9/11 von blumenpups (On the brink.) ================================================================================ Kapitel 2: Act 2 ---------------- Soooo...und es geht weiter. Ich tu mich echt schwer, mit den Kapiteln - es ist unglaublich schwer, das ganze so authentisch wie möglich rüberzubringen, und ich hoffe, das gelingt mir irgendwie. Viel Spaß beim lesen! dat pups Act 2. On the edge of breaking down, there is nothing left to do but stay calm and have a look on your possibilities. 11. September 2001, 8:54 Uhr, Windows on the World, Nordturm des World Trade Centers Das Blut rauschte laut in seinen Ohren, sodass er seinen eigenen Herzschlag hören konnte. Er wagte es noch nicht, die Augen zu öffnen und blieb reglos auf dem staubigen Boden liegen. Wenn er die Augen öffnete, dann würde er der Wahrheit ins Gesicht blicken müssen, dann würde er nicht mehr bestreiten können, dass das alles wirklich und wahrhaftig geschah, so unfassbar es auch sein mochte, selbst jetzt noch, wo er sich mittendrin befand. Solange er die Augen geschlossen hielt, konnte er sich immer noch einreden, dass er noch in seinem Appartement war. Das sein Wecker gleich erbarmungslos klingeln und ihn unsanft in die Realität befördern würde. Dass das alles nicht passiert war, sondern nur das Ergebnis von zu viel Alkohol und seiner unberechenbaren Fantasie, die ihm einen makabren Streich gespielt hatte. Beinahe hätte er laut aufgelacht. Das hier war alles, aber kein Traum, denn so düster ging es nicht einmal in seinem Hinterstübchen zu und dieses Szenario hätte er sich unter keinen Umständen erträumt, nicht für alles Geld der Welt. Er wusste, dass er die Augen öffnen und handeln musste. Dass sein Herzschlag so laut in seinen Ohren dröhnte, konnte schließlich nur bedeuten, dass er die Katastrophe überlebt hatte, zumindest irgendwie. Aber dass er es geschafft hatte, hieß noch lange nicht, dass andere genau so viel Glück gehabt hatten. Und wenn er die Augen öffnete und der gleichaltrige Koch, den er irgendwann einmal beschützt hatte, indem er sich über ihn gelegt hatte, hatte nicht dasselbe unverschämte Glück wie er gehabt, dann wollte er lieber hier liegen bleiben und das Ende kommen lassen. Gedämpft drangen Schreie an sein Ohr, irgendwo, weit weg von sich selbst, konnte er Schritte ausmachen, doch der puckernde Schmerz an seiner Schläfe hielt ihn erfolgreich davon ab, sich genauer auf seine Umgebung zu konzentrieren. Etwas Flüssiges rann sein Kinn herab und perlte auf den Boden unter ihm. Obwohl er die Bilder noch klar vor Augen hatte, obwohl er es gewesen war, der die Situation als erstes erfasst und darauf reagiert hatte, schien es ihm immer noch vollkommen unbegreiflich, dass es tatsächlich geschehen war. Obwohl die Erinnerungen an zerberstendes Glas und eine gewaltige Erschütterung noch erschreckend frisch waren und er selbst der Nase voran in Staub und Trümmern lag, denn so etwas durfte einfach nicht passieren. Aber es war passiert und er würde die Situation wohl kaum verbessern, in dem er hier liegen blieb und darauf wartete, dass noch irgendetwas kam. Denn so schwer es ihm auch fiel, das Geschehene zu akzeptieren, wusste er, dass es noch nicht vorbei war. Weder für ihn, noch für die anderen Überlebenden, deren Stimmen langsam wieder lauter wurden und die Kopfschmerzen noch verdreifachten. Zorro blinzelte ein paar Mal, ohne etwas zu sehen. Blut lief ihm ins Auge und er brauchte ein paar Anläufe, bis seine Sicht wieder etwas klarer wurde und er erkennen konnte, dass Sanji nicht mehr in seiner Nähe war. Diese Tatsache allein reichte aus, um ihn