Der Eisfürst von moonlily (Splitternde Erinnerungen) ================================================================================ Kapitel 13: Äußere Kälte, inneres Feuer --------------------------------------- Ein neuer Freitag, ein neues Kapitel. ^^ Für alle, die sich für Chaseshipping, also Duke x Tristan interessieren, habe ich auch noch etwas anzubieten: Spieglein, Spieglein an der Wand ... http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/273368/236155/ Aber nun genug von mir, ich wünsche euch viel Spaß. ^________^ Und bitte ... *räusper* Bringt mich am Ende nicht um. (1) http://www.youtube.com/watch?v=0a1pGyZf-QQ Twilight – The Power of One (2) http://www.youtube.com/watch?v=-Rpx0VgpTLY&feature=related X-Ray Dog – The Vision (3) http://www.youtube.com/watch?v=ygVRwbN060c&feature=related Deeper than deep (4) http://www.youtube.com/watch?v=LOeXQDq_fdg GVR Music – Ashielf Extended Kapitel 13 Äußere Kälte, inneres Feuer (1) Pegasus klappte die Luke auf, die auf das Dach seines Palastes führte, und streckte Seto die Hand entgegen, um ihm bei den letzten Stufen der steil nach oben führenden Treppe zu helfen. Der Brünette musste aufpassen, dass er auf den mit Eis bedeckten Stufen nicht abrutschte und einen unwürdigen Abgang in die Tiefe hinlegte. Er trat neben den Eisfürst, der den Arm ausstreckte und eine ausgreifende Bewegung machte. Der Blick auf das Land war schlichtweg atemberaubend. Sie waren von hohen, mit Schnee bedeckten Bergen umgeben, die in der Nachmittagssonne wie Diamanten glitzerten. „Beschreibe es, Seto“, forderte Pegasus ihn auf. „Ich kann nicht. Es ist ... ich finde keine Worte dafür.“ „Weißt du, was der Winter ist? Wer es ist? Ich bin es.“ Seto bückte sich und hob etwas Schnee auf. „Die Schneeflocken, sie sind so ... perfekt.“ Pegasus wandte sich ihm zu. „Wir sind am Ende der Welt, Seto. Niemand kann hierher kommen, außer uns beiden.“ „Küsst mich noch einmal“, bat er und sah ihn an. Pegasus’ Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. „Willst du auf einem Sturm mit mir fliegen? Willst du auf Wind und Schnee reiten? Und das Spiegelpuzzle ... Ich wette, du könntest es in einem Monat schaffen, wenn du nicht schläfst. Und dann ... dann werde ich dir noch einen Kuss geben.“ Bakura verschränkte die Arme vor der Brust und sah Joey durchdringend an. „Ich habe es dir schon tausendmal gesagt. Beim ersten Mal musst du nicht selbst rauben, du siehst uns nur zu.“ „Ich habe Nein gesagt und ich bleibe dabei“, sagte er und erwiderte den Blick mit gleicher Intensität. „Es ist falsch und ich werde nicht auf irgendwelche Leute schießen, es sei denn, sie schießen auf mich.“ „Aber unser Leben bietet so viele Vorteile. Wir sind reich –“ „Und von allen gejagt. Ich werde kein Räuber, ich muss Seto finden. Etwas anderes interessiert mich nicht.“ Bakura schüttelte den Kopf und lachte leise. „Den Jungen, der dich verlassen hat?“ „Er hat mich nicht verlassen“, widersprach Joey. „Der Eisfürst hat ihn entführt.“ „Er hat ihn nicht entführt. Dein Seto hat dich verlassen und das auch noch für einen älteren Mann. Denk mal darüber nach.“ Kurz legte sich ein Schatten über das Gesicht des Jungen. „Das stimmt nicht. Ich muss ihn retten.“ „Wieso solltest du? Warum nimmst du die ganze Mühe auf dich?“ „Weil ich ihn liebe und er mich.“ Bakura ging einige Schritte, bis er zur Zellenwand kam, drehte um und ging den gleichen Weg zurück. „Wenn er dich liebt“, überlegte er dabei, „warum ist er dann mit ihm gegangen?“ „Pegasus hat sein Herz erkalten lassen. Er ist nicht er selbst.“ „Und du denkst, du kannst es wieder erwärmen?“ Joey, der ihn die ganze Zeit über nicht aus den Augen gelassen hatte, nickte ihm zu. „Ich werde es auf jeden Fall versuchen.