Dusk Cafè von Miki-tan (Zersplitterte Erinnerungen) ================================================================================ Kapitel 3: 03 ------------- >Ein Wesen aus der Dunkelheit< Er sah pechschwarz. >Dichter Nebel< Er stand im Nichts. >Aber... sie war da< Er trat mit einem Schritt aus dem Schatten hervor und blickte Richtung Sonne. Wieder ein heißer Sommertag, aber das machte ihm nichts. Nicht heute. Heute war es anders, als all die anderen Male. Dieses Mal war er hier. In dieser Stadt. Die Sadt, die Bruchstück seiner verlorenen Erinnerungen war. Mit einem Lächeln begrüßte er die anderen und unter anderem auch neue Mitarbeiter. Heute schien alles so perfekt. Begreifen konnte er es selbst nicht. So viel schlimmes war hier geschehen, so viele schmerzhafte Erinnerungen waren an diesen Ort gekettet. Und trotzdem fühlte er sich, als sei er zu Hause. Er zog sich seine Handschuhe an. Dabei dachte er an die einzigst schöne Erinnerung, die er besaß. Er begutachtete seine rechte Handfläche. Und lächelte. Dann sah er auf das weite, nicht enden wollende Feld, in dem er selbst nur ganz winzig erschien. So unbedeutsam. Aber so wirkungsvoll. Faszinierend! Nun band er sich das Stirnband um. Er hockte sich hin und begann die Erdbeeren wie so auch jeden anderen Tag nach einander zu pflücken. Dabei geriet er oft den anderen Pflückern in die Quere, da er so tief in Gedankenwar und kurz darauf wieder von ihnen gerissen wurde. "Tut mir leid", sagte er dann und setzte dann ein beschämtes Lächeln auf, bis er sich dann gleich danach wieder den reifen Erdbeeren widmete. Es schien, als wären die Mitarbeiter besorgt um ihn gewesen, denn sie sahen in merkwürdig, beinahe schon skeptisch an. Doch Kiriya nahm es ihnen nicht übel. Immerhin achtete er üblicher Weise immer auf Abstand. Doch heute spielte das für ihn keine Rolle. Heute würde er in die Stadt ausgehen und sich einen Moment nehmen, um die Zeit hier zu genießen. * Sie konnte sich ein Gähnen nicht verkneifen. Dazu war sie viel zu müde. Schon wieder hatte sie die ganze Nacht lang durchgearbeitet. Schon wieder konnte sie es nicht bleiben lassen! Sie schlug ihre Hände auf den Kopf und vergrieb diese unter ihr seichtes Haar. Dann stand sie von ihrem Schreibtisch auf und legte ihre Laborschürze darauf. Das Haarband, das ihr inzwischen irgendwo lose an den Haarspitzen hing, zog sie sich locker hinunter, so dass es einfach auf den Boden viel und dort auch vermutlich eine Weile liegen bleiben würde. Sich reckend ging Honoka zur Tür, öffnete diese und blinzelte in die Sonne. Heute war es wieder warm. Viel zu warm, dachte sie sich. Sie seuftzte. Nachdem sich ihre Augen an das Licht gewohnt hatten, ging sie auf die Veranda, wo sie auch schon bellend von Chutaru in Empfang genommen wurde. Sie gönnte ihm ein paar Streicheleinheiten und ging dann auch schon wieder in das Haus zu ihrer Großmutter. "Großmutter?", fragte sie behutsam, denn sie nahm darauf Acht, sie nicht aus dem Schlaf zu wecken, falls dies so wäre. Mit leisen Schritten öffnete sie die Wandtür zum Wohnzimmer, in dem Sanae schon Tee verbereitet hatte. Lächelnd ging Honoka zu ihr und setzte sich. "Wieder eine Spezialmischung?", fragte Honoka mit leicht gespitztem Ton. Ihre Großmutter nickte und lächelte dabei. Dann saßen sie schweigend da, die eine und die andere ihre Teetasse in der Hand haltend. Und beide sahen sie aus, als würden sie fast krampfhaft über etwas nachdenken. Nach wenigen Sekunden, befor Honoka einen Satz anfangen wollte, funkte ihr ihre Großmutter dazwischen: "Wie läuft es denn so im Labor?", Honokas Muskeln entspannten sich wieder, als sei sie erleichtert. "Ganz gut.", sagte