Magierblut von Runenwölfin ================================================================================ Kapitel 22: Der Angriff ----------------------- Nimrod wurde unsanft aus dem Schlaf gerissen, als der Gildenführer einen lauten Heuler ausstieß, der befahl, dass sich alle Jäger im Lager sich bei ihm einzufinden hatten. In dem Moment kam auch Carth in die Hölle gestürmt. „Es heißt der Orden wird angegriffen“, sagte er aufgeregt. Der graue Wolf stand schnell auf und folgte dem Roten nach draußen. Im Lager war die Hölle los. Alle liefen wie die Irren zum Gildenführer. Der Graue hielt nach Akira Ausschau, konnte sie aber nicht entdecken. Sicherlich war das auch besser, weil er sich ja jetzt von ihr fernhielt, aber etwas in ihm wollte unbedingt wissen, ob es ihr gut ging. Schließlich verdrängte er diesen Gedanken und rannte los in Richtung des großen Platzes. Dort standen Magier und Jäger. Es mussten Hunderte sein. Dann sah der Jäger in Richtung des Waldes und merkte wie ihm die Luft wegblieb. Eine riesige Armee aus Wilden näherte sich langsam. „Das ist doch nicht möglich“, meinte er mit aufgerissenen Augen zu sich selbst. Akira wanderte gerade durch das Lager als sie das Heulen hörte und dann ging alles auch schon ganz schnell. Alle liefen kopflos im Lager herum, nur langsam begriffen alle, dass sie sich zum großen Platz bewegen sollten. Die Jägerin wartete ab. Sie wollte nicht unter das Gedränge kommen. Sie machte sich Sorgen um Nimrod. Hoffentlich war ihm nichts zugestoßen. Doch dann verscheuchte sie den Gedanken. Er war nicht dumm und so machte sie sich auch auf in Richtung Platz, aber das was sie dort sah verschlug ihr fast die Sprache: Eine mächtige Armee! Dann konnte sie auch schon den Grauen erkennen. Sie lief zu ihm und flüsterte ihm leise ins Ohr: "Was zum Teufel ist da los?" „Ich…ich weiß es nicht“, erwiderte der Jäger, der immer noch wie angewurzelt dastand. Talon rannte vor seinen Wölfen hin und her und gab Befehle, aber für den alten Jäger kamen seine Worte von weit her. Sein Blick war auf die Wilden fixiert, die immer weiter vorrückten. Dann sah er zu Akira. Würden sie das hier überleben? Ihre Chancen standen wohl nicht besonders gut. Vielleicht war es Zeit ihr zu sagen, was er für sie empfand? Er stand da und wollte gerade anfangen zu sprechen, als plötzlich ein mächtiger Zauber in der Menge einschlug und ihn von den Pfoten riss. Hart landete er im Gras, rappelte sich aber so schnell er konnte wieder auf. Verzweifelt suchte er die graue Wölfin, aber er sah sie in der Menge nicht. Die Wilden griffen ohne zu zögern weiter an und bald herrschte das reine Chaos. Zauber folgen durch die Gegend, Jäger bissen sich an Wilden fest und die ersten Verletzten lagen schon am Boden. Nimrod konnte nicht anders als sich auch in den Kampf einzumischen. Er sprang auf einen jungen Wilden zu und schlug ihn mit voller Kraft zu Boden, um ihn dann die Kehle aufzureißen. Der Jungwolf hatte keine Chance, aber die nächsten stürmten schon auf den Grauen ein. Er stürzte sich mit allem was er hatte in die Schlacht. Die graue Jägerin wurde ebenfalls von dem mächtigen Zauber zu Boden gerissen. Die Wilden griffen ohne Rücksicht auf Verluste an. Sie wurde von allen Seiten attackiert, doch auch wenn sie kein Rüde war, ließ sie sich das nicht gefallen. Wütend kämpfte sie gegen die Wilden. Sie wollte sich ganz auf das Kämpfen konzentrieren, doch sie musste immer wieder schauen, ob