“ Bakura sah ihn scharf an, stürmte mit zwei Schritten zu ihm und drückte ihn gegen die Mauer. „Hast du überhaupt eine Ahnung, wie bösartig, wie stark der Eisfürst ist? Glaubst du allen Ernstes, du könntest gegen ihn bestehen, Joey? Du liebst ihn – Du machst dir selbst was vor! Ich werde dich nicht gehen lassen, du wirst hier bleiben.“ Er stieß Joey auf die Strohschütte, die ihm als Bett diente, und verließ die Zelle. „Ich werde zu ihm kommen, verlass dich drauf!“, rief er Bakura nach. Die Schritte des Räubers verklangen. „Du bist dir also sicher, dass du zum Eisfürst willst?“, durchbrach Aios’ Stimme nach einer Weile die Stille. „Ganz sicher. Ich lasse Seto nicht in seinen Händen.“ „Es gäbe da eventuell eine Möglichkeit, aber dafür müsstest du mich hier rausholen. Ich kenne den Weg zu Pegasus und kann dich hinbringen.“ „Du kennst ihn? Das wäre ja super. Was muss ich tun?“ „Ich bin angekettet und Bakura trägt die Schlüssel immer bei sich an einer Kette an der Hose. Du musst sie ihm abnehmen und versuchen, in meine Zelle zu gelangen.“ „Hmm ...“ Er sah sich in dem kleinen Raum um. Der direkte Weg über die Türen ist mir versperrt und Bakura rückt die Schlüssel sicher nicht freiwillig raus. Aber ... Joey musterte die Mauer, die ihre Zellen voneinander trennte und kratzte an dem Mörtel, mit dem die Steine zusammengefügt worden waren. Er nahm den Suppenlöffel zur Hand, mit dem er sein Mittagessen gegessen hatte, kniete sich auf den Boden und begann zu schaben. (2) „Sehr schön, wieder eine an ihrem Platz“, murmelte Seto zufrieden und betrachtete den stetig kleiner werdenden Haufen Spiegelscherben. „Bald bin ich fertig.“ Je länger er an dem Spiegel arbeitete, umso interessanter fand er die Scherben. Jedes der Bruchstücke war einzigartig, keines glich dem anderen. Fast konnte man sagen, sie hätten eine eigene Persönlichkeit. „Eine Frage, Seto.“ Der Angesprochene drehte sich um und sah sich Pegasus gegenüber. „Wer ist der Junge, über den du immer sprichst?“ „Junge?“ Seto kratzte sich verwirrt am Kopf. „Das ... weiß ich nicht mehr.“ „Sicher?“ „Ja ... Wie sah er aus?“ „Also ...“, Pegasus überlegte kurz, „ich würde nicht sagen, er war hässlich. Aber er ist Vergangenheit. Die Zukunft bin ich. Du ... bist anders als die anderen, Seto.“ Er drehte sich um und ging, wobei er mit seinem langen Mantel einige Scherben von dem sauber aufgeschichteten Haufen herunterfegte, die Seto leise brummend aufhob. Er vergisst ihn mehr und mehr. Bald wird er sich an sein früheres Leben nicht mehr erinnern. Pegasus stieg die Treppe hinauf und bog in einen der Gänge ab. Nach dem langen Schlaf brauchte er etwas Bewegung, um in Schwung zu kommen. Es war November, nicht mehr lange und seine Herrschaft begann wieder. Und sobald er den wiederhergestellten Spiegel hatte, würde sie ewig währen. Niemand würde ihn noch aufhalten können, keiner seiner Brüder. Ein dicker Riegel aus Eis blockierte die Tür, vor der er nach einer Weile stehen blieb. Als er mit der Hand darüber strich, verschwand dieser und gab den Weg zum Ostflügel frei. Im ganzen Schloss gingen seine Diener ihrer Arbeit nach, nur zu diesem Bereich war ihnen der Eintritt strengstens untersagt. Sie sollten nicht wissen, was sich in den Kammern und Gängen verbarg. Sobald er über die Schwelle getreten war, hüllte blau schimmerndes Dämmerlicht Pegasus ein. Langsamen Schrittes wanderte er durch die verlassenen Gänge und blickte in ein paar der kleineren Räume hinein, bis er in einen großen Saal gelangte. An den Wänden standen riesige, unförmige Eisblöcke. An einigen schritt er achtlos vorbei, bei manchen wischte er den Schnee