Nothing you can do, but you can learn how to be you von Idris ((Dean/Castiel)) ================================================================================ Kapitel 1: Nothing you can do, but you can learn how to be you -------------------------------------------------------------- ~ There's nothing you can make that can't be made. No one you can save that can't be saved. Nothing you can do but you can learn how to be you in time - It's easy ~ Beatles: "All you need is love" „Ja … ja.“ Dean nickt. „Das ist dreihundert Meilen von hier … Nein, das ist kein Problem … ich … Sam …“, er schluckt und befeuchtet seine Lippen, atmet und lauscht. „Ich werde da sein. Bis morgen früh.“ Er legt auf und presst das Handy an seine Stirn. Sekundenlang ist er ganz still und nur sein lauter, abgehackter Atem dringt durch die Stille. Die kalte Luft verwandelt seinen Atem in kleine, weiße Wölkchen. Dieses Gespräch zu beobachten ist, als ob man Dinge von Dean sieht, die man kein Recht hat zu sehen. Castiel fühlt sich ein wenig verloren. Dean verströmt eine Welle an seltsamen, widersprüchlichen Gefühlen, die es schwer machen, den korrekten Handlungsweg einzuschlagen. Falls es jemals so etwas wie eine korrekte Reaktion auf Dean Winchester geben kann. „Dean“, sagt er schließlich, um in Erinnerung zu bringen, dass er noch hier steht. Das scheint ihm angebracht zu sein. „Ja? Ja.“ Dean lässt das Handy sinken und presst sekundenlang Daumen und Zeigefinger in die Augenhöhlen. Mit einem beinah physischen Ruck scheint er wieder zu sich kommen und lässt die Hand sinken. „Ich bin da. Alles klar.“ Er sieht aus, als sei er gerade aus einem langen Alptraum aufgewacht. Castiel hat diesen Anblick öfter gesehen als ihm lieb ist. „Wir treffen Sam. Ich treffe Sam. Morgen.“ Er sieht beinah verwundert aus, als könnte er das selbst nicht glauben. Er hebt den Kopf und stößt ein kurzes, atemloses Lachen aus. „Cas. Guck nicht so rührselig. Wir werden nicht Händchen halten und wir werden uns definitiv nicht in tief in die Augen sehen und bedeutungsvolle Gespräche über unsere Gefühle haben.“ „Das war nicht meine Annahme.“ „Das heißt nur … das bedeutet nur, dass wir wieder zusammen auf Tour gehen.“ Er grinst breit und machte raumgreifende Bewegungen mit seinen Händen, als würde er etwas einrahmen. „Die Winchester Brüder und Geflügel-Junge.“ „Geflügeljunge?“ „Wingman? Flyboy? Angelcake? Sorry Kumpel, aber aus Engel kann man keine coolen Bandnamen ableiten.“ Dean zuckt bedauernd mit den Schultern. Castiel hat keine Ahnung wovon er redet, aber das hat er die Hälfte der Zeit nicht. Dean bedeutet, dass man zwischen den Zeilen lesen muss. Und im Moment ist da nur bodenlose Erleichterung und etwas, das sich anfühlt wie Liebe. Damit kann Castiel leben, auch auf die Gefahr hin, dass er – Engel des Herren – als Geflügeljunge bezeichnet wird. „Sollte ich eine Karte an Zach’s Adresse schreiben? Was meinst du? ‚Besten Dank, du schwanzloses Sackgesicht‘? Ich glaube ich werde ihm eine Karte schicken.“ „Engel haben keine Adresse“, erwidert Castiel ernsthaft. Dean lacht und es klingt befreit wie ein langes, tiefes Ausatmen. Seine Augen, die auf Castiels Gesicht ruhen, sind warm und bis zum Rand voll mit Zuneigung. „Du“, sagt er, „hast das beste Timing von allen. Ich wünschte, wir hätten sein blödes Gesicht gesehen, als du mich weggezappt hast. Ge-engel-dingst. Was auch immer.