wieder soweit zu sich kommen zu lassen, dass er sich umständlich die Blutspuren aus dem Gesicht wischte. Dem schrammenden Schmerz an seinem Unterarm schenkte er dabei keine Beachtung, ebenso wenig wie seinem rasanten Herzschlag und dem Kratzen in seinem Hals. Er musste unbedingt wissen, was mit Sanji war – schließlich war der Kerl vor nicht allzu langer Zeit unmittelbar bei ihm gewesen und konnte gar nicht so weit weg sein. Doch während sich seine Sinne nach und nach wieder schärften, wurde er sich auch dem erdrückenden Gewicht auf seinem Rücken und den Beinen bewusst. Schwerfällig stemmte er sich auf die Ellbogen und zog sich aus den Überresten eines massiven Holztisches hervor, bevor ihm wirklich klar wurde, in was für einem Zustand sich der Raum befand. Das ehemals gehobene Restaurant Windows on the World war nun kaum mehr als ein einziger Trümmerhaufen und hatte jeglichen Glanz verloren. Zwischen Bruchstücken, Glasscherben und Staub lagen einige Körper, ob nun tot oder lediglich bewusstlos, konnte er so nicht abschätzen, denn dafür war es zu dunkel. Irritiert lenkte er seinen Blick kurz auf die zerstörten Fenster, doch alles, was er erkennen konnte, waren dicke, graue Rauchschwaden, die sich energisch in die Höhe kämpften und ihnen das Licht stahlen. Er verbot es sich, daran zu denken, wie es ein paar Stockwerke tiefer wohl aussehen musste und rappelte sich etwas wackelig auf die Beine. Für ein paar Sekunden war er sich sicher, dass es an ihm lag, dass seine Umgebung so sehr schwankte und dass er sich so schwer auf den Beinen halten konnte. Erst, als er seinen Blick für eine Weile auf einen Punkt abseits von den Rauchschwaden fokussierte, erkannte er, dass der Nordturm es war, der so bedrohlich schwankte. Er hustete sich den Staub aus den Lungen und wischte sich das klebrige Blut unachtsam an der Jeans ab, während er seinen Blick verzweifelt durch den großen Raum gleiten ließ, auf der Suche nach einem blonden Haarschopf in Kochmontur. Zorro konnte eine junge Frau entdecken, die unter einem schweren Wandregal der Bar begraben worden war und einen Arm leblos von sich gestreckt hatte, während ein feines Rinnsal Blut aus dem Mundwinkel lief und ihre Augen leblos an die Decke starrten. Sein Magen verkrampfte sich, aber er zwang sich, wegzusehen und schaffte es, die Übelkeit niederzuringen, die versucht hatte, sich hinaus zu kämpfen. Nicht weit von sich konnte er leise Stimmen hören, etwas weiter weg schluchzte eine andere Frau verzweifelt und kauerte sich über dem reglosen Körper eines jungen Mannes zusammen, ohne der Platzwunde auf ihrer Stirn irgendeine Bedeutung beizumessen. Seine Gedanken schwirrten nutzlos umher und er stolperte nun unachtsam durch den Raum, auf der Suche nach seinem besten Freund, der hier irgendwo sein musste. Und während die Panik um den Schnitzelklopfer ihn langsam einnahm, konnte er nicht anders, als sich selbst dafür zu verfluchen, dass er nicht besser aufgepasst hatte. Nun war er sich längst nicht mehr so sicher wie noch vor wenigen Minuten, ob die Küche wirklich ein so unsicherer Ort gewesen war, wie er geglaubt hatte. Vielleicht wäre dann keinem von ihnen etwas geschehen. Vielleicht aber wären sie beide schon längst tot. Ganze Gebirge fielen ihm vom Herzen, als er den blonden Koch endlich erspähte, aufrecht und lebendig an einer Wand lehnend, halb verborgen von einem Vorhang, der es geschafft hatte, an seinem Bestimmungsort zu bleiben. Der Schwertkämpfer rang nach erschöpft nach Atem, den er unwillkürlich angehalten hatte. Dann wischte er sich mit dem Handrücken erneut das Blut von der