Der Eisfürst von moonlily (Splitternde Erinnerungen) ================================================================================ Prolog: Planungen ----------------- Willkommen zu meinem neuen, bereits im Weblog angekündigten Großprojekt. Ich hoffe, es gefällt euch. ^______^ Moonlily Musik: http://www.youtube.com/watch?v=9Fy_uV354lE&NR=1 Always – Seto und Jou Frei nach „Die Schneekönigin“ von Hans Christian Andersen und dem Film „Snow Queen“ (2002) unter der Regie von David Wu Prolog Planungen Die Tür zum Aufenthaltsraum, wo sich die Darsteller von den anstrengenden Dreharbeiten erholten, flog mit einem lauten Krachen gegen die Wand. Yugi, sein größeres Ebenbild Yami und die anderen blickten überrascht auf, als sie Seto Kaiba im Türrahmen erkannten, die Hände gegen dessen hölzerne Pfosten gestützt und mit einem Gesichtsausdruck, der nur eine denkbare Reaktion zuließ: Weg hier! Doch niemand wagte sich zu rühren. Setos Augen hatten eine unheimliche dunklere Färbung angenommen und flackerten unter einem wilden Feuer, das nur auf sein Opfer wartete. Eben jenes erspähte der Braunhaarige Sekunden später und steuerte darauf zu. Ein wütendes Fauchen in der Kehle, das einem Löwen durchaus zur Ehre gereicht hätte, baute er sich vor Katsuya Jonouchi, von seinen Freunden auch Jou oder Kats genannt, auf, der sich in eine Zeitschrift vertieft und so noch gar nichts von der Ankunft seiner Nemesis mitbekommen hatte. „Jonouchi!“ „Anwesend.“ Er blickte nicht mal von seiner Lektüre auf. „Sieh mich gefälligst an, wenn ich mit dir rede, Köter.“ „Wir drehen gerade nicht, also lass deinen Köter stecken“, sagte Katsuya ruhig und blätterte eine Seite um. „Es ist vollkommen gleichgültig, ob wir vor oder hinter der Kamera sind, du verbreitest Chaos, wo du gehst und stehst. Ich war eben in meiner Garderobe, um mich umzuziehen und hätte um ein Haar den ganzen Flur zusammengeschrien.“ „Och, hat der arme kleine Kaiba etwa eine Maus zwischen seinen Mänteln und Haarteilen gesehen?“ Seto schnappte hörbar nach Luft, während die anderen den Atem anhielten. Da fragten sich doch einige, warum ihre Drehbuchautoren manchmal so lange für die Dialoge der beiden brauchten, wo sie ihnen nur einmal fünf Minuten zuhören mussten. „Merk dir eines, Jonouchi“, sagte er und schnappte ihm die Zeitschrift weg. „Ein Seto Kaiba fürchtet sich grundsätzlich vor gar nichts. Das liegt nicht in seiner Natur. Und die Haarteile gehören Pegasus, meine Haare sind gesund.“ „Hmmm ... Und was von beidem soll ich mir jetzt merken?“ „Was –“ „Du hast doch eben gesagt, merk dir eines.“ Ein fröhliches Grinsen breitete sich auf Katsuyas Lippen aus. „Ich nahm an, dass dir diese Redewendung geläufig sei, Köter. Aber anscheinend habe ich deinen Intellekt ein wenig überschätzt.“ „Was willst du überhaupt, Kaiba? Wolltest du nicht noch mal deinen Text für die nächste Szene durchgehen?“ „Das hatte ich auch vor, aber dann habe ich das hier entdeckt!“ Damit warf er ihm ein großes weißes Stoffbündel in die Arme, das sich, als Katsuya es entfaltete, als einer von Setos Mänteln herausstellte. „Was soll damit nicht in Ordnung sein?“, fragte Katsuya und betrachtete erst den Mantel und dann seinen Besitzer, der ungehalten knurrte. „Nicht nur blöd, auch noch blind. Dann sieh ihn dir mal genau an“, sagte Seto und drehte den Stoff herum, bis mehrere rötlich schimmernde Flecken zum Vorschein kamen. „Du warst an meinen Sachen und hast ihn total versaut.“ „Hey, ich schwöre dir, dass ich deine Garderobe nicht betreten habe. Großes Ehrenwort.“ „Vielleicht bist du ja drangekommen, als der Botenjunge den Mantel gebracht hat.“ „Wie kommst du überhaupt darauf, dass ich was damit zu tun habe?“, verlangte Katsuya nun zu wissen. „Ich wasche meine Pfo ... Hände in Unschuld.“ „Weil das hier erstens die Abdrücke deiner Pfoten sind und zweitens kenne ich niemand sonst hier im Haus, der zum Frühstück Erdbeermarmeladenbrötchen isst. Mein Reis hinterlässt jedenfalls nicht solche Flecken.“ „Hmm ...