“ Castiel würde mit den Schultern zucken, wenn das nicht so eine erschreckend menschliche Geste wäre. Es ist kein ‚Timing‘, oder was immer das bedeutet. Er und Dean und sind verbunden, das ist alles. Und wenn Dean in Gefahr ist, kann er das spüren wie ein Ziehen in seiner Brust. Aber als er das einmal gegenüber Dean geäußert hat, hat Dean sich umständlich geräuspert, den Blick abgewandt und irgendetwas gesagt, dass die Worte „Engel-Hundeleine“ und „geflügelter Blödsinn“ beinhaltete. Die Bedeutung seiner Worte bleibt ein Rätsel. „Der Colt“, sagt Castiel. „Wir müssen …“ „Nein“, antwortet Dean sofort. „Vergiss es, Kumpel. Der Colt muss warten. Der kommt noch früh genug in den Genuss unserer Gesellschaft. Erst Sam. Danach können wir alles andere machen.“ Er scheint plötzlich zu vibrieren, als weiß er nicht wohin mit der ganzen überschüssigen Energie. Castiel war bis eben nicht klar, wie wenig Dean abwarten kann, seinen Bruder zu sehen. „Es ist eine kleine Brücke, etwa sechshundert Meilen von hier. Wenn wir jetzt direkt losfahren, schaffen wir es bis Sonnenaufgang.“ Castiel runzelt die Stirn. „Hast du nicht gesagt dreihundert?“ Sorglos zuckt Dean mit den Schultern. „Sam wollte sich in der Mitte treffen.“ „Das ist nicht die Mitte.“ „Ja, aber das weiß er nicht.“ Es ist irgendetwas Rührendes in der Art, wie selbstverständlich Dean davon ausgeht, dass er die längere Strecke fahren sollte und nicht sein kleiner Bruder. Castiel versteht Menschen nicht, weil sie selten irgendeinen Sinn machen. Aber manchmal versteht er Dean, der auf seine ganz eigene, persönliche Art keinen Sinn macht. Und das hier? Das ist Deans Art Buße zu tun. Irgendwie. Es ist rührend, aber dumm, weil Dean aussieht, als ob er schlafen sollte. Und nicht sechshundert Meilen irgendwo hinfahren. „Du bist ein Mensch“, stellt Castiel fest. „Aw, du sagst wirklich die nettesten Dinge, Cas.“ Dean stopft das Handy in seine Jackentasche. „Danke, dass du es erwähnst.“ „Menschen brauchen Schlaf.“ „Unglaublich. Immer wenn ich denke, du hörst mir sowieso nie zu, schaffst du es mich zu verblüffen. Das stimmt. Menschen müssen schlafen, sonst werden sie unausstehlich und fangen an, verrückte Dinge zu sehen und dann laufen sie Amok und erschießen ihre Nachbarn. Habe ich gehört.“ „Du kannst nicht schlafen, wenn du fährst“, sagt Castiel, weil Dean diesen Zusammenhang nicht zu verstehen scheint. „Nicht nur ein Engel – klug ist er auch noch.“ Dean hat schwarze Ringe unter den Augen und er wirkt wie aufgezogen. Er ist übermüdet. Er wird gegen einen Baum fahren, denkt Castiel. Menschen sterben wenn sie gegen Bäume fahren. Zumindest manchmal. „Dean“, sagt er nachdrücklich. „Cas.“ Dean schnaubt. „Dean. Cas. Dean. Cas. Wir können das die ganze Nacht machen.“ „Das wäre nicht produktiv.“ „Genau! Und deswegen ersparen wir uns das und fahren los. Ich fahre und du sitzt im Beifahrersitz, erzählst mir irgendwas und hältst mich wach, alles klar? Das nennt man dann Teamwork.“ Castiel nickt. „Weil wir ein Team sind.“ Es sollte wie eine Frage klingen. Aber tut es nicht, denn eigentlich ist das schon lange keine Frage mehr. „Ja.“ Deans Augen glänzen in der Dunkelheit. „Weil wir ein Team sind.