Tales of the Firefly von PenAmour (- Searching) ================================================================================ Kapitel 6: Sandsturm -------------------- Sandsturm Speak, speak, for underneath the cover there The sand is running from the upper glass, And when the last grain's through, I shall be lost. (William Butler Yeats) „Wallace!“ Lopmons quiekende Besorgnis war nicht zu überhören. Seufzend wandte er sich an seine beiden Digimon, die auf dem Boden saßen und an seinem letzten Schokoriegel knabberten, den er in seinem Rucksack hatte finden können. „Was gibt’s?“ Ungeduldig tippte er mit der Fußspitze auf den staubigen Boden. „Willst du das wirklich tun?“, fragte Lopmon skeptisch und wischte sich über die schokoladenverschmierte Schnauze. „Leute, wir haben es doch schon tausendfach durchgekaut. Das ist einfach der schnellste Weg, außerdem verfügen wir weder über die finanziellen noch materiellen Dinge, um eine Reise anzutreten. Ihr werdet sehen, je eher wir das Tor öffnen, desto schneller sind wir auch wieder da, wo wir hingehören.“ Und damit wandte er seinen Blick wieder auf das Display seines Digivices. „Aber Wallace“, schaltete sich nun auch Terriermon mit sanfter Stimme ein. Es war aufgestanden und hatte sich nun zu seinen Füßen aufgebaut, um ihn mit tadelnden Augen zu mustern. „Woher wissen wir denn, dass wir nicht vom Regen in die Traufe geraten? Was wenn es Zuhause genauso schlimm ist, wie hier? Oder wenn hinter dem Tor schon die Rotaugen auf uns warten? Dann sind wir auf uns allein gestellt. Vielleicht sollten wir doch lieber diesen Michael suchen und mit ihnen zusammen überlegen, wie wir aus Tokio verschwinden können…“ Er hockte sich auf den Boden, um Terriermon direkt in die Augen blicken zu können. „Wir haben es doch bisher immer geschafft. Wir zw... drei sind besser dran, wenn wir die Sache allein durchziehen, glaub mir. Michael mag glauben, dass wir auf Taichi zählen können, doch am Ende wird auch Taichi Yagami nur seinen eigenen Hintern retten… Es ist nicht unsere Stadt, nicht unsere Verantwortung. Aber – und da hast du Recht – was passiert, wenn MaloMyotismon Tokio nicht reicht? Dann müssen wir bereit sein, um unser eigenes Zuhause zu retten! Deshalb müssen wir jetzt los.“ Seine Partner gaben sich unter der Eindringlichkeit, mit denen er seine Worte würzte, geschlagen, so dass er sich abermals seinem Digivice zuwandte. Es war zwar eine ungewöhnliche Methode und er selber benutzte sie auch nur in seltenen Momenten, aber er konnte die Kraft des Digivices so lenken, dass es ihm auch ohne Computerausstattung möglich war, ein Tor zu öffnen. Alles was er dazu brauchte, war einen elektronischen Strom zu erwischen, auf dessen Welle er reiten konnte. Er hatte es nie einen anderen Digiritter ausprobieren sehen, was zum einen daran lag, dass er wenige Digiritter kannte und zum anderen daran, dass die Vices unweigerlich mit ihren Digimon verknüpft waren und ebenso an deren Kräften zehrten, wie diese sie damit nährten und digitieren ließen. Das Gerät pulsierte in seiner Hand und signalisierte ihm, das Gesuchte gefunden zu haben. Er konzentrierte sich ganz auf das Digivice, auf das es einen gleißenden Lichtstrahl schickte, welcher sie ihrem Ziel näher bringen würde. Terriermon und Lopmon klammerten sich an seinen Hosenbeinen fest, während das allzu vertraute Gefühl des langsamen Loslösens von der Schwerkraft von ihnen Besitz ergriff und das Licht sie an sich zog, wie ein Magnet. Er erinnerte sich nur schwach and die schwummrige Angst und das flaue Magengefühl, als er das erste Mal in die Digiwelt gereist war. Nach den heutigen Ereignissen schien es so viele Jahre zurückzuliegen. Als sich seine Augen an die neue Umgebung gewöhnten und das schrille Piepen in seinen Ohren abklang, fegte ihm ein schneidender, eisiger Wind ins Gesicht und hinterließ schmerzende Schatten auf seinen Wangen. Schützend stellten sich seine Hände zwischen ihn und den Naturgewalten auf und er blinzelte nur durch die Finger hindurch in die Welt, die ihn so unfreundlich empfing. Er konnte nicht wirklich ausmachen, wo er gelandet war. Die