Magierblut von Runenwölfin ================================================================================ Kapitel 21: Das Geständnis -------------------------- „Als würdest du meine Antwort darauf nicht kennen! Lieber sterbe ich!“, erwiderte Runa wütend. Plötzlich tauchte im Hintergrund die zweite Gruppe des dunklen Rudels mit ein paar Jungwölfen aus Runas Rudel im Schlepptau auf. Der Sohn des dunklen Wolfes trat vor: „Die hier haben wir noch gefunden. Ein paar alte Wölfe sind uns entkommen, aber die wäre sowieso zu nichts nütze gewesen, deswegen hätte es nichts gebracht sie zu verfolgen.“ Die Gelbe und ihr oberster Kommandant tauschten Blicke aus, dann nickte er ihr zu. Sie wusste, dass es Zeit war zu verschwinden. Ohne sie wäre ihr Rudel besser dran, weil man die Schuld auf sie abschieben konnte. Schließlich war sie die Anführerin und gab die Befehle. Dass das Rudel getan hatte, was man ihm sagte, konnte man niemanden vorwerfen. Der Regen wurde immer stärker und es donnerte und blitzte wie verrückt. Das wollte die Gelbe ausnutzen. Sie sammelte ihre Kraft, um den Regen noch zu verstärken. „Auf ein Wiedersehen dunkler Wolf! Eines Tages wirst du es bereuen, was du hier getan hast!“ Mit diesen Worten ließ sie die Magie wirken und der Regen wurde so stark, dass man kaum die Augen offen halten konnte. Schnell rannte sie los. Sie würde zurückkommen um dieses Land von der dunklen Bedrohung zu befreien, doch im Moment musste sie sich erst einmal geschlagen geben. Der dunkle Wolf blieb einfach stehen und sah in die Richtung, in der er fühlte, dass seine Gegnerin verschwunden war. Dann grinste er. "Flüchte nur. Eines Tages werden wir uns wieder sehen, dann kommst du mir nicht so einfach davon.“ Er blickte zu seinen Leuten und sagte:" Wir ziehen weiter! Wir haben Wichtigeres zu tun, als dieser unwichtigen Wölfin nachzulaufen. Die kommt schon von ganz allein wieder. " Artus sah zu dem dunklen Wolf. Einerseits war er froh, dass Runa entkommen war, doch andererseits fühlte er sich schuldig. Doch es half nichts. Lexie war das Einzige, was zählte. Das Unwetter verzog sich erst nach Stunden. Solange hatte der dunkle Wolf seine neuen Rudelmitglieder begutachtete und sie auf ihre Positionen verwiesen. Glücklich darüber, dass er so ein starkes Rudel für sich gewonnen hatte, ruhte er sich nun für die entscheidende Schlacht aus. Sein Sohn betrat die Höhle, in der er sich befand. „Die Gruppe, die nach der Gefährtin von Artus suchen sollte, ist zurück“, sagte der junge Rüde stolz. „Gut, dann schick mir Artus her. Jetzt wird unser Plan Früchte tragen.“ Ein fieses Grinsen konnte sich der Dunkle nicht verkneifen. „Wie ihr wünscht, Vater“, sagte der Sohn und verließ den Bau. Er musste nicht lange suchen, bis er ihn fand. „Artus, du sollst zum Anführer“, erklärte er im ruhigen Ton. Der Schwarze konnte den Sohn des dunklen Wolfes nicht ausstehen. Ebenso ruhig antwortete er: "Alles klar", und machte sich auf in Richtung des Baus. Unterwürfig trat er ein und sah zu seinem Anführer: "Ihr habt nach mir gerufen?" Der Dunkle setzte eine traurige Miene auf und nickte seinem Gegenüber zu. „Es tut mir leid dir das sagen zu müssen. Die Wölfe, die deine Gefährtin holen sollten, sind zurück. Sie konnten sie leider nicht retten. Noch auf der Reise zum Orden haben sie Lexie umgebracht. Du sollst wissen, dass du das volle Mitgefühl aller hier hast. Der Orden hat uns allen schlimme Dinge angetan und dafür werden sie in einigen Tagen bluten.