My flower of love von Ito-chan (One year in my life) ================================================================================ Kapitel 1: Februar ------------------ Some say love it is a razor that leaves your soul to bleed „Brian, ich liebe dich.“ Magie stand mir gegenüber. Sie war nur meine beste Freundin, jedenfalls für mich. Die kalte Luft schnitt mir ins Gesicht, aber das spürte ich viel mehr, als alles Andere um mich herum. Ich fror. Jeder andere wäre verglüht vor Glück, wenn Magie Singer ihm ein solches Geständnis gemacht hätte. Ich nahm es teilnahmslos an. „Magie... hör mal, ich...“ Ich vergrub meine Hände in den Hosentaschen. Schon wieder eine, der ich vor die Füße werfen würde, dass ich sie nicht liebte. Warum eigentlich? Ich könnte mich umdrehen und gehen. Ich könnte sagen, dass ich sie auch mag. Es wäre so leicht. Ich könnte das haben, was sie alle wollten. Magie Singer. Ich schaute sie lange an. Sie war hübsch. Sie zitterte leicht unter dem dicken Wintermantel. Sie war so zerbrechlich, so zart. Die blonden Locken fielen ihr weich über die Schultern und aus ihren blauen Augen blickte sie mich groß und abwartend an. Magie erschien mir so zart, so viel kleiner, als ich. Ich seufzte unhörbar und lächelte schließlich. Ich konnte sie nicht verletzen. Sie war so lange einer meiner liebsten Freundinnen gewesen und war es noch. Wie konnte ich ihr wehtun, dem Mädchen, dass mich so lange begleitet hatte und von dem ich alles wusste? Ich konnte ihr nicht wehtun. Eher würde ich mich verletzten, als ihr diesen Korb zu geben und mich ihrer Freundschaft zu berauben. „Was ist los Brian?“ Sie lächelte zaghaft. „Wenn du das nicht erwidern kannst, dann... es ist...“ „Magie!“, fuhr ich dazwischen, nahm die Hände aus den Hosentaschen und überbrückte die Distanz zwischen uns, sie in eine Umarmung ziehend. „Ich hab dich gern Kleines. Ich kann vielleicht noch nicht sagen, dass ich dich liebe, aber ich empfinde ähnlich wie du.“ Ich schaute auf sie herab und sie strahlte. Mir war, als würde etwas mich mitten in der Seele treffen. Es war ein Schmerz unendlich tief. Sie war so glücklich, wie konnte ich sie verletzen? Ich erwiderte das Lächeln und wusste, sie würde den Unterschied nicht sehen. Sie war zu glücklich. Vielleicht würde ich sie noch zu lieben lernen, dachte ich und ließ sie gewähren, obwohl ich noch mehr fror als zuvor. Sie war glücklich und irgendwie machte mich das doch auch glücklich. Oder? ~*~ „Mensch Brian, wie hast du das gemacht?“ Mein bester Freund Joel ging neben mir her nach Hause. „Ich weiß es nicht verdammt. Sie findet mich offenbar scharf. Du kennst Magie doch Jo.“ Ich lachte leicht. „Schon, aber du bist ihr bester Freund. Sie meinte mal, dass man nichts mit dem besten Freund anfangen sollte, weil das eh nicht klappt.“ Er schüttelte den Kopf und schaute mich ernst an. „Du wirst ihr doch nicht wehtun oder?“ „Nein. Es ist Magie. Du weißt schon, die Magie mit der ich befreundet bin, seit wir... keine Ahnung wie alt wir waren, aber Himmel, ich hab sie gern und ich würde alles tun, damit sie nicht weinen muss.“ Ich seufzte und mein Blick wandte sich zur Straße um. „Du liebst sie nicht oder?“ Joel fragte es, wenngleich ich wusste, dass er die Antwort auf seine Frage bereits kannte. „Ich werde es eben lernen müssen Jo. Sie darf nicht meinetwegen traurig sein. Du hast es selbst gesagt.