Spread von Lindwurm (nach einem rpg von Lindwurm und Apsaras) ================================================================================ Kapitel 2: Niemand ------------------ Kapitel 2 „Niemand“ Personen: Demyx, Xigbar Warning: -- Er stoppte, als sie vor einer Tür stehen blieben. Sie war ebenso groß, aber nicht ganz so massiv wie die des Labors. Wie alles andere war auch sie weiß und hatte ebenso eine Nummer eingraviert, eine römische II. Xigbar öffnete die Tür und machte eine einladende Geste „Nur zu, das ist mein Zimmer“ „Zwei?“ fragte sein Gegenüber, als er die Zahl las „An der Tür von diesem Labor stand eine Vier, oder? Heißt Zwei, dass du direkt unter Eins stehst? Also so was wie, äh... Vize-Präsident?“ Er folgte Xigbar in das Zimmer und verstand auch schlagartig, was er mit nicht gerade ordentlich gemeint hatte, denn es herrschte wirklich pures Chaos. Das Zimmer war ohnehin ganz anders, als man es vermutete. Denn das ganze Schloss war kahl, weiß und unheimlich. Auch das Labor war nicht anders, nur noch einen Tick gruseliger. Aber hier sah es aus wie in einer ganz normalen Wohnung eines zu gegeben ziemlich unordentlichen Menschen. Xigbar schmunzelte etwas bei der Bezeichnung als Vize-Präsidenten. „Ja, so kann man es auch sagen. Wir haben eine Organisation gegründet und wie du richtig vermutet hast bin ich Gründermitglied und die Nummer Zwei. Vexen ist Nummer Vier“ Er bahnte sich einen Weg durch sein eigenes Chaos und begann in einem Schrank zu wühlen „Setz dich... irgendwo hin, ich such dir was zum Anziehen“ Der Junge hatte ebenso mit den herumliegenden Dingen zu kämpfen, doch er schaffte es bis zu dem großen Bett und setzte sich auf die Bettkante. Er sah seinen Helfer mit großen Augen an. „Hat jeder hier eine Nummer?“ fragte er neugierig und sah dem Mann dabei zu wie er ein Kleidungsstück nach dem Anderen aus dem Schrank zog und dann einfach auf den Boden fallen lies, wenn es offenbar nicht dem entsprach was er suchte „Was für eine Nummer habe ich dann?“ „Jap, wir haben alle eine Nummer. Aber noch ist nicht klar ob du aufgenommen wirst“ antwortete der schwer Beschäftigte „Ich muss mit dem Superior reden“ Um ehrlich zu sein hatte er keine große Lust dazu, aber es führte wohl kein Weg daran vorbei. Dann fand er offenbar endlich etwas und zog ein schwarzes T-shirt und eine ebenso schwarze lange Jogginghose aus dem Schrank und warf Beides einfach aufs Bett. „Hier, das könnte passen“ Der Junge nahm die Kleider an sich. Sie waren ein wenig zu groß, doch das kümmerte ihn nicht, denn momentan war ihm alles recht wenn es nur warm hielt. Während er sich anzog dachte er darüber nach, wer der Superior wohl war und was er von ihm halten würde. Auf eine Art und Weise fühlte er sich mit dem Gedanken ganz und gar nicht wohl, dass Jemand über ihn urteilen würde, denn was hatte er momentan denn schon vorzuweisen? „Was passiert denn mit mir, wenn ich nicht aufgenommen werde?“ fragte er etwas ängstlich, als Xigbar noch mit einer Wolldecke zu ihm kam und ihm diese um die Schultern legte. „Keine Angst. Ich werde schon verhindern, dass er dich in einen Dämmerling verwandelt“ sagte er beruhigend und hoffte, dass er nicht weiter nachfragen würde „Zuerst müssen wir zwei herausfinden, wie ich dich nennen kann“ „D-Dämmerling? Was ist denn ein Dämmerling?“ kam natürlich promt die Frage, denn der Name alleine war dem jungen Niemand schon nicht geheuer. Die Vorstellung in so etwas verwandelt zu werden natürlich umso weniger. „Mich nennen?