Was wäre wenn... von Zion2nd ================================================================================ Kapitel 13: Kapitel 13 ---------------------- Kapitel 13 Steves Kopf zuckte zu mir herum. Dem schwarzen Wesen schien das eine geeignete Gelegenheit, sich einem seiner Gegner zu entledigen und sprang mit zwei langen Sätzen erst hinter Steve und dann auf seinen Rücken. Steve ging unter dem Gewicht zu Boden, während sich der Kopf des Tieres mit weit aufgerissenem Maus sich seinem empfindlichen Hals näherte. Das war der Moment, in dem meine Instinkte die Steuerung meines Körpers übernahmen. Ohne auch nur eine Sekunde zu zögern nahm ich Anlauf und verließ in einem weiten Bogen den Ast, auf dem ich bis jetzt gestanden hatte. Mit sogar für meine vampirischen Verhältnisse schnellen Bewegungen sprintete ich auf das ringende Paar zu. Steve lag noch immer bäuchlings auf dem Waldboden und wurde von dem Tier dort festgehalten, indem es sich mit zweien seiner Pranken auf seinem Rücken abstützte. Das hinderte Steve natürlich nicht daran, seine scharfen Fingernägel einzusetzen, sich immer wieder durch das Fell des Tiers zu bohren und es schmerzhaft zu verletzen, oder mit wild um sich schlagenden Fäusten nach der Schnauze mit der rosa Nase zu schlagen. Trotzdem blieben seine Aktionen dich mehr eine verzweifelte Notlösung als eine wirklich effektive Verteidigung. Die zwei Sekunden, die ich brauchte, um zu Steve zu gelangen, begann mein Herz zu rasen. Adrenalin rauschte durch sämtliche meiner Adern. Mein ganzen Sein war darauf konzentriert, dieses riesige Biest von meinem Steve herunter zu kriegen, auch mit Gewalt, wenn es sein musste. Ein kräftiger Tritt gegen die mir zugewandte Schulter und das Tier flog ein paar Meter weit, bis es ziemlich abrupt von einem Baum gestoppt wurde. Es regnete ein paar Blätter, das Tier lag still und regte sich auch nach ein paar Augenblicken noch nicht wieder. Steve fuhr mit einem tiefen Knurren vom Boden hoch und blickte sich hektisch nach seinem Angreifer um. Ich packte ihn an seinem Oberarmen. „Es hat dich nicht erwischt, oder?“, fragt ich ihn und sah ihm forschend in die Augen. „Nein, nur fast. Du warst schnell genug.“, erwiderte Steve ein wenig außer Atem. Ich ließ ihn wieder los. Steve war nichts passiert. Erst jetzt, als sich meine angespannten Muskeln wieder lösten, merkte ich, wie angespannt ich gewesen war. Sogar mein Herz hatte sich verkrampft, insofern das überhaupt möglich war. Auf jeden Fall hatte es sich so angefühlt. „Tut mir leid, dass ich dich abgelenkt habe.“, ein wenig schuldbewusst sah ich zu dem großen Tier, das immer noch vor dem Baum lag. Ich musste es ziemlich heftig getreten haben, dass es jetzt bewusstlos war. „Es ist ja nichts passiert. Du hast mich ja gerettet.“ Bei diesen Worten trat ein leichter Rotschimmer auf Steves Wangen. „Aber warum willst du nicht, dass wir es töten?“ Ich schwieg kurz, um die richtigen Worte zu finden. „Steve, kannst du erkenne, was das für ein Tier ist?“ Verwundert sah Steve mich an, trat dann aber ein paar Schritte auf das Tier zu. Ein paar Augenblicke später sah er überrascht zu mir. „Ich das ein Panther? Ich dachte die ganze Zeit, weil es so groß ist, müsste es etwas anderes sein. Ein Tier, dass sich verändert hat, nachdem die Drachen erschaffen worden sind.“ „Es ist tatsächlich ein Panther.“ Ich war neben Steve getreten, während dieser immer noch mit aufgerissenen Augen das riesenhafte Tier anstarrte. Vorsichtig tastete ich erst über das glatte Fell an dessen Hals, um mich zu vergewissern, dass es nicht tot war. Dann kniete ich mich neben seinen Kopf und hob leicht seine Lefzen an. Die scharfen Zähne des Tiers schimmerten in reinem Weiß. Auch die Innenseiten waren makellos. Keine Buchstaben. Nicht mal Karies. „Ähm, Darren... was machst du da?