fort, der von der Decke herabgerieselt war, und betrachtete sie nachdenklich. „Mako Tsunami ... Du warst der Erste“, flüsterte er. Umgeben von Eis ruhte der junge Fischer in einem ewigen Schlaf, aus dem er nicht mehr erwachen würde. Das war die Strafe, die Pegasus für all jene verhängt hatte, die am Spiegelpuzzle gescheitert waren. Neben ihm befanden sich ein Junge mit einer großen gelben Brille und einer, der während der ganzen Zeit, die er in Pegasus’ Schloss gelebt hatte, nur von Dinosauriern gesprochen hatte. „So viele ... Es waren so viele und alle haben es vergeblich versucht. Aber du wirst nicht versagen, Seto. Das darfst du nicht. Ich möchte nicht, dass du auch hier landest, bei den anderen.“ ♥ . ¸ ¸ . • * Ψ * • . ¸ ¸ . ♥ (3) „Wie jetzt, das war alles?“, fragte Haga enttäuscht und zog seine Jacke zurecht. „Wir haben doch kein Wort gesagt!“, beschwerte sich auch Ryuzaki. „Du hast uns betrogen, Ryou! Du hast uns eine Rolle versprochen.“ „Die habt ihr auch gekriegt, oder?“ Der Regisseur trank seinen Kaffee aus und warf den leeren Becher in den nächsten Papierkorb. „Ihr wolltet von mir eine Rolle und wir haben euch nachträglich ins Drehbuch geschrieben.“ „Wir stehen die ganze Zeit nur blöd rum und machen Pantomime.“ „Ihr sagtet nur was von einer Rolle“, antwortete Shizuka und klappte den Stuhl zusammen, auf dem sie während der Dreharbeiten gesessen hatte. „Von einer Sprechrolle war nie die Rede, Jungs – also haben wir unser Versprechen nicht gebrochen.“ „Aber – Wartet nur, euch hetze ich meine Insektenkönigin auf den Hals!“ Haga hob die Faust und fuchtelte drohend damit herum, womit er den anderen nur ein Lachen entlocken konnte. „Jetzt mach dich mal nicht lächerlich. Geht euch umziehen, wir sind für heute fertig.“ Damit ergriff Bakura die beiden und schob sie aus dem Studio hinaus. „Du gehst schon, Kura?“, wandte sich Ryou an seinen Bruder. „Ich dachte, wir machen noch kurz die Besprechung für morgen.“ „Keine Zeit, Kleiner, ich bin mit Yami verabredet. Bis morgen!“ „Ich wünschte, er würde seine Arbeit ein wenig ernster nehmen“, seufzte er und machte sich daran, seine Sachen zusammenzupacken. „Hey, Kats, willst du nicht auch nach Hause?“ „Ja, gleich.“ Katsuya sah sich in den Kulissen des Eispalastes um. „Das ist echt beeindruckend, was du hier hast aufbauen lassen, Ryou.“ „Danke, aber die Szenen werden ja noch nachbearbeitet“, winkte er lächelnd ab. „Damit der Eiseffekt auch stimmt.“ „Mach dich nicht kleiner als du bist“, sagte Katsuya und klopfte gegen die Wandverkleidung. „Eigentlich schade, dass wir nicht in einem richtigen Eispalast drehen können. Das wäre toll.“ „Zum einen wäre das zu teuer, zum anderen müsste es dafür kälter sein. Dann könnten wir draußen ein Set aufbauen, aber so, wie es jetzt ist, würde das Eis keinen Tag überstehen. Für November ist es dieses Jahr viel zu warm.“ „Das stimmt leider. Letztes Jahr hatten wir um diese Zeit schon den ersten Schnee.“ Von beiden kam ein bedauerndes Seufzen. Ryou drehte seinen Arm, um einen Blick auf seine Armbanduhr werfen zu können. „Oh, ich muss los. Ich will Shizuka heute Abend zum Essen ausführen, da darf ich sie nicht warten lassen.“ „Ach, mein Schwesterchen braucht erst mal ein bisschen Zeit, um sich hübsch zu machen, nur keine Panik.“ Der Blonde ging zu seinem Schwager in spe, wie Ryuji ihn seit einer Weile bezeichnete, schlang ihm einen Arm um den Hals und nahm ihn so in den Schwitzkasten. „Und du wirst schön artig sein und ihr nicht zu nahe kommen.“ „S-sicher doch, Kats“, keuchte Ryou. „Wie immer.“ „Dann ist ja gut.