Im Schatten des Neumondes von Aphelios (Wie schnell kannst du rennen?) ================================================================================ Kapitel 5: SchattenJagd ----------------------- 5. SchattenJagd Es war mal wieder einer der Tage an denen man am besten nicht aufsteht. In der Schule, die ich seit einer Woche besuchte, lief schief was schief laufen kann und schließlich vergaß Horatio mich vom tanzen ab zu holen. Ich wäre ja gerne bei Liz mit gefahren, aber die war heute krank. Etwas mies gelaunt griff ich nach meinem Handy wählte Horatios Nummer, aber nach dem dritten Tuten schaltete sich mein Handy ab. Akku leer. Ich war kurz davor es gegen die nächste Wand zu schleudern. Miami ist nicht gerade die sicherste Stadt in der Nacht. Wütend auf mich selbst und den Rest der Welt machte ich mich auf den Weg nach Hause, dank Liz hatte ich einen Wie-komme-ich-Heim-in-einer-Stadt-die-ich-nicht-kenne Crashkurs hinter mir. Spärliche Straßenlampen erleuchteten die Umgebung und nur selten fuhr ein Auto an mir vorbei. Die Häuser waren heruntergekommen und mit Farbe besprüht. Das wohl schlimmste Viertel der ganzen Stadt und es kam mir so vor als wäre ich in einem dieser Gangsterfilme. Hab ich eigentlich schon erwähnt dass ich gelegentlich Paranoid bin? Nein? Okay, jetzt ist so eine Situation. Ich beschleunigte meinen Gang um einiges, mit einem unguten Gefühl in der Bauchgegend rannte ich schon fast durch die Straßen. „Hey Puppe hast du ne Kippe?“, fragte plötzlich eine Stimme aus einer Seitengasse. Vor Schreck schrie ich auf und stolperte ein paar Schritte rückwärts. „Nein .... nein!“, keuchte ich und sprintete ohne weiter auf die Person zu achten um die nächste Ecke. Mein Adrenalinspiegel sprengte inzwischen die Skala und mein Herz schien sich in meine Kniekehlen verkrochen zu haben die auch schrecklich zitterten. Alles, aber auch alles erinnerte mich daran. Tränen rannen an meine Wangen hinunter als ich wieder die Bilder sah und meinen kleinen Bruder den ich nicht beschützen konnte. Das so fröhliche Lachen meiner Mutter, aber auch der tadelnde Blick wenn mein großer Bruder und ich uns mal wieder gegenseitig die Köpfe einschlugen. Wie ich das alles vermisste. Nicht mal an ihrer Beerdigung konnte ich teilnehmen weil ich hier festsaß, in einem Land, einer Stadt die ich nicht kannte. Schritte rissen mich aus den Gedanken und angstvoll sah ich mich um. Eine schwarze vermummte Gestalt kam auf mich zu und nur weil die Männer noch nicht wieder aufgetaucht waren um mich zu töten hieß das noch lange nicht das dies auch so bleibt. Mein Sportlehrer wäre stolz auf mich gewesen wenn er gesehen hätte wie schnell ich rennen konnte wenn es um mein leben ging. Doch ich konnte nicht so schnell wie ich wollte da mich mein Rucksack mit meiner Sportkleidung mich hinderte. Als ich hörte wie Schüsse an den Wänden abprallten legte ich einen Zahn zu. Ich lief auf die andere Straßenseite und klopfte an eine der Türen. „Bitte machen sie auf!“, schrie ich, doch nichts tat sich. Verzweifelt rannte ich weiter und brüllte weiter um Hilfe, aber niemand kam. Meine Lungen brannten wie Feuer, die Wangen glühten und mein Herz brach wohl sämtliche Rekorde und pumpte mein Blut in einer Wahnsinnigen Geschwindigkeit durch meinen Körper. Ich spürte wie das Blut in meinen Ohren rauschte und wie auch meine Beine langsamer wurden. Ich betete inständig zu Gott, Allah, Horus, Isis, Zeus, egal wer auch immer und hoffte mir würde jemand helfen, aber kein Erzengel, kein Ritter auf einem weißen Pferd oder ein Pharao erschien um mir zu helfen. Eine Kugel schoss mit einem lauten Knall in die Mülltonne, an der ich vorbei rannte und verfehlte mich nur knapp. Vor mir tat sich eine Kreuzung auf und mit einer scharfen Rechtskurve bog ich ab. So schnell mich meine Füße noch tragen konnten und sie wurden jede Sekunde langsamer, lief ich über eine Brücke und aus den Augenwinkel konnte ich auch schon meinen Verfolger sehen. Ich zog meine Arme aus den Schlaufen des Rucksacks und lies ihn achtlos fallen. Meine einzigste Chance ihn noch zu entkommen war der Fluss unter mir der laut Liz ins Meer mündete. Mit einem Satz sprang ich über das Geländer und klatschte laut ins Wasser. Meine Kleidung saugte sich sofort voll Wasser und ich sank wie ein Stein, aber auch die Kälte des Flusses lähmte mich, es war immerhin Dezember. So langsam aber sicher wurde die Luft