My flower of love von Ito-chan (One year in my life) ================================================================================ Kapitel 9: Oktober ------------------ And you think that love is only for the lucky and the strong Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt, das zu tun, was der Barkeeper mir gesagt hatte, dennoch wusste ich, dass er Recht hatte. Ich musste zu dem stehen, was ich war und auch zu meinen Gefühlen, Gilbert gegenüber. Aber ich hatte Angst und fühlte mich so schwach. Ich hatte doch die Liebe gar nicht verdient. Mitte Oktober brach eine Grippewelle über unserer Stufe ein und zog seine Kreise. Joel und auch Gilbert wurden niedergestreckt. Joel bekam seine Aufgaben von jemandem gebracht, der fast alle Kurse mit ihm hatte und auch ich hatte die unliebsame Aufgabe erhalten, meinem erkrankten Exfreund die Schulaufgaben vorbei zu bringen. Als könne er sich seine Unterlagen nicht selbst besorgen! Dennoch war es eine Gelegenheit für uns, das wusste ich. Als ich klingelte, öffnete seine Mutter und sah mich irritiert an. „Tut mir Leid, Mrs. Black. Ich weiß, ich störe, aber ich soll Gilbert seine Hausaufgaben bringen.“ Sie lächelte und ließ mich rein: „Er liegt oben im Bett, aber er war vor fünf Minuten noch wach, vielleicht hast du Glück.“ „Danke.“ Sie behandelte mich noch immer sehr zuvorkommend und lieb. Gilberts Mutter war genau wie immer. Langsam ging ich nach oben, klopfte an und bekam zur Antwort: „Nein Mum, ich habe keinen Hunger, geb dir keine Mühe bitte. Ich möchte schlafen.“ Ich unterdrückte ein Lachen. Das war so typisch Gilbert. Trotz der Abfuhr öffnete ich die Tür und sah ihn mit dem Rücken zu mir im Bett liegen. Gilbert hatte sich zu einer Kugel zusammengerollt und die Decke eng um sich geschlungen. Aus unbestimmten Gründen, überkam mich die Lust, mich dazu zu legen, doch ich durfte nicht, dass wusste ich. „Ich sagte doch, ich will nichts.“ „Entschuldige, wenn ich störe, ich wollte dir nur deine Hausaufgaben bringen Gilbert“, machte ich mich schließlich bemerkbar und sah, wie er sich ruckartig aufsetzte. „Verschwinde!“, zischte er. „Ich bin gleich wieder weg. Ich will dir nur deine Sachen bringen“, rechtfertigte ich mich, stellte meine Schultasche ab und kramte darin, nach den Arbeitsblättern und dem Zettel auf dem ich alles aufgeschrieben hatte. „Ich will dich nicht sehen und ausgerechnet dich schicken sie.“ Gilbert zog die Knie an seinen Oberkörper und legte die Arme darum, als wolle er sich schützen. „Ich kann nichts dafür, ich hab alles versucht, aber wir wohnen nebeneinander.“ Ich zuckte die Schultern, reichte ihm die Papiere, die ich endlich gefunden hatte. „Dann kannst du ja gehen.“ Ich nickte, griff nach meiner Tasche und wollte gehen, doch in der Tür überlegte ich es mir anders. Er sah so einsam aus, so als brauche er Schutz, Liebe, Wärme. Vielleicht drehte ich mich deshalb um und sah ihn direkt an. „Ist noch was?“ Er klang genervt. „Es tut mir Leid, was passiert ist zwischen uns. Ich wünschte, ich könnte es ändern, aber das kann ich nicht“, fing ich an. „Du bereust also alles, was zwischen uns war?“, fragte er aufgebracht und stand plötzlich mitten im Raum. „Das habe ich nicht gesagt. Ich sagte, dass mir Leid tut, was in dieser Nacht passiert ist, als wir in der Disco waren. Ich wollte das alles nicht. Ich weiß, ich hätte mutiger sein sollen, aber ich bin nun einmal nicht mutig. Ich bin unsicher und ich hätte verdammt noch mal deine Unterstützung dabei gebrauchen können, es meinen Eltern zu sagen. Es tut mir Leid, dass ich dir das nicht gesagt habe. Es tut mir Leid, dass ich nicht den Mumm hatte unsere Beziehung an die große Glocke zu hängen und es tut mir Leid, dass ich dir nicht gesagt habe, wie viel du mir bedeutest. Mir fehlte der Mut dazu und jetzt...“ Ich zuckte die Schultern. „Ja, genau jetzt ist es zu spät. Ich will dich nicht mehr! Du verletzt mich in einer Tour und merkst es nicht mal.“ Ich sah, wie er einige Schritte auf mich zumachen wollte, sah aber auch, dass er schwankte. Als er ausholen wollte, um mich zu schlagen, kippte er haltlos nach vorne und ich fing ihn auf. „Vorsichtig...“, flüsterte ich sacht und hielt ihn fest. Dann sah ich es: Er weinte. Haltloses Schluchzen schüttelte seinen Körper und seine geballten Fäuste hämmerten auf meine Brust ein. „Warum das alles? Warum tut es nur so verdammt weh? Warum nur hast du solche Angst?“ Immer wieder und wieder sprach er die Fragen aus, bis er schließlich einfach nur da saß und ab und an von einem Schluchzer geschüttelt wurde. „Wir lieben uns eben...“, flüsterte ich. „Das ändert aber nichts.