9/11 von blumenpups (On the brink.) ================================================================================ Kapitel 3: Act 3 ---------------- Huhu ^^ Es geht weiter. Wie schon gesagt - es ist irgendwie echt schwer, das in Worte zu fassen. Ich bezweifle, dass es authentisch rüber kommt, aber ich hab mir Mühe gegeben und hoffentlich ist es mir auch halbwegs gelungen o_O "Spaß beim Lesen" zu wünschen wäre an dieser Stelle wohl etwas makaber, deshalb belasse ich es bei einem "geigt mir eure Meinung". Liebe Grüße, pups Act 3. If this doesn't work, think about other possibilities. 11. September 2001, 9:36 Uhr, 105. Stock, Nordturm des World Trade Centers „Wir sollten besser wieder zurück! Das hat doch keinen Zweck!!“ Im stummen musste Zorro seinem schwarzhaarigen Begleiter, dessen Namen er immer noch nicht wusste, Recht geben. Das Unternehmen war schon von der ersten Minute an so gut wie aussichtslos gewesen, dennoch sah er unter gar keinen Umständen ein, aufzugeben. Gerade mal zwei Stockwerke hatten sie zwischen sich und das Windows on the World gebracht, und bereits jetzt schien es kein Weiterkommen mehr zu geben. Der Großteil der Treppenhäuser lag bereits in Schutt und Asche, die Aufzüge, die sie bisher zu Gesicht bekommen hatten, waren als solche längst nicht mehr zu erkennen und immer wieder war ihnen das Vorankommen durch Trümmerteile, eingestürzte Wände oder dichten Rauch und lodernde Flammen versperrt worden, sodass sie hatten zurückkehren und sich einen neuen Ausweg suchen müssen . Oft genug waren sie dabei nur haarscharf mit dem Leben davongekommen und hätte ihn der Schwarzhaarige vor ein paar Minuten nicht rücksichtslos mit sich gezogen, dann hätte ihn ein Teil der herabstürzenden Decke zerquetscht und wohl oder übel getötet. Der Grünhaarige wischte sich mit dem Handrücken Staub, Schweiß und Blut aus dem Gesicht und warf einen kurzen Blick hinauf. Auch wenn ihm noch nicht der Sinn nach Kapitulation stand, jeder vernünftig denkende Mensch würde vermutlich zu dem Schluss kommen, dass weiteres Vordringen einfach nur schwachsinnig, aussichtslos und hochgradig lebensmüde wäre. Außerdem hatte er Sanji vorhin versprochen, dass er auf sich aufpassen würde, und sich durch eine Flammenwand zu stürzen würde dem wohl nicht sonderlich gerecht werden. Also würde ihm quasi gar nichts anderes übrig bleiben, als jetzt wieder zu versuchen, nach oben zum Windows on the World zu kommen – wenn möglich, ohne vorher bei dem Versuch ums Leben zu kommen, denn ansonsten würde der blonde Koch ihn wahrscheinlich selbst noch in der Hölle heimsuchen und ihm dafür den Arsch aufreißen. Widerstrebend nickte Zorro also schließlich seinem Begleiter zu, der nur schwach grinste und sich ebenfalls Schweiß und Staub von der Stirn wischte. Die Hitze wurde auf Dauer immer unerträglicher, außerdem war ihnen bereits vor einiger Zeit eindrucksvoll bewiesen worden, dass das Gebäude nicht halb so stabil war, wie alle vermutet und gehofft hatten. „Ja, lass wieder zurück!“, brüllte der Grünhaarige zur Bestätigung durch das Prasseln der Flammen zurück, bevor er sich den Stoff seines Hemdes wieder vor Mund und Nase presste. Dennoch ließ sich nicht leugnen, dass Atmen mittlerweile um einiges anstrengender geworden war und auch der Hustenreiz würde sich wohl nicht mehr allzu lange unterdrücken lassen. Umständlich deutete er auf einen schmalen Durchweg, der von Trümmern verschont geblieben war und der sich als einziger Ausweg aus diesem Dilemma herausstellte, sobald sie sich noch einmal umgesehen hatten. Der Schwarzhaarige nickte knapp und übernahm dann die Führung, indem er über einen großen Betonbrocken kletterte und die ersten Treppenstufen erreichte. Bisher waren sie keinem lebenden Menschen begegnet, dafür waren sie aber über umso mehr Leichen gestolpert, und Zorro wusste ehrlich gesagt nicht, warum gerade sie im Windows on the World mit dem Leben davongekommen waren – zumindest für den