“ Katsuya lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und überlegte, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. War er nicht heute Morgen einem der Laufburschen in die Arme gelaufen? Langsam legte sich die Erkenntnis auf sein Gesicht. „Ohh ... ups. War keine Absicht, Kaiba. ’tschuldige.“ „’tschuldige? Ich entschuldige auch gleich was, nämlich, dass ich dich umbringe!“, rief Seto und stürzte sich auf ihn. Katsuya sprang mit einem Schrei von seinem Stuhl auf und beeilte sich, aus seiner Reichweite zu kommen. „Hey, Leute, steht nicht so faul da rum, helft mir! Der meint es heute ernst.“ „Mal ehrlich, Kaiba, du reagierst wegen deines Mantels total über“, sagte Anzu. „Die Flecken müssten sich doch wieder herauswaschen lassen.“ „Wie kann man nur so an einem Gegenstand hängen“, meinte Yami. „Das lasse ich mir nicht von jemandem sagen, der ständig ein zehn Kilo schweres Puzzle aus massivem Gold mit sich herumschleppt“, sagte Seto und fixierte mit seinen Augen Katsuya, der sich auf der anderen Seite des Tisches befand und seine Umgebung verzweifelt nach einem Ausweg absuchte. „Tue ich nicht!“, rief der Bunthaarige. „Jetzt fang du nicht auch noch an“, mischte sich Bakura ein. „Du hältst dich da raus.“ Seto langte über den Tisch, um Katsuya am Arm zu packen. Dieser duckte sich, krabbelte unter dem Tisch und Setos Beinen durch und raste, kaum dass er sich aufgerichtet hatte, durch die offene Tür nach draußen. Der Brünette folgte ihm fluchend. Mai seufzte schwer und stellte ihren Kaffeebecher ab. „Immer das Gleiche mit den beiden. Ich möchte nur einmal einen Tag erleben, an dem sie sich nicht streiten.“ „In dem einen Punkt hat Kaiba aber leider Recht. Ob wir nun drehen oder nicht – sie können sich nicht riechen“, fügte Ishizu hinzu. „Wie Hund und Katze – oder Kater.“ „Nur dass in diesem speziellen Fall Hund und Kater aufeinander scharf sind“, bemerkte Bakura. „Aber, Bakura!“ Ryou sah seinen älteren Bruder, der ihm wie aus dem Gesicht geschnitten war, stirnrunzelnd an. „Kannst du nicht ein bisschen weniger direkt sein?“ „Warum soll man die Sache nicht beim Namen nennen?“ „Da gibt es überhaupt keine Sache, die beim Namen genannt werden muss. Sie hassen sich leidenschaftlich, sonst nichts.“ „Ja, genauso wie Yami und ich uns leidenschaftlich gern an die Gurgel gehen, bevor wir ... zärtlich werden.“ „Wow, du überraschst mich“, meldete sich Ryuji zu Wort. „Ich dachte immer, Worte wie ‚zärtlich’ kommen in deinem Wortschatz gar nicht vor.“ „Anstatt zu streiten, sollten wir uns darüber Gedanken machen, wie wir den beiden helfen können“, sagte Yugi. „Der Krach zwischen ihnen hat uns gerade noch gefehlt. In nicht einmal drei Monaten ist Weihnachten und das Thema für unser Special steht immer noch nicht fest.“ „Wie wäre es denn, wenn wir beides miteinander kombinieren?“ Alle wandten sich zu Shizuka um, die bisher ruhig in einer Ecke gesessen und in einem dicken Buch gelesen hatte. „Wie meinst du das?“, fragte Anzu. Shizuka hob das Buch hoch, auf dessen Deckel in großen goldenen Lettern MÄRCHEN gedruckt war, und drehte es um. Die anderen starrten ungläubig auf die Überschrift der Geschichte, die sie gerade aufgeschlagen hatte. „Nee, oder?“, sagte Mai. „Das ist nicht dein Ernst.“ „Kann es sein, dass du zu viel Zeit mit Mokuba verbringst?“, fragte Yami. „Wie soll uns ein Märchen bei unserem Problem weiterhelfen.“ „Und dann auch noch Die Schneekönigin“, fügte Honda hinzu und sah das Buch skeptisch an. „Wenn ich mich richtig erinnere, kommen darin außer Kai und dem Prinz im Schloss der Sommerprinzessin gar keine Männer vor.“ „Dann schreiben wir die Geschichte eben um“, meinte Ryou und warf einen Blick auf das Buch. „Kann doch nicht so schwer sein. Also, wen haben wir denn da alles ...“ Er nahm Shizuka das Buch aus der Hand und setzte sich an den Tisch, um eine Liste zu machen. „Kai, Gerda, die Schneekönigin ... Hmm, wie wär’s denn stattdessen mit einem Eisfürsten?“ „Die Rolle wäre Kaiba wie auf den Leib geschneidert, den eisigen Blick hat er jedenfalls drauf“, sagte Bakura. „Das geht nicht, der Eisfürst ist der Antagonist, so können wir die zwei nicht versöhnen. Willst du den nicht übernehmen, Bakura?“ „Nein danke, ich habe kein Bedürfnis, bei eurem kleinen Theater mitzumischen.