“ Mit seiner Antwort zufrieden, ließ er ihn los. Der Weißhaarige atmete tief durch und rieb sich den Hals. Wenn Jou wüsste, was wir sonst noch machen ... Große Brüder können so anstrengend sein. Er packte seine Sachen und verließ rasch das Studio, bevor Katsuya auf den Gedanken kam, ihm noch weitere Ermahnungen zukommen zu lassen. Dieser bedachte ihn mit einem letzten warnenden Blick, bis hinter ihm die Studiotür zuschlug, und spazierte zur Spiegelsaalkulisse weiter. Jede der kunstvoll gebrochenen Scherben war mit einer kleinen, versteckt angebrachten Ziffer versehen, die es dem Requisiteur und seinen Helfern erleichterte, sie an ihren Platz im Spiegel zu setzen. Nicht dass Seto auch nur eine Scherbe mehr eingesetzt hatte, als im Drehbuch vorgeschrieben war. Katsuya hob ein paar Scherben auf und ließ sie durch die Hände gleiten. „Bring mir ja nichts durcheinander!“, drang Setos frostige Stimme von der Tür herüber. Der Blonde, eben noch in Gedanken versunken gewesen, ließ erschrocken die Scherben fallen und sah auf. „Habe ich dem Hündchen etwa Angst eingejagt?“ „Du bist der Letzte, der mich erschrecken könnte, Kaiba“, erwiderte er in gewohnter Manier. Nur weil ihn der Kerl in letzter Zeit verwirrte ... und ihm häufiger im Kopf herumspazierte, würde er sich von ihm noch lange nicht einschüchtern lassen. „Das sah eben ganz anders aus.“ „Du bildest dir was ein. Was machst du überhaupt noch hier, hattest du nicht rumgetönt, du hättest heute so ein wahnsinnig wichtiges Treffen mit diesem Presseheini?“ „Dieser Presseheini, wie du ihn nennst, arbeitet rein zufällig für eine sehr wichtige amerikanische Zeitschrift und hat mich förmlich angebettelt, ihm einen Interviewtermin zu gewähren.“ „Den du ihm, großzügig, wie du bist, eingeräumt hast.“ „Meine Fans sind an mir interessiert.“ „Ja, weil du auch kein bisschen eingebildet bist“, flötete Katsuya. „Nur meine Frage hast du mir noch nicht beantwortet: Was machst du hier?“ „Hatte was vergessen“, brummte Seto und bückte sich, um unter einen Tisch zu sehen. „Muss ja wichtig sein, wenn du deshalb riskierst, zu spät zu deinem kostbaren Interview zu kommen.“ „Mein Textbuch“, brummte er, ohne seine Suche zu unterbrechen. „Würde es dir was ausmachen, mir mal dabei zu helfen?“ „Wenn du lieb ‚Bitte’ sagst ...“ „Jonouchi, ich hab es eilig!“ „Schon gut, alter Eisklotz.“ Schmollend machte sich Katsuya auf die Suche nach dem Buch. „Wo hattest du es zuletzt?“ „Irgendwo hier, ich habe kurz vorm Dreh noch mal reingesehen.“ „Genauer geht das nicht zufällig, oder?“ „Wenn ich wüsste, wo es ist, müsste ich wohl kaum danach suchen.“ „Mann, hast du wieder eine Laune. Gibt es bei dir auch Tage, an denen du kein wandelnder Eisberg bist? Pegasus tut mir echt leid, mit dir eine Kussszene spielen zu müssen.“ „Was soll das heißen?“ „Dass du es nicht mal da schaffst, etwas aufzutauen und so etwas wie Leidenschaft zumindest vorzuheucheln, wenn du schon keine empfindest“, erklärte Katsuya und tauchte, das gesuchte Objekt in der Hand, hinter dem Spiegel auf. „Hab es.“ Seto riss das Buch an sich, funkelte ihn kalt an und wandte sich ab, um zu gehen. „Wäre es zu viel verlangt, dich bei mir zu bedanken?“ Als sich der Brünette zu ihm umdrehte, schluckte er. In seinen Augen lag ein schwer zu definierender Ausdruck, ein Teil des Eisblicks, mit dem er ihn so häufig bedachte, und zugleich züngelten Flammen in den blauen Iriden. Katsuya rührte sich um keinen Millimeter, während Seto auf ihn zuschritt und schließlich direkt vor ihm stehen blieb. „Kaiba?“, fragte er noch, dann spürte er eine Hand in seinem Nacken und gleich darauf ein Paar Lippen, das sich gegen seine drängte. Seine Schultern zuckten für einen Moment unkontrolliert, die Augen weit aufgerissen, starrte er sein Gegenüber an. Ich nehm alles zurück, dass er leidenschaftslos küsst. Seine Augen schlossen sich, genießend ließ er sich in den Kuss fallen, doch da hatte sich Seto schon wieder von ihm gelöst und blickte ihn, ein anzügliches Grinsen auf den Lippen, an. „War dir das leidenschaftlich genug für einen Kuss?