Stille der Nacht von KhAosArt ================================================================================ Kapitel 1: Seelenschmerz ------------------------ Als Shin zur Wohnungstür hereinkommt, hört er schon, wie aus Nobu’s Zimmer Gitarrenklänge kommen. Er spielt wirklich wahnsinnig gut, denkt sich der 15Jährige. Er mag seinen Mitbewohner sehr, auch wenn er ihn manchmal für einen ziemlichen Idioten hält. Vor allem in Bezug auf Hachiko. Wieso hatte er bei ihr so schnell aufgegeben? Er kann ihn immer noch nicht verstehen, auch wenn das schon einige Monate her ist. Zwischendurch hat er sich mit Yuri getröstet, aber das war nichts für ihn, da er Hachiko immer noch liebt, das weiß Shin, auch wenn Nobu das ihm gegenüber niemals zugeben würde. Aber Shin weiß trotzdem, was in dem Älteren vorgeht. Bei ihm selbst ist das im Bezug auf Leila auch nicht anders. Was sie wohl jetzt gerade tut? Shin schüttelt mit dem Kopf, um den Gedanken an sie los zu werden. Wenn er an sie denkt, deprimiert ihn das eh bloß wieder und das kann er momentan nicht gebrauchen. Außerdem ist da noch jemand anderer, an den er in letzter Zeit ständig denken muss, was ihn doch sehr verwirrt. Um sich nicht in seinen Gedanken zu verlieren, beschließt er, Nobu einen kleinen Besuch abzustatten. „Hallo, altes Haus!“, begrüßt er Nobu lachend, als er in sein Zimmer platzt. Dieser erschrickt so sehr, dass ihm fast seine Gitarre aus der Hand fällt. „Kannst du nicht anklopfen?“, murmelt der Ältere nur lustlos, denn eigentlich will er momentan alleine sein, seinen Gedanken nachgehen und Gitarre spielen. „Nö, wozu?“, fragt Shin lachend. „Stör ich dich etwa?“ Eigentlich will Nobu mit „ja“ antworten, entscheidet sich dann doch um. „Nein, ist schon okay“, meint er stattdessen und spielt weiter auf seiner Gitarre. Shin legt sich auf Nobu’s Bett, schließt die Augen und hört seinem Mitbewohner beim Spielen zu. Er weiß nicht, warum, doch irgendwie erinnert ihn das Stück, das Nobu spielt, an Leila. Er versucht, die Tränen, die in ihm aufsteigen, zu unterdrücken, schafft es aber nicht ganz. Nobu sieht, wie ein paar Tränen aus Shin’s Augen rollen. Er denkt also wieder an Leila, denkt er sich traurig und versucht, sich etwas auszudenken, womit er den Kleinen wieder aufheitern kann. Er versucht es mit einem schnelleren und aggressiveren Stück. Es funktioniert nicht, Shin schafft es einfach nicht, den Gedanken an sie und damit auch seine Tränen zu verhindern. Er stürmt aus dem Zimmer heraus, weil er nicht will, dass Nobu mit ansehen muss, wie er jetzt losflennt. Als Nobu ihm „Hey, warte bitte, Shin!“ nachruft, ignoriert er es. Er kann jetzt nicht warten, worauf überhaupt? Bis er 18 ist und wieder etwas mit ihr haben darf und wieder alles okay ist oder bis er stirbt? Worauf? Er schließt seine Zimmertür zu. Zum Glück haben beide ein eigenes Zimmer. Er will jetzt allein sein, allein oder bei Leila. Doch da er Letzteres nicht kann, bleibt ihm wohl nur das Alleinsein. Er schmeißt sich auf sein Bett, lässt seinen Tränen freien lauf. Jetzt kann er das ja, jetzt stört er niemanden damit. „Shin! Bitte mach auf!“ Nobu klopft an die Zimmertür des Jüngeren. Keine Antwort. Langsam macht er sich richtig Sorgen. Hoffentlich macht er da drin keine Scheiße!, denkt er schon fast verzweifelt. Er weiß doch selbst nur zu gut, wie es ist, so verletzt zu sein. Er versucht es noch mal: „Bitte mach die Tür auf!