“ Ich sah ihm fest in die Augen und ich wusste, dass er mich für meine Idee ohrfeigen würde, wenn er mich nicht so verdammt gut verstehen könnte. Niemand würde Magie gerne zum Weinen bringen, denn ihre blauen Augen wurden immer ganz groß und rund, ehe die Tränen kullerten. Sie weinte, wie ein kleines Kind, Tränen wie Perlen, die unaufhörlich zu Boden tropften. Ich wusste, dass ich das nicht ertragen konnte und auch Joel wusste, dass er es nicht könnte. Wer könnte das schon? Joel nickte und seufzte leicht: „Ich weiß nicht, aber keiner würde sie zum Weinen bringen wollen oder?“ Ich lachte spöttisch auf. „Nicht einmal ich kann das und ich kenne sie seit Jahren Jo. Wie also sollte das wer anders können?“ Wir waren an der Straßenecke angekommen, an der wir uns jeden Mittag nach der Schule verabschiedeten. „Nein, sicher nicht. Nur... Bri, hör mal... wenn du keine Gefühle für sie entwickelst, dann... du weißt, dass du sie nicht ewig anlügen kannst oder?“ Ich nickte stumm. „Ich werde mich selbst auch nicht ewig verletzten können Jo.“ Ich klopfte ihm auf die Schulter. „Bis Morgen früh.“ „Wie heute Abend nicht zocken?“, fragte er etwas enttäuscht. „Sorry, aber ich hab keine Zeit. Magie hat mich dazu verdonnert mit ihr ins Kino zu gehen.“ Er nickte. „Das ist was anderes. Bis Morgen.“ Ich hob die Hand zum Gruß und drehte mich um, damit ich endlich verschwinden konnte. Mein Herz brannte vor Schmerz, denn ich hatte soeben meine beste Freundin verloren und wusste in diesem Moment, dass ich sie nie wieder zurückgewinnen würde. Spätestens nach dem Gespräch mit Joel gerade war mir das schrecklich bewusst. Ich musste mich jetzt von ihr als beste Freundin verabschieden und sie als Bestandteil meines Lebens annehmen. Wie konnte ich das? Es war der vierzehnte Februar. Valentinstag. Ich stellte es nur nebenbei in Gedanken fest. Ich sollte ihr später vielleicht etwas mitbringen. Blumen, Pralinen, etwas in der Richtung. Sie würde sich sicher freuen. Wobei ich ihr wahrscheinlich das größte Geschenk mit meiner Lüge noch vor wenigen Stunden gemacht hatte... ~*~ „Hi!“ Magie umarmte mich lächelnd und küsste mich auf die Wange. Ich erwiderte ihr Lächeln und auch ihre Umarmung zaghaft wie immer. „Hallo Kleines.“ Ich fror bitterlich. Es war fast Frühjahr, aber davon merkte ich nichts. Es lag Schnee und in meiner warmen Jacke war mir immer noch zu kalt, was ein Zeichen dafür war, dass es ziemlich kalt war. „Was hast du da?“, fragte sie unvermittelt und ich wurde mir wieder der Tatsache bewusst, dass ich doch noch ein Geschenk gekauft hatte. Ein Stofftier zwar nur, aber doch eine Kleinigkeit. „Für dich“, flüsterte ich lächelnd, griff in meine Plastiktüte und reichte ihr einen Teddy. Ich hatte gedacht, er würde ihr gefallen. Sie strahlte wirklich übers ganze Gesicht und fiel mir gleich noch einmal um den Hals. „Danke Brian. Der ist wirklich süß!“ Sie freute sich immer so schön. Warum also nicht, sie glücklich machen? Wir betraten schweigend das Kino. Sie hatte den Film ausgesucht und ich stellte direkt am Anfang fest, dass er mich kein bisschen interessierte. Wie konnte sie auch einen Film auswählen, in dem es nur darum ging, dass ein Kerl sich in ein Mädel verliebte, sie mit seinem besten Freund betrog, nur um danach wieder zu ihr zurückzukehren, weil er erkennt, dass er sie viel mehr liebt, als ihn? Ich hasste dieses kitschige Ding, reichte Magie aber dennoch Taschentücher, als es soweit war, dass sie vor Rührung weinte. Eigentlich weinte sie beim gesamten Film, aber das wollen wir mal dahingestellt lassen. Sie war nur sehr aufgewühlt denke ich. Magie war immer schon jemand gewesen, der sich gerne kitschige Filme ansah, aber dann meistens mit Freundinnen. Heute wimmelte es hier vor Paaren und nicht nur ich war gebeutelt mit dem Los meiner Freundin Taschentücher zu reichen und sie davor zu bewahren in Tränen aufgelöst zusammen zu brechen. Als mein Martyrium endlich endete, war ich