“ Er ließ ihm keine Zeit für eine Antwort, drehte sich auf dem Absatz um und ging. Erst als die Tür ins Schloss fiel, rührte sich Katsuya wieder. „Was war das jetzt?“ ♥ . ¸ ¸ . • * Ψ * • . ¸ ¸ . ♥ (4) Laut pfeifend fegte der Sturm um die Felsen und durch die Höhle, so dass Joey froh um die Bewegung war, die ihm seine Grabungsarbeiten verschafften. Er verbrachte Stunden damit, den Mörtel mithilfe seines Löffels oder eines spitzen Steins aus den Ritzen zu kratzen und so Stück um Stück die Steine zu lockern, die seine Zelle von der seines Nachbarn Aios trennten. Während dieser recht eintönigen Arbeit überlegte er, wie er es am besten anstellte, an die Schlüssel zu kommen, die Bakura verwahrte. Selbst wenn er in Aios’ Zelle gelangte, waren da immer noch die Ketten, die ihn dort festhielten und sie beide an der Flucht hinderten. Wobei ich froh sein kann, dass Bakura mich nicht auch angekettet hat. Das Geräusch von Schritten ließ ihn aufhorchen und in seiner Arbeit innehalten. Jemand näherte sich seiner Zelle. Hastig putzte er den mit Mörtelresten beschmierten Löffel an seinem Mantelsaum ab, warf ihn auf den Teller und schob die Pritsche an die Wand zurück, die er zwischenzeitlich als Schlafgelegenheit erhalten hatte. Mit einem letzten, kurzen Blick, um zu prüfen, ob seine Arbeitsstätte gut verdeckt war, ließ er sich darauf fallen und setzte eine unbeteiligte Miene auf. Gerade noch rechtzeitig, wie er Sekunden darauf beim Klicken des Schlüssels feststellte. Zu seiner Verwunderung war es jedoch nicht Bakura, der seine Zelle betrat, sondern der ehrenwerte Anführer der Räuber höchstpersönlich. Ein grimmiger Ausdruck lag in Yamis Gesicht. „Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?“ „Ich habe mit dir zu reden.“ Er öffnete die rechte Hand und brachte die Rosenbrosche zum Vorschein, die Bakura Joey abgenommen hatte. „In dieser Brosche steckt Magie. Ich will wissen, was es damit auf sich hat.“ „Sie hat früher meiner Schwester gehört, jetzt ist es meine“, gab Joey Auskunft und streckte verlangend die Hand danach aus. „Sie gehört mir.“ Yamis Hand schloss sich um das Schmuckstück und entfernte es aus der Reichweite des Blonden. Dieser schüttelte den Kopf. „Das tut sie nicht. Du magst sie im Augenblick vielleicht haben, aber sie gehört dir nicht. Das hat sie nie und das wird sie auch nie.“ „Ach, ist das so?“ „Yami“, verlegte er sich nun aufs Bitten, „diese Brosche ist das Einzige, was ich von meiner Schwester habe. Sie ist tot. Für mich ist es ein sehr wertvolles Erinnerungsstück an sie.“ Der Anführer der Räuber verdrehte die Augen, wandte sich ab und ging drei Schritte bis zum anderen Ende der Zelle, drehte um und ging die Strecke zurück. Seine Augen wanderten zu dem vergitterten Loch in der Decke, durch welches der Wind ein paar verwelkte Blätter wehte. Einige Male überschlugen sie sich noch, dann verlangsamten sich ihre Bewegungen, bis sie das letzte Stück sanft zu Boden segelten. „Menschen ...“, sagte er leise. „Menschen sterben die ganze Zeit über. Sie tun immer so, als würden sie ewig leben, als würde so etwas wie der Tod für sie nicht existieren, aber früher oder später sterben sie doch. Das ist nicht zu ändern. Weder bei den Menschen und Tieren noch bei den Pflanzen. Ich kann auch nicht die Blätter davon abhalten, im Herbst von den Bäumen zu fallen. Das gehört zu ihrer Natur.“ „Ich weiß selbst, dass sie nicht zurückkommen wird.