“ Shin öffnet tatsächlich die Tür. Immer noch mit Tränen in den Augen fragt er den Älteren: „Was willst du?“ „Mit dir reden.“ Na super! Darauf hat Shin grade absolut keine Lust, doch der Blick seines Mitbewohners verrät ihm, dass es wohl nichts bringt, ihm zu widersprechen. „Na gut, dann komm rein“, gibt er sich seufzend geschlagen. Er gibt Nobu den Weg in sein Zimmer frei. Nobu setzt sich auf Shin’s Bett, bedeutet dem Jüngeren, neben ihm Platz zu machen. Seufzend leistet er seinem Wunsch Folge. Shin greift in den Bierkasten neben Shin’s Bett und fischt eine volle Flasche heraus. Nobu schaut verdutzt, den Bierkasten hat er gar nicht wahrgenommen. Er findet es gar nicht gut, dass der 15Jährige hier eine Kiste Bier stehen hat. Hat er die nicht gestern erst gekauft?, fragt er sich. Er sieht zu, wie Shin die Flasche öffnet. Als Shin den Blick des Älteren auf sein eben geöffnetes Bier bemerkt, fragt er ihn: „Willst du auch eins?“ Als dieser nickt, drückt er ihm sein offenes Bier in die Hand und öffnet sich ein Neues. Sie stoßen zusammen an. „Also“, fragt Shin, „worüber willst du jetzt mit mir reden?“ Kapitel 2: Sehnsucht -------------------- Shin erwacht aus seinem Schlaf. Sein Kopf dröhnt, wie verrückt. Ich hab wohl gestern doch bisschen zu viel gesoffen, denkt er sich. Dann dreht er sich um - sieht Nobu, der neben ihm liegt und friedlich schläft. Shin ist irritiert. Was macht sein Mitbewohner denn hier in Shin’s Bett?! Dem 15Jährigen stellen sich viele Fragen, was die vergangene Nacht passiert ist zwischen den beiden. Er kann sich ja nicht einmal daran erinnern, nur bis zu dem Zeitpunkt, als er Nobu das Bier gegeben hat. Verdammt, was ist nur passiert? Er fasst sich ein Herz und zieht die Bettdecke von Nobu herunter. Gut, dieser trägt noch seine Boxershorts. Das ist allerdings auch das Einzige, was der Blonde trägt. Shin muss zugeben, dass der Ältere eine ziemlich gute Figur hat, außerdem sieht er aus wie ein kleines Kind, wenn er schläft…total unschuldig. Er ist ja auch noch ein Unschuldslamm, im Vergleich mit Shin jedenfalls. Fast schon ein Engel. Shin muss sich zusammenreißen, um nicht loszulachen, als er sich Nobu als Engel vorstellt. Er kichert leise vor sich hin. Nobu öffnet die Augen. Er ist noch müde, würde am liebsten weiterschlafen, seinen Rausch ausschlafen, doch er wurde von Shin’s Kicherei geweckt. Nobu grummelt. Dann fällt es ihm wie Schuppen von den Augen: Wie kann Shin ihn eigentlich wecken, sie haben doch getrennte Zimmer? Dann dreht er seinen Kopf ein wenig und schaut direkt in Shin’s Augen. „Hallo Schlafmütze“, begrüßt dieser ihn freudig. „Na, wie schläft sich’s in meinem Bett?“ Verschlafen schaut er sich um, es ist tatsächlich Shin’s Zimmer. „Gut“, murmelt er geistesabwesend, während er sich irritiert fragt, wieso er hier liegt. Dann fällt es ihm wieder ein. Er hat ja gestern mit Shin getrunken und geredet. Irgendwann muss er wohl eingenickt sein. Bis er dann von seinem Mitbewohner geweckt wurde. Nobu setzt sich auf, stützt seinen Kopf in die Hände. Er ist müde, außerdem hat er starke Kopfschmerzen. War wohl doch bisschen viel gestern Abend, denkt er sich. „Hast du zufällig Kopfschmerztabletten da?