Schläfe und kämpfte sich seinen Weg durch Stühle, Tischdecken und Gliedmaßen, bis er Sanji endlich erreicht hatte, der wie hypnotisiert zu einem der kaputten Fenster blickte und dabei immer wieder stumm Worte formte. Obwohl Zorro sich eigentlich in erster Linie davon überzeugen wollte, dass es dem Koch den Umständen entsprechend gut ging und er den Einschlag des Flugzeuges halbwegs unbeschadet überstanden hatte, folgte er dem Blick seines besten Freundes und erstarrte erneut. Das Stimmengewirr, das bis dahin nur leise und unterschwellig zu hören gewesen war, da die Geräusche, die von den unteren Stockwerken zu ihnen herausdrangen, vieles übertönt hatten, schwoll wieder an. Der Grünhaarige ließ die Hand, mit der er sich das Blut fortgewischt hatte, fassungslos wieder sinken, unfähig auch nur irgendeine Regung von sich zu geben, während er wie in Trance beobachtete, wie ein weiteres Passagierflugzeug sich näherte – und in einer steilen Schräglage direkt auf den Südturm zuhielt. „Nein…!“, hörte er eine ungläubige, schrille Stimme hinter sich aufkeuchen, kurz bevor sie vor lauter unterdrückten Schluchzern nicht mehr zu verstehen war. Die überlebenden Besucher und Angestellten des Windows on the World hielten den Blick starr auf die Fassade des Südturms gerichtet und beobachteten, wie vor einigen Minuten, wie das Flugzeug auf den hohen Turm zusteuerte, ohne auch nur das geringste Ausweichmanöver zu versuchen. Aber alles stumme Bitten und Flehen wurde gnadenlos ignoriert. Die Gebete eines blutenden Kellners, der mit einer Hand verzweifelt den Kreuzanhänger seiner Halskette umklammerte und unregelmäßig schluchzte, wurden überhört. Einfach so. = = = 11. September, 9:08 Uhr, Windows on the World, Nordturm des World Trade Centers Minutenlang schwiegen sie und wagten es nicht, sich zu rühren. Es war bereits unbegreiflich gewesen, dass ein Passagierflugzeug in das World Trade Center gestürzt war, in den sicheren Tod, der noch einige hundert Menschenleben mehr gefordert hatte, als ein einfacher Flugzeugabsturz es getan hatte. Ihre eigene Situation war bereits kaum zu fassen gewesen, wenn er sich so umsah, dann glaubten wohl viele von ihnen immer noch, dass das nur ein schlechter Traum sein konnte. Denn wieso sollten zwei Flugzeuge so kurz hintereinander sowohl in den Nord- als auch in den Südturm stürzen und so viel Tod und Zerstörung über Manhattan bringen? Das Geräusch, dass das Flugzeug verursachte, als es gleich in mehrere Etagen des Südturms flog und alles zerstörte, dass sich ihm in den Weg stellte, war unbeschreiblich grauenvoll. Jedoch noch lange nicht so grauenvoll wie die Gewissheit, dass alle Menschen, die sich in den Etagen befunden hatten, ihr Leben verloren hatten. Denn daran bestand gar kein Zweifel, nachdem das Flugzeug die Fensterfront durchbrochen hatte, explodierte und mehrere Stockwerke von einem riesigen Feuerball ausgelöscht wurden. Die Hitze des gnadenlosen Feuers drang durch die Überbleibsel der Fensterrahmen des Nordturms und schlug ihnen so heiß entgegen, dass einige sich schützend die Arme vor das Gesicht hielten und gepeinigt aufschrieen. Zorro legte sich eine Hand über die Stirn und beobachtete mit einer Mischung aus Entsetzen und abgrundtiefen Hass, wie sich pechschwarze Rauchwolken ihren Weg hinaus an die Luft kämpften, die schon seit Minuten nach verbranntem Fleisch und Elend roch, und sich schließlich mit den Rauchwolken des Nordturmes vermischten, bis der Wind sie davontrug. Es war eine Sache, sich im Nordturm zu befinden und von dem Einschlag überrascht zu werden. Eine ganz andere Sache jedoch