“ Joey senkte den Kopf und verkrampfte die Hände ineinander. „Ich möchte doch nur etwas von ihr bei mir haben. Kannst du das nicht verstehen? Wenn deine Zeit gekommen ist und du gehen musst ... Willst du nicht auch, dass dein Geliebter etwas von dir bei sich hat, um sich an dich zu erinnern?“ Dieses Mal war es an Yami, zu Boden zu schauen und tief zu seufzen, ehe er zu einer Antwort ansetzte. „Doch ... Was ich eigentlich sagen wollte ... In dieser Brosche steckt Hitze. Das, was er fürchtet.“ „Was wer fürchtet?“, fragte Joey verwundert. „Der, nach dem du suchst. Der Mann, der deinen Freund entführt hat.“ „Kennst du ihn?“ „Ihn kennen? Besser als mir lieb ist. Er ist mein Bruder.“ „Warum überrascht mich das nicht wirklich“, murmelte Joey. „Deine Brüder Yugi und Duke habe ich auch schon kennen gelernt – aber ihr vier seht euch gar nicht ähnlich, abgesehen von Yugi und dir.“ „Wir hatten verschiedene Mütter“, antwortete er. „Ach so. Nur was ich nicht verstehe ... Pegasus ist ein Fürst.“ „Und ich nur ein einfacher Räuber! Wolltest du das damit sagen?“, fuhr ihm Yami dazwischen. „Es sollte anders sein, nicht wahr? Ist es gerecht? Nein! Er ist einfach zu mächtig.“ „Lässt du mich gehen, Yami? Mir ist klar, dass es schwer wird, aber ich muss Seto finden. Ich muss wenigstens versuchen, ihn vor Pegasus zu retten.“ „Du bist kein Gegner für ihn, und ... Bakura würde mir nicht vergeben, wenn ich dich einfach so ziehen lasse. Aus irgendeinem Grund hat er einen Narren an dir gefressen und das, obwohl du dich ihm die ganze Zeit über verweigert hast ... oder vielleicht gerade deswegen“, überlegte er. „Bakura ist daran gewöhnt, zu bekommen, was er haben will.“ „Warum hast du ihm überhaupt erlaubt, mich bei sich zu behalten? Hattest du keine Angst, dass ich auf seine Anmache eingehe?“ Nicht dass ich das je freiwillig tun würde, fügte er in Gedanken hinzu. Es sei denn ... Hmm, das wäre doch eine Möglichkeit. Aber die hebe ich mir für den Fall auf, dass es wirklich nicht anders geht. „Er hat einen ziemlichen Appetit“, lachte Yami leise, „Ich muss häufig das Lager verlassen oder mich hier um meine Arbeit kümmern. Das frustriert ihn natürlich und das ist nicht gut für meine Männer, die dann unter ihm und seinen Launen zu leiden haben. Da ist es mir lieber, wenn er sich zwischendurch bei wem anders vergnügt. Hier, fang!“ Er warf Joey die Brosche zu, die dieser auffing und an sich drückte, mehr als erleichtert, sie wiederzuhaben. Sein dankbares Lächeln mit einem Nicken quittierend, verließ er die Zelle und sperrte hinter sich ab. Bakura marschierte mit großen Schritten durch das Lager, den Sturm ignorierend, der an seinen Haaren und seinem Mantel riss. Dicke Regentropfen lösten sich aus den Wolken und schlugen ihm entgegen. Die Männer und Frauen, die im Räuberlager zurückgeblieben waren, um anderen Arbeiten nachzugehen, zogen sich bei seinem Anblick rasch in ihre Jurten zurück. Bei dem Gesichtsausdruck, den er aufgesetzt hatte, war der momentan wütende Sturm nur ein laues Lüftchen gegen den, der in seinem Inneren tobte. Wer mit ihm zusammenlebte, tat gut daran zu lernen, seine Launen zu erkennen, wollte derjenige am Leben bleiben. Allister packte Rafael, der kurz nach Bakura ins Lager kam und eine aufgeplatzte Lippe hatte, am Arm und zog ihn in seine Jurte. „Was hat Bakura? Er sieht so nach Weltuntergang aus.“ „Das trifft es in etwa. Unser Plan mit der Reisegruppe ist ganz gewaltig nach hinten losgegangen.“ „Wie jetzt? Ich dachte, das wär ’ne sichere Sache? Unser Informant meinte doch, es wären nur ein paar Frauen –“ „Dummerweise hat er uns verschwiegen, dass es sich dabei um den Jahresausflug des Vereins für weibliche Selbstverteidigung handelte“, knurrte Rafael und tupfte sich mit einem Tuch das Blut von der Lippe. „Unser lieber Bakura hat ein Veilchen kassiert. Von einer Frau.