“, fragte mich Steve mit einem Ton, der sich so anhörte, als zweifele er ein wenig an meinem Verstand. Kaum verwunderlich, schließlich saß ich hier vor dem Kopf eines Tieren, der in etwa die Ausmaße meines halben Oberkörpers hatte, und spielte Zahnarzt. „Ich habe etwas gesucht.“ „Darren, was hast du erwartet im Maul eines Panthers zu finden? Ich meine, es ist ein Tier, und nicht eine Tasche oder so.“, meinte er nur kritisch, aber ein wenig Sorge mischte sich in seine Stimme, als er fortfuhr: „Und was ist, wenn es aufwacht? Du sitzt da wie ein Snack auf dem Präsentierteller. Komm da bitte weg!“ Mit einem hörbaren Klacken klappte ich den Kiefer des Panthers wieder zu. Steve hatte natürlich Recht. Falls er wirklich aufgewacht wäre, dann hätte ich ein Problem gehabt. Aber es war die Gelegenheit gewesen, mich zu vergewissern. Ich stand auf und gesellte mich wieder zu Steve, der sich ein paar Meter zurückgezogen hatte und mich immer noch besorgt ansah. „Sieht so aus, als hätte ich dich umsonst in Gefahr gebracht, Steve. Tut mir Leid.“, seufzte ich schließlich. Ich hatte einfach überreagiert, als ich den Panther als einen solchen erkannt hatte. Aber wenn ich jetzt darüber nachdachte, dann war es klar, dass dieser Panther nicht der sein konnte, den ich damals getroffen hatte... oder in der Zukunft treffen würde. Bis dahin waren es sicher noch über hundert Jahre, und so alt wurden nicht einmal Riesenpanther. Ich seufzte erneut. Sanfte Hände strichen mir über die Haare. Verwundert sah ich zu Steve, der mich mit einem leichten Lächeln und einem seltsamen Funkeln in den schönen Augen ansah. „Komm, lass uns zurückgehen. Die Verfolgung war nicht leicht und der Kampf auch kein Kinderspiel. Und ich habe Hunger. Auf dem Weg zurück finden wir bestimmt noch was Kleines und ein paar Nüsse und Früchte. Ein kleiner Gang zum Fluss wäre sicher auch mal wieder angenehm. Was meinst du?“ Steve hatte mir die ganze Zeit in die Augen gesehen, während er mit mir sprach. Ein leichtes Kribbeln durchfuhr meinen Körper, dabei war es gar nicht kalt. Aber vielleicht war es wirklich einfach mal wieder nötig, sich ausgiebig in dem kleinen Bach zu waschen. Ich brach zuerst unseren Blickkontakt. „Gut, lass uns zurückgehen.“ Mit einem letzten Blick auf den Panther wandte ich mich um, um die Lichtung in die Richtung zu verlassen, aus der wir gekommen waren. Steve folgte mir wenig später. Ich setzte gerade zum Spruch in das Geäst der Bäume an, als mich ein leises Rascheln mich umsehen ließ. Mein suchender Blick führte mich zu dem Baum, unter dem sich der Panther seine Höhle gegraben hatte. Die vor dem Eingang aufgeschichteten Blätter bewegten sich leicht. „Das ist noch was.“, flüsterte Steve aufgeregt, als er meinen Augen gefolgt war. Aus den dunklen Tiefen der Höhle kletterte etwas hervor. Sowohl ich als auch Steve spannten unsere Muskeln an, in Erwartung dessen, was uns erwarten könnte, während wir angestrengt versuchten, zu erkennen, mit was wir es diesmal zu tun hatten. Vielleicht war der Panther ja nicht alleine gewesen... Die Spannung wuchs mit jeder Sekunde, die verstrich. Dann erschein ein kleiner, schwarzer Kopf in der Öffnung der Höhle, dicht gefolgt von einem ebenso kleinen, schwarzen Fellknäuel. Die angespannte Stimmung zerriss vollends, als Steve sich mit dem Aufschrei: „Oh, wie süß!!!