Hospital Story von Heartsbane ================================================================================ Kapitel 6: disconnected ways ---------------------------- „Was soll denn das?“ Sascha bedachte Jannik mit einem entrüsteten Blick, als er mit einem unsanften Ruck ins Badezimmer gezogen wurde. Doch dieser scherte sich nicht um die verzweifelten Versuche des Kleineren ihm ein schlechtes Gewissen zu verursachen. Stattdessen ging er rückwärts zur Tür und schloss sie seelenruhig mit einem äußerst beunruhigenden Grinsen im Gesicht. Einem eindeutigen Grinsen. „Oh nein“, meinte Sascha bestimmt und trat kopfschüttelnd einen Schritt zurück, während Jannik auf ihn zuschritt und vielsagend auf seine Unterlippe biss. „Nicht schon wieder.“ „Ach, komm schon, Kleiner“, bat der andere in schon fast flehendem Tonfall. Wieder musste Sascha daran denken, dass er sich in letzter Zeit wirklich unheimlich verändert hatte. Nein, halt. Das stimmt nicht. Er hat sich nur mir gegenüber verändert. Da ist er offen, lustig und, wie man sieht, ziemlich extrovertiert. Aber dem Krankenpersonal und allen anderen gegenüber ist er immer noch so abweisend wie vorher. Sascha konnte nicht umhin sich irgendwie stolz zu fühlen. Er durfte diese Seite von Jannik kennenlernen. Wobei sie ihn gerade wieder vor eine schwere Entscheidung stellte. „Ich hab gesagt nein. Es ist gerade mal... achtzehn Stunden her seit... du weißt schon!“ Sascha errötete leicht. Er hatte immer noch Probleme über diesen Teil ihrer Beziehung zu reden. „Ah, du zählt die Stunden seit wir es das letzte Mal getrieben haben? Ich glaube, eine gewisse Sehnsucht in diesem Tun zu erkennen“, zog ihn Jannik auf. Er war nun bei ihm angekommen und begann mit merklicher Wonne an seinem Ohr zu knabbern. Sascha lief nun knallrot an. Getrieben! Jannik hatte offenkundig keinerlei Hemmungen dieses Thema anzusprechen und je mehr er selbst sich dafür schämte, desto rüder wurde die Ausdrucksweise des anderen. Er tat das mit purer Absicht. „Nein, das hast du ganz falsch... Uh.“ Sascha zuckte zusammen, als Jannik mit der Zunge seine Ohrmuschel entlangfuhr. Ein angenehmes Prickeln zischte durch seinen Körper. „Ja?“, schnurrte Jannik selbstzufrieden und zog die Frage hörbar amüsiert in die Länge. „Hör... hör auf damit...!“, murmelte Sascha, der geradezu erbärmliche Versuche unternahm sich gegen die verführerischen Liebkosungen zu wehren. Doch der Schwarzhaarige dachte gar nicht daran. Stattdessen wandte er sich jetzt Saschas Hals zu. Dieser konnte einfach nicht mehr anders und gab ein wohliges Seufzen von sich. Wie soll ich ihn denn bitte davon abhalten, wenn ich mich selbst nicht davon abhalten kann? Aber achtzehn Stunden... das ist wirklich schon so lange her... Und schon war es um Saschas Selbstkontrolle geschehen. Er legte die Hände an Janniks Kopf und grub die Hände in seine weichen Haare, wie er es die vergangenen Tage schon so oft getan hatte. Es war ein unstillbares Verlangen, dass ihn jedes Mal ergriff, wenn Jannik ihn auf diese Weise verwöhnte. Und dieses Verlangen lebten sie beide aus, genossen es in vollen Zügen. Jannik setzte sein Spiel fort, küsste Saschas Hals, sein Schlüsselbein. Währenddessen streiften seine Hände suchend unter sein Hemd, beglückten Saschas Haut mit Streicheleinheiten und fanden schließlich ihren Weg nach oben, wo sie ihre Arbeit fortsetzten. Saschas Atem beschleunigte sich daraufhin und er kniff die Augen zusammen, um die ständigen kribbelnden Stöße, die durch ihn hindurch jagten, zu ertragen. Sie machten weiter, schürten ihr Verlangen nacheinander bis es zu