“ „Autsch. Dann wundert mich seine Laune überhaupt nicht mehr.“ „Wenn unser Informant noch nicht getürmt ist, wird er den morgigen Tag nicht mehr erleben, fürchte ich. Hoffentlich schafft Yami es, ihn zu beruhigen.“ „Also ... da gibt es ein kleines Problem“, sagte Allister zögernd. „Was für ein Problem?“ „Hast du’s vergessen? Yami trifft sich heute mit den anderen Bandenchefs wegen des Revierstreits.“ „Dann ist er gar nicht hier?“, fragte Rafael entsetzt. Am anderen Ende der kleinen Siedlung gelangte Bakura gerade zu derselben Erkenntnis, als er Yamis Zelt verlassen vorfand. Auf dem Tisch lag eine Notiz seines Liebsten, der sich schon gedacht hatte, dass er nicht an das Anführertreffen denken würde. „Er ist übermorgen zurück? Übermorgen?!“ Ein zorniger Schrei entfuhr ihm. Und was sollte er solange machen, Däumchen drehen und hoffen, dass sein Groll von selbst verrauchte? Der silberne Samowar, in dem Yami immer seinen Tee zubereitete, wurde vom Tisch gefegt, rollte über den mit Teppichen ausgelegten Boden und blieb neben dem Bett liegen. In einer blitzschnellen Bewegung zog Bakura sein Messer aus dem Gürtel und warf es auf eines der Kissen, in das es sich bis zum Griff bohrte. Beim Herausziehen riss er ein großes Loch in den Stoff, dass die Federn, mit denen es gefüllt war, herausquollen. Das genügte zwar längst nicht, um den ganzen Frust loszuwerden, der sich bei ihm während des Rückwegs von ihrem missglückten Überfall angestaut hatte, aber es war wenigstens ein Anfang. Wenn doch nur Yami da wäre ... Er verließ die Jurte und trat in den strömenden Regen hinaus. Sein Ärger vergrößerte sich wieder, als er sah, dass alle Türen fest verschlossen waren. Offenbar wollte heute keiner der Räuber als Ersatz für Yami herhalten. Aber ich hab ja noch ... Er machte sich auf den Weg zur Kerkerhöhle. Heute ist er fällig. Joey grinste triumphierend und hob den Stein heraus. Nur noch eine Nacht, maximal morgen noch ein paar Stunden und das Loch würde groß genug sein, dass er in Aios’ Zelle schlüpfen konnte. [i9Fehlen bloß noch die Schlüssel, aber dafür müsste mich Bakura mal wieder besuchen kommen. Er hörte Schritte in der Höhle und verschloss das verräterische Loch hastig mit den Steinen, die er neben sich aufgestapelt hatte. Der Schlüssel knackte im Schloss. Joey ließ sich auf die Pritsche fallen und lehnte sich an die Wand. Wow, das nenne ich aber mal Expresslieferung!, dachte er, als Bakura hereinkam und die Tür hinter sich schloss. Der Ausdruck im Gesicht des anderen fegte ihm das Lächeln jedoch in Sekundenschnelle vom Gesicht. Will er mich jetzt doch umbringen? Hilfe, ich will noch nicht sterben! Ich bin viel zu jung dazu. „Hallo, Bakura. Wie ... nett, dass du mich besuchst.“ Dieser kam mit einem diabolischen Grinsen näher und musterte ihn wie ein Wolf seine nächste Mahlzeit. In Joey stieg Angst auf. Wenn er es schaffte, an ihm vorbeizutauchen und ihm dabei den Schlüssel abzureißen ... Er erhob sich aus seiner sitzenden Position und machte sich bereit loszusprinten, sobald sich die Möglichkeit ergab. „Ich dachte mir, es wäre an der Zeit, bei dir vorbeizuschauen und zu sehen, wie es dir so ... geht“, erwiderte Bakura mit einem dunklen Lächeln und leckte sich über die Lippen. „Ganz okay, ich will nur hier raus“, kam die nervöse Antwort des Blonden, der seine Hände dazu wie einen Schutzschild vor sich hob. Er wich einen Schritt zur Seite in Richtung der Zellentür, Bakura folgte ihm, drehte sich so mit ihm. Ein weiterer Schritt und noch einer – Umdrehen und nichts wie weg hier! Er fuhr herum, um sein Vorhaben in die Tat umzusetzen, da fühlte er etwas Schweres an seinem Rücken, das ihn zu Boden riss. Die Luft entwich seinen Lungen, als er mit dem Gesicht über den Steinboden schrammte. „Wolltest du schon wieder abhauen, Kleiner?