“ Artus erschrak bei den Worten des dunklen Wolfes innerlich. Konnte es wirklich war sein? War seine Gefährtin tatsächlich tot? Er konnte es nicht glauben. Tief in seinem Inneren spürte er, dass sie noch leben musste. Der dunkle Wolf log, aber warum? Doch er war sich sicher, dass er nicht die Wahrheit sprach, dass sagte ihm sein Gefühl, allerdings ließ er sich das nicht anmerken. Er machte eine Miene, die in Wut ausbrach: "Nein, das kann nicht sein!" Wütend knurrte er: "Der Orden wird dafür büssen müssen!" „Ja, das werden sie“, grinste der dunkle Wolf finster. „Wir ziehen morgen früh los und schon bald werden wir den Orden aus dieser Welt fegen.“ Talon stand auf der höchsten Plattform des Ordens, die zu seinem Bau gehört und sah hinaus auf die Wälder seines Reviers. Die Sonne schien hell, einladend und nichts erinnerte mehr an den Regen der letzten Tage. Nur noch einige Stunden, dann würde die zweite Verhandlung von Lexie beginnen und er war mit seinen Beratern immer noch nicht zu einem wirklichen Ergebnis gekommen. Jetzt wartete er auf seine Gefährtin, um noch einmal mit ihr zu sprechen, auch wenn er wusste, dass er sie vermutlich nicht umstimmen konnte. Es gab noch mehr, was ihm Sorgen bereitete. Seine Späher hatten berichtet, dass Wilde fluchtartig Ordensgebiete verlassen hatten und das deutete darauf hin, dass etwas Schlimmes bevorstehen könnte. Es kam dem braunschwarzen Wolf so vor, als würde er die Kontrolle über alles verlieren, auch weil der hohe Rat mittlerweile mehr gegen ihn arbeitete als für ihn. Nachdenklich sah er auf seine Schwanzspitze, wo sein Lebenslicht flammte. Es war ein Zeichen für seine große Macht, aber trotz all der Magie, die er beherrschte, fühlte er sich plötzlich alles andere als mächtig. Alles was er liebte schien zu zerbrechen. Er musste zumindest verhindern, dass seine Tochter hingerichtet werden würde. Das war er ihr schuldig. Aura suchte überall nach ihrem Gefährten. Bald würden die Verhandlungen beginnen. Allerdings machte sie sich Sorgen. Talon verhielt sich seit der Rückkehr der Abtrünnigen anders. Der weißen Wölfin schien es, als würde ihren Gefährten irgendetwas belasten. Allgemein hatte sie auch ein mulmiges Gefühl, ein Gefühl, als würde etwas in der Luft liegen, etwas Bedrohliches. Talon benahm sich merkwürdig, der hohe Rat war auch etwas sonderbar geworden. Sie schüttelte sich und sagte: "Du muss vernünftig bleiben! Was sollte denn schon passieren?" Aber sie wusste, dass sie ihr Gewissen so nicht beruhigen konnte. Endlich fand sie ihren Gefährten auf der höchsten Plattform, die es im Orden gab. Langsam ging sie auf ihn zu und sprach: "Hier bist du also! Ich habe dich gesucht, was ist nur los mit dir?" „Ich dachte an diesem Ort würdest du zuerst suchen“, meinte der Schwarzbraune und ging zu seiner Gefährtin, um sich zur Begrüßung an sie zu kuscheln. Es tat so gut in ihrer Nähe zu sein und er dachte wieder daran, was er ihr vor einigen Jahren, als aus einer verbotenen Verbindung Lexie hervorgegangen war, eigentlich angetan hatte. Schnell verdrängte er diesen Gedanken. „Können wir noch einmal über die Verhandlung heute reden?“, meinte er leise. „Ich weiß, es ist für dich schwer zu verstehen, warum ich das Leben der Abtrünnigen verschonen will, aber ich finde der Tod ist einfach eine zu harte Strafe. Was wenn es so ist, wie sie sagte und es nur ein Versehen war? Richten wir Unschuldige jetzt einfach so hin? Ich kann das nicht Aura und ich bitte dich mir zu vertrauen und deine Meinung zu ändern.