uns ist eine Hülle von dem, was vorher war. Indem sie lernen füllen sie diese Hülle und werden eigenständig.“ Sie sah ihn an. „Wir besitzen auch die Hülle unseres alten Herzens. Wenn wir es nähren, kann auch es sich füllen. Natürlich wird ein solches Herz nie das Alte ersetzen können… aber es kommt ihm einigermaßen nahe.“ „…Und das weißt du auch von Kingdom Hearts?“ „Behalte es für dich“, grinste sie und legte verschwörerisch den Finger auf die Lippen. „…Wer würde mir das schon glauben?“, meinte Axel und rief die Dunkelheit, ließ sie ihn verschlucken, die schwarze Kutte wieder zum Vorschein bringen, bevor er wieder die Gassen weit im Kern Shady Shallows betrat. Wir haben so etwas wie Herzen, huh? Kein Wunder, dass Roxas mich so sehr an einen Menschen erinnert hat… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)