“, raunte Bakura ihm ins Ohr, riss ihm die Arme nach hinten und packte sie mit einer Hand. „Das solltest du schön bleiben lassen, wenn du weißt, was gut für dich ist.“ Er stieg von ihm herunter, wie Joey am plötzlich fehlenden Gewicht auf seinem Rücken merkte. „Hoch mit dir!“ Als er dieser Aufforderung nicht sofort nachkam, wurde er grob auf die Beine gezogen und von seinem Gegenüber zurückgedrängt, bis er gegen die Pritsche stieß und darauf landete. „Bakura, was –“ „Halt einfach deine Klappe“, zischte der Weißhaarige und presste seine Lippen auf Joeys. Sich über ihn kniend und ihn so an seinem Platz festhaltend, fuhr er mit der Hand unter den Pullover des Blondschopfs und strich über dessen warme Haut. Er hatte lange genug gewartet, heute würde er sich holen, was er wollte. Dem von ihm Überrumpelten entfuhr ein Keuchen, als er über seinen Hals leckte und ihm den Mantel von den Schultern schob, um sich mehr Platz zu schaffen. Er brauchte einen Moment, um zu registrieren, was genau Bakura da mit ihm vorhatte. Wie beruhigend, dachte er voll Sarkasmus, umbringen will er mich schon mal nicht, dafür will er mich flachlegen. Aber herhalten will ich weder für das eine noch für das andere! Bakuras Hand wanderte weiter seinen Körper hinab, streifte seinen Schritt, was Joey die Zähne zusammenbeißen ließ. Der Räuber sollte ja nicht auf den Gedanken kommen, ihm könnte diese Behandlung gefallen. Okay, denk nach, Joey ... Eine Zunge strich über sein Ohrläppchen. Mistkerl! ... Ich brauche die Schlüssel. Er wandte den Kopf zur Seite, um bessere Sicht zu haben, auch wenn er Bakura dadurch unfreiwillig mehr Platz an seinem Hals verschaffte, den dieser sofort ausnutzte, um mit seiner Zunge darüber zu fahren. Jetzt kapier ich, was mit diesem Spruch gemeint ist. Bakura streifte ihm den Pullover über den Kopf und leckte über seine Brustwarzen. War es hier drin so kalt oder lag die Gänsehaut doch an etwas anderem? Der Geist ist willig, aber ..., er biss sich auf die Lippe, um ein erneutes Keuchen zu unterdrücken, während er merkte, wie sein Blut Richtung Körpermitte strebte, das Fleisch ist schwach. Als wollte er ihn streicheln, ließ Joey seine Hände über Bakuras Seiten gleiten und tastete dabei nach den Schlüsseln, bis er an seinem Gürtel fündig wurde. Sie davon zu lösen, war dagegen nicht ganz so einfach, zumal Bakura ihn mehrmals unterbrach, um sich ungeduldig Mantel und Hemd auszuziehen. „Scheint dir doch zu gefallen“, grinste Bakura und strich über die leichte Erhebung, die sich in Joeys Hose gebildet hatte. Jetzt aber Beeilung!, war seine unausgesprochene Antwort darauf. Er löste den Haken, mit dem die Schlüssel befestigt waren, bemüht, sie nicht gegeneinander schlagen zu lassen, und stopfte sie schnell in seine Hosentasche. Sehr schön ... und wie werde ich ihn jetzt los? Ich wusste, ich hab was bei meinem genialen Plan vergessen, mit ihm will ich doch gar nicht – Joey überlegte fieberhaft – oder so gut es ihm in seiner gegenwärtigen Lage möglich war –, wobei er hilflos mit ansehen musste, wie sich Bakura an dem Verschluss seiner Hose zu schaffen machte. „Du musst keine Angst vor mir haben, Joey, ich beiße nicht ... sehr oft“, murmelte er. *an der Seite der Kinoleinwand versteck* Ja, also ... Wie gesagt, bringt mich bitte deshalb nicht um, sonst erfahrt ihr nicht, wie es weitergeht. ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)