Magierblut von Runenwölfin ================================================================================ Kapitel 20: Kampf des letzten Widerstands ----------------------------------------- Außer Hörweite der anderen Wölfe setzten sich die beiden Anführer auf eine kleine Erhöhung, die ihre erhabene Stellung noch einmal betonen sollte. Stumm warteten die drei Rüden und drei Fähen bis Talon zu sprechen begann: „Nun, ich denke wir sind hier in einer verzwickten Situation. Die Angeklagte scheint nicht mit böswilliger Absicht gehandelt zu haben. Außerdem wäre es eine Schande eine so starke Heilerin zu töten. Deswegen bin ich zu dem Entschluss gekommen, dass ich ihr Leben verschonen möchte.“ Ein weißer Magier mit langem, grauem Nackenfell knurrte bei diesen Worten leise. „Was hast du vorzubringen, Vin?“, fragte der braunschwarze Anführer ihn ruhig. Vin machte ihm oft Probleme, was wohl daran lag, dass auch er damals ein Kandidat für den Alphawolfposten gewesen war, doch der hohe Rat sich dann trotzdem für Talon entschieden hatte. Der weiße Wolf war außergewöhnlich stark in seiner Magie, aber mit dem Braunschwarzen konnte er es nicht aufnehmen. „Jedem Abtrünnigen sollte es gleich ergehen. Sie muss sterben, sonst könnten andere denken, sie dürfen es ihr nachmachen“, erwiderte der Weiße auffordernd. Aura sah nachdenklich drein: „Ich finde wir sollten abstimmen, was die Mehrheit denkt. Ist damit jeder einverstanden?" Ein mulmiges Gefühl überkam Talon. Wenn die Mehrheit dafür stimmte, dass Lexie sterben sollte, dann musste er von seinem Recht als Anführer Gebrauch machen, um das zu verhindern. Das hatte er bis jetzt noch nie getan und er befürchtete, dass es verdächtig wäre. Aura würde wissen wollen weshalb er das tat und es war schon schwer genug sie die ganze Zeit anlügen. Trotzdem nickte er seiner Gefährtin zu: „Einverstanden.“ Er fragte durch die Reihen, was für eine Meinung die anderen hatten. Eine Fähe und ein Rüde schlossen sich Vin an, der Rest gab Talon Recht. „Nun, es steht drei gegen drei. Aura, was hältst du für richtig?“ Sein Herz schlug bei diesen Worten schneller. Aura könnte nun über das Schicksal seiner Tochter entscheiden und er befürchtete, dass sie den Gesetzen es Ordens zu verpflichtet war, als das sie bei der jungen Wölfin eine Ausnahme machen würde. Die Fähe sah in die Menge, dann sprach sie: "Es steht hier nun unentschieden, laut dem Gesetz wäre die Wölfin zum Tode verurteilt, doch dies ist kein normaler Fall. Zum einem ist sie eine durchaus fähige Heilerin und wir alle wissen, dass es an denen mangelt. Und auch wenn wir es nicht wahrhaben wollen, es gibt tatsächlich Unruhen unter den Wilden. Sie weiß mehr als wir. Ich schlage deshalb vor, dass wir die Verkündung des Urteils um eine Woche verschieben. So haben wir Zeit uns noch einmal genauer darüber zu unterhalten." „Gut“, erwiderte der Anführer, auch wenn es bitter für ihn war. Seine Tochter würde eine Woche länger leiden müssen, aber das verschaffte ihr auch Zeit, um die Ordensmitglieder überzeugen, dass sie auf der richtigen Seite stand. „Verkünden wir es gleich“, meinte der Schwarzbraune und erhob sich. Die Anderen folgten ihm ohne ein Wort. Artus fühlte wie sein Herz immer stärker klopfte, je näher er dem Orden kam. Tief in seinem Herzen war die Hoffnung noch nicht gestorben, dass Lexie noch lebte. Seine Gedanken schweiften ab. Jetzt waren sie kurz vor den Grenzen zu Runas Revier. Erinnerungen kamen wieder hoch in ihm. Ach, wäre er damals nur nicht hier geblieben. Er wurde traurig. Was geschehen war, war geschehen und so wartete er auf die Befehle. Ein Blitz erhellte gerade den Himmel als der dunkle Wolf stoppte und zu seinen Anhängern sah. Er nickte seinem Sohn zu und dieser trennte sich mit einer Gruppe ab, die von der anderen Seite aus das Grenzrudel umzingeln sollte. „Nun, Artus“, erhob der finstere Anführer die Stimme. „Du kennst dieses Revier am besten. Zeig uns einen Weg zu dem Platz, auf dem sich die meisten Rudelmitglieder aufhalten.