“ „Dämmerlinge sind niedere Niemande. Nur die Wenigsten behalten ihre menschliche Gestalt“ antwortete Xigbar nur und beließ es dabei. Er hatte keine Lust auf lange Erklärungen, die ohnehin zu nichts führen würden, da er ja selbst nicht genau durchschauen konnte, warum Niemande existierten. Er setzte sich ebenso auf die Bettkante „Tja, du brauchst doch einen Namen. Kannst du dich wirklich an gar nichts erinnern?“ er sah den Jungen prüfend an „Erst wenn wir deinen menschlichen Namen kennen, kann der Superior dir einen Neuen geben“ Angesprochener kam sichtlich ins Grübeln, eine ganze Weile lang sagte er gar nichts, doch ganz langsam erschien ein verschwommenes Bild in seiner Erinnerung. Es war nichts konkretes, nur ein sehr schwaches Bild, so als würde Jemand einen alten Film in seinem Kopf abspielen. „Ich weiß nicht so genau“ sagte er leise „Ich glaub... da war Sand auf dem Boden... und viel Wasser und...“ Er versuchte das Bild klarer zu sehen, doch es war beinahe als wäre es gar nicht seine eigene Erinnerung. Sie wirkte so fremd, als wäre es das Leben eines Anderen. „Da kamen so kleine schwarze Dinger aus dem Boden... so wie die draußen vor dem Schloss...“ Einen weiteren Moment herrschte Stille, erst dann meldete er sich wieder unsicher zu Wort „Ich glaube... Emyd? Ich heiße... Emyd“ „Emyd? Ein schöner Name“ sagte Xigbar erst, als er sicher war, dass keine weiteren Erinnerungen kommen würden und lächelte kurz „Die schwarzen Wesen waren Herzlose. Dann haben sie dir also sein Herz gestohlen. Du hast sein Herz wohl nicht so leichtfertig aufgegeben wie wir es haben...“ Er sah plötzlich ein wenig traurig aus, schüttelte jedoch den Kopf um den Gedanken daran wieder zu verscheuchen „Wie auch immer. Es ist gut, dass du dich erinnerst aber du brauchst einen neuen Namen. Du bist kein Mensch mehr, also solltest du auch deinen menschlichen Namen ablegen“ Emyd legte wieder eine Hand auf seine Brust, doch dort war noch immer kein Herzschlag, den er hätte spüren können. „Mein Herz gestohlen“ murmelte er und sah sehr traurig aus, als er sich erinnerte „Es... hat wehgetan“ Er erinnerte sich tatsächlich an das Gefühl. An die kleinen schwarzen Klauen der Herzlosen, die sich in seine Brust gebohrt hatten und an dass zerreißende Gefühl, kurz bevor alles um ihn herum schwarz wurde. Es war eine grauenhafte Erinnerung und er schüttelte heftig den Kopf um sie wieder loszuwerden. Er sah den Älteren an „Neuer Name?“ „Jap, wir bekommen Alle neue Namen“ nickte dieser „Anfangs ist es komisch, aber man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Weißt du, als ich ein Mensch war – und glaub mir, das ist schon eine ganze Weile her- da war mein Name Braig“ Er versuchte sich zu erinnern wie es war als er gemerkt hatte, dass er kein Mensch mehr war, doch selbst das war bereits eine blasse Erinnerung „Nachdem mein Herz fort war, habe ich gespürt dass der Name nicht mehr zu mir gehört“ „B... Braig? Also... kam ein X dazu und es wurde so Xigbar?“ Emyd verstand. Er fühlte sich in der Tat auch sehr sonderbar mit dem Namen Emyd. Als würde er einfach jemand Anderem gehören und nicht mehr ihm selbst. „Haben... Herzlose auch dein Herz gestohlen? Kann man ihnen das Herz nicht einfach wieder wegnehmen?“ „Unser Superior hat uns diese Namen gegeben, aber ja, so ist das Prinzip“ Xigbar zögerte ein wenig, verneinte aber dann die folgenden Fragen „Nein, ich war es selbst, der sein Herz leichtsinnig verspielt hat. Ich kann nicht mal genau sagen wann es passiert ist, ich habe einfach irgendwann gespürt, dass ich kein Mensch mehr war... Weißt du, es gibt unzählige Herzlose. Selbst wenn es eine Möglichkeit gäbe genau die zu finden, die dein Herz gestohlen haben, es wäre schon längst nicht mehr da“ Er schüttelte etwas resigniert den Kopf „Das hörst du sicher ungern, aber ich fürchte das Herz was unseren früheren Ichs gehörte ist verloren“ In der Tat hörte der junge Niemand das sehr ungern. Allein der Gedanke plötzlich jemand völlig anderes zu sein, schien ihm so unwirklich. Umso schwerer fiel ihm auch die Vorstellung, dass Xigbar nicht einmal gemerkt hatte, dass sein herz verschwunden ist. „Wie kann man denn nicht merken, wenn man sein Herz verliert? Kann man da überhaupt... richtig fühlen?