Umgebung war in einen unbändigen Sturm getaucht, der die Sandkörner wild durch die Luft wirbelte. Terriermons Ohren flatterten im Wind, während Lopmon sich zwischen seine Füße geklemmt hatte, um nicht weggeweht zu werden. Es gab einen gehörigen Nachteil bei der ganzen Digivice-Sache; er hatte nie herausfinden können, wie man kontrollierte, wo man landete… Da es nun aber eben kein Zurück mehr gab, setzte er vorsichtig einen Fuß auf den sandigen, rutschigen Untergrund, sein Vice in der einen Hand, ihm den Weg bis zum nächsten Tor zeigend, sein Gesicht hinter der anderen, die nur so mit windigen Peitschenhieben malträtiert wurde. Er versucht anhand der Farbe des Himmels zu erkennen, welche Tageszeit in der Digiwelt vorherrschte, doch alles was er erkennen konnte, war ein trübes Sturmgrau, ohne ersichtlichen Hinweis auf Nacht oder Tag. „Wir müssen weiter!“, schrie er gegen den Wind an. „Wir müssen ein Tor finden, oder wenigstens einen Unterschlupf, aber wir müssen weiter.“ Und mit diesen Worten schulterte er seinen Rucksack, ließ Lopmon auf seine Schultern klettern, während Terriermon sich an seinem Hosenbein festgeklammert hatte. „Lasst nicht los, Leute“, wies er sie an und stemmte sich gegen die Böen, die sich wie ein Heer vor ihm aufbauten und ihn am Passieren hindern wollten. Ihm war jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen, deshalb konnte er nicht genau sagen, wie lange sie durch die Sanddünen wateten, die sich ihnen immer wieder entgegenstellten. Er presste die Lippen aufeinander und kniff die Augen zusammen, um den Sandkörnern nicht noch mehr Angriffsfläche zu bieten. Aber all der Schmerz und die zitternden Glieder wurden zur Nebensache, als sein Digivice, welches er mit fester Hand umschlungen hatte, einen warmen Impuls von sich gab und ein schwaches Leuchten daraufhin deuten ließ, dass sich ein Tor in der Nähe befand. „Seht ihr, ich hab’s doch gesagt!“, jubelte er und das süße Siegesgefühl durchflutete seinen Körper, „Wir sind schneller Zuhause, als wir denken können.“ Er befahl seinen Füßen, sich zu beeilen, denn die Erinnerung an die gebackenen Zimtsterne seiner Mutter, die sie immer zu Weihnachten backte, deren Duft sich in der ganzen Wohnung ausbreitete, prickelten auf seinem Herzen und ließen es voller Freude immer lauter in seiner Brust pochen. Sein Vice blinkte wie wild auf und er spürte, wie sich Lopmons Muskeln anspannten und Terriermon seinen Blick hochkonzentriert auf das Tor richtete. Die beiden wussten nur zu gut, welchen Kraftakt es brauchte, um ein weiteres Tor zu öffnen, und er tat es auch wirklich nicht gerne, aber sie hatten keine andere Wahl gehabt und nun waren sie so weit gekommen. Stattdessen lenkte er seine Gedanken auf sein Vice, welches sich sogleich mit der elektronischen Welle verband, die das Tor dazu zwang, sich zu zeigen. Und die Pforten, die in goldenes Licht getaucht waren, öffneten sich. Er machte einen Schritt auf das Tor als er den Boden unter den Füßen verlor und mit einem Ruck im Sand landete. Bevor er sich aufrichten konnte, schien die komplette Sanddüne abzurutschen. Er griff um sich, auf der Suche nach etwas Haltgebenden, doch was sollte er schon finden – in einem Meer aus Sand… Panisch versuchte er sich gegen den Sog zu stellen, doch etwas hatte sein Fußgelenk umschlungen und riss ihn immer weiter in die Tiefe, während ihm der tobende Sand um die Ohren schlug. "Blazing Fire!" Terriermon hatte sich in die Sandmassen gestürzt und spie einen grellen Energiestrahl aus seinem Maul, während Lopmon sich an seinem Bein zu schaffen machte, genauer gesagt, an der Ranke, die sich auf seinen Fuß gewickelt hatte. „Hilf Terriermon, ich komm schon klar“, brachte er zwischen zusammen gepressten Zähnen hervor, während er nach der Ranke trat, die ihn gefangen hielt. Lopmon nickte und folgte seinem Bruder in das Sandgetöse und schoss seine Attacke durch die Sandkörner. „Blazing Ice!