Augenblick. Der Einschlag in den Südturm hatte ihnen allen ihre Situation deutlich vor Augen geführt, aber der Grünhaarige spürte, wie seine Zuversichtlichkeit nachließ. Ihre Chancen waren von Anfang an verschwindend gering gewesen, aber ohne einen Ausweg würde ihnen nichts anderes übrig bleiben, als auf ihre Rettung durch andere zu hoffen. Ein Knacken über ihren Köpfen ließ ihn aufhorchen und sein Kopf zuckte blitzschnell in die Höhe, um den Ursprung dieses Geräuschs ausfindig zu machen, aber er war nicht schnell genug, denn keine volle Sekunde später brach die Decke über ihnen zusammen und begrub sie unter einer dicken Schicht von Trümmerteilen. 11. September 2001, 10:01 Uhr, 105. Stock, Nordturm des World Trade Centers Zorro blinzelte, aber alles, was er erkannte, war eine vollkommene Dunkelheit die ihn einhüllte, und er brauchte mehrere Sekunden um zu verstehen, warum das so war. Als die Erkenntnis, was geschehen war, zu ihm durchsickerte, wurde ihm jedoch auch bewusst, dass er irgendwie verschüttet sein musste, und probehalber wagte er einen Versuch, sich zu befreien. Zwar war seine Beinfreiheit stark eingeschränkt, aber anscheinend hatte er noch einmal Glück gehabt, denn als er die Schmerzen lange genug ausblenden konnte, gelang es ihm, seine Arme aus den Trümmern zu befreien und von da an dauerte es nicht mehr lange, bis er etwas schwankend wieder auf die Beine kam. Das Pochen in seinem Hinterkopf ließ schwarze Punkte vor seinen Augen umhertanzen. Gemeinsam mit dem dichten Rauch machte es ihm das unmöglich, seine eigene Hand vor Augen zu sehen, aber irgendwo musste dieser andere Kerl noch sein und er hatte nicht vor, ihn alleine hier zurück zu lassen. Jede Faser seines Körpers verlangte nach Ruhe, nur eine Minute, in der er sich ausruhen und wieder zu Kraft kommen könnte, aber das wäre leichtsinnig und lebensmüde und vollkommen wahnsinnig und unverantwortlich gewesen, denn spätestens jetzt war ihm klar, dass es in diesem Turm keinen sicheren Ort mehr gab. Wenn er sich jetzt hinsetzte und die Augen schloss, würde dass einer Kapitulation gleich kommen, und die konnte er sich beim besten Willen nicht leisten. Nicht, solange es noch Menschen gab, die sich auf ihn verließen, und einer davon war zwei Stockwerke über seinem Kopf und wartete, ein anderer lag hier unter dem Schutt begraben und, verdammt noch mal, es war seine Aufgabe, endlich etwas handfestes zu unternehmen. Also wischte er sich bloß mit dem Handrücken das Blut aus den Augenwinkeln und begann, Bretter, Steine und Einrichtungsgegenstände bei Seite zu schaufeln, auf der Suche nach dem schwarzhaarigen Kerl, dessen Namen er noch nicht einmal kannte. Wie lange war er bewusstlos gewesen? Eine Minute? Zehn Minuten? Länger? Er hatte es ja kaum geschafft, sich durch den Berg von Trümmerteilen durchzukämpfen, und je nachdem, wie der Mann getroffen worden war, bestand vermutlich ziemlich wenig Hoffnung. Aber er sollte verdammt sein, wenn er nicht alles tun würde, was in seiner Macht stand. 11. September 2001, 10:09 Uhr, 105. Stock, Nordturm des World Trade Centers Die Haut, die er zu fassen bekam, nachdem er endlos viele Trümmerteile bei Seite geschafft hatte und seine Bewegungen immer mechanischer wurden, war kalt. Beinahe hätte er sie alleine aus diesem Grund wieder losgelassen, doch in letzter Sekunde überlegte er es sich anders und verfestigte seinen Griff um das Handgelenk, dass er zu fassen bekommen hatte. Es benötigte zwei kräftige Züge, in denen die Umgebung vor seinen Augen gefährlich verschwamm, bis der schwarzhaarige Kerl vor ihm lag, ein wenig verdreht, blutend, tot. Zorro atmete schwer und ließ sich für einen kurzen Moment auf den Schutt sinken, um tief durchzuatmen und die Niederlage zu verdauen. Es hatte zu lange gedauert. Ihm war vollkommen klar, dass der Kerl mit diesen Verletzungen vermutlich auf der Stelle tot gewesen war, aber er hätte noch leben können, wenn er das Knacken schneller realisiert