“ „Da solltest du nicht mich fragen“ antwortete Xigbar „Frag dich selbst“ Emyd schaute etwas fragend. Er war selbst ja auch ein Niemand, konnte er denn fühlen? „Fühlst du denn irgendetwas? Trauer oder Zorn? Wie würde ein Mensch wohl reagieren, wenn er erführe, dass ihm das Wichtigste gestohlen wurde?“ sagte Xigbar weiterhin und seufzte resigniert „Nein, wie können nicht fühlen. Wir können uns bestenfalls an Gefühle erinnern, die wir früher einmal hatten. Aber die meisten von uns haben selbst das bereits vergessen“ Emyd hörte seine Worte, versuchte dann selbst seine Gefühle zu verstehen. Doch tatsächlich, er fand nichts. Er war verwirrt, aber Gefühle? Er hatte gerade erfahren, dass er tot war, dass er kein Herz mehr hatte. Aber er fühlte sich noch nicht einmal traurig darüber. Plötzlich verstand er Xigbar. Als er in der Stadt aufgetaucht war, hatte er doch auch nichts gefühlt. Kälte und Nässe sicherlich, Verwirrung und Angst, weil alles so fremd war ebenso. Aber sonst? Er war tatsächlich herzlos und hatte es nicht einmal gemerkt „Kann ich... vielleicht später ein Bad nehmen?“ fragte er stattdessen nach einer ganzen Weile, denn ihm war immer noch irgendwie kalt. Xigbar nickte „Natürlich kannst du. Wir haben ohnehin eine Versammlung und ich glaube nicht, dass es eine gute Idee wäre dich direkt mitzunehmen, ohne dem Superior vorher Bericht zu erstatten“ er seufzte etwas, weil das alles sicher noch sehr kompliziert werden würde „Du wirst für einen großen Aufruhr sorgen. Das wird sicher länger dauern, ich hoffe es stört sich nicht, wenn du so lange hier alleine bleibst?“ „Aufruhr?“ fragte Emyd leise „Warum denn Aufruhr? Nein, es ist kein Problem, wenn du mich hier lässt. Tut mir leid, wenn du wegen mir Ärger kriegst, Xigbar“ „Nunja, es passiert nicht gerade oft, dass ein Niemand einfach so in der Stadt auftaucht, verstehst du?“ sagte Xigbar mit einem Schulterzucken, schüttelte anschließend leicht den Kopf „Nein, ich bekomme keinen Ärger. Ganz im Gegenteil, wenn du dich als brauchbar herausstellst, kommen wir unserem Ziel nur näher“ Er stand auf und bahnte sich seinen Weg zurück zur Tür. Einen Moment sag er noch zu dem Jungen zurück „Wenn du müde bist, kannst du auch mein Bett benutzen. Ich bin bald wieder da“ „Warte! Was wenn nicht? Was ist, wenn ich unbrauchbar bin?“ fragte Emyd schnell, bevor der Mann den Raum verlassen konnte, doch er bekam keine Antwort außer einem kurzen Blick. Scheinbar wollte Xigbar auf diese Frage keine Antwort geben und das gefiel ihm gar nicht. Einen Moment wartete er noch verzweifelt auf eine Antwort, sah dann aber ein, dass er einfach keine bekommen würde und gab auf. Stattdessen legte er zum ersten Mal ein dankendes Lächeln auf „Danke, Xigbar. Ehm... wo ist das Bad?“ „Schon ok, es ist zu früh sich zu bedanken“ meinte Xigbar noch, nickte dann in Richtung einer zweiten Tür, die nicht auf einen der Korridore, sondern in ein weiträumiges Bad führte „Das Zimmer dort, Handtücher sind im Schrank“ Mit diesen Worten verließ er den Raum endgültig und machte sich auf dem Weg zur Versammlung um die Organisation über das Auftauchen des Jungen zu informieren. tbc Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)