sie Nimrod irgendwo sehen konnte, in dem Durcheinander war allerdings nichts zu erkennen. Der graue Rüde kämpfte immer weiter und weiter und verlor dabei sein Zeitgefühl. Er konnte nicht sagen, ob die Schlacht nun schon Stunden oder nur Minuten dauerte. Immer mehr Wilde stürmten herbei und langsam merkte Nimrod wie seine Kraft nachließ. Er hatte das Gefühl im Blut zu schwimmen. Sein Pfoten und Beine waren rot und der Rest seines Körpers sah wahrscheinlich auch nicht besser aus. Das Meiste davon war zum Glück nicht von ihm, aber lange konnte er wohl nicht mehr gegen die Flut der Angreifer bestehen und wenn es ihm schon so ging, was war dann mit den anderen? Er entdeckte plötzlich Carth, der gerade von einem Wilden überwältigt wurde und eilte ihm zur Hilfe. Der Angreifer konnte gar nicht so schnell schauen, da fiel Nimrod über ihn her und riss ihn mit einem Biss das Leben aus dem Leib. „Carth, zieh dich zurück“, schrie er seinen Schüler an. „Wenn du hier stirbst, ist keinem geholfen.“ Der Jungwolf hörte auf seinen Mentor und rannte einfach davon. Schon kam der nächste Zauber auf den Grauen zu und dieses Mal schaffte er es nicht auszuweichen. Tiefe Wunden fetzten sich in seine Flanke und er merkte wie dabei einige seine Rippen, wie als wären sie aus morschem Holz, brachen. Der erwartete Schmerz kam aber nicht, stattdessen setzte ein Adrenalinstoß ein, was dem Jäger neue Kraft gab. Voller Wut flitze er auf einen weiteren freien Magier zu und tötete ihn ohne zu zögern. Dann sah er endlich Akira und war erleichtert, dass sie noch am Leben war. Doch dann weiteten sich seine roten Augen, als er sah, dass gleich zwei Wilde hinter ihr standen und sie angreifen wollten. „AKIRA!“, brüllte er mit aller Kraft. „PASS AUF!“ Die Wölfin war so vertieft in den Kampf, dass sie anfangs die Schreie des Grauen nicht wahrnahm, doch dann blickte sie kurz auf und sah ihn endlich. Ihr Herz machte einen Sprung, er lebte noch! Doch das war ihr Fehler. Sie hatte nur einen Moment lang nicht aufgepasst und schon spürte sie, wie sich ein Wilder in ihrem Nacken verbiss und sie zu Boden stürzte. Sie hatte Angst. Angst um ihr Leben. Der Graue fetzte daraufhin los und wollte Akira vor den Angreifern retten, aber ein Zauber schlug vor ihm ein und blendete ihn für einige Sekunden. Benommen taumelte er weiter in die Richtung der grauen Wölfin. Das dauerte zu lange und das wurde ihm langsam bewusst. Er blieb stehen und schüttelte den Kopf um wieder zu Sinnen zu kommen. Einige Wölfe rumpelten ihn an, doch er konnte nicht einmal sagen, ob es Feinde oder Verbündete waren, aber zu seinem Glück schien sich keiner für ihn zu interessieren. Das war wahrscheinlich auch kein Wunder, denn er musste furchtbar aussehen und in ihren Augen sowieso nicht mehr lange zu leben haben. Trotzdem hatte er noch genug Reserven in sich, dass wusste er. Sobald er wieder etwas erkennen konnte, rannte er weiter zu der Liebe seines Lebens. Die Angreifer waren nicht mehr dort und Nimrod beschlich der schreckliche Gedanke, dass er zu spät kam. Dann sah er die Wölfin auf dem Boden liegend und stellte sich vor sie. „Akira? Kannst du mich hören?