Tales of the Firefly von PenAmour (- Searching) ================================================================================ Kapitel 7: Tränen in der Stille ------------------------------- Tränen in der Stille Night has become painful for me. It brings to light the regrets of the day. (Grey Livingston) „Willst du damit sagen, dass sie sie in die Digiwelt gebracht haben?“ Der Junge mit der sonnengebräunten Haut und den sandbraunen Haaren, deren kleine Locken sich zwirbelten, sah seinen Partner mit großen meerblauen Augen an. Dingo, wie er sich nannte – er wusste nicht mal, ob das ein zulässiger Name war – schien nicht gerade der schnellste zu sein, wie er vermutete. „Die Frage ist doch, warum werden sie in die Digiwelt gebracht“, unterbrach er Ganimon, bevor es dazu ansetzen konnte, seinem Partner noch einmal alles zu erklären. „Was will MaloMyotismon mit all den Menschen?“ Ganimon schaute nachdenklich in ihre kleine Runde. „Es geht um Macht“, meinte es und sprach nach einer kurzen Kunstpause weiter. „Er will sein Reich aufbauen, und das soll aus Digimon und Menschen bestehen. Unbeantwortet bleibt weiterhin, warum er sich die Mühe macht, sie erst in die Digiwelt zu verschleppen…“ Er musste Ganimons Worte einen Moment sacken lassen, bevor er sich wirklich auf sie einlassen konnte und wollte. „Wir sollen ihm alle uneingeschränkt dienen und gehorchen“, flüsterte er und versuchte die nahende Verzweiflung samt Tränen runter zuschlucken. Seine Gedanken wanderten wieder zu Flare Lizarmon. Es war erst gerade von Muchomon zu Flare Lizarmon digitiert, um einem Menschenschwarm zu helfen, der eingekesselt von den Rotaugen um sein Leben bangte. Es stand für sie beide außer Frage, das grausige Szenario, welches sich ihnen dort bot, zu ignorieren. Er hatte auch nicht damit gerechnet, dass ein Sieg ausgeschlossen war. Erst als, die feindlichen Digimon sich auf seine Partner gestürzt hatten und ihre scharfen Krallen in sein Fleisch rammten, erst als dieser riesige Tower in sich zusammensackte und alles in eine wütende Wolke aus Schmerz und Staub tauchte, erst als die Menschen panisch übereinander stolperten und ihn fast über den Haufen rannten, erst als er sich alleine wieder gefunden hatte, in einem Nest aus Stahl und Stein und all den Überresten, die der Stadt geblieben waren, erst da erkannte er die Niederlage. Und mit einem Mal überkam ihn eine unbändige Angst, die sich wie eine Klaue im sein herz legte. Er war nicht fähig sich zu bewegen, er konnte an nichts denken, außer, dass er verloren hatte und allein war. Und während um ihn herum sich das Getöse in eine taube, geschockte Stille verwandelte, kamen die Tränen. Zunächst biss er sich auf die Lippen, doch je bewusster er sich seiner Situation wurde, desto lauter wurde sein Schluchzen. Bis plötzlich diese zwei vor ihm aufgetaucht waren. Dieses nachdenkliche Digimon, das nun in die kleinen, tanzenden Flammen starrte, und der unter Strom stehende Dingo, der sich durch das steinerne Geäst kämpfte, auf der Suche nach etwas Brennbaren, um die kleinen feurigen Lichter damit zu füttern. Er selber blieb auf den kalten Mauerüberresten und hing seinen Erinnerungen nach, auf der Suche nach einem brauchbaren Hinweis. Doch nichts machte mehr einen Sinn. Wäre Muchomon jetzt wenigstens an seiner Seite. Die Unterstützung seines Partners, die sich wie eine warme Decke um ihn legte, fehlte. Mit zitternden Händen umschlang er seinen fröstelnden Körper und rutschte ein Stückchen zum Feuer. „Habt ihr euch schon überlegt, was ihr jetzt machen wollt?“, fragte er in die Stille. Ganimons Blick wanderte zu Dingo, der die Stirn runzelte und seinerseits die Umgebung absuchte nach einer klaren Antwort. „Vielleicht… irgendwie.. nach Hause kommen“, sprach er schließlich, nachdem ihm der Schutt nicht hatte helfen können. „Wir kennen hier niemanden… und du?“ Er zuckte mit den Schultern und rieb sich über die müden Augen. „Versuchen meinen Digimonpartner zu finden… nach den anderen suchen… ich weiß es nicht…“ Im Moment schien nichts von Bedeutung, als dass er sich schon einen Plan zu Recht gelegt hätte. „Aber jetzt sollten wir schlafen, oder es zumindest versuchen.