“ "Jawohl." Der schwarze Rüde führte sie auf einem Pfad entlang. Er wusste, dass er Runa nun verraten würde, doch er wusste auch, dass dieser Pfad stets bewacht wurde und dass immer einer von den Späher Wache hielt. Wenn er sie bald genug sehen würde, so konnte er die Rudelführerin noch rechtzeitig vor dem Angriff warnen, auch wenn eine Flucht aufgrund des Zeitmangels nicht für alle möglich sein würde. Runas Ohren zuckten, als sie den lauten Donner vernahm, der ankündigte, dass ein Gewitter nicht mehr weit weg war. Es begann schon langsam zu regnen und die gelbe Wölfin beschloss aufzustehen und sich an den Höhlenausgang zu setzen, um den Regen etwas zu lauschen. Sie hatte ein wenig geschlafen. In letzter Zeit fiel ihr das sehr schwer, weil sie die ganze Situation der freien Magier immer unruhiger machte. Plötzlich sah die Gelbe auf, als einer ihrer Späher mit vor Schreck aufgerissen Augen auf sie zu rannte. „Was ist passiert?“, rief sie ihm zu und kam ihm entgegen. Der immer stärker werdenden Regen prasselte ihr genau ins Gesicht, doch sie versuchte das zu ignorieren. „Sie kommen!“, meinte der Wolf verstört. „Der… der dunkle Wolf und eine Menge seiner Anhänger. Und… Artus ist bei ihnen. Er führt sie genau hierher!“ „Oh nein“, meinte die Gelbe überrumpelt. „Sammle alle alten und jungen Wölfe zusammen und versuche mit ihnen zu fliehen. Die Krieger schickst du zu mir. Sie finden mich beim dunklen Wolf.“ „Du willst doch nicht allein dorthin, Anführerin?“ „Keine Sorge, mir wird nichts passieren. Los, tu was ich gesagt habe. Beeil dich!“ Der Späher stürmte los und Runa drehte sich in die Richtung, aus der der dunkle Wolf kommen würde. Tausend Gedanken schossen der Wölfin durch den Kopf. Sie musste ihn aufhalten, egal wie. Vielleicht würde er die Krieger und sie bekommen, aber Welpen und schwächere Wölfe musste vor diesem Monster geschützt werden. Entschlossen lief sie los - der dunklen Bedrohung entgegen. Artus führte die Truppe so langsam es ging voran. Er wusste, es durfte auf keinen Fall auffallen, dass er Zeit schinden wollte. Aber er entschuldigte sich damit, dass äußerste Vorsicht geboten war, damit die Grenzwölfe nichts merkten, doch er hoffte inständig, dass sie bereits gewarnt waren. Allerdings endete irgendwann auch der längste Pfad und sie standen kurz vor dem Hauptquartier. Die gelbe Wölfin brauchte nicht weit zu laufen, da konnte sie die Gruppe des dunklen Rudels schon vor sich sehen. Ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken. Es waren so furchtbar viele und alles stark, muskelbepackte Wölfe. Ihre Krieger würden keine Chance haben. Gegen Jäger konnten sie bestehen, weil diese keine Magie beherrschten, aber das hier waren freie Magier und man konnte die Macht, die von ihnen ausging, regelrecht spüren. Trotzdem ging Runa auf sie zu und stellte sich ihnen in den Weg. „Was wollt ihr in meinem Revier? Ihr habt keine Recht hier zu sein“, sagte sie mit beherrschter Stimme. Der schwarze Wolf sah überlegen zu der Rudelführerin. Er lachte, dann antwortete er: "Runa, es ist Zeit für dich, dass du endlich das Feld räumst. Du und dein Rudel seid die einzigen, die sich mir noch widersetzen!" Er brummte böse und seine Augen funkelten. "Doch ich bin nicht so. Ich gebe dir die Chance es freiwillig zu machen, somit rettest du zumindest ein paar Leben." „Und du glaubt ich lasse zu, dass du dir mein Rudel unter die Kralle reißt und sie in den Krieg gehen den Ordens schickst – in ihren sicheren Tod?“, knurrte die Gelbe. „Außerdem wirst du die schwachen und älteren Wölfe gnadenlos umbringen, das weiß ich und kann es nicht dulden.