“ Und plötzlich türmten sich ganze Sandschwaden auf und zwei rote Augen blitzten zurück. Das Digimon schüttelte die Körner, ab während Terriermon und Lopmon sich wieder fingen und erneut lospreschten. kirschrote Blätter umhüllten das Gesicht des Angreifers, der grüne pflanzenartige Körper richtete sich auf, und er erkannte, dass es sich bei der Ranke, die ihn umschlungen hatte, um den Schwanz des Digimons handelte, das mit Dornen bedeckt war und seinen Körper gegen seine Digimonpartner stemmte. Erneut trat er nach dem Schwanz des Digimons, doch es schien sich nicht besonders daran zu stören. Ohne ein Wort der Erklärung pfefferte es ihnen seine messerscharfe Attacke um die Ohren. Die Stachel, die aus den Blüten donnerten, hinterließen blutige Wunden in an seinen Armen, die er schützend vor das Gesicht warf. Er wandte seinen Blick ab und sah, wie das Tor sich langsam wieder schloss und das goldene Licht schwächer wurde. „Mist!“, fluchte er und rappelte sich auf. Mit bloßen Fäusten schlug er auf den Schwanz des Digimons ein, das zurückzuckte und ihm überraschender Weise seine Freiheit schenkte, stattdessen schien sich der Sandstrudel wieder zu aktivieren und der Sog in die Tiefe riss ihn förmlich von den Füßen. „Terriermon, Lopmon!“, schrie er und deutete gleichzeitig auf die Pforten die sich immer weiter aufeinander zu bewegten. Er richtete sich mit aller Kraft auf und widersetzte sich den Sandmassen und lief. Noch war er nur einige Meter vom rettenden Tor entfernt, doch würde er dem Sand nachgeben, wäre die Chance auf ein rettendes Ende hinfällig, deshalb klomm er die aufbrausenden Sandmassen empor. „Thousand Spikes!“ Hörte er das feindliche Digimon seine Attacke loslassen und konnte nur knapp den durch den Boden donnernden Ranken entkommen, die aus dem Sand sprangen und nach ihm griffen, um ihn in den Tod zu zerren. Sofort setzten Terriermon und Lopmon zu weiteren Angriffen an, während ihre flügelartigen Ohren die Thermik nutzten und um den blütenähnlichen Kopf des Angreifers schwirrten und mit ihren Attacken direkt auf die blutroten Augen zielten. Geblendet und sicherlich auch mit einigen Schmerzen verbunden, wankte ihr Angreifer und spaltete mit seinen Blumenpranken nur die Luft. Der perfekte Moment, um sich in Sicherheit zu bringen, und so ergriffen Terriermon und Lopmon die Chance und folgten ihm... Gemeinsam erklommen sie die Sanddünen, die ins Stocken geraten waren, während der Feind Schmerzenschreie in die Luft brüllte. Er konzentrierte sich erneut auf das Tor, dessen Pforten zum Stehen kamen und sich langsam wieder in die entgegen gesetzte Richtung bewegten. Lopmon hatte zu ihm aufgeholt, er drehte sich um und sah Terriermon eine letzte Attacke in die Dünen werfen, bevor es ihm ein aufmunterndes Lächeln schenkte und er mit einem großen Schritt an der Schwelle zur Sicherheit stand. Lautes Getöse drang durch die Wüstenlandschaft, während er die Tore passierte. Und plötzlich durchzuckte ihn ein stechender Schmerz, als hätten sich tausende Nadeln in seinen Rücken gebohrt. Lopmon quiekte panisch, doch bevor er sich umdrehen konnte, fiel er ins goldene Licht und alles wurde schwarz. Author’s Note: Ich hab mich sehr schwer getan, dieses Kapitel endlich fertig zu stellen, manchmal wollen die Worte einfach nicht so, wie man es gerne hätte, aber nun ist es hier. Das Digimon, welches die drei angreift ist Petaldramon. Es ist nicht schlimm, wenn ich euch das verrate, weil ich damit nicht wirklich etwas vorweg nehme^^ In diesem Kapitel wird zum ersten Mal eine modifizierte Version des Reisens vorgestellt. Wallace kann, unter günstigen Umständen, sprich sofern er einen elektronischen Strom findet, ohne Computerausrüstung in die Digiwelt reisen. Ich sehe die Tore als etwas bestehendes, dass eben nur mit Hilfe von einem Digivice und Elektronik geöffnet und sichtbar gemacht werden kann. Warum es kein anderer benutzt? Weil es ungeheuer an den Kräften zehrt. Weder Terriermon noch Lopmon konnten digitieren, weil ihre Power für das Tor verwendet wurde, damit es geöffnet bleibt, doch mit dem Fortschreiten des Kampfes wurde auch der Zugang zum Tor immer schwächer… Außerdem ist Wallace der einzige, der zwei Digimonpartner besitzt und deshalb auch doppelt so viel Kraft. Bis zum nächsten Mal! PenAmour Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)