war es, nach dem Grauen, dass sie nun schon erlebt hatten, zusehen zu müssen, wie tausende von anderen Menschen das gleiche Schicksal ereilte und hunderte in den Tod riss. Aus den Augenwinkeln bemerkte er, dass Sanji den Blick von der Katastrophe abwandte, mit weißem Gesicht, eine Hand auf den Magen gelegt, bevor er schließlich kraftlos an der Wand herab glitt, die ihm vorher so zuverlässig Halt gegeben hatte. Zorro hingegen konnte den Blick nicht von dem wütenden Inferno abwenden. Reglos sah er dabei zu, wie menschliche Feuerbälle aus den Fenstern fielen und auf den unendlich weit entfernten Boden zurasten. Es war eine ganz andere Sache, zu sehen, was nur wenige Stockwerke unter ihnen geschehen war – und zu ahnen welche Zerstörung es angerichtet haben musste. „Das…das muss ein Unfall gewesen sein“, hauchte eine Frau dicht hinter ihm fassungslos, eine Hand vor den Mund gelegt, als würde das den Schrecken ein wenig lindern. „Zwei Mal hintereinander?“, gab er dumpf zurück und seine Stimme klang rauer, als es für ihn üblich war. Angestrengt riss er den Blick von dem los, was einst der Südturm gewesen war, und überwand die letzte Distanz zwischen sich und Sanji. Ihre Blicke trafen sich kurz und es war unschwer zu erkennen, welche Gedanken ihnen beiden durch den Kopf schossen. Sanjis versuchte sich an einem schwachen Grinsen, doch seine Lippen zitterten zu sehr, als dass er es aufrecht halten konnte. Es verrutschte gnadenlos und verschwand schließlich, als er sich hart auf die Unterlippe biss und den Kopf fassungslos schüttelte. Noch bevor er den Blonden am Handgelenk fasste und auf die zitternden Beine zog, sah er, dass der Koch am ganzen Körper bebte, und so hielt er ihn vorsichtshalber ein paar Sekunden fest, damit er nicht gleich wieder auf den Boden rutschte. „Hör mir zu“, begann er leise und wunderte sich selbst darüber, wie verhältnismäßig ruhig seine Stimme klang. Er sah seinem besten Freund fest ins Gesicht, doch Sanjis Blick huschte immer wieder zögernd hinüber zu dem schrecklichen Anblick des Südturms. Nachdrücklich hielt er ihn am Kinn fest und zwang ihn dazu, ihn anzusehen. „Guck nicht hin“, mahnte er den Blonden sachte und der andere nickte leicht, kaum merklich. Zorro atmete tief durch und sah sich dann noch einmal in dem zerstörten Raum um und schluckte seine schlimmsten Befürchtungen hinunter, bevor er einen Entschluss fasste. „Du bleibst hier bei den anderen. Hilf denen, die verletzt sind. Guck nach, ob das Wasser in der Küche noch läuft“, wies er ihn dann bestimmt an. Sanji nickte zittrig und es war offensichtlich, wie schwer er gegen die aufsteigenden Tränen zu kämpfen hatte. Vielleicht war es für ihn nicht am Schwersten, immerhin war er genau wie Zorro hart im Nehmen und konnte mit schwierigen Situationen durchaus umgehen, doch in dem Restaurant, das manchmal mehr sein zu Hause gewesen war als seine eigene Wohnung, Leichen zu sehen, zu sehen, welch eine Zerstörungskraft ein Flugzeug hatte, warf ihn aus der Bahn. Am anderen Ende des Raumes konnte er den leblosen Körper von Patty erkennen, der mit blutverschmiertem Gesicht bäuchlings über den Resten einiger zerborstener Flaschen lag und dessen Brustkorb sich schon seit längerem nicht mehr rührte. Verflucht noch mal, das waren seine Freunde, die hier starben! Sein Blick verschwamm kurz und er blinzelte die Tränen mühsam wieder weg, doch es dauerte noch eine halbe Minute, ehe er seine Sprache wieder gefunden hatte. „Was…was hast du vor?