hätte, wenn er keine Zeit damit verschwendet hätte, nach oben zu schauen, wenn er einfach die Hand nach ihm ausgestreckt und ausgewichen wäre. Aber so war es nicht gewesen und jetzt war er tot und er wusste seinen Namen immer noch nicht. Langsam setzte er sich wieder in Bewegung, fühlte sich wie betäubt, als er seine kaum merklich zitternde Hand nach der Hosentasche des Schwarzhaarigen ausstreckte und ein Lederportemonnaie zu fassen bekam. Er musterte kurz den Personalausweis, bevor er das Portemonnaie wieder zurücksteckte und auf die Beine kam. „Tut mir Leid, Ace“, murmelte er mit belegter Stimme und begann mit dem Aufstieg nach oben, denn obwohl er einen Menschen enttäuscht hatte, gab es immer noch jemanden, der auf ihn wartete, und er hatte nicht vor, schon wieder wertvolle Zeit zu verschwenden. 11. September 2001, 10:14 Uhr, Windows on the World, Nordturm des World Trade Centers Wie er es so schnell zurück nach oben geschafft hatte, konnte er im Endeffekt nicht mehr sagen. Eigentlich konnte er so oder so nicht mehr sagen, wie er es zurück ins Windows on the World geschafft hatte, er konnte sich nicht daran erinnern, zwei Stockwerke zurückgelegt zu haben, aber Tatsache war, dass er sich wenige Minuten, nachdem er sich auf den Rückweg gemacht hatte, gegen den Türrahmen des Restauranteingangs stützte und sich selbst in Augenschein nahm. Er sah furchtbar aus, und es würde schwierig werden, das vor Sanji zu verbergen, besonders, weil er sich auch so fühlte. Jeder Knochen im Leib tat ihm weh, der Riss an der Augenbraue blutete immer noch und nahm ihm somit regelmäßig die Sicht – und er war sich ziemlich sicher, dass das nicht die einzige Wunde an seinem Körper war, aus der er Blut verlor. Halbherzig versuchte er, das Gröbste zu vertuschen, sah jedoch relativ schnell ein, dass das so keinen Zweck hatte, stieß sich tief durchatmend vom Türrahmen ab und trat in den zerstörten Raum ein, bereit, sich dem Inferno von Sanjis Wut zu stellen. Er hatte schließlich versprochen, auf sich aufzupassen, aber leider war nicht mehr als Überleben drin gewesen. Aufpassen sah wohl oder übel anders aus und er war sich ziemlich sicher, dass der Kochlöffel ihn in diesem Punkt zustimmen würde. Zu seiner Überraschung – keine gute Überraschung, sondern eher ein dumpfer Schlag in die Magengegend – hatte sich die Zahl der Personen im Windows on the World stark verringert. Die übrig gebliebenen blickten teilweise erstaunt, teilweise erleichtert zu ihm herüber, als sie ihn schließlich bemerkten, aber ausnahmslos alle spähten auf einen unbestimmten Punkt hinter ihm, als erwarteten sie noch jemanden. Er war der Einzige, der wusste, dass niemand mehr kommen würde. Sie waren zu zweit losgezogen, und er kam alleine wieder, und weil es zu schwer war, es auszusprechen, schüttelte er bloß kurz den Kopf und hielt dann weiter Ausschau nach einem blonden Haarschopf, der sich wenig später durch die anderen hindurch schob und so aussah, als würde ihm ein ganzes Gebirge vom Herzen fallen. Sie blickten sich kurz an und es kostete Zorro alle Mühe, ein schiefes Grinsen zu Stande zu bringen, um dem Koch zu zeigen, dass mit ihm soweit alles in Ordnung war. Sofern in dieser Situation irgendetwas soweit in Ordnung sein konnte. Dann räusperte er sich und versuchte, die passenden Worte zu finden. Er war noch nie sonderlich gut darin gewesen, schlechte Nachrichten schonend zu überbringen. Er war kein großer Wortakrobat, schon gar nicht, wenn die Hiobsbotschaft, die er in Petto hatte, ihr aller Schicksal besiegeln und sie mit größter Wahrscheinlichkeit zum Tode verurteilen würde. „Es…es gibt keinen Durchgang“, sagte er knapp und seine Stimme war rau von dem vielen Rauch, den er eingeatmet hatte und er schmeckte Blut und Verbitterung und Wut auf diejenigen, die das alles zu verantworten hatten – denn irgendjemand musste es zu verantworten haben, da war er sich sicher. Es war kein Zufall, das war das einzige, was er