Caramel drops von Yusuke (sweet birthday surprise) ================================================================================ Prolog: -------- Wie so oft an diesem Tag schon, wandert mein Blick zum Fenster, wünsche mich selbst an diesem Ort, der verborgen hinter der dicken Glasscheibe liegt. Müde schließe ich meine Augen, genieße den leichten Windzug, der durch den kleinen Spalt des gekippten Fenster dringt, mit meinen Haaren spielt, sanft auf meiner Haut kribbelt. Meine Gedanken flüchten aus diesem stickigen Raum, schweben hinüber zu den Wiesen, übersäht von wunderschönen, bunten Blüten, die ihre Hälse der Sonne entgegen strecken, nach mehr und mehr Licht lechzen. Und inmitten der süßen Düfte der unzähligen farbvollen Blumen wir beide, genießen die Sonnenstrahlen, die sanft auf unseren Wangen kitzeln. Und all die Fantasie ist vergebens. Sagte man nicht immer, die Jugend von heute habe zu wenig Fantasie? Mit dieser simplen Erklärung wurde mir immerhin mein Fernsehgerät aus meinem Zimmer entfernt. Und nun reißt mich die heliumgeschwängerte Stimme meiner Lehrerin brutal zurück ins Hier und Jetzt, in die grausame Realität des niemals enden wollenden Mathematikalptraums. Keine Blumen, keine Wiese und du bist auch nicht mehr da. Stattdessen Variabeln, Koordinaten, Vektoren, Asymptoten, die sich an den Graphen schmiegen und dennoch unvereint bleiben. So wie wir beide. Oh Hilfe! Ich fange an in mathematischen Fachbegriffen zu denken. Vielleicht sollte ich mal versuchen auf diese Weise Mathe zu lernen. Die alte Schrulle steht übrigens immer noch vor mir und schaut mich erwartungsvoll an. Mein Gott! Das ist mir doch scheiß egal, welche Zahl sich hinter "x" verbirgt. Dennoch starre ich die Tafel an, gebe vor zu überlegen. Nachdenklich lege ich meinen Kugelschreiber an meine Lippe, tippe auf meine Piercings. Ich kann mich einfach nicht konzentrieren und selbst wenn, Mathematik ist und bleibt in meinen Augen sinnlos. Blöderweise bin ich der Einzige, der das so sieht. Um mich herum ragen mindestens 20 Hände in die Luft, als würden sie nach ihrem Idol lechzen. Zumindest wendet sich das wunderschöne, Falten durchzogene Antlitz meiner Lehrerin von mir ab, lässt ihre gelblichen Zähne blitzen, als sie unseren Klassenprimus anstrahlt. Wow! Da bekommt der Spruch -Du strahlst ja wie die Sonne- eine ganz neue Bedeutung. Seufzend wandert mein Blick wieder nach draußen, ob sie mir wohl wieder eine schlechte Note gibt, weil ich mal wieder nicht aufgepasst habe? Aber wie soll ich denn bitte aufpassen, wenn unser Klassenzimmer direkt neben dem Schulhof liegt. Gut, wir befinden uns in der ersten Etage, aber dadurch bekommt man ja nur einen noch besseren Blick über das Schulgelände und die Glückskekse, die jetzt eine Freistunde haben und die Sonne -also die echte- genießen können. Und mitten unter ihnen, Kei, auch bekannt als mein bester Freund. Wie jeden Freitag in der letzen Stunde hängt er mit den Oberstufenschülern herum und wartet auf mich. Ich wette der wartet nur, damit er einen Grund hat, seine freie Stunde mit den coolen Leuten zu verbringen. Im Gegensatz zu denen hat er nämlich eigentlich frei. So viel zur Gerechtigkeit! Ich will auch, verdammt! Gut, mir würde es auch schon reichen, mit einem von denen herumzuhängen - also einem ganz Bestimmten. Auch, wenn das nur eine Stunde in der Woche wäre. Das würde mir ausreichen. Okay, würde es nicht, aber ich würde mich damit zufrieden geben. Wie Kei das geschafft hat, weiß ich auch immer noch nicht. Plötzlich waren die irgendwie... befreundet? Ein toller, bester Freund bin ich. Ich weiß nicht einmal, ob die nun wirklich befreundet sind oder was das ist. Ich seufze leise. Obwohl die schon seit ein paar Monaten jeden Freitag so zusammen ihre Freistunde genießen, bin ich jedes Mal auf's neue eifersüchtig. Wobei. Eifersucht würde voraussetzen, dich zu besitzen, dich bei mir zu haben und die Angst dich zu verlieren ... und so wird das ja wohl nie sein. Dann bin ich eben neidisch. Moment mal! Gehört Neid nicht zu den Todsünden? Mist! Wieso werde ich eigentlich nicht unterbrochen, wenn ich an so ein blödes Zeug denke, der mich wieder runterzieht? Also mit blöd meine ich nicht dich, eher die Tatsache, dass du nicht bei mir bist. Das ist saublöd! Und endlich reißt mich doch