Caramel drops von Yusuke (sweet birthday surprise) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Nervös sitze ich zu Hause, im Wohnzimmer, warte darauf, dass Kei mich endlich abholt. Hat er nicht gesagt, dass ich ja pünktlich sein soll? Jetzt warte ich selbst schon seit über 45 Minuten. Okay, ich habe zu früh damit angefangen, mich zu stylen und mit Kei ist auch erst in frühestens einer halben Stunde zu rechnen. Aber woher soll ich denn wissen, wie lange ich brauche? Für so was wichtiges hab ich mich noch nie zurechtgemacht. Vielleicht sollte ich mich lieber noch mal umziehen und meine Augen hab ich auch übertrieben geschminkt. Du lachst mich bestimmt aus. Aber das ist jetzt ja sowieso zu spät, denn das Zeug bekomme ich eh nicht mehr ab, ohne auszusehen, als hätte ich geheult. Ich brauche unbedingt neues Abschminkzeug. Vielleicht läuft ja was im TV... Gut, dass ich im Wohnzimmer sitze, meinen Fernseher haben sie mir ja weggenommen -wegen der Fantasie- Und weil meine Eltern Angst haben, dass ich mich nachts auf zwielichtigen Fernsehprogrammen rum treiben könnte. Erwähnte ich schon, dass meine Eltern ein nicht ganz so gutes Bild von mir haben? Aber das auch erst, seit sie wissen, dass ich schwul bin. Das ist natürlich auch der Grund meiner schulischen, nicht ganz so herausragenden Leistungen. Alles auf meine sexuelle Missorientierung zurück zu führen. Außerdem hat mein Dad mir verboten, nach dem Sportunterricht mit den anderen Jungen zu duschen -ist mir auch ganz Recht, die sind nämlich alle nicht so dolle- und immerhin bleiben sie mir dann nach dem Sportunterricht fern. Wer nähert sich auch schon freiwillig einem nach Schweiß stinkendem Mathebanausen? Wobei ich dachte, dass zumindest letzteres irgendwie antörnend wirken könnte. Tja falsch gedacht... zumindest was meinen Kurs angeht. Ist ja jetzt aber auch egal, immerhin gehe ich gleich zu deiner Party! Würde ich jetzt keine inneren Monologe führen, würde ich gerade singen, schreien, heulen und lachen und all das gleichzeitig. Und genau das passiert gerade -natürlich intern- Innere Explosion der Gefühle und nein, ich habe keinen Orgasmus, obwohl ich gestehen müsste, dass allein die Gedanken an dich, mich sicher dazu treiben könnten. Was denk ich hier eigentlich? Peinlich! Außerdem hab ich mir vorgenommen, meinen Eltern keine Anhaltspunkte dafür zu geben, dass ich nachts gewisse Unterhaltungsmedien nutze. Tu ich auch nicht! Nur um das mal klarzustellen. So verzweifelt bin ich auch nicht, also doch eigentlich schon, aber das hab ich echt nicht nötig... glaub ich. Und noch eher ich meine Bedürfnisse genauer analysieren kann, reißt mich die schrille Haustürklingel aus meinen Gedanken. Kei! Oh Gott! Hab ich jetzt echt eine halbe Stunde lang abgewägt, ob ich einen Blick in das Nachtprogramm riskieren soll oder nicht? Dabei hab ich ja noch nicht mal einen TV oben in meinem Zimmer und der hier unten läuft auch, fällt mir gerade auf. Logisch, immerhin hab ich den eben eingeschaltet. Es ist doch immer wieder erstaunlich, wie ich es schaffe, zwischen den Modi Trance und Geistesanwesendheit zu switchen. Erneutes Klingeln. Mist! Ich sollte mir mal abgewöhnen, immer so abzudriften. Schnell erhebe ich mich, schalte nebenbei das nervtötende Flimmern des Fernsehgerätes ab und schleiche hinüber zur Tür. Davor steht auch schon ein gut gelaunter Kei, der mir in Sachen “Überstyling” beinahe Konkurrenz macht - aber eben nur beinah. Lächelnd bitte ich ihn herein, ehe ich ihn auch schon verzweifelt ansehe. "Kei? Welche Schuhe soll ich anziehen?" Kurz verdreht er seine Augen. Was denn? Kann ich doch nichts dafür, dass ich so viele habe. "Dir auch hallo" "Hallo!" Und jetzt hilf mir doch endlich mit den Schuhen. "Chucks?" "Welche?" "Die