“ „Ach, wirklich?“, murmelte Yami und strich ihm eine weiße Haarsträhne hinter das Ohr. „Ich könnte dich mir aber gut als Räuberhauptmann vorstellen.“ „Jaaa, das ist auch meine Paraderolle.“ „Die habe ich schon besetzt, aber für dich hab ich auch was Passendes“, sagte Ryou und setzte Bakuras Namen mit schwungvollen Strichen auf das Papier. Und für den Eisfürsten –“ „Den übernehme ich!“ Die Blicke wandten sich dem Eingang zu. Pegasus kam, ein Rotweinglas in der Hand, auf sie zugeschritten. „Na ja ... warum eigentlich nicht“, überlegte Shizuka. „Und wer erzählt die Geschichte?“ „Großvater ist auf Erholungsurlaub und wenn wir ihn aus dem Ryokan holen, wird er sauer“, sagte Yami. „Macht nichts, dann übernehme ich das“, meldete sich Anzu. So ging es weiter, bis hinter allen Figuren, die Ryou auf seiner Liste vermerkt hatte, ein Darsteller stand. Da er und Shizuka heute keine Aufnahmen mehr hatten, zogen sich die beiden in das Appartement zurück, das Shizuka mit ihrem Bruder Katsuya bewohnte, und begannen damit, das Drehbuch für das diesjährige Weihnachtsspecial zu schreiben. Fünf Tage später traf sich die Crew um Punkt neun Uhr morgens wieder im Aufenthaltsraum. Ryou und Shizuka hatten dunkle Ringe unter den Augen; sie hatten die letzten Tage durchgearbeitet und waren auch heute die halbe Nacht wach gewesen, um das Drehbuch fertig zu schreiben. Katsuya und Seto saßen an den entgegengesetzten Enden des Tisches und warfen sich giftige Blicke zu. „Das kann ja was werden“, murmelte Yugi und beugte sich zu Ryou. „Ich hoffe, ihr wisst, was ihr da tut.“ Shizuka stand auf und räusperte sich. „Während ihr zwei“, sie blickte ihren Bruder und Seto kurz an, „gestern mit der neuesten Auflage eures Kleinkrieges beschäftigt wart, haben wir uns darüber Gedanken gemacht, was wir dieses Jahr als Weihnachtsspecial bringen und wir haben uns für eine Adaption der Schneekönigin entschieden. Natürlich können wir das Märchen nicht eins zu eins umsetzen. Dazu haben wir leider ein paar Damen zu wenig unter uns. Hier ist also unser Vorschlag dazu.“ Sie reichte einen Stapel Textbücher herum, von denen sich jeder ein Exemplar nahm. Seto las nur die erste Seite, auf der die Rollen der Hauptdarsteller umrissen wurden, und warf das Buch mit einem „Auf keinen Fall!“ auf den Tisch. „Was hast du dagegen einzuwenden? Wir haben uns echt Mühe gegeben“, sagte Ryou. „Bei euch sitzen wohl ein paar Schrauben locker! Ich soll meine Firma verlieren und für den Vater dieses Kläffers da drüben arbeiten? Dass die Kaiba Corp Pleite machen soll, ist allein schon eine Anmaßung sondergleichen. Völlig haltlose Behauptungen.“ „Hast du in letzter Zeit einen Blick in die Zeitung geworfen, Kaiba?“, erkundigte sich Mai. „Die Welt befindet sich gerade in einer Wirtschaftskrise, ganz so abwegig ist das also nicht.“ „Trotzdem ist das –“ „Aber wir können unsere Fans doch nicht enttäuschen!“, warf Honda leidenschaftlich ein. „Ich wüsste nicht, dass du Fans hast“, gab Seto trocken zurück. „Du aber, Seto“, erwiderte Mokuba. „Die wollen mich aber nicht als Kai sehen und diese Flohschleuder sicher nicht in der Rolle dieser Gerda.“ „Und da bist du dir so sicher?“, sagte Ryuji, der vor seinem aufgeklappten Laptop saß. Er tippte kurz ein paar Befehle ein und drehte ihn zu den anderen herum. „Wir haben eine kleine Umfrage im Internet gemacht, die eindeutig gegen deine Theorie spricht.“ „Bitte, Seto, sag Ja.“ „Und ich werde gar nicht gefragt?“, sagte Katsuya. „Dass Kaiba für mich – äh, meinen Vater – arbeiten soll, klingt zwar cool, aber ... ich weiß nicht.“ „Überlegt es euch“, warnte Yami sie. „Wenn wir unseren Fans nichts zu Weihnachten bieten können, schicken sie dir sicher keine Fanpost mehr, Kaiba.“ „Und dir, Kats, werden sie keine Fresspakete mehr zukommen lassen, für den Fall, dass unser Büffet mal wieder leer ist“, fügte Anzu hinzu. „Keine Post ...?“ „Kein Essen?!“ Die beiden sahen ihre Freunde entsetzt an. Dann trafen sich ihre Blicke und kurz darauf nickten beide. „Überredet“, sagten sie. „Wann fangen wir an?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)