jemand aus meinen Gedanken: Die schrille, Gehörgang schädigende Glocke der Schule. Wenn ich mich jetzt beeile, dann treffe ich dich vielleicht noch bei Kei. Man wird ja wohl noch hoffen dürfen! Schnell schmeiße ich meine gesamten Schulsachen in meine Tasche und sprinte los. Und schnell wird mir klar, dass genau diese Hoffnung, wie jedes Mal, vergebens war. Wirklich bewusst wird mir das, als sich die alte Hexe der Zahlenkunde in die Tür stellt, mir den Weg nach draußen versperrt. Das ist ja wohl an Dreistigkeit auch nicht mehr zu überbieten, oder? Sie labert irgendwas von "Nachhilfe" und "verbessern". Hallo? Ich hab Wochenende. Ach nee, wie war das "Den Unterricht beendet der Lehrkörper nicht die Schulglocke." Leerkörper hätte es wohl eher getroffen, aber ich bin immer noch für die Glocke, die ist wenigstens pünktlich. Nach für mich schier nie enden wollenden 3 1/2 Minuten gibt sie die Tür endlich wieder frei. So schnell, wie möglich stürme ich aus dem Raum, renne die Gänge, die zum Ausgang des Schulgebäudes führen entlang. Welch Wunder, dass ich die Treppe bei meinem Tempo nicht heruntergefallen bin. Natürlich bist du schon weg. Kei steht allein an dem großen, rostigen Schultor und wartet auf mich und schon von Weitem sehe ich sein strahlendes Lächeln. Oh je, oh je... Ganz ruhig! Er ist sicher nicht mit dir zusammen oder so was. Kei steht ja auch gar nicht auf dich und du nicht auf ihn... oder? Verdammt! Jetzt bin ich auch noch eifersüchtig... Ja! EIFERSUCHT! Angst, dass Kei mir die letzte, winzige Chance nimmt. "Hey" Lächelnd winkt er mir zu, überwindet die letzte Distanz zwischen uns und ziehst mich in seine Arme, knuddelt mich kurz, ehe er von mir ablässt und grinsend durch meine Haare strubbelt. "Mahh!" Meine Haare, ergänze ich innerlich, schmolle leicht. Der kann doch nicht einfach meine Frisur ruinieren. Gut, dass du nicht da bist und mich so sehen musst. Dann würden meine nicht vorhandenen Chancen sicher gen Minusbereich gehen. Jetzt liegen sie immerhin schon bei Null. Wow, war das gerade mathematisch korrekt? "Rate mal, auf wessen Geburtstagsparty ich eingeladen bin." Überrascht sehe ich ihn an, ehe ich zu überlegen beginne, wie vorhin im Unterricht meinen Finger an meine Lippe lege. Lass mich mal nachdenken: Kei verkündet mir strahlend, auf eine Party eingeladen worden zu sein, nachdem er eine Stunde mit den coolsten und dem heißesten Schüler der ganzen Schule verbracht hat. Ne, ich hab keine Ahnung... "Wahrscheinlich von einem aus der Oberstufe." Na super, du wirst sicher auch da sein. Und ich nicht. "Und bei wem genau?" Wieso grinst denn der jetzt auch noch so. Merkt der nicht, dass mich das quält? "Ich kenn nur einen mit Namen." Meine Augen weiten sich. Oh nein! Du hast nicht Kei auf deine Party eingeladen... "Akira?" Dein Name verlässt meine Lippen nur als ein leises Flüstern und ich könnte gleich anfangen zu heulen, als ich dein Nicken sehe. Ich weiß ja, dass ich Kei vertrauen kann. Er weiß, wie ich für dich fühle. Aber die anderen? Da werden sicher Scharren von heißen Kerlen sein, die sich für dich interessieren. Andererseits bist du sicher jedes Wochenende irgendwo unterwegs, wo du neue Typen kennen lernst und trotzdem ist es was anderes genau zu wissen wo du bist, während ich in meinem Zimmer hocken werde und versuche dich zu vergessen, wie schon seit Monaten. "Und weißt du, wer noch hingeht?" Woher soll ich das wissen? Ich schüttele meinen Kopf und eigentlich interessiert mich das auch gar nicht. "Du!" Lächelnd tippt er gegen meine Brust. "Morgen um zehn Uhr." Irritiert sehe ich meinen besten Freund an. "Wie ich?" Akira kennt mich doch gar nicht, immerhin haben wir noch nicht einmal miteinander geredet oder so was. Wieso sollte der mich dabei haben wollen? "Naja, ich hab gefragt, ob ich einen Freund mitbringen darf und Akira hatte nichts dagegen." Ah... einen Freund. Also ist es dir völlig egal, wen Kei noch mitbringt. Gut, was hab ich erwartet? Du kennst mich eben nicht. "Ich weiß nicht." Nun ist es an Kei, der mich überrascht ansieht. "Wie, du weißt nicht? Das ist doch die Chance, dem mal näher zu kommen." Ja schon... oder auch nicht. Der will mich doch sicher nicht. "Der mag mich bestimmt gar nicht." "Sehen wir ja morgen!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)