“, fragte er verzweifelt. Wenn sie ihm nun nie wieder antworten könnte? Er fühlte wie der Schmerz in ihm aufkeimte, der ihm sagt, dass nun alles vorbei war. Die Graue spürte einen unendlichen Schmerz in ihren Gliedern. Sie fühlte wie warmes Blut über ihre Beine lief. Völlig kraftlos und schon fast am Ende lag sie auf der Erde und hoffte, dass der Finaleschlag eines Wilden sie endlich niederstrecken würde, doch plötzlich hörte sie von der Ferne eine Stimme. Sie erkannte sie nicht gleich, aber es dauerte nicht lange und sie wusste, dass es der graue Jäger war. Sie öffnete ihre Augen und sah ihm an. Leise flüsterte sie: "Nimrod?" Doch sofort musste sie ihre Augen wieder schließen, sie war schon fast bewusstlos, dennoch konnte sie ihre Umgebung ein wenig wahrnehmen. „Akira?“, stammelte der Rüde. Keuchend sah er auf sie herab, aber sie bewegte sich nicht. Es schnürte ihm die Kehle zu und am liebsten hätte er einfach losgebrüllt, aber dafür stand er zu stark unter Schock. Langsam legte er sich neben sie und drückte seinen Kopf an ihren. „Du darfst nicht gehen, hörst du? Bleib bei mir. Lass mich nicht alleine.“ Er konnte ihr Herz nicht schlagen hören? War es bereits stehen geblieben oder übertönte die wilde Schlacht ihre Herztöne? Er drückte sich noch näher an sie und leckte ihr über die Schnauze. Wahrscheinlich war es die letzte Gelegenheit es ihr zu sagen und es spielte nun auch keine Rolle, dass er damit seine verletzliche Seite zeigen würde. Dieses Mal musste er über seinen Schatten springen. Mit dem Maul ging er ganz nah an das Ohr der grauen Jägerin und flüsterte: „Weißt du, ich hätte dir das schon lange sagen sollen, Akira. Ich …ich …liebe…dich. Dich zu verlieren, kann ich nicht ertragen.“ Auch wenn sie schon fast bewusstlos war, so hörte sie doch die Worte des Grauen und ihr Herz überschlug sich vor Freude. Sie musst lächeln, auch wenn man es kaum sah, da es ihr schwer viel und dann wurde sie auch schon bewusstlos.... Lexie befand sich in einem der unteren Verliese und wartete auf ihre Verhandlung, als sie plötzlich eine laute Explosion hörte, die sie aufschreckte. Was war da nur passiert? Verwundert lief sie von einer Ecke zu anderen und plötzlich schlug schon wieder etwas ein und ließ den Boden erzittern. „Hallo, ist da jemand vor der Höhle? Was ist da los?“, schrie die Blaugraue verzweifelt. Die Wache schien sie gehört zu haben und kam zu ihr. „Verhalte dich einfach ruhig, Abtrünnige.“ „Aber..?“ Die junge Magierin spürte auf einmal blanke Wut in sich aufsteigen. Der Orden wurde möglicherweise angegriffen und man verurteilte sie dazu sich in diesen dunklen Steingebilden aufzuhalten. Dabei konnte sie doch helfen. Die Wache schien alleine zu sein, was ihren Verdacht noch bestätigte. Langsam kam der Rüde näher: „Hör zu: Du bist doch Heilerin? Einer der Wächter, ein Freund von mir, liegt nicht weit von hier mit einer schweren Verletzung. Könntest du…?“ Die Fähe nickte. „Danke“, erwiderte der Rüde und deutete ihr an, dass sie ihm folgen sollte, was sie gehorsam machte. Sie liefen einen langen, schmucklosen Gang entlang und fanden schließlich den verletzten Rüden, der auf dem Boden kauerte und sich vor Schmerzen krümmte. In Lexies Kopf kamen ihr so einige Ideen, wie sie einfach versuchen könnte von hier zu fliehen, aber als sie den hilflosen Wolf vor sich sah, konnte sie nicht anders, als ihn zu heilen. Sie legte die Pfote auf seinen Bauch und ließ ihre Kraft wirken. Komischerweise schwächte sie das nicht so sehr, wie es das sonst immer getan hatte. Die Wunde wurde kleiner und als sie nur noch ein harmloser Strich war, ließ die Wölfin von dem Rüden ab. „Ich werde da oben gebraucht“, sagte sie schließlich ohne einen der Beiden anzusehen. „Dann geh schon“, sagte