“ In zwei Schritten ist er bei Castiel und schlingt die Arme um ihn. Von einer Sekunde auf die andere hat Castiel die Arme voll mit Dean Winchester. Deans Hände sind auf seinem Rücken und er drückt ihm kurz und heftig die Luft ab. Es ist wie ein Angriff, außer dass Dean keinen Grund hat ihn anzugreifen und … ‚Oh‘, denkt Castiel und sämtliche Luft entweicht mit einem Schlag seinen Lungen. Oh. Das ist eine Umarmung. Wenn Menschen sich umarmen, ist das nett gemeint und kein Angriff. Dean ist warm und fest, und riecht nach ‚Dean‘. Sein Gesicht ist irgendwo an Castiels Schulter und Castiel spürt seinen Herzschlag und kann das Blut hören, was durch seine Adern pumpt. Etwas unsicher legt er seine Hände auf Deans Rücken, weil sie sich anfühlen, als gehören sie dorthin. Umarmen dient keinem Zweck. Engel brauchen keine Körperwärme. Engel können Seelen berühren und deswegen erschien Castiel Körperkontakt immer ein wenig … redundant und sinnlos. Bis jetzt. Es fühlte sich an wie Seelenfrieden, nur dass Castiel noch nie so durcheinander war. „Bitte fang niemals an Pott zu rauchen und Sandalen zu tragen und deine Haare wachsen zu lassen“, murmelt Dean an seiner Halsbeuge. Und das macht wirklich überhaupt keinen Sinn. „Ich lache auch nie wieder über den Stock in deinem Arsch. Außer manchmal.“ „Okay“, erwidert Castiel, weil er sich fühlt, als ob er irgendetwas dazu sagen sollte. „Gut.“ Dean löst sich von ihm, tritt hastig zwei Schritte zurück und räuspert sich ausgiebig. „Los, was stehen wir hier noch rum? Wir müssen noch sechshundert Meilen fahren. Wenn wir uns beeilen, können wir unterwegs für einen Kaffee anhalten.“ „Danke“, sagt Cas ruhig und ohne sich von der Stelle zu rühren. Dean blinzelt. „Huh? Wofür?“ „Das war sehr erfreulich“, sagt er ernst. „Wir sollten das öfter tun.“ Sekundenlang ist Dean wie erstarrt. Dann stöhnt er und fährt sich mit einer Hand übers Gesicht. Er schüttelt den Kopf und gibt Geräusche von sich, die klingen, als hätte er Schmerzen. „Cas. Aus! Nein! Wichtigste Verhaltensregel! Das … ist nicht passiert, okay? Und wir reden nicht darüber. So wie in …niemals!“ Dean hat erstaunlich viele Regeln. Über Abstand, den man einhalten soll und Dinge, die man definitiv nicht sagt, und dass Castiel nie wieder auftauchen soll, wenn er unter der Dusche steht. Und auch nicht, wenn er mit Zeitung auf der Toilette sitzt. Castiel findet das alles sehr undurchschaubar und sinnlos. Aber wenn Dean das so haben will, kann er versuchen das zu berücksichtigen. „Und jetzt …“ Dean wedelt auffordernd mit der Hand und zerrt seinen Autoschlüssel aus der Jackentasche. „Überleg dir lieber, was du mir erzählst, um mich wachzuhalten.“ Castiel folgt ihm. „Es gibt da ein Gleichnis aus dem Evangelium von Lukas …“, beginnt er. „Oder weißt du was? Vergiss es! Planänderung.“ Dean knufft ihm in die Rippen, was erneut erstaunlich viel Ähnlichkeit mit einem Angriff hatte. Alles was bei Dean nett gemeint ist, hat Ähnlichkeit mit einer Gewaltanwendung. Überraschenderweise macht das Castiel nicht einmal etwas aus. „Wir nutzen die nächsten Stunden, um dich textsicher in allen Led Zeppelin-Alben zu machen.“ Dean wirft ihm ein breites, manisches Grinsen zu. Aber seine Augen haben immer noch diesen warmen Blick, den Castiel nicht deuten kann. „Dein Wissen über Classic Rock ist erbärmlich, das können wir nicht so lassen.“ Die Apokalypse ist da, möchte er antworten. Alles bricht unter ihren Füßen zusammen. Castiel ist ein Verräter. Die Engel sind hinter Dean her und Lucifer hinter Sam. Das Ende naht … und Dean möchte ihm Classic Rock andrehen. Seltsamerweise ist das völlig in Ordnung für Castiel. Das ist die Wirkung, die Dean Winchester auf ihn hat und er findet das nicht einmal beunruhigend. ^Fin^ Nachwort: Diese Folge war einfach nur Liebe. Ich will Kinder von dir, Kripke ! Das einzige, was mir gefehlt hat, war die Umarmung am Schluss. ;) Deswegen musste das sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)