“ auf die Knie fallen ließ, und lockend seine Hand nach dem wuscheligen Kätzchen ausstreckte. Beim Anblick seiner leuchtenden Augen und dieser so absurden Situation musste ich unwillkürlich lachen. „Du hast Recht, es ist wirklich süß.“, kicherte ich, als es leise maunzte. „Mach dich nicht lustig über mich. Ich kann auch nichts dafür.“, schmollte Steve und versuchte immer noch, das Kleine zu sich zu locken, das sich auf zu großen Pfötchen tappsig auf ihn zu bewegte. Mit einem Sicherheitsabstand von etwa zwei Metern setzte es sich auf dem Boden und starrte uns beide mit schief gelegtem Köpfchen neugierig an. Dann gähnte es mit weit aufgerissenem Mäulchen. Ein kleiner Schock durchfuhr mich. Da waren sie. Die Buchstaben, nach denen ich gesucht hatte. H A R K A T - M U L D S oder K U R D A - S M A H L T, je nachdem, wie man sie legen würde. Auf den kleinen Zähnen des Pantherjungen. Ganz so falsch hatte ich mit meiner Vermutung also doch nicht gelegen... Ich wandte mich endgültig von der Lichtung ab. Das Wichtigste war, dass das Kleine lebte. Es war wichtig für meine Zukunft... oder meine Vergangenheit. Steve war noch immer ganz versunken in dem Anblick des kleinen Kätzchens. „Lass uns gehen. Die Mutter wacht sicher gleich auf. Und sie wird sich nicht freuen, dass wir dem Jungen so nahe sind.“ „Ich hätte es sooo gerne gestreichelt. Es sieht so weich und flauschig aus.“, seufzte Steve ein wenig enttäuscht. Dann verließen wir beide die Lichtung in Richtung Dorf, nicht ohne unterwegs noch etliche Bäume um ein paar ihrer Früchte und Bewohner zu erleichtern. *** Nachdem wir gegessen hatten war die Sonne schon hinter dem Horizont verschwunden. Dunkelheit senkte sich über die Welt. Es war noch zu früh für die Sterne. Einzig das Lagerfeuer, das wir vor einer der Hütten, der Unbeschädigtsten, aufgebaut hatten, gab noch ein wenig Licht. Sowohl Steve als auch ich waren müde von den langen letzten Tagen. Den Panther zu verfolgen hatte uns zwar nicht das eingebracht, was wir uns erhofft hatten, aber für mich war es so etwas wie ein Weckruf gewesen. Bis jetzt hatte ich kein Ziel gehabt, außer zu überleben. Jetzt... hatte ich zwar immer noch keines, aber zumindest eine Idee, wie es weitergehen könnte... Ein Ast knackte laut. „Wir sollten noch baden gehen. In den letzten Tagen sind wir echt schmutzig geworden, und von dem Viech in den Dreck gedrückt zu werden, hat es auch nicht besser gemacht.“, sprach Steve in die nächtliche Stille. „Na, dann lass uns gehen.“, meinte ich nur und stand auf. Ich freute mich schon auf mein Bett, oder zumindest das, worauf ich in letzter Zeit geschlafen hatte. Der Weg zum Fluss dauerte nicht lange. Wir sprachen kaum miteinander. Wortlos zogen wir uns aus, jeder für sich, und stiegen in das kalte Wasser, das dabei leise plätscherte. Der Mond spiegelte sich tausendfach in den Wellen, die wir warfen. Ich fühlte Steves brennende Blick auf meinem Rücken. Keine Sekunde ließen seine Augen von mir ab, nicht einen einzigen Augenblick. Trotz des kühlen Wassers wurde mir immer wärmer. Wieder spürte ich das eigenartige Kribbeln, das mich schon auf der Lichtung durchfahren hatte. Eine Gänsehaut breitete sich auf meinem Körper aus. Ich zuckte zusammen, als ich plötzlich Steves Hand auf meiner Hüfte fühlte. Die Gänsehaut verstärkte sich noch. „Darren...“, flüsterte Steve nahe an meinem Ohr. „Ja...?“, war das einzige, was ich herausbrachte. Mein Herz schlug so schnell, dass ich es an meinen Rippen spüren konnte. „Darren...“ Seine zweite Hand schlang sich um meine Taille. Dann schmiegte sich Steve an meinen Rücken, das Gesicht an meinem Hals vergraben. Warm spürte ich seinen Atem auf meiner Haut. Warm war es an jedem Punkt, an dem er mich berührte. Sogar meine Atmung hatte sich beschleunigt. „Würdest du... vielleicht...?