knapp, ich strampelte mit ganzer Kraft und erreichte schließlich die Oberfläche. Ich schnappte so gut ich konnte nach Luft, aber es schmerzte wie glühende Kohlen in meiner Lunge. Die nassen Sachen zogen mich wieder unter Wasser, zu meinem Glück den im nächsten Moment sah ich wie Kugeln eintauchten. Eine traf mich in den Arm und vor Schreck atmete ich aus. Die Wunde brannte und ich drückte meinen anderen Arm darauf. Mit meinen Füßen versuchte ich noch einmal an die Oberfläche zu kommen, aber sie war so weit entfernt. Noch ein letztes Mal durchbrach ich sie holte tief Luft und wurde dann von der Dunkelheit des Flusses verschluckt. Alles verschwamm, mir wurde schwindelig und es nichts in der Nähe das mich hätte halten können. Ein Teil von mir wehrte sich innerlich noch wie ein kleines Kind. Stampfte mit den Füßen, tobte und schrie laut: „ICH WILL NICHT STERBEN! SCHWING DEINEN HINTERN HOCH!“. Doch jedes Mal wenn ich es versuchte machte mein Körper mir einen Strich durch die Rechnung. Ich konnte mich kaum noch bewegen alles schmerzte so fürchterlich. Es dauerte nicht mehr lange, da verstummte das Kind und ich lies mich von der Strömung treiben, ins tiefe nichts. Eine Sekunde wurde zur Ewigkeit und in dieser Ewigkeit sah ich mir noch mal mein Leben an ganz langsam, ganz genau, aber ohne mich später daran zu erinnern was ich gesehen habe. Hatte ich einen Gedanken so verschwand er im gleichen Moment in dem er gekommen war. „Komm schon lass deine Tochter ihn mal probieren!“ Hörte ich eine Stimme in meinen Kopf, seine Stimme, die des Mannes der auch so viele anderen Menschen auf den Gewissen hat. Fasziniert sah mein jüngeres Ich auf das goldene Armband in das sieben Edelsteine eingearbeitet waren hinab, dass ich um das Handgelenk hatte. Die Regenbogensplitter eine uralte Legende, ein Mythos, doch diese Männer holten ihn zurück. Hätte ich weinen können so würde ich jetzt Tränen für die Toten Männer, Frauen und Kinder vergießen, aber das konnte ich nicht. Frauen aus armen Ländern wurden aus einem Container getrieben und in die Mitte des Raumes getrieben. Zwei Männer legten immer das Armband an und hofften dass es sich schloss, aber nichts tat sich. Als sie mit allen Frauen durch waren kamen weitere Männer und schossen sie alle nieder. Ängstlich klammerte mein jüngeres Ich an meine Mutter und betrachtete mit glasigen Augen die Situation. „Warum?“, „Weil sie zu viel Wissen!“, antwortete der Anführer der Männer. All diese Menschen sterben für einen Mythos. Das ist nicht gerecht! Zögerlich legte ich es um und das Schloss des Armbandes rastete ein. Ich wusste nicht was das für ein Gefühl war. Freude? Trauer? „Und passt es?“, fragte der Mann. „Nein!“, antwortete ich schnell und wie auf Befehl löste sich das Band und viel zu Boden. „Pass doch auf!“, brüllte dieser, „Das Armband ist von unschätzbaren Wert! Es hieß Nofretete trug es und bekam somit ewige Schönheit und Macht!“. Verständnislos sah ich ihn an. Dafür tötet er all diese Menschen nur weil sie von einer Legende wissen? Ich schüttelte den Kopf, hob es auf und tatsächlich auf der Innenseite waren Symbole eingraviert. Zwei starke Hände zogen mich aus dem Wasser und als nächste blickte ich in zwei braune Augen. „Hey kleine ertränken würde ich mich erst später!“, „Hey, Jack schau mal ihr Arm!“, „Okay, sorry du wolltest nicht ertrinken sondern wurdest angeschossen!? Was hast du den verbrochen?“, „Nichts!“, krächzte ich und hustete, gleich darauf kam ein Schwall Wasser aus meinem Mund. „Für nichts siehst du aber ganz schön übel aus!“, grinste er mich schief an und hob mich hoch. „Hey lass das!“, fauchte ich ihn an. „Mal ganz ehrlich du glaubst doch nicht wirklich das ich dich mit einer Schusswunde hier liegen lassen?“, „Ich kann schon selber auf mich aufpassen! Lass los!“, „Klar kannst du das!“, lachte er und hielt mich nur noch fester. Aber mir fehlte die Kraft mich zu wehren und so döste ich ihn seinen Armen. Nach einer Weile stoppte er und Stimmen wurden laut. „Hey Mann was hast du den da?“, „Eine tropfnasse wilde Miezekatze!“, „Hm, nett wo hast du die her?“, „Aus dem Fluss! Hey Dax komm mal her du hast schon mehrere Kugel aus uns raus geholt, da kannst du auch diese holen!“. Am liebsten hätte ich laut geschrieben und getrampelt und mich gegen den möchte gern Arzt gewehrt, doch die erlösende Ohnmacht war schneller. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)