“, fragte er dann leise, aber Zorro grinste ihn nur aufmunternd an, so, wie er es immer tat. Der Fels in der Brandung. Der Grünhaarige zwinkerte seinem Gegenüber zu und zerwuschelte dem Koch dann gekonnt die sonst so sorgsam gestylten Haare. Viel mehr Schaden konnte er da zwar sowieso nicht anrichten, aber er wusste, diese vertraute Geste würde Sanji sicherlich mehr Halt und Vertrauen geben, als alles, was er sonst machen oder sagen könnte. „Mach dir keine Sorgen, Karottenschäler. Ich hol uns schon hier raus“, versprach er dann ruhig, ließ Sanjis Kinn wieder frei und wandte sich von ihm ab, um den Raum zu durchqueren. Er war sich nicht darüber bewusst, dass einige der wenigen Überlebenden ihm nachsahen, teils verwundert, manche erleichtert…andere wütend, so als würde er ihnen falsche Hoffnungen machen. Ohne Umwege schlug er den Weg in die Küche ein und ihm drehte sich beinahe erneut der Magen um, als er das Schlachtfeld betrat. Mit einer Hand hielt er sich an den kümmerlichen Resten der Schwingtüre fest und musste den Atem anhalten, um sich nicht sofort zu übergeben. Der Geruch nach verbranntem Fleisch lag zwar schon die ganze Zeit über penetrant in der Luft, doch in der ehemaligen Küche erreichte er seinen Höhepunkt und ihm wich jeder Rest Farbe aus dem Gesicht, als er sich vorstellte, was aus Sanji und ihm geworden wäre, wenn sie diesen Raum nicht rechtzeitig verlassen hätten. Mühsam würgte er das Mundwasser herunter, das ihm auf der Zunge lag und schloss die Augen, bevor er sich von dem Schreckensbild abwandte und wieder zurück in den Restaurantbereich stolperte. Er spürte zwanzig erwartungsvolle Blicke auf sich, doch der Einzige, der ihn wirklich interessierte, war der von Sanji. Zorro schluckte erneut und schüttelte dann langsam den Kopf. „Geh nicht in die Küche, Cookie. Ganz egal was ist“, sagte er dann gerade laut genug, dass der Koch ihn verstehen konnte, dann machte er sich auf den Weg zum Empfangsbereich, um zu den Aufzügen und Treppenhäusern zu gelangen. Er hielt kurz inne, als er Sanjis bebende Stimme hinter sich hörte. „Marimo? Was…hast du vor?“ Der Grünhaarige warf einen kurzen Blick über die Schulter und deutete vage in die Richtung, in die er wollte. „Nachschauen, ob’s einen Ausweg gibt“, erklärte er dann simpel und fuhr sich mit einer Hand durch die schweißnassen Haare. „Junge, bist du denn von allen guten Geistern verlassen?! Hast du nicht gesehen, was für ein Inferno dort unten lodern muss?!“, schaltete sich ein älterer Mann zittrig ein und nickte widerwillig in Richtung des Südturms, dessen Flammen nun an der Außenwand hochschlugen und einen bizarren Gegensatz zu der gewohnten Aussicht des Windows on the World bildeten. Der Schwertkämpfer musterte den alten Mann kurz mit schief gelegtem Kopf, dann schob er die Hände in die Hosentaschen und ging ein paar Schritte weiter. „Immerhin besser, als aufzugeben und darauf zu warten, dass sich das Feuer bis hier oben ausgebreitet hat“, meinte er dann ruhig. „Das wird es nicht“, schnappte eine Frau mit schwarzen Haaren sofort zurück und warf den Kopf leicht in den Nacken. „Beide Türme sind mit ausreichend Brandschutz ausgestattet, das Feuer wird sich nicht weiter ausbreiten können!“, fuhr sie unbeeindruckt fort und rieb sich mit der linken Hand über einen blutenden Schnitt an der Schulter. Zorro war nicht der Einzige, der erneut zu dem zerstörten Südturm sah. Doch er war der Einzige, der spöttisch grinste. „Wenn du meinst, Süße. Vertrau du ruhig auf den Feuerschutz, der sich ja so gut bewährt, aber ich für meinen Teil hab nicht vor, hier als Brathähnchen zu enden!