einem gewaltigen Feuer herangewachsen war, dass sich mit einer verzehrenden Blindheit durch jede einzelne Zelle ihrer Körper zu fressen schien. Mit jedem Kuss, mit jeder Berührung wurde es stärker und nichts schien Linderung zu versprechen. Sascha spürte Janniks Hände an seine Hüfte. Ein letzter Blick in die hungrigen Augen des Größeren und schon wurde er mit einer bestimmten Bewegung umgedreht, sodass er mit dem Rücken zu dem anderen stand. Ein erwartungsvolles Seufzen drang aus Saschas Kehle, keine Sekunde darauf spürte er den Stoff seiner Hose an ihm hinab gleiten. Es verstrich einige Zeit, in der das Geräusch einer Verpackung ertönte, die aufgerissen wurde. Ihm entfuhr ein lautes Keuchen, als Jannik in ihn eindrang. Es war immer noch komisch für ihn, doch schnell lenkte ihn die Zungenspitze des anderen ab, die seinen Nacken sanft entlang strich, während Jannik sich vorsichtig zu bewegen begann. Schon bald waren alle Bedenken vergessen und sie beide verloren sich in ihrem Liebesakt. Lautes Stöhnen und Keuchen erfüllte den Raum, keiner der beiden Jungen machte Anstalten es zu vermeiden seinen Gefühlen mit der Stimme Ausdruck zu verleihen. Und genau aus diesem Grund hörten sie das leise Klopfen nicht, das verschüchtert versuchte ihr Liebesspiel zu stören. Doch es dauerte nicht lange, da wurde es durch ein aufdringliches, energisches Hämmern unterbrochen. Jannik und Sascha hielten erschrocken inne. Mit schweißnassem Gesicht und nunmehr verklungenen Stimmen starrten sie beide zur Badezimmertür. Saschas Herz hämmerte mindestens so laut wie die Faust gegen die Tür. „Aufmachen, aber sofort!“, befahl eine herrische Stimme, die alles andere als wohlwollend klang. Sie gehörte einer Frau, wahrscheinlich einer Ärztin. Jannik sah Sascha an, seine Züge wirkten beunruhigt, aber nicht mehr entsetzt. Sascha ärgerte sich unterbewusst darüber, dass er die Situation schon wieder so gelassen sah, doch dieses unwichtige Gefühl wurde von stärkeren Empfindungen überlagert. Angst. Schock. Scham. Sein Gesicht war wieder knallrot angelaufen, doch schlimmer waren die gelähmten Muskeln in seinem Körper. Wir sind geliefert... Die werden uns aus dem Krankenhaus schmeißen. Und noch viel schlimmer: Meine Eltern werden von Jannik und mir erfahren! Als Sascha das bewusst wurde, setzte sein Herz einen Schlag lang aus. Wie sollte er das seiner Mutter erklären? Und seinem Vater erst? Es wäre schon Schock genug für sie, dass ihr Sohn mit einem Jungen zusammen war. Und dann auch noch die Tatsache, dass sie das dadurch in Erfahrung brächten, dass die beiden erwischt wurden, wie sie es hemmungslos im Badezimmer eines Krankenhauses trieben? Sascha war so in seine panischen Gedanken vertieft, dass es ihm nicht einmal mehr peinlich war dieselben ungenierten Ausdrücke wie Jannik zu verwenden. „Komm, wir müssen da raus“, holte ihn plötzlich die ruhige Stimme Janniks zurück. Raus? Hatte er sie noch alle?! „Nie im Leben! Weißt du, bei was die uns gerade erwischt haben?!“, flüsterte Sascha aufgebracht. Im Hintergrund wetterte die wütende Stimme der Ärztin weiter. „Ja, das weiß ich in der Tat, aber es hilft ja nichts. Oder willst du dich hier drin verbarrikadieren? Könnte schwer werden. Die Zahnpasta ernährt uns wahrscheinlich nur maximal drei Tage“, spottete Jannik und Sascha hätte ihm am liebsten eine gescheuert. Stattdessen zog er nur ärgerlich die Stirn kraus und machte sich genau wie der andere daran sich anzuziehen. Doch seine Gedanken pulsierten immer noch wie eine tickende Bombe durch seinen Kopf. Er malte sich unzählige katastrophale Folgen aus, die ihn ereilen würden. Am liebsten hätte sich der Junge einfach in eine Ecke verkrochen und losgewinselt, dass es ihm leid tue. „Wird’s bald?!