der Wolf, der sie bewacht hatte. Ungläubig blickte sie ihn an, dann nickte sie ihm dankbar zu und rannte auf schnellstem Weg in die oberen Höhlen. Dabei fiel ihr auf, wie leer alles war. Sonst tummelte es hier nur vor Magiern und Jägern, aber nun schienen sie alle im Kampf zu sein. Währenddessen hatte Artus ganz andere Sorgen. In dem ganzen Getümmel hielt er immer noch Ausschau nach seiner Gefährtin. Unauffällig, was ja bei dem Getümmel nicht sehr schwer war, seilte er sich von der Gruppe ab und durchsuchte die von der Schlacht noch unberührten Teile des Palastes und plötzlich hatte er einen vertrauten Geruch in der Nase: Es war der Geruch von Lexie! Sein Herz schlug wie wild und sofort machte er sich auf der Spur zu folgen. Sein Herz raste immer schneller. Hastig rannte er um das nächste Eck und WUMMS! Er stieß mit einem Wolf zusammen. Er befürchtete das Schlimmste, doch seine Augen erblickten seine geliebte Wölfin! Die Blaugraue schaffte es gerade noch nicht hinzufallen, als sie mit dem schwarzen Rüden zusammenprallte. Verdattert starrte sie ihn an und es dauerte einige Sekunden, bis sie erkannte, wer das vor ihr stand. „Artus?“, fragte sie überwältigt. „Woher…wie…ähm…?“ Sie bekam kein Wort mehr heraus. Das war das Letzte, mit dem sie gerechnet hatte. Und dann fiel ihr ein bestimmter Geruch an ihm auf, der sie noch mehr verwirrte. Er roch nach dem dunklen Wolf! Der schwarze Rüde konnte seinen Augen kaum trauen. Sie war es tatsächlich! Und noch dazu stand sie mehr oder weniger gesund vor ihm. Freudig wedelte er mit seinem Schwanz. "Du bist es wirklich! Endlich habe ich dich gefunden!" „Wie kommst du hier her?“, fragte sie geschockt und erfreut zur gleichen Zeit. Erst dachte sie, auch er war gefangen worden, aber dann begriff sie, dass es etwas mit dem Angriff zu tun haben musste. „Und was passiert da draußen eigentlich?“ Am liebsten wollte sie sich einfach an ihn kuscheln, aber sie erinnerte sich daran, wie sie ihn zuletzt behandelt hatte und ließ das lieber bleiben. Erst wollte sie wissen, was vor sich ging, auch wenn sie ahnte, dass ihr das nicht gefallen würde. Ernst antwortete er ihr: "Da draußen findet ein Überfall statt! Freie Magier kämpfen gegen den Orden. Es ist ein furchtbares Blutvergießen, welches der dunkle Wolf angestiftet hat! Ich bin hier, um dich zu befreien. So lange die da draußen noch kämpfen, haben wir die Chance unbemerkt zu fliehen und weit weg von hier eine neue Zukunft zu beginnen! Was hältst du davon?" Er sah sie mit großen Augen an und hoffte, dass sie zustimmte. Vorsichtshalber fügte er noch hinzu: „Es gibt hier nichts, wofür es wert wäre zu kämpfen! Deine Mutter ist in Sicherheit und der Orden hätte dich sicher getötet!" Einen Moment dachte sie darüber nach. Einen Moment wollte sie alles hier hinter sich lassen und endlich glücklich mit ihrem Artus sein, aber dann wurde ihr klar, dass sie das nicht machen konnte. Traurig blickte sie den Schwarzen an: „Da draußen sterben Wölfe. Ich kann nicht einfach gehen. Ja, der Orden wollte mich töten, aber sie sind immer noch ein Teil von mir. So lange habe ich das geleugnet, aber ich kann sie nicht einfach im Stich lassen. Verzeih mir.“ Sie drehte sich um und rannte weiter auf das Schlachtfeld zu. Doch in ihr blieb die Hoffnung, dass sie nach dem Kampf wieder mit ihrem Gefährten vereint sein würde, falls sie nicht ihr Leben in der Schlacht ließ. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)