“ Sie wusste genau, dass ihr Rudel sich dieser Übermacht nicht in den Weg stellen konnte, aber möglicherweise konnten die Schwächeren fliehen, so dass es kaum Verluste geben würde. Dann sah sie zu Artus: „Und du, du verdammter Verräter. So dankst du es mir also, dass ich dich in meinem Rudel aufgenommen habe? Es war mein Rudel, das Lexie und dich vor den Jäger beschützt hat. Ohne uns wärt ihr längst tot. Schäm dich. Du bist eine Schande. Ein Wolf ohne Ehre.“ "Das war alles allein der Wunsch meiner Gefährtin. Ich wäre nie hier geblieben und wie du siehst wäre es auch besser gewesen! So würden wenigstens meine Kinder noch leben!", erwiderte der Schwarze. Da begann der dunkle Wolf zu sprechen: "Ha, wenn du glaubst, dass Artus an deiner Lage Schuld ist, dann hast du dich sowieso getäuscht! Dein Rudel ist das einzige, was sich mir noch in den Weg stellt, ich hätte euch so und anders gefunden! Aber Schluss mit dem Gerede! Ich habe noch Wichtigeres vor!" Er befahl seinen Leuten den Angriff. Runa kniff wütend über Artus’ Worte die Augen zusammen. Sie hatte ihn vor den Jägern gerettet, doch das schien er nicht mehr zu erkennen. Der dunkle Wolf hatte anscheinend schon seinen Verstand vernebelt oder ihn irgendwie in der Hand. Antworten konnte sie beiden nicht mehr, da griffen schon die Wölfe des dunklen Rudels an. Einer erwischte sie an der Schulter und riss sie um. Mit einem schmerzvollen Winseln fiel sie den Staub und versuchte nicht einmal sich aufzurappeln, sondern setzte gleich ihre Magie ein. Ein riesiger Blitz schlug auf ihren Angreifer ein und erwischte auch noch einen Wolf neben ihm. Zuckend krachten sie zur Seite und blieben reglos liegen. Die anderen Rüden in der vordersten Reihe wichen vor Erstauen etwas zurück. Keuchend kam die Gelbe auf die Beine, auch wenn ihr Blut über die Schulter tropfte: „Ihr Feiglinge greift jemanden an, der ganz alleine ist? Wie tief seid ihr eigentlich gesunken?“ Doch auf einmal tauchten die Krieger aus ihrem Rudel auf und stellten sich hinter ihre Anführerin. Diese nickte dem obersten Befehlshaber zu, der genau wusste, dass es nur darum ging Zeit zu schinden. „Angriff!“, bellte sie laut und die Krieger rannten los. Es herrschte plötzlich ein unüberschaubares Chaos und Runa versuchte nur den dunklen Wolf zu finden, um ihn zu erledigen, auch wenn sie wusste, dass dies fast unmöglich war. Der dunkle Wolf schlich sich durch das Gedränge. Er hatte nicht vor zu kämpfen, er wollte nur eine: Runa. Plötzlich ahnte er etwas. Er spürte wie ihn jemand verfolgte und er wusste auch wer dieser jemand war... Runa. Er konnte fühlen, dass sie ihn angreifen wollte und war gefasst drauf. Sie war zwar eine sehr talentierte Magierin und er hätte sie gerne in seinen Reihen gehabt, aber sie konnte ihm durchaus gefährlich werden, doch nicht in diesem Moment. Plötzlich griff die Gelbe an und der dunkle Wolf zögerte nicht eine Gegenattacke zu starten. Mit einem gewaltigen Feuerzauber konterte er ihren Angriff. Artus sah das Ganze mit an und er bedauerte es sehr, doch es war zu spät. Er gehörte nun dem dunklen Wolf, bis an sein Ende. Runa hatte sich für einen Blitzangriff entschieden, doch dieser verpuffte durch dem mächtigen Feuerzauber des dunklen Wolfes einfach und eine Feuerwand raste auf sie zu. Im letzten Moment konnte sie sich mit einem leichtem Schild schützen, doch der Schutz hielt nicht lange und das Feuer kokelte ihr Fell an. Die unerträgliche Hitze riss sie mit und sie landete heute zum zweiten Mal auf der Erde. Zitternd stand sie wieder auf, auch wenn sie sich kaum auf den Beinen halten konnte, sie musste ihren Gegner noch ein wenig ablenken. „Das war schon alles?“, fragte sie keuchend. Der dunkle Wolf kam zu ihr und sah sie abwertend an: "Das liegt an dir, entweder du ergibst dich mir und dienst meinem Rudel oder ich setze deinem kläglichem Leben ein Ende!" Er grinste sie an und wartete auf Antwort. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)