momentan wusste, aber diese Feststellung brachte hier auch niemanden weiter, geschweige denn lebend hier heraus. „Der Südturm ist eingestürzt“, gab die junge Frau, die vorher noch so überzeugt von dem Brandschutzmaterial gewesen war, mit zittriger Stimme von sich und deutete vage auf die zerbrochene Fensterfront, die nun einen Ausblick auf gähnende Leere und eine riesige Qualmwolke gab, wo einst der Zwilling des Nordturms gewesen war. Zorro nickte leicht, den Blick immer noch auf die Fensterfront gerichtet, und versuchte, die neuen Informationen zu verarbeiten. Das zweite Flugzeug war erst später in den Südturm geflogen, und trotzdem war der Turm früher eingestürzt. Die Schäden an den Gebäuden mussten jedoch ähnliche Auswirkungen gehabt haben – was ihn unweigerlich zu der Frage führte, wie viel Zeit ihnen hier noch blieb und ob der Gedanke an eine Rettung nicht eigentlich vollkommen abwegig war. Plötzlich stand Sanji neben ihm und er bemerkte viel zu spät, dass seine Umgebung wieder damit angefangen hatte, sich zu drehen. „Zorro? Alles in Ordnung?“ Die Stimme des Kochs war weiter weg, als sie sein sollte. Er war verwirrt und hatte definitiv zu viel von dem beißenden Rauch eingeatmet, aber noch war es zu früh, aufzugeben, also atmete er noch einmal tief durch, nickte und schaffte es mühsam, aufrecht stehen zu bleiben. „Es geht schon. Wir müssen uns Gedanken darüber machen, wie wir hier sonst noch rauskommen können“, meinte er schließlich entschlossen. Ihre Blicke begegneten sich für den Bruchteil einer Sekunde und er war sich ziemlich sicher, dass er seinen besten Freund noch nie so dermaßen verwirrt gesehen hatte – aber bisher war auch noch keiner von ihnen in einer auch nur annähernd vergleichbaren Situation gewesen, und mittlerweile bereute Zorro es zutiefst, dass er den Koch nicht stark genug abgefüllt hatte. Denn dann wäre er vielleicht nicht zur Arbeit gegangen und ihnen wäre dieses Dilemma erspart geblieben. Sanji kaute sich auf der Unterlippe herum und bemerkte nicht einmal, dass sie bereits blutete. „Da sind Leute aus dem Fenster gesprungen, Zorro. Einfach so.“ Der Grünhaarige nickte leicht und behielt den Gedanken für sich, dass ein Sprung in die Tiefe etwas Verlockenderes hatte, als bei lebendigem Leib zu verbrennen oder von Trümmerteilen erschlagen zu werden. Bei letzterem sprach er aus leidgeprüfter Erfahrung. Aber jetzt war noch nicht die Zeit, den anderen die Hoffnung zu nehmen. Er war sich ziemlich sicher, dass die gesamte Polizei und Feuerwehr Manhattans im Großeinsatz war, vielleicht gab es doch noch Chancen, hier halbwegs heil und mit einem tierisch großen Schrecken davonzukommen – auch, wenn der Gedanke irgendwie absurd war. Immerhin waren sie im 107 Stockwerk. Wer sollte sie hier schon herausholen können? 11. September 2001, 10:17 Uhr, Windows on the World, Nordturm des World Trade Centers Der Grünhaarige zuckte leicht zusammen, als Sanji ihm mit einem feuchten Lappen über den Riss an der Augenbraue tupfte, um das Blut zu entfernen. Er saß auf dem Boden, was schon eine Wohltat für sich war, den Rücken gegen die nächstbeste Wand gelegt und die Beine von sich gestreckt, Sanji hockte vor ihm, unterzog seine Wunden einer kritischen Begutachtung und tat, was er konnte. „Du hättest sterben können“, diagnostizierte der Koch schließlich knapp und vermied es tunlichst, ihm in die Augen zu sehen. Zorro schmunzelte schwach und schloss die Augen. „Bin ich aber nicht.“ Sanji hielt kurz in seinen Bewegungen inne. „Wenn du mich in diesem heillosen Durcheinander alleine lässt, Lorenor, ich schwöre dir, ich bringe dich höchstpersönlich um!“ „Keine Panik. Das ist nicht der Plan.“ „Der Plan? Du hast tatsächlich einen Plan?“, wiederholte der Blonde skeptisch. Der Grünhaarige grinste. „Am leben bleiben. Das ist der Plan.“ „Wirklich kreativ, Marimo.“ „Fällt dir etwa was Besseres ein? Schieß los, ich bin ganz Ohr.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)