sie. "Du warst heute wieder lange am Werk.". "Ja.", gab sie zögernd, aber kurz. Dann setzte sie hinzu: "Ich bin gerade an einer neuen Versuchsreihe, weißt du?". Ihre Großmutter nickte viel zu glaubwürdig: "Das muss wirklich interessant sein.". "Ja.", gab sie knapp. Dann saßen sie wieder im Schweigen. "Die Sonne strahlt heute wieder richtig warm, nicht wahr?", unterbrach Sanae wieder die Stille. "Ja..", Honoka klang nicht gerade begeisert. Warum auch? Man saß den ganzen Tag lang nur zu Hause und schwitzte alles Wasser runter, was es zum herunterschwitzen gab. Inzwischen fragte sich Honoka, warum ihre Haut noch nicht weggeätzt war. Bei dem absurden Gedanken musste sie ein Kichern verkneifen. Ihre Großmutter lächelte ebenfalls, so als ob sie den Grund dafür verstehen würde. Nach dem Kaffeekränzchen griff Honoka zum Telefon. "Hallo?", kam vom anderen Ende der Leitung. Honoka lächelte erleichtert. "Hey Nagisa! Was hälst du davon, wenn wir heute etwas zusammen unternehmen?" * Begeistert legte Nagisa den Hörer auf. "Fuji??", sie sang schon fast vor Freude. "Shogo bitte, wie oft denn noch?", vergeblich kam er die Treppen hinunter. "Was ist denn los, Schatz?" Bei dem Wort ´Schatz´ geriet Nagisa plötzlich kurz ins Stocken: "Ähm.. Also Honoka hat angerufen! Wir treffen uns zusammen. Gleich jetzt!". "Ach wirklich?", erstaunt blickte er zu Nagisa: "Na endlich sehen wir uns dann auch mal wieder.". Lachend ging er auf Nagisa zu. Packte seine Hand auf ihre Schulter. "Ich liebe dich.". Sein Lachen wandelte sich in einen ernsten Tonfall um. Beinahe entgeistert von diesem plötzlichen Wandel, sah sie ihn wie erstarrt an. Dann erst begriff sie, was gerade passiert ist, schüttelte den Kopf und kam ihm seinem Gesicht näher mit einem herzlichen: "Ich liebe dich auch.". Stirn an Stirn, Nagisa auf den Zehnspitzen stehend, sahen sich beide tief in die Augen. Bis dann ein lautes Klingeln hereinbrach. Beide brauchten einen Augenblick, um zu begreifen, dass das von der Haustür kam. Nagisa zögerte, eilte dann aber doch zur Tür. Kurz spickte sie durch den Spion. Honoka. Sie seuftzte und versuchte die Romanze mit Fuji aus ihrem Kopf schaffen. Als sie die Tür öffnete, schien Honoka noch nicht einmal daran zu denken, einzutreten. "Magst du nicht reinkommen?", fragte sie, da Honoka wie angewurzelt mit einem Lächeln da stand. "Ich dachte an statt in der Stadt zu warten, komme ich dich einfach abholen.". "Mich?", entgegnete Nagisa verwundert. "Ja, wieso fragst du? Hast du ein 5 Sekunden Gedächtnis?", Honoka fing an zu lachen, bis Shogo, der endlich nachgekommen war, sie unterbrach: "Hallo Honoka, ich dachte wir treffen uns in der Stadt?". Nagisa sah Honokas Gesichtsausdruck und hatte das Empfinden, das Shogo nicht erwünscht sei. Doch dann: "E-ehm, ja meine ich doch!". Sie fing an zu lachen und kratzte sich verlegen am Kopf. Lächelnd nahm Shogo Nagisa an die Hand und schließ die Tür danach ab. "Wir fahren am besten im Wagen. Wohin soll es denn gehen?", fragte Fuji, als er seine Autoschlüssel aus der Hosentasche rausholte. "Nein!", entgegnete Honoka deutlich, "ich will nur runter zum See, wir müssen nicht im Auto fahren!". Verwirrt sahen sie beide an. "Na gut. Dann gehen wir zu Fuß.". Nagisa nahm beide jeweils in die Arme und zusammen liefen sie los. Am See angekommen, setzten sie sich hin. Honoka legte eine Decke auf die Wiese und an einen Esskorb hatte sie auch gedacht. "Naja, den hat mir meine Großmutter vorbereitet.", sagte sie bescheiden und teilte den Kuchen auf den Papiertellern aus. Der See war wunderschön. Überall waren Seeblumen verteilt und ein paar Gänse und Enten ließen sich auch blicken. Shogo nahm Nagisas