“, keifte die Stimme von draußen ungeduldig. „Bereit?“, fragte Jannik leise, die Frau einfach ignorierend. Sascha sah ihn nicht an, starrte nur immer panischer auf die Tür. Er war nicht bereit, das war klar. Aber letztendlich hatten sie keine andere Wahl. Ihm drängte sich immer mehr das Gefühl auf, dass das hier alles zu schnell ging, dass er mehr Zeit brauchte um ruhiger zu werden. Ein Kribbeln, diesmal aber unangenehm und Unglück verheißend rieselte durch seine Adern, was Sascha dazu veranlasste die Arme um seinen Oberkörper zu schlingen. Er wollte da nicht raus, um nichts in der Welt wollte er dieses Zimmer verlassen. Doch Jannik ging auf die Tür zu und schloss sie auf. Ein letzter Blick zu Sascha, dann war sie auch schon offen. „Meine Herren.“ Eine hochgewachsene Frau mit hochgesteckten braunen Haaren baute sich vor den beiden auf, die Hände in die Hüften gestemmt. Ihre eigentlich schöne Miene war zu einer grimmigen Fratze verzogen, die Sascha vorkam wie der Teufel persönlich. Instinktiv duckte er sich etwas hinter Jannik. Dieser stand selbstsicher da und starrte mit gewohnt ausdruckslosem Gesicht zu der Frau vor sich. Erst jetzt bemerkte Sascha die schüchterne, junge Krankenschwester im Hintergrund, die selbst ganz rot war. Sein Schamgefühl wuchs. „Es ist mir unerklärlich, wie es zu solch einer“, begann die Ärztin sichtlich erzürnt, bevor sie eine kurze Pause machte, um die richtigen Worte zu finden. „... ordinären und nicht zu verantwortenden Ausschreitung kommen konnte. Ich hoffe Ihnen ist bewusst, was sie hier getan haben. Dieses Verhalten wird sicher weitreichende Konsequenzen tragen.“ Sie bedachte die beiden mit dem strengsten Blick, der Sascha je untergekommen ist. Er spürte das Verlangen aus dem Fenster zu springen oder den Kopf gegen die Wand zu schlagen, sodass er ohnmächtig wurde. Einfach irgendetwas, damit er dieses peinliche Gespräch nicht mehr mitbekam. Es herrschte Stille, Sascha hatte nicht vor etwas zu sagen und Jannik schwieg provozierend. Ich frage mich, ob das der richtige Weg ist... Seine Frage wurde schnell mit einem wütenden Schnauben seitens der Frau beantwortet. Es war der Falsche. „Na schön! Sie da!“ Ein vor Zorn zitternder Finger ragte plötzlich vor Sascha auf, was ihn zusammenzucken ließ. Er spürte, wie sich Jannik anspannte. Ängstlich sah Sascha in die funkelnden, braunen Augen vor sich. „Packen Sie Ihre Sachen, Sie werden ein neues Zimmer beziehen“, verkündete sie. „Und Sie..“ Ihr Blick wanderte zu Jannik. „Sie bleiben hier. Ein weiteres Erlebnis dieser Art werden wir zu vermeiden wissen.“ Saschas Herz setzte aus. Er sollte von Jannik getrennt werden? Aber... „Ich...“, begann er, doch der Mut verließ ihn schnell, als alle Augen auf ihm ruhten. „Was?“, fauchte die Ärztin und Sascha zuckte wieder zusammen. Als er wieder aufblickte, starrte sie ihn herausfordernd an, was ihm endgültig den Mut nahm. Verzweifelt schwieg er. Die Ärztin nahm dies mit Wohlwollen zur Kenntnis. In einer energischen Drehung wandte sie sich zur Tür um. Im Hinausgehen trug sie der Krankenschwester noch auf, beim Packen auf die beiden aufzupassen. „Den Rest erledige ich.“ Mit diesen Worten war sie verschwunden. Sascha stand wie versteinert da. Er hatte die letzten Geschehnisse gar nicht mehr richtig mitbekommen. Getrennt... Von Jannik. Nein, das darf nicht sein! Das kann nicht... „Entschuldigung.“ Die sanfte Stimme der Schwester holte ihn zurück in die Gegenwart. „Du solltest nun deine Sachen zusammensuchen...