“ Die Schwarzhaarige biss sich unwohl auf die Lippe und warf nun ihrerseits einen Blick über die Schulter, doch der schwarze Rauch verwehrte ihr den Anblick in genau dieser Sekunde und drang beißend und schwer in den Raum ein. Einige husteten, als der Druck auf ihrer Lunge unerträglich wurde und der Qualm ihnen in den Augen brannte, bis sie tränten. Es war, als würde er sie daran erinnern wollen, dass sie es noch lange nicht geschafft hatten, bloß weil sie die erste Welle überlebt hatten. Ein schwarzhaariger Mann, der etwa in seinem Alter sein musste, trat schließlich hervor, schirmte sich die Augen durch den dichten Rauch ab und durchquerte langsam den undurchsichtigen Raum, bis er schließlich vor dem Grünhaarigen stand und ihm leicht zunickte. „Ich komm mit, Kumpel“, verkündete er dann mit gedämpfter Stimme. Zorro grinste anerkennend und begann dann damit, sein Hemd aufzuknöpfen. „Gut.“ Dann riss er mit einem kräftigen Ruck beide Ärmel des Hemdes ab, band sich einen davon fest um Mund und Nase, um nicht mehr von dem schädlichen Rauch als unbedingt nötig einzuatmen und bedeutete seinem Gegenüber, es ihm gleich zu tun. „Das solltet ihr auch tun“, rief der Grünhaarige den anderen zu, während der Rauch sich ein wenig lichtete. „Passt auf, dass ihr den Rauch nicht einatmet. Legt euch auf den Boden. Wenn euch schwindlig wird, stellt euch ans Fenster, aber passt auf, dass ihr nicht herunterfallt.“ Sanji lauschte den Worten seines besten Freundes irritiert, doch er wäre nie auf die Idee gekommen, ihm zu widersprechen. Er wusste, dass Zorro Recht hatte, sie alle wussten das, und trotzdem war er der Einzige, der die Nerven und den Überblick behielt. Sein Magen verknotete sich unangenehm bei der Vorstellung daran, dass der Grünhaarige sich in unnötige Gefahr begab und vielleicht nicht mehr zurückkommen würde. Bei seinem gnadenlosen Orientierungssinn wäre das nicht auszuschließen. Entschlossen trat auch er ein paar Schritte vor, auch wenn seine Beine noch etwas wackelig waren. Er konnte und wollte nicht hier rumsitzen und auf eine wundersame Rettung warten, während sein bester Freund sich Hals über Kopf ins flammende Inferno stürzte. „Sanji. Du bleibst hier“, dröhnte Zorros Stimme in Befehlston durch den Rauch zu ihm herüber, noch bevor er die Hälfte der Strecke zwischen ihnen überwunden hatte. Erst irritiert, dann ernsthaft wütend hielt der Blonde inne und blinzelte ein paar Mal verblüfft, bevor er sich dazu zwang, ruhig durchzuatmen. „Vergiss es, Marimo. Was du kannst, kann ich schon lange“, fauchte er dann bissig zurück, auch wenn seine Stimme nicht halb so fest klang, wie er es beabsichtigt hatte. „Hör zu, Suppenkasper, deine plötzlichen, heroischen Anwandlungen in allen Ehren, aber es bringt nichts, wenn wir mit zwanzig Mann im Treppenhaus sind nur um festzustellen, dass wir da nicht durchkommen. Also reiß dich zusammen und bleib hier, kapiert?!“ Es klang wie ein Befehl und Sanji hasste Befehle, ganz besonders, wenn sie von dem Grünhaarigen kamen. Doch er war auch sicher der Einzige in der Gruppe, der den besorgten Unterton heraushören konnte. Seine Schultern sackten leicht herunter, doch er nickte knapp und war sich ziemlich sicher, dass der Schwertkämpfer das gar nicht sehen konnte. Doch keine Widerworte zu bekommen schien ihm als Antwort schon zu genügen. „Geht doch. Bis gleich. Wenn wir in einer Stunde nicht zurück sind, dann…macht, was ihr für richtig haltet.“ Und mit diesen Worten verschwanden die beiden Männer in Richtung Empfangsbereich und ließen die anderen Überlebenden tatenlos zurück, mit nichts als einem Strohhalm Hoffnung, an den sie sich alle verzweifelt klammerten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)