Ich bereue nichts von Phoenix_Frost (Nicht einen Augenblick) ================================================================================ Kapitel 2: 02 - Kurogane ------------------------ „Nicht ohne dich!“ Ich greife bestimmt nach seiner Hand und reiße ihn mit mir. Damals, als wir uns das erste Mal trafen, war er es gewesen, der mich mit sich gerissen hatte. Ich fühlte mich, wie ein Zwingerhund, der plötzlich freigelassen und mitgenommen wurde, um seinen Platz im kalten, feuchten Käfig gegen eine warme, kuschelige Decke vor dem Wohnzimmerkamin ein zu tauschen. Er hatte mir beigebracht, frei zu sein. Frei von allen Regeln und Prinzipien. So zu leben, wie ich es will. „Wie lange haben wir noch?“ „18 Sekunden!“ Ich renne los. Gegen die Richtung, aus der er gekommen ist. Ich habe keinen Schimmer, ob es hier irgendeinen Ausgang gibt. Ich weiß nur, dass wir hier raus müssen. Er und ich. Denn ohne ihn kann ich nicht gehen! Doch egal, wie viele Schritte wir rennen, die Umgebung ändert sich nicht. Ich sehe keine abzweigenden Gänge, ich sehe nur Metall. Blankes Metall, das unter meinen Schritten hämmernde Töne von sich gibt. Vielleicht wär's besser, es wär so nie passiert, Ich spüre, wie die Angst sich vom Boden aus an mir hochzieht. Sie kriecht an mir hoch, krallt sich an mich und egal, wie schnell ich renne, sie will sich nicht abschütteln lassen. Anders jedoch er. Ich werfe einen Blick zu ihm. Er ist schwach, gerädert von der vielen Panik. Doch ich kann und will ihn nicht zurück lassen. „Ich kann nicht mehr…“ „Doch du kannst!“ schreie ich energisch, „Du kannst! Lauf einfach!“ Seine Hand lässt immer lockerer, auch, wenn seine Beine versuchen, mit zu ziehen. Doch ich lasse ihn nicht los. Mein Griff um seine Hand wird fester und mein Blick sucht unsere Umgebung ab. Ich habe Angst. Und ich hasse es, Angst zu haben. Angst vernebelt meine Sinne. Sie sorgt dafür, dass ich nicht mehr klar denken kann und sie macht mich schwächer. Doch dieses Mal wird sie das nicht! Denn ich muss ihn hier raus bringen! Ich muss ihn beschützen! 17 Sekunden. Doch vielleicht ist so ein feiges Wort... „Kuro-chan…“ Ich werfe ihm einen Seitenblick zu. Ich sehe, dass er Willen fasst, er versucht wieder, mit mir mit zu halten und seine Hand greift fester um die meine. Ich ziehe die Mundwinkel hoch. „Hast du Angst?“ Will er von mir wissen. Er sieht mich an und ich betrachte die blonden Haarsträhnen, die ihm immer wieder ins Gesicht flattern und sich wieder fortfegen lassen, um die schwarze Klappe über seinem linken Auge frei zu geben. „Sei ehrlich zu mir!“ mahnt er mich laut und ich drücke seine Hand. Er hat mir beigebracht, ehrlich zu sein. Zu ihm. Alle anderen darf ich anlügen und betrügen, nur ihn nicht. Und das würde mir auch niemals einfallen. Ich könnte ihn nicht anlügen. Was sollte mich jemals dazu bringen? Selbst, wenn ich im sterben läge, so schaffte ich es doch nicht, ihm etwas Falsches zu erzählen. Nein. „Ja!“ gebe ich zu und als ich wieder geradeaus schaue, entdecke ich Licht. Das Ende! Ein Ausgang! „Und du?“ „Wenn du da bist... muss ich keine Angst haben!“ Und er schenkt mir ein Lachen, das in so einer Situation nicht strahlender hätte sein können. Ich sehe, dass ihm dennoch das Herz flattert und er hat Panik, doch keine Angst. Wenn er keine Angst hat, muss ich auch keine haben oder? Doch ich habe Angst. Ich habe Angst um ihn. Ich strecke einen Arm nach vorn und stoße die Tür auf, die uns im Wege ist. Doch dies bremst mich nicht genug und ich spüre einen miesen Schlagschmerz in der Seite. Als ich den Blick hebe, sehe ich, dass wir auf dem Aufgang einer Blechtreppe stehen. Vor uns erstreckt sich eine riesige Halle. Hektisch schnellt mein Blick umher, doch er kann bei weitem nicht alle Blicke erwidern, die uns zugeworfen werden. Lauter Männer in schwarzen Overalls mit Helmen auf den Köpfen starren uns an. Ich sehe Kampfjets, ich sehe Munition, Waffen… 16 Sekunden. Wir haben immer gekämpft und kein Sandkorn verschenkt Doch bevor jemand reagieren kann, spüre ich, wie eine dritte Person in uns rein rennt und sich das Geländer der Treppe wieder unter meine Rippen schlägt, sodass ich mich ächzend krümme. „BOMBE!“ Eine aufgeregte Stimme brüllt durch die Halle und augenblicklich bricht eine chaotisch orientierte Massenpanik aus. Der Fremde ist ein Gegner. Doch im Moment sind wir ihm egal. Er rennt die Treppe hinunter und seine Komparsen mit ihm zum anderen Ende der Halle. Dort musste der Ausgang sein! Eine sanfte Hand legt sich auf meinen Oberarm und ich schrecke hoch. ER steht neben mir, schaut mich an. Erst jetzt sehe ich, dass Tränen in seinem Auge stehen und das Himmelblau zu einem Meeresblau machen. „Geht es?“ Ich raffe mich auf. „Komm… das schaffen wir!“ Höre ich ihn da grade schniefen? Er ist verzweifelt. Aber ich lasse das nicht zu! Ich lasse ihn nicht verzweifeln! Ich werde ihm meine Zuversicht schenken. Wir werden leben. Und jetzt stehn wir hier. Noch 15 Sekunden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)