froh, dass sie nicht wusste, wie sehr ich mich gelangweilt hatte. Sie schwärmte von der Darstellung der Schauspieler und von der sanften Art, mit der alles abgelaufen war, bis wir im Restaurant waren und bestellen konnten. Die Stille zwischen uns tat mir gut, denn ich wusste ihr nichts zu sagen. Das war nicht mehr meine beste Freundin, sondern meine Freundin, die Frau, die ich meinen Eltern vorstellen musste und irgendwie machte mich das traurig und glücklich zugleich. Ich war nicht mehr der, den alle schief ansahen, weil er alle Frauen abblitzen ließ, sondern sie beneideten mich, weil ich Magie hatte. Nur hatte ich damit meine beste Freundin verloren und ich wusste es. Würde es meine Beziehung zu ihr eigentlich auf ewig belasten, dass ich sie so gut kannte? Ich wusste es nicht, aber ich sträubte mich dagegen den Versuch zu starten, es herauszufinden. Nach dem Essen brachte ich sie natürlich nach Hause und sie lächelte mich vor der Haustür zaghaft an. „Brian... bekomm ich einen Gute Nacht Kuss?“, flüsterte sie sacht und errötete dabei. Ich seufzte leicht und zog sie in meine Arme. „Immer Kleines.“ Es war seit vielen Jahren Tradition, dass ich ihr einen Kuss auf die Wange gab, wenn ich sie zur Haustür gebracht hatte und so tat ich es auch zu diesem Zeitpunkt. Magie zitterte vor Kälte und ich wollte, dass sie hinein ging, damit wenigstens einer von uns nicht mehr fror. Sie bekam ihren Kuss, doch als ich sie losließ zog sie einen Schmollmund. „Brian, bitte. Du weißt genau, dass ich einen richtigen Kuss möchte. Ich hab mich doch so angestrengt.“ Ihr Augenaufschlag war unglaublich und ich lachte leicht. „Da will man nicht mit der Tür ins Haus fallen und es langsam angehen lassen und es passt der Lady nicht.“ Ich scherzte, wenngleich es unangebracht war. „Ich liebe dich Brian, da fällst du nicht mit der Tür ins Haus, wenn du mich küsst.“ Sie schaute mich abwartend an, zittere noch immer und ich lächelte zaghaft. Sie musste reingehen und sie musste etwas warmes trinken. Ich wusste das und deswegen beugte ich mich herab, um sie zu küssen. Unsere Lippen berührten sich zaghaft und ich merkte, dass sie es regelrecht genoss, dass ich sie so zaghaft küsste. Ich mochte sie gerne, gerade deswegen tat ich das hier und außerdem wollte ich mir beweisen, dass auch ich mit einer Frau zusammen sein konnte. Als wir uns voneinander lösten, schaute ich sie einen Moment lang direkt an, senkte dann aber den Blick und hoffte, dass ich nicht rot wurde. Ich wurde nicht rot. Kein Glühen, kein gar nichts. „Ich bin verliebt in dich Magie“, flüsterte ich und ich sah, dass sie glühte. „Gute Nacht Kleines.“ Wieder ein Kuss auf die Wange, dann wandte ich mich ab und ging. Es war bitterkalt, dabei war Valentinstag. Warum also war mein Herz so kalt wie ein Eisklotz? Zu Hause angekommen, spürte ich noch immer diese Kälte. Ich wusste nicht warum, aber ich wusste, dass ich noch lange frieren würde und dass es vielleicht mein Schicksal war, immerhin hatte ich etwas getan, dass unverzeihlich war... ~*~ Es vergingen zwei Wochen, in denen ich lernte Magie so zu behandeln, wie es ein Partner wirklich tun sollte. Joel war mir dabei sehr hilfreich, denn er schien Magie sehr gern zu haben und gab mir Tipps, wenn ich sie mal wieder nicht verstand. Der Schnee begann zu tauen und bald würde es Frühling werden. Jedenfalls hoffte ich das, denn diese Kälte machte mich wahnsinnig. Vielleicht würde ich im Frühling auch endlich diese berühmten Schmetterlinge spüren, die ich eigentlich haben sollte, wenn ich Magie sah. Vielleicht waren sie im Moment einfach nur eingefroren... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)