“ Und mit diesen Worten wickelte er seinen Schal um den Hals und drehte sich auf die Seite. Kieselsteine stachen in seine Rippen, doch er bewegte sich nicht. Er wollte nicht, dass sie seine Tränen sahen, die wie Sturzbäche seine Wangen herunter liefen, während in der Ferne Explosionen und dumpfe Schreie widerhallten. Ein Lachen riss ihn aus seinen wirren Träumen, die voll vom Schmerz der letzten Stunden waren und ihn nur allmählich freigaben. Mit schmerzenden Schläfen richtete er sich auf. Schutt rieselte von ihm herab, die Nacht hatte sich scheinbar verzogen und sich mit düsterem Regengrau abgewechselt. Die Glut ihres Feuers schimmerte noch leicht, während der Rauch vom Wind hin und her gezerrt wurde. Einen Augenblick lang, glaubte er, er habe sich das Lachen nur eingebildet, bis es ein weiteres Mal ertönte. Ein grausames, durch die Straßen kriechendes Biest, welches sich in den Herzen biss und sie langsam und mit jedem weiteren Lachen zerstörte. Ein Lachen, das das Blut in den Adern gefrieren ließ und in einem das Bedürfnis wachrief, sich unter der Bettdecke zu verstecken. Es fiel ihm schwer, sich von diesem grausamen Gelächter loszueisen und stattdessen auf seine Begleiter zu konzentrieren, die ebenfalls wie in Schockstarre verharrten und horchten. Er suchte nach ihren Augen, die sich angstvoll geweitet hatten, bis Ganimon die Worte fand. „Er ist zurück“, hauchte es mit aller ihm übrig gebliebenen Kraft. „Du meinst…“ Dingo war aufgesprungen und klaubte seinen Rucksack vom Boden. „Lasst uns abhauen“, meinte er und schulterte die Stofftasche, in all der Zeit die er ihn kannte – also nun ein paar Stunden, von denen er die meiste Zeit schlafend, mit sich selbst und seinen Träumen verbracht hatte – waren seine Augen noch nie so voller Ernst gewesen. Doch etwas an seinem Vorschlag ließ ihn zögern, nicht dass sein Verstand ihm nicht genau das gleich zuflüsterte, sein Überlebensinstinkt schrie ihn förmlich an für jede weitere verschwendete Sekunde, doch eine kleine, fast kaum hörbare Stimme, riet ihm es nicht zu tun. Und bevor Verstand oder Instinkt ihre Proteste eröffnen konnten, richtete er sich auf. „Nein! Wir sollten schauen, was gerade geschieht.“ „Bist du lebensmüde?!“, herrschte ihn Dingo an. „Wir wissen nicht, was hier gespielt wird, ich habe meinen Digimonpartner verloren und tausende Menschen verschwinden in die Digiwelt, während andere tausend hier unter den Trümmern verrotten. Ich kann nicht einfach gehen, wir können nicht einfach gehen.“ Er fragte sich selbst, ob er noch ganz bei Trost war, aber da waren die Worte schon gesprochen. Und viel schlimmer war, dass Ganimon ihm zustimmte. „Sam hat recht, Dingo. Es ist unsere Pflicht, zu helfen und zu kämpfen. Wenn wir jetzt gehen, werden wir uns das nie verzeihen können. Und nie Antworten auf unsere Fragen finden.“ Und so brach schließlich auch Dingos Widerstand, der ganz auf das Urteilsvermögen seines Partners vertraute. Ihre Blicke gen Himmel gerichtet, rauschten sie nun über die Trümmer hinweg. Sein Herz pochte bis zum Hals, sein Atem ging schwer und raschelte in der Brust, aber all das wurde zur Nebensache, als er die schwarzen Schwingen dort oben erblickte, die das Firmament verdunkelten und eins wurden mit dem schrecklichen Lachen. Wie gebannt starrte er auf das, was sich da vor ihm zusammenbraute und kam gerade noch Rechtzeitung zum stehen, bevor er in eine Gestalt rannte, der gerade aus einer der Seitenstraßen gesprintet kam, und dessen blonder Lockenkopf einen Kontrast zum grauen Geröll bildete. Author’s Note: Ursprünglich sollten die Ereignisse alle in dieses Kapitel, aber das hätte zu viel für Sam und seinen Charakter gekostet. Stattdessen wird es im nächsten Kapitel richtig übel… Eigentlich sind Digimon bei mir grundsätzlich geschlechtslos, nur bei MaloMyotismon mache ich eine Ausnahme. Weil dieses Digimon, welches der Herrscher über die Welten sein will, sich nicht mit „es“ abspeisen lässt. Darum. Auch ist MaloMyotismon der einzige Name, der nicht original japanisch ist, weil ich damals in Funeral of Dreams und Co die Digimonnamen beim Deutschen beließ. Und das Urböse auf einmal mit einem anderen Namen dazustellen, schien mir nicht richtig. Bis dahin PenAmour Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)