“, fragt er seinen jungen Mitbewohner, der ihn nur verdattert anschaut. „Öhm…klar…auf dem Tisch da müssten welche liegen“, meint Shin und deutet auf den Tisch am anderen Ende des Zimmers. Na großartig, denkt Nobu und will grade aufstehen, als er den Jüngeren sagen hört: „Warte, ich hol sie dir!“ Ehe der Blonde etwas erwidern kann, ist er auch schon aufgestanden und bewegt sich leicht schwankend in Richtung Tisch. Nobu fällt jetzt erst auf, dass sein Mitbewohner nur Boxershorts trägt. Ehe er weiter darüber nachdenken kann, was ihn das eigentlich interessiert, ist Shin auch schon wieder zurück samt der Packung Schmerztabletten und einem Glas Wasser, was er nun beides dem Älteren reicht. „Danke“, nuschelt Nobu, während Shin schon wieder ins Bett springt. Er nimmt zwei Tabletten aus der Packung. Die müssten reichen, denkt er sich. Er schluckt sie, spült mit dem Wasser nach. „Schon besser“, meint Nobu, während er Shin angrinst, der neben ihm auf dem Bett sitzt und fernsieht. Dieser schaut ihn nur verwirrt an. „Na meine Kopfschmerzen, du Doofi!“, führt Nobu lachend weiter aus. „Sie sind weg.“ „Ach so“, erwidert der Jüngere grinsend. „Das ist ja schön. Und was krieg ich jetzt als Belohnung?“ „Als Belohnung wofür?“, meint der Blondschopf verdutzt. „Dafür, dass ich mein Bettchen mit dir geteilt hab“, lacht Shin, „und dafür, dass ich dir was gebracht habe, was deine Schmerzen verschwinden lässt.“ Er grinst verschwörerisch, was Nobu Angst macht. „Du willst doch nicht etwa, dass wir…dass wir…“, stottert der Ältere verlegen. „Aber das geht doch nicht!“ „Ach? Und warum nicht?“, fragt Shin in einem Tonfall, der Nobu noch mehr Angst einjagt. Er rückt immer näher auf den Blonden zu, bis ihre Gesichter nur noch wenige Millimeter voneinander entfernt sind. „Weil..weil…“, stottert Nobu weiter, versucht, von Shin wegzurücken. Doch keine Chance. Jeden Zentimeter, den er von ihm weg rückt, kommt der Jüngere wieder näher. „Dacht ichs mir doch“, meint Shin triumphierend. „Also hab dich mal nicht so!“ „Ja, aber…“ Weiter kommt Nobu gar nicht mehr, denn schon spürt er Shin’s Lippen auf den seinen. Er ist überrascht, fast wie gelähmt, lässt es einfach zu. Es ist anders, als er erwartet hätte. Als Shin’s Zunge um Einlass bittet, gewährt er es. Nobu genießt es, wie Shin’s Zunge mit seiner eigenen spielt. Ihm entfährt ein überraschtes „Und jetzt willst du deine Belohnung oder wie?“, als Shin den Kuss löst. Shin muss lachen. „Das war meine Belohnung“, meint der Jüngere kichernd, worauf der Blondschopf noch irritierter dreinschaut als vorher, „was hast du denn gedacht?“ Nobu wird rot. „Nichts, nichts“, meint er nur verlegen. Er dachte schon, Shin wolle mit ihm… Aber da hat seine Fantasie ihm wohl einen Streich gespielt. Klar, wie konnte er das auch ernsthaft denken…?! Nobu kommt sich ziemlich dämlich vor. Er schüttelt den Kopf. „Ich gehe jetzt erstmal duschen“, reißt der Jüngere ihn aus seinen Gedanken und verschwindet kichernd aus dem Zimmer, nachdem er Nobu noch einen Kuss auf die Wange gegeben hat. Völlig verwirrt greift sich Nobu an die Stelle, an die er geküsst wurde. Was war DAS denn?, fragt er sich irritiert. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)