Hand und legte seinen Arm um sie. Honoka betrachtete das von der Seite. Es war still. Angenehm still. Honoka unterbrach sie: "Läuft alles gut soweit mit eurem neuen Haus?". "Ja, Shogo hat endlich den Plasmafernseher gekauft und er ist R-I-E-S-I-G!! Das glaubst du nicht, was für ein Teil das ist!", erklärte Nagisa total aufgeregt, so dass Shogo und Honoka anfingen mussten zu lachen. "Übertreib mal nicht.", entgegnete Shogo mit schon tränenden Augen. "Ist doch so! Und achja, noch was. Du wirst es nicht glauben, aber da war doch tatsächlich eine Kakerlake im Bad!! Die war zwar tot, aber ich meine, wie kommt....". * Das Gespräch ging immer weiter und weiter und schien kein Ende mehr zu nehmen. Alle lachten und alles war so schön wie früher. Honoka wünschte sich, den Moment für immer so festzuhalten. So sollte es bleiben. Oder vielleicht doch nicht? Sie sah zu Shogo, wie er lachte und wie Nagisa glücklich war, wie sicherlich jeden Tag an seiner Seite. Sie passten perfekt zusammen, das wusste sie bereits von Anfang an. Sie hat den Beiden das Glück ja auch immer gewünscht. Aber- Dann stand sie auf. "Tut mir leid, aber ich muss nochmal schnell weg. Ich hatte Sanae versprochen ihr noch etwas abzuholen. Wenn ich jetzt nicht gehe, macht der Laden bald zu.". "Klar, mach das. Wir warten dann hier auf dich.", meinte Nagisa grinsend und lachend von der amüsanten Unterhaltung. Dann ging sie los. Sie beeilte sich. Heute hatten die Apotheken nicht lange auf. Sie ärgerte sich, das Medikament nicht schon auf dem Hinweg geholt hatte, aber dazu hatte sie sich viel zu sehr auf das Treffen mit Nagisa gefreut. Nagisa. Nicht auch Fuji. Ihr Gang wurde immer schneller. Dann war sie endlich angekommen, legte den Bon vor und ging wieder so schnell wie sie gekommen war auch wieder zurück. Nagisa und Shogo. Beide zusammen. Ein Haus. Eine traumhafte Hochzeit. Das perfekte Leben. Perfekt. Das hatte sie schon oft zu hören bekommen. Von vielen Leuten. Darunter eifersüchtige und männliche Personen. Wenn sie wüssten. So perfekt wie sie scheint, ist sie nicht. Sie ist unglücklich. Sie ist... allein! Dann stand sie da. Blickte erstarrt. Ließ die Tüte fallen. Da war ihr klar: Es ist nicht mehr wie früher. Und so wird es auch nie wieder sein. Regungslos liefen ihr die Tränen. Ihre Augen brennten. Sie wollten sich nicht schließen lassen, waren auf das Bild gerichtet, von denen sie sich nicht abwenden konnten. Ein Kuss. Ein mächtiger und überwältigender Kuss. Nagisa und Shogo. Wie in einem Traum sah es aus. In Mitten dieser wunderschönen Umgebung, die Wasserfläche, die im Abendrot schimmerte. Es war wie ein schlechter Schnulzenfilm, dachte Honoka. Aber es war wahr. Endlich knickte sie zusammen und kam mit den Knien auf den Boden auf. Und endlich konnte sie sich bewegen. Dann sah sie zu Boden. Der Blick aber blieb der Selbe. >Ich bin alleine.<. Sie schlug die Hände ins Gesicht. >Alleine!!<. Sie hörte gar nicht mehr auf zu weinen. Zitternd stand sie auf, hob die Tüte wieder auf und ging Richtung Heim. Während dem Laufen beruhigte sie sich wieder ein wenig. Zu Hause angekommen, verlor sie kein Wort und ließ sich ins Bett fallen. Sie hatte Nagisa eine SMS geschrieben, sie bräuchten nicht mehr auf sie warten und es sei etwas dazwischen gekommen. Noch einmal dachte sie darüber nach. Das Bild hatte sie noch scharf in Erinnerung behalten. Sie versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Doch für heute war sie fertig. Sie war viel zu erschöpft, um jetzt noch klar denken zu können. Sie lag im Bett, starrte an die Decke, bis ihre Augenlieder zufielen und sie einnickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)