Schwarzen?" "Welche?" "Wie viele paar schwarze Chucks hast du?" Jetzt mach mich doch nicht so an. Das war halt ein Angebot. Kauf drei! Bezahl zwei! Blöderweise hatten die nur noch schwarze Chucks vorrätig. Kann ich ja auch nichts dazu. Nachdem wir nun auch die schwere Frage nach dem richtigen Paar schwarze Chucks gemeinsam beantwortet hatten, schlüpfe ich schnell in eben diese, nehme das kleine Päckchen, das die ganze Zeit auf dem Schuhschrank gestanden hatte an mich. "Mum? Ich bin dann weg..." "Bring keine Krankheiten nach Hause." Merkt man, dass meine Familie diskret und gefühlvoll ist? Schlicht weg den Inbegriff der Liebenswürdigkeit darstellt? Macht nichts! Ich merke das auch nie. Ich grummele ihr noch etwas unverständliches nach, wobei ich selbst nicht so genau weiß, was genau ich eigentlich sagen wollte, ehe ich zusammen mit Kei das Haus verlasse und ihm zum Auto seiner Mum folge. Und da ist sie wieder. Die böse Nervosität. "Weißt du denn, wo der wohnt?" Meine Stimme klingt leise, versuche die Anspannung zu unterdrücken und irgendwie die Stille zu brechen, um mich zumindest ein wenig abzulenken. "Jep! Hab's im Internet nachgeschaut." Lächelnd reicht er mir die Wegbeschreibung, die er ausgedruckt hatte. Gut, dann hab ich wenigstens was zu tun. Nickend nehme ich das Blatt Papier an mich, beginne die kleine Karte, die darauf zu sehen ist zu studieren, lese die Routenbeschreibung, die neben der Abbildung zu finde ist und prompt schießt mir die Röte ins Gesicht. "Wieso denn von mir aus bis zu Akira?" "Weil ich den Weg bis zu dir vielleicht kenne?" Ja, das macht Sinn, und dennoch ist das irgendwie komisch... Konzentriert lotse ich Keis Mum die richtigen Straßen, die ich von dem Zettel ablese, zu deinem Haus entlang. Fast 15 Minuten suchen wir die Straße, in der du wohnst, bis wir endlich aussteigen und uns von Keis Mum verabschieden. Ja, wir haben uns trotz des Fahrplans verfahren. Okay, ich bin in der Zeile verrutscht und deswegen sind wir eine Straße zu früh nach rechts abgebogen. Kann doch mal passieren... Ich bin halt nervös. Verdammt nervös! Und... Oh Gott! Das da vorne ist dein Haus und wenn man genau hinhört, kann man die gedämpfte Musik wahrnehmen, die bis auf die Straße dringt. Ich bin auch gleich da. In deinem Haus. Auf deiner Party... Bei dir. Nicht umkippen! Atmen! Nicht hyperventilieren! "Ryo! Nicht einschlafen!" Schon packt mich Kei am Arm, zieht mich mit sich zu deiner Haustür und schon stehen wir vor ihr. "Kei! Nicht! Ich will ihn noch aufhalten, aber seine Finger bohren sich geradezu in die Klingel, drücken sie brutal bis zum Anschlag durch und ein ebenfalls gedämpftes Geräusch dringt nach außen. Warten. Ich hasse es zu warten. Das mach mich wahnsinnig und ich hab nicht mal mehr Zeit, mich mental auf das Gleichbevorstehende vorzubereiten. "Sag mal, hast du dem ein Geschenk mitgebracht?" Mein Blick wandert von Kei zu dem kleinen Päckchen in meinen Händen und wieder zurück zu ihm. "Du etwa nicht?" Erst jetzt fällt mir auf, dass er nichts dabei hat, das irgendwie nach einem Geschenk aussieht. "Der wollte doch nur ein paar Yen für die Getränke und so..." Woher soll ich das bitteschön wissen? Moment, dann bin ich der Einzige, der ihm ein Präsent gekauft hat? Wie peinlich! Schnell schaue ich mich um, überlege für einen Moment, ob das kleine Paket einfach in die Hecke neben mir schmeißen soll. Natürlich öffnet sich in diesem Moment die Haustür. Wie sollte es auch anders sein? Sofort spüre ich mein Herz wieder fest gegen meinen Brustkorb schlagen, scheint für einen Moment stehen zu bleiben, nur um gleich noch schneller und schmerzhafter zu schlagen zu beginnen, als du im Türrahmen auftauchst und mich anlächelst. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)