“ Gilberts Worte trafen mich direkt ins Herz und ich zitterte leicht, als ich aufstand. „Gute Besserung“, flüsterte ich, dann verließ ich den Raum und das Haus fast fluchtartig. Das ändert nichts! Es ändert nichts! Nein, es änderte gar nichts! Bei mir zu Hause, sah meine Mutter, wie ich nach oben stürmte und meine Zimmertür laut krachend ins Schloss warf, nur um mich dann auf meinem Bett längs hinzuwerfen. Ich war nicht stark, ich war nicht einer von denen, der die Liebe zugeworfen bekam und dann nur noch festhalten musste. Leider gehörte ich nicht zu den glücklichen, die ohne zu investieren ewig glücklich waren und ich besaß auch nicht die Stärke, die Gilbert von mir erwartete, was also sollte ich tun? Jetzt war ich es, dem die Tränen über die Wangen liefen und ich war es, der vom Schmerz gepeinigt laut weinte. Leise betrat meine Mutter das Schlafzimmer und setzte sich auf meine Bettkannte. Sie wartete geduldig, bis ich aufhörte zu weinen und sagte gar nichts dazu. Erst, als ich mich aufsetzte und sie ansah, fragte sie leise: „Liebeskummer?“ Ich nickte und schaute nach draußen. „Willst du darüber reden?“ Ich schluckte und sah sie lange an, ehe ich meine Geschichte erzählte. Alles, von Anfang an. Ich sprach über Magie, über Gilbert und alles, was in den vergangenen neun Monaten und den letzten Minuten geschehen war. „Du liebst ihn sehr oder?“, fragte sie leise. Ich nickte. „Ja, über alles.“ „Solltest du ihm das nicht sagen?“ Sie lächelte und wuschelte mir durchs Haar. „Doch sicher, aber... er will mir ja nicht zuhören. Er glaubt, ich sei ein Feigling.“ Meine Mutter lachte. „Das warst du auch lange, aber heute hast du verstanden, dass Mut nicht bedeutet, dass man keine Angst hat. Das ist es nicht, was Mut ausmacht. Mutig sein, bedeutet zu erkennen, dass etwas anderes wichtiger ist als deine Angst.“ Ich nickte. „Aber ich verdiene seine Liebe nicht. Diese Art von Liebe ist nur etwas für die Menschen, die Stärke besitzen und das Glück haben jemanden halten zu können.“ Sie schüttelte den Kopf und seufzte leise. „Junge, du verdienst es zu lieben und geliebt zu werden, also solltest du dir überlegen, was du genau willst und es dir holen, aber zuerst, wirst du beim Abendessen deinem Vater die ganze Geschichte erzählen. Ich werde dir helfen.“ Ich nickte leicht und sie ließ mich allein. Das hätte ich schon so lange tun sollen und jetzt tat ich es. Jetzt, wo ich wusste, dass ich bei Gilbert keine Chance mehr haben würde, war es mir noch wichtiger, ihm zu sagen, dass ich ihn liebte und ihm zu beweisen, dass ich ihn liebte. ~*~ Mein Vater kam wie immer pünktlich von der Arbeit. Meine Mutter sagte mir vor dem Essen, dass ich ihn erst alles aufessen lassen sollte. Satt und zufrieden, würde er es gefasster aufnehmen und so war es auch. „Papa, ich muss dir etwas sagen“, fing ich an und er nickte. „Nur zu, was ist los?“ Ich sah ihn lächeln und ich seufzte. Er war so stolz auf seinen einzigen Sohn und ich würde ihm jetzt die Hoffnung darauf nehmen, dass er je Enkelkinder haben würde. „Ich bin schwul.“ Die Worte standen plötzlich im Raum und ich hörte, wie mein Vater entsetzt nach Luft rang, aufstand und ins Wohnzimmer verschwand. Meine Mutter legte mir nur eine Hand auf die Schulter, dann kam mein Vater zurück. Eine Flasche Wodka und Pinchen in der Hand und goss uns allen ein. „Wie ist das passiert?“, fragte er, nachdem er das erste Gläschen geleert hatte. „Ich weiß es nicht. Es war einfach da... und dann kam Gilbert...“ Auch ihm erzählte ich die Geschichte meiner Liebe und er hörte zu, nahm ab und an einen Schluck Schnaps, um sich zu beruhigen. Als ich geendet hatte, wurde es still und er nickte nur: „Denk nicht, dass es leicht für mich ist, mir vorzustellen, wie es ist, wenn du jetzt mit einem Mann zusammen bist, aber ich kann damit leben, wenn du diesen Kerl zurückgewinnst. Wenn du wirklich liebst, dann soll es wohl so sein.“ Ich nickte und lächelte: „Danke Dad und... danke Mum.“ Beide waren nicht in der Lage, mein Lächeln zu erwidern, aber ich wusste, sie versuchten wenigstens, mich zu verstehen und mir Beistand zu leisten und das war der erste Schritt. Sie würden den Mann, mit dem ich zusammen war, vielleicht nicht unbedingt lieben, aber sie würden ihn akzeptieren, was ein guter Schritt war und mich sehr glücklich machte... Der Oktober neigte sich dem Ende zu und ich wusste, bald würde der Winter Einzug halten, nur in meinem Herzen sollte es nicht kalt bleiben, wenn ich würde kämpfen und mir zurückholen, was ich verloren hatte... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)