Hidden Face von Chimi-mimi (Für Aya <3) ================================================================================ Kapitel 1: In the Rain ---------------------- Ungläubig kletterte Ageha in den Ruinen des alten Krankenhauses nach oben. Er war schon eine Weile in der Psyren-Welt, doch das hatte er noch nie erlebt. Mit fast schon glänzenden Augen sah er hoch in den Himmel und auf die Wolkenbergen, die sich in den dunkelsten Grauschattierungen über ihm erhoben. Als ein greller Blitz aufleuchte, schlich sich ein Grinsen auf seine Lippen und er kletterte weiter. Schon als Kind hatte Ageha es geliebt, sich Gewitter, Stürme und den Regen anzusehen, war fasziniert von den hellen Blitzen, ihrer Schönheit und ihrer tödlichen Kraft. Es störte ihn nicht, dass seine Kleidung schon vollkommen durchnässt war, er zuckte nicht einmal zusammen als einer der Blitze nur wenige Meter neben ihm einschlug. Diese Naturgewalt zog den jungen Mann vollkommen in ihren Bann. Immer und immer weiter kletterte er, bis hin zur höchsten Stelle der Ruinen. Erst dort betrachtete er seine Umgebung genauer und entdeckte ein Schauspiel, welches ihn zum Staunen brachte. Hunderte von größeren und auch kleinen Blitzen brachten den Himmel zum Strahlen, Donner grollte unentwegt. Dann entdeckte er sie. Sie stand nur ein paar Meter von ihm entfernt, etwas unterhalb. Ihre Augen waren geschlossen, der Wind spielte mit ihren Haaren, nachdem er diese von der lästigen Kapuze, die sie immer trug, befreit hatte, ihre Arme waren ausgebreitet, sie bot ihren Körper dem Regen an und schien die erfrischende Nässe freudig zu begrüßen. Selten hatte er auf ihren Lippen ein so sanftes und entspanntes Lächeln gesehen, dort, wo sonst Zorn und Wut herrschten war nun Zufriedenheit und Glück. Frederica, die Pyro Queen genoss das Gewitter genauso sehr wie er selbst. Ungläubig betrachtete Ageha das Mädchen, nein, die junge Frau. Sie hatte sich wirklich verändert, war nicht mehr das Kind, das er damals kennen gelernt hatte. Es fiel ihm schwer sich daran zu gewöhnen, denn für ihn war nur wenig Zeit vergangen, während für die anderen mehrere Jahre verstrichen waren und so war er jedes Mal erstaunt, wenn er sie wieder sah. Frederica war eindeutig zu einer Frau geworden, auch wenn sie sich manchmal noch kindisch benahm. Bei diesem Gedanken musste er unbewusst grinsen, hatte sie ihn an diesem Morgen beim Training doch erst wieder wütend angeschrien und war dann beleidigt abgezogen. Doch jetzt, in genau diesem Moment, war von ihrem sonst so feurigen Temperament nichts zu sehen. Leise, so leise, wie er nur konnte, versuchte er sich ihr zu nähern. „Was willst du?“ Sie hatte ihn bemerkt, hatte sich jedoch nicht gerührt. „Frederica, die Pyro Queen liebt den Regen?“, fragte er ohne Spott in der Stimme nach, trotzdem drehte sie sich ganz zu ihm um und sah ihn grimmig an. Der Frieden, den sie vorher ausgestrahlt hatte, war verschwunden. „Und selbst wenn…“ Sie wrang ihr nasses Haar aus und steckte es dann unter ihre heißgeliebte Kapuze. Ageha trat einen Schritt zu ihr. „Ich liebe Gewitter, Regen und Sturm. Sie haben etwas Entspannendes, nicht wahr?“ Er sah an ihr vorbei zum Himmel, an dem die letzten Ausläufer des Gewitters zu sehen waren. „Das ist das erste Gewitter, das ich hier sehe.“ Unschlüssig blieb Frederica stehen und bedachte ihn mit einem weiteren genervten Blick. „Sag mir, gibt es hier viele Gewitter?“ „Nein, sie sind eigentlich ziemlich selten.“ Man merkte ihrer Stimme an, dass sie eher widerwillig Antwort gab. Eine Weile sahen sie beide schweigend auf die Wolkenberge, die sich langsam wieder auflösten, bis Ageha sich zu ihr drehte und ihr schnell ihre Kapuze herunterzog. „Hey, was soll das?“ Wütend schlug Frederica seine Hand weg und griff gleichzeitig nach hinten, um ihren Kopf wieder zu bedecken. „Warum trägst du eigentlich immer diese Kapuze? Du hast doch so schönes Haar…“ „Was?“ Die junge Frau erstarrte in ihrer Bewegung und sah ihn verwirrt an. „Ich fragte dich, warum du dein Haar versteckst, obwohl es doch wirklich schön ist.“ „Das ist mir auch klar, aber…“ Wütend und verwirrt stampfte sie mit dem Fuß auf. „Warum erzählst du mir das?“ „Das ist halt meine Meinung.“ Verunsichert durch ihre Reaktion sah er sie mit großen Augen an. „Hab ich irgendwas Falsches gesagt?“ „Du… Du bist…“ „Was ist denn? Ich hab doch nur die Wahrheit gesagt. Ich mag dein Haar.“ „Du bist ein Idiot!“ Frederica verpasste ihm eine Kopfnuss und stapfte dann verlegen davon, die Händen in ihren Jackentaschen vergraben. Ageha rieb über die schmerzende Stelle und sah ihr ratlos nach. „Was habe ich denn gemacht?“, fragte er sich leise und schüttelte den Kopf. „Frauen…“ Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er, wenn er sich vor dem gemeinsamen Abendessen noch etwas Trockenes überziehen wollte, sich beeilen musste. Fluchend suchte er sich seinen Weg durch die Ruinen und kam nur einige Minuten später in seiner kleinen Unterkunft an. Da er immer noch keine eigenen Sachen hatte, zog er sich ein paar von Kyles Leihgaben über und eilte dann zum Speisesaal. Unter dem strafenden Blick von Amamiya setzte er sich an den Tisch und ertrug auch Vans quengeliges „Du bist zu spät!“ ohne etwas zu sagen. Nur Maries Frage nach Frederica ließ ihn von seinem Essen aufschauen und suchend nach ihr Ausschau zu halten. Genau in diesem Moment kam sie zur Tür hinein. Wieder kam von Van ein „Zu spät!“, doch auch sie ließ sich davon nicht beeindrucken. Stattdessen suchte sie ihren Platz an der großen Tafel auf, möglichst weit weg von Ageha. Dankbar ließ sie sich von Marie bedienen und bekam so einen Teller voller Leckereien und Köstlichkeiten hingestellt. Ihre Hand, die nach dem Besteck gegriffen hatte, blieb kurz in der Luft stehen, dann ließ sie sie auf den Tisch sinken und sah Ageha, der sie beobachtet hatte, direkt in die Augen. In dem Moment, als Frederica den Augenkontakt abbrach, zog sie mit einer schnellen Handbewegung ihre Kapuze herunter, bevor sie nach dem Besteck griff und sich vollkommen auf das Essen konzentrierte. Einen kurzen Moment war Ageha verwirrt, doch dann begriff er und grinste leicht in sich hinein, bevor auch er sich wieder an sein Abendessen machte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)