“ Sascha reagierte nicht. Wortlos starrte er sie an, suchte immer noch einen Ausweg aus dem Ganzen. Bis sich eine Hand auf seine Schulter legte. „Wir finden einen Weg“, flüsterte Jannik beruhigend. Dann strich er ihm die nassen Haare aus dem Gesicht. „Mach die keine Sorgen, Kleiner.“ Die liebevollen Worte des Älteren ließen Sascha wieder klar denken. Am liebsten hätte er sich ihm in die Arme geworfen, doch die Anwesenheit der Krankenschwester hielt ihn davon ab. Obwohl sie die beiden gutmütig anlächelte. Mit hängenden Schultern schlich Sascha zu dem kleinen Schrank hinüber, in dem er seine Kleidung aufbewahrte. Ein Seufzen entfuhr ihm, gleich darauf ein verhaltenes Schnappen nach Luft. Die Entspannung seiner Muskeln hatte dazu geführt, dass ihm die Tränen in die Augen stiegen, doch er wollte auf keinen Fall weinen. Was hätte Jannik dann von ihm gedacht? „Soll ich dir helfen?“, fragte plötzlich eine weiche Stimme neben ihm. Er drehte sich erschrocken um und blickte in das immer noch lächelnde Gesicht der Krankenschwester. Nachdenklich besah Sascha sie. Eigentlich war sie ja für das ganze Chaos verantwortlich. Aber ich kann nicht wütend auf sie sein. Sie scheint ein schlechtes Gewissen zu haben, aber es ist nun mal ihre Arbeit... Also nickte Sascha langsam, um gleich darauf damit zu beginnen seine Wäsche wieder in den kleinen Koffer zu verfrachten. Doch trotz seines Verständnisses für die Entscheidungen der Ärztin und auch der Schwester drohten ihm immer wieder Tränen über die Wange zu laufen, wenn er daran dachte, dass er Jannik jetzt den Rest seines Aufenthaltes wohl nicht mehr sehen würde. Am liebsten wäre er aufgesprungen, zu der Frau gerannt und hätte auf Knien darum gefleht sie zusammen zu lassen. Er hätte bei seinem Leben geschworen, dass das nicht mehr vorkommen würde. Doch was hätte das schon gebracht? Es war zu spät dafür. Hätte er nur gleich von Anfang an mehr Standhaftigkeit bewiesen und nein gesagt. „War das alles?“, erkundigte sich die junge Frau neben Sascha, als der Schrank leer geräumt war. Er nickte, enttäuscht und ängstlich dass sie jetzt würden aufbrechen müssen. „Gut. Dann komm, bevor die Oberärztin wieder zurückkommt“, meinte die Krankenschwester leise und mit einem beruhigenden Lächeln. Sie fasste Sascha sanft am Arm und half ihm hoch. Saschas Blick fiel auf Jannik, der sich während der ganzen Zeit nicht von der Stelle gerührt hatte. Als Sascha bewusst wurde, dass er ihn keine Sekunde aus den Augen gelassen haben musste, konnte er sie einfach nicht mehr zurückhalten. Kleine Perlen aus Wasser flossen seine geröteten Wangen hinunter, während er auf Jannik zustürmte. Dieser breitete die Arme aus und fing ihn auf, als Sascha seinerseits die Arme um den schmalen Oberkörper des anderen schlang. „Hey, hör auf zu heulen. So schlimm ist es nicht, wir schaffen es schon sie dazu zu kriegen, dass wir uns sehen dürfen“, flüsterte er ihm ins Ohr, sodass nur der Kleinere es hören konnte. Nicht so schlimm?! Es ist das Schlimmste, dass sie tun können, verdammt! Doch Sascha schwieg, weinte einfach nur weiter und presste das nasse Gesicht an die Brust des anderen. Erst nach einigen Minuten schob Jannik ihn sanft zurück. „Wir sehen uns.“ Und mit diesen Worten hauchte er ihm einen zärtlichen Kuss auf den Mund, der alle Gefühle beiseite fegte. Ein letzter sehnsüchtiger Blick in die unergründlichen, tiefblauen Saphire und dann drehte sich Sascha endgültig um, um der Schwester hinaus in den leeren Flur zu folgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)