“ Es war lange her, dass ich Steve zum letzten Mal so unsicher erlebt hatte. Seine Umarmung wurde kräftiger. Ich hörte ihn tief Lust holen. „Würdest du mich vielleicht... ... ... küssen... wenn du willst...?“, nuschelte er so leise, dass ich ihn fast nicht verstehen konnte. Und doch machte mein Herz in diesem Moment einen Satz, nur um anschließend doppelt so schnell weiterzuschlagen. Kurz bekam ich nicht einmal mehr Luft. Ich wusste nicht, woher dieses Gefühl kam, aber es war da. Ich wollte Steve küssen. Es wurde mir in diesem Moment klar. Nichts war jetzt klarer als das. Und ich war vollkommen überwältigt von dieser Tatsache. Vorsichtig drehte ich mich ein wenig in Steves Umarmung und schlang ebenfalls meine Arme um ihn. Er fühlte sich so gut an, alles an ihm. Seine schönen Augen leuchteten im Mondlicht. Sein Mund war leicht geöffnet. Erwartungsvoll und ein wenig ängstlich sah er mich an. Er sah so niedlich aus, so atemberaubend, so... es gab keine Worte dafür. Ich vergaß alles um mich herum, außer ihn. Langsam senkte ich meinen Kopf, ohne meinen Blick von seinem zu lösen, bis unsere Lippen sich trafen. Es war ein sanfter Kuss. Wir waren beide ein wenig unsicher. Aber er war so intensiv wie kaum etwas, dass ich je zuvor gefühlt hatte. Unsere Zurückhaltung brach, als Steve leise in meinen Mund keuchte. Meine Hände bewegten sich fast schon wie selbstständig über seinen Rücken, die Wirbelsäule entlang, seine Seiten, den muskulösen Bauch, seine starken Arme, die Narben entlang. Ich wollte ihn einfach spüren. Alles von ihm. Seine Hände erkundeten meinen Körper auf dieselbe Weise. Und wir küssten uns weiter. Immer wieder trafen sich unsere Münder, immer heftiger und verlangender pressten wir uns aneinander. Es hätte mich nicht gewundert, wenn das Wasser um unsere Beine angefangen hätte zu kochen, so warm wurde mir, so heiß. Erst nach einer gefühlten Unendlichkeit lösten wir uns langsam voneinander. Wir waren beide außer Atem und keuchten ein wenig. Wieder trafen sich unsere Blicke. Das leuchten in Steves Augen hatte zugenommen, er strahlte regelrecht. Er war einfach nur wunderschön. Steve nahm meine Hand. „Lass uns zurückgehen.“, wisperte er und lächelte mich an. Nur zu gerne ließ ich mich aus dem Bach ziehen. Der Rückweg schien mir viel kürzer als vorhin, was vielleicht auch daran lag, dass ich meine ganze Konzentration auf das Wesen gerichtet hatte, das hier vor mir lief und meine Hand immer noch in Beschlag genommen hatte. Das Feuern, das wir errichtet hatten, glühte noch ein wenig vor sich hin und gab kaum noch Wärme ab. Dafür war Steves Körper umso wärmer, als er sich zu mir auf mein Lager legte und sich an mich kuschelte. So seltsam es auch war, es fühlte sich richtig an, ihn so nahe bei mir zu haben, auch wenn ich mir das vor ein paar Wochen noch nicht einmal im Traum hätte vorstellen können. Ich drehte mich zu Steve um und zog ihn noch ein wenig näher an mich heran. Steve seufzte wohlig. Er hob einen Arm und legte ihn auf meinen Bauch, wie um sich zu überzeugen, dass das alles auch wirklich echt war. Ich strich ihm durch die Haare und über die Wange, hob sein Gesicht ein wenig an, nur um ihm einen kleinen, gehauchten Kuss zu geben. Ein Lächeln schlich sich auf Steves Lippen, dass sich auch dann noch hielt, als sich seine Augen schlossen und er in den Schlaf überglitt. Dieses schöne Bild vor mir dauerte es auch bei mir nicht lange, bis ich eingeschlafen war. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)