“ So etwas wollte er eigentlich nicht von ihr verlangen und wusste auch, dass es nicht in Ordnung war, aber er musste es versuchen. Sie war etwas verwundert. Er war doch sonst nicht so milde. "Was ist eigentlich los mit dieser Abtrünnigen? Warum willst du sie verschonen? Früher warst du auch nicht so... leichtgläubig. Ich finde es ja nicht schlecht fairer zu handeln, aber dies entspricht nicht deinem Charakter und außerdem, es muss die Mehrheit des Rates für Gnade stimmen. Das ist Gesetz!" „Wenn es nötig ist, dann entscheide ich das. Zwar habe ich noch nie von diesem Recht gebraucht gemacht, aber das heißt nicht, dass ich es nicht werde. Du als meine Gefährtin solltest hinter mir stehen“, erwiderte Talon mit erstem Ton. „Ich habe einfach das Gefühl, dass es nicht richtig ist die Wölfin zu töten. Warum muss ich das erklären?“ "Ja, das ist nicht richtig, allerdings hat es dir bisher nicht so viel ausgemacht, wie bei dieser Wölfin. Das ist das, was ich nicht verstehe! Findest du das nicht auch ungerecht gegenüber all jenen, die du bereits verurteilst hast, die aber ein ähnliches oder selbes Vergehen begangen haben? Du bist so anders... so als würde dir diese Abtrünnige etwas bedeuten!" Aura betonte das Wort "Abtrünnige" mit spöttischem Ton. "Nun gut... Du kannst machen was du willst, aber du kannst mir nicht deine Meinung aufzwingen! Ich stehe immer voll und ganz hinter dir und das weißt du! Aber ich fälle meine oder solche wichtigen Entscheidungen alleine, weil das meine Pflicht ist und vom Orden verlangt wird!" Traurig sah der Schwarzbraune weg: „Vielleicht bin ich nur zu Besinnung gekommen, Aura. Vielleicht kann ich dieses Töten nicht mehr ertragen. Auf meinen Schultern lasten so viele Leben, warum soll noch eines mehr dazukommen?“ Seufzend sah er auf die Landschaft vor ihm. „Wie lange wird der Orden noch bestehen können, wenn nur noch Korruption und Machtgier die Magier beherrschen? Manchmal kann ich einfach nicht mehr. Ich bin es leid, gegen all diese Missstände zu kämpfen. Aber es ist so, dass diese Wölfin mir tatsächlich etwas bedeutet und ich nicht zuschauen kann, wie sie stirbt.“ Es war ihm herausgerutscht, bevor er überhaupt nachgedacht hatte, was er da von sich gab. Aura würde wissen wollen, was er damit meinte und er konnte sie nicht mehr belügen. Möglichweise musste er ihr jetzt die Wahrheit sagen, wenn er auch Angst davor hatte. Ihre Meinung konnte er sowieso nicht mehr ändern und endlich diese Last seiner Affäre loszuwerden, wäre womöglich eine Erlösung für ihn. Solange schleppte er das mit sich herum. Aura spitzte die Ohren. Was meinte ihr Gefährte da nur? "Talon, es mag sein, dass du recht hast, doch ich denke dieses Thema sollten wir auf einem Treffen mal zur Sprache bringen. Ich weiß, dass hier im Orden Unruhen herrschen und ich finde das nicht gut! Was du mit dieser Wölfin zu tun hast, ist deine Sache, aber sollte es etwas sein, was ich auch wissen sollte, appelliere ich an deine Vernunft und bitte dich, sag es mir! Vielleicht kann ich es dann auch nachvollziehen und ich ändere meine Meinung!" Sie sah ihn etwas herausfordernd an. "Das ist jetzt deine Chance! Ergreif sie, wenn es etwas Wichtiges ist!" „Dieses Thema zu Sprache zu bringen, würde unsere Position noch mehr schwächen. Wir müssen den Drahtzieher finden, aber das ist schwerer als man glaubt. All meine Versuche sind gescheitert.“ Dann drehte sich der Anführer von seiner Gefährtin weg: „Wenn ich es dir sage, dann wirst du mich hassen und Lexie wirst du sicher den Tod wünschen. Ich habe dir so Schlimmes angetan, aber du sollst wissen, dass ich nur dich liebe und es jeden Tag bereue. Es tut mir so von Herzen leid. Und auch Lexie trifft daran keine Schuld. Ich hoffe, dass du deine Wut nicht auf sie übertragen wirst, denn sie ist genauso ein Opfer wie du. Hast du dich nicht gefragt, warum Lexie so starke Magie in sich trägt? Sie weiß selbst nicht einmal, was sie wirklich kann, aber wie ich, kannst du sicher diese Macht in ihr spüren. Diese Macht ist keine Zufall, Aura. Sie kommt von ihrem Vater…von mir.“ Aura stockte der Atem: "Was sagst du da? Sie ist deine Tochter? Wie konntest du nur..." Sie war mehr traurig über die Nachricht, als wütend. "Ich hatte immer gedacht dir vertrauen zu können...." Sie machte kehrt. "Meine Meinung stand sowieso von vornherein fest..." Das sie nicht wütend war, deutete Talon als sehr schlimmes Zeichen. Er würde sie verlieren und konnte jetzt gar nichts mehr dagegen tun. Dabei liebte er sie so sehr. „Halt, warte. Lass mich doch erklären!“, schrie er ihr nach, doch dann durchzuckte ihn plötzlich etwas, was ihn den Schrecken in die Knochen trieb. Etwas Mächtiges näherte sich dem Kristallpalast. Und da merkte Talon, dass das nicht alles war. Es kamen viele. Ein Angriff der freien Magier, geführt von einem unglaublich, starken Wilden. Die Ordensanführerin hielt kurz inne, aber nicht wegen Talon, sondern weil sie dasselbe spürte wie ihr Gefährte. "Was ist das?" flüsterte sie. Der ersten Überraschung folgte sogleich die Erkenntnis, dass er etwas unternehmen musste. Er sah Aura ernst an: „Wir klären das später, in Ordnung? Jetzt ist nicht der richtige Zeitpunkt.“ Dann rannte er an seiner Gefährtin vorbei in dem Wissen, dass sie ihm sicher folgen würde, denn jetzt brauchte der Orden seine beiden Anführer, egal was gerade zwischen ihnen vorgefallen war. Die Treppe, die nach unten führten, sprang der Schwarzbraue regelrecht herunter, so dass er aufpassen musste nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Sofort kamen ihm einige höhere Magier entgegen, die das Gleiche, wie er gespürt hatten und redeten aufgeregt auf ihn ein, bis er sie mit einem Knurren zum Verstummen brachte. „Wir werden sie nicht bis zum Palast vordringen lassen“, rief er ihnen laut zu. „Versammelt euch alle auf dem großen Platz, der der einzige Eingang zum Kristallpalast ist. Sagt jedem Magier, jedem Jäger und jedem, der kämpfen kann, bescheid was los und schickt sie dorthin.“ Alle stürmten los und taten was ihr Alphawolf ihnen befahl. Dieser blieb zurück und versuchte seine Gedanken irgendwie zu ordnen. So früh und unerwartet, hatte er mit dem Angriff der freien Magier nicht gerechnet, aber nun war es eben so weit. Er drehte sich um und eilte zum großen Platz. Auch Aura war geschockt. Der Angriff kam viel zu früh. Sie hastete ihrem Gefährten hinter her. Am großen Platz angekommen war sie ganz außer Atem. "Verdammt, das Ganze ging schneller als erwartet!" Talon nickte seiner Gefährtin zu. Wie Recht sie hatte. Dann kümmerte er sich darum die Magier und Jäger einzuteilen und ihnen Anweisungen zu geben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)